Sehr geehrter Herr Dr. Vetter,
sehr geehrte Frau Dr. Fahnenbruck,
sehr geehrte Frau Präsidentin der HamBue,
sehr geehrte Frau Ingram,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endete am 8. Mai 1945, heute vor 78 Jahren, der Zweite Weltkrieg. Mehr als 60 Millionen Menschen waren dabei ums Leben gekommen.
Der Schrecken und die Zerstörung des Krieges, der von Deutschland ausgegangen war, hatten sich mit der „Operation Gomorrha“ auch gegen Hamburg gerichtet.
Während der Bombardements der Luftwaffe der Alliierten im Sommer 1943 entwickelte sich ein verheerender Feuersturm in unserer Stadt. Über 30.000 Menschen starben, ganze Stadtteile und viele besondere Bauwerke wurden zerstört, darunter auch die ehemalige Hauptkirche St. Nikolai, in deren Ruinen wir heute stehen.
Genau hier hat König Charles III. mit uns gemeinsam der Opfer des Krieges gedacht, der so viel Schrecken und Leid in der Welt gebracht hat.
Am 8. Mai 1945 herrschte in vielen Ländern Jubel über das Kriegsende. In Deutschland aber lagen Freude und Schrecken nah beieinander.
Freude und Erleichterung über das Ende der Bombardements. Schrecken über die Zerstörung der Heimat, Trauer über die Toten, Angst vor dem, was kommen würde, und ein beginnendes Bewusstsein, nicht nur für die Zerstörungen des Krieges, sondern auch für ein historisch beispielloses Verbrechen verantwortlich zu sein: die Verfolgung und Ermordung von Millionen europäischer Jüdinnen und Juden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Gedenken an die Opfer und das Ende des Zweiten Weltkriegs gehört vor allem auch die Erinnerung an die Anfänge und Ursachen des Krieges und der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.
Mit dem Aufstieg der NSDAP und der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933, also vor 90 Jahren, wurden Freiheit und Demokratie systematisch abgeschafft - auch bei uns in Hamburg, der liberalen und weltoffenen Hansestadt und Vorkämpferin der Demokratiebewegung von 1918/19.
Die nationalsozialistische Propaganda und Verblendung der Menschen hatten auch hier Erfolg. In den 12 Jahren zwischen 1933 und 1945 geschahen in der Hansestadt schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wir gedenken jedes Jahr der getöteten Kinder vom Bullenhuser Damm und der Menschen, die im Konzentrationslager Neuengamme ums Leben kamen.
Tausende Stolpersteine in ganz Hamburg erinnern an die Schicksale der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind.
Als Antwort auf die Zeit des Nationalsozialismus sind im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland elementare Prinzipien wie die Würde des Menschen, Demokratie und Gewaltenteilung unverrückbar festgeschrieben.
Aber der Lauf der Geschichte zeigt: Sie können nicht allein durch die Verfassung, durch Sicherheitsorgane und Gerichte geschützt werden. Wir selbst müssen sie jeden Tag verteidigen – durch konsequentes Handeln gegen Antisemitismus, Populismus und Diskriminierung und mit einer klaren Haltung für Mitmenschlichkeit, Toleranz und Freiheit.
Der Gedenktag am 8. Mai ist eine Mahnung, die uns an diese Verantwortung erinnert.
Vielen Dank.