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15. August 2022

Senatsempfang 100 Jahre Museum für Hamburgische Geschichte

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrte Frau Prof. Probst,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Czech, 
sehr geehrter Ehrenbürger Herr Prof. Otto, 
meine sehr geehrten Damen und Herren, 

herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Museums für Hamburgische Geschichte. 

Hamburg ist eine moderne Metropole und hat zugleich eine über Jahrhunderte zurück reichende Geschichte, also viel Stoff für ein entsprechendes Museum. 

Eine Besonderheit unserer Historie besteht darin, dass wir unsere Bedeutung und wirtschaftliche Kraft – anders als London, Madrid, Paris oder andere europäische Metropolen – nie aus einer Eigenschaft als Hauptstadt und Sitz der Nationalregierung heraus entwickelt haben, sondern immer aus eigener Kraft und dem Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger.  

In Hamburg nimmt man die Dinge selbst in die Hand und setzt sich dabei auch für die Stadt und das Gemeinwesen ein. Diese Tradition zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Stadtgeschichte. 

Auch der Bau des Museums für Hamburgische Geschichte geht auf eine Initiative Hamburger Bürger zurück, die 1839 den „Verein für Hamburgische Geschichte“ gründeten.

Damals veränderte sich die Welt durch die Industrialisierung ähnlich rasant wie heute durch die Digitalisierung. Es gab ein großes Bedürfnis nach Orientierung und ein wachsendes Interesse, die Geschichte Hamburgs zu erforschen und für die kommenden Generationen festzuhalten. 

Die Mitglieder des VHGs trugen archäologische Funde zusammen und archivierten sie. Nach dem Großen Brand 1842 wurden viele Fragmente und Kunstwerke aus den Trümmern gerettet. Auch als die Speicherstadt gebaut und das damalige Gängeviertel abgerissen wurde, gelang es dem Verein, Bauteile für die Nachwelt zu retten.

Nachdem sich der VHG über viele Jahre um einen festen Ausstellungsort für die Sammlung bemüht hatte, beschloss die Hamburgische Bürgerschaft 1906 die Gründung eines Museums. Der bekannte Hamburger Architekt, Stadtplaner und spätere Oberbaudirektor Fritz Schumacher wurde zum Baudirektor berufen. Durch den Ersten Weltkrieg zog sich der Bau ungewöhnlich lange hin.

Schumacher ließ Portale und Kaiserfiguren des alten Rathauses an der Trostbrücke in die Fassade einbauen und integrierte das ehemalige Südportal der zerstörten Hauptkirche St. Petri in den Innenhof. Dadurch wurde das Museumsgebäude selbst zum Teil der Ausstellung.

Vor 100 Jahren dann, am 13. August 1922, öffnete das Museum für Hamburgische Geschichte seine Türen für die Hamburgerinnen und Hamburger, die nach Kriegsende mit anderen Augen auf die Welt blickten.  

Eine neue Zeit war angebrochen. Im Rathaus regierte der erste demokratisch gewählte Senat. In der Bürgerschaft saßen erstmals auch Frauen und Abgeordnete ohne größeres Vermögen. Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein besseres Leben. Sie wollten Teilhabe und die Chance, ihre Geschicke selber in die Hand nehmen. 

In dieser Zeit wurden in unserer Stadt viele soziale und Bildungseinrichtungen gegründet, darunter die Universität, die Bücherhallen, die Volkshochschule und die städtischen Kindertagesstätten.

Das neue Museum für Hamburgische Geschichte wurde Teil dieses gesellschaftlichen Aufbruchs, hatte bereits 1925 über 100.000 Besucherinnen und Besucher – fast so viele wie heute – und war von Anfang an ein „Ort für alle“.

Heute zählt das Museum für Hamburgische Geschichte zu den größten Institutionen der Stadtgeschichte in Europa. Seit 2008 gehört es zur Stiftung „Historische Museen Hamburg“, deren Einrichtungen jedes Jahr von fast 400.000 Menschen besucht werden – aus Hamburg und vielen anderen Städten und Ländern. 

Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigt 1.200 Jahre Hamburg, von der Hammaburg bis heute, und erklärt wegweisende Epochen und Entwicklungen. Es bewahrt historische Objekte, erforscht ihre Zusammenhänge und macht die Geschichte Hamburgs erlebbar. Damit stiftet es Identität und eröffnet mit dem Verständnis für die Geschichte neue Perspektiven für die Zukunft.

Das Museum wird in den nächsten Jahren umfassend modernisiert. Die Dauerausstellung wird neu ausgerichtet und das Museumskonzept überarbeitet. Das ist ganz im Sinne Fritz Schumachers, der es 1924 nicht nur als einen „Spiegel der Vergangenheit“ bezeichnet hat, sondern auch als einen „Wegweiser in die Zukunft“.

Sehr geehrte Frau Prof. Probst, 
Sie haben mit dem Museum für Hamburgische Geschichte noch viel vor – und Sie können dabei auch ein neues Ausstellungsstück mitbedenken.

Das Rathaus stellt dem Museum ein Triptychon mit Ansichten des Rathauses aus der Zeit seiner Eröffnung als Dauerleihgabe zur Verfügung, das bisher auf dem Flur vor meinem Büro hängt.

Im Jahr 1900 wurde es bei der Weltausstellung in Paris ausgestellt und mit einer Goldmedaille im Bereich Architektur ausgezeichnet. Die Entstehungsgeschichte muss noch erforscht werden, aber man sieht, dass es Ausdruck des Stolzes ist, den man in Hamburg angesichts des neuen Rathauses empfand.

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich gratuliere dem Museum für Hamburgische Geschichte und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich zum 100. Jubiläum und wünsche ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute!

Vielen Dank.