Sehr geehrter Herr Dr. Dittmer,
sehr geehrte Frau Professorin Grey,
sehr geehrte Frau Generalkonsulin,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2021 und zur ersten größeren feierlichen Veranstaltung dieser Art nach Beginn der Corona-Pandemie.
Dass dieser Preis in Hamburg verliehen wird, freut mich jedes Mal sehr. Denn es ist eine große Ehre für unsere Stadt, die selbst eine große Ambition für exzellente Wissenschaft und Forschung hat, Europas beste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei uns im Rathaus zu begrüßen.
Die Arbeit der diesjährigen Preisträgerin ist darüber hinaus auch inhaltlich von größter Bedeutung für eine Metropole wie Hamburg, in der wir die Herausforderungen der Zukunft aktiv angehen und uns deshalb mit aller Kraft für den Klimaschutz einsetzen.
Dabei geht es um einen Transformationsprozess von historischer Dimension, der alle Lebensbereiche betrifft: die Mobilität und Logistik, den Gebäudesektor, die privaten Haushalte, die Wirtschaft und Industrie.
Die Forschung von Clare Grey trägt dazu bei, fossile Energieträger – Erdöl, Erdgas, Kohle – durch regenerative Energie zu ersetzen, die in Form von Wind-, Solar- und Wasserkraft im ersten Schritt immer zu elektrischem Strom führen, der in vielfältiger Form genutzt, der aber dafür eben oft auch zwischengespeichert werden muss.
Clare Greys Forschung zielt darauf ab, elektrische Energie effizient und nachhaltig zu speichern. Mit ihr ehrt die Körber-Stiftung eine weltweit führende Forscherin in der Material- und Elektrochemie, die mit ihrer Arbeit die Batterieentwicklung revolutioniert hat.
Schon während des Studiums in Oxford hat sie sich damit beschäftigt, wie man elektrische Energie effektiver und umweltfreundlicher speichern kann.
Die Kernspinresonanz-Technologie, die wir in der Medizin als hochauflösendes bildgebendes Verfahren für biologisches Gewebe kennen, wendet sie auf die Untersuchung von Festkörpern an.
Bereits in der Bachelorarbeit beschäftigte sie sich 1987 mit dieser Methode, um in das Innere von Batterien zu schauen und im laufenden Betrieb zu beobachten, wie die Atome sich beim Auf- und Entladen verhalten.
Auf der Grundlage ihrer Forschungsergebnisse konnte die Leistung moderner Lithium-Ionen Batterien wesentlich gesteigert werden. Dies hat dazu geführt, dass Handys handlich wurden, moderne Hörgeräte kaum noch sichtbar sind und – da sind wir beim Thema von eben – dass Elektromobilität im Straßenverkehr eingesetzt werden kann.
Mit ihrer Promotion 1991, während ihrer Forschungstätigkeit in den USA und seit 2009 als Professorin an der Universität Cambridge hat Clare Grey das NMR-Verfahren weiterentwickelt.
Die Optimierung der Lithium-Ionen Batterie durch ihre Forschung hat zu einem enormen technologischen Fortschritt geführt.
Clare Grey arbeitet jetzt daran, eine neue Generation nachhaltiger Batterien zu entwickeln. Allein in Deutschland müssen heute jährlich etwa 1,5 Milliarden Batterien und Akkus – von der kleinen Zelle bis zum Elektro-Antrieb – nach Ende ihrer Nutzungsdauer wieder entsorgt werden.
Mit ihrer Forschung will sie dazu beitragen, die Alterung von Batterien zu verlangsamen, die Ladezeiten zu verkürzen, die Energiedichte zu erhöhen und das bislang verwendete Lithium durch andere Elemente wie Natrium oder Silizium zu ersetzen.
Meine Damen und Herren,
die Arbeit von Clare Grey zeigt, wie bedeutsam die Grundlagenforschung für die Entwicklung neuer Technologien ist und welche Bedeutung dabei die Aufklärung von Strukturen und Wechselwirkungen auf molekularer und atomarer Ebene hat.
Um den Technologietransfer zu beschleunigen, wollen wir deshalb in Hamburg in der Science City Bahrenfeld die Forschung des Deutschen Elektronen Synchrotron zur Struktur und Funktion von Materie und andere naturwissenschaftliche Grundlagenforschung zusammenbringen mit innovativen Unternehmen und Startups.
Denn wir brauchen Innovation und technologischen Fortschritt, um den Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft voranzubringen oder – um es mit einfachen Worten zu sagen – um das Leben der Menschen in Einklang zu bringen mit dem Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen.
Meine Damen und Herren,
ich bin überzeugt, dass wir auf diesem Weg schneller vorankommen, wenn wir in Europa zusammenarbeiten, wenn wir Wissen und Erfahrungen austauschen, Kräfte bündeln und gemeinsame Strategien entwickeln. Hamburg kooperiert deshalb in vielen Feldern mit anderen Metropolen in Europa, mit London, Paris, Helsinki und Kopenhagen, mit Lissabon, Marseille und Genua.
Die Zusammenarbeit in Europa ist auch ein Anliegen der heutigen Preisträgerin, die sich als Mitglied der europäischen Wissenschaftsgesellschaft „Academia Europaea“ engagiert.
Sehr geehrte Frau Professorin Grey,
ich hoffe, der Preis und das Preisgeld helfen ihnen dabei, Ihre Forschungsarbeit erfolgreich fortzusetzen und weitere Fortschritte zu machen bei der Entwicklung leistungsfähiger und umweltfreundlicher Batterien.
Mit Ihrer Arbeit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für die Energiewende und den weltweiten Klimaschutz. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich im Namen des Hamburger Senats zum Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2021!
Vielen Dank.