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Reden und Dokumente

Sie finden hier die Redemanuskripte von Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

Reden des Ersten Bürgermeisters

22. Oktober 2024

Senatsempfang zur Hydrogen Technology Expo Europe

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher im Kaisersaal des Rathauses. Es gilt das gesprochene Wort (in Englisch).

Senatskanzlei
15. Oktober 2024

Senatsempfang im Rahmen der Weltkonferenz der Berner Union

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang im Rahmen der Weltkonferenz der Berner Union (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
9. Oktober 2024

Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in der deutschen Botschaft in Kopenhagen

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentschereim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in der deutschen Botschaft in Kopenhagen (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
7. Oktober 2024

Eröffnung der Hamburg Sustainability Conference

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur Eröffnung der Hamburg Sustainability Conference.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
7. Oktober 2024

Eröffnung der Hamburg Sustainability Conference

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur Eröffnung der Hamburg Sustainability Conference (in Englisch).

Senatskanzlei
4. Oktober 2024

Verleihung des Siegfried Lenz Preises 2024 an Claire Keegan

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur Verleihung des Siegfried Lenz Preises 2024 an Claire Keegan.

Senatskanzlei
30. September 2024

Verabschiedung und Ernennung des Präsidenten des Rechnungshofes

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Anlässlich der Verabschiedung des aktuellen Präsidenten des Rechnungshofes und der Ernennung des neuen Präsidenten.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
26. September 2024

Empfang der Deutschen Botschaft und der Stadt Hamburg in Singapur

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Empfang der Deutschen Botschaft und der Stadt Hamburg in Singapur (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
24. September 2024

Unterzeichnung Memorandum of Understanding

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Unzerzeichnung des "Memorandum for Understanding" zwischen den Häfen von Hamburg, Busan und Ulsan (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
24. September 2024

Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in Busan

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Empfang zum Tag der Deutschen Einheit in Busan (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
24. September 2024

Eröffnung des „Economic Outlook“ der Deutsch-Koreanischen Auslandshandelskammer

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Eröffnung des Economic Outlook“ der Deutsch-Koreanischen Auslandshandelskammer in Busan (in Englisch).

Senatskanzlei
20. September 2024

Verleihung des Körber-Preises 2024

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Verleihung des Körber-Preises 2024.

Senatskanzlei
18. September 2024

Eröffnung des Reeperbahnfestivals 2024

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur Eröffnung des Reeperbahnfestivals 2024 (in Englisch).

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
17. September 2024

100 Jahre Wasserstandsvorhersage und Sturmflutwarnung

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich 100 Jahre Wasserstandsvorhersage und Sturmflutwarnung.

17. September 2024

Jahresessen des Konsularischen Korps

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum Jahresessen des Konsularischen Korps.

13. September 2024

50 Jahre Akademie für Publizistik

Rede des Ersten Bürgermeisters Tschentscher auf der Feier des 50. Jubiläums der Akademie für Publizistik.

Senatskanzlei
11. September 2024

Senatsempfang 175 Jahre Rechtsanwaltskanzlei Mittelstein

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich des Senatsempfangs zu 175 Jahre Rechtsanwaltskanzlei Mittelstein.

Deutscher Radiopreis / Benjamin Hüllenkremer
5. September 2024

Deutscher Radiopreis 2024

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Deutschen Radiopreis 2024.

Senatskanzlei Hamburg
30. August 2024

Senatsempfang 100. Jubiläum der Landesinnung der Gebäudereiniger Nordost

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang anlässlich des 100. Jubiläums der Landesinnung der Gebäudereiniger Nordost.

Senatskanzlei
24. Juli 2024

Pressestatement zum Verbot des IZH

Erklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg.

Senatskanzlei Hamburg
6. Juli 2024

Festakt 150 Jahre Bergedorfer Zeitung

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Festakt 150 Jahre Bergedorfer Zeitung.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
21. Juni 2024

Senatsempfang Streitschlichtertage

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Streitschlichtertage.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
21. Juni 2024

Senatsempfang 100 Jahre Reederei Essberger

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang zu 100 Jahre Reederei Essberger.

Senatskanzlei Hamburg / Momme Dähne
12. Juni 2024

Senatsempfang 20 Jahre MENTOR – Die Leselernhelfer Hamburg e.V.

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang zu 20 Jahre MENTOR – Die Leselernhelfer Hamburg e.V.

Senatskanzlei Hamburg / Matthias Dirks
4. Juni 2024

Senatsempfang zum 250-jährigen Jubiläum der DAK Gesundheit

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang zum 250-jährigen Jubiläum der DAK Gesundheit.

Senatskanzlei Hamburg / Matthias Dirks
31. Mai 2024

150 Jahre Weinmann Emergency Medical Technology

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zu 150 Jahre Weinmann Emergency Medical Technology.

Senatskanzlei Hamburg / Momme Dähne
30. Mai 2024

100 Jahre NXP Semiconductors und Start des Quantencomputers

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zu 100 Jahre NXP Semiconductors und dem Start des Quantencomputers.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
28. Mai 2024

Mediendialog Hamburg 2024

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Mediendialog Hamburg 2024.

Senatskanzlei Hamburg / Momme Dähne
20. Mai 2024

Senatsempfang für den FC St. Pauli

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang für den FC St. Pauli.

Senatskanzlei Hamburg / Matthias Dirks
6. Mai 2024

74. Überseetag

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim 74. Überseetag.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
3. Mai 2024

Eröffnung 3. Deutscher Evangelischer Posaunentag

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Eröffnung des 3. Deutschen Evangelischen Posaunentages.

Senatskanzlei Hamburg / Momme Dähne
29. April 2024

Senatsempfang 30 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg - Chicago

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang zu 30 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg - Chicago.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
5. April 2024

Senatsempfang 100 Jahre Paritätischer Wohlfahrtverband

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang zu 100 Jahre Paritätischer Wohlfahrtverband.

Senatskanzlei Hamburg / Matthias Dirks

18. März 2024: Senatsempfang anlässlich der Canadian-German Green Hydrogen Conference

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang anlässlich der Canadian-German Green Hydrogen Conference.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
15. März 2024

101. Ostasiatisches Liebesmahl

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim 101. Ostasiatischen Liebesmahl.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
5. März 2024

Grußwort anlässlich der Eröffnung der Hamburg Games Conference

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Eröffnung der Hamburg Games Conference.

Senatskanzlei Hamburg / Jan Pries
28. Februar 2024

Wachstumskurs für den Hamburger Hafen – Strategische Partnerschaft mit MSC

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher vor der Hamburgischen Bürgerschaft am 24. Februar 2024.

Senatskanzlei
19. Januar 2024

Demonstration „Hamburg steht auf – gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Demonstration „Hamburg steht auf – gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“.

13. Dezember 2023

Ausstellungseröffnung 250 Jahre Caspar David Friedrich

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Eröffnung der Ausstellung 250 Jahre Caspar David Friedrich.

13. Dezember 2023

Senatsempfang 75 Jahre Rechnungshof Hamburg

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

21. November 2023

Senatsempfang 175 Jahre Diakonie

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang 175 Jahre Diakonie.

20. November 2023

Senatsempfang India Week Hamburg 2023

Rede des Ersten Bürgermeisters beim Senatsempfang zur India Week Hamburg 2023.

19. November 2023

100 Jahre „Revier Blutbuche“

Rede des Ersten Bürgermeisters anlässlich 100 Jahre "Revier Blutbuche".

16. November 2023

Verleihung des Hamburger Stiftungspreises im Jahr 2023

Rede des Ersten Bürgermeisters bei der Verleihung des Hamburger Stiftungspreises im Jahr 2023.

Senatskanzlei
10. November 2023

Trauerfeier für Prof. Dr. h.c. Hannelore Greve

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher auf der Trauerfeier für Prof. Dr. h.c. Hannelore Greve

9. November 2023

85. Jahrestag der Reichspogromnacht

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht.

20. Oktober 2023

Bilanzrede zum Ende der Hamburger Bundesratspräsidentschaft

Bilanzrede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum Ende der Hamburger Bundesratspräsidentschaft.

10. Oktober 2023

Senatsempfang Bürgertag 2023

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang anlässlich des Bürgertags 2023.

10. Oktober 2023

Verabschiedung Polizeipräsident Ralf Martin Meyer

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Verabschiedung von Polizeipräsident Ralf Martin Meyer in den Ruhestand.

Senatskanzlei Hamburg
6. Oktober 2023

Trauerfeier für Hans-Ulrich Klose

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher auf der Trauerfeier für Bürgermeister a.D. Hans-Ulrich Klose.

Senatskanzlei Hamburg
3. Oktober 2023

Festakt zum Tag der Deutschen Einheit

Rede des Ersten Bürgermeisters und Bundesratspräsident Dr. Peter Tschentscher während des Festakts in der Elbphilharmonie.

2. Oktober 2023

Taufe des Containerschiffs „Berlin Express“

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Taufzeremonie des Containerschiffs „Berlin Express“.

30. September 2023

Verleihung Douglas Sirk Preis beim Filmfest Hamburg

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Verleihung des Douglas Sirk Preises beim Filmfest Hamburg.

25. September 2023

Nationale Luftfahrtkonferenz

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher auf der Nationalen Luftfahrtkonferenz.

13. September 2023

Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters, Den Haag

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters in Den Haag.

8. September 2023

Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2023

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2023.

1. September 2023

Feierstunde des Deutschen Bundestags: 75 Jahre Parlamentarischer Rat

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Feierstunde des Deutschen Bundestags zu 75 Jahre Parlamentarischer Rat.

31. August 2023

Kommandoübergabe an der Führungsakademie der Bundeswehr

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Kommandoübergabe an der Führungsakademie der Bundeswehr.

30. August 2023

Einweihung der Halle für die A321 XLR Ausrüstungsmontage, Airbus

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher anlässlich der Einweihung der Halle für die A321 XLR Ausrüstungsmontage von Airbus.

13. Juli 2023

Senatsempfang 775 Jahre Stiftung Gast- und Krankenhaus

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang anlässlich 775 Jahre Stiftung Gast- und Krankenhaus.

6. Juni 2023

Senatsempfang anlässlich des Hamburger Mediendialogs 2023

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim Senatsempfang im Rahmen des Hamburger Mediendialogs 2023.

8. Mai 2023

Gedenken zum Kriegsende am Mahnmal St. Nikolai

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Gedenkveranstaltung zum Kriegsende am Mahnmal St. Nikolai.

3. Mai 2023

78. Jahrestag Kriegsende und Befreiung KZ Neuengamme 

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher am 78. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkriegs und der Befreiung des KZ Neuengamme.

2. Mai 2023

Drittes Austauschforum Quantencomputing

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim dritten Austauschforum Quantencomputing in Hamburg.

28. April 2023

Senatsempfang 150 Jahre Handwerkskammer

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei dem Senatsempfang 150 Jahre Handwerkskammer.

4. April 2023

13. Logistik-Dinner

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim 13. Logistik-Dinner im Hamburger Rathaus.

25. März 2023

Trauerfeier anlässlich der Amok-Tat bei den Zeugen Jehovas

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher auf der Trauerfeier anlässlich der Amok-Tat bei den Zeugen Jehovas.

24. März 2023

100. Ostasiatisches Liebesmahl

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum 100. Ostasiatischen Liebesmahl

3. Februar 2023

Gedenkrede im Bundesrat

Rede von Bürgermeister Peter Tschentscher auf der 57. Einbürgerungsfeier.

19. Dezember 2022

Gedenkrede im Bundesrat

Rede von Bundesratspräsident Peter Tschentscher zum Gedenken an die Opfer von Sinti, Roma und der Gruppe der Jenischen

Dirk Deckbar
16. Dezember 2022

Gedenkrede im Bundesrat

Rede von Bundesratspräsident Peter Tschentscher zum Gedenken an die Opfer von Sinti, Roma und der Gruppe der Jenischen

Senatskanzlei
13. Dezember 2022

"Mut und Zuversicht in krisenhaften Zeiten"

Bürgermeister Tschentscher hat in Berlin seine Antrittsrede als Präsident des Bundesrates gehalten. Das Motto der Hamburger Präsidentschaft lautet „Horizonte öffnen“.

9. Dezember 2022

Senatsempfang 100 Jahre Universitäts-Gesellschaft Hamburg

Sehr geehrte Frau Weber-Braun, sehr geehrte Frau Prof. Dr. Frost, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des Gründungsjubiläums der Universitäts-Gesellschaft Hamburg. Seit hundert Jahren fördert die Gesellschaft die Universität und Wissenschaft in unserer Stadt. Hamburg gilt seit Jahrhunderten als Handels- und Kaufmannsstadt. Als die Universität 1919 gegründet wurde, blickten Städte wie Heidelberg, Tübingen oder Göttingen schon auf eine jahrhundertelange Universitätstradition zurück. Anders als in diesen Städten entstand die Universität Hamburg nicht durch die Initiative eines Fürsten oder den Beschluss eines Königs, sondern erstmals in Deutschland durch die Entscheidung eines frei gewählten Parlaments. Es war die Zeit des demokratischen Aufbruchs, und der war eng verbunden mit dem Anspruch auf Bildung und Teilhabe. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten die Chance auf Bildung, sozialen Aufstieg und ein besseres Leben erhalten, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Einkommen oder Geschlecht. Die Hamburger Universität Hamburg galt von Beginn an als besonders offen und unabhängig. Als Kraft des gesellschaftlichen Fortschritts zog sie bekannte Forscherinnen und Forscher an: Der Kunstwissenschaftler Erwin Panowsky, der Philosoph Ernst Cassirer, die Sprachwissenschaftlerin Agathe Lasch der Psychologe William Stern und andere bekannte Persönlichkeiten – darunter viele jüdische Gelehrte – waren an der neuen Hochschule tätig und verliehen ihr schon bald einen exzellenten Ruf. Dazu trug auch die 1922 gegründete Universitäts-Gesellschaft bei. Sie hatte das Ziel, die aufstrebende Hamburger Wissen-schaft zu fördern, die Universität in der Gesellschaft zu verankern und sie mit der Kaufmannschaft und dem Bürgertum zu verbinden. Als Mitglieder wurden bekannte Amtsträger, Gelehrte, Kaufleute, Senatoren und andere einflussreiche Persönlichkeiten berufen. Sie hatten gute Kontakte und waren behilflich, Beziehungen zu anderen Universitäten und ins Ausland aufzubauen. Unter den ersten Mitgliedern finden sich Namen, die eng mit der Geschichte Hamburgs verbunden sind: Werner von Melle, Theodor Amsinck, Ascan Wilhelm Lutteroth oder Bernhard Nocht. Auch der Erste Bürgermeister ist qua Amt Mitglied im Vorstand der Universitäts-Gesellschaft. Sie verfolgt ihre Ziele seit hundert Jahren mit großem Einsatz, setzt sich für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Universität ein und hat zuletzt ihren Aufstieg zur Exzellenz-Universität begleitet. Sie unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs, vergibt Wissenschaftspreise und Stipendien. Die Universitäts-Gesellschaft versteht sich als Mittlerin zwischen Universität, Wirtschaft und Gesellschaft. Das ist eine zentrale Aufgabe, denn Wissenschaft, Forschung und Lehre, brauchen gesellschaftlichen Rückhalt – und je fortgeschrittener die Methoden und Erkenntnisse sind, desto wichtiger ist es, dass diese auch für Laien verständlich und nachvollziehbar sind. Meine Damen und Herren, die Universitäts-Gesellschaft hat sich verdient gemacht um die Universität Hamburg und den Wissenschaftsstandort, der in den zurückliegenden zehn Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg vollzogen hat. Seit 2011 konnten wir rund ein Dutzend Forschungseinrichtungen der Fraunhofer Gesellschaft, der Helmholtz Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft für unsere Stadt gewinnen. Ein besonderer Erfolg ist die Auszeichnung der Universität Hamburg im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes. Mit vier Exzellenzclustern nimmt sie im Bundesvergleich eine Spitzenposition ein. Auf dem Campus in Bahrenfeld betreibt sie das „Zentrum für Optische Quantentechnologien“, das weltweit zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich des Quantencomputing gehört. Mit über 30 außeruniversitären Einrichtungen und 19 Hochschulen ist Hamburg heute ein Leuchtturm der Wissenschaft im Norden – mit der Universität Hamburg als Flaggschiff, wie es als maritimes Motiv in der Exzellenzinitiative beschrieben wird. Also, meine Damen und Herren, bei aller hanseatischen Bescheidenheit darf ich sagen: die Wissenschaft ist in Hamburg auf einem guten Kurs. Forschung ist Pionierarbeit und Abenteuer. Der Universität Hamburg stehen also spannende Zeiten bevor, und sie weiß die Universitäts-Gesellschaft dabei vertrauensvoll an ihrer Seite, so wie seit 100 Jahren. Im Namen des Senats danke ich den Mitgliedern der Gesellschaft, auch stellvertretend für ihre Vorgängerinnen und Vorgänger, für ihr Engagement und ihre Arbeit. Herzlichen Glückwunsch zum 100-jährigen Jubiläum. Vielen Dank.

Senatskanzlei
25. November 2022

"Mut und Zuversicht in krisenhaften Zeiten"

Bürgermeister Tschentscher hat in Berlin seine Antrittsrede als Präsident des Bundesrates gehalten. Das Motto der Hamburger Präsidentschaft lautet „Horizonte öffnen“.

23. November 2022

Grußwort China Time 2022

State Secretary Morgan, Mr. Wang Shi, Mr. Werksman, Prof. Dr. Latif, Members of the Hamburg and European Parliament, Members of the Consular Corps, Ladies and Gentlemen, Welcome to Hamburg City Hall, and to CHINA TIME 2022. The world has changed since the last CHINA TIME in 2018. The Covid-19 pandemic has put pressure on our societies, and on our economies. Russia’s attack on Ukraine has caused great suffering for the people, and it has caused dramatic changes in the geo-political landscape. The resulting energy crisis and the effects of climate change clearly show that we need to increase our efforts to become independent of fossil fuels and to decarbonize our economies and energy systems. These challenges are far-reaching and global. They demand joint action by the whole international community. As we have seen at the recent G20 summit in Bali and at the COP 27 summit in Egypt: The nations of the world are willing to work together, to find common ground and to agree on solutions. It is difficult, but it is necessary. Ladies and Gentlemen, we have decided on a new, more focused format for CHINA TIME Hamburg. For the first time, it has a main topic. Global climate change was chosen because it is an important issue, on which China and Europe need to co-operate. As the two largest emitters of greenhouse gases, China and the European Union play critical roles in protecting our climate. China has committed itself to climate neutrality by 2060 and is leading in the development of e-mobility solutions. The EU has made the European Green Deal and is working on becoming climate neutral by 2050. The Paris climate targets cannot be met unless we all increase our efforts. CHINA TIME provides an opportunity to go into detail, to compare strategies of carbon reduction, exchange best practices and to talk about a joint way forward. For the next two days, high-ranking international speakers will give us their perspectives on global climate co-operation, and also on the results of the COP 27 conference, especially the newly established “Loss and Damage” Fund to compensate vulnerable nations. Ladies and Gentlemen, CHINA TIME 2022 takes place in challenging times. The world has grown more complex, and so has the relationship between China, the EU and Germany. But one thing is clear: In global climate protection, we are not competitors or systemic rivals. In this great task of our time, we are partners who fail together or succeed together. Our aim is to be successful in the interest of future generations. Ladies and Gentlemen, CHINA TIME 2022 offers a unique opportunity for discussions, for sharing experiences and strategies. I am confident that CHINA TIME 2022 can help us find ways to work together on international climate policy. In the name of the Hamburg Senate, I wish all participants interesting and inspiring conversations and many new insights at this conference. And please enjoy your stay in Hamburg. Thank you very much.

17. November 2022

Greve Preis der Leopoldina

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Volz, Herr Prof. Dr. Janek, Frau Honorarkonsulin Greve, Herr Prof. Dr. Haug, Herr Prof. Dr. Schüth, Mitglieder der Auswahlkommission, Mitglieder des Konsularischen Korps, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des ersten Greve-Preises der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Der Preis ist mit 250.000 Euro dotiert und wird finanziert durch die „Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve“. Herzlichen Dank unserer Ehrenbürgerin Hannelore Greve und ihrer Stiftung für dieses Engagement für die Wissenschaft und Forschung. Hannelore Greve und ihr verstorbener Ehemann Helmut Greve haben sich als Stifterin und Stifter in ihrer Heimatstadt auf vielfache Weise verdient gemacht. Dabei reicht ihr Engagement für Wissenschaft und Kultur weit über Hamburg hinaus. Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina soll künftig alle zwei Jahre vergeben werden und herausragende Forschungsleistungen in den Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin würdigen. Ausgezeichnet werden wissenschaftliche Forschungen von grundlegender Relevanz und Projekte, die praktische Erkenntnisse für den Fortschritt und den Wandel unserer Gesellschaft bieten. Der erste Greve-Preis der Leopoldina wird für die Erforschung der „naturwissenschaftlichen Grundlagen einer nachhaltigen Energieversorgung“ vergeben. Geehrt werden die Physikerin Prof. Kerstin Volz und der Physikochemiker Prof. Jürgen Janek. Kerstin Volz ist Spezialistin für die Physik von Festkörpern und untersucht deren Aufbau bis in den atomaren Bereich. Mithilfe neuartiger elektronenmikroskopischer Verfahren erforscht sie Materialien, die sich zur Speicherung von Energie eignen. Jürgen Janek ist Experte für die Elektrochemie von Festkörpern. Er entwickelt neue Konzepte für Speicherstoffe, Elektrolyte und Batteriezellen, um zum Beispiel in Batterien den seltenen Rohstoff Lithium durch das weit verbreitete Natrium zu ersetzen. Um die Technologie von Batterien und Akkus zu verbessern, sind naturwissenschaftliche Forschungen auf genau diesen Gebieten erforderlich. Frau Volz und Herr Janek arbeiten seit über zehn Jahren zusammen und bringen dabei ihre spezielle Expertise aus diesen Fachgebieten ein. Ihre Projekte tragen wesentlich dazu bei, die Eigenschaften elektrochemisch relevanter Stoffe zu erforschen, um auf dieser Grundlage neue Speichermedien und Batterien zu entwickeln, die schneller laden, eine höhere Kapazität erreichen, länger nutzbar sind, nachhaltiger produziert und gut recycelt werden können. Sehr geehrte Damen und Herren, effiziente Stromspeicher sind ein zentrales Thema in der Energiewende und im Klimaschutz. Mit der Ablösung fossiler Kraftstoffe in der Antriebs- und Fahrzeugtechnik entstehen hohe Anforderungen an neue, leistungsfähige Batterien, die in großem Umfang wirtschaftlich und ressourcenschonend produziert und „recycelt“ werden müssen. Hinzu kommt, dass die Produktion regenerativen Stroms aus Wind- und Sonnenkraft großen natürlichen Schwankungen unterworfen ist. Effiziente und flexible Zwischenspeicher können helfen, das Stromnetz zu stabilisieren und den Verlust von Überschussenergie zu verhindern. Nach der Körber-Preisträgerin von 2021, der britischen Chemikerin Claire Grey, werden heute zwei weitere bedeutende Batterie-Forscher hier in Hamburg mit dem Greve-Wissenschaftspreis ausgezeichnet und in ihrer wichtigen Arbeit unterstützt. Sehr geehrte Frau Prof. Volz, sehr geehrter Herr Prof. Janek, Ihre Forschung ist von hoher Relevanz für den Klimaschutz und die Energiewende und damit für die Wirtschaft, die Politik und den gesellschaftlichen Wandel. Technologische Innovationen, die durch wissenschaftliche Grundlagenforschung und deren Anwendung in der Praxis entstehen, sind der zentrale Schritt auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Sie sind damit für unsere Stadt und andere innovative Metropolen von besonderer Bedeutung. Hamburg gehört zu den Vorreitern bei der Nutzung Erneuerbarer Energien und der Entwicklung klimaschonender Technologien. Wir sind ein Zentrum der Windenergie, bauen die Infrastruktur für Elektromobilität aus und bringen die Wasserstofftechnologie voran. Gerade heute Morgen wurde in unserem Hafen ein Projekt eröffnet für den ersten Wasserstoff-Importterminal in Europa. Gemeinsam mit der Wissenschaft und ambitionierten Unternehmen aus Industrie und Technik setzen wir zahlreiche Pionierprojekte für die Dekarbonisierung um. Viele dieser Projekte beruhen darauf, regenerative Energien zu nutzen, um grünen Strom zu produzieren, ihn effizient zu nutzen, umzuwandeln oder zu speichern. Sehr geehrte Frau Volz, sehr geehrter Herr Janek, Ihre Forschung zeigt beispielhaft, welche Bedeutung die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung für den technologischen Fortschritt und den gesellschaftlichen Wandel hat. Der Wissenschaftspreis, den Sie heute erhalten, ist eine Auszeichnung und Anerkennung Ihrer Arbeit, und zugleich Motivation und Ansporn für viele andere, die in der naturwissenschaftlichen Forschung arbeiten. Ich gratuliere Ihnen und Ihren Teams sehr herzlich zum Greve-Preis der Leopoldina 2022 und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und auch Freude bei der Arbeit. Vielen Dank.

11. November 2022

150 Jahre Berufsfeuerwehr Hamburg

Sehr geehrter Herr Dr. Schwarz, Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Herr Unger, Kameradinnen und Kameraden der Hamburger Feuerwehr, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 150. Jubiläums der Berufsfeuerwehr Hamburg. Unter der Leitung von Branddirektor Friedrich Wilhelm Kipping traten am 12. November 1872 um 12 Uhr mittags 48 Männer die erste Schicht der Berufsfeuerwehr Hamburg an, auf drei Wachen – in der Spitalerstraße, bei der Katharinenkirche und an der Davidstraße. Ihrer Gründung vorangegangen war der großen Brand von 1842, der innerhalb von vier Tagen ein Drittel der Hamburger Innenstadt in Schutt und Asche legte und sich tief in das historische Bewusstsein unserer Stadt im wahrsten Sinne des Wortes „eingebrannt“ hat. 51 Menschen kamen ums Leben, 1.000 Wohn- und 100 Lagerhäuser wurden zerstört, 20.000 Hamburgerinnen und Hamburger wurden obdachlos. Dass der Brand mehrere Tage wüten und so große Schäden anrichten konnte, lag an der damals sehr dichten Bebauung, an Lagern voll brennbaren Materials, aber eben auch an einem nicht effektiven Feuerlöschwesen. Hamburg hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung schnell entwickelt, der Hafen boomte, die Stadt war schnell gewachsen, aber das Feuerlöschwesen war noch organisiert wie im 17. Jahrhundert. Es bestand aus sogenannten „Wittkitteln“, Feuerwehrleuten mit einer Schutzkleidung aus weißem Leinen. Es waren Freiwillige, meist Handwerker, die pro Einsatz bezahlt wurden. Nicht die Stadt, sondern die Hamburger Feuerkasse bezahlte die Einsätze und organisierte die Ausrüstung mit Handdruckspritzen, Lösch-Eimern und Einreißhaken. Einem Großfeuer wie dem von 1842 waren die Wittkittel organisatorisch und technisch nicht gewachsen. 1862 beschloss der damalige Senat daher, den Brandschutz und das Feuerlöschwesen zu einer öffentlichen Aufgabe zu machen und besser zu organisieren. 10 Jahre dauerte die Umsetzung dieses Vorhabens, sodass die neue Berufsfeuerwehr dann schließlich 1872 ihre Arbeit aufnahm und nun seit 150 Jahren rund um die Uhr im Einsatz ist. Sie hat sich in dieser Zeit sehr bewährt und den Hamburgerinnen und Hamburgern in vielen Not- und Krisensituationen zur Seite gestanden. Dazu gehören die beiden Weltkriege, die Sturmflut von 1962 und zuletzt die Corona-Pandemie. Sie hat sich dabei immer weiterentwickelt und wird heute jeden Tag mehr als 700 Mal alarmiert. Zu ihren Aufgaben gehören neben dem Brandschutz der Rettungsdienst, die technische Gefahrenabwehr, die Kampfmittelräumung, die Bekämpfung von Umweltgefahren und der Katastrophenschutz. Die Hamburger Feuerwehr nutzt in jeder Hinsicht modernste Ausrüstung und digitale Technik. Ich durfte dabei sein, als zum Beispiel 2019 im Rettungsdienst das System „NIDA“ in Betrieb genommen wurde, mit dem die Einsätze umfassend – von der Alarmierung bis in die Krankenhausaufnahme – gesteuert und dokumentiert werden können. Wichtige Patientendaten werden bereits am Unfallort und während der Behandlung im Rettungswagen digital erfasst und an die Notaufnahme übermittelt. Aber die Entwicklung geht weiter. Mit einer neuen Leitstelle von Feuerwehr und Polizei soll die Digitale Steuerung auf eine neue Ebene gehoben werden. Alarmierung und Steuerung der Einsätze sollen in Zukunft durch Smartphones, GPS-Daten, Foto- und Video-Dateien noch schneller und gezielter erfolgen. Das alles stellt hohe Anforderungen an die Feuerwehr und ihre Beschäftigten. Schichtarbeit, Einsätze, die nicht selten mit einer Gefahr für die eigene Gesundheit und Unversehrtheit verbunden sind, erfordern eine sehr gute Aus- und Fortbildung. Dafür ist die Arbeit aber auch abwechslungsreich. Keine Schicht verläuft wie die andere. Und das alles erfolgt in der Gewissheit, einen wichtigen Dienst für das Gemeinwesen zu leisten: Retten, Löschen, Bergen, Schützen – jederzeit zur Stelle zu sein, wenn Not am Mann – oder der Frau – ist, das alles ist die Hamburger Feuerwehr. Sie hat daher einen ausgezeichneten Ruf und genießt höchste Anerkennung bei den Bürgerinnen und Bürgern. Auch bei den jungen Menschen ist sie beliebt. Mit über 400 Auszubildenden jährlich ist die Feuerwehr Hamburg einer der größten Ausbildungsbetriebe in unserer Stadt. Erst gestern wurden 96 neue Kolleginnen und Kollegen hier im Rathaus in die Berufsfeuerwehr aufgenommen. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr mit der Freiwilligen Feuerwehr, die ebenfalls aus den „Wittkitteln“ der früheren Jahrhunderte hervorgegangen ist. Mit 2.700 ehrenamtlichen Mitgliedern und 86 Wehren stehen sie ihren hauptberuflichen Kolleginnen und Kollegen zuverlässig zur Seite. Die Freiwillige Feuerwehr übernimmt als „First Responder“ in vielen Gebieten unserer Stadt die Erstversorgung. Durch ihre Jugendarbeit und ihr vielfältiges gesellschaftliches Engagement schafft sie einen wichtigen Rahmen für ein gutes und nachbarschaftliches Zusammenleben in unserer Stadt. Im Rahmen unseres Paktes für Solidarität und Zukunft zwischen Hamburg und Kyiv hat die Feuerwehr unter anderem Geräte- und Rettungswagen zur Verfügung gestellt und mit einem Team aus der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr an die ukrainische Grenze gebracht. Auch dafür bedanke ich mich persönlich und im Namen des Senats sehr herzlich. Meine Damen und Herren, die Hamburger Feuerwehr ist wie unsere Stadt insgesamt. Sie blickt zurück auf eine jahrhundertelange Tradition und ist zugleich zackig organisiert und top-modern. Sie ist eine tragende Säule unseres Gemeinwesens. Die Hamburgerinnen und Hamburg wissen und können darauf vertrauen: Ihre Feuerwehr ist zur Stelle, wenn es darauf ankommt, Leib und Leben zu retten, Brände zu löschen und Gefahren abzuwehren. Dafür verdient der berufliche oder freiwillige Dienst in der Feuerwehr höchsten Respekt und Anerkennung. Im Namen des Senats und der gesamten Stadt danke ich allen Feuerwehrmännern und -frauen, die Tag für Tag für uns im Einsatz sind. Ich gratuliere der Berufsfeuerwehr Hamburg sehr herzlich zum 150-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und auch Freude bei der Arbeit. Vielen Dank.

10. November 2022

Galadinner Lateinamerika-Tag

Sehr geehrter Herr Präsident Benítez, Herr Minister Ramirez, Herr Darboven, Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum 73. Lateinamerika-Tag … … und allen auswärtigen Gästen herzlich Willkommen in Hamburg. Eine besondere Ehre war es vor wenigen Stunden, Herrn Staatspräsident Benítez im Rathaus zu empfangen, der heute sogar Geburtstag hat, herzlichen Glückwunsch Herr Präsident. Meine Damen und Herren, wir leben in bewegten Zeiten, in denen Europa neue Partner sucht, die Toleranz, Freiheit und Demokratie schätzen und mit denen wir partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten können. Ich freue mich, dass wir gerade jetzt einen Lateinamerika-Tag haben, die deutschlandweit größte und bedeutendste Konferenz zur Förderung unserer Wirtschaftsbeziehungen zu den Ländern Lateinamerikas und der Karibik. Seit Jahrhunderten gibt es gute Geschäfte und Handel zwischen Hamburg und Südamerika. Lange standen dabei Rohstoffe und Agrarprodukte im Mittelpunkt, in Zukunft wollen wir stärker im Bereich des Klimaschutzes und der Erneuerbaren Energien zusammenarbeiten. Vor einigen Wochen habe ich mit einer Wirtschaftsdelegation Chile, Uruguay und Argentinien besucht. Wir waren beeindruckt von der Ambition dieser Länder im Bereich der Energietechnologie und von ihrer Offenheit gegenüber Deutschland, gemeinsame Projekte und Energiepartnerschaften zu gründen. Südamerika ist reich an Wind-, Sonnen- und Wasserkraft. Uruguay und – wie ich heute erfuhr – auch Paraguay produzieren ihren Strom schon heute ausschließlich aus regenerativen Energien und planen jetzt, über den eigenen Bedarf hinaus, grüne Energie zur produzieren und zu exportieren. Das ist nicht ganz einfach, denn es ist kaum möglich, eine 11.000 km lange Stromleitung oder Pipeline durch den Atlantik zu legen. Aber dafür haben wir schöne Häfen und schöne Schiffe, die Energieträger wie grünen Wasserstoff, Methanol oder Ammoniak transportieren können. Die Technologien für den Einsatz regenerativer Energieträger werden derzeit überall auf der Welt erforscht und entwickelt, um möglichst bald fossile Energie zu ersetzen und den globalen Klimaschutz voranzubringen. Wer in diesen Technologien erfolgreich ist, wird zugleich wirtschaftliche Kraft und Unabhängigkeit gewinnen. Im Verbund der norddeutschen Küstenländer setzt Hamburg deshalb darauf, regional große Mengen Wasserstoff aus regenerativer Energie zu produzieren. Der Energiebedarf in Deutschland ist aber so hoch, dass wir darüber hinaus auch in Zukunft auf den Import von Energie angewiesen sind. Deshalb haben wir zugleich das Ziel, mit unserem Hafen zu einem führenden Wasserstoff-Import-Zentrum in Europa zu werden und die dafür erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Schon in der kommenden Woche wird der erste Wasserstoff-Importterminal eröffnet. So wie wir seit Jahrhunderten Rohstoffe, Waren, Tee, Kaffee, Gewürze und fossile Energie importieren, wollen wir in Zukunft grünen Wasserstoff und seine Derivate einführen aus Ländern, die einen Überschuss an Sonnen-, Wind- und Wasserkraft und die Technologie haben, diese zu exportieren. Dabei entsteht eine Win-Win-Situation für Länder, die bereit sind, Energiepartnerschaften mit Deutschland aufzubauen. Die Länder Lateinamerikas und der Karibik sind für uns dabei wertvolle Partner. Wir können unsere traditionellen Handelsbeziehungen erweitern und gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. Der Deutsch-Chilenische Wirtschaftsrat, der gestern im Hamburger Rathaus gegründet wurde, will unter anderem diese Kooperationsfelder mit Leben füllen. Sehr geehrter Herr Präsident Benítez, auch Sie sind persönlich nach Hamburg gekommen, um die Zusammenarbeit zwischen Paraguay und Deutschland zu vertiefen und gemeinsam neue Felder für Kooperationen zu erschließen. Der Zeitpunkt ist gut gewählt und ich sehe ein großes Potenzial für unsere Partnerschaft. Herzlichen Dank für Ihren Besuch und Ihr Engagement. Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten würde unsere Zusammenarbeit vereinfachen und fördern. Ich hoffe, dass die Ratifizierung des Abkommens bald erfolgt. Vielleicht darf ich mir an dieser Stelle einen etwas undiplomatischen Appell an die Politik in Deutschland erlauben. Diejenigen, die jetzt am Lautesten rufen, wir müssen die Abhängigkeit von China verringern, waren in der Vergangenheit oft diejenigen, die Freihandelsabkommen mit anderen Ländern blockiert haben. Das passt nicht zusammen und deshalb brauchen wir neuen Rückenwind für freien, fairen Handel in der Welt, und grünes Licht für ein Abkommen zwischen der EU und Mercosur! Meine Damen und Herren, der Lateinamerika-Tag steht für Zuversicht und neue Perspektiven. Es ist kein Zufall, dass diese Konferenz in Hamburg stattfindet, denn keine andere Stadt in Deutschland hat so viel Erfahrung und Expertise in der Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik. Der Lateinamerika-Verein ist ein kompetenter Ansprechpartner, der sich auf den lateinamerikanischen Märkten bestens auskennt. Mit der EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung (EU-LAC) haben wir eine internationale Organisation in Hamburg, die sich gezielt für die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Lateinamerika und der Karibik einsetzt. Das GIGA Institut für Lateinamerika-Studien, das Lateinamerika-Referat des Max-Planck-Instituts für Privatrecht und andere Hamburger Forschungseinrichtungen stehen für eine große wissenschaftliche Kompetenz in Bezug auf Lateinamerika. Sehr geehrte Damen und Herren, auch wenn die Zeiten derzeit schwierig sind, die Perspektiven für die Zusammenarbeit zwischen Hamburg, Lateinamerika und der Karibik sind hervorragend. Ich danke dem Lateinamerika-Verein und allen, die sich für gute Beziehungen zwischen unseren Ländern einsetzen, sehr herzlich für ihr Engagement. Ich wünsche Ihnen morgen einen interessanten zweiten Konferenztag und uns heute gute Gespräche und einen schönen Abend. Vielen Dank.

30. September 2022

Siegfried Lenz Preis an Elizabeth Strout

Sehr geehrte Frau Strout, sehr geehrte Frau Lenz, sehr geehrter Herr Berg, sehr geehrte Frau von Arnim, sehr geehrte Ehrenbürgerin Frau Dr. Boie, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Siegfried Lenz Preises 2022. Mit dem Siegfried Lenz Preis werden seit 2014 international bedeutende Schriftstellerinnen und Schriftsteller geehrt, deren Schaffen im Sinne des Stifters von einem Geist der Versöhnung, Mitmenschlichkeit und Toleranz geprägt ist. Nach Amos Oz aus Israel, Julian Barnes aus Großbritannien, Richard Ford aus den USA und Ljudmila Ulitzkaja aus Russland geht der Preis in diesem Jahr an die US-amerikanische Autorin Elizabeth Strout. Elizabeth Strout gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der USA. Ihre Romane werden millionenfach gelesen und mit vielen Preisen geehrt, unter anderem mit dem Pulitzer-Preis. Auch in Deutschland standen sie schon auf den Bestsellerlisten. Mit Elizabeth Strout geht der Siegfried Lenz Preis in diesem Jahr zum zweiten Mal in die USA und damit in ein Land, das der Preisstifter aus eigener Anschauung kannte. Siegfried Lenz war 1962 auf Einladung des deutschen Botschafters durch das Land gereist und hat darüber Tagebuch geführt. Es wurde erst 2012, 50 Jahre nach der Reise, veröffentlicht und zeigt einen nachdenklichen jungen Schriftsteller, der vor dem Hintergrund der Kuba-Krise und großer politischer Spannungen die Begegnung mit den Menschen sucht und sich für ihren Alltag interessiert. Die Bücher von Elizabeth Strout spielen meistens in Neuengland, zwischen der Enge der Kleinstadt und der Sehnsucht nach der großen Welt. Sie gilt als gute Menschenkennerin, die besondere Charaktere beschreibt und einen ungeschönten Blick auf die amerikanische Gesellschaft wirft. Sie erzählt von Menschen, die sich aus armen Verhältnissen emporgearbeitet haben, aber trotzdem nur mit Mühe am Wohlstand teilhaben können. Der Versuch, den amerikanischen Traum vom sozialen Aufstieg zu schaffen, endet nicht selten in einem Leben voller Zwänge und vergeblicher Anstrengung. Mit Siegfried Lenz teilt Elizabeth Strout die Fähigkeit, die Eigenarten und Unzulänglichkeiten ihrer Figuren so zu beschreiben, dass sie nachvollziehbar werden. Beide zeichnen sich durch eine unaufgeregte Sprache und einen versöhnlichen Blick auf die Menschen aus. Die Romane von Elizabeth Strout stehen im Kontrast zur aufgeheizten Stimmung dieser Zeit. Sie erleichtern es, die Beweggründe von Menschen nachzuvollziehen, ohne gleich über sie zu urteilen. Damit tragen sie zum Verständnis der USA und anderer westlicher Gesellschaften bei, in denen extreme Meinungen und Populismus immer häufiger zutage treten. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Die Siegfried Lenz Stiftung ehrt mit Elizabeth Strout eine herausragende Erzählerin, die es versteht, mit wenigen Strichen das Panorama von Kleinstädten mit all ihren provinziellen Beschränkungen zu entfalten. Auf denkbar knappe Weise bündelt Strout menschliche Verhaltensweisen. Sie zeigt die Niedertracht und die Hilflosigkeit ihrer Akteure; sie zeigt deren Sprachlosigkeit und Traurigkeit darüber, was im Leben verpasst wurde. Gleichzeitig mischen die Romane Humor und Tragik und lassen allen Schicksalsschlägen zum Trotz jene Glücksmomente aufblitzen, die das Leben zu meistern helfen.“ Sehr geehrte Frau Strout, es ist uns eine Ehre, Sie heute in Hamburg zu begrüßen. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum Siegfried Lenz Preis 2022 und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute. Vielen Dank.

29. September 2022

Eröffnung Filmfest Hamburg

Albert Wiederspiel, Frau Knöller [Filmproduzentin], Herr Schmid [Regisseur], Mitglieder des Konsularischen Korps, Vizepräsident der Hamb. Bürgerschaft [Frank Schmitt], sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, weltweit werden jedes Jahr mehrere tausend Filme produziert. In diesem Meer aus Unterhaltung, Drama und Dokumentation ist das Filmfest Hamburg ein Leuchtturm im Norden. Ein Leuchtturm gibt Orientierung und lenkt die Aufmerksamkeit auf wesentliche Wegmarken. Zehn Tage lang ist Hamburg der Hotspot des internationalen Films, als Branchentreff und Festival für Cineasten. Es erwarten uns wieder viele Premieren, preisgekrönte internationale Produktionen, neue Entdeckungen, eine „Filmschau“ mit Kino „made in Hamburg“ - und das alles als 30. Ausgabe des Filmfestes Hamburg, also ein runder Geburtstag … und dazu, lieber Herr Wiederspiel, sage ich Ihnen und Ihrem Team: herzlichen Glückwunsch! Sehr geehrte Damen und Herren, mit 100 Filmen aus 60 Ländern hat das Filmfest wieder „Die Welt im Blick“, mit Schwerpunkten in Nordamerika, Asien, Portugal und Frankreich. Im Vordergrund steht dieses Jahr aber die Ukraine, unser europäisches Nachbarland, das von einem brutalen Angriff Russlands betroffen ist. Mit dem Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, habe ich im Frühjahr einen Pakt für Solidarität und Zukunft zischen unseren Städten geschlossen. Es geht um schnelle humanitäre Hilfe jetzt und um eine strategische Partnerschaft zwischen Hamburg und Kiew, sobald der Wiederaufbau beginnen kann. Wir haben die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Blick und eine Kooperation in weiteren Bereichen wie der Bildung, Wissenschaft und Kultur. Ich freue mich daher ganz besonders, dass das Filmfest Hamburg das „Molodist Kyiv International Filmfestival“ eingeladen hat, seinen nationalen Wettbewerb in Hamburg durchzuführen. Das ist ein starkes Zeichen der Verbundenheit und ein Signal für Demokratie und Freiheit in Europa. Allen Filmschaffenden aus der Ukraine, die heute bei uns sind, sage ich im Namen des Senats: Vielen Dank, dass Sie die Einladung angenommen haben, herzlich willkommen in Hamburg! Sehr geehrte Damen und Herren, Hamburg ist eine internationale Stadt und wir sehen, dass sich in vielen Ländern die Lage der Menschenrechte und die Bedingungen für Kultur- und Filmschaffende verschlechtern. Im Iran wurden gerade bekannte Regisseure verhaftet, die teilweise schon mehrmals zu Gast beim Filmfest Hamburg waren. Das Filmfest versucht, den Kontakt zu ihnen aufrecht zu halten und stellt immer wieder Werke vor, die in ihren Heimatländern nicht gezeigt werden dürfen. Es ist ein Markenzeichen des Filmfest Hamburg, dass es sich für die Filmkunst engagiert und zugleich für die Freiheit der Kunst und damit für Toleranz und Vielfalt, für Demokratie und Freiheit. Noch einmal „Herzlichen Dank“ an Albert Wiederspiel und sein Team für dieses Engagement und alles Gute für das Filmfest Hamburg 2022!

23. September 2022

10-jähriges Jubiläum der Hamburger Jugendberufsagenturen

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrter Herr Fock, sehr geehrte Frau Billon, sehr geehrte Damen und Herren, der Übergang von der Schule in den Beruf ist eine wichtige Weichenstellung im Leben. Genau an dieser Stelle müssen wir dafür sorgen, dass niemand verloren geht, dass junge Menschen Orientierung erhalten, ihre Fähigkeiten und Interessen entdecken und eine gute Entscheidung für sich treffen können. Das machen die Hamburger Jugendberufsagenturen. Sie informieren, vermitteln und beraten auf dem Weg in eine Ausbildung oder ein Studium und – wenn nötig – unterstützen sie auch bei der Bewältigung persönlicher Probleme. Alle, die die Schule verlassen, werden im Hinblick auf ihren weiteren Bildungsweg erfasst, bei Unklarheiten angesprochen und so lange begleitet, bis sie ihren Weg in einen Beruf gefunden haben. Die vorher nach Zuständigkeiten verteilten Beratungs- und Unterstützungsangebote wurden gebündelt und in jedem Bezirk eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, in der junge Menschen auf unkomplizierte Weise Ansprechpartner und Unterstützung finden. Meine Damen und Herren, eine Ausbildung oder ein Studium ist die Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe und ein eigenständiges Leben. Das ist für jeden persönlich wichtig, aber es liegt auch im Interesse der Gesellschaft insgesamt. Wir haben einen großen Bedarf an Fachkräften, im Handwerk, in der Industrie, in sozialen und medizinischen Einrichtungen und vielen weiteren Bereichen. In Hamburg gibt es über eine Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Von ihnen wird fast jeder Fünfte den Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren aus Altersgründen verlassen – das sind insgesamt etwa 190.000 Personen. Im selben Zeitraum verlassen aber nur 170.000 junge Menschen die Allgemeinbildenden Schulen. Das heißt, wir brauchen sie alle, jeden einzelnen, und noch viele weitere Kräfte aus anderen Regionen und Ländern, um die aus dem aktiven Arbeitsleben ausscheidenden Personen zu ersetzen und den Fachkräftebedarf zu decken. Das ist der Satz, der zur Gründung der Jugendberufsagenturen geführt hat: „Jede und Jeder wird gebraucht.“ Hamburg hat dabei im Vergleich zu anderen Bundesländern noch gute Voraussetzungen, denn wir sind eine im Durchschnitt relativ junge Bevölkerung. Wir haben die Berufliche Bildung in den letzten zehn Jahren modernisiert und viele Möglichkeiten geschaffen, um Schulabschlüsse nachzuholen, eine Ausbildung zu Ende zu führen, ohne Abitur ein Studium aufzunehmen und sich in allen Lebensphasen weiterzubilden. Die Berufsschulen wurden saniert oder neu gebaut und mit modernen Werkstätten, Laboren und Lehrküchen ausgestattet. Im letzten Jahr haben wir die Berufliche Hochschule Hamburg eröffnet, in der man gleichzeitig eine berufliche Ausbildung und einen Bachelor-Studienabschluss machen kann. Am Ende gibt es also mindestens einen beruflichen, in den meisten Fällen aber zugleich einen akademischen Abschluss. Auch das ist eine Bildungsinnovation, die es jungen Menschen erleichtert, für sich den richtigen Weg zu finden und in keine Sackgassen zu geraten, weil die Entscheidung für eine berufliche oder eine akademische Ausbildung oft schwer zu treffen ist. Meine Damen und Herren, die Einführung der Jugendberufsagenturen in Hamburg vor zehn Jahren war ein Meilenstein der Hamburger Bildungspolitik. Diese waren seither so erfolgreich, dass die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen hat, sie jetzt flächendeckend in ganz Deutschland einzuführen. Das ist ein schönes Geschenk zum 10-jährigen Jubiläum. Ich danke allen, die sich für das Projekt eingesetzt haben, und natürlich den Beschäftigten in den Jugendberufsagenturen, die diese wichtige Arbeit seit zehn Jahren machen. Herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Jubiläum und alles Gute für die Zukunft! Vielen Dank.

7. September 2022

Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Udo Lindenberg: Festakt und Urkundenübergabe

Sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des Konsularischen Korps, sehr geehrte Frau Ehrenbürgerin Kirsten Boie, sehr geehrte Ehrenbürger John Neumeier und Michael Otto, sehr geehrte Damen und Herren, die Hamburgische Bürgerschaft hat heute dem Antrag des Senats zugestimmt, Herrn Udo Lindenberg die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen. Sehr geehrter Herr Lindenberg, Sie sind nun der 37te Ehrenbürger unserer Stadt, seit dem Beginn dieser besonderen Tradition im Jahr 1813. Neben Ihnen hat bisher nur ein weiterer Musiker diese höchste Auszeichnung erhalten. Das ist Johannes Brahms, der ebenfalls wegweisend war für die Musik seiner Zeit. Sie sind also in guter Gesellschaft. Ihr Lebenswerk und Ihr gesellschaftliches Engagement, die den Senat zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft bewogen haben, sind in der Bürgerschaft gerade ausführlich gewürdigt worden. Seit über 50 Jahren ist Hamburg Ihre Wahlheimat. Sie sind ein Urgestein der Hamburger Musikszene, gestartet im legendären „Onkel Pö“, dem Mittelpunkt des Hamburger Jazz der 70er Jahre, dem Sie die erste Zeile des ersten Liedes Ihres ersten Erfolgsalbums „Alles klar auf der Andrea Doria“ gewidmet haben. Rock auf Deutsch – das war damals neu und hat den Nerv der Zeit getroffen. Mit Ihrer Musik und Ihrer Persönlichkeit sind Sie weit über Hamburg hinaus bekannt geworden – einer der erfolgreichsten Künstler unseres Landes. Hamburg spielt nicht nur in Ihrem Leben eine große Rolle, auch in Ihren Liedern schwingt das besondere Lebensgefühl unserer Stadt mit. Wie im Song „Reeperbahn“, der dieses typische Gefühl beschreibt, bei allem Interesse an fernen Städten und Ländern doch immer wieder froh zu sein, in die Heimat an der Elbe zurückzukehren und das Leben genau hier zu genießen. Der Hamburger Dichter Gorch Fock hat dies beschrieben mit den Worten: „Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen.“ Dieses hanseatische Motto beschreibt auch den Künstler Udo Lindenberg. Fest verwurzelt in Hamburg, aber den Blick in die Ferne, auf neue Horizonte gerichtet – der Astronaut muss immer weiter. Sie nutzen Ihre Bühne, die Musik und Ihre Popularität, um die großen Themen der Zeit anzusprechen und zu bewegen, die Stimme zu erheben für das, was wichtig ist. Ein besonderes Beispiel ist Ihr Einsatz für die innerdeutsche Verständigung, der zur Geschichte der Wiedervereinigung gehört. Die Songs „Sonderzug nach Pankow“ und „Mädchen aus Ostberlin“ beschreiben die Tragik der Deutschen Teilung und zugleich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Im Vordergrund stand die Musik, das Bemühen um eine Auftrittsmöglichkeit vor den Fans in der DDR. Einem Staatschef dann auch noch Lederjacke und Gitarre anzubieten, der damit nur hilflos umgehen kann, ist eine Symbolik, deren Kraft weit darüber hinaus geht. Denn für ein hierarchisches, autoritäres System, das auf Kontrolle und Härte setzt, sind Emotionen und Menschlichkeit bestandsgefährdend. Seit Jahrzehnten engagiert sich Udo Lindenberg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. Er zeigt Haltung und spricht vielen Menschen aus der Seele, mit bewegenden Worten, mit Lebensfreude, Leidenschaft, einem einzigartigen Stil und einem Hauch geheimnisvoller Magie. Auch als Maler hat er einen besonderen Stil gefunden und lässt uns auf künstlerische Weise an seinen Gedanken teilhaben. Sehr geehrter Herr Lindenberg, lieber Udo, heute ist die Zeit für einen Eierlikör, denn die Ehrenbürgerschaft gilt protokollarisch als die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. Ich bin sicher, dass viele Menschen in Hamburg stolz sind, dass Senat und Bürgerschaft Dir die Ehrenbürgerschaft verliehen haben und dass Du sie auch annimmst und damit ganz offiziell zum Panik-Botschafter unserer Stadt wirst. Es sind viele Menschen, die Udo Lindenberg als Musiker und Künstler kennen, die sich mit ihm identifizieren, weil sie ihr Leben mit seiner Musik verbracht haben, und es sind diejenigen, die ihn persönlich kennen, die mit ihm arbeiten, mit ihm befreundet sind … und vielleicht auch Gustav und Hermine. Sehr geehrter Herr Lindenberg, Sie sind der Gründervater der deutschsprachigen Rockmusik und haben von Hamburg aus Musikgeschichte geschrieben. Sie haben den Weg bereitet für viele junge Künstlerinnen und Künstler und stehen für die hanseatischen Werte der Weltoffenheit, Toleranz und Freiheit. Sie sind seit langem ein – die jungen Leute würden sagen „Ehrenmann“ – und ab heute auch offiziell Ehrenbürger, wozu ich Ihnen gleich die entsprechende Urkunde überreichen darf. Obwohl der Inhalt schon bekannt ist, lese ich den Text noch einmal vor, weil er so schön offiziell und altmodisch klingt und damit es alle noch einmal hören: „Senat und Bürgerschaft haben beschlossen, Herrn Udo Lindenberg die Würde eines Ehrenbürgers der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen. Herr Udo Lindenberg trägt mit seinem musikalischen Wirken bedeutend zur Positionierung Hamburgs als Musikstandort in der nationalen und internationalen Wahrnehmung bei. Er ist als Künstler ein Botschafter, der für Hamburg steht. Seinem Wirken haben die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs viel zu verdanken. Herr Udo Lindenberg hat sich um unsere Stadt und unser Land verdient gemacht. Dies zu bezeugen, ist diese Urkunde ausgestellt.“ Herzlichen Glückwunsch, herzlichen Dank und alles Gute für die Zukunft!

7. September 2022

Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Udo Lindenberg: Abstimmung in der Bürgerschaft

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Lindenberg, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, der Senat bittet die Bürgerschaft heute um Zustimmung, dass Herrn Udo Lindenberg die Ehrenbürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen wird. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. Sie wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert erst 36 Mal verliehen, und mit Johannes Brahms erst einmal an eine Persönlichkeit aus der Welt der Musik. Hamburg ist eine traditionsreiche Kaufmannsstadt und eines der stärksten Wirtschaftszentren Europas. Wir sind aber auch eine weltoffene und liberale Metropole der Wissenschaft, der Bildung und des Sports, der Kultur und Musik. Bereits 1678 eröffnete am Gänsemarkt die erste öffentliche Oper Deutschlands. Heute gibt es in der Hansestadt zahlreiche Konzerthäuser und Orchester von Weltrang. Die freie Club-Szene ist ein Anziehungspunkt für junge Talente aus aller Welt und Heimat vieler erfolgreicher Musikerinnen und Musiker. Dazu gehört Udo Lindenberg, der über Jahrzehnte die Musik in unserer Stadt und weit darüber hinaus geprägt hat. Er wurde am 17. Mai 1946 in Gronau/Westfalen geboren, brachte sich selbst das Schlagzeugspielen bei und trat schon mit 15 Jahren mit verschiedenen Bands auf. Nach Stationen in Düsseldorf, Frankreich, Libyen, Münster und Wesel kam er 1968 nach Hamburg, wo er seitdem lebt und seine Heimat gefunden hat. Durch Auftritte in legendären Clubs wie „Onkel Pös Carnegie Hall“ und dem „Jazzhouse“ machte er sich einen Namen in der „Hamburger Szene“. Seine erste Platte erschien 1971 noch auf Englisch, der Durchbruch gelang ihm dann zwei Jahre später auf Deutsch, mit seiner dritten Langspielplatte „Alles klar auf der Andrea Doria“. Schon bei seinem ersten großen Konzert 1973 in der altehrwürdigen Laieszhalle war zu erkennen, wofür Udo Lindenberg bis heute bekannt ist: Rockmusik in deutscher Sprache, mit Melodien und Texten, die zu Bilden werden, die Geschichten erzählen und Botschaften senden. Harte und laute Werke wechseln sich ab mit Balladen und Songs, deren Wurzeln im Jazz oder Blues liegen. Udo Lindenberg hat den „Deutschrock“ als neues Genre geprägt und damit Generationen von Musikerinnen und Musikern inspiriert. Heute ist der „Panik-Rocker“ – wie er sich selbst nennt – einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler in Deutschland, mit mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern. Viele seiner Alben haben Gold- und Platin-Status erreicht. Er hat zahlreiche Musikpreise gewonnen und wurde unter anderem mit dem Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache ausgezeichnet. Doch die Musik steht nicht allein im Lebenswerk von Udo Lindenberg. Seine Songs zeigen Haltung in konkreten Situationen des Lebens und zu den großen Themen der Zeit. Sein Bemühen um die innerdeutsche Verständigung gehört zur Geschichte der Wiedervereinigung. Bereits in den 70er und 80er Jahren thematisierte er mit „Mädchen aus Ostberlin“ und „Sonderzug nach Pankow“ die deutsche Teilung. Er bemühte sich mit großer Beharrlichkeit um eine Auftrittsgenehmigung in der DDR und nutzte sie, um mit starker Symbolik für die Maueröffnung zu werben. Sein Einsatz für die Annäherung von Ost und West wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Laufe seines kreativen Lebens hat sich Udo Lindenberg viele Male neu erfunden: als Musiker und Stifter, und inzwischen auch als Maler von ironischen und oft tiefgründigen Aquarellen. Er engagiert sich bis heute entschlossen gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. Er ist Botschafter für Toleranz, Frieden und Freiheit. Mit anderen Worten: Udo Lindenberg ist Hanseat, nicht von Geburt, aber aus Überzeugung. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Ehrenbürgerschaft wurde ursprünglich an Personen verliehen, die keine Hamburger waren, sich aber in besonderer Weise um unsere Stadt verdient gemacht hatten. Seit 1948 können auch Hamburgerinnen und Hamburger die Ehrenbürgerschaft erhalten, wenn ihre Leistung über die Stadt hinausweist. Auf Udo Lindenberg trifft dieses zu. Er hat wesentlich zur Entwicklung der Musikstadt Hamburg, der hiesigen Club-Szene und zur Nachwuchsförderung beigetragen. Er hat Pionierarbeit geleistet für die deutschsprachige Rockmusik und wird als Person mit seinem künstlerischen Schaffen in der nationalen und internationalen Wahrnehmung mit Hamburg verbunden. Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, Udo Lindenberg ist eine herausragende Persönlichkeit unserer Stadt. Im Namen des Senats bitte ich die Bürgerschaft, unserem Vorschlag zuzustimmen und Herrn Udo Lindenberg die Würde eines Ehrenbürgers der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen. Vielen Dank.

6. September 2022

Benefizkonzert für die Ukraine

Sehr geehrte Frau Generalkonsulin, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen in der Elbphilharmonie zu diesem Benefizkonzert für die Ukraine. Seit fast 200 Tagen führt Russland einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine, der großes Leid mit sich bringt, der Städte und Infrastruktur zerstört und Millionen Menschen zur Flucht zwingt. Hamburg ist eine weltoffene Stadt, deren Tradition für Frieden und Freiheit steht. Die Menschen sind erschrocken und empört über die russische Aggression. Sie sind solidarisch und leisten auf vielen Wegen Hilfe. Über 30.000 Flüchtlinge aus der Ukraine leben mittlerweile in Hamburg. Sie wohnen in neu eingerichteten öffentlichen Unterkünften oder sind privat aufgenommen worden bei Verwandten, Freunden oder anderen hilfsbereiten Bürgerinnen und Bürgern. Viele Hamburgerinnen und Hamburger helfen beim Ankommen und Zurechtfinden, bei Sprachbarrieren und Behördengängen, im praktischen Leben von der Hausaufgabenhilfe für Schulkinder bis zur Freizeitgestaltung. Allen, die sich für die Aufnahme, Betreuung und Unterstützung von Flüchtlingen engagieren, sage ich heute ganz ausdrücklich: Herzlichen Dank! Sehr geehrte Damen und Herren, im April habe ich gemeinsam mit dem Bürgermeister von Kyiv, Vitali Klitschko, einen „Pakt für Solidarität und Zukunft“ zwischen unseren Städten geschlossen. Es geht dabei um schnelle humanitäre Hilfe jetzt und um eine strategische Partnerschaft zwischen Kyiv und Hamburg, sobald der Krieg beendet ist und der Wiederaufbau beginnen kann. Lebensmittel, Schutzausrüstung, Feldbetten, medizinische Produkte und vieles mehr wird beschafft und mit Hilfe des Vereins Hanseatic Help sowie der Initiative #WeAreAllUkrainians in die Ukraine transportiert. Polizei, Feuerwehr, die Handelskammer, Unternehmen und viele Organisationen beteiligen sich daran – gerade gestern Abend auch die Gäste und Unternehmen auf dem Empfang unserer Landesvertretung in Berlin. Aber wir denken über den Krieg und die Krise hinaus. Wir wollen in Zukunft die wirtschaftlichen Kontakte zwischen Kyiv und Hamburg stärken und neue Kooperationen schließen. Dabei soll auch der kulturelle Austausch eine wichtige Rolle spielen. Schon jetzt sind ukrainische Künstlerinnen und Künstler an Ausstellungen, Lesungen, Konzerten oder Filmwettbewerben beteiligt. Sie werden durch Hamburger Kultureinrichtungen oder private Initiativen unterstützt – darunter Kampnagel, das Hamburg Ballett und das Filmfest Hamburg. Unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung ist der Hilfsfonds „Art Connects“ entstanden, der ukrainische Kulturprojekte fördert. In den vergangenen Wochen hat das Festival „Ukrainian Days“ in Hamburg zeitgenössische Kunst vorgestellt und viele Facetten der ukrainischen Kultur und Lebensart gezeigt. Heute können wir in der Elbphilharmonie ukrainische Musik und Literatur erleben. Von den Erlösen und weiteren Spenden sollen Krankenwagen für die Ukraine gekauft werden. Ich bedanke mich herzlich bei Ukrainian Days, HamburgMusik und dem Generalkonsulat der Ukraine für die Ausrichtung des heutigen Konzerts sowie bei allen Spenderinnen und Spendern für ihre Unterstützung. Ich wünsche uns allen einen interessanten Abend und hoffe, dass der Krieg bald ein Ende findet. Herzlichen Dank.

6. September 2022

Senatsempfang Verleihung des 11. Karl Klasen Journalistenpreis

Sehr geehrte Frau Spieker, sehr geehrter Herr Klasen, sehr geehrter Herr Gabriel, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft (Çelik), sehr geehrte Vertreter des Konsularischen Korps, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des 11. Karl Klasen Journalistenpreises! Er wird seit 1992 an Journalistinnen und Journalisten verliehen, die sich durch eine besondere Kenntnis der transatlantischen Beziehungen auszeichnen und mit ihrer Arbeit zum besseren Verständnis des europäisch-amerikanischen Verhältnisses beitragen. Der Stifter und Namensgeber des Preises, Karl Klasen, war Verfechter einer starken transatlantischen Partnerschaft. Er war überzeugt, dass wir Demokratie und Wohlstand in Deutschland zu einem großen Teil den USA verdanken. Karl Klasen war Präsident der Hamburger Landeszentralbank, Vorstandssprecher der Deutschen Bank und von 1970 bis 1977 Präsident der Deutschen Bundesbank. In stürmischen Zeiten, die von Währungskrise, Ölkrise, Inflation und internationalen Spannungen bestimmt waren, setzte er sich für eine stabile D-Mark ein und sprach sich immer wieder für eine enge politische Zusammenarbeit mit den USA aus. Nach einer Phase der angespannten deutsch-amerikanischen Beziehungen während der Trump-Administration haben Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine einen engen Schulterschluss vorgenommen und eine entschlossene gemeinsame Reaktion der USA, der Europäischen Union und ihrer G7-Partner organisiert. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands hat weit reichende geopolitische Auswirkungen. Während die Bundesregierung, die USA und die NATO insgesamt von Anfang an darauf bedacht waren, eine militärische Eskalation zu vermeiden und nicht selbst zur Kriegspartei zu werden, befinden wir uns in einem umfassenden wirtschaftlichen Sanktionsregime. Es ist darauf gerichtet, Russland zu schwächen, hat aber Rückwirkungen auch auf unsere Wirtschaft und vor allem unsere Energieversorgung. In einer Zeit der grundlegenden Neuorientierung der Außen- und Sicherheitspolitik, in einer Zeit der Krisenbewältigung, die alle Bereiche der Gesellschaft erfasst, ist es in einer Demokratie wichtig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger aus zuverlässigen Quellen über die Ereignisse, ihre Folgen und Hintergründe informieren und diese einordnen können. Journalistinnen und Journalisten tragen in einer solchen „Zeitenwende“ – um den Begriff des Bundeskanzlers zu verwenden – eine große Verantwortung. Es geht darum, Ereignisse und Fakten wahrheitsgemäß zu berichten, Aktionen, Reaktionen und Positionen zu beschreiben, Zusammenhänge, Entwicklungen und Perspektiven aufzuzeigen und dies alles verständlich einzuordnen und zu erklären. Dies erfolgt über „klassische“ Medien und Formate – Nachrichten, Meldungen und Reportagen in Printmedien, Funk und Fernsehen –, die allerdings gerade für jüngere Leute als Informationsquelle an Bedeutung verlieren. Dafür sind neue Formate auf dem Vormarsch, wie zum Beispiel Podcasts, deren Hörerschaft fast zur Hälfte jünger ist als dreißig. Die Preisträgerin des Karl Klasen-Journalistenpreises 2022 ist Chelsea Spieker, Moderatorin und Expertin für Podcasts, in denen sie komplexe politische Themen in lockerer Atmosphäre behandelt. Sie ist in den USA aufgewachsen und hat in Washington D.C. und Berlin studiert. Die Preisträgerin ist Gründungsmitglied des Berliner Medien-Unternehmens „The Pioneer“, das sich über Abonnements finanziert und eine Vielzahl an digitalen Formaten zu Politik und Wirtschaft anbietet. Ihr besonderes Interesse gilt den deutsch-amerikanischen Beziehungen, dem Alltag und der Politik in Deutschland und den USA. Sie moderiert bei „The Pioneer“ unter anderem den geopolitischen Interview-Podcast „World Briefing“. Fester Gesprächspartner ist der frühere Außenminister Sigmar Gabriel, der uns gleich den Festvortrag halten wird. Der Karl Klasen-Journalistenpreis würdigt damit ein innovatives journalistisches Format, das – so die Begründung der Jury – „in einer fairen und ausgewogenen Art die europäisch-amerikanischen Probleme und Eigenheiten“ darlegt. Damit trage die Preisträgerin zu einer Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Europa und den USA bei. Sehr geehrte Damen und Herren, Medienpreise honorieren gute Recherchen, treffende Analysen oder – wie in diesem Fall – die Entwicklung neuer Formate. Sie ehren die Preisträgerin oder den Preisträger und unterstreichen zugleich die Bedeutung der journalistischen Arbeit für das Gemeinwesen und die Demokratie. Sehr geehrte Frau Spieker, ich gratuliere Ihnen im Namen des Senats sehr herzlich zur Verleihung des 11. Karl Klasen Journalistenpreises und wünsche Ihnen für Ihre journalistische Arbeit weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute. Vielen Dank.

