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19. Mai 2022

Senatsempfang aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der SAGA

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrter Herr Dr. Krebs,
sehr geehrter Herr Gedaschko,
sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, [Schmidt]
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zum Senatsempfang aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der SAGA.

Sie ist ein Unternehmen, dessen Namen in Hamburg jeder kennt, und das für unsere Stadt von größter Bedeutung ist
Wie viele weitere Hamburger Institutionen, die unsere Stadt prägen, wurde die SAGA in der Umbruchzeit nach dem Ersten Weltkrieg gegründet.
In ganz Deutschland litten die Menschen an Hunger und Verzweiflung. Nach den Schrecken des Krieges war die Versorgung der Bevölkerung schlecht. An der Spanischen Grippe starben damals Tausende auch deshalb, weil sie durch Unterernährung und ein schweres Leben geschwächt waren.

Trotz dieser Lage herrschte in Hamburg Aufbruchstimmung. Die Menschen wollten Demokratie, Bildung, Mitbestimmung, Teilhabe und gesellschaftlichen Fortschritt. Mit anderen Worten: Sie wollten keinen Kaiser mehr und keinen Krieg, sie wollten ein besseres Leben.
Deshalb wurden in Hamburg vor hundert Jahren nicht nur demokratische Rechte eingeführt, sondern zugleich eine Universität gegründet, die Hamburger Volkshochschule, die ersten städtischen Kindertagesstätten, öffentliche Bücherhallen, die Volksbühne und vieles mehr.

Es ging voran, aber der Alltag vieler Menschen wurde immer noch von Armut bestimmt, und eines der größten Probleme war die Wohnungsnot.
Wie in vielen anderen Städten konnte das Wohnungsangebot in Hamburg nicht mit dem Bevölkerungswachstum im Zuge der Industrialisierung mithalten.
Wer wenig verdiente, musste oft in kleinen, baufälligen Wohnungen und schlimmen hygienischen Zuständen leben.

Max Brauer, der Zweite Oberbürgermeister des damals noch selbstständigen Altona, erkannte das Ausmaß des Elends und wollte die Wohnverhältnisse der Menschen nachhaltig verbessern. Er verstand Wohnungsbau als wesentlichen Teil der Daseinsvorsorge – und somit als gesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein dem Markt überlassen werden könne.

Auf Max Brauers Initiative hin wurde am 29. Dezember 1922 die Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona gegründet, mit dem einfachen, aber klaren Ziel, gute und bezahlbare Wohnungen bereitzustellen.
Am Anfang stand die Übernahme von 760 Wohnungen in der Bahrenfelder Steenkamp-Siedlung, die bis heute ein sehr beliebtes Wohnviertel ist.

In den 1920er Jahren baute die SAGA das „Neue Altona“, mit Hunderten neuen Wohnungen, die nicht nur ein Dach über dem Kopf boten, sondern endlich auch Licht, Luft und Sonne.  
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem rund 300.000 Wohnungen zerstört wurden, spielte die SAGA eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der Stadt.
Bis 1969 stellte sie 20.000 Neubau-Wohnungen fertig, inzwischen auch außerhalb von Altona.

Dazu zählen kleine Reihenhäuser, die typisch quer zur Straße stehenden, mehrgeschossigen Zeilenbauten der Nachkriegszeit, und zum Beispiel die Grindelhochhäuser. Deutschlands erste Hochhaussiedlung war in den 50er Jahren ein Musterbeispiel für den modernen sozialen Wohnungsbau, mit der die SAGA auch architektonisch neue Maßstäbe gesetzt hat.

Im Rahmen der Hamburger Aufbaupläne entwickelte die SAGA Großwohnsiedlungen wie am Osdorfer Born, die dem städtebaulichen Leitbild der 60er und 70er Jahre folgten. Heute gehören sie zu den Gebieten, in denen sich die SAGA neben der Verwaltung ihrer Wohnungsbestände auch sehr aktiv im Quartiers-Management engagiert.

Nach Fusionen mit anderen Wohnungsbaugesellschaften in den siebziger Jahren, der Übernahme der Wohnungsbestände der „Neuen Heimat“ durch die GWG 1988 und deren späterer Zusammenführung mit der SAGA ist sie heute das größte kommunale Wohnungsunternehmen in Deutschland.

Die SAGA ist in allen Hamburger Bezirken präsent, engagiert sich bei der Entwicklung von neuen Quartieren und ist eine wichtig Partnerin im „Bündnis für das Wohnen“.
Etwa jede siebte Wohnung, die im vergangenen Jahr in unserer Stadt gebaut wurde, ist eine städtische Wohnung.
Mit mehr als 130.000 Wohnungen ist die SAGA die größte Vermieterin unserer Stadt. Jeder sechste Hamburger und jede sechste Hamburgerin wohnen bei der SAGA, zu Mietpreisen weit unterhalb des Hamburger Durchschnitts.
Die SAGA steht damit für eine Wohnungspolitik, die heute wie vor 100 Jahren das Ziel hat, dass sich alle Menschen das Leben und Wohnen in Hamburg leisten können.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Max Brauer hat den Auftrag der SAGA und ihre gesellschaftliche Bedeutung einmal wie folgt zusammengefasst:
„Das langlebige Wirtschaftsgut Wohnung zu pflegen und gerecht zu verteilen ist eine große soziale Aufgabe.“

Die SAGA widmet sich dieser Aufgabe seit 100 Jahren mit großem Einsatz.
Sie ist ein modernes und leistungsfähiges Unternehmen, das mit der Zeit geht.
Sie baut heute klimafreundlich und energieeffizient, beteiligt sich an der Unterbringung von Flüchtlingen und setzt sich aktiv für ein gutes Zusammenleben in den Quartieren ein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Hamburg und die SAGA gehören zusammen. Das städtische Unternehmen ist ein starker Akteur auf dem Wohnungsmarkt. Es sorgt für guten und bezahlbaren Wohnraum und engagiert sich für das Gemeinwohl in Hamburg, so wie es Max Brauer vor 100 Jahren gewollt hat.

Im Namen des Senats gratuliere ich der SAGA, ihren Tochterunternehmen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich zum 100. Jubiläum.
Ich danke Ihnen für Ihre engagierte Arbeit und wünsche Ihnen heute einen schönen Abend hier im Rathaus.