Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrter Herr Behrendt,
sehr geehrte Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps,
sehr geehrte Frau Bischöfin Fehrs,
sehr geehrte Frau Ehrenbürgerin Boie,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs,
sehr geehrter Herr Bundespräsident,
vielen Dank für Ihre Rede zu den Perspektiven der Globalisierung, die vermutlich in keinem anderen Rahmen so kundig und dankbar aufgenommen wird wie im Übersee-Club, der sich seit nunmehr 100 Jahren mit Fragen der internationalen Beziehungen und des weltweiten Handels befasst.
Sehr geehrter Herr Behrendt,
sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs,
vielen Dank, dass Sie uns mit der Einladung zu diesem Festakt teilhaben lassen an der langjährigen Tradition Ihres Clubs, grundlegende Fragen der Zeit zu erörtern.
Sehr geehrte Gäste des Festaktes,
der Bundespräsident ist ein hoch willkommener und häufiger Gast der Hansestadt.
Heute erlebt er, dass wir nicht nur ein neues Konzerthaus haben, über das die ganze Welt spricht, sondern dass wir schon seit über hundert Jahren noch ein weiteres Konzerthaus haben, das in Hamburg und in der internationalen Fachwelt wegen seiner besonderen Atmosphäre und exzellenten Akustik bekannt und beliebt ist.
Die Laeiszhalle ist zugleich Sinnbild für das bürgerschaftliche Engagement, das sich die Hamburgerinnen und Hamburger – wie Herr Behrendt es eingangs zitiert hat – sogar als Auftrag in ihre Landesverfassung geschrieben haben.
Dieses Konzerthaus konnte dank einer großzügigen Spende des Ehepaares Laeiz gebaut werden.
Ferdinand Laeisz war übrigens einer der Gründer der HAPAG, also unserer Traditionsreederei Hapag-Lloyd, deren 175-jähriges Jubiläum wir vor wenigen Wochen im Rathaus gefeiert haben.
Sie sehen, in Hamburgs Geschichte hängt alles mit allem zusammen, und es wird Sie nicht wundern, dass ab 1911 im Aufsichtsrat der HAPAG auch ein gewisser Max M. Warburg saß, der Vordenker und Mitbegründer des Übersee-Clubs.
Als der Übersee-Club am 27. Juni 1922 gegründet wurde, lagen die Schrecken des Ersten Weltkriegs nur wenige Jahre zurück.
Die britische Seeblockade in der Nordsee hatte den Verlauf des Krieges entscheidend verändert und die Wirtschaft des Deutschen Reiches empfindlich getroffen. Rohstoffmangel und Lebensmittelknappheit waren die Folgen.
Warburg erkannte, dass das Schicksal Hamburgs und die Erholung Deutschlands davon abhingen, den Handel wieder in Schwung zu bringen. In diesem Sinne sollte der Übersee-Club eine „Gesellschaft für wirtschaftlichen Wiederaufbau und Auslandskunde“ sein, mit dem Ziel, die internationalen Beziehungen Hamburgs aufleben zu lassen.
Die Mitglieder des Clubs verpflichteten sich zugleich zur Förderung von Frieden und Toleranz, von Demokratie und Freiheit.
Also genau das, worum in diesen Tagen in Europa wieder gekämpft werden muss.
Der Krieg in der Ukraine hat uns in den vergangenen Monaten erneut vor Augen geführt, welche grundlegende Bedeutung der Handel hat: für die Wirtschaft, für die Industrie, für unsere Versorgungssicherheit.
Die maritime Wirtschaft und insbesondere der Hamburger Hafen spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Das gilt für die deutschen Exporte, die zu zwei Dritteln über den Seeweg erfolgen, und es gilt für den Import von Rohstoffen und Waren, die für unsere Unternehmen und das tägliche Leben notwendig sind.
Deshalb müssen die norddeutschen Häfen eine große politische Beachtung und Unterstützung haben, in Hamburg und im Bund!
Wir erkennen in dieser Zeit, dass in den Jahrzehnten der Globalisierung, mit der Entwicklung länderübergreifender Produktions- und Lieferketten, auch Abhängigkeiten und Risiken entstanden sind, wie die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland, die uns derzeit zu schaffen macht, oder die Abhängigkeit von bestimmten Medizinprodukten aus China, die zu Beginn der Corona-Pandemie deutlich wurde.
Deshalb ist es ein wichtiges Element einer neuen Sicherheitspolitik in Europa: Dass wir uns
- um die Infrastruktur und die internationalen Logistik-Wege kümmern
- in den künftigen Handelsbeziehungen gezielt darauf achten, unsere Importe so zu diversifizieren, dass wir nicht von einzelnen Ländern abhängig und dadurch angreifbar sind.
Meine Damen und Herren,
neben den schwerwiegenden Folgen der Ukrainekrise – steigende Preise, zunehmende Inflation, gestörte Lieferketten – gibt es in dieser Zeit auch gute Nachrichten:
Wir erleben eine Stärkung Europas und unserer transatlantischen Beziehungen, ein Zusammenrücken der Länder, die unsere grundlegenden Werte teilen und gemeinsam mit uns gegen die russische Aggression und den Bruch des Völkerrechts vorgehen.
Die Ukraine und Moldau haben den Aufnahmeprozess zur Europäischen Union begonnen. Schweden und Finnland werden der NATO beitreten. Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die EU und Neuseeland in dieser Woche auf ein Freihandelsabkommen geeinigt.
Meine Damen und Herren,
in Zeiten des Umbruchs und der Neuorientierung, in einer Zeitenwende, ist es wichtig, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einzubeziehen, einen Raum zu haben für neue Impulse und einen offenen Diskurs.
Der Übersee-Club bietet seit 100 Jahren ein solches Forum und schafft damit einen „Raum für Zukunft“, in dem die Mitglieder über den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Fortschritt und die internationalen Beziehungen sprechen.
Die Vorträge, die hier gehalten werden, wirken in die Gesellschaft hinein, erzeugen auf vielfältige Weise Resonanz und können dadurch etwas bewegen.
Sehr geehrter Herr Behrendt,
sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs,
ich gratuliere Ihnen und allen Mitgliedern des Übersee-Clubs herzlich zum 100-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen auch in Zukunft einen lebhaften Austausch, mit neuen Ideen und Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit.
Vielen Dank.