2. September 2022

Körber-Preisverleihung 2022

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hyman, sehr geehrter Herr Dr. Dittmer, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Martin Stratmann, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, [Schmitt] sehr geehrte Frau Generalkonsulin, [Tybinka] sehr geehrte Damen und Herren, Herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2022. Seit fast 40 Jahren würdigt die Körber-Stiftung herausragende, innovative Leistungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Bereich Physical und Life Sciences. Das Besondere an den ausgezeichneten Arbeiten ist ihr starker Anwendungsbezug. Wer den Körber-Preis erhält, hat für die großen Herausforderungen unserer Zeit Fortschritte ermöglicht und grundlegend neue Perspektiven eröffnet. Der Körber-Preis hat international einen hervorragenden Ruf und zählt zu den höchstdotierten Wissenschaftspreisen der Welt. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger haben das Verhalten des AIDS-auslösenden HI-Virus erforscht, die Klimamodell-Berechnung revolutioniert, Erkenntnisse über die Entstehung von Krebs gewonnen oder neue Behandlungsoptionen für Erblindete entwickelt. Sieben Körber-Preisträgerinnen und -Preisträger haben später auch den Nobelpreis erhalten. Als der Körber-Preis 1985 zum ersten Mal vergeben wurde, hatten Kurt A. Körber und der damalige Vorsitzende des Preis-Kuratoriums, Professor Reimar Lüst, neben der Förderung wissenschaftlicher Exzellenz in Europa noch ein weiteres Ziel. Sie wollten mitten im Kalten Krieg die Menschen – und vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – über Systemgrenzen hinweg miteinander verbinden. In den Anfangsjahren wurde der Körber-Preis ausschließlich für gemeinsame Arbeiten von Forscherinnen und Forschern aus Ost- und Westeuropa vergeben. Mit der Mission, in politisch schwierigen Zeiten Brücken zu bauen, passte der Körber-Preis von Beginn an gut zu der weltoffenen Handels- und Hafenstadt Hamburg, die sich seit jeher für internationale Verständigung und Zusammenarbeit einsetzt. Um zur Annäherung zwischen der damaligen Bundesrepublik und der DDR beizutragen, schloss Hamburg 1987 eine Städtepartnerschaft mit Dresden, der Wirkungsstätte des diesjährigen Preisträgers. Seit dem Fall der Mauer und dem Zusammenwachsen Europas ist Ost-West-Kooperation keine Bedingung mehr für die Preisvergabe. Dennoch steht der Körber-Preis 2022 unter dem Eindruck der Ereignisse der vergangenen Monate. Der Krieg gegen die Ukraine hat uns vor Augen geführt, dass Frieden und Sicherheit in Europa auch im 21. Jahrhundert leider keine Selbstverständlichkeit sind. Zugleich zeigt das gemeinsame und entschiedene Vorgehen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, ihre gemeinsame Reaktion auf die russische Aggression, dass der Prozess der europäischen Integration vorangekommen und eine gemeinsame politische Identität über nationalstaatlichen Grenzen hinweg entstanden ist. Gerade in der Forschung ist die grenzüberschreitende Kooperation heute selbstverständlich und sind die Lebensläufe international. Das zeigt auch die Biografie des diesjährigen Körber-Preisträgers. Anthony Hyman wurde in Israel geboren. Er hat in Großbritannien Zoologie studiert, in Zellbiologie promoviert und seine wissenschaftliche Laufbahn in den USA begonnen. Inzwischen lebt und forscht er seit über 30 Jahren in Deutschland, zuerst in Heidelberg und seit 1999 in Hamburgs Partnerstadt Dresden. Dort hat Anthony Hyman das „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“ mit aufgebaut. Er forscht mit seinem Team an der Schnittstelle zwischen Medizin und Biologie und untersucht die Funktionsweise von Zellen, also den kleinsten lebenden Einheiten aller Organismen. 2009 hat er einen bis dahin unbekannten Materialzustand von Proteinen in der Zellflüssigkeit entdeckt, die sich in kleinen Tropfen – sogenannten Kondensaten – konzentrieren und dadurch spezielle biochemische Reaktionen in den Zellen ermöglichen. Normalerweise werden diese „Zelltröpfchen“ schnell wieder abgebaut. Ist dieser Abbau jedoch gestört, können toxische Ablagerungen entstehen, die mit schwersten neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) in Verbindung gebracht werden. Anthony Hyman und sein Team untersuchen, wie Zellen die Bildung und den Abbau von Proteinkondensaten steuern – und wie sich Störungen dieser Abläufe beheben lassen. Daraus können sich wichtige Erkenntnisse ergeben zu den Ursachen und für die Behandlung, vielleicht sogar die Heilung von Erkrankungen, denen die Medizin bislang weitgehend ohne wirksame Therapieoptionen gegenübersteht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit Anthony Hyman erhält heute erneut ein Forscher den Körber-Preis, der auf seinem Fachgebiet Pionierarbeit leistet. Die Entdeckung der Zellkondensate hat ein neues Kapitel eröffnet, das inzwischen zu einem vielversprechenden Forschungsfeld in der Molekularbiologie gehört. Durch den Aufbau des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden hat Anthony Hyman sich zudem in hohem Maße um den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland verdient gemacht. Lieber Herr Hyman, im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2022. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team in Dresden weiterhin viel Erfolg für ihre wissenschaftliche Arbeit und auch persönlich alles Gute. Vielen Dank.

25. August 2022

175 Jahre Hapag-Lloyd - 150 Jahre Compañía Sud Americana de Vapores

Dear Mr. Martínez, Dear Mr. Kulka, Dear Mr. Ide, Ladies and Gentlemen, Thank you very much for the invitation to celebrate 175 years of Hapag-Lloyd and 150 years of Compañía Sud Americana de Vapores – two of the oldest shipping companies in the world. When they were founded, Hamburg and Chile had already been business partners for a long time. Since the 17th century, our port has been a major European hub for goods from Latin America. A Chilean consulate general opened in Hamburg in 1835 to expand the various economic co-operations and open up new ones. About ten years later, in 1847, a group of merchants founded the Hamburg America Line HAPAG to meet the growing demand for transatlantic shipping. Modern HAPAG ships crossed the Atlantic in record time. In the early years, the company focused on the transportation of passengers. The ships offered good travel conditions for emigrants who wanted to begin new lives in the New World. In 1871, HAPAG established a regular liner service to ports in Latin America. Until the First World War, five million people left Europe via the Port of Hamburg, many of them on HAPAG ships. During this time, Hamburg gained its reputation as “Gateway to the World”. After the war, HAPAG was confronted with the destruction or confiscation of most of its fleet. The same happened after World War Two in 1945, followed by difficult years of rebuilding. The beginning of container shipping in the 1960s and the merger with the “Norddeutscher Lloyd” in 1970 were two important milestones in the history of Hapag-Lloyd, creating the company as we know it today. Ladies and gentlemen, The joining of container shipping activities between Hapag-Lloyd and CSAV in 2014 marks another historical development. As we all know, CSAV has a rich and impressive history of its own. The partnership between these two proud institutions created the fifth-biggest shipping company in the world. Both partners have benefitted greatly from this successful transaction. Today, Hapag-Lloyd operates 250 ships that serve over 120 trade routes around the globe. 24 lead to and from Latin America. The Hapag-Lloyd fleet is one of the most modern, ecological and efficient fleets in the industry. The famous Albert Ballin, who led Hapag-Lloyd form 1899 until his death in 1918, used to say: “Mein Feld ist die Welt” – “the world is my field”. Today we say: “The world is our field.” In their history, both companies overcame many difficulties and challenges, including wars and recessions, the industrial and the container revolutions. They adapted to the new circumstances and took advantage of new opportunities when the time was right – just like in 2014. Now we work together and are stronger than before. Ladies and Gentlemen, for Hamburg and Germany, our connection to Latin America as a whole – and to Chile in particular – is very important. As we face global challenges like climate change and the energy transition, our two countries have much to gain from closer co-operation. Yesterday, together with the Port of Hamburg, I signed an agreement with the Chilean Ministry of Energy. We will work together in developing our green hydrogen infrastructures. The energy transition will also change the shipping industry and Hapag-Lloyd. I am glad that we are facing this challenge as partners: “Mejor juntos – Better together” Ladies and Gentlemen, In the name of the Hamburg Senate, I would like to congratulate you on 175 – and 150 – years of continued success. I wish you and the many thousand employees in Chile, Germany, and around the world all the best for the future. Thank you very much.

24. August 2022

Unterzeichnung eines MoU zwischen dem Hamburger Senat, der Hamburg Port Authority und dem Energieministerium Chile

Dear Minister Huepe, Dear State Secretary Fuentes, Dear Ms. Valderrama, Dear Mr. Stuhrmann, Ladies and Gentlemen, Germany and Chile, as well as more than 190 states of the world, have signed the Paris Agreement, to fight climate change and reduce global warming. To achieve our goals, we need to make the shift from fossil fuels to renewable energies and fuels like green hydrogen. This transition is one of the biggest challenges of the 21st century. But it is also one of the biggest opportunities. Hamburg and Chile can play significant roles in the international green hydrogen economy. With its great potential for the production of green hydrogen, Chile is about to become a major exporter of this important resource. Hamburg is preparing to generate green hydrogen from wind energy. But our energy needs will go beyond our production capacities. The Port of Hamburg is Germany’s largest port and the biggest hub for international rail logistics in Europe. We offer excellent conditions for import and distribution and are investing in additional facilities and technologies to become the leading European hydrogen hub. Together, Hamburg and Chile will be strong partners in the development of an efficient and mutually beneficial green hydrogen trade. This Memorandum of Understanding between the Hamburg Senate, the Hamburg Port Authority, and the Energy Ministry of Chile will be a strong foundation for a successful partnership on all levels: between our ports and institutions, between researchers and scientists, and between private companies. Ladies and Gentlemen, Today we have taken an important step towards the future. Hamburg and Chile will not only shape the green hydrogen economy together. We will also deepen the connections between our two countries, and between Latin America and Europe. Thank you very much.

24. August 2022

Impulsvortrag beim Round Table mit Vertretern des Energiekreises der AHK

Dear Mr. Bartsch, Dear Dr. Schmitt, Dear members of the German Chambers of Commerce Abroad in Chile, Ladies and Gentlemen, Thank you very much for the invitation to speak about Hamburg’s position on renewable energies and the hydrogen economy. The main reason to decarbonize our energy supply is climate protection. But after Russia’s attack on Ukraine, we are looking at a new geo-political landscape, and today, independence from fossil fuels is also important for security and economic strength. Like Chile, the Free and Hanseatic City of Hamburg has made a commitment to become climate-neutral as soon as possible. To reach this goal, we are implementing policies that support the decarbonization of industrial production, the development of sustainable urban infrastructure and mobility, and the transition of our energy sector towards climate-friendly power sources and technologies. Hamburg is a major center for onshore and offshore wind energy. Two out of three wind parks off the German coast are managed from our city. This September, Hamburg will host “Wind Energy 2022”, the leading trade fair for the international wind energy industry. In order to use power from renewable sources for our industry, we are planning a large-scale electrolyzer. The Green hydrogen that we generate will be used in our aviation sector and for the production of steel and metals. However, neither Hamburg nor Germany will be able to produce sufficient amounts of hydrogen to meet all of our energy needs. This is why Hamburg is aiming to become a leading European hub for the import and distribution of hydrogen, especially green hydrogen. The Port of Hamburg is the third-largest seaport in Europe, Germany’s largest industrial area, and a major hub for rail logistics. We already have a lot of relevant infrastructure in place and are investing in additional facilities and new technology. But for the future import of hydrogen, Hamburg needs reliable international partners for a successful and long-term co-operation. Chile and Germany have been linked by an official “Energy Partnership” since 2019. Hamburg’s excellence in logistics and Chile’s great potential for the production of hydrogen are a great match in this partnership. Today, I will sign a Memorandum of Understanding between the Hamburg Senate, the Hamburg Port Authority, and the Chilean Ministry of Energy, declaring our mutual interest in exploring the potential of green hydrogen. This agreement will provide a strong foundation for future co-operation between our two countries, between our ports, and hopefully also between private companies. Ladies and Gentlemen, I invite all of you to take the opportunity of this meeting to make new contacts and lay the foundation for many new ventures between Hamburg and Chile. On behalf of the Hamburg Senate and our entire delegation, I would like to thank the team of the Chamber of Commerce in Santiago de Chile for organizing this event. I wish you an inspiring discussion and many new ideas for the future of the German-Chilean energy co-operation. Thank you very much.

23. August 2022

Erneuerung des MoU zwischen Hafen Hamburg Marketing und dem Hafen Montevideo

Hamburg and Buenos Aires are strong cities of global significance. Together, we can make a difference, and we have the obligation to do so. Cities like ours have the resources and expertise to pioneer solutions for global challenges like climate change and the energy transition and to spread them by means of city-to-city diplomacy. In this spirit, we signed a Memorandum of Understanding between Hamburg and Buenos Aires in 2018. Since then, we have established new connections and exchanged best practices in different areas, including urban development, environmental protection, and support for start-ups. Universities and research institutions have expanded their joint projects. In February, the University of Hamburg has signed a new cooperation agreement with the National University of Quilmes on the exchange of students and staff. Our HafenCity University is working with the University of Buenos Aires and the City of Buenos Aires regarding the development and integration of informal settlements. Ladies and Gentlemen, Today we will sign an updated Memorandum of Understanding, to intensify the existing co-operations and to develop new ones in the fields of sustainable urban development, the reduction of greenhouse gas emissions and the development of hydrogen technologies, and digital infrastructure and smart government services. I would like to thank Mayor Rodríguez Larreta for the great exchange we had today. Hamburg und Buenos Aires have much to gain from deeper co-operation and exchange in the future. Thank you very much.

22. August 2022

Hamburg-Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters, Buenos Aires

Dear Ambassador Dr. Sante, Ladies and Gentlemen, Thank you very much for the warm welcome to the Embassy and to Argentina. After two-and-a-half years of the Covid-19 pandemic and limited travel opportunities, it is a pleasure to meet so many of Hamburg’s friends and partners in person. Latin America as a whole, and Argentina in particular, are important partners for us. Over the course of 400 years, we have established close trade relations. The Argentine consulate general in Hamburg was founded in 1835 and is one of the oldest in our city. Today, Hamburg is the third-largest port in Europe with liner services to over 1,000 destinations around the globe. Statistically, one container ship leaves the port of Buenos Aires towards Hamburg every day. We chose Buenos Aires as the first stop on this trip to honor the good relationship between our cities. More than 300 companies from Hamburg do business with Argentina. About 100 of them have offices, an affiliate, or a joint venture here. In Buenos Aires, Hamburg is represented by our ‘Hamburg Ambassador’, Matthias Kleimhempel. Unfortunately, Mr. Kleinhempel cannot be here tonight, but I am sure many of you know him well. Hamburg and Buenos Aires co-operate not only in business but also on a city-to-city level. As major ports and important hubs of international trade, we have much in common. We are modern, cosmopolitan cities and economic centers with growing businesses, first-rate research and educational institutions, and an urban environment that offers a high quality of life. In 2018, Hamburg and Buenos Aires signed a Memorandum of Understanding. Since then, we have established new connections and exchanged best practices in different areas, including science and research, urban development, environmental protection, and support for start-ups. This afternoon, Mayor Rodríguez Larreta and I renewed the Memorandum between our cities. We want to intensify our existing co-operations and develop new projects in the fields of sustainable urban development, the reduction of greenhouse gas emissions and the development of hydrogen technologies, and digital infrastructure and smart government services. Our agreement will provide a strong foundation for future co-operation between Hamburg and Argentina, between private companies, and public institutions. Ladies and Gentlemen, As the geo-political landscape changes, Latin America and Europe are becoming even more important partners for each other. We can contribute to this relationship: in government and administration, in business, science, and in many other areas. I would like to invite all of you to take the opportunity of this meeting to make new contacts that bridge the Atlantic and build the foundation for many new collaborations. On behalf of the Hamburg Senate and our entire delegation, I would like to thank you, Ambassador Sante, and your team at the Embassy for hosting this event. I wish you an inspiring evening and many good ideas for the future of our partnership. Thank you very much.

22. August 2022

Unterzeichnung eines neuen MoU zwischen Hamburg und Buenos Aires

Hamburg and Buenos Aires are strong cities of global significance. Together, we can make a difference, and we have the obligation to do so. Cities like ours have the resources and expertise to pioneer solutions for global challenges like climate change and the energy transition and to spread them by means of city-to-city diplomacy. In this spirit, we signed a Memorandum of Understanding between Hamburg and Buenos Aires in 2018. Since then, we have established new connections and exchanged best practices in different areas, including urban development, environmental protection, and support for start-ups. Universities and research institutions have expanded their joint projects. In February, the University of Hamburg has signed a new cooperation agreement with the National University of Quilmes on the exchange of students and staff. Our HafenCity University is working with the University of Buenos Aires and the City of Buenos Aires regarding the development and integration of informal settlements. Ladies and Gentlemen, Today we will sign an updated Memorandum of Understanding, to intensify the existing co-operations and to develop new ones in the fields of sustainable urban development, the reduction of greenhouse gas emissions and the development of hydrogen technologies, and digital infrastructure and smart government services. I would like to thank Mayor Rodríguez Larreta for the great exchange we had today. Hamburg und Buenos Aires have much to gain from deeper co-operation and exchange in the future. Thank you very much.

22. August 2022

Runder Tisch Wasserstoff mit Mercedes Marcó del Pont & Flavia Royon

Dear Secretary Marcó del Pont, Dear Secretary Royon, Ladies and Gentlemen, Thank you very much for welcoming our delegation to the Casa Rosada. Today we want to talk about our strategies for renewable energies and green hydrogen. Hamburg is working hard to decarbonize our industry, the mobility sector, and our energy supply. We want to become climate-neutral as soon as possible. The transition from fossil fuels to sustainable energy and fuels like green hydrogen is a challenge. But we also see it as an opportunity. Hamburg has the third-largest port in Europe and the biggest industrial area in Germany. Our city is home to strong, innovative companies and world-class research institutions. We have formed strong alliances between business and industry, the scientific community, and our city government. Together, we are implementing policies that support the decarbonization of industrial production, the development of sustainable urban infrastructure, and the shift of our energy sector towards climate-friendly power sources and technologies. Hamburg is an important center for onshore and offshore wind energy. Two out of three wind parks off the German coast are managed from our city. This September, Hamburg will host “Wind Energy 2022”, the leading trade fair for the international wind energy industry. In order to use wind power for our industry, we are planning a large-scale electrolyzer. The green hydrogen that we will generate is going to be used in our port, in the aviation sector, and for the production of steel and metals. But the energy needs of our city and of our industrial producers will go beyond our own production capacities. This is why Hamburg is aiming to become a leading hub for the import and distribution of green hydrogen in Europe. We already have a lot of relevant infrastructure in place and are investing in additional facilities and new technology to prepare for the hydrogen trade. As a future importer of green hydrogen, Hamburg is looking to build successful, long-term trade relationships with international partners. We believe that importers and exporters on both sides of the Atlantic will benefit from creating a stable and efficient green hydrogen economy. I am very interested to learn more about Argentina’s strategy for renewable energy and green hydrogen today and to explore areas for potential co-operation. Thank you very much.

28. April 2022

28. April 2022: Eröffnung Internationales Musikfest Hamburg

Sehr geehrter Herr Lieben-Seutter, sehr geehrter Herr Margedant, sehr geehrte Damen und Herren, Herzlich willkommen zur Eröffnung des „Internationalen Musikfests Hamburg“ – in diesem Jahr wieder live und mit vollen Konzertsälen. Hochkarätige Orchester und weltweit erstklassige Künstlerinnen und Künstler treten in den kommenden Wochen auf und geben der Musikstadt Hamburg Strahlkraft und Glanz. In diesem Jahr geht es in vielen Konzerten um Themen mit Bezug zur Natur: etwa um die Bedeutung der Natur für den Menschen, um ihre Gefährdung und das Verhältnis von Technik und Natur. Uns in Hamburg beschäftigen diese Themen sehr: Als Stadt an der Elbe sind wir in besonderer Weise den Gezeiten der Nordsee und den Kräften der Natur ausgesetzt. Wir haben ambitionierte Ziele im Klimaschutz und der Energiewende, um die natürlichen Ressourcen zu schonen und als wachsende Stadt unseren weltweit einmaligen Charakter als grüne Metropole zu bewahren. Meine Damen und Herren, nichts erschreckt, besorgt und beschäftigt uns in diesen Wochen so sehr wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der mit großem Leid für die Menschen verbunden ist und dramatische Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat. Es ist uns eine besondere Ehre, am 1. Mai das Kyiv Sinfonieorchester (Kyiv Symphony Orchestra) beim „Internationalen Musikfest Hamburg“ zu begrüßen. Das Orchester will mit seiner Musik den Menschen Hoffnung geben auf eine friedliche Zukunft und den Wiederaufbau der Ukraine. Genau dieses Motiv hat den Bürgermeister von Kyiv, Vitali Klitschko, und mich bewogen, für unsere beiden Städte einen „Pakt für Solidarität und Zukunft“ zu schließen. Wir wollen von Hamburg aus jetzt dringend benötigte humanitäre Hilfe leisten und damit ein klares Zeichen setzen gegen die Aggression Russlands und für unsere Solidarität mit der Ukraine. Zugleich wollen wir ab dem Zeitpunkt, zu dem der Wiederaufbau beginnen kann, in einer strategischen Partnerschaft zwischen Hamburg und Kyiv gemeinsam die künftige Entwicklung unserer Städte stärken. Eine wichtige Rolle sollen dabei neben den Stadtverwaltungen selbst die Wirtschaftsverbände und die Institutionen der Wissenschaft, Bildung und Kultur übernehmen. Viele Hamburgerinnen und Hamburger beteiligen sich an Hilfsaktionen und unterstützen die Menschen, die aus der Ukraine zu uns kommen. Wir hoffen, dass das „Internationale Musikfest Hamburg“ dazu beiträgt, die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und ein Leben in Demokratie und Freiheit in Europa zu stärken. Meine Damen und Herren, Kyiv und Hamburg sind traditionsreiche europäische Kulturmetropolen. Unsere Konzerthäuser stehen für Weltoffenheit und kulturellen Austausch. Musik ist international, sie ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht. Das Internationale Musikfest setzt in diesen schweren Zeiten ein Zeichen für die friedliche Zusammenarbeit der Kultur in der Welt. Es ist auch ein Höhepunkt im 5. Jubiläumsjahr der Elbphilharmonie. Mit einem erstklassigen Programm und der beeindruckenden Architektur ist sie zu einem neuen Wahrzeichen unserer Stadt geworden. Die Elbphilharmonie hat Hamburg als Musik- und Kulturmetropole weltweit bekannt gemacht und der Kultur in unserer Stadt frischen Rückenwind gegeben. Sie kooperiert mit anderen Hamburger Kultureinrichtungen und hat eine große Bedeutung für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen in Hamburg. Sie zieht internationale Musikerinnen und Musiker an und trägt auf diese Weise zu Hamburgs guten Beziehungen in der Welt bei – wie der Hafen, in dem sie steht. Ich danke Christoph Lieben-Seutter und seinem Team sehr herzlich für ihre Arbeit, wünsche allen Musikbegeisterten ein schönes abwechslungsreiches „Internationales Musikfest Hamburg“ und uns heute einen schönen Abend mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester, Alan Gilbert am Pult und Haydns „Schöpfung“.

15. August 2022

Senatsempfang 100 Jahre Museum für Hamburgische Geschichte

Sehr geehrte Frau Prof. Probst, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Czech, sehr geehrter Ehrenbürger Herr Prof. Otto, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Museums für Hamburgische Geschichte. Hamburg ist eine moderne Metropole und hat zugleich eine über Jahrhunderte zurück reichende Geschichte, also viel Stoff für ein entsprechendes Museum. Eine Besonderheit unserer Historie besteht darin, dass wir unsere Bedeutung und wirtschaftliche Kraft – anders als London, Madrid, Paris oder andere europäische Metropolen – nie aus einer Eigenschaft als Hauptstadt und Sitz der Nationalregierung heraus entwickelt haben, sondern immer aus eigener Kraft und dem Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger. In Hamburg nimmt man die Dinge selbst in die Hand und setzt sich dabei auch für die Stadt und das Gemeinwesen ein. Diese Tradition zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Stadtgeschichte. Auch der Bau des Museums für Hamburgische Geschichte geht auf eine Initiative Hamburger Bürger zurück, die 1839 den „Verein für Hamburgische Geschichte“ gründeten. Damals veränderte sich die Welt durch die Industrialisierung ähnlich rasant wie heute durch die Digitalisierung. Es gab ein großes Bedürfnis nach Orientierung und ein wachsendes Interesse, die Geschichte Hamburgs zu erforschen und für die kommenden Generationen festzuhalten. Die Mitglieder des VHGs trugen archäologische Funde zusammen und archivierten sie. Nach dem Großen Brand 1842 wurden viele Fragmente und Kunstwerke aus den Trümmern gerettet. Auch als die Speicherstadt gebaut und das damalige Gängeviertel abgerissen wurde, gelang es dem Verein, Bauteile für die Nachwelt zu retten. Nachdem sich der VHG über viele Jahre um einen festen Ausstellungsort für die Sammlung bemüht hatte, beschloss die Hamburgische Bürgerschaft 1906 die Gründung eines Museums. Der bekannte Hamburger Architekt, Stadtplaner und spätere Oberbaudirektor Fritz Schumacher wurde zum Baudirektor berufen. Durch den Ersten Weltkrieg zog sich der Bau ungewöhnlich lange hin. Schumacher ließ Portale und Kaiserfiguren des alten Rathauses an der Trostbrücke in die Fassade einbauen und integrierte das ehemalige Südportal der zerstörten Hauptkirche St. Petri in den Innenhof. Dadurch wurde das Museumsgebäude selbst zum Teil der Ausstellung. Vor 100 Jahren dann, am 13. August 1922, öffnete das Museum für Hamburgische Geschichte seine Türen für die Hamburgerinnen und Hamburger, die nach Kriegsende mit anderen Augen auf die Welt blickten. Eine neue Zeit war angebrochen. Im Rathaus regierte der erste demokratisch gewählte Senat. In der Bürgerschaft saßen erstmals auch Frauen und Abgeordnete ohne größeres Vermögen. Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein besseres Leben. Sie wollten Teilhabe und die Chance, ihre Geschicke selber in die Hand nehmen. In dieser Zeit wurden in unserer Stadt viele soziale und Bildungseinrichtungen gegründet, darunter die Universität, die Bücherhallen, die Volkshochschule und die städtischen Kindertagesstätten. Das neue Museum für Hamburgische Geschichte wurde Teil dieses gesellschaftlichen Aufbruchs, hatte bereits 1925 über 100.000 Besucherinnen und Besucher – fast so viele wie heute – und war von Anfang an ein „Ort für alle“. Heute zählt das Museum für Hamburgische Geschichte zu den größten Institutionen der Stadtgeschichte in Europa. Seit 2008 gehört es zur Stiftung „Historische Museen Hamburg“, deren Einrichtungen jedes Jahr von fast 400.000 Menschen besucht werden – aus Hamburg und vielen anderen Städten und Ländern. Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigt 1.200 Jahre Hamburg, von der Hammaburg bis heute, und erklärt wegweisende Epochen und Entwicklungen. Es bewahrt historische Objekte, erforscht ihre Zusammenhänge und macht die Geschichte Hamburgs erlebbar. Damit stiftet es Identität und eröffnet mit dem Verständnis für die Geschichte neue Perspektiven für die Zukunft. Das Museum wird in den nächsten Jahren umfassend modernisiert. Die Dauerausstellung wird neu ausgerichtet und das Museumskonzept überarbeitet. Das ist ganz im Sinne Fritz Schumachers, der es 1924 nicht nur als einen „Spiegel der Vergangenheit“ bezeichnet hat, sondern auch als einen „Wegweiser in die Zukunft“. Sehr geehrte Frau Prof. Probst, Sie haben mit dem Museum für Hamburgische Geschichte noch viel vor – und Sie können dabei auch ein neues Ausstellungsstück mitbedenken. Das Rathaus stellt dem Museum ein Triptychon mit Ansichten des Rathauses aus der Zeit seiner Eröffnung als Dauerleihgabe zur Verfügung, das bisher auf dem Flur vor meinem Büro hängt. Im Jahr 1900 wurde es bei der Weltausstellung in Paris ausgestellt und mit einer Goldmedaille im Bereich Architektur ausgezeichnet. Die Entstehungsgeschichte muss noch erforscht werden, aber man sieht, dass es Ausdruck des Stolzes ist, den man in Hamburg angesichts des neuen Rathauses empfand. Sehr geehrte Damen und Herren, ich gratuliere dem Museum für Hamburgische Geschichte und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich zum 100. Jubiläum und wünsche ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute! Vielen Dank.

10. August 2022

Trauerfeier für Uwe Seeler

Sehr geehrte Familie Seeler, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Hamburgerinnen und Hamburger, wir nehmen heute Abschied von Uwe Seeler, von einer Legende des deutschen Fußballs, einem Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg und einem sehr liebenswerten Menschen. Uwe Seeler ist in Hamburg geboren. Er ist im Stadtteil Eppendorf aufgewachsen, in einfachen Verhältnissen. Damals war es keine leichte Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen weite Teile unserer Stadt in Trümmern. Mit seinem Bruder Dieter und seinen Freunden spielte Uwe Seeler auf der Straße Fußball. Sein Vater Erwin Seeler, selbst ein erfolgreicher Fußballer, erkannte sein Talent und meldete ihn 1946, im Alter von 9 Jahren, beim Hamburger Sportverein an. Uwe Seeler trainierte in der Jugendabteilung und machte seine ersten Spiele im damaligen Fußballstadion am Rothenbaum. Das war der Beginn einer einzigartigen sportlichen Karriere, mit der er für immer in die Geschichte des Fußballs eingegangen ist. Für den HSV schoss er hunderte Tore. In der 50er Jahren in der Oberliga-Nord und der Fußball-Oberliga, in den 60er Jahren dann in der neu gegründeten Bundesliga, deren erster Torschützenkönig er wurde. Aus allen möglichen und unmöglichen Situationen brachte er den Ball ins Netz. 1960 gewann Uwe Seeler mit dem HSV die Deutsche Meisterschaft. 1963 holte er den DFB-Pokal nach Hamburg. Von 1954 bis 1970 spielte er in der deutschen Nationalmannschaft, deren Kapitän er 1961 wurde. Insgesamt absolvierte er als Nationalspieler vier Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften. Uwe Seeler war einer der erfolgreichsten Torschützen seiner Zeit, und er war ein großer Teamplayer. Ein Dampfkessel, einer der Druck macht und die Richtung vorgibt. Der seine Kollegen antreibt und zu Höchstleistungen anspornt. Er war ein Kämpfer, der alles gegeben hat: für den Sieg, für die Mannschaft, für seinen Verein. Als Anerkennung hat ihn der DFB zum „Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft“ ernannt. Als erster Sportler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Meine Damen und Herren, in fast 20 Jahren als Profispieler und den Jahrzehnten danach ist Uwe Seeler seiner Heimaststadt immer treu geblieben. Ein Millionen-Angebot von Inter Mailand lehnte er ab. Er hat sich für Hamburg entschieden und damit für immer den Respekt und die Zuneigung der Hamburgerinnen und Hamburger gewonnen. Uwe Seeler trug die Raute und seine Heimat im Herzen. Als Identifikationsfigur hat er den Sport in unserer Stadt geprägt und Generationen junger Leute inspiriert. Er engagierte sich in karitativen Projekten und zahlreichen Ehrenämtern. In einer schwierigen Phase in den 90er Jahren übernahm er sogar die Präsidentschaft des HSV und stellte dabei unter anderem die Weichen für den Neubau des Volksparkstadions. Anlässlich seines 50. Geburtstages hat der Senat den „Uwe-Seeler-Preis“ gestiftet, mit dem der Jugendfußball in unserer Stadt gefördert wird. Zu seinem 60. Geburtstag gründete Uwe Seeler eine eigene Stiftung, die Menschen in Notlagen unterstützt. Über 30 Jahre war er für die Deutsche Muskelschwundhilfe aktiv. Sein Leitsatz lautete: „Wer dem Sport so viel zu verdanken hat und auf der Sonnenseite des Lebens steht, der sollte jenen etwas abgeben, die niemals die Möglichkeit hatten, ein solches Glück zu empfinden und auf der Schattenseite des Lebens stehen.“ Für seine Verdienste um Hamburg und Deutschland hat der Senat Uwe Seeler im Jahr 2003 die Ehrenbürgerwürde verliehen, die höchste Auszeichnung unserer Stadt. Auch hier war er ein Mann der ersten Stunde, der erste Sportler, dem diese Ehre zuteilwurde. Sehr geehrte Frau Seeler, sehr geehrte Familie Seeler, an diesem Lebenswerk haben Sie einen großen Anteil. Auf dem Platz hatte Uwe Seeler seine Mannschaftskollegen. Zuhause waren Sie das Team, das ihm Rückhalt gab und ihn in vielen Bereichen managte. Seit mehr als 20 Jahren organisieren Sie die Arbeit der Uwe Seeler-Stiftung. Liebe Familie Seeler, ich möchte Ihnen ausdrücklich danken, denn es ist sicher nicht immer leicht, einen so bekannten Ehemann und Vater zu haben. Ein Mann, der bis ins hohe Alter in der Öffentlichkeit stand und sich für den Sport, für seine Stadt und seinen HSV engagiert hat. An einem Vorabend zu einem wichtigen HSV-Spiel sagte er mir vor kurzem einmal – zwar im Scherz, aber mit einem Funkeln in den Augen – er nehme heute Abend nur leichte Kost, es könnte ja sein, dass der Trainer ihn morgen nochmal einsetzt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit seiner einzigartigen Karriere ist Uwe Seeler zu einer Legende des Fußballsports geworden – einer der besten deutschen Fußballer aller Zeiten. Sein Andenken geht aber weit darüber hinaus. Mit seiner Bodenständigkeit, mit seiner Nahbarkeit und Ehrlichkeit war er auch menschlich ein großes Vorbild. Sein Name steht für Fairness und Teamgeist. Er verkörpert die besten und wichtigsten Werte, als Sportler und als Mensch. „Loyal und bescheiden, der Größte aller Zeiten“, so stand es beim Spiel gegen Rostock in der Nordkurve. Uwe Seeler hat miterlebt, wie Hamburg aus den Kriegstrümmern heraus wieder zu einer modernen Großstadt aufgestiegen ist, die in der ganzen Welt hohes Ansehen genießt. Er hat dabei mitgeholfen, mit Tatkraft, Zuversicht und Freude. Seine Charakterstärke kann uns auch in Zukunft Orientierung geben und den Weg weisen, in guten wie in schlechten Zeiten. Hamburg verliert mit Uwe Seeler ein Stück von sich selbst, eine außerordentliche hanseatische Persönlichkeit und einen ganz besonderen Ehrenbürger. Wir erinnern uns mit Hochachtung und Dankbarkeit an sein Lebenswerk und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Vielen Dank.

8. August 2022

175-jähriges Jubiläum der Pestalozzi-Stiftung in Hamburg

Sehr geehrte Frau Berg, sehr geehrter Herr Gosslar, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum 175-jährigen Jubiläum der Pestalozzi-Stiftung Hamburg. Die Gründung der Stiftung am 8. August 1847 fiel in eine Zeit des Umbruchs. Fünf Jahre zuvor hatte der Große Brand weite Teile der Hamburger Innenstadt zerstört, 20.000 Menschen wurden obdachlos. Gleichzeitig nahm die Industrialisierung Fahrt auf. Auf der Suche nach Arbeit zogen immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. In Hamburg herrschte Wohnungsnot. Wer wenig verdiente, musste oft unter erbärmlichen Bedingungen leben. In den Gängevierteln und in den Quartieren am Hafen wohnte man auf engstem Raum zusammen, es gab kaum Tageslicht, frische Luft oder sauberes Wasser. Kinder litten ganz besonders unter diesen schlimmen Umständen. In dieser Zeit gründeten die Mitglieder der Freimaurer-Loge „zur Brudertreue an der Elbe“ eine Stiftung, die im Sinne des 1827 verstorbenen Schweizer Reform-Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi tätig werden sollte. Für Pestalozzi war es wichtig, dass Kinder auf ihrem Weg zu selbstständigen Mitgliedern der Gesellschaft schon früh in der Familie eine gute Förderung und Erziehung erhalten. Dabei sah er die Eltern als diejenigen, die ihren Kindern als Vorbilder „mit Rat und Tat“ zur Seite stehen und sie in ihrer Entwicklung begleiten sollten. Aber große Armut und schwere Lebensbedingungen erlaubten es eben nicht allen Eltern, sich in dieser Weise um ihre Kinder zu kümmern. Die neue Pestalozzi-Stiftung widmete sich daher der Aufgabe, Kindern aus sozialen Notlagen herauszuhelfen und sie in ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen. Das erste Kinderheim der Stiftung eröffnete im damals noch ländlichen Billwerder. 21 Kinder fanden hier ein neues Zuhause. Als das Haus in Billwerder zu klein wurde, baute die Stiftung in Barmbek neu. Später zog das Kinderheim nach Volksdorf, dann nach Wohldorf-Ohlstedt. Heute hat die Pestalozzi-Stiftung ihren Sitz hier in St. Georg. Die Stiftungsarbeit stand von Anfang an unter dem Leitbild, durch Erziehung nicht „etwas Fremdes an die Menschen heranzutragen, sondern die Entwicklung der ursprünglichen Kräfte zu unterstützen und zu erleichtern“. Die Gründer der Pestalozzi-Stiftung waren engagierte Mitglieder der Hamburger Stadtgesellschaft, und ihre Initiative fand schnell Unterstützung. Bis in die 1920er Jahre konnte sich die Stiftung vollständig aus Spenden der Hamburgerinnen und Hamburger finanzieren. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Pestalozzi-Stiftung Teil der staatlichen Jugendhilfe. Trotzdem gelang es ihr, in den 30er und 40er Jahren weitgehend auf Distanz zum Regime der Nationalsozialisten zu bleiben und die Kinder weiterhin nach den Grundsätzen Pestalozzis zu erziehen. Seit den 1970er Jahren hat die Stiftung ihr Aufgabenfeld stetig erweitert und ihre Konzepte immer neuen Anforderungen angepasst. Heute gehören 40 Einrichtungen und über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Pestalozzi-Stiftung. Sie hilft und unterstützt in vielen Hamburger Stadtteilen, in unterschiedlichsten Lebenslagen, und setzt bei ihrer Arbeit auf Respekt und Augenhöhe. Sie betreibt Kitas und kooperiert mit Schulen. Sie ist in der Kinder- und Jugendhilfe aktiv, begleitet junge Familien und unterstützt Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr viele junge Menschen haben in den vergangenen 175 Jahren durch die Pestalozzi-Stiftung ihren Weg in ein gutes, selbstständiges Leben gefunden. Die Stiftung setzt sich für das Ziel ein, das auch der Senat mit seiner Arbeit verfolgt: Alle sollen am vielfältigen Leben in unserer Stadt teilhaben können und die Chance erhalten, das Beste für sich im Leben zu erreichen. Die Stiftung ist dabei eine verlässliche Partnerin der Freien und Hansestadt Hamburg und eine wichtige Stütze im Leben vieler Hamburgerinnen und Hamburger. Im Namen des Senats danke ich allen, die sich für die Pestalozzi-Stiftung engagieren, durch Spenden oder Stiftungen, durch haupt- oder ehrenamtliche Arbeit. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zum 175. Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute, vor allem viel Erfolg und Freude bei ihrem wichtigen Engagement für unsere Stadtgesellschaft! Vielen Dank.

3. Juli 2022

Festakt 100 Jahre Übersee-Club Hamburg

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrte Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps, sehr geehrte Frau Bischöfin Fehrs, sehr geehrte Frau Ehrenbürgerin Boie, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs, sehr geehrter Herr Bundespräsident, vielen Dank für Ihre Rede zu den Perspektiven der Globalisierung, die vermutlich in keinem anderen Rahmen so kundig und dankbar aufgenommen wird wie im Übersee-Club, der sich seit nunmehr 100 Jahren mit Fragen der internationalen Beziehungen und des weltweiten Handels befasst. Sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs, vielen Dank, dass Sie uns mit der Einladung zu diesem Festakt teilhaben lassen an der langjährigen Tradition Ihres Clubs, grundlegende Fragen der Zeit zu erörtern. Sehr geehrte Gäste des Festaktes, der Bundespräsident ist ein hoch willkommener und häufiger Gast der Hansestadt. Heute erlebt er, dass wir nicht nur ein neues Konzerthaus haben, über das die ganze Welt spricht, sondern dass wir schon seit über hundert Jahren noch ein weiteres Konzerthaus haben, das in Hamburg und in der internationalen Fachwelt wegen seiner besonderen Atmosphäre und exzellenten Akustik bekannt und beliebt ist. Die Laeiszhalle ist zugleich Sinnbild für das bürgerschaftliche Engagement, das sich die Hamburgerinnen und Hamburger – wie Herr Behrendt es eingangs zitiert hat – sogar als Auftrag in ihre Landesverfassung geschrieben haben. Dieses Konzerthaus konnte dank einer großzügigen Spende des Ehepaares Laeiz gebaut werden. Ferdinand Laeisz war übrigens einer der Gründer der HAPAG, also unserer Traditionsreederei Hapag-Lloyd, deren 175-jähriges Jubiläum wir vor wenigen Wochen im Rathaus gefeiert haben. Sie sehen, in Hamburgs Geschichte hängt alles mit allem zusammen, und es wird Sie nicht wundern, dass ab 1911 im Aufsichtsrat der HAPAG auch ein gewisser Max M. Warburg saß, der Vordenker und Mitbegründer des Übersee-Clubs. Als der Übersee-Club am 27. Juni 1922 gegründet wurde, lagen die Schrecken des Ersten Weltkriegs nur wenige Jahre zurück. Die britische Seeblockade in der Nordsee hatte den Verlauf des Krieges entscheidend verändert und die Wirtschaft des Deutschen Reiches empfindlich getroffen. Rohstoffmangel und Lebensmittelknappheit waren die Folgen. Warburg erkannte, dass das Schicksal Hamburgs und die Erholung Deutschlands davon abhingen, den Handel wieder in Schwung zu bringen. In diesem Sinne sollte der Übersee-Club eine „Gesellschaft für wirtschaftlichen Wiederaufbau und Auslandskunde“ sein, mit dem Ziel, die internationalen Beziehungen Hamburgs aufleben zu lassen. Die Mitglieder des Clubs verpflichteten sich zugleich zur Förderung von Frieden und Toleranz, von Demokratie und Freiheit. Also genau das, worum in diesen Tagen in Europa wieder gekämpft werden muss. Der Krieg in der Ukraine hat uns in den vergangenen Monaten erneut vor Augen geführt, welche grundlegende Bedeutung der Handel hat: für die Wirtschaft, für die Industrie, für unsere Versorgungssicherheit. Die maritime Wirtschaft und insbesondere der Hamburger Hafen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das gilt für die deutschen Exporte, die zu zwei Dritteln über den Seeweg erfolgen, und es gilt für den Import von Rohstoffen und Waren, die für unsere Unternehmen und das tägliche Leben notwendig sind. Deshalb müssen die norddeutschen Häfen eine große politische Beachtung und Unterstützung haben, in Hamburg und im Bund! Wir erkennen in dieser Zeit, dass in den Jahrzehnten der Globalisierung, mit der Entwicklung länderübergreifender Produktions- und Lieferketten, auch Abhängigkeiten und Risiken entstanden sind, wie die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland, die uns derzeit zu schaffen macht, oder die Abhängigkeit von bestimmten Medizinprodukten aus China, die zu Beginn der Corona-Pandemie deutlich wurde. Deshalb ist es ein wichtiges Element einer neuen Sicherheitspolitik in Europa: Dass wir uns um die Infrastruktur und die internationalen Logistik-Wege kümmern in den künftigen Handelsbeziehungen gezielt darauf achten, unsere Importe so zu diversifizieren, dass wir nicht von einzelnen Ländern abhängig und dadurch angreifbar sind. Meine Damen und Herren, neben den schwerwiegenden Folgen der Ukrainekrise – steigende Preise, zunehmende Inflation, gestörte Lieferketten – gibt es in dieser Zeit auch gute Nachrichten: Wir erleben eine Stärkung Europas und unserer transatlantischen Beziehungen, ein Zusammenrücken der Länder, die unsere grundlegenden Werte teilen und gemeinsam mit uns gegen die russische Aggression und den Bruch des Völkerrechts vorgehen. Die Ukraine und Moldau haben den Aufnahmeprozess zur Europäischen Union begonnen. Schweden und Finnland werden der NATO beitreten. Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die EU und Neuseeland in dieser Woche auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Meine Damen und Herren, in Zeiten des Umbruchs und der Neuorientierung, in einer Zeitenwende, ist es wichtig, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einzubeziehen, einen Raum zu haben für neue Impulse und einen offenen Diskurs. Der Übersee-Club bietet seit 100 Jahren ein solches Forum und schafft damit einen „Raum für Zukunft“, in dem die Mitglieder über den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Fortschritt und die internationalen Beziehungen sprechen. Die Vorträge, die hier gehalten werden, wirken in die Gesellschaft hinein, erzeugen auf vielfältige Weise Resonanz und können dadurch etwas bewegen. Sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Clubs, ich gratuliere Ihnen und allen Mitgliedern des Übersee-Clubs herzlich zum 100-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen auch in Zukunft einen lebhaften Austausch, mit neuen Ideen und Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Vielen Dank.

6. Juli 2022

Senatsempfang „50 Jahre Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg“

Sehr geehrte Frau Dr. Krizak, Sehr geehrter Herr Generalkonsul Jaworski, Sehr geehrter Herr Buczkowski, Sehr geehrter Herr Hoffmann, Sehr geehrter Herr Vize-Präsident der HamBue Celik, Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg. Die Gründung der Gesellschaft führt uns zurück an den Beginn der 1970er Jahre. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt unterzeichnete am 7. Dezember 1970 den Vertrag von Warschau, als Grundlage für einen Neu-Beginn in den deutsch-polnischen Beziehungen. Als Bild in Erinnerung geblieben ist sein Kniefall vor dem Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos. Er wandte sich in einer Fernsehansprache an die Menschen in Deutschland mit den Worten: „Der Vertrag von Warschau soll einen Schlussstrich setzen unter Leiden und Opfer einer bösen Vergangenheit. Er soll den Weg dafür öffnen, dass getrennte Familien wieder zusammenfinden können. Und dass Grenzen weniger trennen als bisher.“ Keine zwei Jahre später, am 5. Juli 1972, gründeten einige Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft und weitere engagierte Bürgerinnen und Bürger die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg. Sie wollten die Annäherung der Bürgerinnen und Bürger beider Länder unterstützen und die Sprachlosigkeit nach den schrecklichen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs überwinden. Mit ihrer Arbeit konnte die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg an die jahrhundertealte Partnerschaft zwischen Hamburg und Polen anknüpfen. Seit den Zeiten der Hanse hatte es immer gute wirtschaftliche, politische und kulturelle Kontakte gegeben, die aber mit dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Europas größtenteils abgerissen waren. Viele dieser Verbindungen nahm die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg ab 1972 wieder auf. Sie hat im Laufe der Jahre den Austausch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen organisiert, von Schülerinnen und Schülern, Ärztinnen und Ärzten, den Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung. Mit Reisen, Ausstellungen und Vorträgen haben die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg und ihre Partner selbst in den Jahren des sogenannten Kalten Krieges hunderttausenden Menschen die Möglichkeit gegeben, das Leben im jeweils anderen Land kennenzulernen. Durch ihre Arbeit hat die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg dazu beigetragen, dass die Menschen in Polen und Deutschland ein besseres Verständnis füreinander und für die wechselvolle gemeinsame Geschichte ihrer Länder gefunden haben. Heute sind Deutschland und Polen gute Nachbarn und Partner in einem freien und demokratischen Europa. In der Ukraine-Krise stehen wir gemeinsam ein für eine entschlossene Reaktion der Europäischen Union gegen die russische Aggression. Wir verteidigen zusammen den Frieden, die Selbstbestimmung und das Völkerrecht in Europa. Viele polnische Städte haben bei der Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine Großartiges geleistet. Wir in Hamburg wissen, was es bedeutet, viele Tausende Menschen in kurzer Zeit aufzunehmen und zu versorgen und haben die Stadt Warschau, die eine noch viel größerer Zahl an ukrainischen Flüchtlingen aufgenommen hat, dabei mit Hilfsgütern unterstützt. Im vergangenen November habe ich den Bürgermeister von Warschau besucht und vereinbart, dass unsere Städte in Zukunftsthemen wie dem Klimaschutz, der Mobilität und der Digitalisierung zusammenarbeiten wollen. Die großen Metropolen können als Fortschrittszentren ihrer Länder einiges zur Modernisierung Europas beitragen und zum Beispiel eine wichtige Rolle im Rahmen des sogenannten European Green Deals übernehmen. Der Deutsche Bundesrat in Berlin und das entsprechende Verfassungsorgan in Warschau, der polnische Senat, den ich ebenfalls im November besucht habe, haben eine Freundschaftsgruppe gegründet und wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten. Dafür werde ich mich ab November als Bundesratspräsident gerne einsetzen. Meine Damen und Herren, was Willy Brandt 1970 als Ziel des Vertrags von Warschau formuliert hat, ist wahr geworden: Die Grenzen zwischen Polen und Deutschland trennen uns nicht mehr. Wir begegnen einander auf Augenhöhe, arbeiten vertrauensvoll zusammen und sind als Länder zusammengewachsen, so wie mit unseren Nachbarn im Norden, Süden und Westen. Das ist auch deswegen möglich, weil sich zivilgesellschaftliche Akteure wie die Deutsch-Polnische Gesellschaft Hamburg seit Jahrzehnten für Dialog und Freundschaft einsetzen und so die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern prägen. Im Namen des Senats danke ich der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Hamburg und allen, die ihre Arbeit unterstützen, sehr herzlich für ihr Engagement. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und sage: Herzlichen Glückwunsch zum 50. Jubiläum! Vielen Dank.

1. Juli 2022

70 Jahre Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg

Sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Frau Präsidentin des Hamburgischen Verfassungsgerichts, sehr geehrter Ehrenbürger Herr Prof. Otto, sehr geehrte Abgeordnete des Bundestages und der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrter Herr Doyen, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg. Die großen Wandgemälde hier im Großen Festsaal stellen wesentliche Epochen in der Geschichte Hamburgs dar – von den ersten Siedlungen bis zur Welthafenstadt. Nicht darauf zu erkennen ist Hamburgs Weg in die Demokratie. Denn als diese Gemälde 1909 fertiggestellt wurden, war unsere Stadt noch Teil des Deutschen Kaiserreichs. Demokratisch geprägte Bewegungen und Institutionen finden sich in Hamburg schon seit dem 19. Jahrhundert. Die Geschichte unserer demokratischen Verfassung beginnt jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg – in einer Zeit der Revolution und des Aufbruchs. Nach den Entbehrungen des Krieges forderten die Menschen bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, Zugang zu Bildung und Kultur, gesellschaftliche Teilhabe und politische Mitbestimmung. Die Abgeordneten der ersten demokratisch gewählten Bürgerschaft von 1919 erarbeiteten in diesem Geiste eine Verfassung für ihre Stadt, die am 9. Januar 1921 in Kraft trat. Das Wort „Demokratie“ war darin gar nicht enthalten, dafür aber ein einfacher Satz, der die Sache auf den Punkt brachte: „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Doch der demokratische Aufbruch war nicht von Dauer. 1933 ergriffen die Nationalsozialisten die Macht, und schon ein Jahr später endete in Hamburg diese erste kurze Episode der Demokratie. Die Verfassung wurde per Reichsverordnung aufgehoben und Hamburg ging als Hansestadt – ohne den Zusatz der Freiheit – im nationalsozialistischen Einheitsstaat auf. Bürgerschaft und Senat wurden entmachtet, ab sofort regierte ein „Reichsstatthalter“. Die folgenden zwölf Jahre der Diktatur brachten grausames Leid und Zerstörung über Europa und die Welt. Am Ende lag auch Hamburg in Trümmern. Manche Politikerinnen und Politiker, die sich schon vor 1933 um ihre Stadt verdient gemacht hatten, kehrten nach Kriegsende aus dem Exil zurück, um ihre Heimat wieder aufzubauen und einen neuen demokratischen Aufbruch zu wagen. Zu ihnen gehörte Max Brauer, der im Sommer 1946 aus den USA in Hamburg eintraf und nach den Bürgerschaftswahlen im Herbst 1946 Erster Bürgermeister wurde. Das Parlament der Hansestadt hatte erneut die wichtige Aufgabe, das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Hamburg auf das Fundament einer demokratischen Verfassung zu stellen. Bürgermeister Brauer hat diesen Auftrag damals wie folgt beschrieben: „Eine Verfassung darf nicht zu viel sagen. Sie darf nur den großen Rahmen abstecken und die wesentliche Verteilung der politischen Gewichte regeln, das Funktionieren des Staatsapparates sicherstellen […], aber im Übrigen muss sie den Weg freilassen, ja frei machen für alle neuen Gedanken und Kräfte.“ Dieser Prozess dauerte mehrere Jahre. In der Zwischenzeit wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet. Hamburg gab sich als letztes Bundesland eine Verfassung. Wir waren also spät dran oder – anders betrachtet – besonders effizient. Denn in seiner nachkonstitutionellen Verfassung konnte Hamburg auf die Verankerung der Grundrechte verzichten. Sie waren ja bereits im Grundgesetz niedergelegt, galten damit unmittelbar auch in der Hansestadt und mussten insofern in der Landesverfassung nicht wiederholt werden. Die neue Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg wurde im Juni 1952 von der Bürgerschaft mit nur drei Gegenstimmen beschlossen und trat am 1. Juli 1952, also genau heute vor 70 Jahren, in Kraft. Seitdem regelt die Hamburger Verfassung nun – ganz im Sinne Max Brauers – hanseatisch knapp, aber mit klarer Haltung in einer Präambel und 77 Artikeln die Organisation unseres Staatswesens. In vielen Formulierungen orientierte sich die Verfassung von 1952 am Vorbild von 1921 und knüpfte damit an die Demokratiebewegung von 1918/19 an. Gleichwohl blieb die während der NS-Zeit eingeführte Einheitsgemeinde erhalten, ebenso wie das Stadtgebiet, das mit dem sogenannten „Groß-Hamburg-Gesetz“ erheblich erweitert worden war. Die verheerenden Folgen des Zweiten Weltkrieges lasteten noch schwer auf der Stadt, sodass die Abgeordneten der Verfassung eine Präambel gaben, die einen besonderen Anspruch formuliert und zugleich Hamburgs jahrhundertealte Geschichte als Hafen- und Handelsmetropole widerspiegelt: „Die Freie und Hansestadt Hamburg hat als Welthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein.“ Es folgen die Verpflichtung zur Förderung der Hamburger Wirtschaft, um den Bedarf aller Menschen zu decken, die Pflicht jedes Einzelnen, zum Wohle des großen Ganzen zu wirken, und ein Bekenntnis zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gleichberechtigung aller Menschen. Die Präambel ist ein Auftrag der Hamburgerinnen und Hamburger an sich selbst, dem wir bis heute in unserem Handeln und Zusammenleben als Stadtgesellschaft verpflichtet sind. Meine Damen und Herren, wie die Welt, so hat sich in den letzten Jahrzehnten auch unsere Verfassung verändert. Manche Bestimmungen von 1952 erwiesen sich als nicht mehr zeitgemäß, andere führten in der Regierungs- und Parlamentspraxis zu nicht gewünschten Wirkungen. Im Rahmen der Reformen von 1996 wurden unter anderem die Beziehungen zwischen Bürgerschaft und Senat neu geordnet und die Gewaltenteilung gestärkt. Zu den Neuerungen gehörten die Richtlinienkompetenz des Bürgermeisters, die Umstellung vom Feierabend- auf ein Teilzeitparlament und die Erweiterung des repräsentativ-parlamentarischen Systems um Elemente direkter Demokratie, die es zum Teil schon in der Verfassung von 1921 gegeben hatte. Wir haben im Laufe der Jahre auch gesellschaftliche Anliegen und neue Ziele in die Verfassung aufgenommen, die 1952 noch nicht im öffentlichen Bewusstsein standen. 1996 hat sich Hamburg das Staatsziel gesetzt, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern. Seit 1986 verpflichtet uns die Verfassung zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, seit Februar 2020 zur Begrenzung der Erderwärmung und damit zum Klimaschutz. Hamburg hat damit gleich zwei Mal bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen. Meine Damen und Herren, unsere Verfassung hat maßgeblich zur positiven Entwicklung Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Im Verbund mit dem Grundgesetz ist sie ein starkes Fundament für die Staatsorganisation in Hamburg und ein gutes Zusammenwirken von Bürgerschaft, Senat und Verfassungsgericht. Die Hamburger Verfassung gibt uns Orientierung und demokratische Stabilität. Sie mahnt und verpflichtet uns auf grundlegende Werte und Ziele zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Meine Damen und Herren, Max Brauer hat in seiner Amtszeit den gesamten Prozess der Verfassungsgebung begleitet und rief den Anwesenden am Tag der finalen Abstimmung in der Bürgerschaft die Worte ins Gedächtnis, die über dem Rathaus-Eingang stehen: „Die Freiheit, die schwer errungen die Alten, möge die Nachwelt würdig erhalten.“ Der Angriff Russlands auf die Ukraine zeigt uns, welche Bedeutung diese Worte bis heute haben. Herzlichen Dank.

24. Juni 2022

Senatsempfang Zonta International Convention 2022

Dear Ms. Langenbeck, Dear Ms. Martens-Hunfeld, Dear Ms. Scholz, Ladies and Gentlemen, Welcome to Hamburg City Hall. This is the first time the Zonta International Convention is taking place in our city, and we are glad about it. Not least because this is a very special conference: Zonta turned one hundred years old at the end of 2019. But due to the pandemic, you could not meet in Chicago – our sister city – to celebrate this important anniversary together and in person. Now it is Hamburg’s turn, and we are proud to host the first real convention in Zonta’s second century. When Zonta was founded in Buffalo, New York, in 1919, women were disadvantaged in all areas of life and society: legally, politically, economically. In the United States, one of the oldest modern democracies in the world, and also in most other countries, women did not even have the right to vote. The founders of Zonta were successful professional women who were not satisfied with the situation. They wanted to improve the position of women in society and joined forces to do so. Their mission of “Advancing the Status of Women through Service and Advocacy” spread around the world. Today, Zonta International is present in more than 60 countries. Zonta came to Germany between the two World Wars. After the First World War, there was great devastation in much of Europe. And there was also a growing demand for democracy, for access to education, for political and social participation. One of the strongest movements of this revolutionary time was the women’s movement. From the 19th century on, women had been fighting for equal rights and a self-determined life – and for the right to vote and to run for political office. In 1918, the Constitution of the newly founded Weimar Republic finally extended the vote to all citizens. When the first German National Assembly was elected in early 1919, over 90 percent of all women in Hamburg turned out to vote. Today, we would be overjoyed to have such numbers in democratic elections. Later that year, Hamburg held its first state elections where men and women went to the polls. It was the teacher and lifelong feminist Helene Lange who gave the opening speech in the “Hamburger Bürgerschaft”, our city and state parliament, right here in this building. She was the first woman to open a session of parliament in all of Germany. As you can see, this is a historic place in terms of women’s rights and political participation in Germany – which is another good reason why Hamburg is a great city for a Zonta International Convention. In 1930, Zonta member Elisabeth Scott visited Hamburg and met Magdalena Schoch, Harriet Wegener, and Frieda Radel, who went on to found the first German Zonta Club less than a year later. The concept of an international service club fell onto fertile ground in our cosmopolitan city. Hamburg has a long history of international trade and a centuries-old tradition of civic engagement that now also includes five Zonta clubs. The Hamburg Senate enjoys good cooperation with our local clubs and with Zonta International. We appreciate all that Zonta is doing to empower women and girls in every area of life and work. As part of the 27th District, we are also very aware of Zonta’s efforts to support those affected by the war in Ukraine. Russia’s attack on our Ukrainian neighbors has shaken the foundations of the European peace and security order. In a situation like this, it is good to know that women and children, many of whom have fled from their homes, have a strong ally in Zonta International. Ladies and Gentlemen, Women’s rights are human rights, and by supporting women and girls worldwide, Zonta International is making an important contribution to a better future for all of us. After the international Lions and Rotary Club Conventions in 2013 and 2019, the Zonta International Convention is the third major service club meeting in our city within one decade. During the coming days, the Zonta presidency will be handed over to Ute Scholz, who will only be the second German to lead your organization. I wish you, Ms. Scholz, a successful term in office, I wish all participants of the Zonta International Convention an inspiring conference with many new contacts and good conversations, and please enjoy your stay in Hamburg. Thank you very much.

21. Juni 2022

Senatsempfang zu 200 Jahre Sozietät „Esche Schümann Commichau“

Sehr geehrter Herr Dr. Meinhold-Heerlein, sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Sozietät „Esche Schümann Commichau“. Eine Firmengeschichte, die so weit zurückreicht, ist selbst für unsere traditionsreiche Hansestadt eine Besonderheit. Sie beginnt am 21. Juni 1822, als Johann Carl Knauth, der ein Jahr zuvor im Alter von 22 Jahren seine Zulassung als Rechtsanwalt erhalten hatte, eine Kanzlei eröffnete. Zu diesem Zeitpunkt gab es dieses Rathaus noch gar nicht. Der Rat, also der Vorläufer des heutigen Senats, und die Erbgesessene Bürgerschaft tagten im alten Rathaus an der Trostbrücke, das später durch den Großen Brand zerstört wurde. Und nicht weit davon entfernt, in der Hermannstraße, bezog Johann Carl Knauth seine ersten Geschäftsräume. In Hamburg herrschte damals Aufbruchsstimmung. Im Zuge der Industrialisierung und der Entwicklung des Welthandels entstanden zahlreiche neue Wirtschaftszweige. Damit stieg auch der Bedarf an Beratung in Rechts- und Vertragsfragen. Knauth spezialisierte sich auf das Handels- und Seerecht und war für Hamburger Kaufmannsfamilien und deren internationale Unternehmungen tätig. Als 1847 die HAPAG gegründet wurde, deren 175-jähriges Jubiläum wir vor wenigen Wochen ebenfalls hier im Großen Festsaal gefeiert haben, erkannte er die Zeichen der Zeit und spezialisierte seine Kanzlei auf das Seerecht. Dazu gewann er Mitte der 1850er Jahre einen gewissen Ernst Sieveking, der sich als Experte auf diesem Gebiet bereits einen Namen gemacht hatte. Bis zu seiner Berufung zum Senator im Jahr 1877 führte Sieveking die Kanzlei und nahm in dieser Zeit wiederum den auf das englische Handelsrecht spezialisierten Rechtsanwalt Johann Heinrich Burchard auf, der 1903 zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde. Mit anderen Worten: Die Entstehung der Sozietät ESC ist eng mit der Geschichte Hamburgs verbunden. Der Gründervater Johann Carl Knauth selbst gehörte 15 Jahre lang der Bürgerschaft an. Er hat an der Einführung des „Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs“ und an der Hamburgischen Verfassung von 1860 mitgewirkt. Für seine Verdienste um die Stadt hat ihn der Senat mit einem Portrait an einer der Säulen in der Rathausdiele geehrt, das bis heute an ihn erinnert. In ihrer 200-jährigen Geschichte hat die Kanzlei viele Umbrüche und schwere Zeiten der Stadt mitgemacht und sich stetig weiterentwickelt. In den letzten Jahrzehnten wurde sie durch die Aufnahme weiterer Partner und in Folge der Fusionen in den Jahren 1974 und 1991 zu einer fächerübergreifenden Sozietät für Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Heute zählt „Esche Schümann Commichau“ mit rund 250 Beschäftigten und über 40 Partnern zu den führenden multidisziplinären Sozietäten Deutschlands. Sie vertritt große Konzerne, aber auch kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen. Einen Schwerpunkt legt sie nach wie vor auf internationale Geschäftstätigkeiten, sowohl bei der Beratung deutscher Mandanten im Ausland wie auch von ausländischen Investoren in Deutschland. Sie spiegelt also bis heute den Charakter unserer Stadt als internationalen Wirtschaftsstandort mit guten Handelsbeziehungen in alle Welt. Meine Damen und Herren, die große juristische Erfahrung und Expertise in unserer Stadt ist damals wie heute ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Hamburgs und seiner weltweit tätigen Unternehmen. In Hamburg gibt es rund 11.000 niedergelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und zahlreiche weitere Juristinnen und Juristen in den Rechtsabteilungen der Unternehmen. Hamburg hat 18 Gerichte mit über 800 Richterinnen und Richtern. Die Fakultät der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg sowie die private Bucerius Law School sichern die akademische Forschung und Lehre und genießen einen sehr guten Ruf. Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht untersucht die Rechtsordnungen in Europa und weltweit – die nationalen Rechtsordnungen, das supranationale Recht und zwischenstaatliche Übereinkommen. Hamburg ist ein Zentrum der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit und seit 1996 Sitz des Internationalen Seegerichtshofs der Vereinten Nationen. Meine Damen und Herren, das Engagement der Kanzlei „Esche Schümann Commichau“ für den Rechts- und Handelsstandort Hamburg, das im 19. Jahrhundert begann, wird bis heute fortgeführt. Die Mitglieder der Sozietät sind aktiv in zahlreichen deutschen und internationalen Juristenvereinigungen. Mit ihrer 1997 gegründeten Stiftung fördern sie den juristischen und wissenschaftlichen Nachwuchs mit der Vergabe von Förderpreisen für Dissertationen, Habilitationen und Diplomarbeiten. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten ist die Kanzlei ein verlässlicher und starker Partner für Hamburgs Unternehmen. Sie trägt seit zwei Jahrhunderten zum guten Ruf der Hansestadt als Rechtsstandort und Wirtschaftsmetropole bei. Ich gratuliere den Partnerinnen und Partnern sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von „Esche Schümann Commichau“ sehr herzlich zum 200. Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und auch Freude bei der Arbeit. Vielen Dank.

16. Juni 2022

Jahresempfang der Konsulargruppe Ibero-Lateinamerika und Karibik

Sehr geehrte Frau Generalkonsulin PEÑA DOIG, sehr geehrte Frau Generalkonsulin RAMÍREZ BARRIOS, sehr geehrter Herr Dr. Curschmann, sehr geehrte Gastgeber, sehr geehrter Herr Doyen, sehr geehrte VertreterInnen der Konsulate und internationalen Organisationen, sehr geehrte Frau Erste Vizepräsidentin der HamBue Engels, meine sehr geehrten Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum Jahresempfang der Konsulate der lateinamerikanischen und karibischen Länder sowie Spaniens und Portugals. Die Rickmer Rickmers ist dafür ein passender Ort, denn das Schiff ist selbst Teil der gemeinsamen Geschichte von Hamburg und Lateinamerika. Über viele Jahre hat sie Salpeter von Chile nach Hamburg transportiert und damit zu einem Ausbau der Handelsbeziehungen zwischen unserer Stadt und Chile beigetragen. Hamburg pflegt traditionell enge Handelsbeziehungen zu den Ländern Lateinamerikas und der Karibik. Lange standen dabei Rohstoffe und Agrarprodukte im Mittelpunkt. Heute geht es immer mehr auch um die Zusammenarbeit in der Forschung und den Erneuerbaren Energien. Hamburg ist ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz- und insbesondere Wasserstoff-Technologien. Viele lateinamerikanische Länder sind in diesen Bereichen ebenfalls engagiert, bauen die Wind- und Solarenergie aus und werden dadurch unabhängiger von fossilen Energien. Die Energiewende hat durch den Krieg in der Ukraine nochmal an Dringlichkeit zugenommen. Die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Lateinamerika kann einen wichtigen Beitrag leisten, um den Ausbau regenerativer Energien und den Strukturwandel in Wirtschaft und Industrie voranzubringen. Wie einige von Ihnen bereits wissen, werde ich im August eine Delegationsreise nach Südamerika machen und die Länder Chile, Uruguay und Argentinien besuchen. Bislang sind unter anderem Stationen in Santiago de Chile, Montevideo und Buenos Aires geplant. Auf der Reise wollen wir eine mögliche Zusammenarbeit im Bereich Erneuerbare Energien und Wasserstoffwirtschaft thematisieren, die Kooperation der Häfen zu vertiefen, unsere Handelsbeziehungen stärken und uns über Stadtentwicklung und nachhaltige Mobilität austauschen. Meine Damen und Herren, in keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viel Interesse, Kenntnis und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Lateinamerika wie in Hamburg. Als Zentrum des deutschen Außenhandels ist der Hamburger Hafen für Lateinamerika das Tor nach Europa. Kaffee aus Costa Rica, Kupfer aus Chile, viele andere Waren aus Lateinamerika werden von hier aus in fast alle europäischen Länder transportiert. Es ist eine jahrhundertealte Erfahrung der Freien und Hansestadt Hamburg, dass freier Handel auf Augenhöhe die Wirtschaftskraft und den Wohlstand in den beteiligten Ländern voranbringt. Deshalb unterstützt Hamburg die Bemühungen der Europäischen Union um Freihandelsabkommen mit Lateinamerika. Für alle, die Zugang zu den lateinamerikanischen Märkten suchen, steht der Hamburger Lateinamerika-Verein als Ansprechpartner zur Verfügung. Er organisiert auch den Lateinamerika-Tag, das größte deutsch-lateinamerikanische Wirtschaftstreffen in Deutschland. Mit der EU-Lateinamerika-Karibik-Stiftung (EU-LAC) ist in Hamburg eine internationale Organisation ansässig, die sich für die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der EU, Lateinamerika und der Karibik einsetzt. Die EU-LAC Stiftung wird in diesem Herbst erneut den „Lateinamerika Karibik Herbst“ organisieren, der uns Lateinamerika in all seinen Facetten nahebringt. Darüber hinaus verfügt Hamburg über eine große wissenschaftliche Kompetenz zu Lateinamerika, mit den Lateinamerika-Studien der Universität Hamburg, dem German Institute of Global and Area Studies (GIGA) und dem Lateinamerika-Referat des Max-Planck-Instituts für Privatrecht. Sehr geehrte Damen und Herren, die zahlreichen Hamburger Aktivitäten zu Lateinamerika und der Karibik werden von den insgesamt 19 konsularischen Vertretungen der lateinamerikanischen und karibischen Länder nach Kräften unterstützt. Sie setzen sich dafür ein, dass jedes Jahr Delegationen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zu uns nach Hamburg kommen und unterstützen uns bei Reisen nach Lateinamerika und der Karibik. Sie sind wichtige Gesprächspartner für unsere Stadt, geben Informationen aus erster Hand, helfen uns, neue Kontakte zu knüpfen und Kooperationspartner zu finden. Für diese Unterstützung bedanke ich mich im Namen der Stadt und aller Freunde Lateinamerikas sehr herzlich. Ich wünsche uns allen einen schönen Abend auf der Rickmer Rickmers. Vielen Dank.

