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Auszeichnung 2001

Dr. h.c. Siegfried Lenz (1926-2014)

dpa/Maurizio Gambarini

Auszeichnung 2001

Senatsantrag vom 30. Januar 2001 (Drs. 16/5520), Bürgerschaftsbeschluss vom 14. Februar 2001, Verleihung am 14. Februar 2001.

Begründung von 2001

"Hat mit seinem literarischen Werk zur Erneuerung und Anerkennung Deutschlands im Geiste des Humanismus beigetragen".

Hintergrund

Siegfried Lenz war ein deutscher Schriftsteller. Er zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Autoren der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur mit breiter internationaler Rezeption.

Lenz wurde 1926 im ostpreußischen Lyck als Sohn eines Zollbeamten geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters und dem Wegzug von Mutter und Schwester wuchs Lenz bei seiner Großmutter auf. Nach dem Notabitur 1943 leistete er bei der Marine Kriegsdienst. Später wurde bekannt, dass er ab 1944 als NSDAP-Mitglied geführte wurde, wovon er aber nach eigener Aussage nichts wusste. Kurz vor Kriegsende desertierte Lenz und geriet in Schleswig-Holstein in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung studierte er an der Universität Hamburg Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft. Ohne das Studium abzuschließen, wechselte er als Volontär zur Tageszeitung Die Welt, wo er 1950/51 als Redakteur tätig war.

1951 veröffentlichte Lenz seinen ersten Roman mit dem Titel „Es waren Habichte in der Luft“ im Hamburger Hoffman und Campe-Verlag, dem er bis zu seinem Tod treu blieb. Das erste Honorar nutzte er zur Finanzierung einer Reise nach Kenia. Die dort gemachten Erfahrungen verarbeitete er später in Erzählungen. Lenz trat in dieser Zeit der progressiven Schriftsteller-„Gruppe 47“ bei, die damals gerade auf dem Weg zu einer der einflussreichsten Initiativen im bundesdeutschen Kulturbetrieb war. Ferner gehörte er der Hamburger Dependance der in Paris ansässigen Kulturorganisation „Kongress für kulturelle Freiheit“ an. Dies war eine bis 1969 bestehende Sammlung linksliberaler Intellektueller, die sich gegen totalitäre Herrschaftsformen wandte und ihre Mitglieder teilweise finanziell unterstützte. Nach 1951 lebte Lenz als freier Schriftsteller in Hamburg. 1967 trat er der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland bei. Ab 2003 wirkte er als Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zudem war er Ehrenmitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Typisch für seine Werke war die Verknüpfung menschlicher Schicksale und aktueller gesellschaftlicher Fragen. Wiederholt widmete er sich der Zeit des Nationalsozialismus. Sein 1968 erschienener Roman „Deutschstunde“ beleuchtete die Verquickung von Schuld und Pflichterfüllung kritisch. Viele sahen darin eine gelungene künstlerische Auseinandersetzung mit einem pervertierten Pflicht-Begriff. Der Roman wurde später verfilmt und brachte Lenz auch den internationalen Durchbruch. Insgesamt verfasste er 14 Romane und über 100 Erzählungen sowie zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele, Essays, Reden und Rezensionen. Er war ein herausragender Vertreter des Genres Kurzgeschichten, die er im deutschsprachigen Raum zu etablieren half.

Parallel engagierte sich Lenz wiederholt politisch. Er unterstützte unter anderem die SPD und die Ostpolitik Willy Brandts. In Anerkennung seines Engagements durfte er als deutsches Delegationsmitglied der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrages 1970 in Warschau beiwohnen. Wenige Monate vor seinem Tod am 7. Oktober 2014 in Hamburg gründete Lenz eine gemeinnützige Stiftung, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung seines Werkes widmen und einen nach ihm benannten Preis an international anerkannte Autoren vergeben soll, „deren schöpferisches Wirken dem Geist von Siegfried Lenz nahe ist“. Lenz erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Preise und andere Auszeichnungen. Bereits 1976 ehrte ihn die Universität Hamburg mit der Ehrendoktorwürde. Die Verleihung des hamburgischen Ehrenbürgerrechts stieß auf große allgemeine Zustimmung.

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