Sehr geehrter Herr Kowitz,
Frau Bezirksamtsleiterin,
Herr Siebert,
Herr Haider,
Herr Sulanke,
Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung zum 150. Jubiläum der Bergedorfer Zeitung.
Bergedorf ist ein besonderer Hamburger Bezirk, und die Bürgerinnen und Bürger sind auch besonders stolz auf ihre eigene Identität.
Es gibt eine Bergedorfer City, gute Schulen, eine Hochschule für angewandte Wissenschaften, eine Reihe an Traditionsvereinen, den Bergedorfer Wirtschaftsverein, schöne Parks und Naturflächen, touristische Angebote und sogar ein gut erhaltenes Schloss - während sich die Hansestadt im Übrigen immer gerne vom Adel ferngehalten hat.
Zwar gibt es seit der Eröffnung der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn im Jahr 1842 eine direkte Verbindung ins Hamburger Zentrum, aber im Grunde gibt es in Bergedorf alles, was man zum Leben in einer eigenständigen Stadt braucht. Und dazu gehört eben auch eine eigene Zeitung. Denn wer so eng verbunden ist mit seiner Heimat, interessiert sich natürlich auch besonders für das Geschehen vor Ort.
Dafür gibt es seit 150 Jahren die „Bergedorfer Zeitung“, die ihre Leserinnen und Leser mit Neuigkeiten, Berichten und Hintergründen aus der Region versorgt. Als Gründungsdatum gilt das Jahr 1874, als der Druckereimeister Carl Eduard Wagner aus Leipzig nach Bergedorf kam, um die Leitung der Filiale des „Nordischen Courier – Bergedorfer Zeitung“ zu übernehmen. Als der Verlag vor dem finanziellen Aus stand, übernahm Wagner den Betrieb. Er erweiterte das Themenspektrum, führte neue Formate ein wie den Fortsetzungsroman und gewann damit neue Leser in Hamburg, Stormarn und im Lauenburgischen.
Wagner investierte in moderne Druckmaschinen, stellte auf tägliche Erscheinung um und zog mit Verlag und Druckerei an den langjährigen Stammsitz am Bergedorfer Markt. 1908 übergab er seinen Kindern ein erfolgreiches, mittelständisches Medienunternehmen.
Hartnäckig kämpfte die Bergedorfer Zeitung allerdings um Anerkennung neben den Hamburger Zeitungen. So gingen zum Beispiel in der Weimarer Zeit zahlreiche Beschwerdebriefe bei der Pressestelle des Hamburger Senats ein. Am 11. Januar 1926 schrieb die „Schriftleitung“ der Bergedorfer Zeitung:
„Zu unserem lebhaften Befremden haben wir in der letzten Zeit wiederholt feststellen müssen, dass von der Staatlichen Pressestelle herausgegebene Artikel, die wichtige Fragen des Landgebiets betrafen, ausschließlich den Hamburger Zeitungen zugegangen sind, während unsere Zeitung, die im Landgebiet eine weitaus größere Verbreitung hat als irgendein anderes Blatt, geflissentlich übergangen worden ist.“
1933 endete dann die erfolgreiche Ära der Bergedorfer Zeitung mit der sogenannten „Gleichschaltung“ der Medien durch die Nationalsozialisten. In den letzten Kriegsjahren wurde das Blatt eingestellt. 1949 nahm der Enkel des Gründers, Reinhard Wagner, die Druckmaschinen wieder in Betrieb und baute den Verlag wieder auf. 1974 wurde er von Axel Springer übernommen, der in jungen Jahren bei der Bergedorfer Zeitung volontiert hatte
Damals gelang der Bergedorfer Zeitung ein besonderer Coup. Mit Helmut Schmidt gewann sie den prominentesten Politiker der Bundesrepublik für eine regelmäßige Kolumne. Unter der Rubrik „Unser Mann in Bonn“ kommentierte der Kanzler und Bergedorfer Bundestagsabgeordnete die Geschehnisse in der Bundeshauptstadt und machte das Blatt zur meistbeachteten Lokalzeitung der Republik. 1984 nutzte Helmut Schmidt die Bergedorfer Zeitung, um mit der Schlagzeile „Das gleiche Geld für ganz Europa“ für die Einführung einer europäischen Währung zu werben. So hat also der Euro mit dieser Titelgeschichte von Bergedorf aus ganz Europa erobert.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Bergedorfer Zeitung ist ein Urgestein der Hamburger Medienlandschaft. Sie hat es geschafft, über Generationen in der Region präsent zu sein, Themen zu setzen und zu bewegen. Lokaljournalismus hat in der Presselandschaft und für unseren Alltag selbst in Zeiten der Digitalisierung und veränderten Nutzergewohnheiten eine große Bedeutung. Keine Künstliche Intelligenz kann den persönlichen Kontakt mit Menschen in der Nachbarschaft ersetzen und ihre Anliegen und Ansichten aufgreifen.
Konkrete lokale Sachverhalte lassen sich kaum im weltweiten Internet recherchieren, haben aber für die Bürgerinnen und Bürger der betreffenden Region eine besondere Relevanz, um sich in ihrer „Heimat“ zur orientieren und in kommunalen Fragen eine Meinung zu bilden. Lokalredaktion liefern die dafür erforderlichen Fakten und Hintergründe. Sie sind die Experten vor Ort, die den lokalen Dingen auf den Grund gehen und eine Ergänzung liefern zu den überregionalen, nationalen oder weltweiten Presseprodukten.
Die Bergedorfer Zeitung steht für professionellen Lokaljournalismus, spricht regionale Lesergruppen an und engagiert sich zugleich für die Medienbildung. Zusammen mit der Funke Mediengruppe beteiligt sich die Redaktion bei der Initiative #UseTheNews, die 2020 von der dpa und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien gegründet wurde. Anlässlich des diesjährigen Mediendialogs hat #UseTheNews eine Erklärung mit Grundsätzen für die digitale Öffentlichkeit erarbeitet, die sich auf Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt, auf verlässliche Informationen und journalistische Qualität gründet.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Bergedorfer Zeitung ist die älteste noch existierende Zeitung Hamburgs und seit 150 Jahren ein wichtiger Bestandteil des Lebens und des Zusammenhalts in Bergedorf einem heutigen Bezirk der Freien und Hansestadt Hamburg. Mit ihrer Arbeit leistet sie einen Beitrag zum demokratischen Diskurs in Bergedorf und in der Region mit den Vier- und Marschlanden bis nach Lauenburg und Geesthacht.
Ich gratuliere der Bergedorfer Zeitung sowie der Funke Mediengruppe herzlich zum 150. Jubiläum und wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft in einer sich wandelnden Medienwelt.
Vielen Dank.