13. Juni 2022

Eröffnung 20. International Symposium on Pediatric Neuro-Oncology

Dear Professor Rutkowski, Professor Pfister, Ladies and Gentlemen, Welcome to the 20th “International Symposium on Pediatric Neuro-oncology” in Hamburg! For the first time since its founding in 1986, the Symposium takes place in Germany. Our city is a good place for this event. With excellent research and patient care, Hamburg is a leading medical location in Europe. We have almost 60 hospitals and a large number of outpatient facilities offering professional and highly specialized medical services. There is a wide range of renowned research facilities in Hamburg, including institutions of the Max Planck, Helmholtz, Leibniz and Fraunhofer Societies. Ladies and Gentlemen, This international symposium is dedicated to a very important field in medicine. Every year more than 2,000 children and adolescents in Germany are diagnosed with cancer. One in four new cases has neuro-oncological causes. The necessary therapies are lengthy and stressful. A cancer diagnosis means a deep cut in the lives of these young patients and their families. The distinctive characteristics of cancer in childhood and adolescence require specific research to understand its causes and improve treatment options. The “International Symposium on Paediatric Neuro-oncology” is designed for scientists from various disciplines as well as for healthcare professionals who can contribute their practical expertise. The agenda of the Symposium was set by two leading institutions in the field of pediatric oncology in Germany: The “Hopp Children’s Tumour Centre Heidelberg” and the “Department of Pediatric Hematology and Oncology” at “University Clinic Hamburg-Eppendorf”. Both are among the largest and most important facilities of their kind in Germany. The "Clinic for Pediatric Oncology" works closely with the research institute "Children's Cancer Center Hamburg". It is also part of a network in which experts from all relevant disciplines across Germany share their experience and knowledge in order to develop new treatment strategies. Professor Rutkowski will present the treatment network in more detail later. Ladies and Gentlemen, Advances in medical research are often achieved by bringing together different disciplines and innovative technologies. In Hamburg we are doing this on a larger scale. In our district Hamburg-Bahrenfeld we are developing a “Science City” that is created around DESY, one of the world’s leading accelerator centers. The Science City will be a centers for basic research and applied science, a place of cooperation between the natural science institutes of the University of Hamburg and other scientific institutions, and an incubator for innovations and technology transfer. The joint research in Science City Bahrenfeld at DESY's state-of-the-art particle accelerators and super microscopes has a lot to offer for medical research. Together, physicians, biologists, chemists, physicists and engineers can explore the interaction of molecules and basic biological processes. Ladies and Gentlemen, The 20th “International Symposium on Pediatric Neuro-oncology” will offer many opportunities to exchange ideas, make new contacts, and get to know Hamburg as a scientific hotspot. I wish you interesting events and continued success in your projects and research. And please enjoy your stay in Hamburg! Thank you very much.

8. Juni 2022

Senatsempfang „European Social Services Conference“

Dear Mr. Fillet, Dear Mr. Montero, Dear Members of the Parliament, Dear Members of the European Social Network, Ladies and gentlemen, Welcome to Hamburg City Hall. All around the globe, Hamburg is known for its port and our long tradition in trade and business. But our city also has a long history of social work and international exchange. Hamburg never had an emperor or a king who ruled over its people and who would have taken care of them. Whatever the citizens of Hamburg achieved, they did it themselves, under their own power and direction. They took responsibility for each other and for the common good: by volunteering their time, by donating money, and by establishing institutions dedicated to public welfare. In 1788, the merchant and social reformer Caspar Voght founded the “General Institute for the Poor”, the predecessor of today’s Ministry for Social Affairs. The Institute offered medical help and access to education for people who otherwise could not afford it. It was run by 200 volunteers, financed through donations, and became an example for similar institutions in many European cities. The international exchange of ideas and best practices is deeply rooted in the social services tradition of our city. Hamburg is a member of the “European Social Network” and of “EuroCities”. We have long-standing co-operations on social issues with our sister cities Dar es Salaam and Chicago. In a globalized world, we face similar challenges, and we can best deal with these by sharing successful methods and strategies. Next to climate change, the most profound challenge of recent years was Covid-19. The pandemic changed the circumstances for social work. Due to risk of infection, it was very difficult to meet in person. The endurance, commitment, and creativity in the social service sector were deeply impressive in schools and daycare centers, in hospitals and nursing homes, in youth centers and employment offices. What has been done in this sector during the pandemic deserves great respect. Ladies and gentlemen, Central questions of this conference are: What have we learned from the experiences of the last two years, and how can we prepare Social Services for future challenges? Since the brutal attack on Ukraine, we are witnessing another crisis. Russia’s invasion has forced more than six million people to flee. All over Europe, once again social workers are providing vital support to those in need. This shows how essential modern, robust social services are for our societies. In the name of the Senate, I would like to thank you for participating in the ESSC 2022 and for contributing your insights and experiences. I wish you a successful conference with many good conversations, new contacts, innovative ideas, and of course a great time in Hamburg. Thank you very much.

1. Juni 2022

Eröffnung des Deutsch-Afrikanischen Energieforums

Dear Professor Liebing, Mr. Kannengießer, Honorable Ministers and Excellencies, Ladies and Gentlemen, Thank you very much for your invitation to the German-African Energy Forum. Hamburg has been hosting this important event since 2006. We are glad to welcome you here again after two years of pandemic restrictions. As a port and merchant city, Hamburg has a long history of international trade and co-operation. Our network of partners connects us to all continents. Hamburg has good relations to many African states. There are 20 African consulates in our city. Dar es Salaam and Hamburg have been sister cities for more than a decade.Many companies and research institutions from Hamburg are in close contact with African partners, and are always looking for new opportunities to work together. One opportunity is the global energy transition, which is the focus of this conference. The German-African Energy Forum draws attention to an important fact: Climate change, one of the major global challenges of the 21st century, affects countries and continents unequally. The international community needs to find ways to de-carbonize. We need new technologies and we need to make sure that these technologies are available worldwide and new standards can be achieved globally. The hydrogen economy holds great promise in this regard. Green hydrogen from wind and solar energy is one of the most important carbon-free energy sources of the future. Africa can play an important role in the transition from fossil fuels to renewable energies. Many African regions have very good conditions for production and export. Hamburg has very good conditions for importing green hydrogen. As the third-largest seaport, and a major hub for rail logistics in Europe, we already have a lot of important infrastructure in place. We are already investing in new technology and facilities to import and distribute hydrogen internationally. So there are great opportunities for Hamburg and Africa to shape the energy transition together and to create positive social and economic impact. Ladies and gentlemen, We live in challenging times. Climate change, the Covid-19 pandemic, and the Russian invasion of Ukraine have far-reaching consequences for Germany, Europe and for Africa. They remind us that our world is strongly interconnected. The German-African Energy Forum is an excellent setting to explore our potential for co-operation and partnership. It will hopefully be the starting point of many successful projects. On behalf of the Senate, I would like to thank Christoph Kannengießer and the team at the German-African Business Association for organizing this event. I wish you a successful conference with many new contacts, good conversations, and a pleasant stay in Hamburg. Thank you very much.

20. Mai 2022

175 Jahre Hapag-Lloyd

Sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrter Herr Habben Jansen, sehr geehrter Herr Vizepräsident der HamBue, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 175. Jubiläums von Hapag-Lloyd! Dieser Festsaal und das Hamburger Rathaus wurden genauso wie das Gebäude des Hapag-Lloyd-Hauptsitzes am Ballindamm Ende des 19. Jahrhunderts vom Architekten Martin Haller geplant und erbaut. Beide zählen heute zu den Markenzeichen unserer Stadt. Und das ist nur eine von vielen Gemeinsamkeiten, die Hamburg und die Hamburger Traditionsreederei [wie ich sie gerne nenne] miteinander verbinden. Hapag-Lloyd und Hamburg stehen für wirtschaftliche Kraft, Innovationsbereitschaft und Internationalität. „Mein Feld ist die Welt“ lautet der Leitsatz von Albert Ballin, der als Botschaft, als Bekenntnis der Reederei und der Stadt Hamburg gilt. Die „Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“ wurde 1847 von Hamburger Kaufleuten gegründet. Der Einstieg in die Seefahrt war die Antwort auf eine besondere Lage in Europa zur damaligen Zeit. Im Zuge der Industrialisierung und der maschinellen Serienfertigung hatten viele Menschen ihre Arbeit verloren. In europäischen Städten herrschte so große Armut und Perspektivlosigkeit, dass Millionen Menschen ihr Glück in Amerika suchen und finden wollten. Die Hapag richtete damals einen Liniendienst nach New York ein und setzte dabei auf modernste Schiffe. Die transatlantische Überfahrt erfolgte in Rekordzeiten, und die Passagiere erhielten während der Reise erstmals auch eine Grundversorgung. Im Hamburger Hafen war der Andrang von weitgehend mittellosen Passagieren irgendwann kaum noch zu bewältigen. Zur Jahrhundertwende baute der neue Generaldirektor Albert Ballin in Kooperation mit der Stadt auf der Veddel neue Auswandererhallen mit sanitären Anlagen, Schlaf- und Speisesälen. Dieses Engagement, auch den weniger zahlungskräftigen Menschen zumutbare Bedingungen für ihre Auswanderung zu bieten, war ein Novum für die damalige Zeit. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs gingen fünf Millionen Menschen über Hamburg nach Übersee. Es war zugleich der Beginn von Hamburgs Ruf als „Tor zur Welt“ .Mit 175 Jahren gehört Hapag-Lloyd zu den ältesten, noch bestehenden Reedereien der Welt. Sie hat wie die Stadt Hamburg viele Kriege, Krisen und Umbrüche erlebt, diese aber immer wieder mit Mut und einem zuversichtlichen Blick auf die Zukunft gemeistert und dabei immer weiter an Stärke und Strahlkraft gewonnen. Zweimal – nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg – war die Flotte weitestgehend zerstört oder konfisziert und musste vollständig neu aufgebaut werden. Zweimal hat der technische Wandel das Geschäftsmodell grundlegend verändert. Die Umstellung von Segel- auf Dampfschiffe [, die hinter mir auf dem großen Wandbild zu erkennen ist,] und die Einführung der Containerschifffahrt. In beiden Fällen handelten das Unternehmen und der Hamburger Hafen frühzeitig und entschlossen. Mit dem Wiederaufbau der Flotten nach den Kriegen, mit dem Einstieg in die Containerschifffahrt und der Fusion mit dem Norddeutschen Lloyd aus Bremen 1970 hat Hapag-Lloyd immer wieder entscheidend zum Wachstum und zur Stärke des Hamburger Hafens beigetragen. Heute gehört Hapag-Lloyd zu den größten, modernsten und erfolgreichsten Reedereien der Welt mit einer Flotte von rund 250 Containerschiffen und einem Transportvolumen von fast 12 Mio. TEU. Zusammen mit ihren Alliance-Partnern transportiert sie rund die Hälfte aller Container, die in unserem Hafen umgeschlagen werden. Sie ist ein zentraler Logistikpartner der deutschen Im- und Exportwirtschaft und trägt in großem Maße zur Wert-schöpfung und Versorgungssicherheit in Deutschland bei. In ihrem Heimathafen Hamburg gilt die Reederei als guter Arbeitgeber und ist zugleich der größte maritime Ausbilder Die meisten Containerschiffe unter deutscher Flagge fahren für Hapag-Lloyd. Meine sehr geehrten Damen und Herren, trotz der großen unternehmerischen Ambition der Reederei gab es zwei Phasen in ihrer jüngeren Geschichte, die Hapag-Lloyd ohne die Unterstützung der Stadt alleine vermutlich nicht überstanden hätte. Im neuen Jahrtausend brach mit der Globalisierung der Weltmärkte auch für die Reederei-Branche eine neue Zeit an. In einem harten internationalen Wettbewerb sind viele Reedereien durch Konkurs oder Übernahme als eigenständige Unternehmen aus dem Markt aus-geschieden. In dieser schweren Zeit hat die Stadt fest an der Seite von Hapag-Lloyd gestanden und mit einer Unternehmensbeteiligung die Übernahme durch ausländische Investoren abgewendet. Der erste Schritt, die Gründung der Albert-Ballin-Gesellschaft, über die sich namhafte Hamburger Unternehmen und die Stadt an der Reederei beteiligten, wurde seinerzeit von einer breiten politischen Unterstützung getragen. Der zweite Schritt, die Auflösung einer Vertragslage, die ein Mehrheitsverkaufsrecht der TUI AG umfasste und mit dem die Stadt weitere 420 Mio. Euro für die Übernahme von Anteilen aufbrachte, musste der damalige SPD-Senat gegen den erbitterten Widerstand der Opposition alleine umsetzen. Aber beide Schritte waren erforderlich und gehörten zu den wichtigsten hafen- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen des letzten Jahrzehnts. Die Satzung der Hapag-Lloyd AG sichert ab, dass sich der Hauptsitz und der wesentliche Geschäftsbetrieb des Unternehmens in Hamburg befinden. Wie bereits in meiner Hafenrede vor dem Übersee-Club, sage ich auch heute: Hamburg wird Ankeraktionär der Hapag-Lloyd AG bleiben. Die gute Partnerschaft zwischen der Stadt und der Reederei, die vor 175 Jahren begonnen hat, wollen wir auch in der Zukunft fortführen. Dabei stehen wir alle vor einer neuen großen Herausforderung unserer Zeit: dem Klimaschutz. Die Befreiung der Wirtschaft, des Verkehrs, unser aller Leben aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist eine historische Transformation, die wir mit Mut, Innovationsbereitschaft und Zuversicht angehen müssen. Auch hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Oder mit anderen Worten: Auch diese Transformation werden diejenigen am besten bewältigen, die vorangehen und die ihre Aufgaben mit Entschlossenheit angehen. Klimaverträglichkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehören in Zukunft zusammen. Deshalb setzt der Hamburger Hafen auf Dekarbonisierung und bietet am Terminal Altenwerder den ersten klima-neutralen Umschlag von Containern an. Deshalb rüsten wir alle großen Container- und Kreuzfahrtterminals mit Landstromtechnik aus und deshalb sollten jetzt auch die Reedereien das gute Marktumfeld nutzen, um auf emissionsarme Antriebe und Landstromtechnik umzurüsten. Meine Damen und Herren, Hapag-Lloyd hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung und dem Erfolg des Hamburger Hafens, der uns und ganz Deutschland wirtschaftliche Kraft, Sicherheit und Unabhängigkeit bietet. Die Reederei ist ein zentraler Anker der maritimen Logistik in Hamburg und hat viel dazu beigetragen, dass unsere Stadt eine starke Handelsmetropole ist mit Innovationskraft, guten Arbeitsplätzen und mit guten internationalen Beziehungen, so dass wir sagen können: Unser Feld ist die Welt. Die Stadt Hamburg möchte Hapag-Lloyd dafür eine besondere Auszeichnung überreichen. Es handelt sich um den Verfassungsportugaleser, der als Dank und Anerkennung für besonders herausragende Verdienste verliehen wird. Auf der Rückseite der Münze werden die wichtigsten Ereignisse der Hamburgischen Verfassungsgeschichte seit 1410 genannt. Sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrter Herr Habben-Jansen, Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg überreicht Ihnen – als Vorsitzende des Aufsichtsrates und der Geschäftsführung – stellvertretend für das gesamte Unternehmen Hapag-Lloyd mit seinen weltweit rund 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Verfassungsportugaleser in Silber. Ich gratuliere zum 175. Jubiläum und wünsche Hapag-Lloyd, Ihren Beschäftigten und Ihnen persönlich weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft! Herzlichen Dank.

19. Mai 2022

Senatsempfang aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der SAGA

Sehr geehrter Herr Dr. Krebs, sehr geehrter Herr Gedaschko, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, [Schmidt] sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der SAGA. Sie ist ein Unternehmen, dessen Namen in Hamburg jeder kennt, und das für unsere Stadt von größter Bedeutung ist Wie viele weitere Hamburger Institutionen, die unsere Stadt prägen, wurde die SAGA in der Umbruchzeit nach dem Ersten Weltkrieg gegründet. In ganz Deutschland litten die Menschen an Hunger und Verzweiflung. Nach den Schrecken des Krieges war die Versorgung der Bevölkerung schlecht. An der Spanischen Grippe starben damals Tausende auch deshalb, weil sie durch Unterernährung und ein schweres Leben geschwächt waren. Trotz dieser Lage herrschte in Hamburg Aufbruchstimmung. Die Menschen wollten Demokratie, Bildung, Mitbestimmung, Teilhabe und gesellschaftlichen Fortschritt. Mit anderen Worten: Sie wollten keinen Kaiser mehr und keinen Krieg, sie wollten ein besseres Leben. Deshalb wurden in Hamburg vor hundert Jahren nicht nur demokratische Rechte eingeführt, sondern zugleich eine Universität gegründet, die Hamburger Volkshochschule, die ersten städtischen Kindertagesstätten, öffentliche Bücherhallen, die Volksbühne und vieles mehr. Es ging voran, aber der Alltag vieler Menschen wurde immer noch von Armut bestimmt, und eines der größten Probleme war die Wohnungsnot. Wie in vielen anderen Städten konnte das Wohnungsangebot in Hamburg nicht mit dem Bevölkerungswachstum im Zuge der Industrialisierung mithalten. Wer wenig verdiente, musste oft in kleinen, baufälligen Wohnungen und schlimmen hygienischen Zuständen leben. Max Brauer, der Zweite Oberbürgermeister des damals noch selbstständigen Altona, erkannte das Ausmaß des Elends und wollte die Wohnverhältnisse der Menschen nachhaltig verbessern. Er verstand Wohnungsbau als wesentlichen Teil der Daseinsvorsorge – und somit als gesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein dem Markt überlassen werden könne. Auf Max Brauers Initiative hin wurde am 29. Dezember 1922 die Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona gegründet, mit dem einfachen, aber klaren Ziel, gute und bezahlbare Wohnungen bereitzustellen. Am Anfang stand die Übernahme von 760 Wohnungen in der Bahrenfelder Steenkamp-Siedlung, die bis heute ein sehr beliebtes Wohnviertel ist. In den 1920er Jahren baute die SAGA das „Neue Altona“, mit Hunderten neuen Wohnungen, die nicht nur ein Dach über dem Kopf boten, sondern endlich auch Licht, Luft und Sonne. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem rund 300.000 Wohnungen zerstört wurden, spielte die SAGA eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der Stadt. Bis 1969 stellte sie 20.000 Neubau-Wohnungen fertig, inzwischen auch außerhalb von Altona. Dazu zählen kleine Reihenhäuser, die typisch quer zur Straße stehenden, mehrgeschossigen Zeilenbauten der Nachkriegszeit, und zum Beispiel die Grindelhochhäuser. Deutschlands erste Hochhaussiedlung war in den 50er Jahren ein Musterbeispiel für den modernen sozialen Wohnungsbau, mit der die SAGA auch architektonisch neue Maßstäbe gesetzt hat. Im Rahmen der Hamburger Aufbaupläne entwickelte die SAGA Großwohnsiedlungen wie am Osdorfer Born, die dem städtebaulichen Leitbild der 60er und 70er Jahre folgten. Heute gehören sie zu den Gebieten, in denen sich die SAGA neben der Verwaltung ihrer Wohnungsbestände auch sehr aktiv im Quartiers-Management engagiert. Nach Fusionen mit anderen Wohnungsbaugesellschaften in den siebziger Jahren, der Übernahme der Wohnungsbestände der „Neuen Heimat“ durch die GWG 1988 und deren späterer Zusammenführung mit der SAGA ist sie heute das größte kommunale Wohnungsunternehmen in Deutschland. Die SAGA ist in allen Hamburger Bezirken präsent, engagiert sich bei der Entwicklung von neuen Quartieren und ist eine wichtig Partnerin im „Bündnis für das Wohnen“. Etwa jede siebte Wohnung, die im vergangenen Jahr in unserer Stadt gebaut wurde, ist eine städtische Wohnung. Mit mehr als 130.000 Wohnungen ist die SAGA die größte Vermieterin unserer Stadt. Jeder sechste Hamburger und jede sechste Hamburgerin wohnen bei der SAGA, zu Mietpreisen weit unterhalb des Hamburger Durchschnitts. Die SAGA steht damit für eine Wohnungspolitik, die heute wie vor 100 Jahren das Ziel hat, dass sich alle Menschen das Leben und Wohnen in Hamburg leisten können. Sehr geehrte Damen und Herren, Max Brauer hat den Auftrag der SAGA und ihre gesellschaftliche Bedeutung einmal wie folgt zusammengefasst: „Das langlebige Wirtschaftsgut Wohnung zu pflegen und gerecht zu verteilen ist eine große soziale Aufgabe.“ Die SAGA widmet sich dieser Aufgabe seit 100 Jahren mit großem Einsatz. Sie ist ein modernes und leistungsfähiges Unternehmen, das mit der Zeit geht. Sie baut heute klimafreundlich und energieeffizient, beteiligt sich an der Unterbringung von Flüchtlingen und setzt sich aktiv für ein gutes Zusammenleben in den Quartieren ein. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Hamburg und die SAGA gehören zusammen. Das städtische Unternehmen ist ein starker Akteur auf dem Wohnungsmarkt. Es sorgt für guten und bezahlbaren Wohnraum und engagiert sich für das Gemeinwohl in Hamburg, so wie es Max Brauer vor 100 Jahren gewollt hat. Im Namen des Senats gratuliere ich der SAGA, ihren Tochterunternehmen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich zum 100. Jubiläum. Ich danke Ihnen für Ihre engagierte Arbeit und wünsche Ihnen heute einen schönen Abend hier im Rathaus.

18. Mai 2022

Senatsempfang anlässlich der Conference of Commandants der FüAk der Bundeswehr

Dear General Rittimann, Dear General Kohl, Ladies and gentlemen, welcome to Hamburg City Hall. This is the first time the NATO Conference of Commandants is taking place in Hamburg. We are a port and merchant city with a long history of overseas trade. For centuries, we have been committed to co-operation and friendly international relations. After the Second World War, Hamburg assigned itself the constitutional duty to promote the spirit of peace among the peoples of the world. The Russian attack on Ukraine shows us that peace cannot be taken for granted and that it must be defended if necessary. Every day, we witness the suffering, but also the bravery of the people of Ukraine in the face of the Russian aggression. Federal Chancellor Olaf Scholz called this moment in time “Zeitenwende”, a turning point in history. We are experiencing a radical change in the international security order. Germany is increasing its military spending and, like many other countries, is supplying arms to Ukraine. NATO and the European Union, their members and partner countries stand united against Russian aggression. In these times, fundamental questions of peace and security are daily topics of discussion: on television, at the office, at home around the dinner table. NATO is at the center of public attention, and we recognize what we almost forgot: That the strength and the unity of NATO are key factors for stability in Europe. Over the weekend, our European neighbors Finland and Sweden announced their intention to join NATO, which would further strengthen the alliance. Or to quote NATO Deputy Secretary General Geoană, who was our guest of honor at the traditional Matthiae meal two years ago: “Whatever challenges we face, and whatever differences we have, we are stronger together.” Ladies and gentlemen, For fifty years, the NATO Conference of Commandants has been an important opportunity to meet and exchange ideas and best practices in defense education. With your commitment to common standards, modern teaching methods, and co-operation, you are giving international military leaders an excellent foundation for their future responsibilities. Your conference is dedicated to “Resilience’ – the ability to adapt quickly and successfully to difficulties, changes, or unforeseen events. This topic was determined long before the Russian invasion of Ukraine. But, after two years of the Covid-19 pandemic and in the face of a significant shift in international security, it couldn’t be more fitting. On behalf of the Senate, I would like to thank General Kohl and the team at the Bundeswehr Command and Staff College for hosting this conference. I wish all of you an interesting week here in Hamburg, with many new insights and good conversations. Thank you very much.

12. Mai 2022

150 Jahre VTG in Österreich

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Ludwig, sehr geehrter Herr Wellbrock, sehr geehrter Herr Kotratschek, sehr geehrter Herr Dr. Hahn, sehr geehrter Herr Dr. Fischer, sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin Mauch, sehr geehrte Damen und Herren, herzlichen Dank für die Einladung zum 150. Jubiläum der privaten Güterwaggon-Vermietung in Europa! Seit 1872 die „Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft A.G.“ gegründet wurde, hat sich die Welt grundlegend verändert. Aber das Geschäftsmodell der privaten Waggonvermietung beruht auf einer klugen Idee und ist bis heute erfolgreich. 150 Jahre sind eine beeindruckende Zeitspanne. Auch in Hamburg werden Jubiläen dieser Größenordnung in einem festlichen Rahmen im Rathaus ausgerichtet – vor allem, wenn das Unternehmen eine besondere Bedeutung für die Stadt hat. In der kommenden Woche feiern wir das 175-jährige Jubiläum der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd. Zusammen mit ihren Alliance-Partnern transportiert sie rund die Hälfte aller Container, die in unserem Hafen umgeschlagen werden. Viele von ihnen werden nach Österreich weiter transportiert oder kommen von hier. Für die Anbindung der österreichischen Wirtschaft an den internationalen Containerverkehr ist Hamburg der wichtigste Seehafen. Oder, um es in hanseatischer Bescheidenheit zu sagen: Wir sind das „Tor zur Welt“ für Deutschland und unser Nachbarland Österreich. 2021 wurden rund fünfeinhalb Millionen Tonnen Güter mit mehr als 320.000 TEU über Hamburg abgewickelt – ein Rekord, trotz Pandemie und weltweit gestörter Logistikketten. Jeder zweite Container, der im Hamburger Hafen umgeschlagen wird, ist an Land mit der Bahn unterwegs. Zwischen Hamburg und Österreich findet sogar 98 Prozent des Containerverkehrs, also nahezu alles, auf der Schiene statt. Das ist in Zeiten des Klimaschutzes ein entscheidender Vorteil des Hamburger Hafens und seiner Verbindungen in das Hinterland. Denn pro Tonne und Kilometer werden mit dem Flugzeug rund 500g CO2 freigesetzt. Mit dem LKW sind es rund 100g. Mit dem Güterzug sind es nur noch 16g und mit großen Containerschiffen etwa 10g CO2 pro Tonne und Kilometer. 10 bis 20g CO2 pro Tonne und Kilometer gegenüber 100 bis 500g – das ist die Stärke der Bahn und der maritimen Logistik. Die Verbindung Hamburg-Österreich ist damit ein Musterbeispiel für den intermodalen Verkehr der Zukunft – leistungsstark und klimafreundlich. Der Personen- und Güterverkehr mit der Bahn kann einen großen Beitrag leisten für das Erreichen der Klimaziele in der Europäischen Union. Dazu muss die Schieneninfrastruktur ausgebaut werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen in Deutschland zählen der Ausbau des Gleisnetzes, die weitere Elektrifizierung von Strecken und die Digitalisierung der Stellwerke und des Zugbetriebs. Im Personenverkehr soll in Zukunft ein sogenannter Deutschlandtakt das Bahnfahren noch attraktiver machen, durch einen synchronisierten Fahrplan zur Verkürzung der Fahrzeiten zwischen den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten. Im Güterverkehr kommt es darauf an, möglichst vielen Unternehmen direkte Gleisanschlüsse zu bieten, um die Güter so früh wie möglich aufs Gleis zu setzen. Meine Damen und Herren, die Güterzüge zwischen Hamburg und Österreich bestehen zu großen Teilen aus den Waggons der Hamburger VTG AG. Hier in Wien hat das Unternehmen mit der VTG Austria Gesellschaft ein starke Verankerung, die sich auf die „Erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft A.G.“ gründet. Als größter privater europäischer Waggonvermieter mit einer Flotte von rund 90.000 Waggons und mehr als 1.000 verschiedenen Wagentypen ist das Unternehmen ein wichtiger Akteur im internationalen Schienengüterverkehr. VTG arbeitet gemeinsam mit ihren Kunden an der Weiterentwicklung der Flotte und ist Vorreiter im Bereich „digitaler Güterwagen“. Im Auftrag des deutschen Bundesverkehrsministeriums hat VTG zusammen mit DB Cargo einen modularen Güterwagen entwickelt, der flexibel an verschiedene Transportgüter angepasst werden kann. Denn die Schiene ist kein Relikt aus der Vergangenheit. Sie ist das Rückgrat eines modernen, klimafreundlichen und leistungsstarken Güterverkehrs der Zukunft. Sehr geehrte Damen und Herren, Hamburg und Österreich verbindet eine lange und vertrauens-volle Partnerschaft. Bereits im 16. Jahrhundert wurde in unserer Stadt ein österreichisches Konsulat eröffnet. Hamburg ist heute mit rund 100 Auslandsvertretungen einer der größten Konsulatsstandorte weltweit. Das österreichische Konsulat war das erste in unserer Stadtgeschichte. Als in den 1950er Jahren die ersten Auslandsrepräsentanzen des Hamburger Hafens gegründet wurden, hat der Senat die erste Vertretung dieser Art in Wien angesiedelt. Seit nunmehr über 70 Jahren unterstützt die Repräsentanz österreichische Unternehmen bei ihren Anliegen in Transport, Handel und wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Mit anderen Worten: Österreich und Wien sind herzlich Willkommen in der Freien und Hansestadt Hamburg. Heute Vormittag haben Bürgermeister Ludwig, die Stadtpräsidentin von Zürich, Frau Mauch, und ich darüber gesprochen, wie die Städte Wien, Zürich und Hamburg in Zukunft noch enger zusammenarbeiten können – in Politik und Stadtentwicklung, in Wissenschaft und Kultur, in Wirtschaft und Handel. Auch VTG ist in allen drei Städten mit einer Niederlassung vertreten und verbindet uns mit einem großen Netzwerk des internationalen Schienengüterverkehrs – ein Netzwerk das seit Jahrzehnten das Zusammenwachsen des europäischen Wirtschaftsraumes unterstützt und den internationalen Handel stärkt. Die Waggons der VTG verbinden Europa. Ich gratuliere sehr herzlich zum 150-jährigen Jubiläum der privaten Waggonvermietung und wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute. Vielen Dank.

10. Mai 2022

Eröffnung Montblanc Haus

Dear Mr Baretzky, Ladies and gentlemen, Thank you for the invitation to the opening of the Montblanc House in Hamburg! Montblanc is one of the leading international companies for high-quality writing instruments. Here at its headquarters, the famous Montblanc pens are manufactured and the company's sales and administration are coordinated. Montblanc offers more than 900 jobs and numerous qualified apprenticeships in Hamburg. The company is part of our strong business community and has been recognized as a particularly dedicated employer. The Montblanc House offers an attractive exhibition and conference venue. I am confident that it will attract guests from all over the world. The Montblanc House is all about writing. Visitors can find out about the company's history and gain insights into the craftsmanship and production of the high-quality Montblanc pens. The company's collection of writing instruments and original manuscripts will be open to the public. The Montblanc House explores the history and creative practice of writing, and how writing is changing in our digital age. The cultural technique of writing began to develop around 6,000 years ago in human history. It led to a revolution in the development of civilizations and collective knowledge. However, writing techniques are evolving and keyboards are now as important as pen and paper. But good writing and reading skills remain a key qualification for education and professional success. With the planned writing workshops for school classes and other educational offers, the Montblanc House can help young people and adults to enhance their writing skills. Ladies and gentlemen, in the north the landscape is rather flat. Nevertheless, the Mont Blanc mountain range is one of the most well-known company logos in Hamburg. The Montblanc House will ensure that it stays that way in the future. I wish the Montblanc House every success and many visitors! Thanks very much.

9. Mai 2022

Senatsempfang 25 Jahre Hamburger Spendenparlament

Sehr geehrter Herr Kirchner, sehr geehrter Herr Dr. Reimers, sehr geehrte Spendenparlamentarierinnen und -parlamentarier, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 25. Jubiläums des Hamburger Spendenparlaments. Wir feiern es aufgrund der Corona-Pandemie etwas spät, denn die konstituierende Sitzung des Spendenparlaments liegt nun schon 26 Jahre zurück – sie fand statt am 9. Februar 1996 genau hier im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses. Mit diesem Empfang möchte der Senat die Arbeit dieser besonderen Hamburger Institution würdigen. Das Spendenparlament steht beispielhaft für die starke Hamburger Zivilgesellschaft. Es gab in Hamburg nie einen Kaiser, König oder Herzog, auf dessen Fürsorge man sich hätte verlassen können. Deshalb haben die Hamburgerinnen und Hamburger ihre Angelegenheiten schon immer selbst in die Hand genommen und sich selbstverständlich für das Gemeinwohl engagiert. Heute spendet jede und jeder Zweite in Hamburg regelmäßig für gemeinnützige Zwecke. Mehr als ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger ist ehrenamtlich aktiv. Im Jahr 2022 gilt, wie auch schon zu Zeiten der Hanse: Wer in dieser Stadt lebt, wem es gut geht und wer hier wirtschaftlich erfolgreich ist, der gibt der Stadtgesellschaft etwas zurück. Viele beteiligen sich daran, unsere Stadt zu gestalten und aktiv Probleme zu lösen. Auch die Hamburgerinnen und Hamburger um den damaligen Landespastor Stephan Reimers, die zusammen das Spendenparlament ins Leben gerufen haben, wollten schnell und unbürokratisch helfen, und zwar vor allem dort, wo Unterstützung gebraucht wird, aber die Betroffenen wenig Beachtung in der Öffentlichkeit finden. Seitdem richtet das Spendenparlament seinen Blick auf die besonders schwierigen Lebenssituationen bei Armut, Obdachlosigkeit und Isolation. Kein gutes Vorhaben, das in diesen Fällen helfen kann, soll an Geldmangel scheitern. Das ist der Grundsatz und das Ziel des Spendenparlaments. In einem Vierteljahrhundert hat es fast 1.500 Projekte mit über 15 Millionen Euro gefördert. Das transparente, demokratische Prinzip des Spendenparlaments selbst ist inzwischen weit über unsere Stadtgrenzen hinaus bekannt. Nach dem Hamburger Vorbild wurden viele weitere Spendenparlamente in Deutschland und der Schweiz gegründet Über 3.000 Mitglieder haben derzeit das Stimmrecht im Hamburger Spendenparlament. Es ist damit das größte seiner Art. Dabei ist es immer aktiv und handlungsfähig geblieben. Selbst in der Corona-Pandemie, als persönliche Treffen nicht mehr möglich waren, haben Sie neue, analoge und digitale Wege der Mitbestimmung gefunden und auf diese Weise sogar die Beteiligung an den Abstimmungen im Parlament erhöht. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 hat das Hamburger Spendenparlament die Rekordsumme von 1,24 Millionen Euro an 70 Projekte vergeben und mit 600.000 Euro Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, diese schwere Zeit besser zu überstehen. Auch für die Integration von Menschen, die aus der Ukraine zu uns nach Hamburg geflohen sind, hat das Spendenparlament jetzt schnell und unbürokratisch Mittel bereitgestellt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dem Hamburger Spendenparlament ist es Ihnen gelungen, eine besondere Kultur des Spendens und der Projektförderung in Hamburg zu verankern. Das Spendenparlament vereint die hanseatische Tradition bürgerschaftlichen Engagements mit einem modernen Ansatz der Beteiligung. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihr Engagement, die eine große Bereicherung für die Zivilgesellschaft unserer Stadt sind. Im Namen des Senats gratuliere ich allen Mitgliedern und Ehrenamtlichen des Hamburger Spendenparlaments sehr herzlich zum 25-jährigen Jubiläum. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft und heute einen schönen Abend hier im Rathaus. Vielen Dank.

6. Mai 2022

Großer Übersee-Tag: 100 Jahre Übersee-Club Hamburg

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter, sehr geehrte Mitglieder des Konsularkorps Hamburg, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrter Ehrenbürger, sehr geehrter Präses der Handelskammer, meine sehr geehrten Damen und Herren, im Namen des Senats begrüße ich Sie herzlich im Hamburger Rathaus. Nach über zwei Jahren Pandemie können wir uns zum Großen Überseetag erstmals wieder ganz analog und persönlich versammeln – so wie am 6. Mai 1950, als der Überseetag zum ersten Mal veranstaltet wurde, genau hier im Großen Festsaal. Die Menschen litten noch sehr unter den Umständen der Nachkriegszeit und einer großen Wohnungsnot. Ganze Stadtteile Hamburgs waren zerstört, darunter auch weite Bereiche des Hafens. Kaispeicher, Gleise und Werftanlagen waren zerbombt, auf dem Grund der Elbe lagen Tausende Schiffswracks. Durch die Teilung Deutschlands und die Abschottung Osteuropas im Zuge des Kalten Krieges hatte Hamburg einen Großteil seines traditionellen Hinterlandes verloren. In seiner Eröffnungsrede sagte Bürgermeister Max Brauer damals: „daß wir Hamburg als die Metropole des Handels wieder erstehen sehen wollen, daß wir es wollen nicht nur um Hamburgs willen, sondern um Deutschlands, um Europas willen.“ Mit diesen Worten beschrieb er, dass unsere Stadt untrennbar verbunden ist mit ihrem Hafen und dem Handel, der seit jeher das Fundament für Wirtschaft und Wohlstand in Hamburg bildet. Und er verwies auf die nationale Bedeutung unseres Hafens, der bis heute die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt mit den internationalen Märkten verbindet, der uns – wie ich in meiner Rede vor einigen Wochen im Übersee-Club ausführen konnte – Stärke, Sicherheit und Unabhängigkeit gibt. Max Brauer sprach darüber, wie freier Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu Stabilität und Frieden in der Welt beitragen können. Diese Motive bewegten auch die Gründung des Übersee-Clubs 1922, als die Schrecken des Ersten Weltkrieges noch tief im Bewusstsein der Menschen waren. Eine „Gesellschaft für wirtschaftlichen Wiederaufbau und Auslandskunde“ sollte der Übersee-Club werden, um die internationalen Wirtschaftsbeziehungen Hamburgs wieder aufzunehmen, sie auszubauen und für freien Handel in der Welt einzutreten. Die Gründungsmitglieder verpflichteten sich zugleich zur Förderung von Frieden und Freiheit, von Dialog und Völkerverständigung, von Demokratie und Toleranz. Genau das, was derzeit durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in grausamer Weise in Frage gestellt wird. Deshalb freue ich mich sehr über die große Unterstützung, die der „Pakt für Solidarität und Zukunft“ zwischen Kyiv und Hamburg erfahren hat, den Bürgermeister Vitali Klitschko und ich vor kurzem unterzeichnet haben. Es geht dabei jetzt um dringend benötigte humanitäre Hilfe und in einem zweiten Schritt – ab dem Zeitpunkt, zu dem der Wiederaufbau beginnen kann – um eine strategische Partnerschaft zwischen zwei wichtigen Metropolen, die ihre künftige Entwicklung gemeinsam voran bringen wollen. Ob als Unternehmen, Verein oder Privatperson – es gibt viele Wege, die Menschen in Kyiv und der Ukraine in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Übersee-Club versteht sich als Forum für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Er bringt Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um eine Aussprache über grundlegende Fragen der Zeit und ihre Bedeutung für Hamburg zu ermöglichen und damit Orientierung zu geben für die Zukunft. In seiner 100-jährigen Geschichte wurden im Übersee-Club über 1.000 Vorträge gehalten. Bedeutende Persönlichkeiten der Zeitgeschichte haben vor den Mitgliedern des Übersee-Clubs gesprochen, darunter alle Bundespräsidenten und ehemaligen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Als besondere Tradition hat sich dabei ergeben, dass auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg als Gast des Übersee-Clubs über Themen spricht, die für unsere Stadt und ihre Zukunft eine besondere Bedeutung haben. Bürgermeister Paul Nevermann hat hier 1961 einen Hamburger Aufbauplan vorgestellt, auf dessen Grundlage ein umfassendes Wohnungsbauprogramm begonnen wurde und ganze Stadtteile neu entstanden sind. Klaus von Dohnanyi hat 1983 das Prinzip des „Unternehmens Hamburg“ erläutert, einer neuen „Hamburg-Politik“, die neben der Wirtschaft in vielen weiteren Bereichen unternehmerisches Handeln und Wettbewerb als Maßstab nehmen sollte. Henning Voscherau hat 1997 einen Vortrag gehalten zur Rückkehr der inneren Stadt an das Elbufer und den Bau der HafenCity angekündigt. 2017 hat der damalige Erste Bürgermeister Olaf Scholz, mit seiner Rede „Hamburg – Eine Metropole der Wissenschaft im Norden“ die Grundlinien einer neuen Wissenschaftspolitik vorgestellt, mit der wir zahlreiche neue wissenschaftliche Institute in Hamburg ansiedeln konnten, mit der unsere Universität den Exzellenzstatus erreicht hat und mit der wir eine ScienceCity Bahrenfeld entwickeln, die uns zu einem führenden Zentrum der naturwissenschaftlichen Wissenschaft und Forschung im Norden macht. Ich bedanke mich, dass ich 2019 den Rahmen des Übersee-Clubs nutzen konnte, um eine moderne, technologiebasierte Klimaschutzpolitik anzukündigen, die wir in Hamburg seitdem sehr erfolgreich umsetzen und die jetzt auch bundesweit Freundinnen und Freunde gefunden hat. Erst vor wenigen Wochen habe ich eine Rede zur Bedeutung und zur Zukunft unseres Hafens gehalten, die viele weitere konkrete Entscheidungen im Sinne einer neuen Hafenpolitik nach sich ziehen wird. Eine Politik, die die enormen Potenziale einer modernen maritimen Logistik und Hafenwirtschaft nutzt, die irrationale Blockaden gegen unseren Hafen überwindet und seiner Bedeutung für Hamburg und ganz Deutschland gerecht wird. Es war mir wichtig, meine sehr geehrten Damen und Herren, gerade dieses Thema im Übersee-Club anzusprechen, denn die Vorträge in Ihrem Club wirken in die gesamte Stadt hinein. Sie erzeugen auf vielfältige Weise Resonanz und können dadurch etwas bewegen. Der Übersee-Club Hamburg hat sich damit seit seiner Gründung vor 100 Jahren zu einer besonderen Institution entwickelt, zu einem „Raum für Zukunft“, wie Herr Behrendt sagt, der wichtige Impulse gibt für den Fortschritt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt – in Hamburg und darüber hinaus mit dem Blick „über See“. Viele Mitglieder des Clubs engagieren sich zugleich in vielfältiger Weise für unsere Stadt, für Bildung und Wissenschaft, für Kunst und Kultur. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in seiner 100-jährigen Geschichte hat sich der Übersee-Club Hamburg sehr verdient gemacht um die internationale Verständigung. In Kooperation mit zahlreichen Partner-Clubs setzt er sich dafür ein, dass die europäische Staatengemeinschaft und viele weitere Länder auf der Welt zusammenstehen, dass sie gemeinsam für Demokratie, Frieden und Freiheit eintreten. Nichts ist in diesen Wochen aktueller als dies. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, der Angriff Russlands auf die Ukraine hat das Fundament der europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung erschüttert. Die Reaktion der Bundesregierung erfolgte schnell und entschlossen, in enger Abstimmung mit den Partnern in der Europäischen Union, der NATO und den G7-Staaten. Gemeinsam wurden harte Sanktionen gegen Russland beschlossen, die fortlaufend verstärkt werden. Zugleich hat die Bundesregierung eine breite Unterstützung für die Ukraine mobilisiert. Deutschland beteiligt sich umfangreich an den Waffenlieferungen an die ukrainischen Truppen. Die Bundeswehr soll modernisiert und besser ausgerüstet werden, um unseren Beitrag zum NATO-Bündnis zu erhöhen und Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Im Lichte der historischen Verantwortung unseres Landes sind das keine einfachen Entscheidungen. Aber es sind notwendige und richtige Entscheidungen für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa. Meine Damen und Herren, Ich gratuliere dem Übersee-Club Hamburg sehr herzlich zum 100-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen einen interessanten 72. Großen Überseetag mit einer Rede des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Herzlichen Dank.

4. Mai 2022

125-jähriges Jubiläum des Hotels Vier Jahreszeiten

Sehr geehrter Herr Peters, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum 125-jährigen Jubiläum des Hotels „Vier Jahreszeiten“. Seit mehr als einem Jahrhundert ist das ‚Vier Jahreszeiten‘ ein Markenzeichen des Gastgewerbes in Hamburg. Die Geschichte des Hauses, das heute weltbekannt ist und immer wieder die Rankings der besten Hotels in Deutschland und Europa anführt, begann mit einer Pleite. Die Insolvenz des Vorbesitzers war das Glück des schwäbischen Hoteliers Friedrich Haerlin. Er kaufte am 24. Februar 1897 im Rahmen einer Zwangsversteigerung ein kleines Hotel an der Binnenalster, das damals nur 11 Zimmer und auch sonst – bis auf den Namen – nicht viel Ähnlichkeit mit dem heutigen Grand Hotel hatte. Aber Friedrich Haerlin hatte große Pläne in einer Zeit des Aufbruchs. Im 19. Jahrhundert hatte Hamburg mit dem Großen Brand von 1842 und der Cholera-Epidemie von 1892 zwei historische Katastrophen erlebt. Kurz vor der Jahrhundertwende standen alle Zeichen auf Wachstum und Veränderung. Die Industrialisierung war in vollem Gange. Dank neuer Dampfschiffe und einer vorausschauenden Hafenpolitik boomten der Seehandel und die Passagierschifffahrt. Hamburg besaß inzwischen den größten Überseehafen in Europa. In dem Jahr, in dem Friedrich Haerlin sein Hotel kaufte, wurde auch das neue Hamburger Rathaus fertiggestellt. Die traditionsreiche Kaufmannsstadt Hamburg hatte bereits über eine halbe Million Einwohner und machte sich auf den Weg in die Moderne. Per Schiff und Eisenbahn kamen immer mehr Menschen aus aller Welt nach Hamburg, um hier Geschäfte zu machen, aber auch um sich zu erholen und das Leben zu genießen. Darauf war das „Vier Jahreszeiten“ vorbereitet: Friedrich Haerlin hatte nach und nach benachbarte Gebäude dazugekauft und das Haus mit dem Stil und der modernen Technik seiner Zeit ausgestattet. Mit einem hervorragenden Service, einer ausgezeichneten Küche und einer unaufdringlichen, hanseatischen Atmosphäre hatte das „Vier Jahreszeiten“ bald einen exzellenten Ruf. Das ist bis heute so geblieben. Der Erfolg des Hotels beruhte auf der Vision von Friedrich Haerlin, der Arbeit seines Sohnes und späteren Hoteldirektors Fritz und vieler Generationen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Hotel und seinen Betrieb seit 125 Jahren prägen. Die Begegnung mit dem Team des ‚Vier Jahreszeiten‘ ist für viele Gäste zugleich der erste persönliche Eindruck von Hamburg. Viele der heute 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten schon eine lange Zeit für das Vier Jahreszeiten, einige – wie der heutige Direktor Ingo Peters – haben hier ihre berufliche Laufbahn begonnen und sind später, nach viel internationaler Erfahrung, wieder an die Binnenalster zurückgekehrt. Das Hotelfach gehört zu den beliebtesten Ausbildungsberufen in Hamburg, und das „Vier Jahreszeiten“ nimmt als Ausbildungsbetrieb seine Verantwortung wahr. Über 50 junge Menschen erhalten hier ihre Ausbildung in einem zukunftsfähigen Beruf. Meine Damen und Herren, in ihrer langen gemeinsamen Geschichte sind das „Vier Jahreszeiten“ und die Stadt Hamburg durch so manche Krise gegangen. Nach zwei Weltkriegen, in denen das Hotel zwar besetzt, aber nicht zerstört wurde, war es zuletzt die Corona-Pandemie, in der der Betrieb im „Vier Jahreszeiten“ zeitweilig stark eingeschränkt war. Zum 125. Jubiläum leben nun die Hotellerie und Gastronomie wieder auf, das „Vier Jahreszeiten“ empfängt wieder Gäste aus der ganzen Welt. Sehr geehrter Herr Peters, sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Vier Jahreszeiten“, seit den Anfängen in der Kaiserzeit, im 20. Jahrhundert mit seinen Höhen und Tiefen, bis in die Gegenwart ist das Hotel „Vier Jahreszeiten“ immer mit der Zeit gegangen, aber es hat sich seinen Stil und hanseatischen Charakter erhalten. Über eine so lange Zeit in der Spitzenkategorie der Branche erfolgreich zu sein, ist eine große Leistung, auf die Sie stolz sein können und zu der ich Ihnen im Namen des Senats sehr herzlich gratuliere. Ich wünsche Ihnen eine schöne Jubiläumsfeier und alles Gute für die Zukunft. Vielen Dank.

29. April 2022

Eröffnungsfeier CCH

Sehr geehrter Herr Aufderheide, sehr geehrter Herr Hupe, sehr geehrte Damen und Herren, als traditionsreiche Hafen- und Handelsmetropole hat Hamburg schon seit der Zeit der Hanse gute Kontakte in alle Welt. Wir haben unsere besondere Stellung unter den europäischen Metropolen nicht als Hauptstadt und Regierungssitz, sondern immer aus eigener Kraft entwickelt, die sich auf Innovationsbereitschaft und Internationalität gründet. Dazu gehört der offene Austausch der Stadt mit Partnern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Der Plan, diesem Austausch mit einem modernen Kongress-Zentrum einen attraktiven Rahmen zu bieten, entstand in den 1960er Jahren. Damals erkannten Senat und Bürgerschaft, dass die vorhandenen Bauten in Hamburg für den wachsenden internationalen Kongressbetrieb nicht mehr ausreichten. Hamburg sollte als „Tor zur Welt“ auch weiterhin in der Lage sein, die Welt bei sich als Gast zu haben. Die Stadt investierte damals 140 Millionen DM in den Bau des CCH und erhielt bei der Eröffnung am 14. April 1973 das erste moderne Kongress-Zentrum Deutschlands. Bis heute gehört es zu den größten Kongress-Zentren in Europa: mitten in der Stadt gelegen, bestens angebunden über den Dammtorbahnhof, in der Nachbarschaft zu einer der größten und schönsten Grünanlagen Hamburgs und in fußläufiger Entfernung zu den Messehallen. In einer Rede vor der Hamburgischen Bürgerschaft hat der damalige Erste Bürgermeister Herbert Weichmann 1969 festgestellt: „Diese Kongresshalle ist als ein produktives Unternehmen für Hamburg gedacht.“ Und tatsächlich gehen vom CCH immer wichtige Impulse für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aus. Kongresse zu Krebsforschung, Schiffbau, Computertechnik oder der Zukunft intelligenter Transportsysteme stehen ebenso im Kalender wie Aktionärsversammlungen, Tagungen von Religionsgemeinschaften oder politischen Parteien. Mit rund 250 Veranstaltungen im Jahr ist der Kongressbetrieb zu einem wichtigen Motor für Tourismus, Kultur, die Event-Branche und das Gastgewerbe geworden. Aber das CCH war über die Jahrzehnte dann doch in die Jahre gekommen. Nicht nur im Design, auch in der Substanz und in der Technik „hinter der Kulissen“. Ich erinnere mich an einen Besuch im CCH in meinen ersten Jahren als Finanzsenator, als wir überall in der Stadt, bei den Straßen und Brücken, in den Schulen, Kultureinrichtungen und öffentlichen Gebäuden, mit einem massiven Sanierungsstau konfrontiert waren. Herr Aufderheide vermittelte mir damals einen ganz persönlichen Eindruck vom Zustand des CCH-Gebäudes und die Überzeugung, dass auch an diesem Ort einiges „passieren“ müsse. Heute eröffnen wir ein Kongress-Zentrum, das mit seiner technischen Ausstattung und der flexiblen Raumnutzung neue Maßstäbe setzt. Mit der umfassenden Modernisierung des CCH wurde zugleich der Tagungsort Hamburg fit gemacht für die Zukunft. Die Eröffnung des neuen CCH fällt zusammen mit dem Wieder-Aufleben der internationalen Messewirtschaft, aber … … meine Damen und Herren, wir leben nach der Corona-Pandemie und mitten in der Ukraine-Krise in Zeiten großer Risiken und Unsicherheiten. Mit einem „Pakt für Solidarität und Zukunft“ haben Hamburg und Kyiv ein Zeichen gesetzt gegen die russische Aggression und für die Solidarität mit der Ukraine. Neben der humanitären Hilfe in der Krise stehen dabei die Hoffnung und die Entschlossenheit im Vordergrund, möglichst bald nach einem Ende des Krieges mit dem Wiederaufbau zu beginnen und in einer strategischen Partnerschaft zwischen Hamburg und Kyiv die künftige Entwicklung dieser beiden wichtigen Metropolen zu fördern. Denn die Überwindung von Krisen, die Bewältigung großer Aufgaben, die Öffnung neuer Horizonte gelingen am besten in einem Netzwerk starker Partner, mit dem Austausch unter Experten, mit guten Kontakten und Kooperationen. Das ist der Grund, weshalb überall auf der Welt Menschen zusammenkommen und Kongresse veranstalten. Dafür haben wir in Hamburg einen großartigen neuen Ort. Im Namen des Senats bedanke ich mich bei allen, die in den vergangenen Jahren an der Modernisierung des CCH mitgewirkt haben. Ich gratuliere dem Team der Hamburg Messe und Congress sehr herzlich zur Eröffnung ihres neuen Hauses und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute. Herzlichen Dank.

