Sehr geehrter Herr Präsident Benítez,
Herr Minister Ramirez,
Herr Darboven,
Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps,
sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung zum 73. Lateinamerika-Tag …
… und allen auswärtigen Gästen herzlich Willkommen in Hamburg.
Eine besondere Ehre war es vor wenigen Stunden, Herrn Staatspräsident Benítez im Rathaus zu empfangen, der heute sogar Geburtstag hat, herzlichen Glückwunsch Herr Präsident.
Meine Damen und Herren,
wir leben in bewegten Zeiten, in denen Europa neue Partner sucht, die Toleranz, Freiheit und Demokratie schätzen und mit denen wir partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten können.
Ich freue mich, dass wir gerade jetzt einen Lateinamerika-Tag haben, die deutschlandweit größte und bedeutendste Konferenz zur Förderung unserer Wirtschaftsbeziehungen zu den Ländern Lateinamerikas und der Karibik.
Seit Jahrhunderten gibt es gute Geschäfte und Handel zwischen Hamburg und Südamerika. Lange standen dabei Rohstoffe und Agrarprodukte im Mittelpunkt, in Zukunft wollen wir stärker im Bereich des Klimaschutzes und der Erneuerbaren Energien zusammenarbeiten.
Vor einigen Wochen habe ich mit einer Wirtschaftsdelegation Chile, Uruguay und Argentinien besucht. Wir waren beeindruckt von der Ambition dieser Länder im Bereich der Energietechnologie und von ihrer Offenheit gegenüber Deutschland, gemeinsame Projekte und Energiepartnerschaften zu gründen.
Südamerika ist reich an Wind-, Sonnen- und Wasserkraft. Uruguay und – wie ich heute erfuhr – auch Paraguay produzieren ihren Strom schon heute ausschließlich aus regenerativen Energien und planen jetzt, über den eigenen Bedarf hinaus, grüne Energie zur produzieren und zu exportieren.
Das ist nicht ganz einfach, denn es ist kaum möglich, eine 11.000 km lange Stromleitung oder Pipeline durch den Atlantik zu legen. Aber dafür haben wir schöne Häfen und schöne Schiffe, die Energieträger wie grünen Wasserstoff, Methanol oder Ammoniak transportieren können.
Die Technologien für den Einsatz regenerativer Energieträger werden derzeit überall auf der Welt erforscht und entwickelt, um möglichst bald fossile Energie zu ersetzen und den globalen Klimaschutz voranzubringen. Wer in diesen Technologien erfolgreich ist, wird zugleich wirtschaftliche Kraft und Unabhängigkeit gewinnen.
Im Verbund der norddeutschen Küstenländer setzt Hamburg deshalb darauf, regional große Mengen Wasserstoff aus regenerativer Energie zu produzieren. Der Energiebedarf in Deutschland ist aber so hoch, dass wir darüber hinaus auch in Zukunft auf den Import von Energie angewiesen sind.
Deshalb haben wir zugleich das Ziel, mit unserem Hafen zu einem führenden Wasserstoff-Import-Zentrum in Europa zu werden und die dafür erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Schon in der kommenden Woche wird der erste Wasserstoff-Importterminal eröffnet.
So wie wir seit Jahrhunderten Rohstoffe, Waren, Tee, Kaffee, Gewürze und fossile Energie importieren, wollen wir in Zukunft grünen Wasserstoff und seine Derivate einführen aus Ländern, die einen Überschuss an Sonnen-, Wind- und Wasserkraft und die Technologie haben, diese zu exportieren.
Dabei entsteht eine Win-Win-Situation für Länder, die bereit sind, Energiepartnerschaften mit Deutschland aufzubauen.
Die Länder Lateinamerikas und der Karibik sind für uns dabei wertvolle Partner. Wir können unsere traditionellen Handelsbeziehungen erweitern und gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten.
Der Deutsch-Chilenische Wirtschaftsrat, der gestern im Hamburger Rathaus gegründet wurde, will unter anderem diese Kooperationsfelder mit Leben füllen.
Sehr geehrter Herr Präsident Benítez,
auch Sie sind persönlich nach Hamburg gekommen, um die Zusammenarbeit zwischen Paraguay und Deutschland zu vertiefen und gemeinsam neue Felder für Kooperationen zu erschließen. Der Zeitpunkt ist gut gewählt und ich sehe ein großes Potenzial für unsere Partnerschaft. Herzlichen Dank für Ihren Besuch und Ihr Engagement.
Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten würde unsere Zusammenarbeit vereinfachen und fördern. Ich hoffe, dass die Ratifizierung des Abkommens bald erfolgt.
Vielleicht darf ich mir an dieser Stelle einen etwas undiplomatischen Appell an die Politik in Deutschland erlauben. Diejenigen, die jetzt am Lautesten rufen, wir müssen die Abhängigkeit von China verringern, waren in der Vergangenheit oft diejenigen, die Freihandelsabkommen mit anderen Ländern blockiert haben. Das passt nicht zusammen und deshalb brauchen wir neuen Rückenwind für freien, fairen Handel in der Welt, und grünes Licht für ein Abkommen zwischen der EU und Mercosur!
Meine Damen und Herren,
der Lateinamerika-Tag steht für Zuversicht und neue Perspektiven. Es ist kein Zufall, dass diese Konferenz in Hamburg stattfindet, denn keine andere Stadt in Deutschland hat so viel Erfahrung und Expertise in der Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik.
Der Lateinamerika-Verein ist ein kompetenter Ansprechpartner, der sich auf den lateinamerikanischen Märkten bestens auskennt.
Mit der EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung (EU-LAC) haben wir eine internationale Organisation in Hamburg, die sich gezielt für die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik einsetzt.
Das GIGA Institut für Lateinamerika-Studien, das Lateinamerika-Referat des Max-Planck-Instituts für Privatrecht und andere Hamburger Forschungseinrichtungen stehen für eine große wissenschaftliche Kompetenz in Bezug auf Lateinamerika.
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch wenn die Zeiten derzeit schwierig sind, die Perspektiven für die Zusammenarbeit zwischen Hamburg, Lateinamerika und der Karibik sind hervorragend. Ich danke dem Lateinamerika-Verein und allen, die sich für gute Beziehungen zwischen unseren Ländern einsetzen, sehr herzlich für ihr Engagement.
Ich wünsche Ihnen morgen einen interessanten zweiten Konferenztag und uns heute gute Gespräche und einen schönen Abend.
Vielen Dank.