Sehr geehrter Herr Premierminister,
Herr Dr. Nenstiel,
Herr Dr. Busch,
Herr Staatssekretär,
Herr Vize-Präsident der Bürgerschaft,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum 101. Ostasiatischen Liebesmahl.
Als traditionsreiche und weltoffene Hafenstadt pflegt Hamburg gute Beziehungen in alle Welt.
Dazu gehört seit Jahrhunderten auch der Handel mit Asien.
Um diesen zu fördern und auszubauen, gründeten Kaufleute vor fast 125 Jahren in Hamburg den Ostasiatischen Verein.
1901 richteten seine Mitglieder erstmals ein festliches Bankett aus, als Rahmen für die Begegnung und den Austausch derjenigen, die im Handel mit Fernost engagiert waren.
Bis heute zählt das Liebesmahl zu den bedeutendsten Branchentreffen, um über die aktuellen Themen und die Zukunft des Handels zwischen Deutschland und den asiatischen Ländern zu sprechen.
Auch in diesem Jahr ist die Lage geprägt von schweren geopolitischen Konflikten, die in erster Linie großes Leid über die Menschen in den betroffenen Regionen bringen und die zugleich den internationalen Handel stark belasten.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur zur einer „Zeitenwende“ in der Sicherheitspolitik geführt, sondern auch zu Wirtschaftsblockaden, Energiepreiskrisen und Störungen der Logistikketten.
Seit dem 7. Oktober 2023 hat der brutale Angriff der Hamas auf Israel zu einer Eskalation der Gewalt im Nahen Osten geführt – mit zahllosen Opfern auf beiden Seiten und auch in diesem Fall wieder mit erheblichen Auswirkungen auf die globale Handelsschifffahrt.
In diesen unruhigen Zeiten kommt den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen Deutschlands und seiner asiatischen Partner eine besondere Bedeutung zu.
Sehr geehrte Damen und Herren,
beim Stichwort „Asienhandel“ denken viele zunächst an China.
Mit einem Umsatz von zuletzt über 250 Mrd. Euro ist China tatsächlich seit Jahren Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien und weltweit.
Das gilt auch für Hamburg und unseren Hafen:
Im vergangenen Jahr machte der Handel mit China mehr als ein Viertel des gesamten Containerumschlags in der Hansestadt aus.
Nun ist es nie klug ist, von einem Partner abhängig zu sein, vor allem nicht kritisch abhängig von einzelnen Produkten oder Produktgruppen, die für die Wirtschaft und die Versorgung essenziell sind.
Doch ein sogenanntes „Derisking“ oder die Diversifikation der Handelsbeziehungen sollte nicht mit dem Kappen bestehender Handelsbeziehungen beginnen, sondern mit der Stärkung anderer und dem Aufbau neuer Handelsbeziehungen.
Das ist im Asienhandel auch der Fall.
Deutschland hat enge Kontakte zu zahlreichen asiatischen Staaten, von denen viele nicht nur unsere wirtschaftlichen Ambitionen teilen, sondern auch unsere demokratischen Werte.
Mit Japan und Indien sind die drei größten Volkswirtschaften Asiens nach China unter unseren Top-Handelspartnern, dicht gefolgt von Vietnam und Malaysia.
Singapur ist mit einem Containerumschlag von knapp 400.000 TEU der zweitwichtigste asiatische Partner des Hamburger Hafens.
Wachstumsmärkte wie Vietnam und Thailand haben im Container-Direktverkehr mit Hamburg im vergangenen Jahr jeweils um rund 12 Prozent zugelegt.
Der deutsche Außenhandel mit der Asien-Pazifik-Region hat sich im letzten Jahr insgesamt rückläufig entwickelt – wie in anderen Ländern mit starkem Außenhandel auch.
Langfristig können wir aber seit Jahrzehnten einen stabilen Aufwärtstrend verzeichnen.
Seit dem Jahr 2000 hat sich das deutsch-asiatische Handelsvolumen fast vervierfacht.
Hamburg trägt seinen Teil dazu bei, die guten Beziehungen zu Asien zu vertiefen, und das nicht nur über unseren Hafen und den Handel.
Durch Städtepartnerschaften mit Osaka und Shanghai haben wir seit den 80er Jahren als Stadt und Bundesland direkte politische, wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen zu Japan und China.
2023 war Südkorea mit dem Hafen von Busan Partnerland des Hafengeburtstags und hat sich dort einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Mit dem Ostasiatischen Verein OAV, dem GIGA-Institut für Asien-Studien, dem Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg sowie weiteren Vereinen und Verbänden ist unsere Stadt ein Kompetenzzentrum für die deutsch-asiatische Zusammenarbeit.
Mit der India Week und der China Time bieten wir gemeinsam mit dem OAV internationale Foren für den Austausch und die Vernetzung an.
Und nicht zuletzt unterhalten die meisten asiatischen Länder konsularische Vertretungen in Hamburg.
Sie sind zuverlässige Anlaufstellen für die Bürger und Unternehmen ihrer Staaten und gute Partner für den Hamburger Senat.
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Asien-Pazifik-Raum ist wichtig für Deutschland und den Wirtschaftsstandort Hamburg.
Wir wollen die Kooperation ausbauen und sehen eine große Offenheit der asiatischen Länder für eine Stärkung unserer Beziehungen.
Das unterstreicht in dieser Woche der Staatsbesuch des Premierministers von Malaysia, Anwar Ibrahim.
Sehr geehrter Herr Premierminister,
noch einmal herzlich willkommen Ihnen und Ihrer Delegation. Ich freue mich, dass Sie heute Abend unser Gast sind und später die Festrede halten.
Sie haben in dieser Woche gemeinsam mit Ihren Ministern ein umfangreiches Programm absolviert.
Malaysia ist Deutschlands wichtigster Handelspartner unter den ASEAN-Staaten. Das deutsch-malaysische Handelsvolumen betrug 2023 knapp 18 Milliarden Euro.
Malaysia hat einen hervorragenden Ruf als Produzent hochwertiger Technologieprodukt. Das Land hat gute Bedingungen für Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen.
Und darüber hinaus verbindet uns das Bewusstsein für die Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes.
Auch Malaysia setzt auf Erneuerbare Energien und investiert in die Wasserstoffwirtschaft.
Daraus ergeben sich große Potenziale für Kooperationen mit deutschen Unternehmen und dem Standort Hamburg, denn wir sind mit unserem Hafen und vielen innovativen Industrieunternehmen Vorreiter für die Energiewende und den Klimaschutz in Deutschland.
Meine Damen und Herren,
das Ostasiatische Liebesmahl ist auch heute wieder eine gute Gelegenheit, den Dialog zu den deutsch-asiatischen Beziehungen zu führen und insbesondere die Kooperation zwischen Malaysia und Deutschland zu verstärken – mit neuen Kontakten und Partnern, mit neuen Ideen und bei einem guten Essen, so wie es seit über 100 Jahren Tradition ist.
Ich wünsche uns einen interessanten Abend und allen auswärtigen Gästen einen schönen Aufenthalt in der Freien und Hansestadt Hamburg.
Herzlichen Dank.