Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages (Özguz),
sehr geehrte Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft (Engels),
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mädchen und Jungen,
Hamburg gilt in Deutschland als das „Tor zur Welt“. Dieses Tor ist in beide Richtungen offen: für diejenigen, die in die Welt hinauswollen, und für diejenigen, die zu uns kommen.
Viele Menschen sind in der Vergangenheit über Hamburg und unseren Hafen ausgewandert.
Seit Jahrhunderten kommen aber auch Männer und Frauen aus ganz unterschiedlichen Ländern in die Freie und Hansestadt Hamburg, um hier ihr Glück zu suchen und zu finden, um sich ein gutes und sicheres Leben aufzubauen.
193 Staaten sind Mitglied der Vereinten Nationen, in Hamburg leben sogar Menschen aus 195 Staaten.
Wir sind dadurch eine internationale Stadt mit Beziehungen in alle Welt. Das ist gut für unsere Wirtschaft und führt zu Wohlstand, an dem alle teilhaben sollen.
Und es führt es dazu, dass bei uns viele unterschiedliche Kulturen und Religionen gelebt werden, die sich gegenseitig respektieren und die wir als Bereicherung empfinden.
Über 700 Tausend Menschen mit Migrationshintergrund leben in Hamburg. Das ist mehr als jeder Dritte. Bei den Kindern und Jugendlichen sind es über 50 Prozent.
Auch Sie oder Ihre Eltern sind in anderen Ländern geboren, leben aber seit vielen Jahren in Hamburg. Sie
- haben die deutsche Sprache gelernt,
- bekennen sich zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung,
- achten also unsere Rechtsordnung und die Regeln der Demokratie
- und Sie haben sich entschieden, nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, also offiziell Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland zu werden und einen deutschen Pass zu beantragen.
Das ist eine wichtige Entscheidung für Ihr zukünftiges Leben in Deutschland, über die wir uns sehr freuen und die wir heute in diesem festlichen Rahmen im größten Saal des Hamburger Rathauses gemeinsam feiern wollen.
Im vergangenen Jahr haben wir 6.300 Einbürgerungen vorgenommen und seit 2006 mehr als 50.000 Neubürgerinnen und Neubürger zu einer Feier ins Rathaus eingeladen. Sie kommen aus aller Welt, zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, dem Iran oder der Ukraine.
Häufig sind es berufliche oder familiäre Gründe, die Sie nach Hamburg gebracht haben.
Aber auch Kriege und Krisen in vielen Regionen der Welt führen dazu, dass Menschen bei uns Schutz suchen, vor Krieg, Gewalt oder Verfolgung in ihrer Heimat.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges hat Hamburg zuletzt über 35.000 Menschen aus der Ukraine aufgenommen.
Wir setzen uns dafür ein, dass alle, die zu uns kommen, hier eine Lebensperspektive finden und ein gleichberechtigter Teil unserer Stadtgesellschaft werden können.
Und alle, die dauerhaft bleiben und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, tragen zur Vielfalt und Internationalität unserer Stadt bei.
Viele bekannte Hamburgerinnen und Hamburger haben sich wie Sie für eine Einbürgerung in Deutschland entschieden:
- John Neumeier, der Direktor unserer Staatsoper und seit 50 Jahren Leiter des Hamburg Ballett, kam als Tänzer aus den USA nach Deutschland.
- Die Eltern von Aydan Özoğuz, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, reisten 1961 als Gastarbeiter aus Istanbul ein.
- Die Familie von Hamburgs Tennisspieler Alexander Zverev stammt aus Russland. Er hat im Jahr 2000 hier in Hamburg die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und 2021 Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen.
- Saša Stanišić kam als Kind aus Bosnien nach Deutschland. Heute lebt er in Hamburg und gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern Deutschlands.
Die Lebenswege dieser bekannten Hamburgerinnen und Hamburger zeigen: Wer nach Hamburg kommt, kann hier ein gutes Leben führen und Freunde finden. Dafür muss man nicht prominent sein. Es reicht, dass man guten Willens ist, sich anstrengt und Mühe gibt.
Vielleicht haben Sie bei Ihrer Entscheidung für eine deutsche Staatsbürgerschaft auch die Hilfe von ehrenamtlichen Einbürgerungslotsen in Anspruch genommen, denen ich für ihre Arbeit sehr herzlich danken möchte.
Die Einbürgerungslotsen kennen sich mit den Formalitäten einer Einbürgerung gut aus. Die meisten können auch in andere Sprachen übersetzen, weil sie selbst vor einiger Zeit aus einem anderen Land zu uns gekommen sind.
Jedes Jahr bürgern wir in Hamburg mehrere Tausend Personen ein. Darüber freuen wir uns sehr. Einigen von Ihnen darf ich gleich – stellvertretend für alle anderen – die Einbürgerungsurkunde übergeben.
Eine Einbürgerung ist aber mehr als eine Urkunde oder ein formaler Verwaltungsakt, bei dem man einen deutschen Pass und einen deutschen Personalausweis erhält. Sie ist auch ein Bekenntnis zu unseren Werten, zu unserem Grundgesetz, zur politischen Ordnung und zur Kultur unseres Landes.
Mit der Staatsbürgerschaft erhalten Sie alle Rechte und Pflichten der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg, in Deutschland und in Europa.
Das heißt, Sie sind ab jetzt auch Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen über 500 Millionen Europäerinnen und Europäer. Das ist eine starke Gemeinschaft, die wichtig ist für den Frieden, die Demokratie und den Wohlstand in unseren Ländern.
Zum Schluss möchte ich noch etwas ansprechen, was nichts mit Gesetzen oder einem Pass zu tun hat. Das ist der Begriff „Heimat“.
Für einige ist die Heimat das Land oder der Ort, aus dem sie und ihre Eltern stammen, in dem sie geboren und aufgewachsen sind. Für andere ist Heimat dort, wo sie heute leben, wo sie zu Hause sind, sich geborgen fühlen, wo sie Freunde haben oder – um es poetisch zu sagen – wo ihr Herz wohnt.
Ob Sie nun Ihr Herkunftsland oder Hamburg als Ihre Heimat bezeichnen, ist Ihre persönliche Entscheidung. Sie sind uns in Hamburg in jedem Fall herzlich willkommen.
Wichtig ist, dass Sie sich in Hamburg wohlfühlen, dass Sie Ihre Fähigkeiten entwickeln, Ihr Glück finden und zum Wohle der Stadt beitragen können. „Hamburg. Mein Hafen. Deutschland. Mein Zuhause“ – so heißt das Motto unserer Einbürgerungskampagne.
Ich hoffe, dass Sie sich hier in Hamburg zu Hause fühlen. Vielleicht sagen Sie eines Tages sogar „Hamburg ist meine Heimat“, auch wenn Sie in einem anderen Land eine zweite Heimat haben.
Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und gratuliere Ihnen sehr herzlich zur Einbürgerung.
Vielen Dank.