Sehr geehrte Frau Botschafterin,
sehr geehrter Herr Generalkonsul,
sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung, mit Ihnen gemeinsam das 70-jährige Jubiläum des „Institut français Hamburg“ zu feiern.
Die Gründung 1951 fiel in eine Zeit des Aufbruchs.
Die Folgen des Krieges waren noch sichtbar, doch überall in der Stadt wurde gebaut und repariert.
Wohnungen, Straßen, Fabriken, Bildungs- und Kultur-einrichtungen entstanden oder wurden wiederaufgebaut.
Auch das öffentliche Leben erwachte, man ging wieder aus, besuchte Konzerte, machte Zukunftspläne und träumte von Urlaubsreisen.
Das neue „Institut français“ kam für die Hamburgerinnen und Hamburger zur rechten Zeit.
Sie konnten nun Sprachkurse belegen, Kontakte ins Nachbarland knüpfen, die französische Lebensart und ein wenig „Savoir vivre“ an der Alster erleben.
Nur wenige Jahre nach Kriegsende war das alles andere als selbstverständlich.
Denn nicht nur die Straßen und Häuser in Hamburg und in vielen anderen Städten Europas lagen in Trümmern, auch das Vertrauen der europäischen Länder in Demokratie, Rechtstaatlichkeit und die Friedfertigkeit Deutschlands waren erschüttert und mussten wieder aufgebaut werden werden.
In diesem Sinne war die Gründung des „Institut français“, auf Initiative des damaligen französischen Botschafters in Deutschland, ein bemerkenswerter Schritt:
Frankreich, das durch den Krieg großes Leid und Unrecht erlebt hatte, reichte den Menschen in Deutschland die Hand und signalisierte die Bereitschaft zur Versöhnung.
Hamburg nahm das Angebot gerne an, denn es wollte Krieg und Feindschaft überwinden und an die hanseatische Tradition der friedlichen Partnerschaft und Weltoffenheit anknüpfen.
Eine treibende Kraft für die Öffnung war der Erste Bürgermeister Max Brauer, der auf der Flucht vor den Nazis unter anderem in Frankreich Schutz gefunden hatte.
Ein Jahr später, im Juni 1952 gab sich Hamburg eine eigene Verfassung und formulierte darin das Selbstverständnis des modernen Hamburgs, das sich in der Präambel mit der Formulierung ausdrückt, dass Hamburg sich zur Aufgabe macht:
„im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der zu Welt sein.“
Mit der Gründung des „Institut français“ ging von Hamburg ein wichtiger Impuls für die deutsch-französische Aussöhnung aus, die wenige Jahre später auch auf staatlicher Ebene erfolgte.
Als Charles de Gaulle am 7. September 1962 Hamburg besuchte, sprach er vom Balkon des Rathauses zu den Bürgerinnen und Bürgern, die sich zahlreich auf dem Rathausmarkt versammelt hatten:
„Es lebe Hamburg, es lebe Deutschland und es lebe die deutsch-französische Freundschaft!“
Mit diesem Satz brach nicht nur für Hamburg, sondern für Frankreich, Deutschland und ganz Europa eine neue Zeit an.
Wenige Monate später unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Elyseé-Vertrag. Er stellte über Jahrzehnte die Weichen für die Gestaltung der deutsch-französischen Beziehungen.
Bereits einige Jahre zuvor, 1958, hatten Hamburg und Marseille eine Städtepartnerschaft geschlossen, die jetzt seit über 60 Jahren die deutsch-französische Verständigung und die konkrete Zusammenarbeit unserer Städte in vielen Bereichen unterstützt.
In meiner Zeit als „Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für deutsch-französische kulturelle Angelegen-heiten“ konnte ich die vielfältigen Kontakte zwischen unseren Ländern kennenlernen und in bestimmten Themen – gemeinsam mit auch hier anwesenden Akteuren – vertiefen.
Heute sind Deutschland und Frankreich das Zentrum und die wichtigste Kraft der europäischen Einigung.
Vor zwei Jahren haben beide Länder den Elyseé-Vertrag in Aachen fortgeschrieben und sich verpflichtet, gemeinsam für ein geeintes Europa, für globalen Klimaschutz, für Frieden und Sicherheit sowie für den Austausch in Kultur und Bildung einzutreten.
Gerade für die seit Jahrhunderten international ausgerichtete Hansestadt Hamburg haben Freundschaft und Zusammenarbeit mit anderen Ländern und Metropolen eine große Bedeutung.
Wir wissen, dass wir die zentralen Aufgaben des 21. Jahrhunderts nur gemeinsam bewältigen können – im Klimaschutz, im digitalen Wandel, für stabile und friedliche internationale Beziehungen, einen fairen Handel und eine nachhaltige globale Wirtschaft.
Dafür haben wir gute Partner gefunden, nicht nur in unserer offiziellen Partnerstadt Marseille, sondern auch in Toulouse, in Nantes, in Paris und anderen Städten, mit denen wir vieles gemeinsam haben.
Sehr geehrte Frau Botschafterin,
sehr geehrter Herr Generalkonsul,
2020 haben wir gemeinsam den Spatenstich für das „Lycée Franco-Allemand Hambourg“ gefeiert. Es wird von beiden Ländern gemeinsam getragen und geleitet.
Am deutsch-französischen Gymnasium sowie an drei weiteren bilingualen Schulen in Hamburg kann man gleichzeitig einen deutschen und französischen Abschluss machen und ist damit in der beruflichen Entwicklung in beiden Ländern zu Hause.
Das sich die Menschen in Deutschland und Frankreich gleichermaßen zu Hause fühlen, dass sie die Sprache, Geschichte, Lebensart und Kultur des Partnerlandes kennen und schätzen, …
das ist die Botschaft, die „Mission“ des Institut Français seit 70 Jahren.
Mit ihrer Arbeit haben sie das positive Bild Frankreichs bei unzähligen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt geprägt, ihr Leben bereichert und die deutsch-französische Verständigung gefördert.
Sie haben dazu beigetragen, dass aus ehemaligen Feinden gute Freunde geworden sind.
Dafür sage ich Ihnen im Namen des Senats herzlichen Dank und Herzlichen Glückwunsch zum 70. Jubiläum des „Institut français“!