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11. November 2022

150 Jahre Berufsfeuerwehr Hamburg

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrter Herr Dr. Schwarz,
Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
Herr Unger,
Kameradinnen und Kameraden der Hamburger Feuerwehr,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 150. Jubiläums der Berufsfeuerwehr Hamburg. 

Unter der Leitung von Branddirektor Friedrich Wilhelm Kipping traten am 12. November 1872 um 12 Uhr mittags 48 Männer die erste Schicht der Berufsfeuerwehr Hamburg an, auf drei Wachen – in der Spitalerstraße, bei der Katharinenkirche und an der Davidstraße.

Ihrer Gründung vorangegangen war der großen Brand von 1842, der innerhalb von vier Tagen ein Drittel der Hamburger Innenstadt in Schutt und Asche legte und sich tief in das historische Bewusstsein unserer Stadt im wahrsten Sinne des Wortes „eingebrannt“ hat.

51 Menschen kamen ums Leben, 1.000 Wohn- und 100 Lagerhäuser wurden zerstört, 20.000 Hamburgerinnen und Hamburger wurden obdachlos. 

Dass der Brand mehrere Tage wüten und so große Schäden anrichten konnte, lag an der damals sehr dichten Bebauung, an Lagern voll brennbaren Materials, aber eben auch an einem nicht effektiven Feuerlöschwesen.

Hamburg hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung schnell entwickelt, der Hafen boomte, die Stadt war schnell gewachsen, aber das Feuerlöschwesen war noch organisiert wie im 17. Jahrhundert.

Es bestand aus sogenannten „Wittkitteln“, Feuerwehrleuten mit einer Schutzkleidung aus weißem Leinen. Es waren Freiwillige, meist Handwerker, die pro Einsatz bezahlt wurden. 

Nicht die Stadt, sondern die Hamburger Feuerkasse bezahlte die Einsätze und organisierte die Ausrüstung mit Handdruckspritzen, Lösch-Eimern und Einreißhaken. 

Einem Großfeuer wie dem von 1842 waren die Wittkittel organisatorisch und technisch nicht gewachsen. 1862 beschloss der damalige Senat daher, den Brandschutz und das Feuerlöschwesen zu einer öffentlichen Aufgabe zu machen und besser zu organisieren. 

10 Jahre dauerte die Umsetzung dieses Vorhabens, sodass die neue Berufsfeuerwehr dann schließlich 1872 ihre Arbeit aufnahm und nun seit 150 Jahren rund um die Uhr im Einsatz ist.

Sie hat sich in dieser Zeit sehr bewährt und den Hamburgerinnen und Hamburgern in vielen Not- und Krisensituationen zur Seite gestanden. Dazu gehören die beiden Weltkriege, die Sturmflut von 1962 und zuletzt die Corona-Pandemie. 

Sie hat sich dabei immer weiterentwickelt und wird heute jeden Tag mehr als 700 Mal alarmiert.

Zu ihren Aufgaben gehören neben dem Brandschutz der Rettungsdienst, die technische Gefahrenabwehr, die Kampfmittelräumung, die Bekämpfung von Umweltgefahren und der Katastrophenschutz. 

Die Hamburger Feuerwehr nutzt in jeder Hinsicht modernste Ausrüstung und digitale Technik. 

Ich durfte dabei sein, als zum Beispiel 2019 im Rettungsdienst das System „NIDA“ in Betrieb genommen wurde, mit dem die Einsätze umfassend – von der Alarmierung bis in die Krankenhausaufnahme – gesteuert und dokumentiert werden können. Wichtige Patientendaten werden bereits am Unfallort und während der Behandlung im Rettungswagen digital erfasst und an die Notaufnahme übermittelt.

Aber die Entwicklung geht weiter.

Mit einer neuen Leitstelle von Feuerwehr und Polizei soll die Digitale Steuerung auf eine neue Ebene gehoben werden. Alarmierung und Steuerung der Einsätze sollen in Zukunft durch Smartphones, GPS-Daten, Foto- und Video-Dateien noch schneller und gezielter erfolgen. 

Das alles stellt hohe Anforderungen an die Feuerwehr und ihre Beschäftigten. 

Schichtarbeit, Einsätze, die nicht selten mit einer Gefahr für die eigene Gesundheit und Unversehrtheit verbunden sind, erfordern eine sehr gute Aus- und Fortbildung. 

Dafür ist die Arbeit aber auch abwechslungsreich. Keine Schicht verläuft wie die andere. 

Und das alles erfolgt in der Gewissheit, einen wichtigen Dienst für das Gemeinwesen zu leisten: Retten, Löschen, Bergen, Schützen – jederzeit zur Stelle zu sein, wenn Not am Mann – oder der Frau – ist, das alles ist die Hamburger Feuerwehr. 

Sie hat daher einen ausgezeichneten Ruf und genießt höchste Anerkennung bei den Bürgerinnen und Bürgern. 

Auch bei den jungen Menschen ist sie beliebt. Mit über 400 Auszubildenden jährlich ist die Feuerwehr Hamburg einer der größten Ausbildungsbetriebe in unserer Stadt. Erst gestern wurden 96 neue Kolleginnen und Kollegen hier im Rathaus in die Berufsfeuerwehr aufgenommen.

Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr mit der Freiwilligen Feuerwehr, die ebenfalls aus den „Wittkitteln“ der früheren Jahrhunderte hervorgegangen ist. 

Mit 2.700 ehrenamtlichen Mitgliedern und 86 Wehren stehen sie ihren hauptberuflichen Kolleginnen und Kollegen zuverlässig zur Seite. Die Freiwillige Feuerwehr übernimmt als „First Responder“ in vielen Gebieten unserer Stadt die Erstversorgung. Durch ihre Jugendarbeit und ihr vielfältiges gesellschaftliches Engagement schafft sie einen wichtigen Rahmen für ein gutes und nachbarschaftliches Zusammenleben in unserer Stadt. 

Im Rahmen unseres Paktes für Solidarität und Zukunft zwischen Hamburg und Kyiv hat die Feuerwehr unter anderem Geräte- und Rettungswagen zur Verfügung gestellt und mit einem Team aus der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr an die ukrainische Grenze gebracht. 

Auch dafür bedanke ich mich persönlich und im Namen des Senats sehr herzlich.

Meine Damen und Herren,

die Hamburger Feuerwehr ist wie unsere Stadt insgesamt. Sie blickt zurück auf eine jahrhundertelange Tradition und ist zugleich zackig organisiert und top-modern. Sie ist eine tragende Säule unseres Gemeinwesens.

Die Hamburgerinnen und Hamburg wissen und können darauf vertrauen: Ihre Feuerwehr ist zur Stelle, wenn es darauf ankommt, Leib und Leben zu retten, Brände zu löschen und Gefahren abzuwehren. Dafür verdient der berufliche oder freiwillige Dienst in der Feuerwehr höchsten Respekt und Anerkennung.

Im Namen des Senats und der gesamten Stadt danke ich allen Feuerwehrmännern und -frauen, die Tag für Tag für uns im Einsatz sind.

Ich gratuliere der Berufsfeuerwehr Hamburg sehr herzlich zum 150-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und auch Freude bei der Arbeit.

Vielen Dank.