Auszeichnung 2007
Senatsantrag vom 27. März 2007 (Drs. 18/6013), Bürgerschaftsbeschluss vom 7. Juni 2007, Verleihung am 7. Juni 2007.
Begründung von 2007
Für herausragende Verdienste, die ihn zu einem „Kulturbotschafter Hamburgs und darüber hinaus der Bundesrepublik Deutschland“ werden ließen.
Hintergrund
John Neumeier ist ein international renommierter Ballett-Choreograf und -Intendant. Er baute das Hamburg Ballett zu einem der weltbesten Ensembles auf, schuf zahlreiche im In- und Ausland prämierte Choreografien und etablierte in der Hansestadt mit dem Ballettzentrum eine wegweisende Ausbildungsstätte für den künstlerischen Nachwuchs.
Neumeier kam 1942 als Sohn eines Schiffskapitäns in Milwaukee im US-Staat Wisconsin auf die Welt. Eine Biografie über die polnische Ballettlegende Vaslaw Nijinsky, die er in der dortigen Stadtbibliothek fand, weckte nach eigener Aussage sein Interesse für den Tanz. Neumeier beschäftigt sich seither mit dem Leben und Wirken des „Seelenverwandten“ Nijinskys, was das eigene künstlerische Schaffen mit prägte. Neumeier widmete ihm inzwischen unter anderem drei Ballette („Vaslaw“, 1979; „Nijinsky“, 2000; „Le Pavillon d’Armide“, 2009).
Bereits in seiner Heimatstadt erhielt Neumeier den ersten Ballettunterricht. Anschließend erweiterte er seine Fähigkeiten und Kenntnisse in Kopenhagen und an der Royal Ballet School in London. Er kehrte nach Milwaukee zurück, wo er an der Marquette University in den Fächern Englische Literatur und Theaterwissenschaft den akademischen Grad eines Bachelor of Arts erwarb. In London durch sein außergewöhnliches Talent aufgefallen, engagierte ihn 1963 das unter der Leitung von John Cranko, einem „Vater des deutschen Ballettwunders“, stehende Stuttgart Ballett. Dort tanzte Neumeier später auch als Solist und schuf seine ersten Choreografien. Von 1969 bis 1973 wirkte Neumeier als Ballettdirektor in Frankfurt am Main. Er erregte rasch Aufsehen durch Neuinterpretationen bekannter Handlungsballette wie „Der Nussknacker“, „Romeo und Julia“ und „Daphnis und Cloë“.
Nach Hamburg, das bereits 1969 Interesse an einer Verpflichtung Neumeiers gezeigt hatte, holte ihn dann 1973 der neue Intendant der Hamburgischen Staatsoper, August Everding. Unter Neumeiers Leitung avancierte das Hamburg Ballett schnell zu einer der führenden deutschen Ballettkompanien und erhielt internationale Anerkennung. Er gründete die Reihe der Ballett-Werkstatt, die ebenso wie mehrere seiner Ballette verfilmt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Nach dem Vorbild des Stuttgart Ballett gründete Neumeier 1978 die Ballettschule des Hamburg Ballett, das er seither als deren Direktor auch leitet. Die Schule ist seit 1989 in das damals neu eröffnete „Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier“ in Hamburg-Hamm integriert. Dort werden Jugendliche für den Bühnentanz ausgebildet. Seit 1996 ist Neumeier als Ballettintendant an der Hamburgischen Staatsoper tätig, dazu in zahlreichen Gastchoreografien unter anderem in europäischen Metropolen sowie wiederholt in New York, San Francisco und Tokyo. Im April 2005 eröffnete das neue Opernhaus in Kopenhagen mit der Uraufführung von Neumeiers „Die kleine Meerjungfrau“, einer Hommage an den dänischen Dichter Hans Christian Andersen zu dessen 200. Geburtstag.
Neumeiers Werke, die überwiegend auf das abendfüllende Ballett ausgerichtet sind und sich neuen, zeitgenössischen Formen sowie eigenen Erzählstrukturen verpflichtet sehen, sind längst stilbildend geworden (siehe http://www.hamburgballett.de/d/neumeier.htm). Er erhielt für sein künstlerisches Wirken zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, unter anderem ernannte ihn der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg 1987 zum Professor.
Seit 2006 macht die von ihm gegründete „Stiftung John Neumeier“ sein künstlerisches Lebenswerk für die Öffentlichkeit zugänglich und sichert es für die Forschung. Darüber hinaus engagiert sich Neumeier für soziale Projekte wie das „Hamburg Leuchtfeuer“, das schwerkranke und sterbende Menschen betreut, und ist Mitglied im Kuratorium des Universitären Herzzentrum Hamburg. In der künstlerischen und Theatergeschichte Hamburgs hat sich Neumeier einen einzigartigen Platz erarbeitet und Hamburg zu einem weltbekannten Standort für Ballettkunst gemacht. Seine Auszeichnung mit dem hamburgischen Ehrenbürgerrecht fand einstimmige Zustimmung.