Am 3. Mai 1945 wurde Hamburg kampflos an die britischen Truppen übergeben, um die weitere Zerstörung der Stadt zu verhindern, die ohnehin bereits zu großen Teilen in Trümmern lag.
Aber für tausende Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme waren Leid und Schrecken damit nicht beendet.
Um die Spuren der Nazi-Verbrechen zu vertuschen, sollte niemand den ausgemergelten Häftlingen begegnen.
Statt sie in die Freiheit zu entlassen, wurden sie auf Todesmärsche geschickt oder auf Schiffe in der Lübecker Bucht gebracht.
Mehr als 6.000 Menschen starben, als britische Flugzeuge die Schiffe bombardierten, weil sie auf ihnen deutsche Truppen vermuteten.
Auch andere Beweise für die Schreckensherrschaft der Nazis sollten beseitigt werden. Im KZ Neuengamme wurden Baracken abgerissen, Wände frisch getüncht.
So kam es, dass Neuengamme mit mehr als 80 Außenlagern, über 100.000 Häftlingen und mehr als 40.000 Todesopfern zwar zu den großen Konzentrationslagern Nazi-Deutschlands gehörte, ...
… doch die zahllosen Bilder des Schreckens gingen aus anderen Lagern um die Welt.
Nach Kriegsende entstand auf dem Gelände des KZ Neuengamme eine Justizvollzugsanstalt. Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen spielte lange Zeit keine Rolle.
Ehemalige Häftlinge und die Vereinigung „Amicale Internationale de Neuengamme“ haben jahrzehntelang dafür gekämpft, hier eine würdige Erinnerungsstätte zu errichten.
Heute steht Hamburg zu seiner historischen Verantwortung. Das ehemalige KZ Neuengamme ist ein Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung.
Jedes Jahr am 3. Mai erinnern Bürgerschaft und Senat gemeinsam mit ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen an die Befreiung der Konzentrationslager und an die Opfer von Krieg und Verfolgung in der nationalsozialistischen Zeit.
Das Gedenken ist schmerzhaft, aber wichtig, als ehrendes Andenken und als Mahnung für die Zukunft.
Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit können nicht allein durch die Verfassung, Behörden oder Gerichte geschützt werden.
Wir alle müssen sie jeden Tag verteidigen durch eine klare Haltung und konsequentes Handeln gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Populismus.
Damit leistet die Gedenkstätte Neuengamme einen wichtigen Beitrag zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten in Hamburg, in Deutschland und darüber hinaus.
Sehr geehrte Überlebende,
sehr geehrte Angehörige,
auch in diesem Jahr ist eine persönliche Begegnung mit Ihnen leider nicht möglich.
Aber die Bedeutung und die Botschaft des Gedenkens an den 3. Mai 1945 bleiben unverändert:
Wir werden die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachhalten – als Ehre und als Mahnung für die kommenden Generationen.