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Auszeichnung 1960

Max Julius Friedrich Brauer (1887-1973)

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Auszeichnung 1960

Senatsantrag vom 6. Dezember 1960 (SVorl. 251), Bürgerschaftsbeschluss vom 20. Dezember 1960, Verleihung am 20. Dezember 1960.

Begründung von 1960

„Verdienste um das Gemeinwohl“.

Hintergrund

Max Brauer war langjähriger Bürgermeister Altonas und Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Sozialdemokrat gilt als einer der bedeutendsten hamburgischen Politiker im 20. Jahrhundert.

Der 1887 im heutigen Hamburger Stadtteil Ottensen geborene Brauer war das achte von 13 Kindern einer Glasbläserfamilie. Mit 14 Jahren schloss Brauer die Volksschule ab und erlernte ebenfalls das Glasbläser-Handwerk. Seine Familie zog während seiner Lehrzeit nach Westerhüsen bei Magdeburg, später nach Damgarten. Nach dem Abschluss der Lehre trat Brauer 1904 in die Glasbläser-Gewerkschaft ein. Im darauffolgenden Jahr gründete Brauer eine Damgartener Ortsgruppe der SPD. Er trat als lokaler Streikführer hervor und kam auf die „Schwarze Liste“ der Glasfabrikanten, so dass er sich mehrere Jahre als Bau- und Fabrikarbeiter seinen Lebensunterhalt verdienen musste. Als Funktionär in der Gewerkschaft und der SPD blieb er politisch aktiv.

Zurück in seinem Heimatort, fand er eine Anstellung im genossenschaftlichen Bereich und wurde 1911 in den Vorstand der Ottensener SPD gewählt. Sein Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg endete 1915 mit einer Verwundung. Als Altonaer Stadtverordneter ab 1916 sammelte er erstmals parlamentarische Erfahrungen. Im Zuge der Novemberrevolution 1918 rückte Brauer zusammen mit drei anderen Sozialdemokraten in den Magistrat der Stadt Altona ein, ab 1919 fungierte er dort als Stellvertreter des Oberbürgermeisters. 1924 wurde er dann zum Oberbürgermeister Altonas gewählt. Parallel war er in überregionalen Gremien der Provinz Preußen aktiv. In den Folgejahren prägte Brauer die Entwicklung Altonas maßgeblich mit. Unter anderem betrieb er die Angliederung umliegender Gemeinden zu einem Groß-Altona, baute das Verkehrsnetz aus und setzte städtebauliche Akzente. Er bewährte sich in Krisensituationen, betrieb aber auch eine riskante Verschuldungspolitik Altonas.

Als exponierter Sozialdemokrat geriet Brauer nach der nationalsozialistischen Machtübernahme sofort ins Visier des Regimes. In der Folge inszenierter Korruptionsvorwürfe drohte ihm die Verhaftung. Er floh im Frühjahr 1933 via Österreich und Schweiz nach Paris. Eine schwierige Zeit im Exil für den bald ausgebürgerten und damit staatenlosen Brauer begann. Nach knapp einjähriger Beratungstätigkeit in China und zwischenzeitlicher Inhaftierung in Frankreich gelang es ihm schließlich, in die USA zu emigrieren. Dort brandmarkte er unter anderem den Antisemitismus als tragende Säule der NS-Ideologie. 1943 nahm Brauer die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an, blieb aber in der politischen Arbeit gegen das NS-Regime aktiv, wobei er gleichzeitig einen antikommunistischen Kurs verfolgte.

Nach Kriegsende reiste Brauer nach Deutschland und besuchte dabei auch Hamburg, wo er als Hoffnungsträger jubelnd empfangen wurde und sich nach der Wiedereinbürgerung in die politische Arbeit einbinden ließ. Ab 1946 tat sich der erfahrene Kommunalpolitiker Brauer als Erster Bürgermeister beim Wiederaufbau der Freien und Hansestadt Hamburg hervor. 1953 durch das erste konstruktive Misstrauensvotum in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aus dem Amt gewählt, widmete sich Brauer in der Folgezeit stärker nationalen und internationalen Fragen. 1957 wurde er erneut Erster Bürgermeister Hamburgs. In dieser Zeit setzte sich Brauer an die Spitze der bundesweiten Protestbewegung gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Sein patriarchal-autoritärer Führungsstil geriet jedoch zunehmend in die Kritik. Ende 1960 übergab er verabredungsgemäß das Bürgermeisteramt an Paul Nevermann. Danach war er noch bis 1965 Mitglied des Deutschen Bundestages, ohne aber nachhaltige politische Akzente setzen zu können. Brauer starb 1973 in Hamburg.

Für seine Verdienste erhielt Brauer zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen. Preise, eine Schule, eine Straße und weitere Einrichtungen in Hamburg sind nach ihm benannt. Zeitgleich mit dem Ehrenbürgerrecht bekam er 1960 von der Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde verliehen. Vor allem als entschlossener „Macher“ in existenziellen Krisenzeiten ist Brauer im Gedächtnis der Stadt fest verankert.