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20. Mai 2022

175 Jahre Hapag-Lloyd

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrter Herr Behrendt,
sehr geehrter Herr Habben Jansen,
sehr geehrter Herr Vizepräsident der HamBue,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 175. Jubiläums von Hapag-Lloyd!

Dieser Festsaal und das Hamburger Rathaus wurden genauso wie das Gebäude des Hapag-Lloyd-Hauptsitzes am Ballindamm Ende des 19. Jahrhunderts vom Architekten Martin Haller geplant und erbaut.

Beide zählen heute zu den Markenzeichen unserer Stadt.
Und das ist nur eine von vielen Gemeinsamkeiten, die Hamburg und die Hamburger Traditionsreederei [wie ich sie gerne nenne] miteinander verbinden. 
Hapag-Lloyd und Hamburg stehen für wirtschaftliche Kraft, Innovationsbereitschaft und Internationalität.

„Mein Feld ist die Welt“ lautet der Leitsatz von Albert Ballin, der als Botschaft, als Bekenntnis der Reederei und der Stadt Hamburg gilt.

Die „Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“ wurde 1847 von Hamburger Kaufleuten gegründet.
Der Einstieg in die Seefahrt war die Antwort auf eine besondere Lage in Europa zur damaligen Zeit.
Im Zuge der Industrialisierung und der maschinellen Serienfertigung hatten viele Menschen ihre Arbeit verloren.
In europäischen Städten herrschte so große Armut und Perspektivlosigkeit, dass Millionen Menschen ihr Glück in Amerika suchen und finden wollten.
Die Hapag richtete damals einen Liniendienst nach New York ein und setzte dabei auf modernste Schiffe.
Die transatlantische Überfahrt erfolgte in Rekordzeiten, und die Passagiere erhielten während der Reise erstmals auch eine Grundversorgung.
Im Hamburger Hafen war der Andrang von weitgehend mittellosen Passagieren irgendwann kaum noch zu bewältigen.
Zur Jahrhundertwende baute der neue Generaldirektor Albert Ballin in Kooperation mit der Stadt auf der Veddel neue Auswandererhallen mit sanitären Anlagen, Schlaf- und Speisesälen.

Dieses Engagement, auch den weniger zahlungskräftigen Menschen zumutbare Bedingungen für ihre Auswanderung zu bieten, war ein Novum für die damalige Zeit. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs gingen fünf Millionen Menschen über Hamburg nach Übersee.

Es war zugleich der Beginn von Hamburgs Ruf als „Tor zur Welt“ .Mit 175 Jahren gehört Hapag-Lloyd zu den ältesten, noch bestehenden Reedereien der Welt.

Sie hat wie die Stadt Hamburg viele Kriege, Krisen und Umbrüche erlebt, diese aber immer wieder mit Mut und einem zuversichtlichen Blick auf die Zukunft gemeistert und dabei immer weiter an Stärke und Strahlkraft gewonnen.

Zweimal – nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg – war die Flotte weitestgehend zerstört oder konfisziert und musste vollständig neu aufgebaut werden. Zweimal hat der technische Wandel das Geschäftsmodell grundlegend verändert.

Die Umstellung von Segel- auf Dampfschiffe [, die hinter mir auf dem großen Wandbild zu erkennen ist,] und die Einführung der Containerschifffahrt. In beiden Fällen handelten das Unternehmen und der Hamburger Hafen frühzeitig und entschlossen.

  • Mit dem Wiederaufbau der Flotten nach den Kriegen,
  • mit  dem Einstieg in die Containerschifffahrt
  • und der Fusion mit dem Norddeutschen Lloyd aus Bremen 1970

hat Hapag-Lloyd immer wieder entscheidend zum Wachstum und zur Stärke des Hamburger Hafens beigetragen. Heute gehört Hapag-Lloyd zu den größten, modernsten und erfolgreichsten Reedereien der Welt mit einer Flotte von rund 250 Containerschiffen und einem Transportvolumen von fast 12 Mio. TEU.

Zusammen mit ihren Alliance-Partnern transportiert sie rund die Hälfte aller Container, die in unserem Hafen umgeschlagen werden.
Sie ist ein zentraler Logistikpartner der deutschen Im- und Exportwirtschaft und trägt in großem Maße zur Wert-schöpfung und Versorgungssicherheit in Deutschland bei.

