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14. Januar 2025

Senatsempfang zum 125-jährigen Jubiläum des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

Senatskanzlei

Sehr geehrter Herr Breitner, 
Herr Gedaschko, 
Herr Dr. Wege, 
Vizepräsidentin der Bürgerschaft,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen. 

Wir würdigen damit das Engagement des VNW für bezahlbares Wohnen in Norddeutschland und sagen: Herzlichen Dank.

„Leistbares Wohnen“ – wie es der Bürgermeister von Wien formuliert, ist in großen, wirtschaftsstarken, attraktiven Metropolen keine Selbstverständlichkeit. 

Da ist es gut, wenn es „Vermieterinnen und Vermieter mit Werten“ gibt, die guten Wohnraum schaffen und dabei auch an Personen und Familien mit geringem Einkommen denken.

Dazu gehören seit 125 Jahren die Mitglieder des VNW.

Die Gründungszeit des Verbands fällt in die Zeit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts, in der die Einwohnerzahl und damit die Wohnungsnot in den großen Städten stark anstieg.

„Labyrinthe von Häusern, Buden, Schmutz und Elend“ – so beschreibt der Notar Heinrich Asher das Hamburger Gängeviertel im Jahr 1865.

Eine Ausnahme war das nicht. Ein Großteil der Hamburger Bevölkerung lebte damals in engen, dunklen und hygienisch schlechten Wohnverhältnissen. 

Als Antwort auf das Problem gründeten sich Baugenossenschaften – in Hamburg und ganz Norddeutschland unter dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark.“ 

Eine der ältesten ist die Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft, gegründet 1875 in Hamburg.

Auch in Schleswig-Holstein entstanden zahlreiche Baugenossenschaften, die sich am 2. November 1900 in Ellerbek bei Kiel zum Verband Schleswig-Holsteinischer Baugenossenschaften zusammenschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.

Das war die Geburtsstunde des VNW, der heute – wie viele gute Einrichtungen – seinen Sitz in Hamburg hat. 

Nach dem Ersten Weltkrieg bekam die Idee des kommunalen und sozialen Wohnungsbaus erneut Rückenwind. 

In der Reichsverfassung von 1919 wurde erstmals das Recht auf Wohnen verankert und die Bekämpfung der Wohnungsnot zur öffentlichen Aufgabe erklärt.

Die Gründung der SAGA 1922 im damals noch eigenständigen Altona fällt ebenfalls in diese Zeit, in der der Wohnungsbau stark vorangebracht wurde.

In Hamburg entstanden nach den Plänen Fritz Schumachers moderne, neue Wohngebiete wie die Jarrestadt, die unser Stadtbild bis heute prägen.

In „Gartenstädten“ wie in Hamburg-Wandsbek, in Neumünster und Kiel sollten die Menschen nicht nur wohnen, sondern sich auch selbst versorgen können. 

Als soziale Bauträger beteiligten sich die Genossenschaften maßgeblich an der Stadtentwicklung in den 1920er Jahren und später am Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

Sehr geehrte Damen und Herren,

in 125 Jahren haben die Mitgliedsunternehmen des VNW das Wohnen und die Entwicklung der Städte im Norden maßgeblich mitgeprägt. 

Ihre Bauprojekte waren und sind häufig wegweisend für guten Wohnungsbau und moderne Stadtentwicklung – wie die Grindelhochhäuser in Eimsbüttel in der Nachkriegszeit oder das Pergolenviertel in Hamburg-Nord heute.

In Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern gehören heute über 400 Unternehmen zum VNW, darunter Wohnungsgenossenschaften sowie kommunale und private Unternehmen.

Gemeinsam bieten sie über 700.000 Wohnungen zu bezahlbaren Mieten oder „Nutzungsgebühren“, wie es die Genossenschaften sagen. 

Die monatliche Nettokaltmiete liegt nach eigener Auskunft im Durchschnitt bei 6,41 Euro pro Quadratmeter – in Hamburg einen Tick höher, aber auch auf dem Niveau von Sozialwohnungen im ersten Förderweg.

Damit tragen die Mitglieder des VNW wesentlich dazu bei, dass Wohnen im Norden bezahlbar bleibt.