29. April 2022

Eröffnung Hamburger Theaterfestival

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

6. April 2022

Tor zur Zukunft - Leitlinien einer neuen Hamburger Hafenpolitik

Sehr geehrter Herr Behrendt, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des konsularischen Korps, sehr geehrter Präses der Handelskammer, sehr geehrte Mitglieder des Übersee-Club Hamburg, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung in den Übersee-Club, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Den Zeitpunkt seines Geburtstages kann man sich nicht aussuchen. Das Jubiläum des Übersee-Clubs fällt in eine schwere Zeit. Sie ist geprägt von den Unsicherheiten der Corona-Pandemie und insbesondere von den Schrecken des Krieges in der Ukraine, der das Fundament der europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung erschüttert und der großes Leid über die Menschen in der Ukraine bringt. Ich habe gestern länger mit dem Bürgermeister von Kiew - Vitali Klitschko - und seinem Bruder Wladimir telefoniert. Es sind grausame Dinge, die die Menschen dort erleben. In dieser Lage stehen die Hilfe für die Ukraine und die Unterstützung derjenigen, die auf der Flucht vor dem Krieg zu uns kommen, an erster Stelle. Der Überfall Russlands hat aber auch viele Konsequenzen, die uns in Deutschland beschäftigen und die weit reichende Entscheidungen erfordern. Viele Themen, die vor kurzem wichtig schienen, treten plötzlich in den Hintergrund, neue gewinnen an Bedeutung. Aber es gibt auch Themen, die schon vor der Ukraine-Krise wichtig waren und die jetzt noch an Dringlichkeit zugenommen haben. Eine starke und handlungsfähige Europäische Union zum Beispiel und eine ebenso starke transatlantische Partnerschaft mit den USA. Auch der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist ein solches Thema, um den Klimaschutz voranzubringen, aber eben auch, um uns aus der Abhängigkeit von Kohle und Gas und besonders aus der Abhängigkeit Russlands zu befreien. Um es gleich vorweg zu nehmen: Diese Fragen stehen heute Abend nicht im Mittelpunkt meiner Rede, sie sind aber auf die eine oder andere Weise durchaus damit verbunden. Meine Damen und Herren, der Übersee-Club wurde damals gegründet, um „die Stellung Hamburgs in der Welt zu fördern“, was eine gewisse Überschneidung ist mit den Aufgaben des Ersten Bürgermeisters. Daraus hat sich die gute Tradition entwickelt, dass die Hamburger Bürgermeister im Übersee-Club über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus zu grundlegenden Fragen Stellung nehmen und Perspektiven beschreiben, die für unsere Stadt von besonderer Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund hat mein Vorgänger 2017 über die Bedeutung der Wissenschaft gesprochen und die Grundzüge einer neuen Wissenschaftspolitik des Senats dargelegt. Wir haben diese Strategie konsequent umgesetzt, die Hamburger Hochschulen gestärkt und mit großem Erfolg neue wissenschaftliche Institute für unsere Stadt gewinnen können. Mit 19 Hochschulen und über 30 außeruniversitären Einrichtungen ist Hamburg heute eines der größten Zentren der Wissenschaft und Forschung im Norden. Wir sind Sitz von Instituten der Helmholz-Gemeinschaft, der Max-Plack-Gesellschaft, der Leibnitz-Gemeinschaft, des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum DLR, und seit 2015 ist Hamburg auch Mitglied der Fraunhofer-Gesellschaft. Fünf Fraunhofer-Einrichtungen gibt es mittlerweile in unserer Stadt, darunter das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und seit 2019 das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme. Wir sind stolz, dass die Universität Hamburg im 100. Jubiläumsjahr Exzellenzuniversität geworden ist, und wir arbeiten Schritt für Schritt an der Science City Bahrenfeld, einem ganzen Stadtteil, der Wissenschaft und Forschung gewidmet ist. Ein Ort der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung auf Augenhöhe mit Berlin Adlershof und München Garching. Eine Science City, die Studieren, Lehren und Forschen verbindet mit dem Wohnen und Leben in einem modernen Stadtteil, wo Startups und innovative Unternehmen Hand in Hand arbeiten, um aus wissenschaftlichen Erkenntnissen neue Anwendungen und Produkte zu entwickeln. Im Umfeld der Technischen Universität in Harburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Bergedorf sowie im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung auf Finkenwerder entstehen weitere Innovationsparks, die in den Bereichen Luftfahrt, Lasertechnologie, Regenerative Energien und Life Sciences Pionierarbeit leisten. 2019 habe ich an eben dieser Stelle auf die Bedeutung des technologischen Fortschritts im Hinblick auf den Klimaschutz gesprochen und die neue Klimaschutzpolitik des Senats dargelegt. Dies war keine politische Reaktion auf Fridays for Future-Demonstrationen, die es zu diesem Zeitpunkt in Hamburg noch gar nicht gab. Unsere Klimaschutzpolitik ist Ausdruck der Ambition einer Zukunftsstadt, nicht nur zu fordern, sondern zu zeigen, wie es geht: in der Industrie, in der Wirtschaft, im Verkehr im Zentrum einer Metropolregion mit fünf Millionen Menschen und dem größten Industriestandort Deutschlands. Klimaschutz in unserem Sinne bedeutet nicht Rückschritt in frühere Zeiten, bedeutet nicht Einschränkungen des modernen Lebens, wie es viele politische Forderungen beinhalten, die geprägt sind von Angst vor der Zukunft. Unsere Strategie setzt auf technologische Innovation. Sie ist eine Chance für die Industrienation Deutschland, den globalen Klimaschutz voranzubringen und dabei zugleich die Wertschöpfung, den Wohlstand und ein gutes Leben für die kommenden Generationen zu sichern. Dazu haben wir – wie in meiner letzten Rede im Übersee-Club angekündigt – ein Bündnis für die Industrie der Zukunft geschlossen und arbeiten gemeinsam mit Unternehmen und der Wissenschaft daran, den technologischen Wandel zu beschleunigen und CO2-Emissionen in großem Umfang zu senken. Schon heute werden Aluminium, Kupfer und Stahl in Hamburg mit nur halb so viel CO2 produziert wie im weltweiten Durchschnitt. Eine Verdrängung dieser Produktion ins Ausland – auf die viele gut gemeinte Vorschläge hinauslaufen – wäre ein großer Schaden für die Wertschöpfung und die Versorgungssicherheit in Deutschland und sie wäre auch ein schwerer Rückschlag für das globale Klima. Stattdessen machen wir Hamburg zu einer Modellregion der Energiewende und des modernen Klimaschutzes in Deutschland. Unter dem Dach des „Norddeutschen Reallabors“ werden in der gesamten Metropolregion Industrieprojekte realisiert, die hunderttausende Tonnen CO2 einsparen. Wir bauen die Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität aus, erweitern das Netz an U- und S-Bahnen und beschaffen nur noch emissionsfreie Busse. Ende dieses Jahres werden es mehr als 250 E-Busse sein, die leise, sauber und komfortabel jeden Tag durch Hamburg fahren, das ist eine der größten emissionsfreien Busflotten in Europa. Bundesverkehrsminister Wissing hat es nach seinem Besuch letzte Woche sehr treffend zusammengefasst: „All diese Dinge werden an vielen Orten diskutiert. In Hamburg werden sie in die Hand genommen und Schritt für Schritt umgesetzt". Hamburg ist eine attraktive und wachsende Stadt, und trotzdem ist es uns gelungen, dass die CO2-Emissionen in Hamburg seit 2012 erheblich zurückgehen. Allein von 2018 auf 2019, das sind die aktuellsten Zahlen, ist Hamburgs CO2-Ausstoß um über 1,2 Mio. Tonnen gesunken. Das ist der Weg zur klimaneutralen Metropole, den wir gehen, mit Innovationen und Investitionen in neue Technologien. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein zentraler Baustein auf diesem Weg in die Zukunft ist das Thema, das ich heute im Übersee-Club in den Mittelpunkt stellen möchte: der Hafen und eine neue Hafenpolitik. Der Senat wird noch in diesem Jahr einen neuen Hafenentwicklungsplan vorlegen und ich möchte Ihnen heute gerne darlegen, wie ich die Bedeutung des Hamburger Hafens und eine neue Politik für seine zukünftige Entwicklung sehe. Denn der Hafen ist nicht nur für Hamburg unerlässlich, sondern mit seinem Umschlag von über 8 Mio. Standardcontainern und mehr als 120 Mio. Tonnen Seegütern als einziger deutscher Seehafen dieser Größenordnung von größter nationaler Bedeutung. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Einordnung der Bedeutung von Häfen und maritimer Logistik muss folgendes beachten: In einer Welt mit acht Milliarden Menschen können wir nicht wie in früheren Jahrhunderten von der Hand in den Mund leben. Der Welthandel hat sich in den vergangenen 50 Jahren verzehnfacht. Die Ernährung, gute soziale Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Ländern der Welt erfordern eine effiziente Arbeitsteilung in internationalen Produktionsketten, die wiederum untrennbar mit dem Transport großer Mengen an Gütern verbunden ist. Um dieses mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens in Einklang zu bringen, muss die Logistik der Zukunft effizient und klimafreundlich sein. Dabei ist folgende Erkenntnis enorm wichtig: Es gibt keine wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Art, Waren zu transportieren, als mit dem Schiff. Pro Tonne und Kilometer werden mit dem Flugzeug rund 500g CO2 freigesetzt. Mit dem LKW sind es rund 100g. Mit dem Güterzug sind es 16g und mit großen Containerschiffen nur noch etwa 10g CO2 pro Tonne und Kilometer. 10 bis 20 Gramm CO2 pro Tonne und Kilometer gegenüber 100 bis 500 g, das ist die Stärke der Bahn und der maritimen Logistik im Hinblick auf den Klimaschutz. Mit anderen Worten: Wenn wir die Pariser Klimaschutzziele weltweit erreichen wollen, müssen wir die Waren so weit wie möglich mit großen Schiffen und der Bahn transportieren. Dafür brauchen wir große, leistungsfähige Seehäfen mit einer optimalen Hinterland-Anbindung über die Schiene. Das ist eine zentrale Botschaft der neuen Hafenpolitik: Wer den Umwelt- und Klimaschutz ernst nimmt, darf den Hafen nicht bekämpfen, sondern muss ihn unterstützen, vor allem den Hamburger Hafen, der für viele Zielgebiete in Süd- und Osteuropa im Vergleich zu Rotterdam und Antwerpen eine günstige Lage besitzt und den Transport auf dem Landweg deutlich verkürzt. Die Lage im Landesinneren, die häufig als Schwachpunkt unseres Hafens genannt wird, ist in diesem Sinne ein Vorteil, denn ein voll beladenes Schiff mit 20.000 Standardcontainern kann auf den 100 km von der Elbmündung bis in den Hafen die Fahrt von 10.000 LKW über die entsprechende Strecke an Land ersetzen. Voraussetzung ist, dass die Fahrrinne in der Elbe wie auch der Hafen selbst von Sedimentablagerungen befreit werden. Häfen müssen erreichbar sein, das ist überall auf der Welt so. Ein Ziel der neuen Hafenpolitik besteht darin, endlich ein nachhaltiges Sedimentmanagement aufzubauen und die auch unter Umweltgesichtspunkten belastende Kreislaufbaggerei zu beenden. Die HPA hat dafür ein neues Konzept entwickelt: Ein effektives und umweltschonendes Sedimentmanagement, das neben der sogenannten Tonne E3 in der Nordsee auf einer weiteren Stelle in der Außenelbe beruht. Ich freue mich, dass wir jetzt gemeinsam mit dem Bund und den Nachbarländern und mit neuem Schwung eine tragfähige Lösung für das Sedimentmanagement in der Elbe finden wollen. Man kann vieles machen, in der Außenwirtschaftszone, vielleicht in der Tiefwasserreede. In den Niederlanden werden Sedimente sogar eingesetzt im Küstenschutz und zur Landgewinnung. Wir sind auch für alle Vorschläge offen, aber unser Konzept steht und wird weiter verfolgt, solange es keine anderen Lösungen gibt. Unter Umweltgesichtspunkten ist entscheidend, dass durch den Hafenbetrieb keine zusätzlichen Einträge von Schadstoffen in die Elbe mehr erfolgt. Das ist eine Geschichte aus dem vergangenen Jahrhundert, die durch die heutigen Umweltauflagen beendet wurde. Das Sediment in der Elbe und in den Hafengewässern stammt entweder aus der Nordsee, von wo es mit der Flut nach Hamburg getragen wird, oder es kommt mit dem natürlichen Strom aus dem Oberlauf der Elbe von Tschechien und Sachsen zu uns. Entsprechend enthält das Sediment auch nur die Schadstoffe, die sich im Mündungsgebiet der Elbe befinden oder die mit dem Elbstrom aus Sachsen und Tschechien hierher transportiert werden. Die Umlagerung des Sediments führt jedenfalls zu keinen neuen Schadstoffbelastungen. Das Gegenteil ist der Fall, denn das Sediment wird vor der Umlagerung beprobt und untersucht. Werden dabei erhöhte Schadstoffkonzentrationen gemessen, wird das Sediment aus der Elbe genommen und an Land auf einer Deponie entsorgt. Das ist die Botschaft, die wichtig ist: Der Hafenbetrieb führt zu keinem zusätzlichen Schadstoffeintrag in die Umwelt. Im Umfang der Deponieablagerung trägt Hamburg sogar zu einer Entfernung von Schadstoffen aus der Elbe und der Nordsee bei und macht die Umwelt sauberer. Wir sind auch bereit, uns an der Sanierung der eigentlichen Schadstoffquellen am Oberlauf der Elbe zu beteiligen, um damit das Übel an der Wurzel zu packen und die Schadstoffe nicht erst in Hamburg mit einer kostenträchtigen Deponieablagerung aus der Elbe zu entfernen. Meine Damen und Herren, mit der neuen Hafenpolitik wollen wir die Stärken unseres Hafens im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz weiter ausbauen, und dafür passiert schon so einiges: Die HPA hat für ihre Flotte Brandlöschboote mit Plugin-Hybrid-Antrieb beschafft, die HHLA setzt bei ihrem Containerterminal Altenwerder auf Klimaneutralität und bis 2024 werden alle großen Kreuzfahrt- und Containerterminals mit Landstromtechnik ausgestattet. Damit sind wir die ersten in Europa, deutlich vor Antwerpen und Rotterdam. Aber auch diese Häfen haben erklärt, ihre großen Containerterminals in den kommenden Jahren mit Landstromtechnik auszustatten. Die Europäische Kommission prüft derzeit, ob es eine Landstrompflicht in den europäischen Häfen ab 2035 geben sollte. Meine Prognose ist: Das wird unter dem Druck des öffentlichen Bewusstseins sehr viel früher kommen. Hamburg ist vorbereitet und unterstützt die Landstromnutzung. Mein Appell an die Reedereien lautet: Jetzt ist die Zeit. Nutzen Sie jetzt das gute Marktumfeld, um in den Klimaschutz zu investieren und ihre Schiffe bordseitig mit Landstromtechnik auszurüsten. Wir brauchen eine Roadmap für einen gemeinsamen Pfad zur schrittweisen Ausweitung der Landstromnutzung in Europa. Die drei größten europäischen Häfen – Rotterdam, Antwerpen und Hamburg – sollten in dieser Frage gemeinsam vorgehen, um zu verhindern, dass Containerverkehre aus wirtschaftlichen Gründen in die klimaschädlicheren Häfen verlagert werden. Ich habe hierüber bereits mit der neuen maritimen Koordinatorin der Bundesregierung gesprochen und werde in diesem Sinne auf die Bürgermeister von Rotterdam und Antwerpen zugehen. Der größte Pluspunkt unseres Hafens besteht schon heute darin, dass er eine hervorragende Anbindung über die Hafenbahn aufweist. Hamburg ist der größte Eisenbahnhafen Europas. In puncto CO2-Ausstoß ist die Bahn gegenüber einem LKW um den Faktor sieben klimafreundlicher. Etwa die Hälfte aller Transporte von und zum Hafen erfolgt mit dem Güterzug. Das heißt, jeder zweite Container, der den Hamburger Hafen über den Seeweg erreicht, wird schon heute mit der Bahn in das Hinterland weiter transportiert. In Rotterdam und Antwerpen sind es weniger als 20 Prozent. Mit rund 2,8 Mio. TEU wurden 2021 in Hamburg so viele Container über die Schiene transportiert wie in den Häfen von Bremen, Wilhelmshaven, Antwerpen und Rotterdam zusammen. Ein Drittel aller Containerzüge auf dem deutschen Schienennetz beginnen oder enden im Hamburger Hafen. Es gibt keinen anderen Hafen in Europa, der den klimafreundlichen Seeweg in diesem Umfang mit dem umwelt- und klimafreundlichen Schienentransport an Land verbindet. Ohne unsere Hafenbahn wären in Deutschland jedes Jahr mehr als 4 Mio. LKW zusätzlich unterwegs. Das ist schon heute ein starkes Argument für den Hamburger Hafen. Es ist ein wesentliches Ziel der neuen Hafenpolitik, diesen Vorteil auszubauen und die Hafenbahn durch zusätzliche Investitionen in das Netz und ihre Leistungsfähigkeit weiter zu stärken. Dazu gehören der Ausbau des Netzes, seine Ertüchtigung für den Betrieb von bis zu 740 m langen Zügen und die Ausrüstung des Gleisnetzes mit dem europäischen Zugsicherungssystem „European Train Control System“. Die für den Transport eines Containers mit dem Zug von Hamburg nach München aufzuwendende Energie beträgt nur 1/6 dessen, was für die vergleichbare Strecke von Rotterdam nach München für LKW und Binnenschiff benötigt wird. Das ist in Zeiten des Klimaschutzes ein unschlagbares Argument für den Hamburger Hafen und es ist zugleich ein wichtiger Kosten- und Wettbewerbsvorteil unseres Standortes. In diese Kerbe schlägt auch die HHLA, die ihren Kunden bereits heute als erstes Unternehmen weltweit einen zertifizierten klimaneutralen Umschlag am Containerterminal Altenwerder anbietet. Auch das ist eine neue Strategie unserer Hafenpolitik: Der CO2-Fußabdruck des Transports ist ein Wettbewerbsfaktor, der in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung gewinnen wird, weil sich das politische Umfeld, das gesellschaftliche Bewusstsein und die Kundenerwartungen in dieser Hinsicht massiv ändern. Klimaverträglichkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehören in Zukunft zusammen. Damit sind die maritime Logistik und der Hamburger Hafen für viele Branchen ein wichtiger Faktor, um in Zukunft wettbewerbsfähig und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Und damit, meine Damen und Herren, bin ich nach dem Umwelt- und Klimaschutz bei einem weiteren wesentlichen Grund für die Bedeutung des Hafens für Hamburg und ganz Deutschland: die Wirtschaft und Wertschöpfung, die mit der maritimen Logistik verbunden sind. Zwar kann der Hafen allein uns heute nicht mehr ernähren, wie mein Amtsvorgänger Klaus von Dohnanyi zu sagen pflegt. Aber er ist Ausgangspunkt und Motor der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt. Schon ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Logistik und Handel immer die Grundlage für Wachstum, Wohlstand und Fortschritt gelegt haben. Viele mittelalterliche Städte gründeten sich entlang traditioneller Handelsrouten. Größere Hafenstädte wuchsen an der Mündung von Flüssen, die den Weitertransport von Waren in das Hinterland erleichterten. Genau dort entstanden Siedlungen, Handels- und Messeplätze. Mit der Zunahme des Seehandels und der Expansion nach Übersee, nach Indien, Asien und Lateinamerika, bekamen die europäischen Hafenstädte eine elementare Bedeutung im Wirtschaftsgefüge dieser Zeit. Sie entwickelten sich nicht nur zu bedeutenden Wirtschaftsstandorten, sondern auch zu Zentren von Kunst und Kultur, von Information und Medien, von Fortschritt und Liberalität. So ging es mit Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam und genau das ist auch die Geschichte von Hamburg, das zu Beginn des 8. Jahrhunderts an einer strategisch günstigen Lage an Alster, Elbe und Bille gegründet wurde und diesen natürlichen Logistikknotenpunkt geschickt genutzt hat. Auch wenn der sogenannte Freibrief, den Kaiser Friedrich Barbarossa am 7. Mai 1189 für das Privileg des zollfreien Elbtransports ausgestellt hat, aus Sicht mancher Historiker möglicherweise eine Fälschung war, sind wir nicht schlecht damit gefahren. „Die Elbe ist seit jeher die Lebensader unserer Stadt“, ist ein Satz, der unsere Geschichte gut zusammenfasst. Nüchterner könnte man sagen: Die Logistik spielt eine zentrale Rolle in der Wirtschaft, insbesondere auch für die Industrie, die auf einen effizienten Transport von Rohstoffen und Produkten angewiesen ist. Aus diesem Grund ist der Hamburger Hafen nicht nur einer der weltweit bekanntesten Standorte der Schifffahrt und Logistik mit mehr als 120 Niederlassungen und Zentralen von Reedereien. Er ist nicht nur der Standort von Terminalbetrieben und Umschlagsunternehmen aller Art, von Lager- und Packbetrieben, Speditionen und Bahnunternehmen, die an den Transportketten beteiligt sind. Der Hamburger Hafen ist mit einer Fläche von über 4.000 Hektar auch der größte Industriestandort Deutschlands: mit modernen Unternehmen der Grundstoffindustrie im Bereich Chemie, Metalle, Energie und Agrarprodukte, im Schiffs- und Maschinenbau sowie der Veredelung von Gütern wie Kaffee, Tee oder Gewürzen. Neue Branchen wie die Luftfahrt und die Windenergietechnik konnten sich in Hamburg gut entwickeln, weil der Transport großer Bauteile unter wirtschaftlichen und oft auch unter technischen Gesichtspunkten nur mit dem Schiff möglich ist. Über den Oberlauf der Elbe ist Hamburg zudem gut an das mitteleuropäische Wasserstraßensystem angebunden und deshalb ist der Hafen ein idealer Ort, um die wichtige industrielle Basis unseres Wirtschaftsstandortes weiter zu stärken. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Hamburger Hafens kann man in Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen beschreiben. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik beziffert die mit dem Hamburger Hafen verbundene Bruttowertschöpfung deutschlandweit auf über 50 Mrd. Euro. Über 600.000 Arbeitsplätze in Deutschland haben einen Bezug zum Hamburger Hafen, davon etwa 68.000 in Hamburg. Dies führt deutschlandweit zu Steuereinnahmen von 2,6 Mrd. Euro, etwa die Hälfte davon entfallen auf Hamburg. Mit anderen Worten: Die Wertschöpfung, die Arbeitsplätze, die Steuereinnahmen des Hafens sind eine starke Säule der wirtschaftlichen und finanziellen Kraft unserer Stadt, mit der wir unsere öffentlichen Aufgaben finanzieren im sozialen Bereich, in der inneren Sicherheit, in Bildung und Wissenschaft, in Kultur und Sport. Mit einer strategisch klugen Hafenpolitik sichern wir die Grundlage für Wertschöpfung, Wohlstand und Beschäftigung in Hamburg und ganz Deutschland. Gute Bundespolitikerinnen und –politiker wissen um diesen Zusammenhang. Aus diesem Grund hat sich Bundeskanzlerin Merkel immer sehr für die Belange des Hamburger Hafens interessiert und das ist – aus naheliegenden Gründen – bei ihrem Nachfolger nicht anders. Dazu gehört aber auch, dass wir damals wie heute für die Infrastruktur sorgen, Flächen herstellen, Kaimauern sanieren, die Fahrrinne der Elbe von Sedimenten freihalten und die Verkehrsanbindungen an Land sicherstellen. Als ich 2011 Finanzsenator wurde hatte der Vorgängersenat unter dem Motto „Hafen finanziert Hafen“ die Finanzierung des Hafens aus dem Haushalt bis auf 21 Mio. Euro des Bundes für besondere Hafenlasten komplett eingestellt: In der Finanzplanung des Senats waren damals für Investition und Betrieb des Hafens null Euro städtischer Mittel vorgesehen. Man hat damals an dem Ast gesägt, auf dem wir sitzen. Eine meiner wichtigsten Aufgaben als Finanzsenator bestand darin, trotz der notwendigen Haushaltskonsolidierung die Finanzierung für den Hafen in den Folgejahren neu aufzusetzen. Im aktuellen Doppelhaushalt stehen für den Hafen eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung. Die Wiederaufnahme und Erhöhung der Hafenfinanzierung in diesem Umfang war angesichts der vielen konkurrierenden Finanzierungsbedarfe eine enorme politische Kraftanstrengung, aber sie war nötig. Sie hat sehr zur Verbesserung der wirtschaftlichen Kraft unserer Stadt beigetragen und wird mit der neuen Hafenpolitik des Senats fortgeführt. Dabei verfolgen wir in Zukunft eine klare Linie, die auch aufgrund beihilferechtlicher Vorgaben erforderlich ist: Die Infrastruktur, Hafenflächen, Kaimauern, Liegeplätze, Zufahrten, Hafenbecken – werden von der Hamburg Port Authority geplant, hergestellt und finanziert. Zu den größten Projekten in den nächsten 10 Jahren gehören die Planungen zur neuen Köhlbrandquerung, die Erschließung des Areals Steinwerder-Süd und die Erweiterung des Drehkreises am Waltershofer Hafen. Die Suprastruktur – Terminals, Hallen, Kräne, Aufbauten – werden von den Hafenunternehmen hergestellt und finanziert. Dazu erhalten sie langfristige Mietverträge, die ihnen Planungssicherheit geben und eine Refinanzierung ermöglichen. Das ist die Aufgabenverteilung: Die öffentliche Hand schafft die Infrastruktur, die Unternehmen nutzen diese und zahlen dafür Mieten, Steuern und Abgaben. Im Grunde genauso wie außerhalb des Hafens in Gewerbe- und Industriegebieten. Ob Hafenunternehmen aus Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven dabei zusammenarbeiten, ob sie ihr Terminalgeschäft zusammenführen, um sich für die Zukunft effizienter aufzustellen, ist in erster Linie eine unternehmerische Entscheidung. Ich halte das für sinnvoll. Die Senate von Hamburg und Bremen flankieren dieses Projekt auch, aber die Politik kann es nicht verordnen. Dasselbe gilt für Terminalbeteiligungen von Reedereien, die in Rotterdam, Antwerpen, Marseille und vielen anderen Häfen der Welt schon lange selbstverständlich sind. Auch dazu gibt es keine politischen Vorgaben, aber ich sage: Was unternehmerisch sinnvoll ist, muss auch in Hamburg möglich sein und gemacht werden, um im Wettbewerb der nordeuropäischen Seehäfen auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Wenn die Konditionen stimmen, können Terminalbeteiligungen wirtschaftlich für beide Partner sinnvoll sein. Die Terminals verbessern ihre Auslastung und sichern sich für die Zukunft ab. Die Reedereien erhalten zuverlässige Anlaufpunkte und nehmen über den Seeweg hinaus an der Wertschöpfungskette teil. Fest steht dagegen eins: Der Grund und Boden im Hafen bleibt immer Eigentum der Stadt. Das ist ein Grundsatz, den Hamburg schon seit langem verfolgt und an dem wir festhalten. Wenn sich also eine Reederei bei uns an einem Terminal beteiligt, dann „kauft sie nicht den Hamburger Hafen“, sondern sie beteiligt sich an einem Unternehmen, das Mieter im Hafen ist. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu dem, was in manch anderen Häfen auf der Welt gemacht wird. Ein zweites zentrales Projekt des 2011 gewählten SPD-Senats zur Stärkung der maritimen Wirtschaft im Norden war seinerzeit die Abwendung der Übernahme von Hapag-Lloyd durch ausländische Investoren, die wir 2012 gegen den erbitterten Widerstand der damaligen Opposition bis hin zur Klage vor dem Verfassungsgericht durchgesetzt haben. „Hochriskant“, „teuer und unnötig“, „Staatskapitalismus“ lauteten die Vorwürfe. Doch es herrschte damals ein enormer Konsolidierungsdruck in der Branche, der dazu geführt hat, dass zahlreiche Reedereien durch Konkurs oder Übernahme von Wettbewerbern aus dem Markt ausgeschieden sind. Genau das drohte auch bei der Hapag-Lloyd, die gemeinsam mit ihren Allianzpartnern für einen Großteil des Containerumschlags im Hamburger Hafen sorgt. Allein zwischen 2014 und 2018 sind neun der 20 größten Reedereien auf diese Weise als eigenständige Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden. Durch unsere – dann auch vom Verfassungsgericht bestätigte – Entscheidung für eine 420 Mio. Euro-Transaktion haben wir damals sichergestellt, dass Hapag-Lloyd als eigenständige Reederei mit Hauptsitz in Hamburg bestehen bleibt und weiterhin für einen großen Teil des Umschlags im Hamburger Hafen sorgt. In diesen für die Branche schweren Zeiten hat die Stadt fest an der Seite des Hamburger Traditionsunternehmens gestanden. Nach dem erfolgreichen Börsengang und der Integration der chilenischen Reederei CSAV, nach der Fusion mit der arabischen Reederei UASC ist Hapag-Lloyd heute doppelt so groß wie damals. Sie gehört zu den größten, modernsten und ertragreichsten Reedereien der Welt. Die Hapag-Lloyd-Strategie des Senats war von größter standortpolitischer Bedeutung und gehört zu den wichtigsten hafen- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen des letzten Jahrzehnts. Darüber hinaus hat der Hamburger Haushalt bis letztes Jahr insgesamt über 40 Mio. Euro Dividendenzahlungen aus der Hapag-Lloyd-Beteiligung erhalten. Allein in diesem Jahr sind es 850 Mio. Euro, mit denen wir einen großen Teil der finanziellen Belastungen aus der Coronakrise ausgleichen können. Die Hapag-Lloyd-Strategie des Senats war richtig und erfolgreich. Die Satzung der Hapag-Lloyd AG sichert ab, dass sich der Hauptsitz und der wesentliche Geschäftsbetrieb des Unternehmens in Hamburg befinden. Die Stadt wird Ankeraktionär der Hapag-Lloyd AG bleiben. Meine sehr geehrte Damen und Herren, die Coronakrise, die Blockade des Suezkanals und jetzt die Ukraine-Krise zeigen, wie eng Deutschland mit den internationalen Märkten verbunden ist und wie stark unser Wohlstand und die Versorgungssicherheit Deutschlands vom Welthandel und funktionierenden Logistikketten abhängen. Die maritime Wirtschaft und insbesondere der Hamburger Hafen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das gilt für die deutschen Exporte, die zu zwei Dritteln über den Seeweg erfolgen, und es gilt für den Import von Rohstoffen und Waren, die für unsere Unternehmen und das tägliche Leben notwendig sind. Die Funktionsfähigkeit des Hamburger Hafens ist einer der wichtigsten Faktoren für die deutsche Volkswirtschaft. Der Marktanteil des Hamburger Hafens am Seegüterverkehr liegt in den meisten Bundesländern bei deutlich über 50 %. Wir sind der wichtigste Hafen für Niedersachsen, für Schleswig-Holstein, für ganz Ostdeutschland bis hin nach Bayern. Wir sind das Tor zur Welt für den Freistaat Bayern, so einfach kann man das sagen. Auch in der Ukraine-Krise zeigt sich die Bedeutung funktionsfähiger Seehäfen: Die einzige Möglichkeit, kurzfristig russische Gaslieferungen zu ersetzen, besteht im Import von LNG über Schiffe und die Seehäfen im Norden. Der Bund und Hamburg arbeiten derzeit gemeinsam daran, kurzfristig einen mobilen Terminal in unserem Hafen zu schaffen, um LNG in das Gasnetz in Norddeutschland einzuspeisen. Meine sehr geehrten Damen und Herren unser Hafen ist groß und leistungsfähig. Das zentrale Ziel der neuen Hafenpolitik ist es, Hamburg als großen, leistungsfähigen Universalhafen zu erhalten und Deutschland damit unabhängig von anderen Ländern einen guten und flexiblen Zugang zum Weltmarkt zu sichern. Das ist eine wichtige Botschaft in einer Zeit, in der wir erleben, wie schnell sich die Bedingungen auf der Welt verändern können und wie wichtig es dann ist, souverän und selbstbestimmt handeln zu können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn auch das Kerngeschäft des Hamburger Hafens der Umschlag von Waren und die Logistik sind –ein wichtiger Baustein der neuen Hafenpolitik besteht darin, den Hafen gezielt als Innovationsraum für Zukunftsbranchen und Zukunftstechnologien zu nutzen. Unser Hafen war schon immer auch ein Hafen für gute Ideen, in dem an Fortschritt und Innovation gearbeitet wurde. 1888 wurde mit der Speicherstadt ein neues Umschlags- und Lagerkonzept für Rohstoffe und Waren aller Art geschaffen, das die Hafenwirtschaft revolutionierte. Der Alte Elbtunnel war seinerzeit ein Meisterstück deutscher Ingenieurskunst. Besonders gefällt mir die Überlieferung der Senatsentscheidung zum ersten großen Containerterminal in Hamburg. Der damalige Bürgermeister Herbert Weichmann hatte seinen Hafensenator Helmut Kern im Senat gefragt, ob er es ernst meine, 35 Mio. DM dafür ausgeben zu wollen, den Burchard-Kai zu einem Container-Terminal umzubauen. Das kannte man bis dahin nur aus Bremen. „Junger Mann“, soll Weichmann zu Kern gesagt haben, „Sie haben keine Reederei, keinen Vertrag, Sie haben keinen einzigen Container, Sie haben gar nichts. Sie sagen nur, wenn wir das nicht machen, werden wir den Anschluss verpassen.“ „Ja“, soll Senator Kern geantwortet haben, „so ist das, entweder machen wir das jetzt oder wir verpassen den Anschluss.“ Daraufhin hat der Senat 1967 entschieden, am Burchardkai den ersten Containerterminal in Hamburg zu bauen und damit die Nase vorn zu haben in der Containerisierung des Warentransports, die bis heute anhält. Das sind der Mut und die Innovationsbereitschaft, die wir auch heute benötigen. Ein gutes Beispiel dafür ist derzeit der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Wir sind in einer kritischen Phase. Auch andere wissen um die Bedeutung dieses Energieträgers der Zukunft und wollen zu einem führenden Standort der Wasserstofftechnologie werden. Nur wenige werden dieses Rennen gewinnen. Der Hamburger Hafen hat dafür die besten Voraussetzungen. Die Verfügbarkeit großer Mengen regenerativer Windenergie im Norden, die Möglichkeit des Imports von Wasserstoff über den Seeweg und eine regional gesicherte, große Nachfrage nach grünem Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Produktion unser Industrieunternehmen. Deshalb arbeiten wir in einem Bündnis für die Industrie der Zukunft gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft daran, die Produktion, die Speicherung, den Transport und die Verwendung von Wasserstoff in der Praxis voranzubringen. Wie Senator Westhagemann und ich vor der Hamburg-Wahl im Februar 2020 angekündigt haben, nutzen wir den Standort Moorburg nach dem Rückbau des dortigen Kohlekraftwerkes für einen Wasserstoff-Großelektrolyseur. Dafür haben wir großes Interesse und starke Partner aus der Industrie gewonnen. Die Planungen gehen mit Rückenwind der Bundesregierung und der Europäischen Kommission gut voran. Hamburg soll zukünftig nicht nur „die Stadt am Wasser“ sein, sondern auch die „Stadt des Wasserstoffs“. Der Hafen kann übrigens auch weit über das bisherige Maß hinaus Ort für die Windstromproduktion selbst sein. Nach einer ersten Analyse können bis zu 150 Megawatt Leistung zusätzlich installiert werden, wenn die Bedingungen für die Genehmigung von Windrädern vereinfacht werden, wie es Wirtschaftsminister Habeck kürzlich angekündigt hat. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Hafen ist keine „Old Economy“, wie einige sagen. Er ist ein moderner, innovativer Wirtschaftsraum, in dem schon heute die Digitalisierung der Logistik vorangetrieben, der Mobilfunkstandards 5G für die Industrie genutzt und der Einsatz von Drohnen erprobt wird. Die Verkehrssteuerung erfolgt digital in Echtzeit, die Daten von Terminals, Schiffen und Logistikunternehmen werden vernetzt, Sensoren melden Defekte in der Infrastruktur. Mit unserer neuen Hafenpolitik setzen wir dabei gezielt auf die Synergien und vielfältige Wechselwirkungen mit der Digital-, Innovations- und Startup-Szene außerhalb des Hafens. Hamburg soll sich nach dem Weltkongress für Intelligente Transportsysteme im letzten Jahr zu einem weltweit führenden Standort der Digitalisierung von Mobilität und Logistik entwickeln, so wie wir es bereits sind in der Quantencomputer-Technologie, die viele Anwendungsmöglichkeiten in diesem Bereich besitzt. Der neue Hafenentwicklungsplan wird sich diesen Themen im Einzelnen widmen und Perspektiven für die strategische Weiterentwicklung aufzeigen. Darüber hinaus sehen wir neue Geschäftsfelder in der Bündelung von E-Commerce-Warenströmen und in der Kreislaufwirtschaft. Der neue Hafenentwicklungsplan beschreibt, wie sich der Hafen weiterentwickeln und verändern muss, um seine Aufgaben für Wirtschaft, Wertschöpfung und Beschäftigung weiterhin zu erfüllen. Wie er einen Beitrag leisten kann, um uns in der Digitalisierung, bei innovativen Technologien, im Klimaschutz und bei der Energiewende voranzubringen und zugleich die Versorgungssicherheit Deutschlands in Krisenzeiten zu gewährleisten. Das Prinzip der neuen Hafenpolitik besteht darin, alles dafür zu tun, den Hafen zu modernisieren, ihn leistungs- und wettbewerbsfähig zu halten. Er hat wichtige Aufgaben, die er für das Gemeinwesen, für Hamburg und ganz Deutschland erfüllen muss: Die Energiewende, den Klima- und Umweltschutz voranbringen, Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sichern, die Versorgung Deutschlands auch in Krisenzeiten gewährleisten, Innovationen und Zukunftstechnologien in Hamburg zu verankern. Meine Damen und Herren, das sind die Grundsätze der neuen Hafenpolitik und das ist meine positive Sicht auf unseren Hafen, der in der Öffentlichkeit allzu oft nur mit Problemen und Belastungen in Verbindung gebracht wird, mit Störfallradien, Flächenkonkurrenzen und Hafen-Giftschlick, den es gar nicht mehr gibt. Es geht mir darum, den Hafen aus dieser Negativdiskussion zu befreien, die sich immer weiter verfestigt hat. Wir müssen die Chancen und neuen Perspektiven des Hafens erkennen und nutzen. Die Aufgaben des Hamburger Hafens können nicht durch Rotterdam und Antwerpen übernommen werden und erst Recht nicht durch Shanghai oder Singapur, wie groß diese auch immer sein mögen. Es geht nicht um das Zählen von Containern, es geht um die Effekte für Wirtschaft und Arbeit, um effiziente Logistik, um die Qualität der Hafendienstleistungen, um Klimaschutz und Innovation. Unser Ziel ist es nicht, der größte Hafen Europas zu werden, unser Ziel ist es, der modernste, der digitalste und nachhaltigste Hafen der Welt zu werden. Sehr geehrte Mitglieder des Überseeclubs, sehr geehrter Herr Behrend, ich danke Ihnen für die Möglichkeit, meine Sichtweise und die Grundzüge der künftigen Hafenpolitik einmal im Zusammenhang darstellen zu können. Als der Übersee-Club gegründet wurde, am 27. Juni 1922, lagen die Schrecken des Ersten Weltkriegs nur wenige Jahre zurück. Die Gründungsmitglieder verpflichteten sich zur Förderung von Frieden und Freiheit, von Dialog und Völkerverständigung, von Demokratie und Toleranz. Die britische Seeblockade in der Nordsee hatte nicht nur den Verlauf des Krieges entscheidend verändert, sie hatte auch die Wirtschaft des Deutschen Reiches empfindlich getroffen. Rohstoffmangel und Lebensmittelknappheit waren die Folge. Freier Handel in der Welt, mit einheitlichen Regeln für alle Handelspartner – das forderte Max M. Warburg in seiner Gründungsrede, vier Jahre nach Kriegsende. In diesem Sinne sollte der Übersee-Club eine „Gesellschaft für wirtschaftlichen Wiederaufbau und Auslandskunde“ sein, mit dem Ziel, den Handel wieder in Schwung zu bringen und den Aufschwung in Hamburg zu befördern. Der Schlüssel hierzu war der Hafen. Und auch heute ist der Hafen eine Chance, das zu erreichen, was die großen Aufgaben unserer Zeit erfordern. Deshalb steht die Stadt fest zu ihrem Hafen. Nicht nur zum maritimen Erbe, wenn es um Hafenmuseen und Museumsschiffe geht, nicht nur zur Emotion und zur Identität, die uns der Hafen vermittelt. Sondern dazu, dass der Hamburger Hafen als einziger deutscher Seehafen dieser Größenordnung von nationaler Bedeutung ist für den Klimaschutz, die Wirtschaft und die Versorgungssicherheit in Deutschland. Er gibt uns Stärke, Unabhängigkeit und Sicherheit. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Elbe und der Hafen haben Hamburg zu dem gemacht, was sie ist: eine Freie und stolze Hansestadt. Eine weltoffene Metropole, eine Heimat für fast 2 Millionen Menschen, die ein gutes Leben führen in einer solidarischen Stadtgesellschaft. Der Hafen öffnet immer wieder neue Horizonte. Er ist unser Tor zur Welt und unser Tor zur Zukunft. Herzlichen Dank.

2. März 2022

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum Krieg in der Ukraine und den Folgen für Hamburg

Video Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Abgeordnete, der 24. Februar 2022 wird als schwarzer Tag in die Geschichte Europas eingehen. An diesem Tag hat Russlands Präsident Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Nach einem gezielten Bombardement ukrainischer Militärstützpunkte rückt die russische Armee seitdem aus verschiedenen Richtungen auf das Gebiet der Ukraine vor. Im ganzen Land wird gekämpft. Besonders heftig sind die Gefechte um die Hauptstadt Kiew und die zweitgrößte Stadt des Landes, Charkiw. Wir sind entsetzt und empört über das Vorgehen Putins, das offenbar von langer Hand vorbereitet wurde. Der Angriff Russlands erschüttert das Fundament der europäischen Friedens- und Sicherheitsordnung. Dieser Krieg ist eine schwere Verletzung des Völkerrechts. Er muss sofort gestoppt werden. Der russische Präsident hat darauf gesetzt, Europa zu spalten, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Europäische Union und ihre NATO-Partner haben in großer Geschlossenheit und Klarheit reagiert. Die Ukraine wird in ihrem Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit umfassend unterstützt: finanziell, wirtschaftlich, politisch, auch mit Waffen und militärischer Ausrüstung. Die EU, die USA und die weiteren G7-Länder haben umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie sind hart und weitreichend und sie werden von Staaten auf der ganzen Welt unterstützt. Die Sanktionen beziehen sich auf die Wirtschafts- und Finanzbeziehungen, beinhalten Export-beschränkungen im Energie-, Transport- und Industriesektor, und umfassen Individual-Sanktionen gegen zahlreiche Einzelpersonen. Bundeskanzler Scholz hat die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am vergangenen Freitag über die Lage in der Ukraine-Krise informiert. Die Länder haben in großer Übereinstimmung deutlich gemacht, dass sie die Position der Bundesregierung und das Vorgehen zur Sanktionierung Russlands unterstützen, und dies gilt ausdrücklich auch für die Freie und Hansestadt Hamburg. Sehr geehrte Damen und Herren, als internationale Stadt sind wir von den Auswirkungen dieses Krieges unmittelbar betroffen. Über 4.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben bei uns in Hamburg. Sie sind in größter Sorge um ihre Familien und Angehörigen und um ihr Heimatland. Sehr geehrte Frau Generalkonsulin Tybinka, im Namen des Senats und der gesamten Stadt möchte ich Ihnen versichern, dass wir großen Anteil nehmen an der Not der Menschen in der Ukraine, die durch den Angriff Russlands Unrecht und großes Leid erfahren. Hamburg steht auf der Seite des Völkerrechts, auf der Seite von Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung in Europa. Frau Generalkonsulin, Hamburg steht in diesen schweren Tagen in größter Solidarität an Ihrer Seite! Die Hilfsbereitschaft der Hamburgerinnen und Hamburger ist überwältigend. Sie spenden und sammeln Hilfsgüter, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Sie sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen. Die Angebote reichen von der Unterbringung über Kinderbetreuung bis hin zu Sportangeboten und Dolmetschertätigkeiten. Einige sind nach Polen und zur ukrainischen Grenze aufgebrochen, um vor Ort zu helfen. Liebe Hamburgerinnen und Hamburger, Ihre Hilfsbereitschaft ist großartig. Allen, die sich engagieren, sage ich im Namen des Senats: Herzlichen Dank für Ihre Hilfe! Die Bundesregierung hat unseren osteuropäischen Nachbarn Unterstützung bei der Aufnahme von Flüchtlingen zugesagt. Hamburg wird sich daran nach Kräften beteiligen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits mehrere Hunderttausend Menschen aus der Ukraine geflohen. Ein Großteil von ihnen befindet sich in unserem Nachbarland Polen. Die Stadt bereitet sich darauf vor, in den kommenden Wochen eine große Zahl an Flüchtlingen aufzunehmen und zu versorgen. Dazu werden die bestehenden Flüchtlingsunterkünfte verstärkt und – wenn es erforderlich ist – kurzfristig neue Kapazitäten geschaffen. Das zentrale Ankunftszentrum in Hamburg-Meiendorf steht rund um die Uhr offen. In einem ersten Schritt wurden über 2.000 Plätze aus der vorhandenen Unterkunftsstruktur zur Verfügung gestellt. Eine staatenübergreifende Regelung zum Aufenthaltsstatus ukrainischer Flüchtlinge, die neben der unmittelbaren Versorgung auch weitergehende Sozialleistungen ermöglicht, soll zeitnah von der EU und der Bundesregierung verabschiedet werden. In diesen schweren Zeiten ist eines klar: Wir werden alles dafür tun, dass die Menschen aus der Ukraine, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt zu uns kommen, in Hamburg eine gute Versorgung und Unterkunft erhalten. Sehr geehrte Abgeordnete, das Ausmaß der Kriegsfolgen lässt sich heute noch nicht absehen. Sie sind auf jeden Fall weitreichend und wir sind als internationale Stadt stark davon betroffen. Es geht um wirtschaftliche Folgen, mögliche Cyber-Attacken und um die Versorgungssicherheit. Der Senat hat einen Krisenstab in der Innenbehörde eingerichtet, der schnelles und konsequentes Handeln in dieser dynamischen Lage ermöglicht. Er hat die Aufgabe, ein aktuelles Lagebild zu den Auswirkungen und Risiken der Ukraine-Krise für Hamburg zu erstellen, Maßnahmen zur Sicherung der Kritischen Infrastruktur und Versorgung der Stadt vorzubereiten und diese – wenn es erforderlich ist – zu koordinieren, und die Fachbehörden und Ämter dabei zu unterstützen, die nötigen Unterbringungs- und Versorgungskapazitäten für Vertriebene aus der Ukraine bereitzustellen. Die Leitung des Krisenstabes ist befugt – auch behördenübergreifend – die erforderlichen Not- oder Ad-hoc-Maßnahmen zu veranlassen. Auf dem Stadtportal hamburg.de wurde eine Übersicht mit Informationen, Erklärungen und Kontakten erstellt, die fortlaufend aktualisiert wird. Die Sicherheitsbehörden beobachten die Lage in der Stadt aufmerksam, insbesondere im Umfeld der Generalkonsulate der Ukraine und Russlands. Die Polizei Hamburg hat die Zahl ihrer Einsatzkräfte, die vorsorglich in Reserve gehalten werden, erhöht. Die Wirtschaftsbehörde hat die Rückwirkungen der Sanktionen und die Folgen des Krieges auf die Hamburger Wirtschaft im Blick. Sie betreffen rund 1.000 Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen in die Ukraine und nach Russland haben. Viele haben sich bereits nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim aus dem russischen Markt zurückgezogen und ihre geschäftlichen Aktivitäten eingestellt. Der Hafen ist naturgemäß von den Exportbeschränkungen in besonderer Weise betroffen. Die städtische HHLA hat gestern bekannt gegeben, dass sie keine Container mehr umschlägt, die aus Russland kommen oder dorthin gehen. Hapag-Lloyd stellt die Liniendienste in die russischen Häfen ein. Als drittgrößter Standort weltweit wird Hamburg auch im Bereich der zivilen Luftfahrt betroffen sein. Airbus und Lufthansa Technik dürfen an russische Firmen keine Flugzeuge oder Flugzeugteile mehr ausliefern und keine Reparaturleistungen mehr erbringen. Allen ist klar: Die jetzt beschlossenen Sanktionen werden auch unsere Wirtschaft und unsere Unternehmen belasten. Aber sie sind sehr effektiv im Widerstand gegen die russische Aggression und müssen deshalb konsequent umgesetzt werden. Hamburgs Energieversorgung ist derzeit nicht akut gefährdet. Die Gasversorgung für die laufende Heizperiode ist sichergestellt, auch wenn die Lieferungen aus Russland eingestellt würden. Die Bundesregierung hat angekündigt, eine nationale Gasreserve aufzubauen und die Speichermengen zu erhöhen. Die Hamburger Umwelt- und Energiebehörde prüft, welche alternativen Energiequellen darüber hinaus mittelfristig verfügbar wären, um potenzielle Ausfälle zu kompensieren. Die Bundesregierung wird die Bürgerinnen und Bürger bei den Energiepreisen, die in den vergangenen Monaten bereits vielfach gestiegen sind, entlasten. Sie hat zudem entschieden, in Wilhelmshaven und Brunsbüttel schnell zwei LNG-Terminals zu bauen, die zunächst Erdgas und später Wasserstoff aufnehmen können. Dies passt zu den Plänen des Senats, in den kommenden Jahren eine leistungsfähige regenerative Wasserstoffproduktion und Wasserstoffwirtschaft in der Metropolregion aufzubauen, um unsere Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe zu verringern und den Klimaschutz voranzubringen. Meine sehr geehrte Damen und Herren, Sie wissen, dass wir im Rahmen unserer Städtepartnerschaft mit St. Petersburg in den vergangenen Jahrzehnten auch über den damaligen eisernen Vorhang im Kalten Krieg hinweg vielfältige zivilgesellschaftliche Beziehungen mit den Menschen in unserer Partnerstadt aufgebaut haben, die uns sehr wichtig sind. Aber die schrecklichen Kriegshandlungen Russlands in der Ukraine erfordern eine klare Botschaft. Deshalb haben wir die Vorbereitungen für die im April geplante Deutsche Woche in St. Petersburg beendet, und ich habe meine aus diesem Anlass geplante Reise nach St. Petersburg abgesagt. Dabei ist mir ein Anliegen sehr wichtig. Unser Protest richtet sich nicht gegen die Menschen in Russland und schon gar nicht gegen unsere Freunde in St. Petersburg, er richtet sich gegen die aggressive Politik der russischen Regierung. Dabei ist es ermutigend zu sehen, in wie vielen russischen Städten – gerade auch in St. Petersburg und Moskau – die Menschen auf die Straße gehen – trotz der Repressionen, die sie fürchten müssen –, dass sie für den Frieden demonstrieren und Präsident Putin auffordern, den Krieg in der Ukraine zu beenden. So sehen es auch viele russische Staatsbürgerinnen und -bürger, die bei uns in Hamburg leben und darauf vertrauen können, dass sie hier sicher sind und wir ihnen weiterhin mit Respekt begegnen. Hamburg bleibt eine weltoffene und liberale Stadt! Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, der Angriff auf die Ukraine ist eine Zäsur von weltpolitischer Bedeutung. Er führt uns vor Augen, was vor allem die jüngeren Generationen kaum noch für möglich gehalten haben: Frieden und Sicherheit in Europa sind keine Selbstverständlichkeit. Mehr als dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer und der Überwindung der früheren Machtblöcke im Kalten Krieg erleben wir einen Rückfall in den internationalen Beziehungen. Militärische Gewalt und ein rücksichtsloser, illegitimer Machtanspruch brechen das Völkerrecht. Das Vorgehen Putins bringt die Ukraine in eine verzweifelte Lage und stellt die demokratische Staatengemeinschaft vor große Aufgaben. Den Angriff auf die Ukraine beantworten wir mit Solidarität und Unterstützung, dem Versuch der Spaltung Europas begegnen wir mit Geschlossenheit, der Repression mit dem Bekenntnis zu Freiheit und Selbstbestimmung. Wir erkennen in der Krise, welchen Stellenwert die europäische Einigung hat. Die Geschlossenheit und Souveränität der Europäischen Union sind unsere größte Stärke. Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern geben wir Präsident Putin eine harte, unmissverständliche Antwort und müssen zugleich die Bereitschaft zum Dialog und zur diplomatischen Deeskalation mit Russland erhalten. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, die Verantwortung der Freien Stadt Hamburg, den Menschen in der Ukraine beizustehen und konsequent für das Völkerrecht, für Frieden und Freiheit in Europa einzutreten. Vielen Dank.

16. Februar 2022

Gedenkfeier 60 Jahre Sturmflut von 1962

Sehr geehrter Herr Weinreich, sehr geehrter Herr Nitzsche, sehr geehrte Frau Pröbstin, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Rettungskräfte, Hilfsorganisationen, der Deichwacht, sehr geehrte Damen und Herren, die Sturmflut im Februar 1962 hat sich tief in das Gedächtnis unserer Stadt eingeprägt. Nur noch wenige können persönlich von ihren damaligen Erlebnissen berichten. Aber sehr viele kennen die Sturmflut von Fotos, aus Filmen oder Erzählungen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Stadtteile haben dramatische Stunden und Tage erlebt. Die Ereignisse bewegen uns bis heute. Die Sturmflut traf die Hamburgerinnen und Hamburger ohne Vorwarnung mitten in der Nacht: Die ersten Deiche brachen um 1 Uhr 15 in Neuenfelde. Gegen 2 Uhr brach in Wilhelmsburg der Deich am Berliner Ufer des Spreehafens. Insgesamt kam es dieser Nacht zu über 60 Deichbrüchen. Am nächsten Morgen war Hamburg in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen. Ein großer Teil des Stadtgebietes war überflutet. Auch der Rathausmarkt stand unter Wasser. Fast 120.000 Menschen wohnten in den betroffenen Gebieten. Tausende mussten evakuiert werden. Viele warteten auf Dächern und Bäumen auf Rettung. 315 Menschen kamen ums Leben. Mehr als 5.000 verloren ihre Wohnung. Wilhelmsburg wurde damals besonders schwer getroffen. 222 Menschen starben, darunter viele Kinder und ältere Menschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich hier viele Hamburgerinnen und Hamburger, die während der Bombardements obdachlos geworden waren, in tief liegenden Behelfsheimen angesiedelt. Da man an den Deichen die Bombenschäden nur mit Kriegsschutt aufgefüllt hatte, sind sie unter den Wassermassen schnell gebrochen. Im „Hamburger Abendblatt“ war damals die Geschichte von Gerhard Rosenzweig zu lesen. Der Wilhelmsburger schildert, wie er von seiner Wohnung im ersten Stock in der Georg-Wilhelm-Straße 5, Ecke Vogelhüttendeich, die Flut vom Spreehafen kommen sah und wie sie alles und alle wegriss. Die Nacht war durchzogen von Hilfeschreien und vom Lärm der Wassermassen, die Autos und Häuser-Trümmer mitrissen. Am nächsten Tag zeigte sich das Ausmaß der Katastrophe: „In den Hinterhöfen hängen Ertrunkene in Bäumen und an Schuppendächern“, berichtet er. Aber Rosenzweig erzählt auch, wie unerschrocken und selbstlos viele Menschen handelten, wie sie ihr eigenes Leben riskierten, um andere zu retten. An Wäscheleinen geklammert gelang es seinen Nachbarn, zwei Menschen zu retten, die sich an einem Brückengeländer festklammerten und drohten, vom Wasser fortgespült zu werden. Die Sturmflut von 1962 hat großes Leid über unsere Stadt gebracht. Sie hat aber auch gezeigt, dass die Hamburgerinnen und Hamburger in der Not zusammenstehen. Der damalige Polizeisenator und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt veranlasste eine beispiellose Rettungsaktion. Über 25.000 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz: Soldaten, Feuerwehrleute und Polizisten Kräfte des Technischen Hilfswerks, der DLRG und anderer Hilfsorganisationen Rettungseinheiten aus dem In- und Ausland Ehrenamtliche und Freiwillige Bürgerinnen und Bürger spendeten Lebensmittel und Kleidung, versorgten die Geretteten mit Trinkwasser und beteiligten sich an den Aufräumarbeiten. Die mutigen Retter und die unzähligen Helferinnen und Helfer sind ein wichtiger Teil der Erinnerung. In Folge dieser Ereignisse hat der Senat den Katastrophenschutz neu organisiert und den Hochwasserschutz verbessert. Die Deiche waren seinerzeit 5 Meter 70 hoch. Heute haben sie eine Höhe von 7 bis 9 Metern und sie werden kontinuierlich weiter verstärkt. Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen üben regelmäßig den Ernstfall. Wenn er eintritt, wie es von Herbst bis Frühjahr bei Sturmfluten regelmäßig der Fall ist, werden die notwendigen Maßnahmen schnell und zuverlässig ergriffen. Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte ist hervorragend – darauf können sich die Hamburger verlassen und dafür danke ich allen Beteiligten im Namen des Senats sehr herzlich! Um die Erinnerung an die Ereignisse im Februar 1962 wach zu halten, entsteht im Museum Elbinsel Wilhelmsburg im Zuge der Sanierung auch eine Dauerausstellung zur Flutkatastrophe. Die Planungen waren nicht einfach, die Finanzierung war lange offen. Aber seit Beginn dieser Woche gibt es eine Einigung, sodass noch in diesem Jahr mit den bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen werden kann. Viele Wilhelmsburger engagieren sich hierfür – herzlichen Dank dafür. Sehr geehrte Damen und Herren, die schlimme Flut im Ahrtal im vergangenen Sommer hat auch die Erinnerung an die Hamburger Sturmflut von 1962 wachgerufen. Damals wie heute ist es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger zusammenstehen, wenn es darauf ankommt. Solidarität und Hilfsbereitschaft haben in Hamburg eine lange Tradition, auf die wir stolz sein können, und die uns die Gewissheit geben, dass wir für die Zukunft gut gewappnet sind. Vielen Dank.

11. Januar 2022

Fünf Jahre Elbphilharmonie

Sehr geehrter Herr Lieben-Seutter, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Jubiläumsgäste, Geimpfte und Genesene, geboostert und getestet – es sind schon schwere Zeiten für dieses Jubiläum. Aber als am 11. Januar 2017 die Elbphilharmonie eröffnet wurde, war das Wetter auch stürmisch. In Teilen Deutschlands hatten Schnee und Eis den Verkehr lahmgelegt. Ein Flieger mit zwei wichtigen Gästen aus Berlin hatte Verspätung, der Beginn des Eröffnungskonzerts verzögerte sich. Für die Elbphilharmonie aber war das schwere Wetter vorbei. Ihre Entstehungsgeschichte war schwierig und konfliktreich. An diesem Abend vor fünf Jahren wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Freude über das neue Hamburger Wahrzeichen, die herausragende Akustik, die einzigartige Architektur am Hafen und das Programm, die Freude überstrahlte alles. Und auch heute, fünf Jahre später, ist jedes Konzert ein besonderes Erlebnis. Die Elbphilharmonie begeistert das Publikum und die Künstlerinnen und Künstler gleichermaßen. Mehr als 14 Millionen Menschen haben seit der Eröffnung ein Ticket für die Plaza erworben, drei Millionen ein Konzert besucht. Das Programm aus Klassik, Jazz, Pop und Crossover ist erstklassig und findet großen Anklang. Die Elbphilharmonie hat Hamburg verändert. Unsere Stadt gilt als Tor zur Welt. Die Elbphilharmonie ist ein Tor zu Hamburg geworden. Sie zieht Gäste an aus der ganzen Welt, hat uns als Kulturstadt international bekannt gemacht und neuen Schwung gegeben. Hamburg hat eine vielfältige Musik- und Kulturlandschaft. Oper und erstklassige philharmonische Orchester sind hier genauso zuhause wie Jazzfestivals und die Clubs rund um die Reeperbahn. In dieser Vielfalt ist die Elbphilharmonie ein Leuchtturm mit besonderer Strahlkraft. Zugleich fügt sie sich ein und verbindet Einrichtungen und Menschen. Der Kontakt mit anderen Institutionen ist vielfältig: Mit den Musikclubs genauso wie mit anderen großen Kultureinrichtungen, den Deichtorhallen, dem Kulturzentrum Kampnagel und aktuell mit dem Museum für Kunst und Gewerbe. Die „Elphi“ ist ein Konzerthaus für alle: für die Hamburgerinnen und Hamburger und für internationale Gäste, für Menschen mit viel und wenig Musikerfahrung, mit großem und kleinem Budget und auch für Kinder und Jugendliche, die hier auf besondere Weise an die Musik herangeführt werden. Jedes Jahr nehmen etwa 10.000 Schülerinnen und Schüler an musikpädagogischen Workshops teil – das ist einmalig in Deutschland. In der Nähe der Landungsbrücken am Eingang zur HafenCity steht die Elbphilharmonie für die maritime Tradition und den Aufbruch Hamburgs ins 21. Jahrhundert. Meine Damen und Herren, einer der Gäste, die sich damals verspätet hatten, war Bundespräsident Joachim Gauck. Er hat in seiner Eröffnungsrede vor fünf Jahren dazu aufgerufen, den neuen Schwung im musikalischen Angebot zu behalten und die vielen Möglichkeiten des Konzerthauses zu nutzen. Nach fünf Jahren können wir sagen: Es ist gelungen. Vielen Dank Herr Lieben-Seutter an Sie und Ihr Team, die Elbphilharmonie hat ihr Versprechen gehalten. Sie ist zu dem geworden, was Joachim Gauck sich im Januar 2017 erhofft hatte: „das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole und ein Juwel der Kulturnation Deutschland“. Im Namen des Senats danke ich allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, und sage: Herzlichen Glückwunsch zum 5-jährigen Jubiläum und alles Gute für die Zukunft!

22. November 2021

Senatsempfang 50 Jahre Zeit-Stiftung

Sehr geehrte Herr Professor Göring, sehr geehrte Frau Professor König, sehr geehrte Ehrenbürgerin Frau Dr. Boie, sehr geehrte Abgeordnete und Mitglieder des Konsularischen Korps, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang zum 50. Jubiläum der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Die ZEIT-Stiftung ist sehr präsent in unserer Stadt. Das Bucerius Kunst-Forum und die Bucerius Law School sind ihre bekanntesten und sichtbarsten Projekte. Ihre Arbeit geht aber weit darüber hinaus und reicht in viele Stadtteile und viele Bereiche unserer Stadtgesellschaft hinein. Seit ihrer Gründung 1971 hat sie mehr als 2.500 Projekte auf den Weg gebracht. Sie fördert Wissenschaft und Forschung und unterstützt Kinder und Jugendliche in den Phasen, in denen die Weichen für ihren weiteren Bildungsweg gestellt werden. Das ist ein wichtiger Beitrag in einer Stadt, in der alle eine gute Bildung und gute Chancen für sich im Leben erhalten sollen. Zur Förderung von Kunst und Kultur kooperiert die ZEIT-Stiftung mit der Kunsthalle, dem Museum für Kunst und Gewerbe, der Elbphilharmonie, dem Literaturhaus und dem Thalia-Theater. In verschiedenen Veranstaltungsreihen organisiert sie den Austausch zu grundlegenden Themen unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens, um die Trends unserer Zeit zu begleiten und mitzugestalten. Mit dem Bucerius Lab hat sie zum Beispiel ein Forum geschaffen, das sich mit dem digitalen Wandel auseinandersetzt, mit der Beziehung von Stadt und Land und mit der Zukunft der Arbeit. Anfang November wurden zum sechsten Mal die „Free Media Awards – Supporting Independent Journalism in Eastern Europe“ verliehen, um Journalistinnen und Journalisten zu würdigen, die trotz vieler Repressionen über Missstände in ihren Ländern berichten. Damit setzt die ZEIT-Stiftung von der Medienstadt Hamburg aus ein wichtiges Zeichen für die Pressefreiheit in Europa. Meine Damen und Herren, die ZEIT-Stiftung leistet mit ihrer Arbeit seit 50 Jahren einen großen Beitrag für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft. Ihr Wirken orientiert sich bis heute an den beiden Stifterpersönlichkeiten Ebelin und Gerd Bucerius und ihren hanseatischen Werten: liberal, weltoffen und dem Gemeinwohl verpflichtet. Meine Damen und Herren, die ZEIT-Stiftung ist mit ihrem Kapital von rund 800 Mio. Euro eine starke Säule der Stiftungslandschaft Hamburgs, die deutschlandweit einzigartig ist. In einer Stadt, die immer frei und unabhängig war, die sich deshalb aber auch nie auf die Unterstützung eines Kaisers, Königs oder Herzogs verlassen konnte, gab es immer dieses Bewusstsein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selbst um ihre Angelegenheiten kümmern und dass sie sich selbstverständlich auch für das Gemeinwohl einsetzen. Das Engagement in Kunst und Kultur, in Erziehung und Bildung, in Wissenschaft und Forschung, der Einsatz für alle, die es schwerer haben im Leben, das alles hat in Hamburg eine lange Tradition, auf die wir sehr stolz sind. Sehr geehrter Herr Professor Göring, eine Stiftung an sich arbeitet nicht, es sind Menschen, die in, für und mit der Stiftung arbeiten. Stellvertretend für alle, die das in den zurückliegenden Jahrzehnten haupt- und ehrenamtlich getan haben, möchte ich Ihnen, Herr Göring, im Namen des Senats sehr herzlich danken. Als geschäftsführendes Mitglied und Vorsitzender des Vorstands haben Sie die Entwicklung der ZEIT-Stiftung in den vergangenen 24 Jahren maßgeblich mitgestaltet. Ich wünsche Ihnen und allen, die sich für die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius engagieren, weiterhin alles Gute, viele neue Ideen, viel Erfolg und auch Freude bei Ihrer wichtigen Arbeit. Herzlichen Glückwunsch zum 50. Jubiläum!

15. November 2021

Senatsempfang Hannelore-Greve-Literaturpreis 2020

Sehr geehrter Herr Dr. Modick, sehr geehrte Frau Greve, sehr geehrte Frau Witt, sehr geehrter Herr Eilert, sehr geehrter Herr Doyen, sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Hannelore-Greve-Literaturpreises 2020 und vielen Dank für die musikalische Einstimmung mit George Gershwin! Die Hamburger Ehrenbürger Hannelore Greve und ihr verstorbener Ehemann Helmut Greve zählen zu den bedeutendsten Stiftern in Deutschland. Ganz besonders haben sie sich um ihre Heimatstadt Hamburg verdient gemacht, wo sie zahlreiche Bauwerke, wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen und Projekte gefördert haben und auch weiterhin unterstützen. Der Hannelore-Greve-Literaturpreis wird seit 2004 für „herausragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Literatur“ vergeben. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern zählen Siegfried Lenz, Ulla Hahn und Herta Müller, deren Werke über den deutschsprachigen Raum hinaus sehr breit rezipiert und geschätzt werden. In den vergangenen fast 20 Jahren hat der Hannelore-Greve-Literaturpreis einen exzellenten Ruf erworben und Hamburg als Kulturmetropole international bekannter gemacht. Er trägt dazu bei, dass Literatur auch im digitalen Zeitalter ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Austausches bleibt, dass man über sie spricht und schreibt, dass sie nicht nur im stillen Lese- oder Schreibzimmer stattfindet. Der Erfolg des Hamburger Harbour Front Literaturfestivals, das kürzlich zu Ende ging, hat erneut gezeigt, dass es ein großes Interesse gibt, Literatur auch live zu erleben und Autorinnen und Autoren persönlich zu begegnen. Sehr geehrte Damen und Herren, 2020 ging der Hannelore-Greve-Literaturpreis an den Oldenburger Schriftsteller Klaus Modick. Corona-bedingt konnte die festliche Preisverleihung nicht stattfinden, deshalb holen wir sie heute nach. Klaus Modick hat in vier Jahrzehnten ein umfangreiches Werk aus Romanen und Geschichten geschaffen. Hinzu kommen Essays, Herausgeberschaften und Übersetzungen namhafter amerikanischer Autoren. 2015 ist ihm mit dem Roman „Konzert ohne Dichter“ über die schwierige Freundschaft zwischen dem Maler Heinrich Vogeler und dem Dichter Rainer Maria Rilke in Worpswede ein Bestseller gelungen. Aber auch davor hat Klaus Modick schon eine breite Leserschaft gefunden. Seine Bücher sind nicht nur anspruchsvoll, sie sind auch unterhaltsam. Anschaulich, anteilnehmend und mit sprachlicher Leichtigkeit nähert er sich seinen Figuren und anderen Zeiten. Dabei lässt er sich von der eigenen Biografie, von Gemälden, Musikstücken und anderen Künstlerpersönlichkeiten inspirieren. In der Jury-Begründung heißt es: „Modick ist ein wortgewaltiger Schreiber, seine Wortmalereien sind ein ästhetischer Genuss. Der Autor spielt auf verschiedenen Bühnen und verbindet Ernsthaftigkeit mit Können. Er benutzt in seinen Romanen und Essays äußere Anlässe, um dann in die Tiefe zu gehen.“ Klaus Modick lebt nach mehreren Aufenthalten in den USA seit über 20 Jahren wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Lieber Herr Modick, wer Oldenburg kennt, kann diese Entscheidung gut nachvollziehen. Seine literarische Begabung hat Klaus Modick aber in Hamburg entwickelt. Hier hat er in den 70er Jahren Germanistik, Geschichte und Pädagogik studiert und über Lion Feuchtwanger promoviert, den Autor von „Jud Süß“. Hier hat Klaus Modick 1984 mit der Novelle „Moos“ debütiert und auch 1986 seinen ersten Literaturpreis erhalten. Mit der Verleihung des Hannelore-Greve-Literaturpreises für sein Lebenswerk schließt sich der Kreis heute wieder in Hamburg. Sehr geehrter Herr Modick, ich freue mich, dass wir die Preisverleihung heute nachholen können und dass Sie zu diesem Anlass ins Rathaus gekommen sind. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum Hannelore-Greve-Literaturpreis 2020! Vielen Dank.

26. Oktober 2021

Senatsempfang Verleihung des Hamburger Stiftungspreises 2021

Sehr geehrter Herr Dr. Passarge, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Stiftungen, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Rathaus zur Verleihung des Hamburger Stiftungspreises 2021. Zum achten Mal zeichnen der Senat und die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ Hamburger Stiftungen aus, die sich in besonderer Weise für unsere Stadt und das Gemeinwesen engagieren. Der Stiftungspreis soll ihre Arbeit würdigen und unterstützen. Er kann außergewöhnliche Projekte bekannter machen und dadurch andere motivieren, selbst aktiv zu werden. 37 Bewerbungen sind in diesem Jahr eingegangen, sechs davon haben es in die engere Auswahl geschafft. Drei davon können heute nur ausgezeichnet werden, aber alle sechs sind bemerkenswert. Die Albertinen-Stiftung bewarb sich mit dem Projekt „Familienlotsin“, das es seit 2018 am Albertinen-Krankenhaus gibt. Die Familienlotsinnen unterstützen junge Frauen und Familien, die mit der Geburt eines Kindes in eine schwierige Lage geraten. Mit viel Wissen und Erfahrung bieten sie Beratung, vermitteln spezielle Betreuungsangebote, helfen bei Formalitäten und auch mal bei der Wohnungssuche. Besonders wenn Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung zur Welt kommen, ist dies für die Eltern oft schwer. Die Freude über die Geburt des Kindes verbindet sich mit der Unsicherheit, ob man der besonderen Verantwortung gewachsen ist. Die Stiftung Kinderlotse hilft dann nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und begleitet die Familien beim Start in den neuen Alltag. Dazu gehören die sozialmedizinische Nachsorge, ein Pflegetraining und der Erfahrungsaustausch mit anderen Familien. In Hamburg-Hamm betreibt die Stiftung sogar eine eigene Kita für schwer und chronisch kranke Kinder. Die Stiftung „Children for tomorrow“ hat sich mit dem Projekt „HonigHelden!“ um den Stiftungspreis beworben. Es richtet sich an Grundschulkinder mit Flucht-Erfahrungen und hilft ihnen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und psychische Folgeerkrankungen zu vermeiden. Neben der individuellen Betreuung integriert „HonigHelden!“ therapeutische Kunst-, Musik- und Bewegungskurse in den Schulalltag und erreicht auf diese Weise Kinder, die sonst durch das Versorgungssystem fallen könnten. An sieben Hamburger Schulen und Einrichtungen sind die „HonigHelden!“ bereits im Einsatz. Die Angebote der Stiftung „Generationen-Zusammenhalt“ haben ältere Menschen im Blick. Mit den „KulturistenHoch2-Digital“ und „DigitalHoch2smart“ setzt sich die Stiftung dafür ein, die digitale Teilhabe älterer Menschen zu stärken. In vielen Familien zeigen die Kinder und Enkelkinder der älteren Generation, was heute alles digital möglich ist. Wer ein solches Umfeld nicht hat, findet bei der Stiftung Unterstützung. Aus der Kultur haben es in diesem Jahr zwei Projekte in die Finalrunde geschafft. Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden bewirbt sich mit dem „Geschichtomat“, einem Schülerprojekt zur Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Hamburg. Junge Leute entdecken dabei das jüdische Leben in ihrem Stadtteil und produzieren Filme, Fotos und Texte. Daraus entsteht nach und nach eine digitale Stadtkarte, die die vielen Facetten jüdischen Lebens in Hamburg zeigt. Bislang finden sich darin schon über 200 Einträge. Damit leistet der „Geschichtomat“ einen wichtigen Beitrag für die Vielfalt und Verständigung in unserer Stadt. Die „Stiftung Johann Sebastian“ setzt sich seit über 15 Jahren für den Wiederaufbau der Orgel in der Hauptkirche St. Katharinen ein. Im 18. Jahrhundert zählte die Orgel zu den berühmtesten ihrer Art in Europa. Mit Hilfe vieler kleiner und großer Spenden konnte die Orgel nach alten Plänen und mit originalen Pfeifen wiederhergestellt werden. Derzeit fehlt noch ein Teil der Schnitz-Dekorationen am Gehäuse, für die es weitere Mittel braucht. Dieses Projekt und die Orgel St. Katharinen passen gut zu Hamburg, das als „Welthauptstadt der Kirchenmusik“ gilt und international große Anerkennung in der Orgelmusik findet. Meine Damen und Herren, jedes dieser Projekte hätte den Hamburger Stifterpreis verdient. Das Kuratorium stand aber vor der schwierigen Aufgabe, aus den sechs Finalisten drei Projekte auszuwählen. Wir sind sehr gespannt, wie die Entscheidung ausgefallen ist. Sehr geehrte Frau Wahdat, Sie haben das Kuratorium in diesem Jahr bei der Auswahl unterstützt. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich, denn Sie unterstützen damit die wichtige Arbeit der zahlreichen Stiftungen in unserer Stadt. Das Engagement in Kunst und Kultur, in Erziehung und Bildung, in Wissenschaft und Forschung, der Einsatz für unser Gemeinwesen, für alle, die es schwerer haben im Leben, das alles hat in Hamburg eine lange Tradition, auf die wir sehr stolz sind. In einer Stadt, die immer frei und unabhängig war, die sich deshalb aber auch nie auf die Unterstützung eines Kaisers, Königs oder Herzogs verlassen konnte, gab es immer dieses Bewusstsein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selbst um ihre Angelegenheiten kümmern und dass sie sich selbst-verständlich auch für das Gemeinwohl einsetzen. Mit mehr als 1.400 Stiftungen ist Hamburg die Stiftungshauptstadt in Deutschland. Die Gesamtsumme des in Hamburg verwalteten Stiftungskapitals beträgt rund 10 Milliarden Euro. Mit ihren Ideen und Initiativen bereichern die Stiftungen unsere Stadtgesellschaft. Sie bieten Hilfe und Unterstützung, die über die staatlichen Möglichkeiten, Zuständigkeiten und Strukturen hinausgehen. Für unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt ist das eine so wichtig wie das andere. Sehr geehrte Damen und Herren, im Namen des Senats bedanke ich mich – stellvertretend für alle – sehr herzlich bei den hier anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der Hamburger Stiftungen für ihr Engagement und ihre Arbeit. Vielen Dank auch an die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ und alle Mitglieder des Kuratoriums – insbesondere an Frau Dr. Back, die kurzfristig für Herrn Dr. Dittmer eingesprungen ist. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Hamburger Stiftungspreis 2021!

18. Oktober 2021

Senatsempfang für die Evangelische Stiftung Alsterdorf anlässlich des 200. Geburtstags von Pastor Sengelmann

Sehr geehrter Herr Dr. von Trott, sehr geehrter Herr Kruschinski, sehr geehrter Ehrenbürger Herr Professor Otto, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 200. Geburtstags von Heinrich Matthias Sengelmann. Diesen besonderen Anlass feiern wir aufgrund der Corona-Pandemie nachträglich, denn das genaue Geburtsdatum von Pastor Sengelmann ist der 25. Mai 1821. Ihm hätte diese Verschiebung des Termins für eine echte Feier in Präsenz vermutlich gefallen, denn er legte Wert auf persönliche Begegnungen. Und auch sein großes Werk, die Gründung der heutigen Evangelischen Stiftung Alsterdorf, ist auf eine solche zurückzuführen. Für Heinrich Matthias Sengelmann wurde die Begegnung mit Carl Koop zu einem Schlüsselmoment – ein Junge, der sich in schlimmer Armut befand und trotz geistiger Behinderung völlig sich selbst überlassen war. Es war die Zeit der Industrialisierung. Viele Menschen kamen damals nach Hamburg, um Arbeit zu finden. Die Bevölkerung wuchs, Wohnungen waren knapp. Im Gängeviertel und rund um den Michel, wo der junge Pastor Sengelmann tätig war, entstanden Elendsquartiere, in denen sich Krankheiten ausbreiteten. Kinder wurden zur Arbeit statt zur Schule geschickt. Wer mit einer Behinderung in dieser Welt lebte und nicht mithalten konnte, fand in den Familien oder in der Nachbarschaft keine Unterstützung. Sengelmann startete einen Spendenaufruf und kaufte mit dem Erlös und privaten Mitteln ein kleines Fachwerkhaus auf dem Land in der Nähe von Alsterdorf. Dort zog er am 19. Oktober 1863 als Betreuer mit vier geistig behinderten Jungen ein. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Sengelmann hat die Sicht auf Menschen mit Behinderung und ihre Entwicklungsmöglichkeiten grundlegend verändert. Er war überzeugt, dass man selbst mit schweren Einschränkungen lernen und eine sinnvolle Tätigkeit ausüben kann. Menschen mit Behinderungen sollten nicht nur versorgt werden, sondern eine Schulbildung erhalten, handwerkliche Fähigkeiten erlernen und dadurch eigenständiger leben können. So viel Fürsorge wie nötig, so viel Selbstbestimmung wie möglich – dieser Grundsatz prägt die Arbeit der Stiftung Alsterdorf bis heute. Sengelmann entwickelte Modelle, wie sich soziale Arbeit finanzieren lässt, engagierte sich für den wissenschaftlichen Austausch und gründete ein Forum für die fachübergreifende Zusammenarbeit. Als erster Pastor war er übrigens kurzzeitig Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Außerdem war er bestens vernetzt und ging die Dinge pragmatisch an. Er wusste Gelder zu akquirieren, größere Projekte zu planen und umzusetzen. In Alsterdorf baute er Schulen, Wohngebäude, Werkstätten und Anlagen für Gartenbau und Landwirtschaft. Das war der Beginn der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, die heute die größte Einrichtung für behinderte Menschen in Deutschland ist. Wie viele große Institutionen in Deutschland ist auch die Stiftung Alsterdorf verstrickt in schlimme Ereignisse während des Nationalsozialismus, die sie aufarbeitet und die in einem harten Kontrast stehen zu den Zielen und der Haltung Sengelmanns. Auf die heutige Arbeit der Stiftung wäre der Gründer vermutlich stolz: auf die Arbeit der Kitas und Schulen, Kliniken und Pflegedienste, Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen an insgesamt 180 Standorten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Das Alsterdorfer Fachwerkhaus aus den Gründungstagen steht noch immer. In seiner Nachbarschaft am Alsterdorfer Markt ist ein europaweit beispielhaftes Modellquartier für soziale Integration entstanden. Aus einer ursprünglichen geschlossenen Anstalt an der Sengelmannstraße wurde ein für alle offenes Quartier. Ein barrierefreier Treffpunkt mit Läden, Gastronomie, Wochenmarkt und Kultur, der die Menschen der benachbarten Stadtteile und der Alsterdorfer Einrichtungen gleichermaßen anspricht und zeigt, wie Inklusion im Alltag praktisch gelingen kann. Integration und Teilhabe sind heute ein grundlegender Bestandteil der Hamburger Stadtteilentwicklung. In allen Quartieren achten wir auf Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, sorgen für Wohnungen mit Unterstützungsangeboten und Treffpunkte, an denen Menschen mit und ohne Assistenzbedarf zusammenkommen. Damit Teilhabe im Alltag gelingt, muss es Angebote geben, die es leicht machen, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe begegnen. Einen Beitrag dazu leistet zum Beispiel die Hamburger Veranstaltungsreihe „Zeit für Inklusion“: noch bis zum 14. Dezember laden Vereine, Kultureinrichtungen und Stadtteil-treffpunkte zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten ein. Hamburg setzt sich in allen gesellschaftlichen Bereichen für die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung ein: am Arbeitsplatz, in den Schulen, in Sport- und Freizeiteinrichtungen, im Öffentlichen Nahverkehr und bei digitalen Angeboten. Dabei wird die Stadt von der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen unterstützt – am 1. Oktober hat Ulrike Kloiber dieses wichtige Amt übernommen. Seit März dieses Jahres wird der Hamburger Plan zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention aktualisiert und fortgeschrieben. Alle Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, ihre Erfahrungen einzubringen und Vorschläge zu machen, wie Hamburg noch barrierefreier und inklusiver werden kann. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf unterstützt die Entwicklung inklusiver Quartiere, erprobt neue Wohnformen und trägt maßgeblich dazu bei, dass Menschen im Rahmen des Hamburger Eingliederungsmodells in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Sie ist damit eine wichtige Partnerin der Stadt bei der Umsetzung der „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“. Sehr geehrte Damen und Herren, der 200. Geburtstag von Heinrich Matthias Sengelmann erinnert daran, wie lang der Weg war, bis die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung als selbstverständlich anerkannt wurde. Auf diesem Weg haben sich seit der Zeit von Pastor Sengelmann viele Menschen persönlich eingesetzt und mitgewirkt. Ich danke der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement. Im Namen des Senats und der gesamten Stadt sage ich: herzlichen Glückwunsch zum 200. Geburtstag von Heinrich Matthias Sengelmann!

