Sehr geehrter Herr Altmaier,
Herr Becker,
Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
Abgeordnete,
Leiterinnen und Leiter der konsularischen Vertretungen,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Rathaus zum Empfang des Senats anlässlich des 75. Jubiläums der Europa-Union Hamburg.
Als sie 1949 gegründet wurde, lag Hamburg in weiten Teilen und im wahrsten Sinne des Wortes in Schutt und Asche.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nach dem Holocaust und dem Tod von Millionen Menschen war Deutschland nicht nur militärisch, wirtschaftlich und materiell, sondern auch moralisch zerstört. Die Schuld und Verantwortung lasteten so schwer auf unserem Land, dass die Frage der Zukunft und der Rolle Deutschlands in der künftigen internationalen Staatengemeinschaft schwer zu beantworten war.
Die Gründerinnen und Gründer der Europa-Union hatten eine Antwort.
Auch in Hamburg waren viele überzeugt, dass Deutschland fest in eine künftige europäische Staatengemeinschaft eingebunden werden muss. Am 5. April 1949, einen Tag nach Gründung der NATO, entstand der Landesverband Hamburg der Europa-Union.
Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer, der nach dem Exil in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, gehörte damals zu den entschiedensten Befürwortern eines geeinten Europas.
Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges gab es eine große Friedenssehnsucht in Europa. Max Brauer war in dieser Zeit nicht nur ein Befürworter der engen Anbindung an den Westen, er wollte nicht nur Hamburg und Deutschland wieder gut in die internationale Staatengemeinschaft integrieren, er wollte sein Vaterland und seine Heimatstadt, aus der die Nazis ihn vertrieben hatten, in eine demokratische und friedliche Zukunft führen.
So übernahm er 1949 die Schirmherrschaft des ersten ordentlichen Bundeskongresses der Europa-Union in Hamburg.
Damit setzte er zugleich die lange Tradition der Hanse fort, die im Grunde ein historisches Vorbild der Europäischen Union darstellt. Die Hansestädte, die schon im Mittelalter einen internationalen Städtebund schlossen, setzten sich gemeinsam für Sicherheit, Freiheit und Wohlstand ein auf Grundlage eines freien Handels mit gleichen Rechten und Regeln für alle. Mit anderen Worten: ein freier, gemeinsamer Binnenmarkt.
Die ebenfalls 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland vollzog dann in den 50er und 60er Jahren schrittweise den Zusammenschluss zur Europäischen Union - ganz im Sinne von Max Brauer und der Europa-Union.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind in Hamburg bis heute überzeugt, dass Sicherheit, Freiheit und Wohlstand am besten in einer starken Gemeinschaft mit gleichgesinnten Partnern erreicht werden können.
Auf Grundlage unserer Jahrhunderte langen Erfahrung als Freie und Hansestadt Hamburg setzen sich Senat und Bürgerschaft aktiv für die Europäische Union und die weitere europäische Integration ein. Wir erkennen und schätzen die Europäische Union als eine starke Allianz mit gemeinsamen Werten der Demokratie, des Rechtsstaates und der Freiheit.
Wir Hamburgerinnen und Hamburger sind nicht nur gerne Mitglied der Europäischen Union, sondern leisten auch einen Beitrag zu ihrer Stärkung und Weiterentwicklung – mit dem drittgrößten Seehafen, mit vielfältigen Verbindungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.
Wir bringen uns über den Bundesrat in die Gesetzgebung und Gestaltung der europäischen Politik ein und engagieren uns für die feste Fehmarnbelt-Querung, mit der Skandinavien enger an die Metropolregion Hamburg und damit an die EU angebunden wird. Wir haben eine Hafenallianz mit Rotterdam und Antwerpen, denn wir brauchen Wettbewerb, aber auch eine gemeinsame Strategie für mehr Sicherheit und Klimaschutz in den europäischen Häfen.
Gemeinsam mit unserem Nachbarland Schleswig-Holstein haben wir mit dem Hanse-Office einen direkten Draht nach Brüssel.
2023 haben wir das Bekenntnis zu Europa in die Hamburger Verfassung aufgenommen mit den Worten: „Die Freie und Hansestadt Hamburg fördert ein geeintes Europa und leistet ihren Beitrag zu einer Europäischen Union, die demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und föderativen Grundsätzen sowie dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet ist."
Dafür hatte sich auch die Europa-Union Hamburg eingesetzt. Vielen Dank, für diesen Rückenwind und die politische Unterstützung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei allen Errungenschaften für unseren Wohlstand und unsere Stärkung als Gemeinschaft auf Augenhöhe mit den großen Mächten der Welt – China, Russland, Indien, die USA –, wird die EU mittlerweile immer stärker von populistischen, nationalistischen Kräften in Frage gestellt, angegriffen und verächtlich gemacht.
Dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen, denn nur gemeinsam können wir den großen Anforderungen der Zukunft begegnen: die militärische Sicherheit, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, die Digitalisierung, der Klimaschutz, Demokratie und Freiheit.
Gemeinsam sind wir stark. Das ist die europäische Idee, die uns seit 75 Jahren verbindet – mit der Europa-Union und 500 Millionen Menschen in einem vielfältigen, gemeinsamen Europa.
Herzlichen Dank für Ihre strategische und auch praktische Arbeit im Sinne der europäischen Idee.
Herzlichen Glückwunsch zum 75. Jubiläum und alles Gute für die Zukunft.
Vielen Dank.