Sehr geehrter Herr Dr. von Marschall,
sehr geehrter Herr Klasen,
sehr geehrter Herr Honorarkonsul
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des 12. Karl Klasen-Journalistenpreises!
Er würdigt Journalistinnen und Journalisten, die mit ihrer Arbeit zu einem besseren Verständnis und zur Förderung der transatlantischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA beitragen. Nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen im November letzten Jahres, kann man sagen: Seit langem gab es keinen besseren Zeitpunkt für diese Preisverleihung.
Mit der Auszeichnung unterstützt die Ilse und Karl Klasen Journalistenpreis-Stiftung ein Herzensanliegen des 1991 verstorbenen Namensgebers. Karl Klasen war fest davon überzeugt, dass Deutschlands Wohlstand und Freiheit in hohem Maße auf den guten Beziehungen zu den USA beruhen.
Als der Karl Klasen Journalistenpreis 1992 erstmals verliehen wurde, war der Kalte Krieg gerade zu Ende. Deutschland war wiedervereinigt und widmete sich mit ganzer Kraft den damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen.
In den USA zog Bill Clinton 1993 ins Weiße Haus ein und rief ein Jahr später vor dem Brandenburger Tor: „Amerika steht an Ihrer Seite – jetzt und für immer!“ Präsident Clinton setzte sich für eine Annäherung der früheren Blöcke ein und unterstützte zugleich die NATO Osterweiterung, mit der zunächst Polen, Tschechien und Ungarn und wenig später die baltischen Staaten dem Verteidigungsbündnis beitraten.
Auch das Budapester Memorandum von 1994 geht auf seine Vermittlung zurück. Es sollte der Ukraine Souveränität und Sicherheit durch Russland, die USA und Großbritannien garantieren, im Gegenzug zur Übergabe aller Atomwaffen an Russland. Es wurde von Russland durch die Annexion der Krim und den Angriffskrieg gegen die Ukraine auf schlimmste Weise gebrochen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Christoph von Marschall hat diese gesamte Zeitspanne erlebt und journalistisch begleitet. In sein Berufsleben fallen bisher sechs US-Präsidenten mit zehn Amtszeiten.
Seit 1991 arbeitet er für den Berliner Tagesspiegel, wo er sich zunächst mit den Folgen der Maueröffnung für Europa und deren internationale Auswirkungen auseinandersetzte.
Von 2005 bis 2013 berichtete er für den Tagesspiegel aus den USA. Er gehört seitdem zu den besten Kennern des Weißen Hauses, zu dem er Zutritt hatte wie nur wenige andere deutsche Journalisten.
Nach der Amtszeit von Barack Obama folgten zwei Bestseller über den ersten afroamerikanischen Präsidenten und seine Frau Michelle.
Als Helmut-Schmidt-Stipendiat der ZEIT-Stiftung und des German Marshall Fund berichtete er über die erste Trump-Präsidentschaft. Auch im zurückliegenden Wahlkampf 2024 war er nah dran: als Global Europe Fellow am Woodrow Wilson Center, einem unabhängigen Forschungszentrum in Washington D.C.
In seinen Analysen befasst er sich immer eingehend mit Deutschlands Verhältnis zu den USA und ermutigt dazu, die Perspektive zu wechseln, um die kulturellen Unterschiede besser zu erkennen und zu verstehen.
In den letzten Jahren hat er Deutschland eine Entfremdung von seinem wichtigsten Verbündeten diagnostiziert und ein deutsches „Wunschdenken“ festgestellt.
Sehr geehrter Herr Dr. von Marschall,
wir sind sehr gespannt, wie Sie derzeit auf die transatlantischen Beziehungen blicken, auf die zu erwartenden Veränderungen unter Präsident Trump und die damit verbundenen Interessen und Aufgaben Deutschlands.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Deutschland und Europa werden auf die Neuausrichtung der US-amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik Antworten finden müssen. Auf die Frage, wie die transatlantische Zusammenarbeit im positiven Sinne und im Interesse Deutschlands fortgeführt werden kann und wie wir dieses mit den sonstigen strategischen Zielen der deutschen und europäischen Außenpolitik zusammenführen können.
Auch dafür ist es wichtig, dass nicht nur die Politik und Regierungen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger ein gutes Verständnis der gesellschaftlichen und kulturellen Eigenheiten dieses wichtigen Verbündeten haben.
Dafür braucht es redaktionellen Journalismus: eine sachliche, einordnende und fundiert kommentierende Berichterstattung.
Deutschland hat eine vielfältige und weltweit anerkannte Medienlandschaft. Viele bundesweit relevante Redaktionen haben ihren Sitz in Hamburg.
Die Möglichkeit, sich umfassend und wahrheitsgemäß zu informieren, Meinungen und Sichtweisen anderer kennenzulernen und abwägen zu können, das hat für unsere Demokratie eine grundlegende Bedeutung.
Die vom Hamburger Senat und der Deutschen Presse-Agentur gegründete Initiative #UseTheNews setzt genau hier an. Gemeinsam mit führenden deutschen Medienunternehmen hat sie 2024 das „Jahr der Nachricht“ ausgerufen, um den Wert journalistischer Arbeit aufzuzeigen.
Journalistinnen und Journalisten tragen eine große Verantwortung dafür, dass Bürgerinnen und Bürger auf zuverlässige Informationen zurückgreifen können und Desinformationen entlarvt werden.
Indem sie ein vollständiges Bild an Fakten zur Verfügung stellen, Ereignisse einordnen, Positionen verstehbar machen und Perspektiven aufzeigen, geben sie den Menschen die Chance, auf einem starken Fundament am gesellschaftlichen und politischen Diskurs teilnehmen zu können.
Sehr geehrter Herr Dr. von Marschall,
Ihre Recherchen, Berichte und Analysen tragen dazu bei, dass wir in Deutschland die USA in ihrer politischen und gesellschaftlichen Vielfalt und Eigenart wahrnehmen und verstehen können – auch in Zeiten verhärteter Positionen und Konflikte.
Dafür werden Sie heute von der Ilse und Karl Klasen Journalistenpreis-Stiftung gewürdigt.
Ich gratuliere Ihnen im Namen des Senats zu dieser Auszeichnung und wünsche Ihnen für Ihre journalistische Arbeit weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.