10. September 2021

Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2021

Sehr geehrter Herr Dr. Dittmer, sehr geehrte Frau Professorin Grey, sehr geehrte Frau Generalkonsulin, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2021 und zur ersten größeren feierlichen Veranstaltung dieser Art nach Beginn der Corona-Pandemie. Dass dieser Preis in Hamburg verliehen wird, freut mich jedes Mal sehr. Denn es ist eine große Ehre für unsere Stadt, die selbst eine große Ambition für exzellente Wissenschaft und Forschung hat, Europas beste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei uns im Rathaus zu begrüßen. Die Arbeit der diesjährigen Preisträgerin ist darüber hinaus auch inhaltlich von größter Bedeutung für eine Metropole wie Hamburg, in der wir die Herausforderungen der Zukunft aktiv angehen und uns deshalb mit aller Kraft für den Klimaschutz einsetzen. Dabei geht es um einen Transformationsprozess von historischer Dimension, der alle Lebensbereiche betrifft: die Mobilität und Logistik, den Gebäudesektor, die privaten Haushalte, die Wirtschaft und Industrie. Die Forschung von Clare Grey trägt dazu bei, fossile Energieträger – Erdöl, Erdgas, Kohle – durch regenerative Energie zu ersetzen, die in Form von Wind-, Solar- und Wasserkraft im ersten Schritt immer zu elektrischem Strom führen, der in vielfältiger Form genutzt, der aber dafür eben oft auch zwischengespeichert werden muss. Clare Greys Forschung zielt darauf ab, elektrische Energie effizient und nachhaltig zu speichern. Mit ihr ehrt die Körber-Stiftung eine weltweit führende Forscherin in der Material- und Elektrochemie, die mit ihrer Arbeit die Batterieentwicklung revolutioniert hat. Schon während des Studiums in Oxford hat sie sich damit beschäftigt, wie man elektrische Energie effektiver und umweltfreundlicher speichern kann. Die Kernspinresonanz-Technologie, die wir in der Medizin als hochauflösendes bildgebendes Verfahren für biologisches Gewebe kennen, wendet sie auf die Untersuchung von Festkörpern an. Bereits in der Bachelorarbeit beschäftigte sie sich 1987 mit dieser Methode, um in das Innere von Batterien zu schauen und im laufenden Betrieb zu beobachten, wie die Atome sich beim Auf- und Entladen verhalten. Auf der Grundlage ihrer Forschungsergebnisse konnte die Leistung moderner Lithium-Ionen Batterien wesentlich gesteigert werden. Dies hat dazu geführt, dass Handys handlich wurden, moderne Hörgeräte kaum noch sichtbar sind und – da sind wir beim Thema von eben – dass Elektromobilität im Straßenverkehr eingesetzt werden kann. Mit ihrer Promotion 1991, während ihrer Forschungstätigkeit in den USA und seit 2009 als Professorin an der Universität Cambridge hat Clare Grey das NMR-Verfahren weiterentwickelt. Die Optimierung der Lithium-Ionen Batterie durch ihre Forschung hat zu einem enormen technologischen Fortschritt geführt. Clare Grey arbeitet jetzt daran, eine neue Generation nachhaltiger Batterien zu entwickeln. Allein in Deutschland müssen heute jährlich etwa 1,5 Milliarden Batterien und Akkus – von der kleinen Zelle bis zum Elektro-Antrieb – nach Ende ihrer Nutzungsdauer wieder entsorgt werden. Mit ihrer Forschung will sie dazu beitragen, die Alterung von Batterien zu verlangsamen, die Ladezeiten zu verkürzen, die Energiedichte zu erhöhen und das bislang verwendete Lithium durch andere Elemente wie Natrium oder Silizium zu ersetzen. Meine Damen und Herren, die Arbeit von Clare Grey zeigt, wie bedeutsam die Grundlagenforschung für die Entwicklung neuer Technologien ist und welche Bedeutung dabei die Aufklärung von Strukturen und Wechselwirkungen auf molekularer und atomarer Ebene hat. Um den Technologietransfer zu beschleunigen, wollen wir deshalb in Hamburg in der Science City Bahrenfeld die Forschung des Deutschen Elektronen Synchrotron zur Struktur und Funktion von Materie und andere naturwissenschaftliche Grundlagenforschung zusammenbringen mit innovativen Unternehmen und Startups. Denn wir brauchen Innovation und technologischen Fortschritt, um den Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft voranzubringen oder – um es mit einfachen Worten zu sagen – um das Leben der Menschen in Einklang zu bringen mit dem Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Meine Damen und Herren, ich bin überzeugt, dass wir auf diesem Weg schneller vorankommen, wenn wir in Europa zusammenarbeiten, wenn wir Wissen und Erfahrungen austauschen, Kräfte bündeln und gemeinsame Strategien entwickeln. Hamburg kooperiert deshalb in vielen Feldern mit anderen Metropolen in Europa, mit London, Paris, Helsinki und Kopenhagen, mit Lissabon, Marseille und Genua. Die Zusammenarbeit in Europa ist auch ein Anliegen der heutigen Preisträgerin, die sich als Mitglied der europäischen Wissenschaftsgesellschaft „Academia Europaea“ engagiert. Sehr geehrte Frau Professorin Grey, ich hoffe, der Preis und das Preisgeld helfen ihnen dabei, Ihre Forschungsarbeit erfolgreich fortzusetzen und weitere Fortschritte zu machen bei der Entwicklung leistungsfähiger und umweltfreundlicher Batterien. Mit Ihrer Arbeit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für die Energiewende und den weltweiten Klimaschutz. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich im Namen des Hamburger Senats zum Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2021! Vielen Dank.

10. September 2021

Gedenken 11. September

Sehr geehrter Herr Generalkonsul, sehr geehrte Frau Elbow, sehr geehrte Frau Steinborn, sehr geehrte Damen und Herren, am 11. September 2001 kamen bei den Terror-Anschlägen in New York, Washington, D.C., und Pennsylvania fast 3.000 Menschen ums Leben, mehr als 6.000 wurden verletzt. Dieser Tag hat die Welt verändert. Dass Passagierflugzeuge als Waffe eingesetzt werden, hat das Sicherheitsempfinden der Menschen erschüttert, in den USA, in Deutschland und vielen anderen Staaten. Der 11. September hat uns die Bedrohung durch Terrorismus und religiösen Fundamentalismus neu bewusst gemacht. In der Innen- und Sicherheitspolitik und in den internationalen Beziehungen sind die Folgen bis heute spürbar. Nicht zuletzt in der dramatischen Lage in Afghanistan, wo es bis heute nicht gelungen ist, Demokratie, Freiheit und ein sicheres Leben für die Menschen zu erreichen. Die Anschläge in den USA haben auch die Hamburgerinnen und Hamburger tief getroffen: Die schlimmen Bilder von Tod und Zerstörung und die Erkenntnis, dass einige der Attentäter aus Hamburg kamen, unter uns gelebt, und von hier aus ihre schrecklichen Taten geplant haben. Die ganze Stadt trauerte mit den USA, das öffentliche Leben stand still. Viele Bürgerinnen und Bürger brachten Blumen und Kerzen zum amerikanischen Generalkonsulat. Auf dem Rathausmarkt kamen 20.000 Menschen zusammen, um der Toten zu gedenken und sich solidarisch zu zeigen. Der damalige Erste Bürgermeister Ortwin Runde sprach der damaligen Generalkonsulin Susan Elbow im Namen aller Bürgerinnen und Bürger sein Mitgefühl aus und sagte: „Hamburg steht fest zu seinen amerikanischen Freunden und Partnern.“ Was der 11. September nicht verändert hat: Heute wie vor 20 Jahren sind die USA einer der wichtigsten Verbündeten Europas. Die transatlantische Partnerschaft ist eine wesentliche Säule der deutschen Außenpolitik und der multilateralen Zusammenarbeit. Hamburg hat seit Jahrhunderten über den Handel und den Hafen eine besonders enge Verbindung zu Amerika. Das heutige Generalkonsulat war die erste Vertretung der USA auf deutschem Boden. Mit unserer Partnerstadt Chicago pflegen wir einen vielfältigen Austausch in Wirtschaft, Kultur, Bildung und Wissenschaft. Wir setzen uns aktiv ein für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, durch die Zusammenarbeit mit guten Partnern wie dem US-Generalkonsulat und der Stadt Chicago. Mit der Gedenktafel, die wir heute enthüllen, gedenken wir der Opfer der Anschläge vom 11. September und bekräftigen unsere große Anteilnahme und Solidarität. Wir wollen ein klares Zeichen setzen für die Verbundenheit und Freundschaft unserer Stadt mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Herzlichen Dank

23. August 2021

Senatsempfang „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Sehr geehrter Herr Landesrabbiner, sehr geehrter Herr Stricharz, sehr geehrter Herr Kovacs, sehr geehrter Herr Steinig, sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, meine sehr geehrten Damen und Herren, im Namen des Senats begrüße ich Sie sehr herzlich im Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des Festjahres „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Die frühesten Spuren jüdischen Lebens in unserer Stadt finden sich im ausgehenden 16. Jahrhundert. Die ersten Hamburger Juden stammten aus Portugal: Sie waren Kaufleute mit guten Handelskontakten in alle Welt und bekamen 1612 vom Senat das Aufenthaltsrecht. Jüdische Hamburgerinnen und Hamburger haben viel zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Der Bankier und Mäzen Salomon Heine stellte zum Beispiel die finanziellen Mittel bereit, damit Hamburg nach dem Großen Brand 1842 schnell wieder aufgebaut werden konnte. Er wurde dafür zwar zum Ehrenmitglied der Patriotischen Gesellschaft ernannt, erhielt aber nie einen offiziellen Dank der Stadt. Auch das Bürgerrecht konnte er nicht erwerben, denn das war für Juden erst ab 1849 möglich, fünf Jahre nach seinem Tod. Mit der Verfassungsreform von 1860 wurden Jüdinnen und Juden rechtlich gleichgestellt. Vorbehalte gegenüber jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgen gab es jedoch weiterhin. So machte Albert Ballin als jüngster Generaldirektor die HAPAG zur größten Reederei der Welt. In der Hamburger Gesellschaft wurde er aber nicht zuletzt wegen seiner jüdischen Identität nie ganz akzeptiert. Benachteiligung, Ausgrenzung und offener Antisemitismus gipfelten zwischen 1933 und 1945 in den Verbrechen an Menschen jüdischen Glaubens, die vom nationalsozialistischen Deutschland ausgingen. Mitte der 1930er Jahre lebten etwa 20.000 Jüdinnen und Juden in Hamburg – 1945 waren es noch rund 600. Zu den Opfern der Schoah gehörten die erste Germanistik-Professorin Deutschlands, Agathe Lasch, und der Rektor der Talmud-Tora-Realschule und Hamburger Oberrabbiner Joseph Carlebach. Beide wurden in Riga ermordet. Angesichts des großen Unrechts und des Leids, das Jüdinnen und Juden auch in Hamburg erlebt haben, ist es umso bemerkenswerter, dass schon im Juli 1945 Überlebende wieder eine jüdische Gemeinde in unserer Stadt gründeten. Mit großer Kraft und Entschlossenheit haben sie neue Strukturen und eine neue Gemeinschaft für ihren Glauben geschaffen. Ihnen und zahlreichen weiteren jüdischen Hamburgerinnen und Hamburgern, die zurückgekehrt sind, haben wir viel zu verdanken: Etwa dem späteren Ersten Bürgermeister Herbert Weichmann, der zukunftsweisende Projekte umgesetzt hat wie den Ausbau des Hafens für die Containerschifffahrt, die Planung der Köhlbrandbrücke und den Bau des CCH. Oder Esther Bejarano, von der wir erst kürzlich Abschied genommen haben. Sie lebte seit den 60er Jahren in Hamburg und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, öffentlich über die Schrecken des Nazi-Regimes zu berichten und zu singen. Bis kurz vor ihrem Tod hat sie durch die eindringlichen Schilderungen ihrer Erlebnisse vielen jungen Menschen die Augen geöffnet, für die Ursachen und Folgen von Hass, Krieg und Gewalt. Die Aufbauleistung derjenigen, die überlebt haben, die in unsere Stadt zurückgekehrt sind, und das Vertrauen und die Hoffnung, die sie der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland und Hamburg entgegenbrachten, dies alles verdient Respekt, Dank und Anerkennung. Die jüdische Gemeinschaft in Hamburg ist inzwischen wieder eine religiöse und kulturelle Heimat für rund 2.400 Menschen. 2018 haben wir am Seminar ‚Or Jonathan‘ die erste Ordination von Rabbinern in Hamburg seit dem Zweiten Weltkrieg gefeiert. Das Joseph-Carlebach-Bildungshaus in der früheren Talmud-Tora-Realschule steht von der Kita bis zur Oberstufe nicht nur Kindern jüdischen Glaubens offen. Im Sommer 2020 wurden hier die ersten Abiturientinnen und Abiturienten verabschiedet. Mit der von den Nazis zerstörten Synagoge am Bornplatz wollen wir ein wichtiges Zentrum der jüdischen Religion und Kultur wieder aufbauen. Bei alldem gibt es in unserer Gesellschaft aber immer noch Vorurteile, Ressentiments und Berührungsängste, die Nährboden für Diskriminierung und Antisemitismus sind. Dem müssen wir uns als Stadtgesellschaft entgegenstellen, und auch das ist ein wichtiges Ziel des Festjahres. Meine Damen und Herren, Sie haben dieses Jahr bewusst nicht als Rückblick konzipiert. Sie geben den Hamburgerinnen und Hamburgern Einblick in die jüdische Gegenwart und bieten den Dialog an. Sie schaffen Gelegenheiten für Kontakt und Verständigung, denn nichts ist wirksamer gegen Vorurteile und Ausgrenzung als die Begegnung, das Kennenlernen und das Gespräch. Zum Beispiel bei Führungen durch die Synagoge an der Hohen Weide; beim gemeinsamen Kino-Besuch auf den ersten Jüdischen Filmtagen in unserer Stadt; oder in den vielen Lesungen, Konzerten und Ausstellungen. Mit über 35 Projekten und noch mehr einzelnen Veranstaltungen von Gemeinden und Vereinen, Bildungsstätten und Museen, ist Hamburg deutschlandweit einer der größten Standorte dieses Festjahres. Auf Live-Publikum und Gäste bei Ihren Veranstaltungen mussten Sie wegen der Corona-Pandemie bis zum Sommer leider überwiegend verzichten. Aber Sie waren kreativ und haben Alternativen gefunden: Lesungen und Konzerte fanden als Videokonferenzen und Streams statt; den Podcast „Jüdisch in Hamburg“ kann man zuhause am Küchentisch oder beim Spazierengehen hören; Online-Ausstellungen waren auch im Lockdown immer zugänglich. Mit den Fortschritten der Impfkampagne können inzwischen auch wieder Präsenz-Veranstaltungen stattfinden. Das ist ein großer Gewinn und eine gute Perspektive für die nächsten Wochen und Monate. Mit Ihrem Programm haben Sie seit Jahresbeginn bereits vielen Menschen die Vielfalt, die Lebendigkeit und die tiefe Verwurzelung der jüdischen Gemeinschaft in Hamburg gezeigt. Dazu gratuliere ich Ihnen, und dafür danke ich Ihnen im Namen des Senats und der gesamten Stadt sehr herzlich. Meine Damen und Herren, Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir weiter gut durch den Sommer kommen und dass sich immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger impfen lassen. Dann können hoffentlich auch „Sukkoth XXL“ und der Chanukkah-Markt wie geplant mit vielen Gästen stattfinden. Die öffentliche Feier dieser beiden wichtigen jüdischen Feste wäre ein gebührender Abschluss für das Festjahr 2021, das eines deutlich gemacht hat: Die jüdische Religion und Kultur haben einen festen Platz in unserer Stadtgesellschaft, in einer weltoffenen und lebenswerten Metropole, in der das jüdische Leben das Gemeinwesen bereichert. Herzlichen Dank.

18. Juli 2021

Trauerfeier Esther Bejarano

Esther Bejarano war eine außergewöhnliche Bürgerin Hamburgs. Ihre Familie wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, viele ihrer engsten Angehörigen wurden ermordet. Sie selbst musste schon als junge Frau Zwangsarbeit leisten und in den Konzentrationslagern von Auschwitz und Ravensbrück um ihr Leben kämpfen. Über die Befreiung durch die Alliierten 1945 sagte sie später: „[…] es war meine zweite Geburt.“ Nach dem Krieg gelangte Esther Bejarano über Umwege nach Palästina. Sie erlebte die Ausrufung des Staates Israel, gründete eine Familie, widmete sich der Musik, die sie in der Gefangenschaft vor dem Tod bewahrt hatte … … und sie fand den Mut, in das Land zurückzukehren, in dem ihr so großes Leid und Unrecht widerfahren ist. 1960 kam Esther Bejarano nach Hamburg und begann später damit, öffentlich über ihre Erfahrungen im Nationalsozialismus zu berichten und zu singen. Eindringlich schilderte sie jungen Menschen wie es war, Angst, Demütigung, Ungerechtigkeit und Gewalt zu erfahren. Unermüdlich erinnerte sie mit ihrem künstlerischen und publizistischen Wirken an die Schrecken des Nazi-Regimes und die Ursachen von Ausgrenzung, Krieg und Gewalt. Mit ihrem außergewöhnlichen Engagement hat Esther Bejarano über viele Jahrzehnte wichtige Impulse gegeben für Demokratie, Erinnerungskultur und Gleichberechtigung in Deutschland. Sie hat erinnert an die Vergangenheit, um zu mahnen für die Zukunft. Dass sich Esther Bejarano entschieden hat, ihr zweites Leben in Hamburg zu führen, war ein großes Geschenk für unsere Stadt. Wir werden ihr Andenken würdigen und uns dafür einsetzen, ihre Botschaft weiterzutragen. Sehr geehrte Familie Bejarano, Hamburg trauert mit Ihnen um den Verlust von Esther Bejarano. Im Namen des Senats und persönlich spreche ich Ihnen unsere tiefe Anteilnahme aus. Herzlichen Dank.

16. Juni 2021

70 Jahre Institut Français

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

1. Juni 2021

"Aufbruch nach Corona" - Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zu den Haushaltsberatungen

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Abgeordnete, der Haushaltsplan, den der Senat vorgelegt hat und über den Sie in den kommenden Tagen entscheiden, hat einen Umfang von rund 36 Milliarden Euro. Wir können über den Haushaltsplan aber nicht beraten, ohne über die gesamtpolitische Lage zu sprechen, in der dieser Haushalt aufgestellt wurde und deren enormen Anforderungen er gerecht werden muss. Wir haben eines der schwersten Jahre in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hinter uns. Die Coronapandemie war nicht nur eine Bedrohung für das Leben und die Gesundheit der Menschen, ihre Bekämpfung hat auch gravierende Folgen für die Wirtschaft, die Bildung, die Kultur und das soziale Miteinander. Aber wir haben die Bewährungsprobe bestanden. Wir haben sie bestanden in Deutschland insgesamt und in Hamburg. Seit dem ersten Corona-Fall in unserer Stadt Ende Februar letzten Jahres hat der Senat konsequent die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um das Infektionsgeschehen zu begrenzen, besonders gefährdete Menschen zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden. Wir haben es dabei als Zentrum einer Metropolregion mit mehreren Millionen Menschen viel schwerer als dünn besiedelte Regionen. Wir haben es dennoch hinbekommen und gezeigt, dass ein konsequentes Vorgehen in der Pandemie besser ist als 70‑, 80‑Prozent-Lösungen, die nur dazu führen, dass die Krise länger andauert, dass Öffnungen später möglich und die Folgeschäden größer sind. Ich danke noch einmal sehr herzlich allen, die dabei mitgeholfen haben, dass diese große Gemeinschaftsleistung möglich war und wir in diesen Tagen große Schritte in unser gewohntes Leben machen können. Herzlichen Dank allen Bürgerinnen und Bürgern, die das durch ihr diszipliniertes, verantwortungsvolles und solidarisches Handeln möglich gemacht haben. Gleichwohl, wenn wir heute auf den Haushalt blicken, sehen wir, dass die Coronakrise auch finanziell nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist. Die Steuereinnahmen sind 2020 gegenüber dem Vorjahr um rund 1 Milliarde Euro eingebrochen. Dennoch haben wir unser Versprechen gehalten und helfen überall, wo es nötig ist und solange es nötig ist. Wir haben seit Beginn der Pandemie über den Hamburger Corona-Schutzschirm und die Bundesprogramme mehr als 1,7 Milliarden Euro an Betroffene ausgezahlt. Der Haushalt ist geprägt von diesen großen Belastungen aus der Pandemie. Zugleich muss er aber auch die Impulse setzen und die Kraft aufbringen, die nötig sind, um jetzt mit großen Schritten, mit großem Schwung aus der Krise herauszukommen. Wir wollen jetzt den Aufbruch, den Neustart in der Wirtschaft, in der Bildung, in der Kultur, und wir wollen die Zukunftsinvestitionen sichern, die auch schon vor Corona nötig waren in der Digitalisierung, in der Mobilität und im Klimaschutz. Es sind große Aufgaben, die vor uns liegen. Ich bin sicher, wir werden sie meistern, denn wir sind nicht aus einer Position der Schwäche, sondern aus einer starken Position in diese Krise gegangen. Hamburg verzeichnete 2019 das größte Wirtschaftswachstum in Deutschland, weit über dem Durchschnitt und noch deutlich vor den wirtschaftsstarken Ländern Bayern und Baden-Württemberg. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Stadt hatten wir eine Million gute sozialversicherungspflichtige Jobs und die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Jahrzehnten. Daran wollen wir anknüpfen. Wir haben Insolvenzen abgewendet und Arbeitsplätze gerettet. Über eine Million sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Hamburg – diese Zahl steht auch nach 15 Monaten Coronapandemie. Gemeinsam mit Kammern und Verbänden haben wir Förderungen entwickelt für Branchen, die besonders von der Pandemie betroffen waren, die Kulturbetriebe, Veranstalter, Sportvereine und Startups. In Deutschland stellen Bund und Länder mehr Wirtschafts- und Finanzhilfen bereit als alle anderen europäischen Staaten zusammen. Über das Kurzarbeitergeld hat die Hamburger Agentur für Arbeit bisher rund 2 Milliarden Euro an Unternehmen in Not ausgezahlt. Damit konnten im vergangenen Jahr 100 000 Arbeitsplätze in unserer Stadt gesichert werden. Das waren wichtige Entscheidungen des Bundes und der Länder, die den Einbruch der Wirtschaft im vergangenen Jahr begrenzt haben und die uns jetzt helfen, schnell aus der Krise herauszukommen. Wegen des coronabedingten Einbruchs der Steuereinnahmen und um die dringend erforderlichen Hilfen für die Unternehmen und die Menschen zu finanzieren, mussten wir im vergangenen Jahr rund 1,7 Milliarden Euro neue Kredite aufnehmen, viel weniger als veranschlagt, aber immer noch ein hoher Betrag. Wir werden diese Kredite und auch die, die vermutlich im jetzigen Doppelhaushalt noch dazukommen, planmäßig zurückführen, so wie es die Regeln der Schuldenbremse unserer Verfassung verlangen. Das ist machbar, weil wir an eine wirtschaftlich starke Entwicklung anknüpfen können. In den Jahren 2014 bis 2019, nach einem sehr strengen Konsolidierungskurs ab 2011, haben wir kumulativ mehrere Milliarden Euro Überschüsse im Gesamthaushalt erzielt, alte Schulden getilgt und sogar Belastungen aus der HSH-Nordbank-Krise des Vorgängersenats ausgeglichen. Das war eine starke Konsolidierungsleistung, deshalb können wir auch die vor uns stehenden Aufgaben bewältigen. Hamburg ist stark, Corona wirft uns nicht um. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Hamburger Wirtschaft erholt. Die Zahl der Betriebsgründungen im ersten Quartal liegt auf Rekordniveau. Am Hamburg Airport sind seit Freitag wieder beide Terminals im Regelbetrieb. Seit Jahresanfang hat sich die Zahl der täglichen Passagiere verdoppelt. Airbus hat gerade veröffentlicht, dass die Zahl der in Hamburg gefertigten A320-Flugzeuge in den kommenden Jahren wieder deutlich steigt. Mit der Stabilisierung des Welthandels hat auch der Umschlag im Hamburger Hafen wieder angezogen. Die Elbvertiefung und die Begegnungsbox zwischen Wedel und Blankenese sind fertiggestellt. Das gibt zusätzlichen Rückenwind nach der weltweiten Flaute im vergangenen Jahr. Um den Ausbau und die Modernisierung des Hafens und der maritimen Logistik voranzubringen, stellen wir mit diesem Haushalt mehr als 500 Millionen Euro bereit. Das ist genau das Gegenteil von dem, liebe CDU, was wir aus Ihren Regierungsjahren gewohnt waren. Das ist ein starkes Signal für den Hafen als die Säule unserer Hamburger Wirtschaft. Eine Lehre aus der Krise ist, dass innovative Unternehmen widerstandsfähiger sind und schlagfertiger auf Marktschwankungen und neue Trends reagieren können. Deshalb verfolgt der Senat eine umfassende Innovationsstrategie, um Forschung und Entwicklung in unserer Stadt zu fördern, insbesondere mit den vier großen Innovationsparks in Bergedorf, in Harburg, auf Finkenwerder und der zukünftigen Science City Bahrenfeld, denn auch das ist eine Erfolgsgeschichte seit 2011: die Entwicklung Hamburgs zu einer exzellenten Wissenschaftsmetropole im Norden. In Hamburg gibt es mittlerweile rund 20 Hochschulen mit über 100 000 Studierenden. Mit den staatlichen Hochschulen haben wir jetzt trotz der schwierigen und unsicheren Haushaltslage Zukunftsverträge geschlossen, die eine steigende Finanzierung sicherstellen. Insgesamt erhalten unsere Hochschulen in den nächsten sieben Jahren rund 750 Millionen Euro zusätzlich. Darüber hinaus sind im Bereich des Hochschulbaus bis 2040 Investitionen von mehr als 2,5 Milliarden vorgesehen. Das sind gute Perspektiven für die Wissenschaft und Forschung in Hamburg. Dank des niedrigen Infektionsgeschehens konnten die Hamburger Schulen seit Montag zum vollen Präsenzunterricht zurückkehren. In den Kitas beginnt der Regelbetrieb in der kommenden Woche. Um Kindern und Jugendlichen zu helfen, Lernrückstände aus der Pandemie aufzuholen, ermöglichen wir jedem Schulkind zusätzlichen Unterricht, der freiwillig und kostenfrei in Anspruch genommen werden kann. Wir lassen kein Kind zurück, denn in Hamburg sollen alle jungen Menschen eine gute Bildung und damit die Chance haben, das Beste für sich im Leben zu erreichen. Wir haben deshalb die Mittel für die frühkindliche und schulische Bildung jedes Jahr erhöht. Ab 2020 sind im Haushaltsplan erstmals über 3 Milliarden Euro pro Jahr für Schule und Bildung vorgesehen. Hamburg ist bereits jetzt Vorreiter bei der digitalen Ausstattung unserer Schulen und wird dieses im Rahmen des Digitalpakts weiter ausbauen. In diesem und im nächsten Jahr investieren wir über 800 Millionen Euro in den Bau und die Sanierung von Schulgebäuden. Bis 2030 sollen in Hamburg über 40 neue Schulen entstehen, im gesamten Stadtgebiet und insbesondere in den großen Stadtentwicklungsprojekten Oberbillwerder, in Wilhelmsburg und auf dem Grasbrook. Im Fachkräftenetzwerk haben wir uns auf eine Ausbildungsoffensive verständigt, um allen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können, jungen Menschen einen guten Start in das Berufsleben zu ermöglichen und den Fachkräftebedarf für unsere Metropolregion abzusichern – auch das ein wichtiges Signal für die jungen Menschen, einen gelungenen Start in ihr Berufsleben zu finden. Der Wohnungsbau bleibt auch in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt des Senats. 2020 wurden mehr als 11 000 neue Wohnungen nicht genehmigt, sondern fertiggestellt. Das ist ein Rekordwert und ein wichtiger Schritt, damit das Leben in Hamburg für alle bezahlbar bleibt, denn, liebe Linksfraktion, wenn Sie hier Rechnungen aufmachen, dann ist es eben anders. In den letzten Jahren, in denen der Mietenspiegel erhoben wurde, sind die Mieten eben nicht stärker gestiegen als Löhne oder Renten. Sie sind nicht einmal stärker gestiegen als die Inflationsrate. Das ist der Erfolg eines langjährigen Wohnungsbau- und Stadtentwicklungsprogramms dieses Senats. Ich sage noch einmal: Die wirksamste Mietpreisbremse, der beste Mietendeckel in Deutschland ist und bleibt der Wohnungsbau. In der Pandemie ist deutlicher geworden als je zuvor, wie wichtig ein gutes Gesundheitswesen ist. Zu Recht haben wir den Beschäftigten gedankt für ihren Einsatz, den Ärztinnen und Ärzten, den Krankenschwestern und -pflegern, den Beschäftigten in den Kliniken, Praxen und Pflegeeinrichtungen. Auch heute sage ich noch einmal ausdrücklich: Herzlichen Dank für Ihren Einsatz in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie. Aber Dank ist eine Sache. Gute Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und tarifliche Absicherungen müssen dazukommen. Deshalb werden wir unsere Hamburger Strategie zur Verstärkung der Ausbildung fortführen und uns auf Bundesebene weiterhin für eine bessere Bezahlung und tarifliche Absicherung der Pflege einsetzen, vielleicht so, wie es der Arbeitsminister gerade derzeit für den Bereich der Pflege vorgeschlagen hat. Das ist wichtig. Dank ist eine Sache, gute Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und tarifliche Absicherungen, das müssen wir in der Pflege in Deutschland hinbekommen. Die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig es war, dass die Stadt seit 2011 mehr als eine 1 Milliarde Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Hamburger Krankenhäuser investiert hat. Wir standen deshalb so gut da, weil wir natürlich ein starkes Gesundheitswesen hatten, auch nach diesem enormen Investitionsprogramm. Zusammen mit den Mitteln des Bundes aus einem Strukturfonds und dem Zukunftsfonds Krankenhäuser können wir den Kliniken bis 2025 weitere rund 700 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um ihre Ausstattung zu verbessern und die nötigen Digitalisierungsvorhaben umzusetzen. Digitalisierung, das ist das Stichwort. Damit sind wir bei den Zukunftsthemen, die schon vor Corona wichtig waren und die wir nach Corona erst recht voranbringen müssen: die Digitalisierung, die Mobilitätswende und den Klimaschutz. Die Coronapandemie hat den digitalen Wandel extrem beschleunigt. Ich will das an einem Beispiel, an einer Zahl einmal sagen. Die Beschäftigten der Stadt haben Ende 2019 etwa 800 Videokonferenzen pro Tag gehalten. Heute sind es mehr 8 000, das Zehnfache. Das ist nur ein Zeichen dafür, wie die Pandemie die Digitalisierungsanforderungen deutlich gemacht und ein Stück weit die Digitalisierung auch beschleunigt hat. In diesen und in den folgenden Jahren werden wir als Stadt dreistellige Millionenbeträge in neue IT-Projekte investieren. Wir sind zugleich schon jetzt die Hauptstadt der IT-Profis mit dem höchsten Anteil von IT-Beschäftigten aller Bundesländer. Der Branchenverband Bitkom als externe fachliche Begutachtung hat uns zum zweiten Mal in Folge als smarteste Stadt Deutschlands bezeichnet. Das zeigt: Die Digitalisierungsstrategie des Senats, die darin besteht, Digitalisierung in der gesamten öffentlichen Verwaltung zu vernetzen mit der Wirtschaft, der Wissenschaft, dem privaten Sektor, ist erfolgreich, und wir werden sie fortsetzen. Das gilt auch für die Mobilitätswende, die wir 2011 eingeleitet haben und die sich auf eine konsequente Stärkung des Umweltverbundes bezieht, also auf den Fuß- und Radverkehr, den massiven Ausbau von Bus und Bahn. Keine Stadt in Deutschland investiert so umfassend in ein modernes Schnellbahnsystem wie Hamburg. Der Bau der U4 von der HafenCity bis an die Elbbrücken ist abgeschlossen. Im Februar hat die Verlängerung der U4 auf die Horner Geest begonnen. Vor Kurzem erfolgte der erste Spatenstich für die neue S4. In wenigen Monaten beginnt in Bramfeld das Bauen für den östlichen Abschnitt der U5. Bis 2035 werden wir gemeinsam mit dem Bund viele Milliarden in die Erweiterung des U- und S-Bahn-Systems investieren. Dafür haben wir bereits 2018 ein Sondervermögen gegründet, ein echtes Sondervermögen, und damit begonnen, es mit Zuführungen aus dem Haushalt zu füllen. Im vorliegenden Doppelhaushalt sind dafür eine halbe Milliarde Euro vorgesehen. Das ist solide Finanzpolitik, bei der wir Investitionen konsequent planen und auch aus dem Haushalt absichern. In Altona beginnt in diesem Jahr die Verlegung des Fernbahnhofs. Die Planungen für die Erweiterung des Hauptbahnhofs schreiten voran. Die Deutsche Bahn wird in Hamburg erstmals in Deutschland den Betrieb der S-Bahn auf der Strecke der S21 zwischen Berliner Tor und Bergedorf digitalisieren. All das sind wichtige Schritte, um U- und S-Bahn in Hamburg sicherer, komfortabler und leistungsfähiger zu machen. Genau das brauchen wir für die Mobilitätswende in den nächsten Jahren. Seit 2011 haben wir jedes Jahr viele Kilometer neue und moderne Radwege gebaut. Der Radverkehr hat sich in dieser Zeit verdoppelt. Wir gehen diesen Weg konsequent weiter. Über 60 Kilometer Radwege wurden 2020 neu gebaut oder modernisiert, denn das Fahrrad ist auch in der Großstadt ein beliebtes und leistungsfähiges Verkehrsmittel, wenn eine moderne, sichere und komfortable Infrastruktur zur Verfügung steht. Genau die schaffen wir Jahr für Jahr, damit das Fahrradfahren ein beliebtes, aber eben auch ein leistungsfähiges Verkehrsmittel in Hamburg wird. Mit dem Erfolg der Mobilitätswende leisten wir zugleich einen großen Beitrag zum Klimaschutz, der zentralen Aufgabe für die kommenden Jahre für uns alle, für Wirtschaft und Industrie, für alle staatlichen Ebenen, in allen Sektoren, für die gesamte Gesellschaft. Hamburg hat einen ambitionierten Klimaplan, den wir fortlaufend überarbeiten werden, um auf unserem Weg zu einer klimaneutralen Metropole so schnell wie möglich voranzukommen. Ich sage keine Zahl, ich sage, so schnell wie möglich. Dafür werden wir natürlich das Klimaschutzgesetz auch noch einmal anpassen, aber entscheidend für den praktischen Klimaschutz ist das Handeln, das in unserem Klimaplan konkret verankert ist. Deswegen sage ich: Unser Klimaplan ist etwas in Deutschland Einmaliges, das wir vorantreiben werden. Wir werden auf diesem Weg zur klimaneutralen Metropole so schnell wie möglich voranschreiten. Nach den vorläufigen Berechnungen sind Hamburgs CO2-Emissionen im Jahr 2019 erneut gesunken, und zwar um mehr als 800 000 Tonnen CO2. Wir haben ein aktives Bündnis für die Industrie der Zukunft geschlossen, gerade das Norddeutsche Reallabor mit einer Investitionssumme von rund 300 Millionen Euro begonnen und vergangene Woche die Zusage für über 500 Millionen Euro Fördermittel für wegweisende Wasserstoffprojekte in der Metropolregion Hamburg erhalten. Nach Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg Anfang des Jahres wollen wir den Standort in den kommenden Jahren nutzen, um dort eine der größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa zu entwickeln. Im vorliegenden Haushaltsplan sind für die Jahre 2021 und 2022 insgesamt mehr als eine 1 Milliarde Euro für den Klimaschutz vorgesehen, denn jetzt kommt es darauf an zu handeln. Oder um es in der Sprache der jungen Leute zu sagen: Handeln ist wie Wollen, nur krasser. Im Haushaltsplan, wie wir ihn vorgelegt haben, sind viele weiteren Themen enthalten, Themen, die für unsere Stadt von großer Bedeutung sind, die Bezirke, der Sport, die Innere Sicherheit und Justiz, die soziale Stadtentwicklung und die Kultur. Dieser Haushaltsplan enthält starke Konjunkturimpulse für Hamburg mit Investitionen von mehr als 4 Milliarden Euro. Er ist ein starkes Fundament für unser Handeln. Dieser Haushalt ist ein starkes Fundament für den Aufbruch nach Corona. Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, heute vollzieht Hamburg den dritten Öffnungsschritt, mit dem zahlreiche Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, unter anderem im Sport, bei den Hotels und im Tourismus. Schritt für Schritt gehen wir zurück in unser gewohntes Leben. Die Stadt lebt auf, denn das macht eine internationale und offene Metropole wie Hamburg aus, vielfältige interessante Begegnungen, Museen und Ausstellungen, Musik und Theater. Kunst und Kultur sind ein wichtiger Teil unseres Lebens, auf den wir lange verzichten mussten. Wir können uns jetzt darauf freuen, dass Kunst und Kultur mit dem Sommer in unsere Stadt zurückkehren. Der Senat hat vor Kurzem einen Neustartfonds beschlossen, der Künstlerinnen und Künstler dabei unterstützt, wieder aktiv zu werden. Wenn es die Corona-Lage zulässt, wollen wir mit ihnen gemeinsam von Juli bis August einen Kultursommer für Hamburg veranstalten unter freiem Himmel, mit Open-Air-Konzerten, Theateraufführungen, Filmabenden und vielem mehr. Das ist ein wichtiges Signal für die Kultur, aber auch für die Wirtschaft, das soziale Miteinander und die gesamte Stadtgesellschaft. Ich wünsche Ihnen, uns allen dabei viel Freude. Herzlichen Dank.

21. Mai 2021

Begrüßung der Außenminister des Europarats

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Heiko Maas, Exzellenzen, sehr geehrte Mitglieder des Ministerkomitees, sehr geehrte Frau Generalsekretärin, sehr geehrter Herr Präsident der Parlamentarischen Versammlung, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen in Hamburg zur 131. Sitzung des Ministerkomitees des Europarats! Als der Europarat 1949 gegründet wurde, lagen große Teile Hamburgs und anderer europäischer Städte noch in Kriegstrümmern. Doch nicht nur die Städte, auch das Vertrauen in Demokratie und Rechtstaatlichkeit waren erschüttert und mussten von Grund auf erneuert werden. Der Europarat setzt sich dafür ein, dass alle 47 Mitgliedsstaaten Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit achten. Dieses Bekenntnis ist über 70 Jahre nach Gründung des Europarats immer noch aktuell und keineswegs überall selbstverständlich. Sie beraten heute unter anderem darüber, wie Menschenrechte in Krisenregionen gewahrt, wie die Umsetzung der Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte überwacht und wie auch in der digitalen Welt Freiheit, Vielfalt und Würde sichergestellt werden können. Ich begrüße es sehr, dass der deutsche Vorsitz sich dafür eingesetzt hat, den Europarat als wichtigen Pfeiler der multilateralen Zusammenarbeit und Ordnung in Europa zu stärken. Hamburg setzt seit Jahrhunderten auf freien Handel und faire Partnerschaft – zum Wohle der Stadt und unserer Partner in Europa und der Welt. Die Erfahrung zeigt: Kooperationen und Partnerschaften sind beständiger, wenn sie verbindliche Rahmenbedingungen haben. Neben den Nationalregierungen wirken auch die Städte über den Kongress der Gemeinden und Regionen aktiv mit an der Arbeit des Europarats. Die deutsche Delegation wird seit einigen Wochen von einem Hamburger geleitet. Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie heute Gäste sind in einer Jahrhunderte alten Hansestadt, die sich in ihrer Verfassung ausdrücklich bekennt, „im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein“. Im Namen des Senats begrüße ich Sie sie sehr herzlich hier im Hamburger Rathaus und wünsche Ihnen viel Erfolg für die 131. Sitzung des Ministerkomitees des Europarats. Vielen Dank.

3. Mai 2021

76 Jahre Kriegsende und Befreiung KZ Neuengamme am 3. Mai 1945

Am 3. Mai 1945 wurde Hamburg kampflos an die britischen Truppen übergeben, um die weitere Zerstörung der Stadt zu verhindern, die ohnehin bereits zu großen Teilen in Trümmern lag. Aber für tausende Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme waren Leid und Schrecken damit nicht beendet. Um die Spuren der Nazi-Verbrechen zu vertuschen, sollte niemand den ausgemergelten Häftlingen begegnen. Statt sie in die Freiheit zu entlassen, wurden sie auf Todesmärsche geschickt oder auf Schiffe in der Lübecker Bucht gebracht. Mehr als 6.000 Menschen starben, als britische Flugzeuge die Schiffe bombardierten, weil sie auf ihnen deutsche Truppen vermuteten. Auch andere Beweise für die Schreckensherrschaft der Nazis sollten beseitigt werden. Im KZ Neuengamme wurden Baracken abgerissen, Wände frisch getüncht. So kam es, dass Neuengamme mit mehr als 80 Außenlagern, über 100.000 Häftlingen und mehr als 40.000 Todesopfern zwar zu den großen Konzentrationslagern Nazi-Deutschlands gehörte, ... … doch die zahllosen Bilder des Schreckens gingen aus anderen Lagern um die Welt. Nach Kriegsende entstand auf dem Gelände des KZ Neuengamme eine Justizvollzugsanstalt. Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen spielte lange Zeit keine Rolle. Ehemalige Häftlinge und die Vereinigung „Amicale Internationale de Neuengamme“ haben jahrzehntelang dafür gekämpft, hier eine würdige Erinnerungsstätte zu errichten. Heute steht Hamburg zu seiner historischen Verantwortung. Das ehemalige KZ Neuengamme ist ein Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung. Jedes Jahr am 3. Mai erinnern Bürgerschaft und Senat gemeinsam mit ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen an die Befreiung der Konzentrationslager und an die Opfer von Krieg und Verfolgung in der nationalsozialistischen Zeit. Das Gedenken ist schmerzhaft, aber wichtig, als ehrendes Andenken und als Mahnung für die Zukunft. Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit können nicht allein durch die Verfassung, Behörden oder Gerichte geschützt werden. Wir alle müssen sie jeden Tag verteidigen durch eine klare Haltung und konsequentes Handeln gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Populismus. Damit leistet die Gedenkstätte Neuengamme einen wichtigen Beitrag zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten in Hamburg, in Deutschland und darüber hinaus. Sehr geehrte Überlebende, sehr geehrte Angehörige, auch in diesem Jahr ist eine persönliche Begegnung mit Ihnen leider nicht möglich. Aber die Bedeutung und die Botschaft des Gedenkens an den 3. Mai 1945 bleiben unverändert: Wir werden die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachhalten – als Ehre und als Mahnung für die kommenden Generationen.

23. April 2021

Grußwort des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur Unterzeichnung des Memorandum of Understanding mit Kobe

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hisamoto, sehr geehrter Herr Adachi, sehr geehrter Herr Nishio, sehr geehrte Damen und Herren, herzliche Grüße aus dem Hamburger Rathaus! Ich freue mich, Sie heute wieder zu treffen, um die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Kobe fortzuschreiben und zu erweitern. Zugeschaltet sind außerdem die japanische Generalkonsulin in Hamburg, Frau Kato, sowie unser Hamburg Ambassador in Kobe, Herr Kosaka. Herzliche Grüße auch an sie beide. Hamburg und Kobe haben vieles gemeinsam: Wir sind traditionelle Hafen- und Handelsstädte mit einer Jahrhunderte langen Geschichte und einer reichen Kultur. Zugleich sind wir moderne Zentren von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Erfolgreiche Metropolen wie Kobe und Hamburg haben die Kraft und auch die Verantwortung, die richtigen Lösungen zu finden für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Dazu zählt insbesondere der weltweite Klimaschutz. Durch unsere Kompetenzen in Wissenschaft und Technologieentwicklung sind Hamburg und Kobe in der Lage, Energiesysteme nachhaltig umzubauen und CO2-Emissionen in großem Umfang zu senken – in der Energieversorgung, in der Industrie, im Verkehr und im privaten Bereich. Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hisamoto, als ich Kobe vor zwei Jahren persönlich besuchen konnte, war ich sehr beeindruckt von der hohen Lebensqualität und den zahlreichen zukunftsweisenden Projekten. Die Hamburger Delegation hat von dieser Reise viele Anregungen mitgenommen. Sie sind eingeflossen in das Memorandum of Understanding zwischen Hamburg und Kobe, das wir heute unterzeichnen und mit dem wir unsere Zusammenarbeit um zwei bedeutende Zukunftsfelder erweitern. Uns verbindet die Überzeugung, dass Wasserstoff einer der wichtigsten Energieträger der Zukunft ist. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Energiewende in allen Sektoren. Japan will bis 2040 eine „Wasserstoffgesellschaft“ werden und verfolgt dieses Ziel sehr konsequent. Kobe hat bereits 2018 ein modernes Wasserstoffkraftwerk eröffnet, das ich bei meinem Besuch besichtigen konnte. In Hamburg planen wir den Bau einer der größten Elektrolyseur-Anlagen Europas, zur Herstellung von grünem Wasserstoff aus Windenergie. Wir sind eine Modellregion für die deutsche Energiewende mit einer Vielzahl von Pilotprojekten. Beide Städte vereinbaren, die Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet zu fördern. Der gegenseitige Austausch kann die Einführung von Wasserstofftechnologien sowie den Aufbau einer internationalen Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. Der zweite Schwerpunkt unserer Vereinbarung liegt auf den Life Sciences. Hamburg und Kobe sind auf diesem Gebiet führend in ihren Ländern und kooperieren bereits seit 2015. Als Resultat meines Besuchs in Kobe konnten wir eine neue Forschungspartnerschaft zwischen dem Fraunhofer IME Screening Port Hamburg und der Foundation for Biomedical Research and Innovation (FBRI) in Kobe schließen. Beide Branchen, die Life Sciences und die Wasserstofftechnologien, haben eine große Bedeutung für die erfolgreiche Entwicklung von Hamburg und Kobe. Unsere Zusammenarbeit kann dafür einen wichtigen Beitrag leisten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in diesem Jahr feiern wir das 160-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan. Die Kooperation zwischen Hamburg und Kobe ist ein Vorbild für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Partnern in Kobe für ihr Engagement und wünsche uns viel Erfolg bei der Umsetzung des Memorandum of Understanding zwischen Hamburg und Kobe. Vielen Dank.

20. April 2021

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zum 76. Jahrestag der Ermordung der Kinder vom Bullenhuser Damm

Dear ladies and gentlemen, Dear family members, The fate and the murder of the children of Bullenhuser Damm are among the most terrible crimes that took place in Hamburg during the Nazi regime. By killing twenty Jewish children in the night of April 20 1945, the perpetrators and the SS intended to cover up their actions. Nevertheless, some of them were caught and were sentenced to death by a British military court. The general public kept silence about these cruel events for a long time. The family members remained in the dark. It was not until 1978, more than three decades later, that these crimes were revealed. Today, the basement rooms at Bullenhuser Damm and the former Neuengamme concentration camp are places of remembrance, which are visited by many people. Every year on April 20, flowers are laid to pay tribute to the victims. Remembering is painful, but important in order to honor the victims and maintain awareness in the future. Tolerance, democracy and freedom cannot be protected by the constitution, public authorities or courts alone. Every individual must defend these principles of our society through a clear stance and decisive actions against anti-Semitism, xenophobia and populism. On behalf of the Senate, I offer my deep sympathy to the relatives of the children of Bullenhuser Damm. I would like to thank you and the association "Children of Bullenhuser Damm" for your work of remembrance, honor and awareness for the future. Deutsche Fassung Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Angehörige, das Schicksal und die Ermordung der Kinder vom Bullenhuser Damm gehören zu den schrecklichsten Verbrechen des Naziregimes, die bei uns in Hamburg stattgefunden haben. Mit der Ermordung der 20 jüdischen Kinder durch die SS in der Nacht des 20. April 1945 wollten die Schuldigen ihre Taten vertuschen. Einige von ihnen wurden dennoch gefasst und von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt. In der Öffentlichkeit wurde über diese grausamen Ereignisse lange geschwiegen. Die Angehörigen der Opfer blieben im Ungewissen. Erst ab 1978, also über drei Jahrzehnte später, und mit der Gründung der Vereinigung „Kinder vom Bullenhuser Damm“ wurden die Taten aufgedeckt. Heute sind die Kellerräume am Bullenhuser Damm und das ehemalige KZ Neuengamme Orte des Gedenkens, die von vielen Menschen besucht werden. Jedes Jahr am 20. April werden Blumen niedergelegt, um an die Opfer zu erinnern. Diese Erinnerung ist schmerzhaft, aber wichtig als ehrendes Andenken an die Opfer und als Mahnung für die Zukunft. Denn Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit können nicht allein durch die Verfassung, Behörden oder Gerichte geschützt werden. Jeder und jede Einzelne von uns muss sie verteidigen durch eine klare Haltung und konsequentes Eintreten gegen Antisemitismus, Diskriminierung und Populismus. Im Namen des Senats spreche ich den Angehörigen der Kinder vom Bullenhuser Damm mein Mitgefühl aus und danke den Mitgliedern des Vereins „Kinder vom Bullenhuser Damm“ sehr herzlich für ihre Arbeit der Erinnerung, des ehrenden Andenkens und der Mahnung. Herzlichen Dank.

14. März 2021

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher bei der Gedenkfeier für die Opfer der Corona-Pandemie

Am 27. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall in Hamburg festgestellt. Am 16. März traten bundesweit umfassende Maßnahmen in Kraft, um eine schnelle Verbreitung des Virus zu verhindern. Bei der Pandemiebekämpfung stehen der Schutz von Leben und Gesundheit an oberster Stelle. Dennoch sind seither über 50.000 Hamburgerinnen und Hamburger an dem Virus erkrankt – 1.332 Menschen so schwer, dass sie daran verstorben sind. Allen Hamburgerinnen und Hamburgern, die einen nahestehenden Menschen durch Covid-19 verloren haben, spreche ich persönlich und im Namen des Senats mein herzliches Beileid aus. Jeder und jede Einzelne hinterlässt eine Lücke: im Leben der Angehörigen, der Freunde, Kollegen und Nachbarn, in seinem beruflichen und privaten Umfeld. Wegen des Infektionsschutzes konnten sich die Angehörigen und Freunde nicht immer so von den Verstorbenen verabschieden, wie sie es gewünscht hätten. Das ist nicht leicht Die Pandemie macht uns jeden Tag bewusst, wie wichtig die Gesundheit und die menschliche Nähe für unser Leben ist – und dass wir aufeinander achten müssen. Heute steht Hamburg zusammen und trauert gemeinsam um diejenigen, die uns fehlen.

11. Januar 2021

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher beim digitalen Neujahrsempfang des UV Nord

Sehr geehrter Herr Wachholtz, sehr geehrter Herr Fröhlich, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Günther, sehr geehrte Damen und Herren, in diesen Corona-Zeiten ist man immer froh, wenn Dinge, die wir vor kurzem noch als selbstverständlich angenommen haben, überhaupt noch möglich sind. Deshalb vielen Dank, dass der traditionelle Neujahrsempfang des UV Nord auch dieses Jahr stattfindet, wenn auch in dem besonderen Format einer Videokonferenz. Der Empfang steht unter der Überschrift „Perspektiven 21“. Das ist gut, denn man soll immer „hanseatisch“ in die Zukunft blicken, das heißt mit einem gesunden Risikobewusstsein, aber dennoch zuversichtlich. Das vergangene Jahr zeigt, dass es oft ganz anders kommt, als man denkt. Anfang 2020 war die wirtschaftliche Lage im Norden gut. Bis Ende 2019 hatten wir in Hamburg mit rund 1 Million sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätzen und der geringsten Zahl an Arbeitslosen seit Jahrzehnten einen Höchststand der Beschäftigung. In fast allen Branchen wurden Auszubildende und Fachkräfte gesucht. Hamburg lag im Wirtschaftswachstum mit einem Plus von real 2,2 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt und im Ranking der Länder auf Platz 2 weit vor Bayern und Baden-Württemberg. Manches hat sich dann im letzten Jahr so entwickelt, wie es viele gehofft haben: Die Hamburger Wirtschaft hat ein neues Plenum und Präsidium der Handelskammer gewählt – noch einmal Herzlichen Glückwunsch dem neuen Präses Norbert Aust und seinen Mitstreitern. Für den Brexit ist doch noch im letzten Moment ein Deal zu Stande gekommen. Bei allen erschreckenden Vorkommnissen in den USA bekommen wir am 20. Januar nun doch einen neuen amerikanischen Präsidenten und damit voraussichtlich wieder sehr viel verlässlichere transatlantische Beziehungen. Mit der Neuwahl der Hamburgischen Bürgerschaft hat sich auch die Perspektive für die Politik in der Hansestadt für die kommenden Jahre geklärt: Der Senat kann sich in der Bürgerschaft auf eine Zweidrittelmehrheit stützen. Von Ihren jeweiligen parteipolitischen Präferenzen einmal abgesehen, ist das jedenfalls eine sehr stabile politische Konstellation, die es in dieser Form sonst nirgendwo in Deutschland gibt. Nun werden Sie sagen: „Große Mehrheiten sind gut, sie müssen aber auch das richtige machen.“ Ja, das sehe ich auch so. Und deswegen habe ich darauf geachtet, dass wir in Hamburg nicht nur sagen, dass wir ein wirtschaftsfreundlicher Senat sind, sondern dass sich das auch im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen widerspiegelt. In dem steht zum Beispiel, dass wir die A26 Ost weiterbauen, nicht als Alternative, sondern zusätzlich zu einer neuen Köhlbrandquerung, für die der Bund mittlerweile zugesichert hat, dass er sich daran finanziell beteiligt und dass er sie zu einer Bundesstraße hochstuft. Auch andere Großprojekte wie die Elbvertiefung, der Bau der S4 und der neuen U-Bahn U5, die Vergrößerung des Hauptbahnhofs und der Ersatz der Sternbrücke in Altona, die Science-City Bahrenfeld, viele weitere Großprojekte im Hafen und unser Wohnungsbauprogramm wurden erneut politisch abgesichert und im vergangenen Jahr – trotz Corona - vorangetrieben. Wenn ich darüber hinaus einen Neujahrswunsch äußern darf: Wir brauchen jetzt die Hilfe des Bundes und unserer Nachbarländer, um die sogenannte Kreislaufbaggerei von Schlick in der Elbe zu beenden und eine vernünftige, kostengünstige Freihaltung der Fahrrinne zu gewährleisten. Heute wird die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen die Wohnungsbaugenehmigungszahlen des vergangenen Jahres bekanntgeben, und ich kann Ihnen berichten, dass wir die Größenordnung von 10.000 Wohneinheiten – trotz der Erschwernisse im vergangenen Jahr – erneut erreicht haben. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, um das Angebot an Wohnraum in der Metropolregion zu verbessern und den Anstieg der Mieten zu bremsen. Diese positiven Nachrichten ändern aber nichts daran, dass die Wirtschaft in Hamburg von der Corona-Krise stark getroffen ist. Wir haben wenige Branchen, die sogar Zuwächse zu verzeichnen haben: Unternehmen für die Herstellung von medizinischen und pharmazeutischen Produkten, Digitalunternehmen und alle Geschäftsmodelle, die in der Corona-Krise gefragt sind. Es gibt auch einzelne Branchen, die stabil sind oder sich mit nur leichten Einbußen einigermaßen behaupten: Das Bauhauptgewerbe, das Handwerk, interessanterweise scheint auch die maritime Wirtschaft besser durch die Krise zu kommen als im Frühjahr erwartet. Hapag Lloyd hat seine Ergebnisprognose für 2020 im Dezember noch einmal angehoben. Insgesamt kämpfen aber die meisten Branchen mit der geringeren Nachfrage und den Einschränkungen, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben: Der Tourismus, die Veranstaltungswirtschaft und das Gastgewerbe erleben derzeit ihre wohl schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. In vielen Unternehmen konnten Arbeitsplätze nur durch die massive Nutzung von Kurzarbeit erhalten werden. Besonders betroffen ist auch die Luftfahrt, die in der Metropolregion stark verankert ist und die nach den aktuellen Prognosen über die Pandemie hinaus einen strukturellen Nachfragerückgang befürchtet, wenn die international tätigen Unternehmen auch in Zukunft weniger Präsenzmeetings machen und stattdessen weiterhin stark auf Videokonferenzen und digitale Kommunikation setzen. Um die Unternehmen und ihre Beschäftigten in dieser schweren Krise vor Insolvenzen und Arbeitslosigkeit zu schützen, geben Bund und Länder mehr Wirtschafts- und Finanzhilfen als alle anderen Länder der Europäischen Union zusammen. Wir tun dies in Deutschland aus der Überzeugung, dass der Staat in einer solchen Krise alles tun muss, um schlimme soziale Folgen der Pandemie und strukturelle Schäden der Wirtschaft zu vermeiden oder abzumildern. Der Preis dafür sind hohe neue Schulden in den Haushalten von Bund und Ländern, die in den vergangenen Jahren alles daran gesetzt haben, Überschüsse zu erwirtschaften und alte Schulden zu tilgen. In Hamburg haben wir in den Jahren von 2014 bis 2019 kumulativ mehrere Milliarden Euro Überschüsse im Gesamthaushalt erwirtschaftet. Deshalb bin ich sicher, dass wir - wenn wir die Corona-Krise endgültig überwinden und an unsere Entwicklung bis Ende 2019 anknüpfen können - dann auch wirtschaftlich und finanziell stemmen können, was wir jetzt aufbringen müssen, um die Folgen der Krise möglichst klein zu halten. Mit anderen Worten: Wir müssen jetzt strukturelle Schäden vermeiden, Arbeitsplätze erhalten und zu einer schnellen Erholung nach Überwindung der Pandemie beitragen. Jeder Euro, den wir jetzt nicht einsetzen, um eine vermeidbare Notlage zu verhindern, müssen wir später in den wirtschaftlichen und sozialen Folgen um ein Vielfaches obendrauf legen. Deshalb jetzt diese umfangreichen Überbrückungs- und Soforthilfen von Bund und Ländern mit Zuschüssen, Liquiditätshilfen, günstigen Krediten, Umsatzerstattungen und Beteiligungen. Die Programme sind zeitkritisch, das heißt die Hilfen müssen schnell und unkompliziert an die Unternehmen und Selbstständigen kommen, aber die Erfahrungen haben leider gezeigt: Wir müssen Missbrauch verhindern. Deshalb haben wir uns als Länder gegenüber dem Bund bei der November- und jetzt auch bei der Überbrückungshilfe III sehr dafür eingesetzt, dass möglichst früh erste Abschlagszahlungen erfolgen, die dann nach der sorgfältigen Prüfung der Anträge bei der endgültigen Auszahlung angerechnet werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir dürfen dabei nicht vergessen: Auch vor Corona, gab es in manchen Bereichen schon Probleme. Die Corona-Hilfen dürfen nicht dazu führen, diese zu verstetigen, sie müssen helfen, sie zu lösen. Wir sollten daher versuchen, die Krise auch als Auftrag zu verstehen, die ohnehin erforderlichen Transformationsprozesse in der Wirtschaft und in der Verwaltung zu beschleunigen. Das heißt, sich konsequenter auf die Anforderungen der digitalen Zukunft einzustellen, sich unabhängiger zu machen von der Nutzung fossiler Energien, den gesellschaftlichen Bewusstseinswandel und damit das künftige Marktumfeld für ein gesünderes Leben, den Schutz der natürlichen Ressourcen und mehr Nachhaltigkeit gleich mitzudenken. Mit einem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm im Umfang von 900 Millionen Euro investieren wir daher in diesem und im nächsten Jahr gezielt insbesondere in IT und Digitalisierung, in die städtische Infrastruktur, in Klimaschutz und moderne Mobilität. Mit dem bereits 2019 gegründeten Bündnis für die Industrie der Zukunft wollen wir die Industrie im Norden stärken und mit ihr gemeinsam die Dekarbonisierung vorantreiben. Ein Schlüssel dafür ist die Nutzung der Windenergie und die Wasserstoffwirtschaft, für die wir im Norden gute Voraussetzungen haben und für die wir gut mit unseren Nachbarländern zusammenarbeiten. Denn, meine Damen und Herren, ich bin überzeugt: Die Hamburger Wirtschaft, die Wirtschaft im Norden insgesamt ist stark. Sie ist innovativ, gut vernetzt in einem breiten Branchenmix und mit einem vernünftigen Gleichklang aus unternehmerischer Ambition und gesundem Risikobewusstsein. Und, lieber Daniel, das können wir hoffentlich beide bekräftigen, sie wird von den Landesregierungen in Hamburg und Kiel so gut wie möglich unterstützt, dafür setzen sich der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und der Erste Bürgermeister von Hamburg sehr gerne gemeinsam ein. Die wichtigste Wirtschaftshilfe besteht aber darin, dass wir die Corona-Pandemie so schnell wie möglich überwinden und damit die Einschränkungen für das private und wirtschaftliche Leben wieder zurücknehmen können. Der Gesundheitsschutz und die wirtschaftliche Erholung sind keine Gegensätze, das eine ist die Voraussetzung für das andere. Eine große Hoffnung können wir dabei auf die Impfungen setzen, die viel früher möglich geworden sind, als viele Experten es zu Beginn der Pandemie angenommen haben. Die Hoffnungen und Erwartungen sind derzeit aber noch viel größer als das, was wir jetzt in den ersten Wochen durch Impfungen leisten können. Denn die ersten Zulassungen von Impfstoffen für Europa sind zwar erfolgt, es sind auch europaweit große Mengen bestellt, aber die Produktion und Lieferung beginnt jetzt erst in begrenzten Mengen. Deshalb können wir eben zu Anfang nicht alle gleichzeitig impfen, sondern es geht nur schrittweise. Selbst in der ersten Prioritätsstufe der Bewohner und Beschäftigten der Pflegeeinrichtungen, der Beschäftigten in den Krankenhäusern und ambulanten Pflegediensten und der über Achtzigjährigen sind es in jeder Teilgruppe allein in Hamburg viele Zehntausende Personen. Alles muss so erfolgen, wie es in der klinischen Prüfung gemacht, wie es von den Zulassungsbehörden geprüft und vorgeschrieben wurde. Nur dann ist die Wirkung eines Impfstoffs sichergestellt, und deshalb müssen wir trotz des großen Erwartungsdrucks sorgfältig vorgehen und können nur so viele Impfungen vornehmen, wie Impfstoff zur Verfügung steht. Schwierig an der aktuellen Corona-Lage und in der Vorausschau auf die kommenden Monate ist, dass wir das Infektionsgeschehen nach den Feiertagen derzeit noch nicht sicher einschätzen können und dass wir mit dem Aufkommen neuer Virusvarianten möglicherweise noch einmal schwierigere Bedingungen für den Infektionsschutz bekommen könnten. In einer solchen Lage muss man besonders konsequent und vorsichtig sein. Deshalb haben Bund und Länder in der vergangenen Woche beschlossen, vorerst keine Lockerungen von Einschränkungen vorzunehmen, die Kontaktbeschränkungen in einigen Punkten wie bei den privaten Zusammenkünften noch einmal zu verschärfen, wann immer es möglich ist, zu Hause zu bleiben und auf Homeoffice zu setzen, und für Einreisen aus dem Ausland noch strengere Test- und Quarantänebedingungen einzuführen. Ich halte diesen letzten Punkt für außerordentlich bedeutsam, denn wir haben im letzten Jahr viel zu spät eine vernünftige Quarantäneregelung eingeführt, die wir unbedingt benötigen, wenn wir den Eintrag von Infektionen aus dem Ausland erkennen und verhindern wollen. Wie schon bisher haben wir in Hamburg die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz auch dieses Mal vollständig und in allen Punkten umgesetzt. Die neuen Regelungen sind seit Freitag bzw. die neuen Einreisebestimmungen seit Samstag in Kraft. Wir müssen in Deutschland jetzt insgesamt noch einmal die Kraft und die Disziplin aufbringen, die nötig sind, um die Infektionszahlen deutlich zu senken. Nur so können wir in den schwierigen Wochen und Monaten, die noch vor uns liegen, in eine stabil niedrige Infektionsdynamik kommen und damit Zeit gewinnen für eine ausreichende Zahl an Impfungen, die vor schweren Erkrankungen und auch den tragischen, tödlichen Verläufen der Covid-19-Erkrankung schützen. Das ist unser Ziel und unsere Verantwortung in Politik, in Wirtschaft und Gesellschaft, damit wir eine gute Perspektive bekommen für das Jahr 2021. In diesem Sinne noch einmal vielen Dank für die Einladung und Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen und uns allen ein gutes neues Jahr!

