Seit 100 Jahren ist es Tradition, hier an der Grabstätte Blutbuche der Hamburger Polizeibeamten zu gedenken, die in ihrem Dienst für das Gemeinwohl das Leben verloren haben.
Ehepartner, Eltern und Kinder, Freunde und Angehörige, Kolleginnen und Kollegen haben hier einen Ort der Erinnerung und des ehrenden Andenkens.
Das „Revier Blutbuche“, das damals nach einem Baum in der Mitte dieser Anlage benannt wurde, ist das älteste seiner Art in Deutschland.
Erstmals fanden hier im Jahr 1923 Hamburger Polizisten ihre letzte Ruhe, die während eines gewalttätigen politischen Aufstandes getötet worden.
Bis heute haben im „Revier Blutbuche“ 66 Polizisten ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Zuletzt wurde hier im März 2020 Polizeihauptkommissar Klaus-Ulrich Hütter beerdigt.
Er war bei der Festnahme eines gesuchten Straftäters schwer verletzt worden und verstarb wenige Tage später im Krankenhaus.
Zu seinen Ehren wurde in der Hauptkirche St. Michaelis eine Trauerfeier abgehalten.
Rund 10.000 Polizistinnen und Polizisten sind in Hamburg für die Sicherheit und Ordnung in unserer Stadt im Einsatz. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.
Wir sind dankbar, dass dabei seit 2020 niemand mehr ums Leben gekommen ist.
Doch das Risiko, im Dienst verletzt oder getötet zu werden, begleitet Polizistinnen und Polizisten bei jedem Einsatz.
Sie nehmen täglich Gefahren auf sich, um Kriminalität zu bekämpfen, Bürgerinnen und Bürger zu schützen und in Notsituationen schnelle Hilfe zu leisten.
Eine gute Ausbildung, eine moderne Ausrüstung und ein professionelles Vorgehen können die Risiken verringern, aber die Gefahr für Leib und Leben nicht vollständig beseitigen.
Die Statistik verzeichnet für das vergangene Jahr über 2.000 Polizeivollzugskräfte, die während eines Einsatzes verbal oder körperlich angegriffen wurden.
Jeden Tag erleben die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst solche Übergriffe.
Erst vor kurzem wurden während eines Fußballspiels 17 Polizistinnen und Polizisten zum Teil schwer verletzt.
Auch Rettungskräfte sind beschimpft und mit Gegenständen beworfen worden.
Solche Vorfälle sind empörend. Politik und Gesellschaft dürfen nicht hinnehmen, dass diejenigen, die sich für unsere Sicherheit und die öffentliche Ordnung einsetzen, diskreditiert, gefährdet und verletzt werden.
Sicherheit, Ordnung und Rechtsstaatlichkeit sind ein hohes Gut. Sie sind das Fundament eines friedlichen Zusammenlebens und einer starken, wehrhaften Demokratie.
Die Arbeit der Polizei verdient Respekt und Anerkennung.
Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt vertrauen ihrer Hamburger Polizei.
Sie sind dankbar für ihre Wachsamkeit, ihre Präsenz und ihr schnelles, professionelles Eingreifen, wenn es erforderlich ist.
In vielen alltäglichen Situationen und bei großen, dramatischen Einsätzen wie zuletzt bei der Geiselnahme am Flughafen Hamburg, oder im Frühjahr bei der Amoktat in Hamburg-Alsterdorf, als die „Unterstützungseinheit für erschwerte Einsatzlagen“ innerhalb weniger Minuten vor Ort war und mit einem beherzten Vorgehen noch größeres Unheil verhindern hat.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sehen daran, wie mutig Polizistinnen und Polizisten in Situationen größter Not dazu bereit sind, mit großem persönlichen Einsatz vorzugehen und dabei auch Gefahren für das eigene Leben und die eigene Gesundheit in Kauf zu nehmen.
Das ist eine sehr ehrenvolle Haltung, der wir mit der heutigen Kranzniederlegung Dank, Anerkennung und Respekt erweisen.
Wie vor 100 Jahren, gedenken wir heute an der Grabstätte Blutbuche der Polizisten, die in ihrem Dienst für das Gemeinwohl ums Leben gekommen sind.
Die Inschrift auf dem Gedenkstein vor uns lautet:
„Den für Recht und Freiheit im Dienste des Volkes gefallenen Beamten der Ordnungspolizei – Das dankbare Hamburg.“
Anlässlich des Volkstrauertages gedenken wir heute auch der Opfer von Krieg und Gewalt, in der Ukraine, im Nahen Osten und vielen anderen Ländern der Welt.
Ich bitte Sie um einen Moment der Stille.
Vielen Dank.