In ihrem Heimathafen Hamburg gilt die Reederei als guter Arbeitgeber und ist zugleich der größte maritime Ausbilder Die meisten Containerschiffe unter deutscher Flagge fahren für Hapag-Lloyd.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

trotz der großen unternehmerischen Ambition der Reederei gab es zwei Phasen in ihrer jüngeren Geschichte, die Hapag-Lloyd ohne die Unterstützung der Stadt alleine vermutlich nicht überstanden hätte.
Im neuen Jahrtausend brach mit der Globalisierung der Weltmärkte auch für die Reederei-Branche eine neue Zeit an. In einem harten internationalen Wettbewerb sind viele Reedereien durch Konkurs oder Übernahme als eigenständige Unternehmen aus dem Markt aus-geschieden.

In dieser schweren Zeit hat die Stadt fest an der Seite von Hapag-Lloyd gestanden und mit einer Unternehmensbeteiligung die Übernahme durch ausländische Investoren abgewendet. Der erste Schritt, die Gründung der Albert-Ballin-Gesellschaft, über die sich namhafte Hamburger Unternehmen und die Stadt an der Reederei beteiligten, wurde seinerzeit von einer breiten politischen Unterstützung getragen.

Der zweite Schritt, die Auflösung einer Vertragslage, die ein Mehrheitsverkaufsrecht der TUI AG umfasste und mit dem die Stadt weitere 420 Mio. Euro für die Übernahme von Anteilen aufbrachte, musste der damalige SPD-Senat gegen den erbitterten Widerstand der Opposition alleine umsetzen.

Aber beide Schritte waren erforderlich und gehörten zu den wichtigsten hafen- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen des letzten Jahrzehnts.

Die Satzung der Hapag-Lloyd AG sichert ab, dass sich der Hauptsitz und der wesentliche Geschäftsbetrieb des Unternehmens in Hamburg befinden. Wie bereits in meiner Hafenrede vor dem Übersee-Club, sage ich auch heute: Hamburg wird Ankeraktionär der Hapag-Lloyd AG bleiben.

Die gute Partnerschaft zwischen der Stadt und der Reederei, die vor 175 Jahren begonnen hat, wollen wir auch in der Zukunft fortführen.
Dabei stehen wir alle vor einer neuen großen Herausforderung unserer Zeit: dem Klimaschutz.  Die Befreiung der Wirtschaft, des Verkehrs, unser aller Leben aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist eine historische Transformation, die wir mit Mut, Innovationsbereitschaft und Zuversicht angehen müssen.

Auch hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Oder mit anderen Worten: Auch diese Transformation werden diejenigen am besten bewältigen, die vorangehen und die ihre Aufgaben mit Entschlossenheit angehen. Klimaverträglichkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehören in Zukunft zusammen.

Deshalb setzt der Hamburger Hafen auf Dekarbonisierung und bietet am Terminal Altenwerder den ersten klima-neutralen Umschlag von Containern an.
Deshalb rüsten wir alle großen Container- und Kreuzfahrtterminals mit Landstromtechnik aus und deshalb sollten jetzt auch die Reedereien das gute Marktumfeld nutzen, um auf emissionsarme Antriebe und Landstromtechnik umzurüsten.

Meine Damen und Herren,

Hapag-Lloyd hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung und dem Erfolg des Hamburger Hafens, der uns und ganz Deutschland wirtschaftliche Kraft, Sicherheit und Unabhängigkeit bietet.

Die Reederei ist ein zentraler Anker der maritimen Logistik in Hamburg und hat viel dazu beigetragen, dass unsere Stadt eine starke Handelsmetropole ist mit Innovationskraft, guten Arbeitsplätzen und mit guten internationalen Beziehungen, so dass wir sagen können: Unser Feld ist die Welt.

Die Stadt Hamburg möchte Hapag-Lloyd dafür eine besondere Auszeichnung überreichen. Es handelt sich um den Verfassungsportugaleser, der als Dank und Anerkennung für besonders herausragende Verdienste verliehen wird.
Auf der Rückseite der Münze werden die wichtigsten Ereignisse der Hamburgischen Verfassungsgeschichte seit 1410 genannt.

Sehr geehrter Herr Behrendt,
sehr geehrter Herr Habben-Jansen,

Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg überreicht Ihnen – als Vorsitzende des Aufsichtsrates und der Geschäftsführung – stellvertretend für das gesamte Unternehmen Hapag-Lloyd mit seinen weltweit rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Verfassungsportugaleser in Silber.

Ich gratuliere zum 175. Jubiläum und wünsche Hapag-Lloyd, Ihren Beschäftigten und Ihnen persönlich weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft!

Herzlichen Dank.