16. Dezember 2020

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher zur aktuellen Corona-Lage

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, seit heute gelten in Hamburg erneut weitgehende Beschränkungen des öffentlichen Lebens und der privaten Kontakte. Der Einzelhandel ist bis auf Geschäfte für den täglichen Bedarf geschlossen. Auch über die Feiertage bestehen starke Einschränkungen für private und öffentliche Zusammenkünfte. Schulen und Kitas sind nicht geschlossen, aber die Kinder sollen wann immer möglich zu Hause betreut werden. Alle Unternehmen sind aufgerufen, ihre Beschäftigten und insbesondere die Eltern durch Betriebsferien oder Home-Office zu unterstützen und dadurch mitzuhelfen, die Zahl der Kontakte und Begegnungen zu verringern. Der Senat folgt mit seinen Beschlüssen für Hamburg dem Ergebnis einer Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder am vergangenen Sonntag. Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass es jetzt nötig ist, die Zeit über Weihnachten und Silvester bis zum 10. Januar zu nutzen, um die Corona-Pandemie stärker als bisher zu bekämpfen und die Zahl der Neuinfektionen nicht nur zu stabilisieren, sondern deutlich zu verringern. Das Infektionsgeschehen hat in Deutschland in den letzten Wochen wieder stark zugenommen. In bestimmten Regionen von Bayern und Sachsen erreicht die Sieben-Tage-Inzidenz Werte von über 600. Dem Gesundheitssystem in diesen Ländern droht eine Überlastung. Erste Kliniken in Deutschland haben sich aus der Notversorgung abgemeldet. Hamburger Krankenhäuser versorgen bereits viele Covid-19-Patienten aus anderen Bundesländern, davon 20 auf Intensivstationen. Die dramatische Entwicklung im Süden und Südosten bleibt nicht ohne Auswirkungen auf ganz Deutschland. Hamburg steht in der Pandemie weiterhin besser da als viele andere Flächenländer und vergleichbar große Städte. Aber auch im Norden und bei uns in Hamburg sind die Infektionszahlen – nach einem Abfall seit Mitte November – in den letzten Tagen wieder gestiegen und deshalb ist ein erneuter „Shutdown“ auch bei uns erforderlich. Wir haben die entsprechenden Maßnahmen beschlossen und erklären sie umfassend auf allen Kanälen, die uns zur Verfügung stehen. Die wichtigste Botschaft für alle lautet, nicht die Grenzen der Regeln auszuschöpfen, sondern in den kommenden Wochen, auch an den Weihnachtstagen und zu Silvester, so wenig Kontakte wie möglich zu haben und konsequent auf Infektionsschutz zu achten. Wir haben dafür bessere Möglichkeiten als im Frühjahr: Einfache Gesichtsmasken sind überall verfügbar. Wir müssen sie nur so oft wie möglich nutzen: beim Einkaufen, in Bus und Bahn, in öffentlich zugänglichen Gebäuden und wo immer es eng wird und der nötige Abstand zu anderen nicht eingehalten werden kann. Wir wissen heute, dass es durch einfaches Lüften von geschlossenen Räumen möglich ist, das Risiko einer Infektion durch Aerosole deutlich zu senken. An unseren Schulen wurden umfassende Hygienekonzepte eingeführt. Die rund 35.000 Lehrkräfte haben kostenlos Gesichtsmasken erhalten und können sich jederzeit kostenlos bei ihrem Hausarzt testen lassen. Die Schulen erhalten zusätzliche Mittel, um Klassenräume sicherer zu machen. Kein anderes Bundesland bietet so viele Schutzmaßnahmen. Auch die Ausstattung für den Fernunterricht haben wir verbessert. Als einziges Bundesland hat Hamburg die Mittel aus dem Digitalpakt 2 vollständig genutzt. Hamburgs Schulen verfügen jetzt über 40.000 zusätzliche Laptops und können mehr Video-Unterricht anbieten. Hamburg liegt mit dieser Digitalausstattung an der Spitze aller Bundesländer. Der Bund stellt älteren Menschen und vulnerablen Personen in den kommenden Wochen kostenlos FFP2-Masken zur Verfügung, die einen besonders guten Schutz vor den Viren ermöglichen. In entscheidenden Bereichen der Pandemiebekämpfung sind wir in Hamburg besser aufgestellt: Für die Kontaktnachverfolgung haben wir nicht nur die nach bundesweiten Standards empfohlenen 475 Vollzeitkräfte erreicht. Wir setzen hierfür mittlerweile über 750 Vollzeitkräfte ein, die mit einer neuen, modernen Software arbeiten, die Infektionen nachverfolgen und die Betroffenen informieren. Hamburg hat darauf gedrängt und erreicht, dass es künftig in ganz Deutschland die Pflicht gibt, die Beschäftigten von Alten- und Pflegeeinrichtungen regelmäßig auf Corona zu testen. Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen nicht sozial isoliert, aber sie müssen geschützt werden vor einer lebensbedrohlichen Erkrankung, denn darauf kommt es jetzt besonders an. Sehr geehrte Abgeordnete, die Corona-Pandemie trifft die Menschen, aber auch viele Wirtschaftszweige und Unternehmen. Unmittelbar betroffen sind die Gastronomie, die Veranstaltungs- und Tourismusbranche und jetzt auch wieder der Einzelhandel und weitere Dienstleistungen. Einzelne Branchen wie die Luftfahrtindustrie, zu deren größten Standorten weltweit Hamburg zählt, müssen auch nach der Pandemie noch mit schwierigen Jahren rechnen. Auch die Kultur ist seit Beginn der Pandemie stark von den notwendigen Maßnahmen betroffen. Ich bin den Künstlerinnen und Künstlern in unserer Stadt sehr dankbar für das Verständnis und die Unterstützung im Kampf gegen das Virus. Den Betrieben und Selbstständigen stehen weiterhin umfangreiche Hilfsprogramme zur Verfügung. In dieser Zeit unterstützen Bund und Länder die Unternehmen und Selbstständigen mit mehr Wirtschafts- und Finanzhilfen als alle anderen europäischen Länder zusammen. Neu hinzugekommen sind die sogenannten Novemberhilfen und die Überbrückungshilfe III, mit denen der Bund die Bedingungen gegenüber den früheren Programmen noch einmal deutlich verbessert hat. Der Hamburger Corona Schutzschirm hat ein Volumen von über 1,5 Mrd. Euro. Damit ergänzen wir die Programme des Bundes mit Zuschüssen, Liquiditätshilfen, günstigen Krediten und Beteiligungen, die speziell auf die Anforderungen der Hamburger Wirtschaft zugeschnitten sind. Weiterhin gilt: Wir können nicht jede Notlage verhindern, aber wir helfen überall, wo es nur geht. Meine Damen und Herren, hinter uns liegt ein außergewöhnliches Jahr. Seit dem ersten Corona-Fall im Februar befindet sich Hamburg im Ausnahmezustand. Wir müssen auf vieles verzichten, was uns wichtig ist und das Lebensgefühl in einer Metropole wie Hamburg ausmacht: Die Vielfalt der Begegnungen, in den Cafés und Clubs, Theatern und Kinos, in dem breiten Angebot der Kultur, im Sport und bei vielen Veranstaltungen, die bei uns normalerweise jeden Tag stattfinden. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der persönlichen Freiheit richten sich fundamental gegen die Art und Weise, wie wir in Hamburg leben wollen. Unser Alltag ist komplizierter geworden und das alles macht uns sehr zu schaffen. Schon das Wort „Corona“ können viele nicht mehr hören. Und dennoch: Wir dürfen nicht nachlassen! Anfang Januar werden Bund und Länder erneut zusammenkommen und die Fortschritte in der Pandemiebekämpfung bewerten. Welche Maßnahmen nach dem 10. Januar notwendig sind, ob der Schulbetrieb ohne Einschränkungen wieder beginnen kann – all dies hängt von der weiteren Entwicklung ab, auch davon, wie sich jeder und jede Einzelne von uns in den kommenden Wochen verhält. Und dabei möchte ich – auch wenn es schon oft gesagt wurde – noch einmal daran erinnern, wie es denen geht, die nicht zu Hause bleiben können, die ihre Kinder nicht selbst zu Hause betreuen können, weil sie in Berufen arbeiten, die auch im „Shutdown“ gebraucht werden und die unsere Stadt am Laufen halten: Die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Supermärkten und Drogerien, die Polizeibeamten und Feuerwehrleute, die Beschäftigten in den öffentlichen Verkehrsunternehmen und Stadtwerken, viele weitere Berufsgruppen und natürlich ganz besonders die Beschäftigen im Gesundheitswesen, in der Betreuung und Pflege. Sie alle arbeiten weiter, zum Teil unter noch schwierigeren Bedingungen als vorher und zum Teil auch mit Risiken für ihre eigene Gesundheit. Und deshalb sage ich noch einmal im Namen des Senats: Herzlichen Dank für diesen wichtigen Dienst zum Wohle der Stadt, vielen Dank für Ihre Arbeit! Sehr geehrte Damen und Herren, in meiner ersten Regierungserklärung zur Corona-Pandemie im April habe ich gesagt, dass wir in eine Notlage geraten sind, für die es in den vergangenen Jahrzehnten kein Beispiel gibt und die wir nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Und ich musste im April den Satz hinzufügen: „Eine Schutzimpfung, die wir gegen die Ausbreitung des Virus einsetzen können, gibt es derzeit nicht.“ Heute lautet dieser Satz anders: Früher, als es viele erwartet haben, steht uns ein vermutlich sehr wirksamer Impfstoff zur Verfügung. Die Wissenschaft, die medizinische Forschung, die pharmazeutischen Unternehmen haben gut gearbeitet. Die Bundesregierung hat uns gestern informiert, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA, die für die Beurteilung und Überwachung von Arzneimitteln in Europa zuständig ist, den in Deutschland mit entwickelten Impfstoff von BionNTech / Pfizer voraussichtlich am 21. Dezember zulassen wird und wir noch vor Weihnachten mit einer Lieferung der ersten Impfdosen rechnen können. Meine Damen und Herren, ich halte dies für einen Wendepunkt im Kampf gegen das Coronavirus. Denn jede Impfung ist ein Schritt zur Überwindung der Pandemie. Jede Impfung schützt vor einer ernsten Erkrankung und unser Gesundheitswesen vor der Überlastung. Wir haben uns auf diesen Zeitpunkt vorbereitet. In den Messehallen steht ein zentrales Impfzentrum bereit, das für die Verwendung des BioNTech-Impfstoffs geeignet ist, der sehr kühl gelagert und nach dem Auftauen und Auflösen unmittelbar eingesetzt werden muss. Bei voller Auslastung können in den Messehallen über 7.000 Menschen pro Tag geimpft werden. Viele Freiwillige haben sich gemeldet, um mitzuhelfen, darunter 150 Ärztinnen und Ärzte. Alle Vorkehrungen sind getroffen. Sobald der erste Impfstoff Hamburg erreicht, können wir ihn einsetzen, um die Menschen in Hamburg vor Corona zu schützen, das ist die positive Nachricht, die uns Hoffnung und Zuversicht gibt! Wir werden zusätzlich mobile Teams aufstellen, die Impfungen im gesamten Stadtgebiet durchführen. In medizinischen Einrichtungen können Impfungen direkt von geschultem Personal verabreicht werden. Alle Menschen in Deutschland sollen eine kostenlose Impfung erhalten. Die Auswahl der Personen, die zuerst geimpft werden, richtet sich nach den Empfehlungen der Experten in der Ständigen Impfkommission. Auch hier stehen wir zu unserer Verantwortung gegenüber denjenigen, die einem besonderen Infektionsrisiko ausgesetzt sind oder für die eine Covid19-Erkrankung besonders gefährlich ist. Sehr geehrte Abgeordnete, bis es soweit ist, dass wir eine ausreichende Zahl an Menschen geimpft haben und wir die Pandemie damit endgültig überwinden können, wird es noch eine Weile dauern. Das heißt, wir brauchen weiterhin Ausdauer, Disziplin und Verantwortung, um die Pandemie in den kommenden Monaten zurückzudrängen und nicht auf der Zielgeraden noch zu stolpern. Wir müssen deshalb in den kommenden Wochen sehr konsequent Masken tragen, Abstand halten und Hygiene beachten. Und wir müssen unsere Kontakte so weit wie möglich verringern, auch über die Weihnachtstage und am Silvesterabend. Ich bitte Sie, liebe Hamburgerinnen und Hamburger, nehmen Sie diese Regeln ernst. Sie schützen damit Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Mitmenschen – Ihrer Familien, Freunde und Bekannten. Ich wünsche Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest, einen schönen, aber ruhigen Silvesterabend und uns allen ein gutes Neues Jahr. Vielen Dank.

18. November 2020

Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher im Bundesrat

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, die Corona-Pandemie ist für unser Land eine der größten Krisen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Über 800.000 Menschen haben eine Infektion durchgemacht, mehr als 13.000 Menschen sind daran verstorben. Die Pandemie hat unser Leben tiefgreifend verändert. Sie verlangt von den Menschen in den Krankenhäusern, Praxen und Laboren, in den Gesundheitsämtern und Pflegeeinrichtungen, in der Forschung und in vielen anderen Bereichen außergewöhnliche Leistungen. Dadurch und mit der großen Disziplin der Bürgerinnen und Bürger konnten wir in Deutschland die erste Welle der Pandemie eindämmen und jetzt auch die zweite Welle brechen. Die dramatische Entwicklung in anderen Ländern und die Daten der Wissenschaft belegen, dass wir mit unserem Vorgehen das Leben zehntausender Menschen schützen und unzählige Covid19-Erkrankung verhindern konnten. Die Anstrengungen haben sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht gelohnt. Denn eine ungehinderte Ausbreitung des Coronavirus führt nicht nur in kürzester Zeit zu einer Überlastung des Gesundheitswesens, sondern auch zu einer dramatischen Schädigung der Wirtschaft, die wir in Deutschland verhindern konnten. Dazu beigetragen haben Bund und Länder, indem wir mehr Wirtschafts- und Finanzhilfen für die von der Coronakrise besonders betroffenen Unternehmen und Branchen leisten als alle anderen Länder der Europäischen Union zusammen. Nach allem, was aus der Impfstoffentwicklung berichtet wird, bin ich mittlerweile auch sehr zuversichtlich, dass unsere Strategie insgesamt aufgeht und dank der herausragenden Leistungen der Mediziner, Wissenschaftler und Pharmazeuten bald ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht und wir damit endlich Licht am Ende des Tunnels sehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Corona-Pandemie ist neben den komplexen Anforderungen der praktischen Pandemiebekämpfung auch eine bisher nicht bekannte Herausforderung für unser Staatswesen, unsere Verfassung und die Demokratie. Unsere Verfassungsordnung und unser Rechtssystem haben sich auch in dieser außerordentlichen Krise bewährt. Die für den Infektionsschutz und die Gefahrenabwehr zuständigen Länder haben wirksame rechtliche Vorgaben für die Eindämmung der Pandemie geschaffen. Sie sind nach unserer Rechtsordnung dafür zuständig und gegenüber ihren Parlamenten und den Bürgerinnen und Bürgern demokratisch verantwortlich. Dabei haben die Länder untereinander und mit der Bundesregierung gut zusammengearbeitet. Gemeinsam konnten wir das erforderliche Wissen sammeln, wirkungsvolle Maßnahmen nach den regionalen Besonderheiten vereinbaren und diese fortlaufend an die sich ändernde Lage anpassen. Die Erfolge in der Pandemiebekämpfung sind damit auch ein Erfolg des kooperativen Föderalismus. Sie sind zugleich der Erfolg eines Infektionsschutzrechts, das den Ländern die Handlungsmöglichkeiten gibt, die in dieser ernsten Lage erforderlich sind. Über den Vollzug des Infektionsschutzrechts haben unsere Gerichte gewacht. Die Richterinnen und Richter haben die Corona-Maßnahmen fortlaufend auf ihre Rechtmäßigkeit, insbesondere auf ihre Verhältnismäßigkeit geprüft – und sie haben diese in einer Vielzahl von Entscheidungen als rechtmäßig bestätigt. Dabei haben die Gerichte betont, dass die Länder in der Pandemiebekämpfung über Beurteilungs- und Entscheidungsspielräume verfügen müssen, dabei aber Maßnahmen, die zu Einschränkungen grundrechtlicher Freiheiten führen, mit kurzer Laufzeit zu befristen und fortwährend zu evaluieren haben. Diesen Vorgaben sind die Länder nachgekommen. Wir haben in Hamburg unsere Eindämmungsverordnung fortlaufend aktualisiert, dabei die jeweils aktuellen Erkenntnisse einbezogen und - wann immer das Infektionsgeschehen es zuließ – Einschränkungen auch wieder zurückgenommen. Dies ist erforderlich, um die Schutzpflicht des Staates für das Leben und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihren Freiheitsrechten in Ausgleich zu bringen. Die wissenschaftlichen Auswertungen des Pandemieverlaufs zeigen gleichwohl deutlich, dass ein rechtzeitiges Einschreiten entscheidend zum Erfolg der Maßnahmen beiträgt: Es kommt darauf an, im richtigen Moment schnell zu handeln. Ein Vergleich mit anderen Ländern in Europa zeigt, dass wir dadurch deutlich weniger einschneidende Maßnahmen nutzen mussten und somit die Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger besser gewahrt haben. Bundestag und Bundesrat haben das Infektionsschutzrecht bereits durch zwei Gesetze im März und im Mai dieses Jahres an die aktuelle Lage angepasst. Mit dem nun vorliegenden Entwurf eines Dritten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite werden die rechtlichen Rahmenbedingungen weiter verbessert. Die für die Eindämmung der Pandemie erforderlichen Maßnahmen, die sich bislang auf eine Generalklausel im Infektionsschutzrecht stützen mussten, erhalten jetzt ein stärkeres gesetzliches Fundament. Der neue §28a des Infektionsschutzgesetz soll dem verfassungsrechtlichen Gebot des Gesetzesvorbehalts Rechnung tragen und zugleich ausreichend Handlungsmöglichkeiten der Länder für einen wirksamen Schutz von Leben und Gesundheit sicherstellen. Dazu benennt der Absatz 1 als Regelbeispiele genau die Schutzmaßnahmen, die sich in den letzten Monaten bewährt haben. Diese ausdrückliche Nennung im Gesetz erhöht die Rechtssicherheit unserer Verordnungen. Dabei ist der Katalog der Schutzmaßnahmen nicht abschließend, um die notwendige Flexibilität des Vorgehens in der Pandemie weiterhin zu gewährleisten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ausdrücklich ist nunmehr im Gesetz klargestellt, dass die Eindämmung der Corona-Pandemie umfassende Schutzmaßnahmen rechtfertigt, auch wenn diese mit Einschränkungen von Freiheitsrechten einhergehen. Sie sind ein Sonderopfer, das wir zum Schutz der Älteren und Schwächeren, zum Schutz von Gesundheit und Leben aller Bürgerinnen und Bürger solidarisch erbringen müssen. Der Bundesgesetzgeber verleiht diesen Maßnahmen damit eine zusätzlich demokratische Legitimation und sichert sie mit einem Parlamentsvorbehalt ab, indem die Maßnahmen nur dann getroffen werden dürfen, wenn der Bundestag eine epidemische Lage von nationaler Tragweite feststellt. Absatz 3 des neuen §28a stellt klar, dass die Schutzmaßnahmen am regionalen Infektionsgeschehen auszurichten sind. Das heißt, es ist immer flexibel vor Ort zu handeln. Als wesentlicher Indikator hierfür weist das Gesetz die sogenannte 7-Tage-Inzidenz aus. Durch das Wort „insbesondere“ macht die Regelung aber deutlich, dass weiterhin natürlich nicht allein die Inzidenz bei der Beurteilung des Infektionsgeschehens zu beachten ist. Denn wie bisher müssen die Länder neben der Inzidenz viele weitere Faktoren berücksichtigen wie die Gesamtzahl der Infektionsfälle, ihre Verteilung in den Altersgruppen, die besondere Schutzbedürftigkeit vulnerabler Personen, die Auslastung des örtlichen Gesundheitswesens, die Kapazität zur Kontaktnachverfolgung von Infektion, die aktuellen epidemiologischen Erkenntnisse und die Auswirkungen der Schutzmaßnahmen auf andere Rechtsgüter, insbesondere ihre sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen. Das neue Gesetz ruft dazu auf, spätestens ab der Überschreitung der Schwellenwerte von 35 bzw. 50 Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Aber auch vor dem Erreichen dieser Werte können und müssen Maßnahmen getroffen werden. Hamburg hat im Vergleich zu anderen großen Metropolen vor allem auch deshalb eine günstigeren Verlauf der Infektionsdynamik erreicht, weil wir zum Teil deutlich vor Überschreitung der 35er-Schwelle private Feierlichkeiten und öffentliche Versammlungen beschränkt, Alkoholverkaufsverbote erlassen, eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum eingeführt und eine Sperrstunde in der Gastronomie eingeführt haben. Diese Gestaltungsspielräume bei den Schutzkonzepten sind in der Rechtsprechung anerkannt und sie sind auch geboten. Nur so können die Länder weiterhin erfolgreich die Pandemie bekämpfen. Das Coronavirus und der bisherige Verlauf der Pandemie haben bereits zu vielen unerwarteten Erkenntnisse geführt und können noch zu weiteren unvorhergesehenen Lagen führen. Auch dafür müssen wir gewappnet sein. Insgesamt stellen die Regelungen des Gesetzesentwurfs zu den Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie eine gute Ergänzung des bisherigen Rechtsrahmens dar, der die Rechtssicherheit erhöht und weiterhin einen wirksamen Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung durch die hierfür verantwortlichen Länder ermöglicht. Aus diesen Gründen begrüßt die Freie und Hansestadt Hamburg den vorliegenden Gesetzesentwurf und wird ihm zustimmen. Herzlichen Dank allen, die an dem Gesetzgebungsverfahren beteiligt waren und insbesondere denjenigen, die es im Deutschen Bundestag initiiert haben. Vielen Dank.

28. Oktober 2020

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrte Damen und Herren, wir sind jetzt in der Corona-Pandemie in einer kritischen Phase. Die sogenannte zweite Welle trifft Europa mit großer Wucht. Die Infektionszahlen erreichen täglich neue Höchstwerte. Die Regierungen von Frankreich, Spanien und Tschechien haben den Notstand ausgerufen. Madrid wurde abgeriegelt, in Paris eine generelle Ausgangssperre verhängt. Aus Belgien, Frankreich, Tschechien liegen Ersuchen vor, Intensivpatienten nach Deutschland zu übernehmen. Auch aus unseren Partnerstädten, zu denen wir enge Beziehungen pflegen, erreichen uns bestürzende Nachrichten. In Marseille liegt die 7-Tage-Inzidenzrate pro 100.000 Einwohner bei über 500. Zwischen 21 und 6 Uhr gilt eine generelle Ausgangssperre. In Prag wurden bis auf die Grundversorgung alle Geschäfte und Dienstleistungen geschlossen. Es besteht eine generelle Ausgangssperre. Alten- und Pflegeheime sowie soziale Einrichtungen dürfen von Besuchern nicht mehr betreten werden. Die Krankenhäuser sind überlastet, auf dem Prager Messegelände wird derzeit ein Feldlazarett errichtet. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt keinen Grund mehr, daran zu zweifeln, dass uns auch in Deutschland diese Entwicklung droht, wenn wir nicht alle durch unser persönliches Verhalten mithelfen, genau dieses zu verhindern. Denn auch in Deutschland hat die Verbreitung des Virus stark zugenommen. Laut Robert Koch Institut wurden heute bundesweit rund 15.000 Neuinfektionen gemeldet. Mehr als zwei Drittel der Städte und Landkreise haben die kritische 7-Tage-Inzidenzrate von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner überschritten. München liegt aktuell bei über 120, Berlin bei 130, Frankfurt mittlerweile bei über 200. Als letzte Großstadt hat Hamburg nach den Berechnungen des RKI am vergangenen Freitag die Fünfziger-Grenze überschritten. Unsere Gesundheitsämter melden heute rund 400 Neuinfektionen. Auch bei uns steigt die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen stetig. Der Leiter der Intensivmedizin des UKE schätzt die Entwicklung im Gesundheitswesen in Deutschland in den kommenden Wochen als sehr ernst ein. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Hamburgerinnen und Hamburger, glauben Sie nicht denjenigen, die die Gefahr leugnen und die Sache damit noch schlimmer machen. Wir können und müssen uns jetzt diszipliniert verhalten, wenn wir eine dramatische Entwicklung der Pandemie in Deutschland und bei uns in Hamburg verhindern wollen. Denn es gibt einen Kernfaktor in dieser Pandemie, und das ist kein Problem einer Regierung oder einer Verordnung oder eines Konzepts, sondern es ist eine Eigenschaft des Virus SARS-CoV-2. Das Kernproblem besteht darin, dass auch Personen, die wenig oder gar keine Symptome haben, infiziert sein und diese Infektion auch übertragen können. Mit anderen Worten, man kann von außen nicht sehen, ob wir selbst oder andere infektiös sind. Auch ein Test kann das nur für eine kurze Zeit ausschließen. Deshalb müssen wir uns alle vorsichtig verhalten – ob wir uns krank fühlen oder nicht. Und deshalb müssen wir uns alle konsequent an die Regeln halten, die jetzt unbedingt notwendig sind: Abstand halten, Hygiene beachten, Maske tragen und persönliche Kontakte mit anderen so weit wie möglich verringern. Das ist die einfache und klare Botschaft in diesen Tagen: Es kommt auf das Verhalten jeder und jedes Einzelnen an! Meine Damen und Herren, Hamburg hat sich in der Pandemie bisher gut behauptet. Wir haben an den kritischen Stellen gearbeitet und die erforderlichen Maßnahmen immer frühzeitig ergriffen. Mit mittlerweile fast 15.000 Corona-PCR-Untersuchungen pro Tag testen wir deutlich mehr als andere Städte und Bundesländer. Alle vergleichbaren großen Städte in Deutschland – Berlin, Bremen, Düsseldorf, Köln, München – lagen in den letzten Wochen in der 7-Tage-Inzidenz vor uns. Selbst die großen Flächenländer Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg haben im Durchschnitt eine höhere Infektionsdynamik als Hamburg. Aber auch wir müssen gegenüber dem Virus wieder Boden gut machen, denn unsere 7-Tage-Inzidenz ist in den letzten Tagen ebenfalls sehr stark gestiegen. Auch die älteren Jahrgänge, also Personen, bei denen Covid-19 lebensbedrohlich werden kann, sind wieder stärker betroffen. In unseren Kliniken werden derzeit knapp 150 Covid-19-Patienten behandelt, 34 von ihnen befinden sich auf der Intensivstation. Vor diesem Hintergrund hat der Senat am 16. Oktober 2020 eine erweiterte Maskenpflicht für den öffentlichen Raum und eine Sperrstunde für die Gastronomie ab 23:00 Uhr beschlossen. Seit Montag gilt, dass private Feiern und Zusammenkünfte auf zehn Personen aus höchstens zwei Haushalten begrenzt bleiben müssen. Denn es hat sich gezeigt, dass viele Infektionsfälle mittlerweile mit einer sehr großen Zahl an Kontaktpersonen einhergehen, die nur noch schwer von den Gesundheitsämtern nachzuverfolgen sind. Die Kontaktnachverfolgung ist aber ein zentrales Element der Pandemiebekämpfung. Indem wir Ausbrüche und potenzielle Krankheitsüberträger erkennen, können Infektionsketten durchbrochen und damit die Verbreitung des Virus gestoppt werden. Deshalb müssen wir die Zahl unserer unmittelbaren Kontakte stark verringern. Liebe Hamburgerinnen und Hamburger, wir müssen derzeit viele Gewohnheiten in Frage stellen und uns in unserem täglichen Leben stark beschränken. Wir sind in einer ernsten Lage. Es ist jetzt nicht die Zeit, zu feiern. Ich bitte Sie dringend, die Corona-Regeln einzuhalten und mitzuhelfen, den starken Anstieg der Infektionsdynamik zu stoppen. Sehr geehrte Damen und Herren, morgen wird die Bundeskanzlerin im Deutschen Bundestag eine Regierungserklärung zur Corona-Pandemie abgeben. Sie hat für heute kurzfristig zu einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder eingeladen, die bereits begonnen hat. Ich möchte Sie, sehr geehrte Abgeordnete, um Verständnis bitten, dass ich die heutige Debatte nicht bis zu Ende verfolge, um an den Beratungen mit der Bundeskanzlerin teilzunehmen, denn es wird darum gehen, sehr weitreichende zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um im Verlauf der Pandemie weiteren Schaden abzuwenden. Es wird darum gehen, die aktuell viel zu hohe Infektionsdynamik durch einen zeitlich begrenzten, aber harten Einschnitt abzubremsen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen sich auf konsequente Kontaktbeschränkungen unter anderem in der Freizeitgestaltung, im privaten Bereich und der Gastronomie. Ich halte es weiterhin für wichtig, dass wir die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zwischen Bund und Ländern abstimmen und möglichst einheitlich vorgehen, denn es muss für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Klarheit geben, worauf es jetzt ankommt. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Entwicklung der Pandemie ist jetzt in einer sehr kritischen Phase und mit dem fortschreitenden Infektionsgeschehen ändern sich auch die Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Virusverbreitung einzudämmen. Die gute Nachricht ist, dass gleichzeitig auch unser Wissen über das Virus und seine Verbreitungswege wächst. Wir können also mehr tun und dabei zugleich gezielter vorgehen als im Frühjahr. Der Senat wird sich dafür einsetzen, dass wir den Betrieb von KITAs und Schulen aufrechterhalten, denn Bildung und Betreuung sind von größter Bedeutung für die Familien und es gibt zahlreiche Hinweise, dass vor allem jüngere Kinder und Jugendliche durch COVID-19 selbst kaum gefährdet sind und auch weniger zum Infektionsgeschehen beitragen. Dagegen sind Ältere besonders gefährdet. Durch den gezielten Einsatz von Antigen-Schnelltests wollen wir ältere Menschen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen besser vor Infektionen schützen, damit sie weiterhin Besuch empfangen können und nicht sozial isoliert werden. Schnelltests können auch in anderen Bereichen eingesetzt werden, um die Verbreitung von Infektionen ohne zusätzliche Inanspruchnahme der medizinischen Labore besser zu kontrollieren. Wir werden unsere Corona-Soforthilfe fortführen, mit der wir bereits über eine halbe Milliarde Euro an Betroffene ausgezahlt haben. Wir können damit nicht jede Notlage verhindern, aber wir helfen, wo es nur geht. Dazu gehört auch, dass die Bundesregierung für die kommende Phase der Pandemiemaßnahmen bis Ende November den Branchen zusätzliche finanzielle Unterstützung gibt, die von den Beschränkungen noch einmal besonders betroffen sind. Ab dem 8. November gilt in Deutschland ein einheitliches Quarantäneregime: Wer aus einem Risikogebiet im Ausland zurückkehrt, muss sich in häusliche Quarantäne begeben und das zuständige Gesundheitsamt informieren. Nach fünf Tagen kann dann ein Corona-PCR-Test durchgeführt werden, der die Dauer der Quarantäne verkürzt, wenn er negativ ausfällt. Der Erfolg unseres Krisenmanagements in der Pandemie beruht zu einem großen Teil auf der guten Arbeit unserer Gesundheitsämter, die auch die Kontaktnachverfolgung leisten. Mit dem „Hamburger Pandemie-Manager“ haben wir eine Software entwickelt, in der alle relevanten Schritte der Kontaktverfolgung und der Quarantäneüberwachung in einem digitalen System für ganz Hamburg effizient bearbeitet werden können. Wir haben das Personal in den Gesundheitsämtern für diese Aufgaben auf mittlerweile 500 Vollkräfte erhöht, hinzu kommen noch Kräfte der Bundeswehr und Freiwillige mit medizinischen Kenntnissen, und wir werden die Ausstattung der Gesundheitsämter mit Personal und Technik weiter verbessern. Die Sozialsenatorin wird Ihnen im Verlauf der Debatte Weiteres berichten über die Lage im öffentlichen Gesundheitsdienst, wie wir uns in anderen Feldern auf die Herausforderungen der zweiten Welle der Pandemie einstellen und wie wir uns vorbereiten auf den Zeitpunkt, zu dem ein Impfstoff zur Verfügung steht und wir damit beginnen können, die ersten Gruppen der Bevölkerung durch eine Impfung vor einer Corona-Infektion zu schützen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt viele ermutigende Berichte über die Fortschritte in der Impfstoffentwicklung und zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Virus und die Erkrankung die es verursacht. Derzeit sind über 40 Impfstoffe in der klinischen Prüfung. Das ist mehr, als man im Frühjahr erwarten konnte. Hamburg trägt seinen Teil dazu bei, die Corona-Forschung voranzutreiben, Impfstoffe zu entwickeln und die Behandlung von COVID-19 zu verbessern. Das Universitätsklinikum Eppendorf ist an allen Bereichen dieser Forschung beteiligt und hat mittlerweile rund 200 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht. Die Studien der Hamburger Rechtsmedizin sind deutschlandweit einzigartig. Seit Anfang Oktober wird in Eppendorf ein Impfstoff gegen Corona an den ersten Probanden klinisch erprobt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind in einer kritischen Lage, aber es ist so, wie Frau Prof. Addo, die Leiterin der Infektionsmedizin am UKE vor einigen Tagen gesagt hat: „Deutschland ist gut vorbereitet. Wir haben die erste Welle gut bewältigt und werden das, was jetzt kommt, auch gut bewältigen.“ Genauso ist es, aber dazu bedarf es noch einmal einer sehr großen Kraftanstrengung aller. Wir brauchen entschlossenes Handeln, Geduld und Disziplin! Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg versteht die Lage und akzeptiert die Beschränkungen für unser Leben, die wir derzeit auf uns nehmen müssen. Der Senat informiert kontinuierlich über den Verlauf der Pandemie. Wir betreiben eine umfassende und fortlaufend aktualisierte Plattform im Internet, beantworten jede Woche Hunderte Fragen in den Sozialen Medien, übertragen Pressekonferenzen live ins Internet und führen öffentliche Kampagnen durch. Das ist wichtig für das Verständnis der Regeln und damit auch für deren Akzeptanz, Einhaltung und Wirkung. Aber es gibt immer noch einige, die Corona auf die leichte Schulter nehmen Wer in einem Keller hinter verschlossenen Türen eine Party mit fast 100 Leuten veranstaltet – ohne Maske, ohne Abstand – der unterläuft die gesamte Corona-Strategie und bringt uns in größte Schwierigkeiten. Das ist unverantwortlich in dieser kritischen Lage, und deshalb werden unsere Polizei und Ordnungskräfte die Einhaltung der Corona-Regeln weiter konsequent kontrollieren und durchsetzen. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass wir unsere Kontakte zu anderen verringern, dass wir Maske tragen, Abstand halten und Hygiene beachten. Wir schützen damit unsere eigene Gesundheit und die unserer Mitmenschen – unserer Familien, Freunde und Bekannten. Und wir verhindern damit weitere Schäden für die Wirtschaft, die Kultur und das soziale Miteinander. In dieser ernsten Lage tragen wir alle gemeinsam die Verantwortung, dass Hamburg gut durch die Krise kommt. Vielen Dank.

26. September 2020

24. Übergabe der Erntekrone

Sehr geehrter Herr Hauptpastor, sehr geehrte Frau Bischöfin, sehr geehrte Frau Becker, sehr geehrte Frau Clausen, sehr geehrte Damen und Herren, ganz herzlichen Dank an den Landfrauenverband und an die Gemeinschaft der Vier- und Marschlande, dass ich in diesem Jahr die Erntekrone im Namen der Stadt Hamburg entgegen nehmen darf. Das ist eine große Ehre. Ich verstehe die Übergabe als Zeichen der engen Verbundenheit zwischen städtischen und ländlichen Gebieten in Hamburg. Für Hamburg hat die Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor zwar weniger Bedeutung als andere Branchen. Aber für die Lebensqualität in unserer Stadt spielt sie eine große Rolle. Die landwirtschaftlichen Betriebe versorgen uns mit frischen, regionalen Produkten. Gemüse aus den Vier- und Marschlanden, Äpfel und Birnen aus dem Alten Land, regionale Wurst- und Fleischwaren direkt vom Erzeuger sind bei den Hamburgern gefragt. Landwirte setzen sich für den Erhalt der Kulturlandschaften ein. Diese spielen für die Artenvielfalt und für die Begrenzung des Klimawandels eine wichtige Rolle. Landwirtschaftlich genutzte Regionen wie die Vier- und Marschlande sind auch beliebte Ausflugsziele. Hier können Stadtbewohner dem Obst und Gemüse, das sie essen, beim Wachsen zuschauen. Kinder lernen, dass Äpfel nicht in einer Kiste, sondern am Baum wachsen und dass die Milch aus der Kuh und nicht aus dem Tetrapak kommt. Das trägt zur Wertschätzung von Nahrungsmitteln und deren Erzeugern bei. Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Erfahrung gemacht, wie wichtig hochwertige Lebensmittel für ihr Wohlbefinden sind und wie gut es tut, sich in der Natur aufzuhalten. Wir brauchen Natur in der Stadt, damit es uns gutgeht: Dazu gehören unsere landwirtschaftlichen Regionen genauso wie Parks, Schrebergärten und bepflanzte Balkone. Die Erntekrone erinnert uns daran, dass die Natur dem Menschen nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und dass wir eine Verantwortung für ihren Erhalt tragen. Dazu müssen alle beitragen: Die Erzeuger, die Konsumenten und die Politik, indem sie die richtigen Rahmenbedingungen setzt. Ich bedanke mich sehr herzlich für die ehrenamtliche Arbeit der Landfrauen, die die Erntekrone mit viel Geschickt gestaltet haben. Vielen Dank auch allen, die an dem Gottesdienst mitwirken. Ich wünsche Ihnen einen schönen Erntedanksonntag und dass die kommende Ernte gut gedeihen möge.

7. September 2020

Senatsempfang anlässlich der EU-Ministerkonferenz „Green Shipping“

Dear Federal Minister Scheuer, Your Excellencies, Dear Members of the Consular Corps and members of Parliament, Ladies and Gentlemen, Welcome to Hamburg and to this reception for the European Green Shipping Conference. The Free and Hanseatic City of Hamburg has a maritime tradition that goes back centuries. The mural behind me shows the port of Hamburg around the year 1900. You can see trading ships and ocean liners at the piers as well as the docks of Blohm+Voss shipyard. At that time, the shipping industry was undergoing a fundamental transition. The construction of sailing ships was stopped and the steam turbines were replaced by diesel engines. That was an advance in technology but a step backwards in terms of the environment. Since then, many more steps have been taken to advance in both, technology and environmental protection. Ships and engines have undergone continuous development. Today, maritime logistics is the most climate-friendly way of transporting goods over long distances. In fact, even though 90% of the international transport volume is handled by ship, sea transport generates only 3% of global carbon dioxide emissions. With the MARPOL Convention and the climate protection strategy of the International Maritime Organization IMO, emissions in the shipping industry will be further reduced in the coming years. This is good progress, but we must make further efforts to decarbonize shipping and ports in order to achieve the ambitious climate protection goals that we have agreed on internationally. The good news is: climate-friendly technology for the shipping industry already exists. As an alternative to diesel, LNG produces 25% less carbon dioxide, 90% less nitrogen oxides and practically no particle and fine dust emissions. And even more important with regard to climate protection: it can be produced with green power-to-gas technologies. The Hamburg shipping company Hapag-Lloyd has converted a 15,000 TEU container vessel to operate on LNG. The Hamburg based company Nauticor operates the world's largest LNG tanker. CMA CGM - from our sister city Marseille - has ordered nine large LNG container vessels with a capacity of 23,000 TEU each. Hydrogen from renewable energies such as wind energy is another possible fuel for climate-friendly shipping as soon as the technology is sufficiently developed for this use. The shore power technology has already been developed for practical use. In Hamburg, we can supply cruise ships with shore power since 2016 and we are expanding the facilities significantly: by 2022, all cruise terminals and three of our four large container terminals will have shore power technology. This will be the most extensive shore power supply of any seaport in Europe. Ladies and gentlemen, As it is shown on the mural behind me 100 years ago, also today shipping is undergoing a technological transition. We should be leading this development in Europe. Not only for environmental concerns, but also to strengthen the global competitiveness of the European shipping industry in the future. In Hamburg we believe: our port, the Elbe and the maritime logistics are not just our past and tradition, they are also our future. With the Fraunhofer Center for Maritime Logistics and Services, the Institute of Maritime Energy Systems, the Maritime Cluster Northern Germany and the German Maritime Centre, the Hamburg metropolitan region is one of the largest innovation hubs in this field in Europe. Transport over water is not only the most economical, but also the most climate-friendly type of transport. If we want to bring together strong economy and climate protection, we need green shipping and green logistics. It is the responsibility of the EU Commission, the national governments of the member states, and the ports to create a good framework for this in Europe. The European Green Deal and the "Green Shipping Conference" are excellent opportunities for us to set the right course together. The Free and Hanseatic City of Hamburg is ready for this. Thank you very much.

7. September 2020

Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2020

Sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrter Herr Dr. Dittmer, sehr geehrter Herr Prof. Stratmann, sehr geehrter Herr Professor Dr. Roska, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen im Hamburger Rathaus zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2020! Der Körber-Preis gehört zu den weltweit höchstdotierten Forschungspreisen. Wenn er hier im Rathaus verliehen wird, ist dies immer auch eine besondere Ehre für die Wissenschaftsstadt Hamburg. Der diesjährige Preisträger ist der ungarische Mediziner und Neurobiologe Botond Roska, der, wie viele besondere Mediziner, noch andere Talente hat und erst über einen Umweg zur Medizin gekommen ist. Ursprünglich studierte er an der renommierten Budapester Musikakademie Cello, musste seine Musikerkarriere aber wegen einer Verletzung aufgeben. Daraufhin absolvierte er in seiner Heimatstadt ein Studium der Medizin und Mathematik, promovierte in Berkeley und forschte in Harvard auf den Gebieten der Genetik und Neurobiologie. 2005 ging Botond Roska in die Schweiz ans renommierte Friedrich Miescher Institut für biomedizinische Forschung. Seit 2018 leitet er zusammen mit Hendrik Scholl das neu gegründete Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie in Basel. Dort arbeiten Grundlagenforscher und klinische Mediziner, die in direktem Kontakt mit Patienten sind, besonders eng zusammen. Botond Roska zählt heute zu den international bedeutendsten Experten in der Erforschung der Netzhaut, diesem sehr spezialisierten Nervengewebe im Auge, das Licht in Nervenimpulse umwandelt und damit den entscheidenden Schritt für unseren optischen Sinneseindruck vermittelt. Er ist Spezialist für die Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa, die zur Erblindung führt. Er untersucht die Fragen, wie es kommt, dass die Zellen der Netzhaut ihre Lichtempfindlichkeit verlieren, und wie man ihre Fähigkeit, Licht aufzunehmen, wieder herstellen kann. Botond Roska und sein Team haben etwa hundert einzelne Zelltypen identifiziert und ihr Zusammenspiel untersucht. Ihr Ziel ist es, defekte Zellen genetisch so umzuprogrammieren, dass sie wieder lichtempfindlich werden. Auf der Forschung von Botond Roska liegen große Hoffnungen für Millionen Menschen, die aufgrund einer Netzhauterkrankung ihr Augenlicht verloren haben. Blinde wieder sehend machen – diesen Wunsch haben Ärzte seit Jahrhunderten. Bereits über 3.000 Jahre alte babylonische Keilschriften berichten von komplizierten Operationen am Auge. Aus dem Alten Ägypten sind Therapieanweisungen zur Wiederherstellung der Sehkraft überliefert. Mittelalterliche Schilderungen berichten von sehr robusten Methoden, wie dem sogenannten Stechen des Stars, das die Patienten nicht selten mit dem Tode bezahlten. Während viele andere Augenerkrankungen heute gut behandelt werden können, ist die häufigste Ursache für eine Erblindung – die Retinitis pigmentosa – immer noch nicht heilbar. Allein in Deutschland leiden über 30.000 Menschen an einem Sehverlust, der auf eine Erkrankung der Netzhaut zurückzuführen ist. Weltweit sind es über 30 Millionen. Die Forschung von Botond Roska weckt Hoffnungen auf neue Behandlungsmethoden, mit der die Sehkraft von an Retinitis Pigmentosa Erkrankten wiederhergestellt werden kann, um ihnen wieder ein besseres, selbstständigeres Leben zu ermöglichen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wissenschaft und Forschung sind entscheidend, um die großen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Das gilt für die Bekämpfung von Krankheiten und Pandemien, genauso wie für die Begrenzung des Klimawandels oder die Suche nach friedlichen Lösungen für gewaltsame Konflikte. Damit trägt die Forschung eine große Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, aber umgekehrt trägt die Gesellschaft auch eine Verantwortung dafür, dass Forscherinnen und Forscher uneingeschränkt und unter guten Bedingungen arbeiten können. Max Planck hat diese wechselseitige Verantwortung in einem Vortrag „Die Aufgabe der Wissenschaft“ 1947 so beschrieben: „Die exakte Wissenschaft wurzelt im menschlichen Leben“, sagte Planck. „Aber sie ist mit dem Leben in doppelter Weise verbunden: Denn sie schöpft nicht allein aus dem Leben, sondern sie wirkt auch zurück auf das Leben, auf das materielle wie geistige Leben, und zwar umso kräftiger und fruchtbarer, je ungehinderter sie sich entfalten kann.“ Hamburg wird seiner Verantwortung für die Wissenschaft gerecht, indem die Stadt die Voraussetzungen für exzellente Forschung, für Austausch und Zusammenarbeit auf allen Ebenen schafft. Zu den Meilensteinen, die seit der letzten Preisverleihung vor einem Jahr umgesetzt wurden, gehört zum Beispiel die zu Anfang 2021 beschlossene Überführung des Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg in die Leibniz-Gemeinschaft. Damit verbunden ist der Bau eines großen Naturkundemuseums in unserer Stadt, in dem geforscht wird und die Erkenntnisse dieser Disziplin modern und anschaulich ausgestellt werden. In der zukünftigen Science City Bahrenfeld ist das Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry (HARBOR) in Betrieb gegangen, ein interdisziplinäres Zentrum für Nanophysik, Chemie und Strukturbiologie. Die Hamburger Infektionsforschung wird an zwei Orten gebündelt und ausgebaut: auf dem Campus Bahrenfeld mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und auf dem Campus Eppendorf – dort hat die Stadt einen Neubau für einen zweiten Forschungscampus beschlossen, mit den Schwerpunkten Entzündung, Infektionen und Immunologie. Die Körber-Stiftung nimmt ihre gesellschaftliche Verantwortung in besonderer Weise wahr und setzt sich auf unterschiedlichen Gebieten für exzellente Wissenschaft und die Förderung des Nachwuchses ein. Der von der Stiftung verliehene Körber-Preis ist eine der angesehensten Auszeichnungen für exzellente Wissenschaft in Europa und stärkt damit den europäischen Forschungsstandort. Wir wissen aus unserer Geschichte, wie Einigkeit und Frieden in Europa unsere Stadt vorangebracht haben – früher vor allem im Handel und heute auch in der Wissenschaft. Es sollte selbstverständlich sein, dass wir Europa als einen gemeinsamen Wissenschaftsstandort verstehen und ausbauen, wie es mit der Netzhautforschung von Botond Roska der Fall ist, die in den kommenden Jahren durch den Europäischen Forschungsrat unterstützt wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit Botond Roska wird ein Pionier der Netzhautforschung geehrt, der die Grundlagen der Augenheilkunde maßgeblich erweitert hat und Hoffnung macht, dass eine bisher nicht heilbare Erkrankung, die zur Erblindung führt, in Zukunft geheilt werden kann. Lieber Herr Professor Roska, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Forschungsprojekten und auch persönlich alles Gute. Herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft 2020! Vielen Dank.

30. August 2020

Eröffnung der Konzertreihe „musica non grata“ in der Prager Staatsoper

Sehr geehrter Herr Burian, Sehr geehrter Herr Minister Zaorálek, sehr geehrter Herr Dr. Kraus, sehr geehrte Ministerinnen und Minister, Exzellenzen, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist mir eine Ehre, heute Abend in Vertretung des deutschen Außenministers Heiko Maas dieses Konzert zu eröffnen und Ihnen die Grüße der Bundesrepublik Deutschland zu überbringen. Das Programm „musica non grata“ ist eine Kooperation des Tschechischen Nationaltheaters mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Es ist tschechischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, die eine besondere Beziehung zu Prag hatten und von den Nationalsozialisten verfolgt oder ermordet wurden – aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer politischen Ansichten und Wertevorstellungen. Ihre Werke wurden als sogenannte „Entartete Musik“ gebrandmarkt und die Aufführung verboten. Heute Abend hören wir Musik der tschechischen Komponisten Kaprálová und Martinů sowie des deutsch-jüdischen Dirigenten Alexander Zemlinsky, der von 1911 bis 1927 als Musikdirektor hier in diesem Haus arbeitete. Alle drei hatten eine persönliche Beziehung zu Prag, haben zeitweise hier gelebt und gearbeitet. Und alle drei mussten Ihre Heimat verlassen, auf der Flucht vor dem unmenschlichen NS-Regime. Auch Hamburger Musiker sind Opfer des Nationalsozialismus geworden. Dazu zählt zum Beispiel der Komponist und Pianist Berthold Goldschmidt, dessen Werke im Rahmen von „musica non grata“ ebenfalls aufgeführt werden. Goldschmidt stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. In seinen Kompositionen arbeitete er mit neuen Harmonien und Rhythmen – das passte nicht in die Ideologie der Nazis. 1935 ging er ins Exil nach London. Die Erinnerung an diese Komponistinnen und Komponisten, an ihre Musik und ihr künstlerisches Vermächtnis, ist ein wichtiger Teil der Aufarbeitung des großen Unrechts, das ihnen widerfahren ist. Das Programm „musica non grata“ bringt ihre Werke zurück auf die Bühne und in das Bewusstsein der Menschen. Es würdigt unser gemeinsames kulturelles Erbe in Europa und ist ein Ausdruck der Partnerschaft zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland. Wir sind dankbar für die vielfältigen und engen Beziehungen, die heute wieder zwischen unseren Ländern bestehen. In allen Bereichen – wirtschaftlich, politisch und kulturell – sind wir in den vergangenen 30 Jahren zusammengewachsen. Den Grundstein dafür bilden drei gemeinsame Institutionen: Das „Deutsch-Tschechische Gesprächsforum“ ermöglicht den gesellschaftlichen Austausch, der „Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds“ fördert die zivilgesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit finanziell und der „Strategische Dialog“ der beiden Regierungen schafft Vertrauen auf politischer Ebene. Das ist ein gutes Fundament für unsere Freundschaft, die an Abenden wie heute ganz konkret und greifbar ist. Dies gilt auch für die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag, deren 30. Jubiläum wir in diesem Jahr feiern. Hamburg und Prag arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen. In unserem Hafen wird über die Hälfte des tschechischen Containerverkehrs abgewickelt. Es gibt langjährige Kooperationen und Austausch-Programme zwischen unseren Universitäten und Schulen. Auch über die Kultur sind Hamburg und Prag verbunden: Das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg sind regelmäßig zu Gast beim Prager Theaterfestival deutscher Sprache. Meine Damen und Herren, in Hamburg sind wir sehr stolz auf unsere Freundschaft mit der Partnerstadt Prag und die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik. Die Vielfalt Europas ist eine Bereicherung für unser persönliches Leben und unsere Gesellschaft. In Prag, einem Zentrum der deutschen, tschechischen und jüdischen Kulturgeschichte, spürt man diese Vielfalt in besonderer Weise. Der heutige Abend und die Reihe „musica non grata“ erinnern uns auch daran, dass wir gemeinsam für die Vielfalt in Europa einstehen müssen, wenn sie bedroht wird. Die Musik kann dabei helfen, denn sie überwindet alle sprachlichen und kulturellen Barrieren. Es ist deshalb umso wichtiger, dass Kulturveranstaltungen nach den Einschränkungen der vergangenen Monate aufgrund der Corona-Pandemie wieder möglich sind – wenn auch unter besonderen Bedingungen. Ich danke der Staatsoper und dem Nationaltheater, denen dies hervorragend gelungen ist. Ich wünsche dem Programm „musica non grata“ viel Erfolg und uns allen einen angenehmen Abend. Herzlichen Dank!

24. Juni 2020

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, Bürgerschaft und Senat der Freien und Hansestadt Hamburg beginnen ihre Arbeit in der 22. Legislaturperiode unter Bedingungen, die sich am Wahlabend des 23. Februar wohl niemand vorgestellt hat. Wir haben uns in den vergangenen Monaten ganz auf die Bewältigung einer Krise konzentrieren müssen, für die es in der Geschichte Hamburgs kein Beispiel gibt. Durch eine große Geschlossenheit und Solidarität, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Unternehmen, den Kirchen und Religionsgemeinschaften, den Vereinen und Verbänden, den kulturellen und sozialen Institutionen ist es uns gelungen, der Corona-Pandemie standzuhalten. Das ist ein großer Erfolg, der uns die Zuversicht gibt, dass wir auch die langfristigen Folgen dieser Krise gut bewältigen und die Zukunft Hamburgs kraftvoll gestalten können! Bei allen Problemen, die wir in der Coronakrise noch vor uns haben, können wir uns darauf besinnen und darauf aufbauen, dass sich unsere Stadt in den letzten Jahren außerordentlich positiv entwickelt hat. Die Arbeitslosenquote ist von Jahr zu Jahr gesunken. Mehr als eine Million Menschen hatten Ende 2019 eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Die Wirtschaft ist in den letzten Jahren stärker gewachsen als im Bundesdurchschnitt. Nie zuvor gab es so viele Unternehmen in unserer Stadt und auch der Hafen verzeichnete nach dem Beginn der Elbvertiefung 2019 wieder positive Umschlagszahlen. Durch ein ambitioniertes Wohnungsbauprogramm wurden über 60.000 neue Wohnungen fertiggestellt, davon viele städtische und öffentlich geförderte Wohnungen mit günstigen Mieten. Damit ist es uns als einzige große Metropole in Deutschland gelungen, den starken Anstieg der Mieten zu stoppen, und das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sich auch in Zukunft alle das Leben und Wohnen in Hamburg leisten können! Hamburg ist sicherer geworden: Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, war 2019 so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Raub- und Gewaltdelikte sind zurückgegangen, die Zahl der Wohnungseinbrüche hat sich in wenigen Jahren halbiert, und durch die erfolgreiche Arbeit der Polizei können immer mehr Straftaten aufgeklärt werden. Wir haben die Bildungschancen und damit die Lebenschancen der jungen Generation verbessert. Alle Familien erhalten einen kostenlosen Kitaplatz, und wir bieten an allen Schulen eine kostenlose Ganztagsbetreuung für Kinder bis 14 Jahre. Der Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler hat sich in vielen Fächern so verbessert, dass man andernorts von einem Bildungswunder in Hamburg spricht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist keinesfalls selbstverständlich, dass eine Regierung in Deutschland nicht abgewählt wird und dass die Regierungsparteien mit einer Neuwahl eine noch größere Mehrheit erhalten. Wir verstehen dieses demokratische Votum der Bürgerinnen und Bürger als Auftrag, an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen, den Kurs unserer Stadt fortzuführen und mit den zentralen Zukunftsthemen zu verbinden, in der Digitalisierung, bei der Mobilität und im Klimaschutz. Das ist die Zukunftsstadt Hamburg! Unser Regierungsprogramm für die 22. Legislaturperiode setzt daher viele neue Impulse, aber weiterhin auch auf eine starke Wirtschaft und exzellente Wissenschaft, auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft, auf gute Bildung von Kindesbeinen an, auf ein sicheres Leben in der Großstadt und auf aktiven Wohnungsbau für bezahlbare Mieten. Deshalb werden wir das „Bündnis für das Wohnen“ neu auflegen und weiterhin jedes Jahr den Bau von 10.000 neuen Wohnungen ermöglichen. Denn ausreichender Wohnungsbau ist die einzige Lösung, um Nachfrage und Angebot auf dem Wohnungsmarkt ins Gleichgewicht zu bringen und die Mieten stabil zu halten. Wir haben mit den sogenannten 8-Euro-Wohnungen von IBA und SAGA gezeigt, dass man auch außerhalb der klassischen Wohnungsbauförderung günstige Mieten realisieren kann, wenn die Stadt hierfür an geeigneten Stellen günstige Baugrundstücke zur Verfügung stellt. Der Senat wird den Bau solcher „Hamburg-Wohnungen“ weiterverfolgen und die Zahl der geförderten Wohnungen schrittweise erhöhen von bisher 3.000 auf künftig insgesamt bis zu 4.000 neue Sozial- und „Hamburg-Wohnungen“ pro Jahr. Bei der Vergabe von Baugrundstücken sollen Genossenschaften und Baugemeinschaften stärker berücksichtigt werden. Auszubildende und Studierende wollen wir im Wohnungsmarkt besser unterstützen, indem wir gemeinsam mit dem Studierendenwerk weitere Wohnheime bauen. Das Ziel sind 2.000 zusätzliche Wohnheimplätze in den nächsten fünf Jahren. Mehr als 200.000 Mieterinnen und Mieter in 13 Stadtteilen werden heute durch soziale Erhaltungsverordnungen geschützt. Wir werden weitere Gebiete unter Schutz stellen, wenn dies erforderlich ist. Wir haben soeben die Mietpreisbremse für Hamburg verlängert und treten und auf Bundesebene dafür ein, die sogenannte Kappungsgrenze zu senken, damit Mieten innerhalb von drei Jahren maximal um 10% erhöht werden können. Alle sollen sich das Leben und Wohnen in Hamburg leisten können, denn das macht eine Zukunftsstadt aus, dass alle eine gute Perspektive finden für sich und ihre Familie! Dafür schaffen wir an vielen Orten attraktive Quartiere mit Kitas und Schulen, Kultureinrichtungen und Sportstätten, Parks und Grünanlagen. Wir werden die Naturflächen erhalten und die Grünqualität erhöhen, wie wir es mit der NABU-Initiative „Hamburgs Grün erhalten“ vereinbart haben. Große Projekte wie „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ im Hamburger Osten, die Weiterentwicklung der Mitte Altona, die Science City Bahrenfeld im Westen und der „Sprung über die Elbe“ im Süden sind eine Bereicherung für ganz Hamburg. Mit der Erschließung des Grasbrooks entwerfen wir als Übergang und Abgrenzung zur Hafennutzung einen völlig neuen Stadtteil, der wie die HafenCity ein Leuchtturm moderner Stadtentwicklung sein wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, zu einem guten Leben in Hamburg gehört, dass sich die Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen können, dass die Stadt an ihrer Seite steht, um sie vor Kriminalität zu schützen und ihre Bürgerrechte zu sichern. Wir werden dazu Polizei und Justiz weiter stärken, ihre Ausstattung verbessern, Prozesse und Technik digitalisieren und zusätzliches Personal einstellen. Viele Verbrechen werden heute online begangen. Die Polizei wird daher einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Cyber-Kriminalität legen und gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft weitere Kompetenzen in der digitalen Beweisführung aufbauen. Auch die Feuerwehr und Rettungsdienste leisten einen entscheidenden Beitrag für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Wir bauen die Feuerwehrakademie aus, verstärken die Ausbildung und verbessern die Ausrüstung und Ausstattung der Einsatzkräfte. Drei neue Feuerwehrwachen werden gebaut und die Sanierung der Häuser der Freiwilligen Feuerwehr fortgesetzt. Ein sicheres Leben erfordert nicht nur den Schutz vor äußeren Gefahren, sondern auch, dass man Hilfe bekommt, wenn man durch eine Verletzung oder schwere Erkrankung in Not ist. Gerade in der Coronakrise sind uns der Stellenwert der Gesundheit und die Bedeutung eines guten Gesundheitswesens noch einmal sehr bewusst geworden. Es hat sich gelohnt, dass wir seit 2011 über eine Milliarde Euro in unsere Krankenhäuser investiert haben. Wir werden weiterhin über 100 Mio. Euro pro Jahr bereitstellen, um Kliniken zu modernisieren und auszubauen. Das Krankenhaus Altona wird durch einen Neubau nach modernsten Standards ersetzt, den wir gut in den Stadtteil integrieren. Auch die ambulante Versorgung ist in Hamburg erstklassig, mit einer großen Zahl an Haus- und Fachärzten. Gerade in den vergangenen Wochen haben alle Bereiche unseres Gesundheitswesens Hervorragendes geleistet, die Krankenhäuser, die ambulante Medizin und der öffentliche Gesundheitsdienst. Dem großen Einsatz der Beschäftigten im Gesundheitswesen haben wir zu verdanken, dass wir bisher so gut durch die Coronakrise gekommen. Dafür sage ich noch einmal: Herzlichen Dank! Wir werden nach den Erfahrungen der Coronakrise unsere Gesundheitsämter personell und technisch besser ausstatten, denn wir wollen für den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und auch für künftige Epidemien noch besser gewappnet sein. Das UKE als eine der führenden Universitätskliniken in Europa wird anhand des „Zukunftsplans 2050“ ausgebaut. Die nächsten Schritte sind die Neubauten des Herzzentrums, des Forschungscampus II, der Martini-Klinik und des Krebszentrums. Damit werden wir die wissenschaftliche Spitzenposition des UKE in der Universitätsmedizin stärken und die medizinische Versorgung der Hamburgerinnen und Hamburger noch weiter verbessern. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zeichnen den Weg für die Zukunftsstadt Hamburg und ermöglichen uns ein gesundes Leben, den Schutz von Umwelt und Ressourcen sowie den Vorsprung einer innovativen Wirtschaft. Der Senat wird daher die Entwicklung unserer Wissensmetropole mit diesen Schwerpunkten fortführen. Mit unseren staatlichen Hochschulen schließen wir Zukunftsverträge, die ihnen eine auskömmliche Finanzierung und gute Entwicklungsperspektiven geben. Nach dem Mieter-Vermieter-Modell wird der Senat die Hochschulgebäude sanieren und neue moderne Hochschulbauten ermöglichen. Bis 2030 sind Investitionen von mehr als 2,5 Milliarden Euro in eine zeitgemäße und exzellente Wissenschaftsinfrastruktur vorgesehen. Dank einer erfolgreichen Ansiedlungsstrategie konnten wir in den vergangenen Jahren verschiedene Spitzeninstitute für Hamburg gewinnen. Wir setzen uns nun dafür ein, dass das Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg sowie das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen werden. Mit den Projekten „Norddeutsche Energiewende NEW 4.0“ und „Norddeutsches Reallabor der Energiewende“ ist Hamburg führend bei der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft. Wir wollen damit nachhaltige Energiesysteme in den Bereichen Wind, Wasserstoff und Energiespeicherung entwickeln und sie für die praktische Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes nutzen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Hamburg bleibt die familienfreundlichste Großstadt Deutschlands, in der jedes Kind einen kostenlosen Kitaplatz erhält. Wir werden die Qualität der Betreuung weiter verbessern und die Betreuungsschlüssel schrittweise anheben, ab dem 1. Januar 2021 auf eine Fachkraft für vier Kinder in der Krippe und in mehreren Stufen bis zum 1. Januar 2024 auf eine Fachkraft für 10 Kinder in der Elementarbetreuung. Für gute Bildung in guten Räumen werden bis 2030 pro Jahr mehrere Hundert Millionen Euro in moderne Schulen, gute Lernräume und Schulsportanlagen investiert. Über 40 neue Schulen werden gebaut und über 100 Standorte erweitert. Die Zahl der Studien- und Referendariatsplätze für das Lehramt wird erhöht und zusätzliches Lehr- und Verwaltungspersonal eingestellt, besonders in Stadtteilen, in denen es die jungen Menschen schwerer haben, Zugang zu einer guten Bildung zu erhalten. Digitale Kompetenzen sind heute so wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Dies soll in den Lehrplänen zukünftig noch stärker berücksichtigt werden. Alle staatlichen Schulen sind bereits an das Glasfasernetz angeschlossen. Drei Viertel der Klassenräume haben schon eine digitale Ausstattung, bis 2025 werden in allen Klassenräumen digitale Tafeln und sicheres WLAN installiert. 50.000 Laptops, Tablets und Mikrocomputer werden beschafft, um das digitale Lernen und Unterrichten zu erleichtern. Und wir werden in den kommenden fünf Jahren in mehreren Schritten ein kostenloses HVV-Schülerticket einführen, damit in Zukunft alle Hamburger Schülerinnen und Schüler kostenlos Bus- und Bahnfahren können, auch das gehört zur familienfreundlichsten Großstadt Deutschlands! Schon heute finden Schulabgänger in Hamburg erfolgreicher ihren Weg in die Berufsausbildung als in anderen Ländern. Wir werden die berufliche Bildung weiter stärken und mit der Beruflichen Hochschule ein attraktives neues Angebot schaffen, das es ermöglicht, in nur vier Jahren zwei Abschlüsse zu erwerben: eine berufliche Ausbildung und einen Bachelorabschluss, der einen akademischen Berufsweg eröffnet. Meine sehr geehrte Damen und Herren, wenn wir von einem guten Leben in Hamburg für alle Generationen sprechen, dann gilt das nicht nur für Familien und junge Leute, die noch ihr gesamtes Leben vor sich haben. Es gilt selbstverständlich gerade auch für diejenigen, die ihre berufliche Lebensleistung schon erbracht, die Hamburg zu dem gemacht haben, was es heute ist, und die sich weiter einbringen und ihr Leben auch im Alter aktiv und selbstbestimmt führen wollen. Deshalb wollen wir eine seniorengerechte Stadt sein, um es modern zu sagen, eine „Age-friendly City“. Dazu gehört, dass es in allen Quartieren altersgerechte Wohnangebote gibt, dass man sich barrierefrei bewegen kann, eine gute Nahversorgung gewährleistet ist und dass man vor Ort medizinische und pflegerische Unterstützung erhält, wenn es erforderlich ist. Bundesweit gibt es in Hamburg bereits die größte Dichte an Service-Wohnungen und Teilhabemöglichkeiten für Seniorinnen und Senioren. Mit dem Programm „Wohnen bleiben im Quartier“ wird der Senat gezielt neue Projekte fördern, die älteren Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit ein Wohnen in lebendigen Nachbarschaften ermöglichen. Für unvorhergesehenen Pflegebedarf wird ein Notruf geschaffen, der die Sicherheit gibt, zu jedem Zeitpunkt auch kurzfristig ambulante Pflege erhalten zu können. Für ältere Menschen besteht schon heute ein breites Netz an ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen. Über 80% der Angehörigen sind mit den Pflege und Versorgung in Hamburgs rund 150 Pflegeeinrichtungen zufrieden. Die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege ist in Hamburg seit 2013 kontinuierlich gestiegen. Wir werden diese Entwicklung fortsetzen und uns im Bund weiterhin dafür einsetzen, dass der Pflegeberuf attraktiver wird durch bessere Arbeitsbedingungen und eine faire tarifliche Bezahlung. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Hamburg ist eine liberale Metropole, in der alle Bürgerinnen und Bürger gleiche Chancen und die Freiheit haben sollen, das Beste für sich im Leben zu erreichen. Dieses gilt für alle Menschen unserer Stadtgesellschaft unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Sprache oder was auch immer Populisten als Anknüpfungspunkt für Ausgrenzung und Diskriminierung missbrauchen. Als weltoffene Metropole sind wir in Hamburg stolz auf unsere Internationalität. Menschen aus über 180 Nationen leben bei uns zusammen und arbeiten Hand in Hand. Wir sind ein sicherer Ort für diejenigen, die vor Krieg und Unterdrückung fliehen und bei uns eine neue Perspektive für sich und ihre Familie aufbauen wollen. Wir nehmen es nicht hin, wenn Mitbürgerinnen und Mitbürger wegen ihrer Herkunft, ihrer Kultur oder ihres Glaubens angefeindet werden. Fremdenhass, Antisemitismus und Rassismus sind keine Meinungsäußerung und kein Mittel der politischen Auseinandersetzung, sie sind eine Straftat! Der Senat und unsere Sicherheitsbehörden gehen entschlossen dagegen vor, und wir werden unseren Einsatz gegen Hass und Hetze, gegen Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung insbesondere auch im Internet und in den sozialen Medien ausweiten. Ein Grundpfeiler für eine tolerante und demokratische Gesellschaft ist eine vielfältige, lebendige Kunst- und Kulturlandschaft. Welche Bedeutung ein breites und vielfältiges Kulturangebot für die Lebensqualität hat, haben wir besonders in den letzten Monaten gespürt, in denen wir – wegen der Corona-Beschränkungen – genau darauf verzichten mussten. Deshalb setzen wir uns in diesen Wochen besonders dafür ein, dass die staatlichen Kultureinrichtungen und die freie Kunst- und Musikszene die Corona-Pandemie überstehen. Wir werden die Hamburger Kultur in den nächsten Jahren weiter voran bringen durch erhebliche Investitionen in Gebäude und durch den Ausbau der Förderung. So verstärken wir das Engagement für die Erinnerungskultur, für Stadtteilkulturzentren, Bürgerhäuser, Bücherhallen und Geschichtswerkstätten. In allen Stadtentwicklungs- und Neubauvorhaben sollen verbindliche Vereinbarungen geschlossen werden für soziale und kulturelle Räume, in denen geprobt, gespielt und Neues ausprobiert werden kann. Um noch mehr Menschen einen einfachen Zugang zur Kultur zu bieten, wollen wir an den großen Erfolg des freien Eintritts in die staatlichen Museen am Tag der Reformation anknüpfen und in Zukunft regelmäßig einen eintrittsfreien Sonntag organisieren. Wie die Kultur führt auch der Sport Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Lebensgeschichten, sozialen und kulturellen Prägungen zusammen. Sport fördert Gesundheit und Lebensfreude, aber auch Respekt und Toleranz. Mit einer Fortsetzung unserer Strategie einer „Active City“ werden wir weitere attraktive Sportangebote in allen Stadtteilen schaffen. Wir wollen Sportvereine und ehrenamtliche Trainer besser unterstützen, Kinder und Jugendliche in KITAs und Schulen zu mehr Bewegung ermuntern. Zu einer ambitionierten Sportstadt gehört beides: gute Bedingungen für den Breitensport und Spitzensport mit internationalen Wettbewerben. Deshalb freuen wir uns jetzt schon auf die Ausrichtung von Spielen während der Fußball-Europameisterschaft 2024. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Regierungsprogramm des Senats mit all den Zukunftsprojekten, die wir uns vornehmen, die Aufgabenwahrnehmung der Stadt in der Bildung, in der Kultur, im Sozialen, im Sport, das alles kann nur funktionieren, wenn wir die finanzielle und wirtschaftliche Kraft Hamburgs erhalten und ihr zur Bewältigung der Coronakrise neue Impulse geben. Wir haben uns in den Jahren seit 2011 mit einer klugen Haushalts- und Finanzpolitik von einem Schlusslicht zu einem Spitzenplatz in Deutschland vorgearbeitet, hatten zuletzt Überschüsse im Gesamthaushalt von rund einer Milliarde Euro pro Jahr, konnten damit erstmalig in der Geschichte unserer Stadt alte Schulden tilgen und die Belastungen aus der HSH Nordbank-Krise bewältigen. Nur deshalb sind wir jetzt auch in der Lage, die Konjunkturprogramme des Bundes durch unsere eigene „Hamburger Corona Soforthilfe“ zu ergänzen, den Menschen und Unternehmen in der Krise zu helfen und Arbeitsplätze zu sichern. Innerhalb von zwei Monaten haben wir eine halbe Milliarde Euro ausgezahlt und konnten damit viele Notlagen abwenden. Wir machen in diesen schwierigen Zeiten alles möglich, was nötig ist, und helfen, wo es geht. Die Bürgerinnen und Bürger können sich auf ihre Stadt verlassen – dieses Versprechen halten wir! Nach den Regelungen der Schuldenbremse der Landeshaushaltsordnung werden wir die damit verbundenen krisenbedingten Kreditaufnahmen in den kommenden Jahren systematisch zurückführen. Die Kredite in diesem und im folgenden Jahre sind aber nötig, um die Wirtschaft zu stabilisieren, dauerhafte strukturelle Schäden zu vermeiden und eine rasche Erholung der Konjunktur zu unterstützen. Nur so ist auch mit einem entsprechenden Wiederanstieg der Steuereinnahmen zu rechnen, die wir benötigen, um strukturelle Defizite im Haushalt zu vermeiden und unsere generationengerechte Finanzpolitik fortzuführen. Um die Zukunftsstadt Hamburg kraftvoll zu gestalten, brauchen wir daher unser starkes wirtschaftliches Fundament mit einem breiten Branchenmix von der Logistik und Industrie über die Dienstleistungen, das Handwerk und den Handel bis zur modernen Medien- Kreativ und Digitalwirtschaft. Deshalb stehen wir zu den Grundfunktionen einer starken Wirtschaft, zu unserem Hafen und dem Flughafen. Deshalb arbeiten wir mit der Wirtschaft zusammen, schreiben den Masterplan Handwerk fort und engagieren uns mit den Verbänden und Unternehmen im „Bündnis für die Industrie der Zukunft“. Als Zentrum einer Metropolregion mit fünf Millionen Einwohnern setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, denn nur gemeinsam können wir die Stärke und Innovationskraft aufbringen, die wir im weltweiten Wettbewerb der Metropolen um Investitionen und kluge Köpfe benötigen. Wir wollen mit den Gewerkschaften und Arbeitgebern ein „Bündnis für gute Arbeit“ schließen, damit Tariftreue, gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung mit einem Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde nicht nur bei den öffentlichen Unternehmen, sondern generell gelten und Hamburg damit auch in Zukunft seinen Ruf behält, Vorreiter zu sein als „Stadt der guten Arbeit“. Der Hafen wird als zentraler Ort der Logistik und Industrie immer eine Säule unserer international ausgerichteten Wirtschaft bleiben und alle Unterstützung des Senats erhalten, die er für seine Entwicklung benötigt. Gemeinsam mit dem Bund werden wir den Bau einer neuen Köhlbrandquerung planen. Die vollständig fertig gestellte A26 wird die Hafenverkehre bündeln und die Verkehrsbelastung im Hamburger Stadtgebiet verringern. Wir werden die Hafenbahn modernisieren, den Großschiffliegeplatz Finkenwerder, die Kattwykbrücke und die Veddelkanalbrücken erneuern und weitere Projekte wie den Drehkreis Steinwerder realisieren. Wir wollen den Hafen weiter modernisieren und ihn zu einem „Innovationshafen 2040“ entwickeln, der intelligente und vernetzte Technologien nutzt und klimaneutral arbeitet. Die maritime Logistik ist eine Zukunftsbranche und bei weitem die umweltfreundlichste und CO2-ärmste Transportform für Rohstoffe und Produkte. Hamburg setzt sich dafür ein, alternative Energien und Antriebe in der Schifffahrt zu fördern. Alle Kreuzfahrtterminals und acht Liegeplätze für große Containerschiffe werden in den kommenden Jahren mit leistungsfähigen Landstrom-Anschlüssen ausgestattet. Wir unterstützen die Bemühungen, im Bereich der Elbe einen LNG-Terminal zu realisieren. Wasserstoff ist für die Dekarbonisierung der Logistik und Industrie von größter Bedeutung. In Hamburg wollen wir – mit Unterstützung des Bundes – an der Spitze dieser Entwicklung stehen. Am Energiestandort Moorburg soll dazu eine der größten Anlagen für Wasserstoffelektrolyse entstehen, mit der aus erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff hergestellt wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in Zeiten der Corona-Pandemie müssen wir uns stark auf die aktuellen Risiken konzentrieren, aber man sollte eine solche Krise auch als Chance verstehen und das Handeln über den Tag hinaus an den Anforderungen der Zukunft ausrichten. Mit anderen Worten: wir haben ein umfassendes Investitions- und Zukunftspaket vereinbart, um die Folgen der Coronakrise zu bewältigen und zugleich starke Impulse zu setzen für eine Modernisierung unserer Stadt. Bis zum Jahr 2040 sind Vorhaben mit einem Volumen von über 30 Milliarden Euro geplant, insbesondere in den schon erwähnten drei zentralen Bereichen der Zukunftsstadt Hamburg: der Digitalisierung, der Mobilität und dem Klimaschutz. Die Digitalisierungsstrategie des Senats bezieht sich auf die gesamte öffentliche Verwaltung und ihre Vernetzung mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und dem privaten Sektor. Innovative digitale Lösungen können Prozesse automatisieren und beschleunigen. Ein Beispiel hierfür ist der digitale Antrag „Kinderleicht zum Kindergeld“, mit dem jungen Eltern diverse Behördengänge erspart werden und mit dem sie schon wenige Tage nach der Geburt das erste Kindergeld erhalten können. Diese Hamburger Idee wurde bereits dreimal ausgezeichnet als bestes digitales Verwaltungsprojekt in Deutschland. Ein weiteres Beispiel ist das Slot-Management für den LKW-Containertransport im Hafen, mit dem Staus vermieden und der Verkehrsfluss im Hafengebiet wesentlich verbessert wurde. Grundlage für solche digitalen Projekte einer Smart City ist die gemeinschaftliche Nutzung von Daten. Datensicherheit und Datenschutz stehen dabei an erster Stelle. Hamburg ist bereits heute Vorreiter bei der Versorgung mit schnellem Internet. 98% unserer Haushalte und Unternehmen haben leistungsfähige Breitbandanschlüsse mit Leistungen über 50 Megabit/s. Bis 2030 wollen wir ein flächendeckendes Glasfasernetz mit größeren Kapazitäten aufbauen. In der City und an stark frequentierten Orten werden weitere kostenfreie, öffentliche WLAN-Hotspots installiert. Alle Hamburgerinnen und Hamburger sollen die Möglichkeit haben, die Potenziale der Digitalisierung und den positiven Nutzen für unser Leben kennenzulernen und sich am digitalen Wandel zu beteiligen. Dazu wollen wir ein „Haus der digitalen Welt“ schaffen, in dem Digitalisierung in den verschiedensten Zusammenhängen und Anwendungen erlebbar wird und digitale Kompetenzen erlernt werden können. Wie die Digitalisierung den urbanen Verkehr in einer modernen Metropole verändern kann, zeigt im Oktober 2021 der Weltkongress für Intelligente Transportsysteme ITS in Hamburg. Mit zahlreichen Projekten an unterschiedlichen Orten der Stadt wollen wir die Mobilität der Zukunft in der Praxis darstellen. Darunter zum Beispiel eine Teststrecke von der HafenCity bis zum Messegelände, auf der schon jetzt autonome Fahrzeuge im realen Straßenverkehr unterwegs sind. Für unsere Stadt ist die Verbesserung der Mobilität eines der wichtigsten Handlungsfelder in den kommenden Jahren. Hamburg soll zur Modellstadt für den Verkehr der Zukunft werden: Sicher, effizient und sauber. Eine zentrale Bedeutung hat hierfür der Öffentliche Nahverkehr. An einem normalen Werktag sind im Verkehrsverbund über 2 Millionen Fahrgäste unterwegs mit Bus und Bahn. Dabei sind die schienengebundenen Schnellbahnen das leistungsfähigste Verkehrsmittel in einer urban verdichteten Metropole wie Hamburg. In dieser Dekade wollen wir den Ausbau des U- und S-Bahnnetzes fortführen und mit der S4 sowie der U5 zwei völlig neue Linien in Betrieb nehmen. Damit erhalten rund 400.000 Menschen erstmals einen Anschluss an das Hamburger Schnellbahnsystem. Zusätzlich planen wir für die Erschließung des Hamburger Westens den Bau der S32 zur Anbindung von Bahrenfeld, Lurup und Osdorf. Um eine attraktive Alternative zum eigenen Auto zu schaffen, wollen wir das Angebot im HVV von Jahr zu Jahr ausbauen und bis 2030 einen „Hamburg Takt“ einführen, mit dem man keinen Fahrplan mehr benötigt und in der ganzen Stadt innerhalb von fünf Minuten ein Angebot des öffentlichen Nahverkehrs erreichen kann. Der Ausbau unserer Radwege wird fortgesetzt und zu einem leistungsfähigen Verkehrsnetz ausgebaut. Dazu gehören die bezirklichen Radwege, das Hamburger Veloroutennetz und neue Radschnellwege, die eine komfortable Verbindung über die Stadtgrenzen hinaus in die Metropolregion darstellen. Unsere Straßen werden wir weiter in Ordnung bringen und dabei noch stärker darauf achten, Beeinträchtigungen für den Verkehr zu reduzieren. Durch eine systematische, IT-gestützte und über mehrere Jahre im Voraus geplante Kooperation aller Unternehmen, die im Straßenraum arbeiten, sollen die erforderlichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen zusammengelegt und mit weniger Baustellen abgearbeitet werden. Die ÖPNV-Angebotsoffensive und Mobilitätswende sind zugleich wesentliche Bausteine im Klimaplan des Senats. Bei der Elektromobilität ist Hamburg schon heute führend in Deutschland. Unsere Verkehrsunternehmen beschaffen in Zukunft nur noch emissionsfreie Busse. Die U- und S-Bahnen fahren schon heute zu 100% mit Ökostrom. Wir werden weitere Impulse für den Umstieg auf E-Fahrzeuge geben, indem wir die Anzahl der Ladepunkte in Hamburg bis zum Ende der Legislatur von 1.000 auf 2.000 verdoppeln. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Hamburgerinnen und Hamburger, eine der größten Aufgaben, die vor uns liegen, ist die Umsetzung des Klimaplans, den wir Ende letzten Jahres beschlossen haben und mit dem wir bis 2030 sicherstellen, dass die CO2-Emissionen in Hamburg gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent sinken. Ich sage „mindestens“, weil ich sicher bin, dass wir noch weitere Ideen und praktische Maßnahmen entwickeln werden, um auf diesem Weg noch schneller voranzukommen, denn wir wissen, dass im globalen Maßstab für die Erreichung der Pariser Ziele eine neutrale Klimabilanz deutlich vor 2050 erforderlich ist. Die Maßnahmen unseres Klimaplans beziehen sich auf alle Sektoren: die „Industrie“, „Gewerbe, Dienstleistungen, Handel“, „Private Haushalte“ und „Verkehr“. Dazu gehören große Projekte wie der Umbau der Fernwärme, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit dem Hamburg-Takt und die NEW 4.0-Innovationsprojekte in der Industrie. Dazu gehören aber auch viele kleinere Maßnahmen und systematische Programme zur Verbesserung des energetischen Zustands der Gebäude, zur Förderung des Radverkehrs und zum Klimaschutz in Unternehmen. Wir haben einen umfassenden, verlässlichen und sozialverträglichen Klimaplan, den es in dieser Form bisher in keinem anderen Bundesland gibt. Wir haben nicht nur Ziele festgelegt, sondern auch rund 400 konkrete Maßnahmen, und die setzen wir um, denn wir wollen als eine große, moderne und wirtschaftsstarke Metropole Vorbild sein und einen maßgeblichen Beitrag leisten für den Klimaschutz in Deutschland! Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Corona-Pandemie und das Jahr 2020 werden sich ins Gedächtnis unserer Stadt einprägen wie der Große Brand, die Cholera-Epidemie oder die Sturmflut. Diese Ereignisse haben Hamburg geprägt und immer wieder gezeigt, dass wir eine starke Stadt sind, in der man sich nicht zurückwerfen lässt, sondern den Blick auf die Zukunft richtet, die Ärmel hochkrempelt und anpackt. „Die beste Möglichkeit“, hat Willy Brandt gesagt, „die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.“ Als Freie und Hansestadt, als unabhängige und selbstbewusste Stadtrepublik, entscheiden wir selbst über die Richtung unserer zukünftigen Entwicklung. Es liegt in unseren Händen, als Senat und Bürgerschaft gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, unsere Stärken und die Chancen der Krise zu nutzen, um Hamburgs Zukunft kraftvoll zu gestalten - zuversichtlich, solidarisch und nachhaltig. Genau das haben wir uns vorgenommen. Herzlichen Dank.

