Sehr geehrte Frau Dr. Gundelach,
sehr geehrte Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Bürgertag 2018!
Auch Zitronenjette und Hummel sind wieder dabei, die Hamburger Traditionsfiguren, die uns an den langen Weg erinnern, den unsere Stadt seit der Gründung der ersten Bürgervereine vor 175 Jahren zurückgelegt hat.
Damals waren Grundrechte und ordentliche, gesunde Lebensbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger alles andere als selbstverständlich.
Viele Einwohnerinnen und Einwohner Hamburgs waren in der Bürgerschaft nicht vertreten, denn damals konnte man erst gewählt werden, wenn man Grundeigentum besaß und ein gewisses Einkommen hatte. In der Bürgerschaft saßen deshalb vor allem vermögende Kaufleute.
Nichts gegen vermögende Kaufleute, wir sind in Hamburg froh, dass wir sie haben, aber damals fühlte sich ein großer Teil der Bevölkerung in der Stadt nicht vertreten, und vermutlich ist es kein Zufall, dass sich die Idee der Bürgervereine in der Zeit des Vormärz und des beginnenden gesellschaftlichen Aufbruchs entwickelte.
Die ersten Bürgervereine kümmerten sich also vor allem um die Interessen derer, die kein Grundeigentum und damit in der Regel auch kein Vermögen hatten, und aus den genannten Gründen im damaligen Hamburg ihren Anliegen kaum Gehör verschaffen konnten.
Der erste Bürgerverein Hamburgs wurde 1843 in St. Pauli gegründet. Nach den Vereinsangaben ist er sogar der älteste in ganz Deutschland.
Als 1892 in Hamburg die Cholera-Epidemie ausbrach, gab es bereits 32 Bürgervereine. Die meisten von ihnen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Zentralausschuss zusammengeschlossen, der bis heute die Interessen der Bürgervereine vertritt.
Heute setzen sich die Bürgervereine auf ganz unterschiedliche Weise für das Gemeinwohl in Hamburg ein.
Sie stehen in engem Kontakt zu den Orts- und Bezirksämtern, geben Hinweise auf Missstände oder machen Verbesserungsvorschläge.
Sie organisieren Ausflüge, Vorträge und Gesprächskreise, verschönern ihren Stadtteil, erforschen die Heimatgeschichte, organisieren Konzerte, Ausstellungen und Unterstützung in der Nachbarschaft.
Die Liste der Themen, für die sich Bürgervereine engagieren, ist lang: Sie sind im Tier-, Umwelt- und Katastrophenschutz aktiv, sie pflegen Denkmäler, Naherholungsgebiete und die niederdeutsche Sprache, sie helfen Kindern bei den Hausaufgaben und Jugendlichen bei den Bildungsabschlüssen.
Mit anderen Worten, unsere Bürgervereine sind überall, wo Unterstützung gebraucht wird.
Das ehrenamtliche Engagement und die Arbeit der Bürgervereine sind eine Hamburger Tradition, die das Zusammenleben in unserer großen, modernen Metropole bereichert.
Mit einem Empfang im Großen Festsaal des Rathauses sagt der Senat dafür einmal im Jahr „Herzlichen Dank“.
Mehr als ein Drittel der Hamburgerinnen und Hamburger engagiert sich ehrenamtlich. Darauf sind wir sehr stolz, und wir unterstützen das freiwillige Engagement sehr gerne.
Als erstes Bundesland haben wir eine Ehrenamtsstrategie entwickelt, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, die große Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit sichtbar zu machen und sie zu würdigen.
Die Ehrenamtsstrategie wird jedes Jahr weiterentwickelt, denn die Anforderungen ändern sich im Laufe der Zeit.
Viele jüngere Menschen wünschen sich mehr Flexibilität, engagieren sich gerne für konkrete Projekte und darauf müssen sich auch die etablierten, traditionellen Bürgervereine einstellen.
Meine Damen und Herren,
die Hamburger Bürgervereine schauen auf eine lange Geschichte zurück und sie können stolz sein auf das, was sie in und für Hamburg geleistet haben.
Sie werden auch in Zukunft in unserer Stadt und in den Stadtteilen eine wichtige Rolle und eigenständige Aufgabe haben neben dem, was die Stadt, die Kirchen, die Sportvereine und viele andere Initiativen machen.
Ich danke Ihnen im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, im Namen der ganzen Stadt, sehr herzlich für Ihren Einsatz und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei der Arbeit und alles Gute für die Zukunft.
Herzlichen Dank.