Sie integrieren Kitas und Gemeinschaftsangebote in die Quartiere, organisieren aktive Nachbarschaft und bringen Generationen zusammen.

Damit fördern sie den Zusammenhalt und den Austausch zwischen den Menschen und bieten ihnen nicht nur eine Wohnung, sondern auch ein Zuhause, man könnte fast sagen: eine Heimat.

Gerade in Hamburg gibt es richtige „Stadtteilpatrioten“.

Als verantwortungsvolle und gemeinnützige Bestandshalter denken die Unternehmen des VNW langfristig. Sie investieren in die Modernisierung ihrer Bestände und sind für uns ein wichtiger Partner bei dem Ziel, die CO2-Emissionen im Gebäudesektor deutlich zu senken.

Im Neubau mit dem Standard KfW 55 und im Bestand auf einem Sanierungsniveau, das sich aus dem Ersatz von Gebäudekomponenten nach dem Ende ihrer technischen Nutzungsdauer ergibt.

Im „Hamburger Bündnis für das Wohnen“, das deutschlandweit Vorbildcharakter hat, ist der VNW seit vielen Jahren ein starker und verlässlicher Partner. 

Gemeinsam haben wir den Wohnungsbau in Hamburg nach langem Stillstand wieder aktiviert. Seit 2011 wurden in Hamburg insgesamt rund 100.000 neue Wohnungen fertiggestellt.

Alleine die VNW-Unternehmen haben 2024 rund 2,5 Milliarden Euro in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung investiert. Damit sind sie ein starker Wirtschaftsfaktor und wichtige Partner von lokalen Handwerksunternehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Leben, Arbeiten und Wohnen gehören zusammen. Der Wohnungsbau bleibt daher von größter Priorität für den Hamburger Senat – im Interesse der Menschen und auch der Wirtschaft, die im Wettbewerb um Nachwuchs und Fachkräfte stehen. 

Die zurückliegenden Krisen sowie die enormen Baupreissteigerungen haben dazu geführt, dass die Bautätigkeit bundesweit gesunken ist. Für Hamburg haben wir die Trendwende geschafft. 

Mit 6.710 Wohneinheiten hat die Stadt 2024 rund ein Viertel mehr Baugenehmigungen erteilt als im Vorjahr. Beim geförderten Wohnraum verzeichnen wir eine Steigerung um 30 Prozent.

Das ist das Ergebnis einer noch einmal verbesserten Wohnungsbauförderung. Aber auch die Baugenehmigungen von frei finanzierten Wohnungen sind um 20 Prozent angestiegen. 

Diesen Kurs müssen wir fortsetzen mit allen dafür erforderlichen Maßnahmen.

Der Senat hat die Hamburgische Bauverordnung geändert, um das Bauen zu vereinfachen, zu beschleunigen und besser mit den Anforderungen des Klimaschutzes in Einklang zu bringen.

Der „Hamburger Standard“ soll festlegen, welche der heutigen Baustandards wirklich notwendig sind und worauf verzichtet werden kann, damit Bauen und Wohnen wieder zu vernünftigen Preisen möglich ist.

Wir wollen die Baukosten damit deutlich senken. 

Mit mehr Personal in den Bauämtern, weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung beschleunigen wir die Genehmigungsverfahren.

Schließlich setzen wir in Hamburg auf eine umfassende Wohnraumförderung, ausgestattet mit einem Förderbarwert von über 900 Mio. Euro.

Seit April 2024 gibt es den so genannten dritten Förderweg, der gut angenommen wird und den Bau von bezahlbarem Wohnraum für Haushalte mit mittlerem Einkommen weiter ankurbelt.

Das sind viele gute Signale für die Wohnungswirtschaft und für die Menschen, die guten und bezahlbaren Wohnraum suchen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 125 Jahren sorgen die Mitgliedsunternehmen des VNW dafür, dass die Menschen in Norddeutschland ein bezahlbares und schönes Zuhause haben – eine Heimat, um es poetisch zu sagen.

Die Geschichte des Verbandes ist eng mit der unserer Stadt verbunden. Sie zeigt, wie bezahlbares Wohnen, solides Wirtschaften ehrbarer Kaufleute und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen. 

Ich gratuliere dem VNW im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg zum 125-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

Herzlichen Dank.