Sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Frau Ehrenbürgerin Kirsten Boie,
sehr geehrte Ehrenbürger John Neumeier und Michael Otto,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Hamburgische Bürgerschaft hat heute dem Antrag des Senats zugestimmt, Herrn Udo Lindenberg die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen.
Sehr geehrter Herr Lindenberg,
Sie sind nun der 37te Ehrenbürger unserer Stadt, seit dem Beginn dieser besonderen Tradition im Jahr 1813. Neben Ihnen hat bisher nur ein weiterer Musiker diese höchste Auszeichnung erhalten. Das ist Johannes Brahms, der ebenfalls wegweisend war für die Musik seiner Zeit. Sie sind also in guter Gesellschaft.
Ihr Lebenswerk und Ihr gesellschaftliches Engagement, die den Senat zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft bewogen haben, sind in der Bürgerschaft gerade ausführlich gewürdigt worden.
Seit über 50 Jahren ist Hamburg Ihre Wahlheimat. Sie sind ein Urgestein der Hamburger Musikszene, gestartet im legendären „Onkel Pö“, dem Mittelpunkt des Hamburger Jazz der 70er Jahre, dem Sie die erste Zeile des ersten Liedes Ihres ersten Erfolgsalbums „Alles klar auf der Andrea Doria“ gewidmet haben.
Rock auf Deutsch – das war damals neu und hat den Nerv der Zeit getroffen. Mit Ihrer Musik und Ihrer Persönlichkeit sind Sie weit über Hamburg hinaus bekannt geworden – einer der erfolgreichsten Künstler unseres Landes.
Hamburg spielt nicht nur in Ihrem Leben eine große Rolle, auch in Ihren Liedern schwingt das besondere Lebensgefühl unserer Stadt mit. Wie im Song „Reeperbahn“, der dieses typische Gefühl beschreibt, bei allem Interesse an fernen Städten und Ländern doch immer wieder froh zu sein, in die Heimat an der Elbe zurückzukehren und das Leben genau hier zu genießen.
Der Hamburger Dichter Gorch Fock hat dies beschrieben mit den Worten: „Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen.“ Dieses hanseatische Motto beschreibt auch den Künstler Udo Lindenberg. Fest verwurzelt in Hamburg, aber den Blick in die Ferne, auf neue Horizonte gerichtet – der Astronaut muss immer weiter.
Sie nutzen Ihre Bühne, die Musik und Ihre Popularität, um die großen Themen der Zeit anzusprechen und zu bewegen, die Stimme zu erheben für das, was wichtig ist.
Ein besonderes Beispiel ist Ihr Einsatz für die innerdeutsche Verständigung, der zur Geschichte der Wiedervereinigung gehört. Die Songs „Sonderzug nach Pankow“ und „Mädchen aus Ostberlin“ beschreiben die Tragik der Deutschen Teilung und zugleich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Im Vordergrund stand die Musik, das Bemühen um eine Auftrittsmöglichkeit vor den Fans in der DDR. Einem Staatschef dann auch noch Lederjacke und Gitarre anzubieten, der damit nur hilflos umgehen kann, ist eine Symbolik, deren Kraft weit darüber hinaus geht. Denn für ein hierarchisches, autoritäres System, das auf Kontrolle und Härte setzt, sind Emotionen und Menschlichkeit bestandsgefährdend.
Seit Jahrzehnten engagiert sich Udo Lindenberg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. Er zeigt Haltung und spricht vielen Menschen aus der Seele, mit bewegenden Worten, mit Lebensfreude, Leidenschaft, einem einzigartigen Stil und einem Hauch geheimnisvoller Magie.
Auch als Maler hat er einen besonderen Stil gefunden und lässt uns auf künstlerische Weise an seinen Gedanken teilhaben.
Sehr geehrter Herr Lindenberg, lieber Udo,
heute ist die Zeit für einen Eierlikör, denn die Ehrenbürgerschaft gilt protokollarisch als die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. Ich bin sicher, dass viele Menschen in Hamburg stolz sind, dass Senat und Bürgerschaft Dir die Ehrenbürgerschaft verliehen haben und dass Du sie auch annimmst und damit ganz offiziell zum Panik-Botschafter unserer Stadt wirst.
Es sind viele Menschen, die Udo Lindenberg als Musiker und Künstler kennen, die sich mit ihm identifizieren, weil sie ihr Leben mit seiner Musik verbracht haben, und es sind diejenigen, die ihn persönlich kennen, die mit ihm arbeiten, mit ihm befreundet sind … und vielleicht auch Gustav und Hermine.
Sehr geehrter Herr Lindenberg,
Sie sind der Gründervater der deutschsprachigen Rockmusik und haben von Hamburg aus Musikgeschichte geschrieben. Sie haben den Weg bereitet für viele junge Künstlerinnen und Künstler und stehen für die hanseatischen Werte der Weltoffenheit, Toleranz und Freiheit.
Sie sind seit langem ein – die jungen Leute würden sagen „Ehrenmann“ – und ab heute auch offiziell Ehrenbürger, wozu ich Ihnen gleich die entsprechende Urkunde überreichen darf.
Obwohl der Inhalt schon bekannt ist, lese ich den Text noch einmal vor, weil er so schön offiziell und altmodisch klingt und damit es alle noch einmal hören:
„Senat und Bürgerschaft haben beschlossen, Herrn Udo Lindenberg die Würde eines Ehrenbürgers der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen.
Herr Udo Lindenberg trägt mit seinem musikalischen Wirken bedeutend zur Positionierung Hamburgs als Musikstandort in der nationalen und internationalen Wahrnehmung bei. Er ist als Künstler ein Botschafter, der für Hamburg steht.
Seinem Wirken haben die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs viel zu verdanken. Herr Udo Lindenberg hat sich um unsere Stadt und unser Land verdient gemacht.
Dies zu bezeugen, ist diese Urkunde ausgestellt.“
Herzlichen Glückwunsch, herzlichen Dank und alles Gute für die Zukunft!