22. April 2020

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, Hamburg hält der Corona-Pandemie stand. Die globale Ausbreitung des Coronavirus schreitet voran. Seit der letzten Sitzung der Bürgerschaft vor drei Wochen hat sich die Zahl der Menschen, bei denen eine Infektion mit diesem neuartigen Virus nachgewiesen wurde, weltweit mehr als verdreifacht. Laut Weltgesundheitsorganisation wurden in 213 Ländern über zwei Millionen Fälle registriert. Mehr als 130.000 Menschen sind an COVID-19 gestorben. In Deutschland ist es mit den von uns beschlossenen Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelungen, Infektionsketten zu durchbrechen, unser Land vor einer Überlastung des Gesundheitswesens zu schützen und sicherzustellen, dass alle eine gute medizinische Behandlung bekommen können, wenn es darauf ankommt. Obwohl die Einschränkungen für das Leben und die persönliche Freiheit weitreichend sind, bleiben die Bürgerinnen und Bürger verantwortungsvoll und halten die Auflagen sehr gut ein. Wie im März vereinbart, haben die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder in der Woche nach Ostern über das weitere Vorgehen in der Coronakrise beraten. Die gute Nachricht des Robert Koch-Instituts und der Gesundheitsexperten lautete: Die Maßnahmen wirken. Es ist gelungen, die sehr schnelle Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu stoppen. Wer mit SARS-CoV-2 infiziert ist, überträgt den Erreger nicht mehr auf drei, sondern im Durchschnitt nur noch auf rund eine weitere Person. In Hamburg geht die Zahl Erkrankten seit dem 6. April zurück. Es erholen sich mehr Menschen von dem Virus, als neue Infektionen dazukommen. Die Zahl der Intensivpatienten ist stabil, wir haben ausreichend Behandlungskapazitäten und alle, die an COVID-19 oder aus anderen Gründen schwer erkranken, können in unseren Kliniken gut behandelt werden. Das ist ein großer Erfolg, den wir gemeinsam erreicht haben: Alle Hamburgerinnen und Hamburger, die sich an die Auflagen halten und damit ihren Beitrag leisten, um Infektionen zu vermeiden. Alle, die in unserem Gesundheitswesen arbeiten und sich um diejenigen kümmern, die eine medizinische Behandlung oder Pflege benötigen. Alle, die dafür sorgen, dass unsere Stadt funktioniert und wir alles haben, was wir zum täglichen Leben brauchen. Alle, die sich für andere engagieren, im Alltag Unterstützung geben und zeigen: Hamburg steht zusammen. Im Namen des Senats sage ich hierfür: Herzlichen Dank! Meine sehr geehrten Damen und Herren, aufgrund der verlangsamten Virusausbreitung und der Besonnenheit unserer Bürgerinnen und Bürger trauen wir uns jetzt zu, einzelne Kontaktbeschränkungen zu lockern und erste Schritte zu gehen in ein wieder normaleres öffentliches Leben. Diese Schritte sind nicht nur möglich, sie sind auch nötig, um den psychologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronakrise zu begegnen. Gerade weil es darauf ankommt, unsere Maßnahmen in der Pandemie für eine längere Zeit bis zur Entwicklung eines Impfstoffs durchzuhalten, gerade deshalb müssen diese Maßnahmen auch durchhaltbar sein. Der Spielraum für eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen ist derzeit aber noch gering. Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung der Bevölkerung nach wie vor als „hoch“, für Risikogruppen sogar als „sehr hoch“ ein. Wir bewegen uns also auf dünnem Eis und müssen vorsichtig sein, den Erfolg unserer Strategie nicht zu gefährden. In diesem Bewusstsein haben die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder einen einheitlichen Rahmen vereinbart, um die Kontaktbeschränkungen in Deutschland schrittweise zu lockern. Die ersten Schritte in diese Richtung beziehen sich auf drei Bereiche, den Einzelhandel, die Kindertagesbetreuung und das Bildungswesen. Für Hamburg bedeutet das: Neben dem Kfz-, dem Fahrrad- und dem Buchhandel können seit Beginn dieser Woche alle Einzelhandelsgeschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen. Die Unternehmen sind verpflichtet, den Verkauf so zu organisieren, dass die gebotenen Mindestabstände eingehalten werden. Die Notbetreuung in den Kitas wird auf zusätzliche Bedarfsgruppen ausgeweitet. Das Angebot kann in Hamburg schon bisher von Eltern in Anspruch genommen werden, die in systemrelevanten Berufen arbeiten oder deren Kinder aus pädagogischen oder sozialen Gründen einen dringlichen Bedarf haben. Darüber hinaus können nun auch alle Alleinerziehenden die Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. An den Hamburger Schulen beginnt der Unterricht in einzelnen Jahrgängen ab Montag kommender Woche. Zuerst werden die Abschlussklassen wieder aufgenommen, damit sich die Schülerinnen und Schüler auf Ihre Prüfungen vorbereiten können. Ab dem 4. Mai folgen die 4. Klassen der Grundschulen sowie weitere Übergangs-Klassenstufen. Schulbehörde und Schulen legen hierfür neue Abläufe und Hygienemaßnahmen fest. Es werden kleinere Lerngruppen mit höchstens 15 Schülerinnen und Schülern gebildet, und der Unterricht findet jeweils etwa zur Hälfte in der Schule und als Fernunterricht zu Hause statt. Die Kultusminister der Länder sollen bis Ende April ein einheitliches Konzept vorlegen, wie der Schulbetrieb in Deutschland insgesamt wieder aufgenommen werden kann. An den staatlichen Hamburger Hochschulen beginnt das Sommersemester zunächst mit digitalen Vorlesungen und Seminaren. Mit persönlicher Anwesenheit finden nur Prüfungen und Praxisveranstaltungen statt, die spezielle Labor- oder Arbeitsräume erfordern. Bibliotheken und Archive können geöffnet werden, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich weiß, dass es neben diesen ersten Maßnahmen in vielen weiteren Bereichen dringende Bedarfe und Erwartungen gibt, die Kontaktbeschränkungen wenigstens teilweise wieder aufzuheben. Dies bezieht sich auf den Sport, den Zugang zur Kultur und die Nutzung von Freiräumen für Kinder und Familien. Die Bundesregierung und die Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg sind im Auftrag der Ministerpräsidentenkonferenz mit den Religionsgemeinschaften im Gespräch darüber, wie wir die Ausübung des Glaubens in den Kirchen, Synagogen und Moscheen wieder erleichtern können. In Hamburg haben wir die Religionsgemeinschaften hierzu bereits informiert und einbezogen. Voraussichtlich am 30. April werden wir in der Ministerpräsidentenkonferenz erneut mit der Bundeskanzlerin über die weiteren Schritte in diesem Sinne beraten. Wichtig für alle Entscheidungen zu den Kontaktbeschränkungen ist der Blick auf das Infektionsgeschehen und die möglichen Auswirkungen auf die Dynamik der Pandemie in Deutschland. Der Schutz von Leben und Gesundheit muss weiterhin an erster Stelle stehen. Deshalb gelten die Beschränkungen für direkte persönliche Kontakte sowie Ansammlungen fort. Öffentliche und nicht-öffentliche Veranstaltungen bleiben bis auf weiteres nicht gestattet. Die Elbphilharmonie, die Staatsoper, Theater und Musik-Clubs bleiben zunächst bis Ende Juni geschlossen, Großveranstaltungen mindestens bis Ende August untersagt. Diese Festlegungen haben wir getroffen, um den Einrichtungen und Veranstaltern ein Mindestmaß an Planungssicherheit zu geben. Wie es nach den genannten Terminen weitergeht und ab wann kleinere Veranstaltungen wieder möglich sind, lässt sich derzeit leider noch nicht vorhersagen. Klar ist aber eins: Je besser es uns gelingt, die Lockerung der Kontaktbeschränkungen mit einem wirksamen Infektionsschutz zu verbinden, desto schneller ist die Rückkehr in ein wieder normaleres öffentliches Leben möglich. Deshalb haben wir beschlossen, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, sogenannter Community- oder Alltags-Masken, insbesondere im Einzelhandel und im öffentlichen Nahverkehr dringend zu empfehlen. Dies ist umso wichtiger, je schwieriger es wird, einen ausreichenden Abstand zueinander einzuhalten. Das wird in den kommenden Tagen und Wochen noch deutlicher werden, wenn wir den Einzelhandel und die Kindertagesbetreuung weiter öffnen und wenn am 27. April auch der Schulunterricht wieder beginnt. Deshalb soll ab diesem Zeitpunkt das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen verbindlich sein. Hierzu eignen sich selbst genähte Stoffmasken und die bereits im Verkauf befindlichen Angebote kleinerer Läden und Apotheken. Auch große Lebensmittel- und Drogerieketten haben zugesagt, entsprechende Masken kurzfristig in das Verkaufssortiment ihrer Filialen aufzunehmen. Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, sich auf das Tragen solcher Gesichtsmasken vorzubereiten und diese sinnvolle Vorkehrung zum Schutz vor Infektionen ab kommenden Montag einzuhalten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, haben die Bundesregierung und der Hamburger Senat eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um Bürgerinnen und Bürger gegen die schlimmsten Folgen der Coronakrise abzusichern, um Arbeitsplätze zu erhalten und Insolvenzen zu verhindern. Diese Hilfen werden dringend benötigt und gut in Anspruch genommen. Die Beschäftigten von etwa einem Drittel der Hamburger Unternehmen erhalten Kurzarbeitergeld. Unsere Finanzämter haben bisher mehr als 35.000 Steuervorauszahlungen in einem Gesamtumfang von über einer Milliarde Euro herabgesetzt. Bei der Hamburger Corona Soforthilfe sind bisher rund 50.000 Anträge eingegangen. Die Investitions- und Förderbank hat fast 80 Prozent der Anträge in kurzer Zeit bearbeitet und mehr als 300 Millionen Euro ausgezahlt. Auch gemeinnützige Vereine und Organisationen sowie Künstlerinnen und Künstler nutzen die Soforthilfe. 25 Millionen Euro stehen für Kulturbetriebe zur Verfügung. Rund 1,5 Millionen Euro fließen in die Quartiere, um Angebote der Stadtteilkultur und Engagement vor Ort zu unterstützen. Kurzfristig haben wir entschieden, dass Startups eine zusätzliche Förderung von bis zu 100.000 Euro erhalten können. Auch den sozialen Bereich haben wir im Blick. Es gibt Hilfen – zum Teil auch mehrsprachig – über telefonische Sorgen- und Beratungshotlines, zum Beispiel für Senioren, Eltern und Schüler. Der Notruf „Gewalt gegen Frauen“ ist Tag und Nacht erreichbar, berät und vermittelt Kontakte zu Hilfseinrichtungen. Gemeinsam mit Initiativen wollen wir sicherstellen, dass auch während des Ausfalls von Kita und Schule alle Kinder in allen Stadtteilen ein warmes Mittagessen bekommen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, in dieser schwierigen Zeit machen wir alles möglich, was nötig ist. Wir helfen, wo es geht. Darauf können sich die Bürgerinnen und Bürger verlassen! Zugleich stärken wir unser Gesundheitswesen und treffen neben dem Aufbau der Intensivkapazitäten weitere Vorkehrungen, um das Ansteckungsrisiko in der Bevölkerung zu verringern. Auch das haben die Länder mit der Bundesregierung vereinbart. Der Bund hat angekündigt, die Ermittlung von Kontaktpersonen durch eine neue digitale Anwendung zu verbessern, eine Smartphone-App, deren Einsatz auf Freiwilligkeit beruht und strenge Datenschutzanforderungen einhält. Mit rund 3.500 Corona-Tests am Tag wird in Hamburg pro Einwohner bereits mehr getestet als im Bundesdurchschnitt. Die Hamburger Labore haben ihre Testkapazitäten deutlich erhöht, es sind bis zu 7.000 Tests pro Tag möglich. Die Kassenärztliche Vereinigung hat Infektpraxen für Patienten mit COVID-19-Symptomen eingerichtet, die keinen Hausarzt haben oder deren Hausärzte die Behandlung infektiöser Patienten ablehnen. Auf Initiative der Gesundheitsbehörde hat das Deutsche Rote Kreuz mobile Teams eingerichtet, die pro Tag etwa 600 Bewohner und Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen testen können. Und auch das Personal in den Gesundheitsämtern wird weiter verstärkt. Wir haben bereits 300 Personen im Einsatz, die sich ausschließlich um die Betreuung von Corona-Infizierten und deren Kontaktverfolgung kümmern. Diese Zahl wird schrittweise auf insgesamt 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöht. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen: Die Beschäftigten im Gesundheitswesen und in der Pflege leisten hervorragende Arbeit und haben dafür unsern Dank und größte Anerkennung verdient. Meine sehr geehrten Damen und Herren, die derzeitigen Einschränkungen für unser Leben sind gravierend. Alle können sich darauf verlassen, dass sie nur so lange aufrechterhalten werden, wie es notwendig ist. Je weiter die Pandemie voranschreitet, desto besseres Wissen erhalten wir über das Virus und die Erkrankung, die es verursacht. Die Forschung arbeitet an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. Bis dahin kann jede und jeder einzelne mithelfen, das Coronavirus zu stoppen. Es gilt weiterhin, dass wir die Hygieneregeln beachten, direkte persönliche Kontakte vermeiden und Abstand zueinander halten. Wir müssen neue Wege finden, um unseren Alltag, unsere Arbeit und unser soziales Miteinander in der Pandemie zu organisieren. Dafür brauchen wir Disziplin, Kreativität und Veränderungsbereitschaft. Hamburg hat die Krise bisher gut bewältigt. Alle arbeiten zusammen und sorgen dafür, dass unsere Stadt funktioniert: Die Verkäuferinnen und Verkäufer, die LKW-Fahrer, die Polizeibeamten und Feuerwehrleute, diejenigen, die unsere Stadt am Laufen halten mit Bussen und Bahnen, in den Stadtwerken, in den Behörden und Unternehmen, die wir für das tägliche Leben brauchen. Zwischen dem Senat, der Bürgerschaft und den Fraktionen herrscht großes Einvernehmen, das zu tun, was erforderlich ist. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Die Bürgerinnen und Bürger verhalten sich verantwortungsvoll und solidarisch. Ich bin überzeugt, wenn wir diesen Kurs fortsetzen, können wir die Krise gut überstehen. Wir sind eine starke Stadt und stehen gemeinsam gegen Corona. Vielen Dank.

1. April 2020

Matthiae-Mahl 2020

Rede von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher anlässlich des Matthiae-Mahls am 28. Februar 2020 in Hamburg.

28. Januar 2020

Matthiae-Mahl 2020

Rede von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher anlässlich des Matthiae-Mahls am 28. Februar 2020 in Hamburg.

30. Januar 2020

Senatsempfang Future of Transatlantic Relations (FOTAR)

Dear Mr. Woyke, Dear Mr. Kotzur, Dear Ms. Vice President of the Hamburg Parliament, Dear Doyenne and Members of the Consular Corps, Ladies and Gentlemen, Welcome to the Senate Reception for the “Future of Transatlantic Relations” Conference. The “Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung” and the “Europa-Kolleg Hamburg” have organized this conference for the second time now. It is dedicated to the transatlantic cooperation and opens up a dialogue between science, politics and civil society. This is of great importance because a common understanding among nations, even within the NATO alliance, is becoming more and more complex. Traditional structures of international cooperation are often outdated or deliberately overturned by individual actors. The “Future of Transatlantic Relations” Conference can provide helpful incentives in this process of modernization. Good international relations are important TO Hamburg as a traditional hub for international trade and business. As a Hanseatic city, we have centuries of experience in this field. The Hanseatic League was the first trade-free zone in the world. During the Middle Ages it was a powerful alliance of cities stretching from Lisbon to Novgorod which shaped business, trade and politics in the North and Baltic Sea regions until today. A part of our history can be seen in this room. The paintings on the ceiling symbolize the cooperation of the Hanseatic cities, such as Bremen or Lübeck. The stucco artworks represent countries with which Hamburg has always maintained close trade relationships. This includes in particular North America, depicted here with a cowboy and a Native American – which was the European picture of America at those times. Today the United States is Hamburg’s second largest trade partner. Our port is connected to all major US ports via direct liner services and container business has grown significantly in the last year. Some 800 Hamburg companies have business activities in the United States. Beyond our economic collaboration we are connected by common values such as democracy, fundamental rights, freedom and peace. Hamburg appreciates this partnership very much and advocates for the improvement of transatlantic relationships in a variety of ways. In this regard, there is great expertise in our city. The “Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung“, the “Europa-Kolleg Hamburg”, the “German Institute of Global and Area Studies” and the “Institute for Peace Research and Security Policy”, they all have a focus on this area. Ladies and Gentlemen, Helmut Schmidt, in whose spirit the “Future of Transatlantic Relations” Conference was established, was a honorary citizen of our city. He regarded good cooperation between the US, Europe and Germany as a cornerstone for security, peace and prosperity. Which is why we should further strengthen the transatlantic dialogue and even work together on important future matters, such as cybersecurity, which was a panel topic today, climate protection or renewable energy. I hope this evening provides an opportunity to discuss these issues and establish new contacts. I wish you all interesting conversations and a pleasant stay in Hamburg. Thank you very much.

18. Dezember 2019

Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Dr. Kirsten Boie

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, der Senat bittet die Bürgerschaft heute um ihre Zustimmung, dass Frau Dr. Kirsten Boie die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen wird. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. Sie wurde in unserer Jahrhunderte alten Geschichte erst 35 Mal verliehen, erst vier Mal an eine Frau und mit Johannes Brahms, Ida Ehre, Siegfried Lenz und John Neumeier auch erst vier Mal an eine Persönlichkeit aus dem Bereich der Kunst und Kultur. Hamburg ist eine traditionelle Kaufmannsstadt und wirtschaftsstarke Metropole. Sie ist zugleich aber eine weltoffene, vielfältige und liberale Hansestadt mit einer großen Ambition für die Wissenschaft und Bildung, für Sport und Kultur. Diese Vielfalt sollte sich auch bei den Botschafterinnen und Botschaftern unserer Stadt zeigen, den Hamburger Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürgern. Kirsten Boie wurde 1950 in Hamburg geboren. Sie hat an der Universität Hamburg Germanistik und Anglistik studiert, ihr erstes Staatsexamen für das Lehramt in den Fächern Deutsch und Englisch absolviert und in der Literaturwissenschaft über die frühe Prosa von Bertolt Brecht promoviert. Nach einigen Jahren als Lehrerin an einem Hamburger Gymnasium in Oldenfelde und einer Gesamtschule in Wilhelmsburg hat sie 1985 ihr erstes Kinderbuch mit dem Titel „Paule ist ein Glücksgriff“ geschrieben, das gleich ein großer Erfolg wurde. Seitdem hat sie weit über 100 Kinderbücher geschrieben, die vielfach ausgezeichnet und in unterschiedliche Sprachen übersetzt wurden. Manche ihrer Figuren und Geschichten wurden als Zeichentrickserie oder für das Kino verfilmt. Ihre Bücher erzählen mal realistisch vom Alltag in Familie und Schule, mal reisen sie auf fantastische Weise in der Zeit hin und her. Kirsten Boie hat sich mit Flucht und Krieg und den Folgen der nationalsozialistischen Zeit befasst. Sie hat eine Kindheit in den 50er Jahren beschrieben, in denen sie selber aufwuchs, und das Leben aus der Perspektive eines Obdachlosen geschildert. Das ist keine leichte Kost, aber es gehört zu unserem Leben dazu. In Boies Geschichten darf gelacht und auch geweint werden. Seit mehr als 30 Jahren prägt sie die Kindheit junger Leserinnen und Leser in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt mit Geschichten, die begeistern, bewegen und zum Nachdenken anregen. Ihre Bücher geben Kindern Orientierung beim Erwachsenwerden und den Mut, auch in schwierigen Situationen an sich selbst zu glauben. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die Ehrenbürgerschaft wurde ursprünglich an Personen verliehen, die nicht aus Hamburg stammten, die sich aber um unsere Stadt verdient gemacht hatten oder von denen man sich für die Zukunft etwas erwartete. 1813 ging die Auszeichnung an den russischen Generalmajor Baron von Tettenborn, weil er maßgeblich dazu beigetragen hatte, die Stadt von der französischen Fremdherrschaft zu befreien. Seit 1948 werden Hamburger Persönlichkeiten des Zivillebens geehrt, die für die Werte Hamburgs stehen und sich für diese einsetzen – und genau dies tut Kirsten Boie auf vielfältige Weise. Sie sagt, Lesen sei das Nadelöhr in die Gesellschaft und in einer Demokratie eine unverzichtbare Grundkompetenz. Das Lesen mache unser Leben reicher und helfe uns, unsere Aufgaben zu bewältigen. Als europaweit bekannte Förderin des Lesens und der Lesekompetenz von Kindern wirbt sie deshalb unermüdlich an Schulen und Kindereinrichtungen für die Freude am Lesen und an der Literatur. Gemeinsam mit vielen Hamburger Wissenschaftlern und Kulturschaffenden initiierte sie 2018 die Hamburger Erklärung „Jedes Kind muss lesen lernen“, die 120.000 Mal unterzeichnet wurde und bundesweit Beachtung fand. Ihr Engagement für die Leseförderung verbindet sie in besonderer Weise mit unserem Ziel und Anspruch in Hamburg, allen Kindern durch frühe Bildung, durch frühe Sprach- und Leseförderung einen guten Start ins Leben zu ermöglichen und jungen Menschen die besten Chancen für ihr Leben zu eröffnen. Kirsten Boie ist eine national und international erfolgreiche Autorin. Sie ist weltläufig, aber ihrer Heimat und dem Norden tief verbunden. In ihren Geschichten fällt der Name Hamburgs nur selten, aber Atmosphäre, Sprache und Figuren machen klar, dass man sich im Norden befindet. Wer sich hier auskennt, hat die Bilder gleich vor Augen: von der Reihenhaussiedlung am Stadtrand (Möwenweg), der Speicherstadt (Medlevinger), dem Hafen bei der Sturmflut 1962 (Ringel, Rangel, Rosen), der Schlei (Sommerby) und dem Ostseestrand (Verflixt, ein Nix). Meine sehr geehrten Damen und Herren, Frau Boie gilt als wichtigste deutschsprachige Schriftstellerin der Kinder- und Jugendliteratur. Sie hat für ihre Bücher, ihr Lebenswerk und ihr Engagement zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten: 2007 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk, 2008 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, 2011 den Gustav-Heinemann Friedenspreis. Im Oktober 2011 wurde ihr das Verdienstkreuz 1. Klasse vom Bundespräsidenten verliehen. Kirsten Boie ist eine herausragende Schriftstellerin, eine aufrechte Bürgerin und Demokratin, eine sozial engagierte Pädagogin und Anwältin für die Interessen und Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist es Ihr Anliegen, jungen Menschen Toleranz und Verständnis füreinander zu vermitteln und damit die Grundlage zu schaffen für ein friedliches Miteinander in einer offenen und demokratischen Gesellschaft. Sie steht damit für eine liberale und weltoffene hanseatische Tradition und ist eine hervorragende Botschafterin unserer Stadt in Deutschland und der Welt. Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, im Namen des Senats bitte ich die Bürgerschaft, unserem Vorschlag zuzustimmen und Frau Dr. Kirsten Boie die Würde einer Ehrenbürgerin der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen. Vielen Dank.

9. Dezember 2019

Verleihung Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis

Sehr geehrter Herr Dr. Nümann, sehr geehrter Herr Dr. Teichert, sehr geehrter Herr Professor Wagner, sehr geehrte Frau Professorin Recki, sehr geehrter Herr Dr. Puls, sehr geehrter Herr Professor Fischer-Appelt, meine sehr geehrten Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zur Verleihung des Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreises 2019. Wenn es die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung noch nicht gäbe, müsste man sie unbedingt gründen. Seit über 100 Jahren unterstützt sie Wissenschaft und Forschung in Hamburg und sie hat auch an der Gründung der Universität mitgewirkt. Mittlerweile ist unsere Universität die größte wissenschaftliche Einrichtung im Norden und hat im Jahr ihres 100. Geburtstags Exzellenzstatus erreicht, worauf wir alle sehr stolz sind. Ihre Gründung fällt in die Zeit des demokratischen Aufbruchs, der demokratischen Revolution, in der es neben demokratischen Rechten auch um gesellschaftliche Teilhabe und Bildung für alle ging, unabhängig von der Herkunft und dem Einkommen. 50 Jahre nach diesem Aufbruch in die Demokratie bekam die Demokratie noch einmal Rückenwind, diesmal innerhalb der Universität. Nach dem „Muff von tausend Jahren unter den Talaren“ beschloss die Hamburgische Bürgerschaft das erste Hochschulreformgesetz, mit dem die inneren Strukturen der Universität demokratisiert wurden. Im Dezember 1969 wurde auf dieser Grundlage übrigens Peter Fischer-Appelt zum Präsidenten der Universität gewählt, der heute noch etwas zur 100-jährigen Geschichte der Universität sagen wird. Sehr geehrter Herr Fischer-Appelt, Sie haben dann über 20 Jahre die Geschicke der Universität geleitet und damit einen großen Teil zu ihrer Erfolgsgeschichte beigetragen. Die Entwicklung einer Stadt zu einer ambitionierten Metropole der Wissenschaft kann nicht allein durch den Senat oder den Bürgermeister oder eine Hochschule erreicht werden. Dazu gehören viele Akteure und gesellschaftliche Kräfte. Seit über 100 Jahren zählt dazu eben auch die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung, die in ihren Projekten immer den Bezug der Wissenschaft zu Hamburg sucht und unterstützt. In ihrer Anfangszeit finanzierte sie eine spektakuläre Südsee- Expedition und andere Forschungsvorhaben, übernahm die Kosten für Publikationen und gab Zuschüsse für die Berufung namhafter Wissenschaftler, unter ihnen der Psychologe William Stern und der Ökonom Karl Rathgen. Seit 1970 verleiht sie gemeinsam mit der Edmund-Siemers-Stiftung den Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis an hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg. Der Preis ist für alle Fächer offen. In diesem Jahr hat die Jury den Kant-Forscher Dr. Heiko Puls als Preisträger ausgewählt, der mit seiner Arbeit die Philosophie in Hamburg stärkt. Die Jury und die Stiftung tragen mit dieser Preisverleihung dazu bei, dass die philosophische Forschung von Hamburg aus neue Akzente erhält. Unser wissenschaftliches Denken ist mit seiner systematischen Suche nach Erkenntnis und Wahrheit, mit seinen Kriterien zur Widerlegbarkeit und Überprüfbarkeit, ein Ergebnis der Aufklärung und beruht unter anderem auf den Überlegungen Kants. Wenn Populisten heute über Fake News und alternative Fakten versuchen, die Grenzen zwischen Wissen, Meinung und Glauben zu verwischen, um damit ihre zersetzenden Botschaften zu verbreiten, dann müssen wir gerade heute die Grundsätze des wissenschaftlichen Denkens selbstbewusst vertreten und verteidigen, denn das ist wichtig für unsere Demokratie und Freiheit in der Zukunft. Sehr geehrter Herr Dr. Puls, auch aus diesem Grund gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum Kurt-Hartwig-Siemers-Wissenschaftspreis 2019. Der Preis ist eine Auszeichnung für Ihre bisherige wissenschaftliche Arbeit und sicher auch eine Ermutigung und Unterstützung für Ihre künftige Forschung. Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute. Herzlichen Dank.

9. Dezember 2019

Senatsempfang 100 Jahre Club an der Alster

Sehr geehrter Herr Dr. Lütten, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses. Der Senat hat Sie heute eingeladen, um mit Ihnen gemeinsam ein sehr besonderes Jubiläum zu feiern: 100 Jahre Club an der Alster. Als der Club an der Alster am 28. November 1919 gegründet wurde, erlebte Hamburg eine aufregende und spannungsreiche Zeit. Obwohl die Folgen des Krieges noch überall zu spüren waren und viele Menschen Not litten, herrschte in unserer Stadt Aufbruchsstimmung. Im März 1919 hatten die Hamburger und vor allem die Hamburgerinnen zum ersten Mal in freien und gleichen Wahlen die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. Der Aufbruch in die Demokratie wurde begleitet von dem Wunsch, das gesellschaftliche Leben zu verbessern und selbst zu gestalten. Alle sollten Zugang zu einer ordentlichen Schul- und Berufsbildung bekommen und am kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Hamburg teilhaben können. 1919 wurde unsere Universität gegründet, die Volkshochschule, die Hamburger Bücherhallen, die ersten städtischen Kindertagesstätten „Elbkinder“, die Hamburger Volksbühne und weitere Institutionen, die sich an alle Hamburgerinnen und Hamburger richteten, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Einkommens. Das Jahr 1919 war für Hamburg ein historisches, mit Blick auf die erwähnten Umwälzungen fast schon revolutionäres Jahr. Das ganze städtische Leben war in Bewegung geraten. Auch im Bereich des Sports tat sich einiges. Durch den Zusammenschluss dreier Sportvereine entstand in diesem Jahr der Hamburger Sport-Verein. Auch beim Norddeutschen Regattaverein gab es Überlegungen für die Zukunft. So fragten sich die Segler, mit welcher Sportart sie die Winterpause füllen könnten. Da Hamburg schon damals anglophil war und englische Sportarten im Trend lagen, fiel die Wahl auf Hockey. So wurde der Club an der Alster wurde gegründet und eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Heute, 100 Jahre später, gehört der Club an der Alster – ergänzt durch Tennis und einige andere Angebote – zu den angesehensten Vereinen in Hamburg. Mit rund 3.800 Mitgliedern und vier Leistungsteams im Hockey und im Tennis in der Bundesliga gehört der Traditionsclub zu den größten und erfolgreichsten Hockey- und Tennisclubs in Deutschland. Die Hockey-Damen und Herren haben sich mit mehreren Meistertiteln einen ausgezeichneten Namen gemacht. In diesem Jahr sind die Ersten Damen „Deutscher Meister Feld“ und die Ersten Herren „Deutscher Meister Halle“ – Herzlichen Glückwunsch! Auch außerhalb Deutschlands ist der Club an der Alster ein Aushängeschild für Hamburg. Derzeit sind neun Spielerinnen und vier Spieler in den erweiterten Hockey-Kadern für die Olympischen Spiele in Tokio im kommenden Jahr. Das ist das Ergebnis einer hervorragenden Aufbau- und Trainingsarbeit Ihres Vereins sowie für einen großen Trainingseinsatz der Sportlerinnen und Sportler. Ich wünsche ihnen dafür viel Erfolg und bin sicher, dass sie Hamburg in Japan gut vertreten. Meine Damen und Herren, Sportvereine wie der Club an der Alster spielen für unsere Stadt eine wichtige Rolle, denn sie sind ein starker Partner für unsere Strategie einer Active City. Das heißt: Wir wollen in Hamburg den Sport und die Sportvereine stärken und mehr Bewegungsmöglichkeiten schaffen. Eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation belegt erneut: Gerade Kinder und junge Menschen brauchen viel Bewegung für eine gesunde Entwicklung und für ihre Gesundheit im späteren Leben. Aber es geht nicht nur um den praktischen Nutzen. Vielfältige Sport- und Freizeitangebote sind ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität in Hamburg. Für die Sportbegeisterung braucht es beides: Breitensport, aber auch Spitzensport, der Vorbilder und Identifikation schafft. Deshalb holen wir große Sportveranstaltungen – Welt- und Europameisterschaften – nach Hamburg, die hier immer ein begeistertes Publikum finden. Meine Damen und Herren, mit diesem Senatsempfang sagt Hamburg danke für das Engagement, mit dem der Club an der Alster sich für ein aktives, sportliches und lebenswertes Hamburg einsetzt. Und ich darf Ihnen sehr herzlich im Namen des Senats zum 100-jährigen Jubiläum gratulieren: Herzlichen Glückwunsch! Das Dankeschön umfasst auch eine ganz besondere Ehrung, die nur Vereinen zuteilwerden kann, die mindestens 100 Jahre alt sind. Meine Damen und Herren, in Anerkennung ihres langjährigen Wirkens und ihrer besonderen Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Sports darf ich Ihnen heute die „Sportplakette des Bundespräsidenten“ übergeben. Lieber Herr Dr. Lütten, dazu bitte ich Sie jetzt zu mir auf die Bühne…. Verleihung Ich wünsche dem Club an der Alster auch für die kommenden 100 Jahre alles Gute und viel Erfolg. Herzlichen Dank.

4. Dezember 2019

Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren, in den letzten 200 Jahren hat die Menschheit durch das Verbrennen von Kohle, Erdgas und Erdöl große Mengen Kohlenstoff freigesetzt, der zuvor über Millionen Jahre in Form dieser fossilen Rohstoffe im Erdboden angereichert und gespeichert wurde. Die Klimaforschung sagt uns, dass es damit zu einer höheren Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre und zu einer geringeren Abstrahlung von Wärme kommt, die uns jeden Tag über die Sonne erreicht, und dass dies wiederum zu einer langfristigen Änderung des weltweiten Klimas mit einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen führt. Aus dieser Erkenntnis ergeben sich die dringende Empfehlung und Notwendigkeit, die fossilen Roh-stoffe nicht weiter als Energiequellen einzusetzen und dadurch die weltweiten CO2-Emissionen so deutlich zu senken, dass der Anstieg der Erdtemperatur gestoppt wird. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 wurde vor diesem Hintergrund ein globales Klimaschutzabkommen geschlossen, das mittlerweile über 180 Staaten ratifiziert haben. Die gesamte Europäische Union und Deutschland gehören dazu. Das Abkommen sieht vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden nationale Klimaschutzziele definiert, die für Deutschland bedeuten, dass wir gegenüber dem Bezugsjahr 1990 die Freisetzung von CO2 bis 2030 um 55 Prozent verringern müssen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat es viele weitere Diskussionen über solche Ziele gegeben. Was darüber in Vergessenheit gerät, ist das Handeln. Sowohl im Hinblick auf das, was jetzt praktisch zu tun ist und auf das, was schon erreicht wurde und funktioniert hat. Diese handlungsbezogene Sichtweise ist aber wichtig, wenn wir das Klima nicht nur auf dem Papier verbessern wollen, sondern im echten Leben. Ziele sind wichtig, das Handeln ist entscheidend! Wenn ich in den vergangenen Monaten darauf hingewiesen habe, dass die CO2-Emissionen in Hamburg seit 2012 jedes Jahr gesunken sind – im Durchschnitt über 400.000 t CO2 pro Jahr –, dann waren viele überrascht. Im Sektor Industrie laufen wir damit gegen den Bundestrend, denn deutschlandweit sind die Emissionen in der Industrie in diesem Zeitraum insgesamt gestiegen. Das heißt, wir sind der größte Industriestandort Deutschlands, Zentrum einer Metropolregion mit 5 Millionen Einwohnern, wir sind eine wachsende Stadt und haben sinkende CO2-Emissionen. Wenn ich jungen Leuten berichte, dass unsere U- und S-Bahnen schon heute mit 100 Prozent regenerativem Strom fahren, dass wir in der Fernwärme aus der Kohle aussteigen, dass wir die Landstromversorgung im Hafen massiv ausbauen und die energetische Sanierung der Schulen mit großem Erfolg vorangebracht haben, dann hören das viele zum ersten Mal, aber sie finden es gut. Es ist deshalb wichtig, diese Fortschritte zu betonen, damit wir uns nicht in Negativbetrachtungen blockieren, sondern Maßnahmen zum Klimaschutz als etwas Positives erkennen, an dem sich alle beteiligen können. Zwar waren die Erfolge in der Verminderung des CO2-Ausstoßes von 1990 bis 2011 in Hamburg nicht besonders groß, von 2008 bis 2010 sind die CO2-Emissionen sogar gestiegen. Im Durchschnitt konnte Hamburg die CO2-Emissionen in diesen 20 Jahren nur um rund 100.000 t pro Jahr senken. Seit 2012 ist die CO2-Freisetzung dann aber pro Jahr im Durchschnitt um über 400.000 t zurückgegangen. Das ist ein Ergebnis der Verbesserung des bundesweiten Energiemixes, aber es liegt auch an den Projekten und Maßnahmen, die wir seit 2011 ergriffen haben. Das heißt, dieser Senat und der Vorgängersenat haben seit 2011 nicht nur Pläne gemacht, sondern sie auch umgesetzt. Das Ziel aus unserem Klimaschutzplan 2015, die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen von 12,5 t CO2 im Jahr 1990 bis auf 9 t CO2 im Jahr 2020 zu verringern, haben wir bereits 2017, also drei Jahre früher erreicht. Auch damit liegen wir besser als der Bundesdurchschnitt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Maßnahmen zum Klimaschutz führen zu mehr Lebensqualität, zu saubererer Luft, zu weniger Lärm auf unseren Straßen und – wenn wir es richtig angehen –, ist eine gute Klimaschutzstrategie auch eine erfolgreiche industriepolitische Strategie. Denn die Klimawissenschaft sagt Folgendes: Jeden Tag erreicht uns auf der Erde über die Sonneinstrahlung in kurzer Zeit so viel Energie, wie die gesamte Menschheit in einem ganzen Jahr benötigt. Mit anderen Worten, wir haben enorme Mengen Energie zur Verfügung, wir müssen sie nur nutzen. Die zweite positive Botschaft der Wissenschaft lautet, dass wir sogar die technischen Möglichkeiten haben, dies zu tun, also Solarenergie, Wasserkraft und Windenergie mit hoher Effizienz zu gewinnen und einzusetzen. Vor allem die Windenergie hat bei uns im Norden ein großes Potenzial, die regenerative Energiewende voranzubringen. Deswegen habe ich in der vergangenen Woche gemeinsam mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern und den Ministerpräsidenten unserer Nachbarländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen die Kanzlerin aufgefordert, den Ausbau der Windenergie im Norden wieder zu beleben und die Blockaden zu lösen, die derzeit bestehen. Denn wenn die Industrienation Deutschland aus der Kernenergie und zugleich aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen will, wenn wir den sogenannten regenerativen Energiemix auf 65 Prozent erhöhen wollen, dann muss der Einstieg in die Nutzung großer Mengen klimaneutraler Energiequellen gelingen. Und dazu gehört im Norden der deutliche Ausbau der Windenergie an Land und auf dem Meer. Und es kommt noch etwas Zweites hinzu, das wir uns in Hamburg gemeinsam mit unseren Nachbarländern vorgenommen haben, das ist die Sektorenkoppelung. Das heißt, wir wollen nicht nur den heutigen Strombedarf in Zukunft zu 100 Prozent durch regenerative Energien decken, sondern wir brauchen weiteren Windstrom, um fossile Energieträger zu ersetzen im Verkehr, im Gebäudesektor und in der Industrie. Das heißt, wir wollen die einmalige Chance für den Klimaschutz in der Industrie, im Verkehr und im Gebäudebestand nutzen, dass wir aus dem 100 Prozent CO2-freien Windstrom nicht nur Wärme, sondern auch Wasserstoff herstellen können und dass wir daraus weitere Kraftstoffe wie LNG für Schiffe und sogar grünes Kerosin für Flugzeuge produzieren können. Mit anderen Worten: Wir setzen den Windstrom und den Wasserstoff ein für die Energiewende und den Klimaschutz in allen Sektoren: bei den Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie! Für die Unternehmen in Hamburg und ganz Deutschland sind der technologische Fortschritt und die Investitionen in die Klimaschutztechnologie der entscheidende Faktor ihrer zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit. Dabei müssen der Staat und die Wissenschaft unsere Unternehmen unterstützen, so wie es in den Norddeutschen Reallabor-Projekten der NEW 4.0-Initiative der Fall ist. Dabei geht es um die Wirtschaft, um gute bezahlte Jobs und den Wohlstand in Deutschland, aber auch um das Klima, denn schon heute wird in Hamburg zum Beispiel eine Tonne Kupfer mit deutlich weniger CO2-Emissionen produziert als im weltweiten Durchschnitt. Es ist daher für das Klima keine sinnvolle Strategie, unsere Industrieproduktion ins Ausland zu verlagern, sondern es ist sinnvoll, unsere Unternehmen zu stärken und ihre Produktionsverfahren noch besser zu machen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, all dies haben wir bei der Fortschreibung des Hamburger Klimaplans einbezogen. Wir legen mit dem Klimaplan die Maßnahmen fest, mit denen wir bis 2030 auf jeden Fall sicherstellen, dass die CO2-Emissionen in Hamburg gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent sinken. Ich sage mindestens, weil ich sicher bin, dass wir auf dem Weg dorthin noch viele neue Ideen und Projekte haben werden, die wir zusätzlich umsetzen können, um noch schneller voranzukommen. Die Maßnahmen beziehen sich auf die vier Sektoren Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen, Handel, Private Haushalte und Verkehr. Mit fachlicher Unterstützung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie haben wir in Anlehnung an die Sektorziele des Bundes ermittelt, welche CO2-Verminderungen sich für Hamburg durch die Maßnahmen der Bundesregierung – insbesondere die Verbesserung des Energiemixes – ergeben und welche Hamburger Maßnahmen wir zusätzlich ergreifen müssen, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen. Dazu gehören große Einzelprojekte wie der Umbau der Fernwärme mit dem damit verbundenen Ausstieg aus der Kohle, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit neuen S- und U-Bahnen und einem neuen Hamburg-Takt und die NEW 4.0-Innovationsprojekte in der Industrie. Dazu gehören aber auch viele kleinere Maßnahmen und systematische Programme zur Verbesserung des energetischen Zustands der Gebäude, zur Förderung des Radverkehrs und zum Klimaschutz in Unternehmen. Das Besondere an unserer Klimaschutzstrategie in Hamburg besteht darin, dass wir nicht nur Ziele festlegen, sondern auch konkrete Maßnahmen, die wir in ihren Wirkungen auf die CO2-Einsparung bewerten und in den Gesamtplan einrechnen. Mit 400 konkreten Maßnahmen ist der Hamburger Klimaplan ein großes Handbuch für praktischen Klimaschutz. Der Plan besteht darin, dass wir bis 2030 neben den rund 3 Mio. Tonnen CO2-Verringerung aufgrund von Maßnahmen des Bundes weitere rund 4 Mio. Tonnen CO2-Verminderung erreichen mit unseren eigenen Maßnahmen. Dabei nicht eingerechnet sind solche Projekte, die wir in ihrer CO2-Wirkung noch nicht seriös bewerten können, für die wir zum Beispiel noch gutachterliche Einschätzung benötigen. Diese kommen als weiteres Potenzial hinzu oder können Vorhaben ersetzen, deren Wirkung möglicherweise nicht so eintritt, wie wir es aus heutiger Sicht annehmen. Die Fachbehörden haben sich bei der Zusammenstellung des Klimaschutzpakets daran orientiert, welche Maßnahmen die größten Wirkungen entfalten und den besten Kosten-Nutzen-Effekt auf-weisen. Das ist deshalb wichtig, weil eine Klimaschutzstrategie nur dann erfolgreich ist und funktionieren kann, wenn sie auch sozialverträglich ist. Ich bedanke mich bei allen Behörden, den Senatsmitgliedern, den Staaträtinnen und Staatsräten, der Leitstelle Klimaschutz und allen anderen, die daran mitgewirkt haben, dass wir heute einen umfassenden, verlässlichen und sozialverträglichen Klimaschutzplan vorlegen können, mit dem wir einen wichtigen Beitrag für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens leisten und den es in dieser Form bisher in keinem anderen Bundesland gibt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Mitte dieses Jahres hatte ich angekündigt, dass wir auch das Hamburger Klimaschutzgesetz den aktuellen Anforderungen der Zeit anpassen sollten. Das Gesetz soll die Einhaltung der Klimaschutzziele des Senats absichern und rechtlich verbindlich festlegen, dass wir den Abbaupfad der CO2-Emissionen bis 2030 einhalten. Genau das leistet der Entwurf des neuen Klimaschutzgesetzes, den wir der Bürgerschaft heute zur Beratung vorlegen. Er ergänzt den Klimaschutzplan, regelt den von uns bei der Wärmeversorgung beschlossenen Ausstieg aus der Kohle und gibt einen verbindlichen Rahmen vor für den Einbau von klimafreundlichen Heizungen, Solar- und Gründächern. Dabei wird im Gebäudesektor nur das verlangt, was nach dem Stand der Technik sinnvoll und machbar ist. Es gilt immer der Grundsatz, dass die damit einhergehenden Investitionen auch wirtschaftlich vertretbar sein müssen. Hamburg ist eine Stadt, in der das Leben für alle bezahlbar sein soll – diesen Grundsatz haben wir auch bei der Fortschreibung des Klimaplans eingehalten. Strengere Vorgaben macht das Gesetz für die Stadt selbst, für unsere Behörden, Landesbetriebe und städtischen Unternehmen, damit wir als öffentliche Hand eine Vorbildfunktion übernehmen. Auch im Klimaschutzgesetz gelten das Prinzip der Sozialverträglichkeit und das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. Denn es ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor unserer Politik der letzten Jahre, dass wir vernünftige Lösungen finden, dabei niemanden überfordern und unsere Ressourcen so wirksam wie möglich einsetzen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das entschlossene Handeln in den großen Metropolen der Welt ist für den weltweiten Klimaschutz im Sinne des Pariser Abkommens von größter Bedeutung. Wir dürfen uns dabei nicht auf die Nationalregierungen verlassen, wir müssen selbst handeln. Ich habe wenige Monate nach meinem Amtsantritt als Erster Bürgermeister, nach einem Besuch unserer Partnerstadt Chicago und einem Gespräch mit dem dortigen Bürgermeister Rahm Emanuel im Juni 2018 die „Chicago Climate Charter“ unterzeichnet. Mit dieser gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die Bürgermeister von weltweit bisher 70 großen Städten – darunter Los Angeles, Mexico-City, Paris, Tokio, Toronto und Zürich – zur aktiven Mitwirkung an der Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens. Denn die großen Metropolen dieser Welt sind nicht nur die politischen und ökonomischen Zentren ihrer Nationalstaaten, sie haben auch die Kraft und die moralische Verpflichtung, auf die entscheidenden Fragen des 21. Jahrhunderts die richtigen Antworten zu geben. Hamburg ist eine solche Zukunftsmetropole. Deshalb haben wir unsere Klimaschutzziele für die Jahre 2030 und 2050 erhöht, ein umfassendes Maßnahmenpaket für die kommenden 10 Jahre festgelegt und ein neues Klimaschutzgesetz erarbeitet. Und deshalb schlägt der Senat zudem vor, dass sich unsere Stadt in besonderer Weise zum welt-weiten Klimaschutz bekennt und wir dieses auch in der Präambel der Hamburgischen Verfassung zum Ausdruck bringen mit dem Satz: „Insbesondere nimmt die Freie und Hansestadt Hamburg ihre Verantwortung für die Begrenzung der Erderwärmung wahr“. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, ich bitte Sie, den Klimaschutzplan des Senats zur Kenntnis zu nehmen, das Ihnen vorliegende Klimaschutzgesetz zu beschließen und die Präambel der Hamburgischen Verfassung in der vorgeschlagenen Form zu ergänzen. Herzlichen Dank.

27. November 2019

Senatsempfang für den IDEE-Förderpreis

Sehr geehrter Herr Darboven, sehr geehrte Frau Prof. Schipanski, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, sehr geehrter Herr Prof. Eggert, sehr geehrte Preisträgerinnen, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen zur Verleihung des IDEE-Förderpreises, der 1997 von Albert Darboven ins Leben gerufen wurde, um innovative Unternehmensgründungen auszuzeichnen. Frauen machen in Deutschland die besseren Schulabschlüsse und bestehen die Gesellenprüfung oder das Examen häufig mit überdurchschnittlich guten Noten. Doch in Führungspositionen und beim Gründen sind sie immer noch unterrepräsentiert. Nur ein Drittel der Existenzgründungen geschieht durch Frauen. Dadurch geht unserer Wirtschaft ein wichtiges Potenzial verloren. Wer sich in Hamburg selbstständig macht, kann auf viele Beratungs- und Förderangebote zurückgreifen. Dazu gehören die schon lange etablierte Hamburger Existenzgründerinitiative genauso wie die erst im April dieses Jahres gestartete digitale Plattform „BeYourPilot“, die sich speziell um Gründungen im Umfeld von Forschung und Hochschulen kümmert. Eine zentrale Rolle spielt auch die Hamburgische Investitions- und Förderbank. Sie unterstützt junge Unternehmen finanziell in allen Phasen der Existenzgründungen. Um die Beteiligung von Frauen an Gründungen und Startups zu fördern, setzen wir schon in der Schule an mit speziellen Programmen, Mädchen für die gründungsrelevanten MINT-Fächer zu begeistern und junge Frauen für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium zu gewinnen. Handwerkskammer und Handelskammer bieten besondere Unterstützung für Frauen an, um sich für eine Betriebsführung zu qualifizieren. Frauen können in Hamburg zum Teil auf spezielle Netzwerke zurückgreifen, die von Frauen in männlich dominierten Branchen wie der Luftfahrt und der Logistik gebildet werden. Einen besonderen Effekt haben in diesem Zusammenhang Vorbilder - also Frauen, die erfolgreich Firmen gegründet haben und als Unternehmerinnen tätig sind. Dazu gehören die für die diesjährige Verleihung des IDEE-Preises nominierten Unternehmerinnen, die bei ihren Firmengründungen auf innovative Produkten und Dienstleistungen gesetzt haben. Die heutigen Finalistinnen befassen sich zum Beispiel mit ergonomischem Bodysupport im OP oder mit Virtual Reality für die Psychotherapie. Für Hamburg geht Katja Werner mit dem Bio-Nanotechnologie Start-up PiNa-Tec ins Rennen. Sie hat zuvor am DESY geforscht, auf dieser Grundlage eine neue Methode zur Bestimmung von Proteinen entwickelt und mit ihrem Startup nun im ebenfalls neuen „Innovation Village“ auf dem DESY-Campus einen Standort für ihre weiteren Aktivitäten gefunden. Die Finalistinnen haben Mut bewiesen und ihre Geschäftsideen konsequent umgesetzt. Sie sind damit Vorbilder für andere, eigene Projekte mit Energie und Ausdauer voranzubringen. Ich gratuliere allen Finalistinnen, dass sie es so weit geschafft haben, und bin gespannt, wer heute den IDEE-Förderpreis 2019 gewinnt. Vielen Dank.

19. November 2019

Stiftermahl der Hamburgischen Kulturstiftung

Sehr geehrte Frau Engelschall, sehr geehrter Herr Dr. Landry, sehr geehrter Herr Schmitz-Morkramer, sehr geehrter Herr Präsident des Hamburgischen Verfassungsgerichtes, sehr geehrte Vertreter der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen im Namen des Senats zum Stiftermahl im großen Festsaal des Rathauses! Der große Festsaal mit den Gemälden von Hugo Vogel zur Stadtgeschichte ist der prächtigste Saal, den das Rathaus zu bieten hat. Wenn auswärtige Gäste zum ersten Mal den Saal betreten, höre ich nicht selten die Bemerkung: „Jetzt weiß ich, was man in Hamburg unter Hanseatischem Understatement verseht.“ Für hanseatische Verhältnisse ist er tatsächlich üppig gestaltet, allerdings nicht so aufwändig wie die repräsentativen Prachtbauten, die Könige und Fürsten in ihren Residenzstädten seinerzeit errichten ließen. Der Neubau des Rathauses nach dem großen Brand hatte für Hamburg damals eine große Bedeutung. Bei der Einweihung am 26. Oktober 1897 war die ganze Stadt auf den Beinen, alle Schiffe im Hafen waren beflaggt und die Kinder hatten schulfrei. Gekostet hatte der Bau des neuen Rathauses am Ende elf Millionen Goldmark – doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt. Die Summe wurde durch die Stadt, aber auch eine Vielzahl an privaten Spendern aufgebracht. Meine Damen und Herren, Das ist in Hamburg die glückliche Lage. In einer Stadt, die sich immer als frei und unabhängig verstanden hat, die sich deshalb auch nie auf die Unterstützung eines Kaisers, Königs, Fürsten oder Herzogs verlassen konnte, bestand immer das Bewusstsein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selbst um ihre Angelegenheiten kümmern und dass sich damit viele wie selbstverständlich für das Gemeinwohl einsetzen. Sie fördern Kultur, Kunst und Soziales, Umweltprojekte, Wissenschaft und medizinischen Fortschritt. Dabei geben alle nach ihren Möglichkeiten: hohe Summen die einen, ein paar Euro oder ehrenamtliches Engagement die anderen. Für unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt ist das eine so wichtig wie das andere. Mit über 1.400 Stiftungen ist Hamburg deutsche Stiftungshauptstadt. Die Hamburgische Kulturstiftung gehört dabei zu den bedeutendsten Förderern der jungen Kreativszene. Jährlich stellt sie Fördermittel von etwa einer Million Euro zur Verfügung. Seit ihrer Gründung 1988 hat sie mehr als 1.700 Projekte unterstützt und dafür etwa 14 Millionen Euro bereitgestellt. Damit leistet die Kulturstiftung seit über 30 Jahren einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwesen. In einer sich rasant verändernden globalisierten, digitalen Welt haben Kunst und Kultur eine große Bedeutung. Sie stiften Identität, geben Halt und Orientierung. Unsere kulturellen Wurzeln sind erfahrbar und erlebbar in unterschiedlichen Dimensionen, nicht nur im Museum und in der Kunst im engeren Sinne, auch im Stadtbild, in der Musik, in der Sprache. Kunst und Kultur fordern zugleich heraus mit neuen Ideen, häufig ungewohnten und sperrigen Ansichten. Das ist eine große Bereicherung für unsere Stadt und unsere Demokratie. Ich danke allen, die die Hamburgische Kulturstiftung und die Kultur in Hamburg unterstützen und dazu beitragen, dass junge Talente sich entwickeln können. Der Dank gilt insbesondere Gesa Engelschall, seit 2007 Geschäftsführender Vorstand der Stiftung, und ihrem Team in der Geschäftsstelle, Dr. Klaus Landry, seit 2010 ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender und damit - im wörtlichen wie übertragenen Sinn - Anwalt der Hamburger Kultur, dem Kuratoriumsvorsitzenden Philipp Schmitz-Morkramer und allen Mitgliedern von Kuratorium und Stiftungsrats. Ich wünsche Ihnen und uns allen einen kurzweiligen und anregenden Abend, der Arbeit der Stiftung weiterhin viel Erfolg und der Kultur in unserer Stadt alles Gute. Herzlichen Dank.

5. November 2019

Festakt 25 Jahre Hamburger Tafel

Sehr geehrter Herr Regenbogen, sehr geehrter Herr Specht, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands, Unterstützer und Gäste des Vereins Hamburger Tafel, vielen Dank für die Einladung zum 25-jährigen Jubiläum der Hamburger Tafel. Die Idee der Tafeln stammte ursprünglich aus New York, wo 1982 eine Organisation namens „City Harvest“ damit begonnen hatte, übrig gebliebene, aber noch essbare Lebensmittel an bedürftige Menschen zu verteilen. Nach Deutschland kam dieses Modell erstmals 1993 in Berlin und kurz darauf auch nach Hamburg, als Annemarie Dose die Idee aufgriff und am 7. November 1994 in der „Fabrik“ in Altona die Hamburger Tafel gründete. Zu diesem Zeitpunkt feierte gerade die Obdachlosenzeitschrift Hinz&Kunzt ihr einjähriges Bestehen. Durch die mediale Aufmerksamkeit boten zahlreiche Unternehmen spontan Lebensmittelspenden an. Auch ein erster Kühlwagen und ein erstes Büro wurden durch Spenden ermöglicht. In kürzester Zeit entstand eine Hilfsorganisation, die sehr schnell viel Unterstützung bekam und an der sich viele andere orientierten. Dies liegt an der großen Plausibilität und Überzeugungskraft der Idee, gegen die niemand etwas einwenden kann, weil es eben uneingeschränkt sinnvoll und grundlegend wichtig ist, allen eine gute Ernährung zu ermöglichen. Aber auch die besten Ideen entfalten ihre Wirkung nur dann, wenn sie auch gut umgesetzt werden, vor allem wenn das System größer und dadurch vielleicht doch nicht mehr so leicht zu organisieren ist. Effektive Strukturen bilden die Grundlage für die herausragende Arbeit der Hamburger Tafel. Sie bezeichnet sich selbst als „soziales Logistikunternehmen“. Über 40 Tonnen Lebensmittel bringt die Hamburger Tafel jede Woche an die Vergabestellen, wo sie an bedürftige Menschen in unserer Stadt verteilt werden. Lebensmittel, die zuvor von Läden, Restaurants, Hotels eingesammelt und häufig erst zwischengelagert werden müssen. Dazu koordiniert die Hamburger Tafel 600 Fahrten pro Woche. 13 Lieferwagen fahren regelmäßig 27 Ausgabestellen und 65 weitere Einrichtungen an. Man kann schnell erkennen, dass es ist nicht nur eine großartige Idee, sondern eine logistische Meisterleistung ist, die wenige Hauptamtliche und etwa 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern umsetzen. Die Hamburger Tafel steht für Respekt und einen würdevollen Umgang mit bedürftigen Menschen. Wer Lebensmittel von der Tafel nimmt, wird als Kunde oder Gast bezeichnet und behandelt. Für viele Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft oder in Notsituationen befinden, sind die Ausgabestellen der Tafeln auch ein Treffpunkt, an dem sie Kontakte finden und sich einbringen können. Nicht wenige Gäste engagieren sich zugleich selbst für die Tafel, unter ihnen auch viele Ältere oder Menschen, die durch Flucht oder Migration aus einem anderen Land nach Hamburg gekommen sind. Über die Hamburger Tafel erleben sie eine Willkommenskultur und Gastfreundschaft erleben, die unserer internationalen Stadt alle Ehre macht. Das Hamburger Modell, das den würdevollen Umgang genauso wichtig nimmt wie die praktische Hilfe, war ein Vorbild für viele ähnliche Initiativen in anderen Städten. Inzwischen gibt es in Deutschland über 900 Tafeln mit 60.000 überwiegend ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Meine Damen und Herren, die Hamburger Tafel leistet viel für ein gutes Miteinander in unserer Stadt. Sie ist eine wichtige Ergänzung staatlicher Fürsorge. Teilweise kooperiert die Tafel mit den Behörden, beliefert zum Beispiel Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und Unterkünfte für Zuwanderer. Die Stadt versucht die Tafel ihrerseits zu unterstützen, etwa wenn es um Räume und Lagerflächen geht. Wir wissen, die Verantwortung für gerechte Chancen und gute Lebensperspektiven liegt nicht in erster Linie bei Privatpersonen oder ehrenamtlichen Initiativen, sie liegt bei der Politik. Trotzdem ist die privat getragene, ehrenamtliche Hilfe eine wichtige Ergänzung zu den staatlichen Angeboten. Im vergangenen Jahr haben über 1,6 Millionen Menschen in Deutschland das Angebot der Tafeln genutzt – zehn Prozent mehr als im Jahr davor. Die Tafeln hätten aber noch mehr Möglichkeiten, wenn ihnen noch mehr Lebensmittel zur Verfügung stünden. Hamburg setzt sich im Bundesrat deshalb für eine gesetzliche Verpflichtung zum Spenden von nicht verkauften, aber noch essbaren Lebensmitteln ein. Auch wenn diese Initiative im Bundesrat bisher keine Mehrheit gefunden hat, bleiben wir dran. Warum sollte, was in Frankreich, Belgien, Italien und Tschechien möglich ist, nicht auch in Deutschland möglich sein? Meine Damen und Herren, vor einigen Wochen hat der Hamburger Senat erstmals im Rathaus einen neuen Preis verliehen. Er zeichnet junge, gemeinnützige Initiativen aus, die dazu beitragen, Benachteiligungen zu beseitigen und Menschen in wirtschaftliche Not und schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Der vom Senat gestiftete Preis heißt Annemarie-Dose-Preis. Er wird in Zukunft regelmäßig verliehen und soll an die Person und die Arbeit der Gründerin der Hamburger Tafel erinnern. Ich danke allen, die das Werk von Annemarie Dose fortführen und weiterentwickeln, also allen Haupt- und Ehrenamtlichen, allen Spendern und Unterstützern der Hamburger Tafel. Herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Jubiläum und alles Gute für die Zukunft!

