Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Stepken,
sehr geehrter Herr Präsident Hoffmann,
Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses zum 100. Ostasiatischen Liebesmahl!
Eine 100. Jubiläumsveranstaltung ist immer beeindruckend, wegen der langen Zeit, auf die man zurückblickt, und wegen der Erkenntnis, dass der Beweggrund, die Idee der Veranstaltung offenkundig auch nach einem ganzen Jahrhundert noch immer aktuell ist.
Das erste Liebesmahl fand im März 1901 im Hotel Hamburger Hof am Jungfernstieg statt. Hamburger Kaufleute hatten sich im Ostasiatischen Verein zusammengeschlossen und schufen mit dem Mahl einen Rahmen, um sich über ihre Erfahrungen im Asienhandel auszutauschen und zu beraten.
Also eine damals und heute wieder hochaktuelle Frage: Wie ist die Lage im Asienhandel, was gibt es zu bedenken und wie soll es weitergehen?
Auch wenn der Name heute etwas altmodisch klingt: Das Liebesmahl hat sich in seiner über 100-jährigen Geschichte zu einem der wichtigsten Branchentreffen der deutschen Asienwirtschaft entwickelt.
Deshalb: Herzlichen Glückwunsch zu diesem besonderen Jubiläum!
Sehr geehrte Damen und Herren,
in über 100 Jahren ist das Liebesmahl nur zu drei Zeiten ausgefallen: während des Ersten Weltkriegs, während des Zweiten Weltkriegs und während der Corona-Pandemie.
Und auch dieses Jahr fällt das Liebesmahl in eine schwierige Zeit.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine erschüttert die europäische Sicherheitsordnung. Er ist ein klarer Bruch des Völkerrechts und ein Rückfall in die Zeit des Imperialismus.
Anhand der UNO-Resolutionen erfahren wir, dass unsere Sicht auf diesen Konflikt von den meisten Staaten auf der Welt geteilt wird, aber eben von einigen nicht, darunter China, einer der wichtigsten Handelspartner der EU, Deutschlands und Hamburgs.
Der Angriff auf die Ukraine hat offengelegt, dass Deutschland insbesondere beim Gas zu abhängig war von Lieferungen aus Russland.
Er hat deutlich gemacht, dass die Struktur von Handelsbeziehungen nicht nur wirtschaftliche Bedeutung hat, sondern zugleich eine Frage der nationalen Sicherheit und Unabhängigkeit ist.
Mit der Zeitenwende, wie Bundeskanzler Scholz es genannt hat, erkennen wir den Wert stabiler und vertrauensvoller Partnerschaften in der Welt.
Und es ist ins politische Bewusstsein getreten, dass wir kritische Abhängigkeiten von einzelnen Handelspartnern vermeiden müssen.
Das erreicht man nicht durch das Kappen der bestehenden Verbindungen, sondern durch Aufbau neuer, zusätzlicher Handelsbeziehungen zu weiteren Partnern.
Die Länder der Asien-Pazifik-Region geraten dabei verstärkt in den Fokus und sie gewinnen wirtschaftlich und als Innovationsstandort zunehmend an Bedeutung.
Denn die Asien-Pazifik-Region ist weit mehr als China, dessen wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland zunehmend kritisch hinterfragt werden.
Der Besuch von Bundeskanzler Scholz in Tokio in der vergangenen Woche, begleitet von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation, hat die Bedeutung Japans für unsere internationalen Beziehungen verdeutlicht.
Auch Hamburg pflegt gute Beziehungen zu Japan und will diese ausbauen, insbesondere in den Feldern Erneuerbare Energien und Wasserstoffwirtschaft.
2019 ist das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union in Kraft getreten. Perspektivisch werden 99% aller Zölle auf EU-Exporte abgeschafft.
Auch die Abkommen mit Singapur, Südkorea und Vietnam sind wichtig für Deutschland.
Mit dem RCEP-Abkommen [Regional Comprehensive Economic Partnership] ist in der indo-pazifischen Region die größte Freihandelszone der Welt entstanden. Sie umfasst 15 Mitgliedsstaaten und damit etwa ein Drittel der Weltbevölkerung und des weltweiten Bruttosozialprodukts.
Das Abkommen bedeutet einerseits eine Stärkung regionaler Handelsbeziehungen. Aber auch europäische Unternehmen können davon profitieren, mit ihren Niederlassungen und Direktinvestitionen in der Region.
Meine Damen und Herren,
freier und fairer Handel auf Augenhöhe ist eine wichtige Grundlage für Wohlstand und Frieden. Diese Erfahrung hat Hamburg schon vor 600 Jahren gemacht, als sich die Kaufleute zum Städtebund der Hanse zusammenschlossen.
Deshalb unterstützen wir die Freihandelsabkommen der EU mit den Ländern Asiens aus großer Überzeugung und wir nutzen die Möglichkeiten, die sich Hamburg dadurch eröffnen.
Unser Hafen ist die wichtigste Drehscheibe für den deutsch-asiatischen Warenverkehr und das Tor für Asien nach Europa.
Mit dem OAV, dem GIGA-Institut für Asien-Studien, dem Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg sowie weiteren Vereinen und Verbänden ist Hamburg ein Kompetenzzentrum für die deutsch-asiatische Zusammenarbeit.
Über unsere Partnerstädte Osaka und Shanghai pflegen wir seit über 30 Jahren enge wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit mit Japan und China.
In diesem Jahr werden wir unsere Kontakte zu Südkorea intensivieren, das Partnerland des Hamburger Hafengeburtstags ist. Dort wird insbesondere die moderne Hafenmetropole Busan im Mittelpunkt stehen.
Die meisten asiatischen Länder unterhalten konsularische Vertretungen in Hamburg. Sie sind wichtige Anlaufstellen für unsere Partner und befinden sich in regelmäßigem Austausch mit dem Hamburger Senat.
Meine Damen und Herren,
der Ostasiatische Verein unterstützt seit über 120 Jahren Unternehmen dabei, Zugang zu den asiatischen Märkten zu finden, Kooperationen aufzubauen und die kulturellen Gepflogenheiten der Länder zu verstehen.
Er ist Trägerverband des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft und berät auch die Bundesregierung. Das ist eine sehr wichtige Arbeit.
Den Hamburger Senat unterstützt der OAV unter anderem bei der Durchführung der „CHINA TIME“ und der „India Week Hamburg“.
Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit, gratuliere nochmals sehr herzlich zum 100. Jubiläum und wünsche uns einen interessanten Abend.
Vielen Dank.