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20. September 2024

Verleihung des Körber-Preises 2024

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Schuman,
sehr geehrter Herr Dr. Dittmer, 
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Cramer,
sehr geehrte Abgeordnete der Parlamente,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2024.

Auch wenn es in diesem Kreis bekannt ist, möchte ich noch einmal betonen:

Der Körber-Preis gehört zu den bedeutendsten und höchstdotierten Forschungspreisen weltweit. 

Er ist eine große Ehre für die Preisträger, aber auch für die Wissenschaftsstadt Hamburg – und zugleich ein starkes Statement der Körber-Stiftung für die Bedeutung von Wissenschaft und internationaler Zusammenarbeit.

Die aktuellen geopolitischen Spannungen wirken sich auch auf die Forschungslandschaft aus, die in besonders auf internationalen Austausch und Kooperation angelegt ist.

Hinzu kommt, dass in vielen Ländern – auch in Europa – populistische Parteien wissenschaftliche Erkenntnisse und die Wissenschaftsfreiheit selbst offen oder indirekt infrage stellen.

Der Körber-Preis wirkt in dieser Zeit wie eine Gegenbewegung.

Er betont die Bedeutung wissenschaftlicher Evidenz und die Freiheit von Wissenschaft und Forschung.

Und er wurde 1985 mitten im Kalten Krieg gestiftet, um in politisch schwierigen Zeiten Brücken zu bauen und die wissenschaftliche Zusammenarbeit auch über Systemgrenzen hinweg zu fördern.

Grenzüberschreitende Kooperationen sind eine wesentliche Stärke der europäischen Forschungslandschaft.

Sie sind die Voraussetzung dafür, dass Europa im globalen wissenschaftlichen und technologischen Wettbewerb bestehen kann.

Seit 40 Jahren setzt sich der Körber-Preis für eine starke, international ausgerichtete Forschungslandschaft ein und wird dafür heute mehr denn je gebraucht.

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der Spitzenforschung sind die Lebensläufe international. Das gilt auch für die diesjährige Körber-Preisträgerin.

Erin Schuman ist in Kalifornien aufgewachsen, hat dort Psychologie studiert und in Princeton in Neurowissenschaften promoviert.

Nach weiteren wissenschaftlichen Stationen in den USA wechselte sie 2009 ans Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main, wo sie als Direktorin die Abteilung zur Erforschung der synaptischen Plastizität leitet.

Erin Schuman beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Frage, was beim Lernen oder Erinnern im Gehirn passiert.

Ihr besonderes Augenmerk gilt den Synapsen der Nervenzellen - also den Kontaktstrukturen zwischen zwei Nervenzellen - und den Proteinen, die für die Informationsübertragung nötig sind. 

Sie untersucht, wie diese Proteine hergestellt werden und an die entsprechende Synapse gelangen ... 

... und stellte fest, dass die Proteine nicht zentral in der Nervenzelle, sondern lokal im Bereich der Synapsen synthetisiert werden.

Damit hat sie die lokale Proteinsynthese als einen Kernmechanismus für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen erkannt. 

Das Preisgeld soll Erin Schuman unterstützen, ihre Forschung an den Synapsen fortzuführen und dazu beizutragen, die Mechanismen des menschlichen Gehirns für die Erinnerungen und das Lernen aus Erfahrung weiter aufzuklären oder auch neue Therapien für neurologische Erkrankungen zu entwickeln.

Sehr geehrte Frau Prof. Schuman,

Ihre wissenschaftliche Arbeit über die Proteinsynthese an Synapsen wird auch in Hamburg auf großes Interesse stoßen.

Neuronale Plastizität, Lernen und Gedächtnis sind Schwerpunkte an unserem Universitätsklinikum, an der Universität Hamburg und in einem speziellen Hub für neurowissenschaftliche Forschung, dem Hamburg Center of NeuroScience (HCNS).

Der Preis und das Preisgeld sind eine große Anerkennung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Ihres Einsatzes für die Wissenschaft in Europa.

Ich wünsche Ihnen im Namen des Senats weiterhin viel Erfolg für Ihre Forschung und auch persönlich alles Gute.

Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2024!

Vielen Dank