28. Oktober 2019

Deutscher Preis für Philosophie und Sozialethik

Sehr geehrter Herr Dr. Lüthje, sehr geehrte Frau Professor Herzog, sehr geehrte Damen und Herren, herzlichen Dank für die Einladung zur Verleihung des Deutschen Preises für Philosophie und Sozialethik der Max Uwe Redler- Stiftung. Lieber Herr Lüthje, Sie haben für diesen Anlass einen passenden Ort gefunden. Wie alle Hörsäle hier im Hauptgebäude ist dieser Raum nach einer bedeutenden Persönlichkeit aus den Anfangsjahren unserer Universität benannt, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Er ist Agathe Lasch gewidmet, die 1923 als erste Frau in der Geschichte der Universität Hamburg eine Professur erhielt und zugleich die erste in ihrem Fach, der Germanistik, in ganz Deutschland war. Dies scheint mir ganz im Sinne von Max Uwe Redler zu sein, der als Zuhörer über viele Jahre Vorlesungen an der Universität besucht hat. Sein Interesse galt den Geisteswissenschaften und insbesondere der Philosophie, deren Instrument die Sprache ist. Testamentarisch verfügte er, dass sein Vermögen, das er als Bank- und Außenhandelskaufmann erarbeitet hatte, über eine Stiftung zur Förderung dieser Disziplin eingesetzt werden sollte. Wir sind sehr froh über das bürgerliche Engagement in unserer Stadt. Bedeutende Auszeichnungen wie der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, der Hamburger Wissenschaftspreis oder der Ernst-Jung-Preis für Medizin sind eine Bereicherung für Wissenschaft und Forschung. Damit verbunden ist nicht nur die nachträgliche Anerkennung der Ergebnisse und der Arbeitsleistung der jeweiligen Preisträger. Sie sind auch immer eine Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dem jeweiligen Gebiet, und sie sind oft verbunden mit einer zusätzlichen finanziellen Ausstattung, die neue Projekte und wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglicht. Der Deutsche Preis für Philosophie und Sozialethik ist mit 100.000 Euro die höchstdotierte Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, die von einer privaten Stiftung in den Geisteswissenschaften verliehen wird. Er würdigt die Werke herausragender Philosophinnen und Philosophen, die sich mit der Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft beschäftigen und sich durch eine besondere gesellschaftliche Aktualität und Relevanz auszeichnen. Für ihre beiden Essays „Freiheit gehört nicht nur den Reichen“ und „Die Rettung der Arbeit“ erhält heute Frau Prof. Lisa Herzog den Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik. Die Jury würdigt sie als „eine politische Philosophin“, die ihre Gedanken und Argumente in einfache und ansprechende Sprache zu fassen vermag und damit über den Wissenschaftsbetrieb hinaus ein breites Publikum erreicht. Meine Damen und Herren, Hamburg ist eine traditionelle Kaufmannsstadt, in der wirtschaftlicher Erfolg nicht selten in einer gemeinnützigen Stiftung mündet. Hamburg ist aber zugleich ein ambitionierter Wissenschaftsstandort. Wir sehen Wissen und Wissenschaft als die entscheidende Dimension unserer künftigen Entwicklung. Wissenschaft ermöglicht uns den entscheidenden Vorsprung einer innovativen Wirtschaft. Sie entwickelt klimaschonende und emissionsarme Technologien, die uns das Leben in einer modernen Metropole im Einklang mit der Natur unter gesunden Bedingungen ermöglichen. Sie hilft uns, die Mobilität in einer urban verdichteten Metropole zu verbessern, den digitalen Wandel unserer Gesellschaft zu gestalten und viele weitere Herausforderungen der Zukunft zu bestehen. Auch die Weiterentwicklung der Geistes- und Sozialwissenschaften an unserer Universität ist ein Teil unserer Wissenschaftsstrategie, für die wir den Wissenschaftsrat um Empfehlungen gebeten haben. Als charakteristische Stärke sehen die Experten die große Fächervielfalt, sowie die Breite des Studienangebots und die Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten. Auch die hohe interdisziplinäre Forschung wurde positiv gewürdigt. Ein besonderes Beispiel hierfür ist das Exzellenzcluster Manuskriptkulturen, in dem die Fakultät für Geisteswissenschaften mit den MINT-Fächern zusammenarbeitet. Verbesserungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat unter anderem in der Profilbildung und bei der Sichtbarkeit über die Grenzen Hamburgs und Deutschlands hinaus. Dazu kann die Arbeit der Max Uwe Redler Stiftung einiges beitragen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine exzellente Universität muss naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Fragestellungen, Dimensionen und Kompetenzen zusammenführen. Das beste Beispiel hierfür ist unser Exzellenzcluster im Bereich der Klimaforschung – bundesweit das einzige, das dreimal in Folge ausgezeichnet wurde. Klimaforschung, Klimawandel und Klimaschutz sind nicht nur eine Frage der Meteorologie. Es geht dabei auch um gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels, um technologische Innovationen für besseren Klimaschutz oder um gesellschaftliche Akzeptanz bzw. Bereitschaft für Verhaltensänderungen und neue Prioritätensetzungen. Sehr geehrte Frau Prof. Herzog, ich hoffe, der Preis kann Ihnen helfen, sich auch in Zukunft mit anspruchsvollen Fragen unseres Zusammenlebens und unserer Wirtschaftssysteme auseinanderzusetzen. Für jede Innovation, die Wissenschaft und Technik möglich machen, benötigen wir auch ein Verständnis für den verantwortungsvollen Umgang und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Innovation. Das ist die Leistung der Philosophie und Sozialethik, wie Sie es auf eindrucksvolle Weise in „Die Rettung der Arbeit“ beschreiben. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere wissenschaftliche Arbeit alles Gute und viel Erfolg. Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik 2019! Vielen Dank.

21. Oktober 2019

Vereidigung Polizeianwärter

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Möller, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Vertreter der Polizeiführung, sehr geehrte Anwärterinnen und Anwärter, sehr geehrte Gäste, herzlich willkommen im Rathaus zur Vereidigung von 112 Kommissaranwärterinnen und –anwärtern der Hamburger Polizei. Mit diesem feierlichen Rahmen, sehr geehrte Anwärterinnen und Anwärter, würdigen wir Ihren Eintritt in den Polizeidienst. Zugleich würdigen wir aber auch die Arbeit der Hamburger Polizei insgesamt, also die Arbeit von über 9.000 Polizistinnen und Polizisten, die sich jeden Tag um die Sicherheit und Ordnung in der Freien Hansestadt Hamburg kümmern. Und das ist keine leichte Aufgabe! Hamburg ist ein Stadtstaat mit über 1,8 Millionen Einwohnern, einer internationalen Wirtschaft und einem Hafen mit Verbindungen in alle Welt. Wir sind das ökonomische, politische, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum einer Metropolregion von über 5 Millionen Menschen. In so großen, dynamischen und spannungsreichen Metropolen – das lässt sich auch an anderen Orten der Welt beobachten – besteht durchaus auch immer ein entsprechend großes Potenzial für Kriminalität jeglicher Art. Zugleich gehören aber Sicherheit und Ordnung in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger zu den wichtigsten Faktoren einer guten Lebensqualität in Hamburg. Ich bin deshalb froh, heute als Erster Bürgermeister die Gelegenheit zu haben, an einer Vereidigung des Polizeinachwuchses teilzunehmen. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, um der Polizei im Namen des Senats und der gesamten Stadt Anerkennung und Dank auszusprechen für ihre gute Arbeit. Die Polizei arbeitet in Hamburg professionell und erfolgreich. Die Kriminalitätszahlen gehen in Hamburg Jahr für Jahr zurück. Die Stadt wächst und die Kriminalität geht zurück. Hamburg liegt bei der Anzahl der Straftaten bundesweit hinter Berlin, aber auch hinter Städten wie Frankfurt und Hannover, die ja wesentlich kleiner sind. Das ist ein großer Erfolg. Nun hat die Kriminalitätsentwicklung in der Gesellschaft viele komplexe Ursachen und Folgen. Ein entscheidender Faktor besteht darin, dass Verstöße gegen Recht und Gesetz nicht einfach hingenommen, sondern konsequent verfolgt und unterbunden werden. In diesem Auftrag, liebe Anwärterinnen und Anwärter, begegnen Sie in Ihrem Beruf als Polizistin oder Polizist neuen Herausforderungen und lernen unsere Stadt neu kennen als eine sehr facettenreiche, moderne und dynamische Großstadt mit viel Licht, aber leider auch Schatten. 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche leben und arbeiten hier Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Prägungen, Lebensgeschichten, Interessen und Bedürfnissen auf engem Raum zusammen. Sie werden als Polizisten an den Konfliktlinien und Bruchkanten einer vielfältigen Gesellschaft unterwegs sein. Sie treffen dabei auf Lebens- oder Verhaltensweisen, die Ihnen selbst möglicherweise zunächst fremd sind. Dabei sind Sie als Polizisten Teil der Exekutive, der vollziehenden Gewalt. In einem demokratischen Rechtsstaat sind die Sicherheitsbehörden die einzigen, die gesetzlich legitimiert Gewalt anwenden dürfen – nämlich genau im Namen und zum Schutz des Rechtsstaates. Nur ein sorgsamer und verantwortungsvoller Umgang mit dem Gewaltmonopol, sichert der Polizei die Legitimität und die Akzeptanz der Gesellschaft für Ihre Arbeit. Genau dies ist in Hamburg gelungen. Die Polizei steht im Ansehen der weit überwiegenden Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unter allen Berufen und Institutionen an oberster Stelle. Dieses zu erreichen, ist leichter gesagt als getan. Denn im Polizeiberuf stehen Sie jeden Tag im echten Leben. Sie müssen oft auch in unklaren Lagen den Überblick behalten, entscheiden und schnell handeln. Das ist anders als bei anderen beruflichen Tätigkeiten, in denen man Entscheidungen aufschieben, Gutachten einholen, Stellungnahmen anderer einbeziehen kann. Das alles ist nicht leicht, aber Sie werden lernen, damit umzugehen. Was Ihnen hilft, sind erfahrene Kollegen und Vorgesetzte, aber auch Ihre eigenen Kenntnisse und Stärken, die Sie aus Ihrem bisherigen Lebensweg in den neuen Beruf einbringen. Viele von Ihnen haben berufliches Vorwissen aus höchst unterschiedlichen Bereichen, von der Zahntechnik bis zum Master der Soziologie! Sie bringen unterschiedliche kulturelle oder religiöse Bezüge mit. Ich freue mich sehr, dass Sie sich entschieden haben, Ihr berufliches Leben in den Dienst unserer Stadt zu stellen, und dass Sie dafür ein schwieriges Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen haben. Mit ihren vielfältigen Erfahrungen, Sichtweisen und Kompetenzen sind sie eine wertvolle Verstärkung und Bereicherung für unsere Polizei, die so weltoffen und vielfältig ist wie unsere Stadt insgesamt. In einem freiheitlichen demokratischen Gemeinwesen ist die Aufgabe der Polizei eine sehr umfassende. Sie treten dem Bürger nicht nur als Vertreter des Staates gegenüber, der gesetzestreues Verhalten verlangt, sondern sie schützen auch seine Rechte. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, auf Eigentum, auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit und viele weitere Rechtsgüter. Als Polizei schützen Sie unsere demokratische Gesellschaft vor Ihren Feinden, indem Sie zur Stelle sind, wenn Menschen aus ideologischen oder politischen Gründen beleidigt, bedroht oder angegriffen werden, indem Sie für die Sicherheit zum Beispiel unserer jüdischen Mitbürger, ihrer Einrichtungen und Veranstaltungen sorgen. Gerade unsere Stadt hat eine jahrhundertealte Tradition der Freiheit, der Toleranz und des internationalen Austauschs. Darauf gründen unsere wirtschaftliche Kraft, unser Wohlstand, unsere Lebensqualität und unser Lebensgefühl. Dieses Selbstverständnis eines offenen und respektvollen Miteinanders müssen wir mit aller Kraft verteidigen. Wir dürfen dem rechtspopulistischen Ungeist, dem Hass, der Herabsetzung und Bedrohung anderer in unserer Stadt keinen Raum geben. Damit die Polizei ihre wichtigen Aufgaben wahrnehmen kann, investieren wir in eine starke und moderne Polizei. Dazu gehört der teilweise Neubau und Ausbau der Akademie sowie der Neubau einer Einsatzzentrale. Dazu gehört die Entwicklung neuer digitaler Einsatzleit- und Kommunikationstechnik. Und dazu gehört insbesondere der stetige Personalaufbau. Wir haben hierfür in den vergangenen Jahren die Zahlen der eingestellten Nachwuchskräfte auf mehr als 500 pro Jahr erhöht. Seit 2011 haben wir die Zahl der Polizeivollzugsbeamten jedes Jahr gesteigert. Dieser starke Personalaufbau ist ein Kraftakt für die gesamte Organisation, insbesondere für den Betrieb an der Akademie der Polizei und zwar für die Lehrenden und Lernenden gleicher- maßen. Der Senat investiert aber nicht nur in Technik, Infrastruktur und Personal für die Polizei. Wir stehen vor dem Abschluss der parlamentarischen Beratungen zur Novellierung des Polizeirechts und werden Ihnen in Kürze ein modernes Gesetz an die Hand geben können, das allen heutigen Anforderungen an Ihre Arbeit gerecht wird. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Rahmen für alles staatliche Handeln ist unsere Verfassung. Deswegen werden die Anwärterinnen und Anwärter heute von Innensenator Andy Grote vereidigt auf die Hamburgische Verfassung und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Sie schwören mit ihrem Eid, ihre Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, das Grundgesetz, die Hamburgische Verfassung und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu wahren. Liebe Kommissaranwärterinnen und –anwärter, ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg in der Ausbildung, alles Gute in Ihrem neuen Beruf, dass Sie immer gesund aus Ihren Einsätzen zurückkehren und sich mit Stolz und Freude an diesen Tag zurück erinnern. Und ganz zum Schluss noch einen besonderen Dank an das Polizeiorchester und den Polizeichor Hamburg, die mit ihrer musikalischen Begleitung der Vereidigung einen besonderen, unvergesslich feierlichen Rahmen verleihen. Herzlichen Dank dafür!

11. Oktober 2019

200. Jahrestag der Republik Kolumbien

Sehr geehrter Herr Botschafter Knudsen, sehr geehrter Herr Justus, sehr geehrte Frau Doyenne und Mitglieder des Konsularkorps und der internationalen Organisationen, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zur Feier des 200. Jahrestags der Republik Kolumbien! Bereits seit dem 17. Jahrhundert bestehen Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und Lateinamerika. Die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Kolumbien insgesamt gehen aber nicht nur auf den Handel über unseren Hafen zurück, sondern auch auf die Forschung Alexander von Humboldts, dessen Lateinamerika-Reisen ihn 1801 auch nach Bogotá in Kolumbien führten. Von Humboldt berichtete in Deutschland von den Wäldern, den Vulkanen und der Pflanzenwelt, aber auch von den Städten Kolumbiens. Er brachte den Deutschen die lateinamerikanische Natur ebenso nahe wie die Situation derjenigen, die damals in den Salzminen unter gefährlichen Bedingungen arbeiteten. Humboldt war Forscher, Entdecker und gesellschaftlicher Aufklärer. Mit seinen Büchern wurde er zum Brückenbauer zwischen unseren Ländern. Die besondere Rolle Hamburgs als internationale Stadt mit besten Handelsbeziehungen in alle Welt, führte auch zu einer besonderen Beziehung unserer Stadt zu Lateinamerika. Die Freie und Hansestadt Hamburg erkannte 1826 als erste Stadt weltweit die neuen lateinamerikanischen Staaten und damit auch Kolumbien als frei und unabhängig an. 100 Jahre später schenkten diese Staaten Hamburg zum Dank eine bronzene Büste des Freiheitskämpfers Bolivar, die bis heute im Hamburger Rathaus steht und von allen Gästen der Stadt als Zeichen der historischen Verbundenheit zwischen Hamburg und Lateinamerika zu sehen ist. Bis heute sind die Beziehungen zwischen unseren Ländern von Freundschaft und gegenseitigem Verständnis geprägt. Auch das feiern wir heute Abend. Kolumbien hat noch einen schwierigen Weg vor sich, um einen dauerhaften Frieden im Land zu erringen. Das Land hat über eine Million Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen und muss sich wie alle anderen Länder auf der Welt um seine wirtschaftliche Entwicklung und eine Energieversorgung kümmern, die den Wohlstand befördert und mit dem Klimaschutz im Einklang steht. Hamburg, die Lateinamerikanischen Konsulate, die EU-Lateinamerika/Karibik-Stiftung und das Europäischen Zentrum für Lateinamerika fördern und beleben die vielfältigen Beziehungen zwischen unserer Stadt und Lateinamerika, auch zu Kolumbien. Dafür gibt es viele Beispiele. Über 200 Hamburger Unternehmen treiben Handel (zum Beispiel Kaffee und Südfrüchte) mit Kolumbien, 60 von ihnen haben dort eine permanente Präsenz. Auch in der Wissenschaft bestehen enge Kooperationen: Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) und die Universidad de los Andes in Bogotá arbeiten in der Friedensforschung zusammen. Die Universität in Bogota kooperiert auch mit dem DESY bei der Entwicklung spezifischer Detektoren für die Spektroskopie. Unser Universitätsklinikum Eppendorf und die Universidad de Antioquia in Medellin forschen gemeinsam in den Neurowissenschaften. Und die rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Hamburg befasst sich zusammen mit der Universidad Externado de Colombia und der Universidad Catolica de Colombia (beide Bogotá) mit der Geschichte des internationalen Rechts. Mit dem Lateinamerika-Verein haben unsere Unternehmen einen wichtigen Ansprechpartner. Der Verband verschafft den Firmen Zugang zu den lateinamerikanischen Märkten und hilft ihnen, sich auf die jeweiligen Gepflogenheiten einzustellen. Er organisiert auch den Lateinamerika-Tag in Hamburg, das größte deutsch-lateinamerikanische Wirtschaftstreffen. Die EU-LAC Stiftung ist federführend beim jährlichen Lateinamerika-Karibik Herbst, der uns die Kultur, Musik, Kunst und Lebensart Lateinamerikas nahebringt. Kolumbien hat sich in diesem Jahr mit einer Reihe von Veranstaltungen an dem Festival beteiligt, die zum Teil auch von Ihrer Botschaft, sehr geehrter Herr Botschafter Knudsen, organisiert worden sind. Meine Damen und Herren, um es kurz zu machen: Hamburg ist das deutsche Kompetenzzentrum für Lateinamerika. Ich danke Ihnen sehr dafür, dass Sie sich für die vielfältigen und lebendigen Beziehungen zwischen Hamburg und Kolumbien einsetzen. Und ich gratuliere herzlich zum 200. Unabhängigkeitstag der Republik Kolumbien. Alles Gute für die Zukunft! Vielen Dank.

30. September 2019

70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China

Sehr geehrter Herr Generalkonsul, sehr geehrter Herr Bundesratspräsident, sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Bovenschulte, sehr geehrter Herr Minister Dr. Althusmann, sehr geehrte Mitglieder des Konsularkorps und der internationalen Organisationen, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrter Herr Bürgermeister a.D. von Dohnanyi, sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank, Herr Generalkonsul Du, für die Einladung anlässlich des Nationalfeiertags der Volksrepublik China, die am 1. Oktober 1949 von Mao Zedong ausgerufen wurde, die also morgen 70 Jahre alt wird. Die Geschichte Ihres Landes reicht aber viel weiter zurück. China gehört zu den ältesten Zivilisationen der Menschheit. Kulturtechniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck, technische Neuerungen wie der Magnetkompass und das Schwarzpulver wurden in China erfunden. Die chinesische Geschichte, Sprache und Kultur sind in Hamburg sehr präsent. Mehrere deutsch-chinesische Gesellschaften widmen sich dem kulturellen Austausch zwischen unseren Ländern. Seit der Gründung unserer Universität vor 100 Jahren kann man in Hamburg im Fach Sinologie die Sprache und Kultur Chinas studieren. Wie in den Hansestädten gehen Geschichtsbewusstsein und Traditionen in den chinesischen Metropolen einher mit einem ausgesprochen innovativen Geist, dem Mut zur Veränderung und einem zuversichtlichen Blick auf die Zukunft. So jedenfalls präsentiert sich unsere Partnerstadt Shanghai, die wir mit einer großen Delegation aus Vertretern von Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft vor einigen Wochen besucht haben. Wir waren alle sehr beeindruckt - von der bewegten Geschichte der Stadt, die im Shanghai History Museum dargestellt wird, und zugleich von ihrer Dynamik und Modernität. Eine Stadt mit dem größten U-Bahn-System der Welt, mit einer starken Wirtschaft, mit großer Ambition in der Wissenschaft und bei der Digitalisierung und mit einem gerade fertiggestellten neuen Opern- und Konzerthaus. Vielen Dank Ihnen, Herr Generalkonsul und Ihrem Konsulat, dass sie uns bei der Vorbereitung der Reise so aktiv unterstützt haben. Wir konnten mit dem Shanghaier Parteisekretär Li sprechen und in seiner Anwesenheit mit Vizebürgermeister Xu ein Memorandum of Understanding über die weitere Zusammenarbeit zwischen unseren Städten für die Jahre 2019 und 2020 unterzeichnen. Meine Damen und Herren, vor fast 300 Jahren machte das erste Schiff mit chinesischen Gütern im Hamburger Hafen fest. Seitdem haben sich der Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China gut entwickelt. Allein vom Hamburger Hafen aus verkehren 16 Liniendienste mit chinesischen Häfen. Jeder dritte Container, der in Hamburg umgeschlagen wird, kommt aus China oder ist auf dem Weg dorthin. Wenn die chinesische Regierung für ihre Neue Seidenstraßen-Initiative gute Partner sucht, dann kann sie diese in den norddeutschen Ländern finden. Unsere Länder haben eine starke, innovative Wirtschaft. Wir arbeiten gut zusammen, unsere Städte und Häfen sind sowohl über den Seeweg als auch über Land hervorragend angeschlossen an andere Wirtschafts- und Handelszentren in der Welt. Sehr geehrter Herr Du, das chinesische Generalkonsulat in Hamburg wurde 1984 gegründet und ist seitdem ein wichtiger Partner für Hamburg und die norddeutschen Länder. Sie unterstützen uns in der kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China und bei hochrangigen politischen Kontakten wie beim Besuch des stellvertretenden Ministerpräsidenten Liu im vergangenen Jahr oder des Vizepräsidenten Wang im Mai dieses Jahres. Ich danke Ihnen im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg sehr herzlich für Ihre Arbeit und gratuliere Ihnen zum 70. Nationalfeiertag der Volksrepublik China. Vielen Dank.

26. September 2019

27. Filmfest Hamburg

Sehr geehrter Herr Wiederspiel, sehr geehrte Frau Tillier, sehr geehrter Herr Bedos, sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum 27. Filmfest in Hamburg, einer Stadt, die von Weltoffenheit und Internationalität geprägt ist. Viele Menschen sind in den vergangenen Jahrhunderten über unseren Hafen ausgewandert. Seit Jahrhunderten kommen aber auch Männer und Frauen aus ganz unterschiedlichen Ländern zu uns. Menschen aus über 180 Staaten leben in Hamburg, über 600 Tausend Hamburgerinnen und Hamburger haben einen Migrationshintergrund, das ist mehr als jeder Dritte. Dies führt dazu, dass bei uns viele unterschiedliche Kulturen und Religionen gelebt werden. Eine Vielfalt, die wir als Stärke und Bereicherung empfingen. Wir schätzen die Begegnung mit anderen Kulturen, unbekannten Menschen und neuen Eindrücken. Darum geht es auch beim Filmfest Hamburg. Dabei gehört es zum Markenzeichen dieses Festivals, dass anspruchsvolles Kino mit der Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung der Kinokunst verbunden wird. Der Eröffnungsfilm „Die schönste Zeit unseres Lebens“ verspricht einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend, stellt aber auch Fragen von gesellschaftlicher Bedeutung, etwa nach der Verklärung der Vergangenheit und der Verlässlichkeit menschlicher Bindungen. Das Filmfest zeigt auch im weiteren Verlauf viele Filme aus Frankreich und französischsprachigen Ländern. Frankreich gilt als Geburtsland des Kinos, seine Filme gelten weltweit als stilprägend. Mit rund 67 Millionen Einwohnern konnte Frankreich im vergangenen Jahr nahezu doppelt so viele Kinobesucher verzeichnen wie Deutschland. An Hamburg liegt das hoffentlich nicht. Beim Filmfest Hamburg steht das Publikum mit jährlich 40.000 Besuchern auch 2019 wieder Schlange vor den Festival-Kinos. Das Kino und die Filmschaffenden brauchen Festivals wie dieses. Es zeigt auch Filme, die es auf dem Markt zunächst schwer haben, die aber für die Kinokunst und die gesellschaftliche Verständigung von Bedeutung sind. Für noch unbekannte Talente und für Filme, die auf den ersten Blick sperrig wirken, können Festivals wichtige Türöffner sein. Einen Beitrag hierzu leistet auch der Produzentenverband, der in Kooperation mit dem Filmfest Hamburg und der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein eine Konferenz veranstaltet, die sich mit den Herausforderungen und Chancen des aktuellen Umbruchs in der Filmbranche befasst. Das Hamburger Filmfest hat mittlerweile Tradition, aber es öffnet sich auch immer wieder Neuem. Die Initiative „Filmfest ums Eck“ bringt Festivalgäste in die Kinos vor der Haustür und unterstützt damit Kinobetreiber, die das ganze Jahr über in den Stadtteilen ein großartiges Angebot machen. Das Filmfest Hamburg unterstützt heimische Produktionen dabei, international wahrgenommen zu werden, und holt zugleich das Kino der Welt in unsere Stadt. Gerne hätten wir in diesem Jahr auch den iranischen Filmemacher Mohammad Rassoulof, der seinen neuen Film „Das rote Coupé“ vorstellt, persönlich in Hamburg begrüßt. Aufgrund einer Verurteilung durch das Iranische Revolutionsgericht ist es für Mohammad Rassoulof leider erneut nicht möglich, am Filmfest Hamburg teilzunehmen und seine hier lebende Familie zu sehen. Das Filmfest Hamburg setzt sich sehr für Mohammad Rassoulof, seine Familie und andere verfolgte Filmschaffende ein – dafür danke ich allen Beteiligten sehr. Herzlichen Dank auch an Albert Wiederspiel und sein Team für das herausragende Programm, das uns erwartet. Ich wünsche Ihnen allen ein großartiges Filmfest in Hamburg. Vielen Dank.

25. September 2019

10. Deutscher Radiopreis

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Steinmeier, sehr geehrter Herr Kuckuck, sehr geehrte Frau Gerlach, sehr geehrte Frau Schöneberger, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum 10. Deutschen Radiopreis. Wir sind in Hamburg bekannt für hanseatisches Understatement, präsentieren uns zum Beispiel gern in bescheidenen Konzerthäusern, sind aber doch ein bisschen stolz, wenn die bedeutendste Auszeichnung für den deutschen Hörfunk bei uns an der Elbe verliehen wird. Sollte draußen gerade eines der größten Containerschiffe der Welt mit riesigen Schiffsschrauben direkt an uns vorbeifahren und sich dort mit mächtigen Signalhörnern bemerkbar machen, wir würden hier drinnen nichts davon mitbekommen. Der Große Saal ist in einer technisch aufwändigen Federkonstruktion aufgehängt, akustisch von der Außenwelt entkoppelt. Nichts soll ablenken, alles ist ausgerichtet auf ein optimales Hören. Genau wie das Radio, das Medium des gesprochenen Wortes und der Musik. Es geht direkt ins Ohr, informiert und unterhält und schafft es auch in digitalen Zeiten, die Menschen auf besondere Weise miteinander zu verbinden. Hamburg ist eine Radiostadt. Große öffentliche Rundfunkprogramme sind unter dem Dach des NDR versammelt, wir haben hervorragende private Sender und erfolgreiches Internet-Radio. Unsere Stadt steht in diesen Tagen ganz im Zeichen der Musik und der Medien. Gerade haben der Musikdialog und das Reeperbahnfestival stattgefunden. Gleich drei Konferenzen machen sich Gedanken über die Zukunft der medialen Berichterstattung: Die weltweit größte Konferenz für investigativen Journalismus, das Hamburger Scoopcamp für mediale Innovationen und die Konferenz der Internationalen Nachrichtenmedien. Das sind wichtige Ereignisse für die Branche und den Medienstandort Hamburg, der hochwertigen Journalismus und erfolgreiche Medienwirtschaft verbindet. Die Stadt begleitet dies mit einer Kampagne zur Pressefreiheit, die von Schülerinnen und Schülern der Hamburg School of Ideas entwickelt wurde. Meine Damen und Herren, Sie sehen, der Deutsche Radiopreis befindet sich in Hamburg in bester Gesellschaft. Seine Botschaft lautet: Hinter gutem Journalismus und guter Unterhaltung stehen engagierte und kreative Menschen. Der Deutsche Radiopreis würdigt ihre besonderen Leistungen und gibt Ihnen ein Gesicht – auch wenn wir meistens nur ihre Stimmen kennen. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich sehr herzlich zum 10. Jubiläum des Deutschen Radiopreises. Herzlichen Glückwunsch den Nominierten und besonders den Gewinnern des Deutschen Radiopreises 2019. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg, eine gute Zeit in Hamburg und uns allen einen schönen Abend. Herzlichen Dank

24. September 2019

Senatsempfang Hamburg – Osaka

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Matsui, sehr geehrte Frau Präsidentin Hirota, sehr geehrte Frau Generalkonsulin Kato, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, ' sehr geehrte Damen und Herren, Herzlich willkommen hier im Gästehaus des Hamburger Senats. An diesen schönen Ort lädt der Senat Gäste ein, für die wir eine besondere Wertschätzung empfinden. Königin Elizabeth II. war hier zu Gast, ebenso wie der Dalai Lama oder der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Und zu diesen besonderen Gästen zählen auch Sie, Herr Bürgermeister Matsui, und Ihre Delegation aus Osaka. Mit diesem Empfang möchten wir Ihnen für Ihren Besuch in Hamburg, aber auch für die große Gastfreundschaft danken, die unsere Hamburger Delegation während des Aufenthalts in Osaka erfahren hat. Wir haben die reiche Kultur und Tradition Japans und Ihrer Stadt kennengelernt, aber auch das innovative und moderne Osaka – das eines der bedeutendsten Zentren für Wirtschaft und Wissenschaft in Japan ist. Unsere Städte sind seit langem über unsere Häfen und den Handel miteinander verbunden. Die Handelskammer Hamburg und der Osaka Business Partner City Council haben gestern eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, mit der wir unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit vertiefen wollen. Aus unseren guten Wirtschaftsbeziehungen ist eine vertrauensvolle Freundschaft erwachsen. Unsere 30-jährige Städtepartnerschaft ist lebendig und aktiv. Wir wollen unsere Zusammenarbeit in Zukunft auf die Bereiche Klimaschutz, Digitalisierung und urbane Mobilität ausweiten. Meine Damen und Herren, das gemeinsame Engagement der Bürger von Hamburg und Osaka im Bereich der Kultur zeigt die tiefe Freundschaft zwischen unseren beiden Städten. Heute ist der Knabenchor St. Nikolai bei uns. Der Chor wird Anfang Oktober mit 45 Sängern nach Japan reisen und auch in Osaka auftreten. Ein weiteres Hamburger Konzert in Osaka steht am 4. November auf dem Programm. Unter der Leitung des Chefdirigenten Kent Nagano gibt das Philharmonische Staatsorchester in der Osaka Festival Hall ein Konzert. Gestern haben Sie unsere HafenCity besichtigt und waren auch in der Osakaallee. Ihre Stadt hat mit einer eigenen Straße einen festen Platz in Hamburg – das ist ein schönes Zeichen unserer Freundschaft. Ich hoffe, Sie behalten unsere Stadt in guter Erinnerung und kommen gerne wieder – Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Ich wünsche uns einen schönen Nachmittag und gute Gespräche. Herzlichen Dank.

4. September 2019

150 Jahre Hamburger Kunsthalle

Sehr geehrter Herr Prof. Klar, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrter Erster Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 150. Jubiläums der Hamburger Kunsthalle. Unsere Kunsthalle gehört zu den bedeutendsten und größten Museen Deutschlands, in dem Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart erlebt werden kann. Ihre Sammlung erstreckt sich über sieben Jahrhunderte, ihre kunsthistorische Forschung genießt auch international einen hervorragenden Ruf. Dieser Erfolg ist nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, wie die Geschichte der Hamburger Kunsthalle vor 150 Jahren begonnen hat. Sie wurde in einer Zeit gegründet, als Könige und Fürsten in München, Berlin, Dresden, St. Petersburg und anderen europäischen Städten hohe Summen in repräsentative Prachtbauten für ihre Kunstsammlungen steckten. In der seit Jahrhunderten Freien und Hansestadt Hamburg gab es keinen „aristokratischen Überbau“. Hamburg war zwar Handelsmetropole und ein bedeutender internationaler Umschlagplatz für Gemälde, aber einen Fürsten oder König, der eine städtische Sammlung und ein Ausstellungshaus hätte aufbauen wollen, gab es nicht. Das war der Preis der Freiheit und Unabhängigkeit. Wie so viele andere Dinge mussten die Bürger auch den Bau eines Hauses für die Kunst selbst in die Hand nahmen. 316.000 Mark sammelten sie für die neue Kunsthalle, 250.000 Mark und das Grundstück kamen vom Senat dazu, weitere 52.000 Mark aus der Verzinsung der Spenden. Auch der Grundstock der Sammlung wurde durch Vermächtnisse und Spenden der Bürger der Hansestadt gelegt. Das war der klassische hanseatische Weg für Projekte des modernen Hamburgs. Nicht nur die Universität, der Kunstverein, das Deutsche Schauspielhaus, die Bücherhallen, die Volksbühne und viele andere Institutionen der Bildung und Kultur, auch der Bau der Kunsthalle ging aus Initiativen der Bürger hervor. Dreißig Jahre dauerte es allerdings von den ersten Planungen bis zur Eröffnung am 30. August 1869. Und weitere 17 Jahre vergingen, bis die Kunsthalle mit Alfred Lichtwark ihren ersten hauptamtlichen Direktor bekam. Der aufklärerische hanseatische Geist begleitete auch den Beginn der Arbeit der Kunsthalle. „Wir wollen nicht ein Museum, das dasteht und wartet, sondern ein Institut, das tätig in die künstlerische Erziehung unserer Bevölkerung eingreift“ – mit diesem Satz gab Alfred Lichtwark nach seiner Amtseinführung am 1. Oktober 1886 die Richtung vor. Lichtwark war ein guter Kommunikator. Seine Vorlesungen galten als legendär, der Vortragssaal in der Kunsthalle sei „von Hörern dicht gedrängt“ und „Schauplatz von Ohnmachtsanfällen“ gewesen, so das „Hamburger Fremdenblatt“ – ob wegen des spannenden Vortrags oder aufgrund schlechter Klimatisierung, ist nicht überliefert. Dagegen wissen wir, wie die Kunsthalle sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder wandelte, ihre Räume erweiterte und die Ausrichtung der Sammlungen schärfte. Unter dem Lichtwark-Nachfolger Gustav Pauli hielten Cezanne, Kircher, Nolde, Kokoschka und andere moderne Künstler Einzug. 1919 – im Jahr des Aufbruchs für Demokratie, Bildung und Teilhabe – wurde die Kunsthalle stark erweitert. Dabei veränderte sie mit dem prägnanten Kuppelsaal auch ihr architektonisches Gesicht. 1923 wurde der Verein „Freunde der Kunsthalle“ gegründet. Mit 18.000 Mitgliedern ist er heute der größte Freundeskreis eines Kunstmuseums in Deutschland. Nach 1945 wurde die von Nationalsozialisten in Teilen zerstörte Sammlung wieder aufgebaut und stärker international ausgerichtet. 1956 wurde die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen gegründet. Ebenfalls 1956 eröffnete in der Kunsthalle das erste Museumscafé in Deutschland. 1968 zog die erste deutsche Kindermalschule ein. 1997 eröffnete die Galerie der Gegenwart. Seit 2016 ist der alte Eingang zur Alster hin wieder hergestellt, die Ausstellungs- und Arbeitsräume wurden rundum modernisiert. Meine Damen und Herren, die Hamburger Kunsthalle ist für unsere Stadt von großer Bedeutung. Sie ist ein Ort der Begegnung mit anderen Menschen, anderen Zeiten, anderen Sichtweisen. Sie ist ein Ort der Bildung, der Tradition und der Auseinandersetzung mit den aktuellen Fragen der Zeit. Heute steht die Hamburger Kunsthalle vor neuen weitreichenden Veränderungen. Digitalisierung und Globalisierung haben auch die Erwartungen an Museen verändert. Ein Museum dieser Größe und Relevanz muss heute weltweit vernetzt sein, international leihen und verleihen. Die Bestände müssen mit modernen Methoden für die Forschung und die Allgemeinheit aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Die Kunsthalle wirkt dabei weit über Hamburg hinaus und verbindet uns mit anderen Städten und Kulturmetropolen auf der Welt. In der Hamburger Kulturlandschaft tut sich viel. Das liegt nicht nur an der noch jungen Elbphilharmonie, die internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht, aber ebenso ein Haus für die Hamburger Musikfreunde ist. In Hamburg sind Kunst und Kultur in ihrer ganzen Vielfalt zuhause. Unsere Theater, die Staatsoper, die Häuser entlang der Kunstmeile und die nicht-staatlichen Kulturangebote bilden für die Kunsthalle ein spannendes Umfeld. Dank der Spende der „Dorit und Alexander Otto-Stiftung“ konnte die Hamburger Kunsthalle modernisiert werden. Sie war 2016 durch den freien Eintritt im Mai das bestbesuchte Kunstmuseum in Deutschland. Auch am vergangenen Jubiläumswochenende hat der freie Eintritt viele Besucher angelockt. Damit tatsächlich jeder unabhängig von seinem Einkommen die Kunsthalle besuchen kann, sollten wir ein solches Angebot in Zukunft regelmäßig machen und zum Beispiel an einem Sonntag im Monat freien Eintritt ermöglichen. Mit dieser Initiative würden wir durchaus an eine gute Tradition der Kunsthalle anknüpfen: Erst ab 1931 wurden dort Eintrittsgelder genommen. Schon die Vorgängerin der Kunsthalle, die 1850 eröffnete Gemäldegalerie in den Börsenarkaden, stand den „anständig Gekleideten“ – wie es damals dann doch etwas einschränkend hieß – unentgeltlich offen. Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunsthalle, ich danke Ihnen allen sehr herzlich für Ihre Arbeit – im Alltag der Kunsthalle und bei der Vorbereitung und Durchführung der Jubiläumsveranstaltungen. Und Sie, sehr geehrter Herr Prof. Klar, möchte ich bei dieser Gelegenheit im Namen des Senats sehr herzlich begrüßen. Ich wünsche Ihnen und allen Mitarbeitern der Kunsthalle alles Gute für die Zukunft und gratuliere sehr herzlich zum 150. Jubiläum. Herzlichen Dank.

30. August 2019

Hamburg Abendempfang Tokio

Ladies and Gentlemen, Welcome to the Hamburg Reception in Tokyo. Our delegation has been in Japan since Tuesday. In many events and meetings, we have experienced the great hospitality of our Japanese partners. Many thanks for this. The Free and Hanseatic City of Hamburg is closely connected to Japan. We have a partnership with Osaka for 30 years. Mayor Matsui and I agreed on Wednesday to intensify our cooperation and to include the areas of climate protection and digitalization. Another agreement was made between the Technical University of Hamburg and the Kyoto University to carry out joint projects in biotechnology. In the field of life sciences, there are many connections between our large cluster organizations “Life Science North” in Hamburg and the “Foundation for Biomedical Research and Innovation at Kobe”. In the development of new hydrogen and wind-energy technologies, the cluster “Renewable Energies Hamburg” works closely together with the “Energy Agency Fukushima”. Last year, Hamburg and Kobe agreed to exchange their experiences in the fields of climate protection and zero emission engine technologies. Japan is the world leader when it comes to the implementation and development of hydrogen technology. We in Hamburg also aim to use hydrogen in the fields of mobility, energy supply and the industrial sector. Earlier today, I spoke about this with State Minister Kiuchi, State Minister Isozaki and the Chairman of Toyota, Mr. Uchiyamada. We are very grateful about this open-minded exchange of experiences and ideas with our Japanese partners. Ladies and Gentlemen, Japan is one of Germany’s most important trade partners. The port of Hamburg is Japan’s gateway to Europe. Over 400 companies in Hamburg do business with partners in Japan, more than 80 companies operate an office here. About 100 Japanese companies can be found in Hamburg, 60 of them with European and German headquarters. With the JEFTA Agreement between the European Union and Japan, which entered into force earlier this year, we created the largest free trade area in the world. The agreement has high standards for the protection of the environment, the consumers and workers. This is a great perspective for our companies and the people of Japan and Europe. Ladies and Gentlemen, Hamburg and our partners in Japan should take advantage of the opportunities offered by the JEFTA agreement. We should intensify and expand our cooperation in future industries such as health and biotechnology, maritime logistics, aviation, energy supply and digitalization … ... and we should continue our exchange in the fields of science and culture in the mutual understanding, in the deep trust and friendship that has grown in recent decades. I wish us all a wonderful evening at this reception with interesting conversations and many new contacts. Thank you very much.

30. August 2019

Eröffnung Roundtable „Future Mobility and ITS in Japan and Hamburg“

Ladies and Gentlemen, Welcome to the roundtable „Future Mobility and ITS in Japan and Hamburg“. In 2008, we added up the total distance the people of Hamburg travelled in one day. The result: around 60 million kilometers. In 2018 – within only ten years – the distance has gone up to 70 million kilometers a day. That is a big step of 10 million kilometers per day. One reason for this growing traffic in Hamburg is the trend of urbanization. A lot of people are drawn into the big cities because they are attractive centers for business, science and culture. Hamburg grows each year by about 15 to 20 thousand inhabitants which is the equivalent of a typical small-size German city. To ensure that everyone in Hamburg arrives at their destination safely, comfortably and on time, we increase the range of the public mobility services every year. We are expanding our metro system and aim to complete more than 50 kilometers of new lines by 2035. In addition, we have built more than 200 kilometers of new bicycle paths and routes. About two-thirds of all distances travelled in Hamburg are covered by foot, bicycle, bus or rail. We intend to increase this share significantly in the next decade. However, this alone will not be enough if we wish to meet the demands of growing traffic and changing mobility habits. That is why we decided to make Hamburg a model city for Future Mobility. This includes, for instance, a test track for self-driving cars, digital and networked traffic control as well as digital coordinated construction sites. For the 2021 ITS World Congress in Hamburg, we are involved in over 60 projects in which next-generation mobility solutions are integrated and tested on our streets - in real traffic. Future Mobility is efficient and digitally networked – but also clean and quiet. It is our goal for Hamburg to lead the way in the transition to sustainable driving systems. Hamburg is already a capital of e-mobility: with a metropolitan train system that is powered by 100 % renewable energy, with a bus fleet, that has an increasing number of zero emission vehicles, and with the largest network of e-charging stations in all of Germany. Ladies and Gentlemen, Growing traffic is a challenge for cities all over the world. Whenever I talk to the mayors of other cities – whether from Chicago, Paris, Vienna or Zurich - mobility is always a key topic. I am delighted that today Hamburg and Tokyo will exchange thoughts and experiences about new and innovative mobility concepts. With more than 38 million inhabitants, the Greater Tokyo Area is the largest metropolitan region in the world. Over that, Tokyo hosted the ITS World Congress 2013. So, I am looking forward to a mutual exchange of experiences between our cities and I would like to extend a warm invitation to representatives of the city of Tokyo, to visit Hamburg for the ITS World Congress 2021. But for now, I wish you all an interesting time at the Future Mobility roundtable today. Thank you very much.

29. August 2019

Stammzellen-Symposium “New opportunities for drug discovery with stem cell technologies”

Ladies and Gentlemen, Welcome to the Stem Cell Symposium at the “Translational Research Center for Medical Innovation”. Basic research in the field of differentiation, regulation and interaction of cells is essential for the development of new drugs and treatment methods particularly needed for previously untreatable severe diseases. A great example of this is the work of Professor Honjo – president of the “Foundation for Biomedical Research and Innovation at Kobe” – and Professor Allison from the University of Texas. They investigated the specific interaction of cancer cells and cells of the immune system, thus creating the basis for a cancer therapy by inhibiting negative immune regulation. In 2018 they were awarded the Nobel Prize. We are very proud that Professor Honjo signed his name in our city’s Golden Book during his visit to Hamburg in July this year. His US-colleague and co-winner of the award James Allison was quoted as saying, “I’m a basic scientist. I didn’t get into these studies to cure cancer, I wanted to understand how T cells work”. However, when it comes to improving the diagnosis and treatment of disease in practice, knowledge from basic research needs to be translated into medical applications. This requires a good network in the field of life sciences. In Hamburg we have a strong network in this field: Universities, colleges, a university hospital, the Frauenhofer IME, the Leibniz facilities Heinrich-Pette-Institute and Bernhard-Nocht-Institute. The scientific institutions are complemented by the Life Science North cluster - comprising around 500 companies from the biotechnology, pharmaceutical and medical sectors. These include world-famous German companies such as Eppendorf and Evotec. However, we are pleased that other international companies such as Sysmex also have large production and development departments in the Hamburg metropolitan area. Ladies and Gentlemen, International cooperation is essential for progress and success in science, research and development. Hamburg and Kobe cooperate successfully in stem-cell research. A team from the Frauenhofer IME, together with the “Institute for Biomedical Research and Innovation at Kobe”, have investigated the potential of stem cells in the field of rational drug design. Today's conference looks at the perspectives of new technologies in stem cell research. I would like to thank everybody who helped organize the symposium: the clusters KBIC and Life Science North, as well as the "Foundation for Biomedical Research and Innovation at Kobe”, the Fraunhofer IME, JETRO Kobe and of course the city of Kobe. I wish you all an interesting afternoon with many new insights. Thank you very much.

28. August 2019

Abendempfang Hamburg – Osaka

Dear Mayor Matsui, Dear Ms President Hirota, Ladies and Gentlemen, Many thanks to the city of Osaka and you, Mayor Matsui, for this reception, with which we would like to celebrate the 30th anniversary of the partnership of our cities. On the 11th of May 1989 Hamburg's First Mayor Voscherau and Osaka's Lord Mayor Nishio signed the declaration of our cities’ partnership. It says, that Hamburg and Osaka are linked by mutual trust, friendship and understanding for peace in the world. Both cities agreed to cooperate in business, science, technology, culture and other areas for the mutual benefit of both sides. We achieved this very successfully. Exchange programmes for young people were created so that they get to know their partner city and can discover the culture of the partner country. New cooperations between universities and research institutions in Hamburg, Osaka and other partners in Japan have emerged – in the fields of cultural sciences, physics or in the development of new technologies for renewable energies. Hamburg and Osaka are connected by strong networks. These include, for example, the German-Japanese Society in Hamburg, the German-Japanese Association of Jurists, the Hamburg Karate Association, the International College of Music and the German Asia-Pacific Business Association. A highlight of the close friendship between Japan and Hamburg is the traditional Cherry Blossom Festival, which has been celebrated in our city for over 50 years. Osaka has a firm place in Hamburg – for example in the street “Osakaallee” in the HafenCity, or in the Japanese Garden in our traditional park “Planten und Blomen”. I am very happy that we will continue to deepen our friendship. Mayor Matsui and I signed a joint declaration today. Hamburg and Osaka want to work more closely together on the important issues of the future. These include climate protection and digitalization. Ladies and Gentlemen, The cooperation between the port cities of Hamburg and Osaka has a tradition going back more than 150 years. Japan is today one of Germany's most important trading partners. The port of Hamburg is Japan's gateway to Europe. About 450 Hamburg companies do business with Japan, more than 80 of them have their own branch offices here. Around 100 Japanese companies are based in Hamburg, including 60 European and German headquarters. The Free Trade Agreement between the EU and Japan, which entered into force on the 1st of February this year, is a great opportunity for Germany and Japan to work together even more. JEFTA is a modern agreement which, in addition to linking our markets, also contains high standards of protection for consumers, the environment and workers. These are excellent prospects for Germany and Japan and for their major economic centres, Hamburg and Osaka. I am looking forward to meeting many friends of Hamburg in person tonight and wish you all interesting conversations. Thank you very much.

26. August 2019

Eröffnung des Hamburg Abends in Shanghai

Sehr geehrter Herr Fu, sehr geehrter Herr Zhang, sehr geehrte Frau Xiao, sehr geehrte Frau Spahl, Ladies and Gentlemen, herzlich Willkommen zum Hamburg-Empfang in Shanghai. Vielen Dank, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Über den Handel und unsere Häfen sind Hamburg und Shanghai seid 300 Jahren miteinander verbunden. Hamburg legt wert auf gute internationale Beziehungen in alle Welt mit freiem Handel auf Augenhöhe. Unser Hafen ist das wichtigste Eingangstor für chinesische Waren in den europäischen Markt. Zahlreiche Liniendienste der weltweit größten Reedereien verbinden Hamburg mit chinesischen Häfen. Jede Woche verlassen zudem mehr als 200 Güterzüge unseren Hafen zu Zielen in China. Wir sind also sowohl über den Seeweg als auch über das Festland eng mit China verbunden. Als Hansestadt ist Hamburg seit Jahrhunderten das Zentrum des weltweiten Handels für Deutschland und Europa und wir sind damit ein guter Partner für die „Belt and Road-Initiative“ der chinesischen Regierung. Über 600 Hamburger Unternehmen pflegen Handelsbeziehungen mit China, davon etwa 150 mit Niederlassungen vor Ort, die meisten in Shanghai. Auch die Freie und Hansestadt Hamburg ist hier vertreten. Das „Hamburg Liaison Office“ vermittelt Kontakte zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen, Behörden, Hochschulen und Kultureinrichtungen und unterstützt sie in ihrer Zusammenarbeit. Umgekehrt haben über 500 chinesische Unternehmen eine Niederlassung in Hamburg, viele davon wie Cosco Shipping oder Sinotrans leiten von dort aus ihr Deutschland- und Europageschäft. Branchen, in denen Hamburg und China erfolgreich zusammenarbeiten, sind neben der Logistik die Luftfahrtindustrie, Life Sciences, Erneuerbare Energien und Industrie 4.0. Meine Damen und Herren, aus unseren jahrhundertealten Handelsbeziehungen sind Vertrauen und Freundschaft gewachsen. Ein wichtiger Bereich unserer Zusammenarbeit ist die Bildung. Seit mehr als 30 Jahren organisieren unsere Schulen Austauschprogramme, in denen junge Menschen die Möglichkeit haben, eine Schule in der Partnerstadt zu besuchen und ihre Kenntnisse in der Sprache des Partnerlandes zu verbessern. An sieben Hamburger Schulen kann Chinesisch als Fremdsprache gelernt werden. In der Wissenschaft kooperieren unsere Hochschulen in verschiedenen Disziplinen, darunter Biochemie, Meeresforschung, Maschinenbau und die Kultur- und Sozialwissenschaften. Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die University of Shanghai for Science and Technology betreiben seit vielen Jahren das Shanghai-Hamburg-College. Auch in der Spitzenforschung arbeiten wir eng mit Partnern in Shanghai zusammen. Gemeinsam mit dem DESY entwickeln Wissenschaftler des Shanghai Institute for Applied Physics neue Methoden der Freie Elektronen-Laser-Technik. Hamburg und Shanghai sind nicht nur wirtschaftlich und wissenschaftlich stark, sondern sie sind auch herausragende Kultur- und Musikmetropolen. Das Elbphilharmonie Orchester gibt regelmäßig gemeinsame Konzerte mit Mitgliedern der Shanghai Orchestra Academy und des Shanghai Symphony Orchestra. Am Hamburger Konservatorium sind über 50 Studierende aus Shanghai eingeschrieben. Es arbeitet eng zusammen mit der Shanghai Symphony Music School und dem Music College der Shanghai University. Meine Damen und Herren, Hamburg und Shanghai haben beide eine weit in die Vergangenheit reichende, eine traditionsreiche Geschichte. Sie sind aber keine Museumsstädte, sondern dynamische, moderne Metropolen mit einem zuversichtlichen Blick auf die Zukunft. Dabei stehen sie vor ähnlichen Herausforderungen: Den Klimaschutz und die Mobilität in ihren urbanen Zentren zu verbessern und den digitalen Wandel unserer Gesellschaft zu gestalten. Vor über 30 Jahren haben die damaligen Bürgermeister Klaus von Dohnanyi und Jiang Zemin einen Partnerschaftsvertrag zwischen unseren Städten geschlossen. Alle zwei Jahre wird dieser Vertrag fortgeschrieben und mit neuen Projekten ergänzt. Gemeinsam mit Herrn Parteisekretär Li werde ich morgen den Vertrag für die Jahre 2019 und 2020 unterzeichnen. Ich freue mich sehr, dass Hamburg und Shanghai auch in Zukunft in vielen Bereichen zusammenarbeiten und dabei immer wieder neue Verbindungen entstehen. Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind mit einer großen Delegation aus Hamburg nach Shanghai gereist und wurden sehr freundlich empfangen. Dafür sehr herzlichen Dank an unsere Gastgeber und alle, die das interessante Besuchsprogramm ermöglicht und vorbereitet haben. Heute Abend haben wir die Gelegenheit, vielen Freunden Hamburgs und Shanghais zu begegnen. Ich wünsche uns allen gute Gespräche und viele Ideen für neue gemeinsame Projekte! Vielen Dank.

26. August 2019

Eröffnung Shanghai-Hamburg Business Forum

Dear Mr Yang, Dear Ms Spahl, Ladies and Gentlemen, Welcome to the third „Shanghai-Hamburg Business Forum“. Hamburg and Shanghai are cities traditionally known for their trade and ports and they have many things in common. For over 30 years we are connected by a city partnership which has grown into a strong network with many successful cooperations. Apart from the cooperation in the areas of education, science and research, a special interest of our partnership is to strengthen the German-Chinese trade and business relationships. The port of Hamburg is the gateway for China to Europe. One in three containers that passes through Hamburg is either from China or on its way to China. Over 600 companies in Hamburg do business with China. About 150 of them have offices here — most of them, of course, in Shanghai. And if we look from the other side, there are over 500 Chinese companies with offices in Hamburg. Important sectors are aviation, life sciences, renewable energy and industry 4.0. A basic building block of our partnership are conferences like this one, the „China Time“ in Hamburg or the „Hamburg Summit: China meets Europe”. These events give us the opportunity to meet in person and to find new contacts. They are platforms to stay in touch, to think about new cooperations and to develop new future ventures. Today’s forum will focus on two main topics, which are equally important for Shanghai and Hamburg as modern metropolitan cities. We will be talking about mobility concepts for the future and the potential of artificial intelligence for our society, economy and industry. In both fields, Hamburg can be proud to call itself a leading site in Germany. Hamburg is a capital of e-mobility, with the largest network of e-charging stations in all of Germany, with a metropolitan train system that is powered by 100% renewable energy and with a bus fleet, with an increasing number of zero emission vehicles. For the 2021 ITS World Congress in Hamburg, we are involved in over 60 projects in which next-generation mobility solutions are integrated and tested on our streets – in real traffic. We created a test track for self-driving cars in the centre of the city. Volkswagen operates several E-vehicles there, in fully automated driving mode. The test track is also used by the Chinese company Neusoft which is working on a new transmission standard that allows continuous communication between vehicles and traffic lights. Fully implemented, this could dramatically improve the steering of city traffic flow. In the field of artificial intelligence, we’ve got an association of universities, transport providers, digital companies and government authorities working together to bring artificial intelligence into traffic management. We are planning an AI competence centre for medical applications in Northern Germany. The aim is to facilitate the transfer of new technologies from research and theory to business and practice. Promoting artificial intelligence is part of our digital strategy, which brings together and connects private, economic, scientific and governmental entities in our city. Ladies and Gentlemen, The Hamburg delegation is looking forward to today’s forum, about what our partner city Shanghai is planning and where mobility and AI projects are already being realised. I’m sure that both sectors have enormous potential for future partnerships. If you are interested in getting in touch, we have our „Hamburg Liaison Office“ in Shanghai with over 30 years of experience in bringing together our two cities in successful cooperations. I wish all of you an interesting time at the „Shanghai-Hamburg Business Forum“ with a lot of ideas for new projects of cooperation. Thank you very much!

16. August 2019

Senatsempfang 100 Jahre Hamburger Bücherhallen

Sehr geehrte Frau Schwemer-Martienßen, sehr geehrte Frau Untiedt, sehr geehrter Herr Studt, sehr geehrte Frau Köhler, sehr geehrte Frau Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der „Stiftung Hamburger Bücherhallen“. Dieses beeindruckende Jubiläum unterstreicht die lange Tradition der Bibliotheken in Hamburg. Die erste öffentliche Bücherhalle wurde durch den Hamburger Bürger und Juristen Eduard Hallier bereits im Oktober 1899, also vor fast 120 Jahren gegründet. Zu dieser Zeit gab es bereits rund 20 Leihbibliotheken wie zum Beispiel die 1735 gegründete Commerzbibliothek der Handelskammer. Diese standen jedoch in der Regel nur Angehörigen bestimmter Berufsgruppen offen oder ihre Nutzung war für den gemeinen Bürger nicht bezahlbar. Hallier überzeugte damals die Patriotische Gesellschaft davon, eine Öffentliche Bibliothek für alle Hamburgerinnen und Hamburger einzurichten. Finanzielle Unterstützung erhielt er von einigen wohlhabenden Kaufleuten, die Stadt stellte ein Gebäude in der Straße Kohlhöfen in der Neustadt zur Verfügung. Die erste öffentliche Bücherhalle war ein großer Erfolg. Bereits am Eröffnungstag kamen über 400 Menschen, in der ersten Woche waren es mehr als 3.000. In den folgenden Jahren wurden weitere Bücherhallen eröffnet: in Barmbek, Rothenburgsort, Hammerbrook und anderen Stadtteilen. 1913 stieg die Zahl der Ausleihen auf zwei Millionen, dann kam der Krieg. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs herrschten überall in Deutschland und auch in Hamburg Hunger und Verzweiflung. Nach den Schrecken des Krieges war die Versorgung der Bevölkerung schlecht. Die traditionsreiche Patriotische Gesellschaft stand vor dem finanziellen Ruin und konnte die nunmehr sechs Bücherhallen nicht länger aufrechterhalten. Zugleich herrschte eine revolutionäre Stimmung, die von weiten Teilen der Bevölkerung getragen wurde. Dabei richtete sich die Stimmung nicht nur ablehnend gegen die bis dahin herrschende Monarchie und den Obrigkeitsstaat, sondern es entstand auch ein positiver zuversichtlicher Geist, Demokratie und gesellschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein besseres Leben. Eine ironische Traueranzeige in einer Hamburger Zeitung vom November 1918 spiegelt die öffentliche Stimmung dieser Zeit wider. Darin heißt es: „…Heute verschied sanft und ohne nennenswerte Schmerzen (…) das Deutsche Kaiserreich. (…) Aus der Asche des deutschen Reiches erblühte die Republik und bringt den Frieden. Presse- und Redefreiheit und viele andere gute Dinge bringt die Zukunft.“ „Viele andere gute Dinge bringt die Zukunft …“ Es ging also einerseits um demokratische Grundrechte, um das allgemeine Wahlrecht, auch für Frauen, um die Wahl der Regierung durch Parlamente, um Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit, die Unabhängigkeit der Justiz. Aber es ging auch um andere „gute Dinge“ – Arbeitnehmerrechte, Betriebsräte, soziale Institutionen, ein erstes öffentliches Wohnungsbauprogramm. Und es ging schon damals um die Erkenntnis – die bis heute Gültigkeit hat –, dass formale Rechte auf politische Beteiligung und Mitbestimmung nur der erste Schritt sind. Um solche Rechte auch praktisch wahrzunehmen und als Chance für das eigene Leben nutzen zu können, bedarf es guter Bildung. Deshalb wurden in Hamburg vor hundert Jahren nicht nur demokratische Rechte eingeführt, sondern zugleich eine Universität gegründet, zu der alle Zugang hatten und an der auch die Volksschullehrer eine akademische Ausbildung erhalten sollten. Es wurden die Hamburger Volkshochschule gegründet und die ersten städtischen Kindertagesstätten eröffnet. Die neue Hamburger Volksbühne sollte allen Hamburgerinnen und Hamburgern einen Zugang zu Kunst und Kultur ermöglichen. In dieser Zeit und Stimmung einer breiten Offensive für Bildung und Teilhabe wurde am 14. August 1919 die „Stiftung Hamburger Bücherhallen“ errichtet. Eine Stiftung ermöglichte es, sowohl privates Kapital als auch die Zuwendungen des Senats aufzunehmen. Auch wenn die Lage schwierig war und die Stiftung die Gebühren für die Nutzung der Bücherhallen erhöhen musste, konnte eine Schließung der Bücherhallen abgewendet werden. Meine Damen und Herren, der Rest ist Geschichte, wie man so sagt. Eine spannende Geschichte mit Höhen und Tiefen, die mit der Entwicklung Hamburgs in den letzten 100 Jahren einhergeht, in denen sich die Bücherhallen immer wieder neu erfinden mussten. Über die Geschichte gibt es – wie sollte es anderes sein – interessante Bücher und in der Zentralbibliothek derzeit sogar eine Jubiläumsausstellung. Die Bücherhallen hatten 1919 – einem Wendepunkt in der Geschichte unserer Stadt – einen wichtigen Anteil an Hamburgs Aufbruch in die Demokratie. Sie stellten den Menschen Literatur und Wissen zur Verfügung und ermöglichten es ihnen, sich zu bilden, neue Perspektiven einzunehmen und eigene Standpunkte zu entwickeln. Bildungs- und Lebenschancen für alle – dieses Fundament unserer modernen Gesellschaft wurde mit den Bücherhallen gestärkt. Meine Damen und Herren, heute sind die Bücherhallen ein dynamischer und moderner Dienstleistungsbetrieb, der sich dem technischen Wandel und den unterschiedlichen Lebensverhältnissen der Kunden stellt. Fast 5 Millionen Besucherinnen und Besucher haben die Hamburger Bücherhallen mittlerweile jedes Jahr. Statistisch ist 2018 jeder von uns zweieinhalb Mal in einer Bücherhalle gewesen. Die Bücherhallen sind nicht nur gut sortierte Bibliotheken mit Büchern, Musikmedien, Filmen und Spielen in allen gängigen Formaten, analog und online in der „eBuecherhalle“. Mit 20.000 Events pro Jahr – Lesungen, Ausstellungen, Kindertheater, Podiumsgesprächen, kreative Workshops, Familientage und vieles mehr – sind die Bücherhallen vielseitiger Veranstaltungsort und die publikumsreichste Kultureinrichtung unserer Stadt. Sie sind Lebensräume, Lern- und Begegnungsorte, die allen offen stehen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Einkommen. Die zahlreichen Angebote für Kinder, Jugendliche, Erzieher und Lehrer haben sich zu einer wichtigen Ergänzung des Bildungsangebots in Hamburg entwickelt. Die Bücherhallen leisten einen wichtigen Beitrag für eine lebendige Stadtgesellschaft und ein offenes, vielfältiges und demokratisches Gemeinwesen. Das alles wird ermöglicht durch die Arbeit der über 400 hauptamtlichen Beschäftigten und rund 600 Ehrenamtlichen, die den professionellen Bibliotheksbetrieb in unterschiedlichen Feldern ergänzen und unterstützten. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg danke ich Ihnen sehr herzlich für Ihre Arbeit und Ihr Engagement. Ich gratuliere der „Stiftung Hamburger Bücherhallen“ zum 100-jährigen Jubiläum und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute! Vielen Dank. Auszeichnung Hella Schwemer-Martienßen Meine Damen und Herren, die soeben beschriebene Entwicklung der Bücherhallen wurde von keiner zweiten Person in den vergangenen Jahren so geprägt wie durch ihre langjährige Direktorin Frau Hella Schwemer-Martienßen. Sie hat die Bücherhallen seit fast 25 Jahren mit Geschick, Weitblick und Durchsetzungsvermögen geleitet, das Filialsystem modernisiert und das heutige Netz einer Zentralbibliothek am Hühnerposten und 32 Stadtteilbibliotheken aufgebaut. Frau Schwemer-Martienßen hat die Bücherhallen in den digitalen Wandel geführt und vielfältige neue, zeitgemäße Angebote geschaffen. Sie hat die Bücherhallen zu einem wichtigen Bezugspunkt für Kinder und Jugendliche entwickelt, die ehrenamtliche Arbeit sowie den interkulturellen Dialog und die Sprachförderung für Geflüchtete gefördert. Am 1. September geht Frau Schwemer-Martienßen in den Ruhestand. Man hat mir gesagt, Frau Schwemer, dass Sie für ihre Bescheidenheit bekannt sind und sich nicht ins Rampenlicht drängen. Aber heute hilft es nichts, denn der Senat hat entschieden, dass Ihre Tätigkeit für die Stiftung eine besondere Lebensleistung darstellt, die wir mit der Senator-Biermann-Ratjen-Medaille auszeichnen möchten. Mit dieser Medaille werden seit 1978 Personen oder Institutionen geehrt, die sich mit ihren künstlerischen und kulturellen Leistungen um Hamburg verdient gemacht haben, und diese Medaille möchte ich Ihnen jetzt gerne überreichen. Herzlichen Glückwunsch!

5. Juli 2019

50 Jahre Deutscher Kaffeeverband

Sehr geehrter Herr Dr. Strege, sehr geehrter Herr Preibisch, sehr geehrte Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps, sehr geehrte Mitglieder der Parlamente, sehr geehrte Damen und Herren, herzlichen Dank für die Einladung zum 50. Jubiläum des Deutschen Kaffeeverbandes. Mit dem Kaffee werden in Hamburg seit über 400 Jahren Geschäfte gemacht. Nachdem die Europäer auf ihren Expeditionen und Eroberungen den Kaffee kennengelernt hatten, entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert ein Kaffeehandel zwischen der afrikanischen und arabischen Welt sowie den damaligen Handelszentren in Europa – Venedig, London, Amsterdam und Hamburg. Auch der Handel mit anderen Genussmitteln nahm in dieser Zeit Fahrt auf, zum Beispiel mit Tabak, Kakao und Tee. Wie es bei Genussmitteln so ist: Mit dem Angebot wuchs auch die Nachfrage. In den europäischen Großstädten des 17. Jahrhunderts wurden nach und nach Kaffeehäuser eröffnet. Bei uns lag das erste Kaffeehaus seit 1677 an der Trostbrücke, nicht weit von hier, wo in dieser Zeit bis zum Großen Brand auch das Hamburger Rathaus stand. In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Kaffeekonsum in Europa stetig an. Die Gründe liegen auf der Hand: Kaffee schmeckt und hat vielfältige positive Wirkungen auf den Organismus. Die Substanz, die diesen besonderen Wirkungen zugrunde liegt, hat ein Hamburger Chemiker entdeckt: 1819, genau vor 200 Jahren, isolierte Friedlieb Ferdinand Runge das 1,3,7-Trimethylxanthin, genannt Koffein. Die Hamburger Kaufleute erkannten jedenfalls schnell das wirtschaftliche Potenzial, das im Handel und der Veredelung von Kaffee lag. Sie schlossen sich 1886 im „Verein der am Caffeehandel beteiligten Firmen“ zusammen, einem der drei Gründungsvereine, aus dem 80 Jahre später der Deutsche Kaffeeverband hervorging. Schon kurz nach seiner Gründung zählte der Caffee-Verein rund 200 Mitglieder. Ein Jahr später, 1887, gründeten sie die Hamburger Kaffeebörse. Um das Jahr 1900 gab es in Hamburg etwa 250 Firmen, die im Kaffeehandel aktiv waren. Herr Preibisch sagte es bereits: Die Elbphilharmonie wurde auf dem Kaispeicher unter unseren Füß