Sehr geehrter Herr Prof. Klar,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrter Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 150. Jubiläums der Hamburger Kunsthalle.
Unsere Kunsthalle gehört zu den bedeutendsten und größten Museen Deutschlands, in dem Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart erlebt werden kann. Ihre Sammlung erstreckt sich über sieben Jahrhunderte, ihre kunsthistorische Forschung genießt auch international einen hervorragenden Ruf.
Dieser Erfolg ist nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, wie die Geschichte der Hamburger Kunsthalle vor 150 Jahren begonnen hat.
Sie wurde in einer Zeit gegründet, als Könige und Fürsten in München, Berlin, Dresden, St. Petersburg und anderen europäischen Städten hohe Summen in repräsentative Prachtbauten für ihre Kunstsammlungen steckten.
In der seit Jahrhunderten Freien und Hansestadt Hamburg gab es keinen „aristokratischen Überbau“. Hamburg war zwar Handelsmetropole und ein bedeutender internationaler Umschlagplatz für Gemälde, aber einen Fürsten oder König, der eine städtische Sammlung und ein Ausstellungshaus hätte aufbauen wollen, gab es nicht.
Das war der Preis der Freiheit und Unabhängigkeit.
Wie so viele andere Dinge mussten die Bürger auch den Bau eines Hauses für die Kunst selbst in die Hand nahmen.
316.000 Mark sammelten sie für die neue Kunsthalle, 250.000 Mark und das Grundstück kamen vom Senat dazu, weitere 52.000 Mark aus der Verzinsung der Spenden. Auch der Grundstock der Sammlung wurde durch Vermächtnisse und Spenden der Bürger der Hansestadt gelegt.
Das war der klassische hanseatische Weg für Projekte des modernen Hamburgs.
Nicht nur die Universität, der Kunstverein, das Deutsche Schauspielhaus, die Bücherhallen, die Volksbühne und viele andere Institutionen der Bildung und Kultur, auch der Bau der Kunsthalle ging aus Initiativen der Bürger hervor.
Dreißig Jahre dauerte es allerdings von den ersten Planungen bis zur Eröffnung am 30. August 1869. Und weitere 17 Jahre vergingen, bis die Kunsthalle mit Alfred Lichtwark ihren ersten hauptamtlichen Direktor bekam.
Der aufklärerische hanseatische Geist begleitete auch den Beginn der Arbeit der Kunsthalle.
„Wir wollen nicht ein Museum, das dasteht und wartet, sondern ein Institut, das tätig in die künstlerische Erziehung unserer Bevölkerung eingreift“ – mit diesem Satz gab Alfred Lichtwark nach seiner Amtseinführung am 1. Oktober 1886 die Richtung vor.
Lichtwark war ein guter Kommunikator. Seine Vorlesungen galten als legendär, der Vortragssaal in der Kunsthalle sei „von Hörern dicht gedrängt“ und „Schauplatz von Ohnmachtsanfällen“ gewesen, so das „Hamburger Fremdenblatt“ – ob wegen des spannenden Vortrags oder aufgrund schlechter Klimatisierung, ist nicht überliefert.
Dagegen wissen wir, wie die Kunsthalle sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder wandelte, ihre Räume erweiterte und die Ausrichtung der Sammlungen schärfte.
- Unter dem Lichtwark-Nachfolger Gustav Pauli hielten Cezanne, Kircher, Nolde, Kokoschka und andere moderne Künstler Einzug.
- 1919 – im Jahr des Aufbruchs für Demokratie, Bildung und Teilhabe – wurde die Kunsthalle stark erweitert. Dabei veränderte sie mit dem prägnanten Kuppelsaal auch ihr architektonisches Gesicht.
- 1923 wurde der Verein „Freunde der Kunsthalle“ gegründet. Mit 18.000 Mitgliedern ist er heute der größte Freundeskreis eines Kunstmuseums in Deutschland.
- Nach 1945 wurde die von Nationalsozialisten in Teilen zerstörte Sammlung wieder aufgebaut und stärker international ausgerichtet.
- 1956 wurde die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen gegründet.
- Ebenfalls 1956 eröffnete in der Kunsthalle das erste Museumscafé in Deutschland.
- 1968 zog die erste deutsche Kindermalschule ein.
- 1997 eröffnete die Galerie der Gegenwart.
- Seit 2016 ist der alte Eingang zur Alster hin wieder hergestellt, die Ausstellungs- und Arbeitsräume wurden rundum modernisiert.
Meine Damen und Herren,
die Hamburger Kunsthalle ist für unsere Stadt von großer Bedeutung. Sie ist ein Ort der Begegnung mit anderen Menschen, anderen Zeiten, anderen Sichtweisen. Sie ist ein Ort der Bildung, der Tradition und der Auseinandersetzung mit den aktuellen Fragen der Zeit.
Heute steht die Hamburger Kunsthalle vor neuen weitreichenden Veränderungen. Digitalisierung und Globalisierung haben auch die Erwartungen an Museen verändert.
Ein Museum dieser Größe und Relevanz muss heute weltweit vernetzt sein, international leihen und verleihen. Die Bestände müssen mit modernen Methoden für die Forschung und die Allgemeinheit aufbereitet und zugänglich gemacht werden.
Die Kunsthalle wirkt dabei weit über Hamburg hinaus und verbindet uns mit anderen Städten und Kulturmetropolen auf der Welt.
In der Hamburger Kulturlandschaft tut sich viel. Das liegt nicht nur an der noch jungen Elbphilharmonie, die internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber ebenso ein Haus für die Hamburger Musikfreunde ist.
In Hamburg sind Kunst und Kultur in ihrer ganzen Vielfalt zuhause. Unsere Theater, die Staatsoper, die Häuser entlang der Kunstmeile und die nicht-staatlichen Kulturangebote bilden für die Kunsthalle ein spannendes Umfeld.
Dank der Spende der „Dorit und Alexander Otto-Stiftung“ konnte die Hamburger Kunsthalle modernisiert werden. Sie war 2016 durch den freien Eintritt im Mai das bestbesuchte Kunstmuseum in Deutschland. Auch am vergangenen Jubiläumswochenende hat der freie Eintritt viele Besucher angelockt.
Damit tatsächlich jeder unabhängig von seinem Einkommen die Kunsthalle besuchen kann, sollten wir ein solches Angebot in Zukunft regelmäßig machen und zum Beispiel an einem Sonntag im Monat freien Eintritt ermöglichen.
Mit dieser Initiative würden wir durchaus an eine gute Tradition der Kunsthalle anknüpfen: Erst ab 1931 wurden dort Eintrittsgelder genommen.
Schon die Vorgängerin der Kunsthalle, die 1850 eröffnete Gemäldegalerie in den Börsenarkaden, stand den „anständig Gekleideten“ – wie es damals dann doch etwas einschränkend hieß – unentgeltlich offen.
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunsthalle,
ich danke Ihnen allen sehr herzlich für Ihre Arbeit – im Alltag der Kunsthalle und bei der Vorbereitung und Durchführung der Jubiläumsveranstaltungen.
Und Sie, sehr geehrter Herr Prof. Klar, möchte ich bei dieser Gelegenheit im Namen des Senats sehr herzlich begrüßen.
Ich wünsche Ihnen und allen Mitarbeitern der Kunsthalle alles Gute für die Zukunft und gratuliere sehr herzlich zum 150. Jubiläum.
Herzlichen Dank.