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13. September 2024

50 Jahre Akademie für Publizistik

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrte Frau Stavenhagen,
sehr geehrte Frau Prof. Thomaß,
sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung zur Feier des 50. Jubiläums der Akademie für Publizistik. 

Bei ihrer Gründung am 15. Juli 1970 war Hamburg bereits ein bundesweit führender Medienstandort. 

Es gab zu dieser Zeit noch kein Internet, keine sozialen Medien, kein Google, kein Twitter, kein Facebook. Die öffentlichen gesellschaftlichen und politischen Debatten wurden ausschließlich über die redaktionellen Medien der Verlage und öffentlich-rechtlichen Sender geführt. 

Überregionale Printmedien wie die BILD-Zeitung, die WELT oder Magazine wie der SPIEGEL und der STERN hatten Auflagen, von denen Chefredakteure und Verlagschefs heute nur träumen können. 

Sie prägten die öffentlichen Debatten, hatten eine maßgebliche Wirkung auf die politische Willensbildung und setzten nicht selten Impulse, die den Gang der Dinge und den Weg der noch jungen Bundesrepublik Deutschland beeinflussten. 

Auch für die Medien in Hamburg war 1970 ein aufregendes Jahr: 

  • Der „Spiegel“ heizte mit Titeln wie „Die Siebziger – Planlos in die Zukunft?“ die öffentlichen Debatten an.
  • Neue Magazine von Gruner + Jahr überraschten mit Fotoreportagen und opulenten Koch- und Modegeschichten.
  • Das NDR-Fernsehen schrieb mit dem ersten Tatort Fernsehgeschichte.
  • Und der Hamburger Verlag Kiepenheuer & Witsch hatte mit Günter Wallraffs Enthüllungsbuch über die „Bild“-Zeitung einen Bestseller herausgebracht. 

Mit anderen Worten, die Bedeutung der Medien und der journalistischen Arbeit für Politik und Gesellschaft waren damals überragend, aber einheitliche Standards für die journalistische Ausbildung oder Schulen, in denen der Nachwuchs sie hätte lernen können, gab es kaum.

Mit der Akademie für Publizistik entstand in Hamburg die erste bedeutende Aus- und Weiterbildungsstätte für Print, Fernseh- und Hörfunkjournalismus im Norden. 

Die an der Akademie entwickelten Kompaktkurse lieferten ein Modell für die Volontärsausbildung in der gesamten Bundesrepublik und wurden 1990 in die tarifliche Ausbildungsvereinbarung aufgenommen. Das Weiterbildungsangebot war bundesweit einmalig. In den 2000ern wurden Kurse im Kommunikationsbereich ausgebaut und maßgeschneiderte Seminare für Unternehmen entwickelt. 

Heute gehört die Akademie für Publizistik in Deutschland zu den renommiertesten Aus- und Weiterbildungsstätten im Medienbereich. Sie hat Generationen von Journalistinnen und Journalisten Kompetenzen und Werte vermittelt und die Lehrpläne am stetigen Wandel der Medienbranche ausgerichtet – bis hin zum Umgang mit KI heute. Seit ihrer Gründung hat sie etwa 50.000 Absolventen geschult und damit die deutsche Medienlandschaft maßgeblich geprägt. 

Medien und Journalismus können nur so gut sein wie die Menschen, die sie machen. 

Eine gute Ausbildung beschränkt sich dabei nicht nur auf die Vermittlung praktischer Fertigkeiten, Regeln und Techniken. Eine gute Ausbildung hinterfragt und reflektiert die journalistische Arbeit. Sie legt Gewicht auf journalistische Standards wie die Wahrheit und Vollständigkeit von Fakten, eine Ausgewogenheit der Darstellung und eine Trennung von Berichterstattung und Kommentar. Diese hohen Anforderungen an die Ausbildung und Arbeit von Journalistinnen und Journalisten sind keine Nebensache. 

Medien sind keine Branche wie jede andere. Sie tragen Verantwortung für unsere Demokratie, in der sich der gesellschaftliche Diskurs nach wie vor in weiten Teilen auf der Grundlage medialer Berichterstattung vollzieht.

Der Zugang zu geprüften und nachvollziehbaren Informationen ist ein demokratisches Grundrecht und essentiell, um sich eine eigene Meinung zu bilden und an der politischen Willensbildung mitzuwirken. 

Wenn das Vertrauen in journalistische Inhalte schwindet – ob nun berechtigt oder nicht –, dann gerät auch unsere Demokratie in Schieflage, dann haben Ressentiments, Verschwörungstheorien und Populismus leichtes Spiel.

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den letzten 50 Jahren ist Hamburg zum führenden deutschen Ausbildungsstandort für die Medienbranche geworden. Große Medienhäuser haben hier eigene Schulen aufgebaut. Hinzu kommen Studiengänge der Universität Hamburg und privater Hochschulen. Inhaltlich ist das ganze Spektrum der Medien- und Kreativbranche in Hamburg vertreten: von Journalismus und Kommunikation über Mode und Design bis zu Film und Musik, Games und Digitalwirtschaft. 

Mit dem „Leibniz-Institut für Medienforschung – Hans-Bredow-Institut“ ist die bedeutendste deutsche Wissenschaftseinrichtung für Mediennutzung, Medienrecht und Journalismus in Hamburg angesiedelt.

Trotz mancher Krisen und Umbrüche ist unsere Hansestadt nach wie vor ein führender Medien- und Kreativstandort in Europa, in dem Verlage, Sender und Unternehmen qualifizierte Fachkräfte und gut ausgebildeten Nachwuchs finden können. 

Zu dieser positiven Entwicklung hat die Akademie für Publizistik in den vergangenen 50 Jahren einiges beigetragen. 

Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg danke ich allen, die daran mitgewirkt haben. 

Ich gratuliere der Akademie für Publizistik herzlich zum 50. Jubiläum und wünsche ihr für die Zukunft weiterhin alles Gute.

Vielen Dank.