Präsident der Handwerkskammer Hamburg (Hr. Stemmann),
Präsident des Zentralverbands des Dt. Handwerks (Hr. Dittrich),
Frau Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages,
Herr Vizepräsident der Hamburger Bürgerschaft,
Staatssekretär Bösinger,
Doyen und Mitglieder des konsularischen Korps,
sehr geehrte Ehrengäste,
herzlich willkommen im Rathaus zum 150. Jubiläum der Handwerkskammer Hamburg.
150 Jahre sind schon eine lange Zeit, aber das Handwerk selbst ist noch viel älter. So wie es vor einigen Jahren in einer Imagekampagne der Handwerkskammer hieß: „Zugegeben, Hamburg ist uns gut gelungen, aber wir hatten ja auch 1.200 Jahre Zeit.“
Viele Straßennamen erinnern daran, dass Hamburg nicht nur eine große Hafen-, sondern auch eine Handwerksstadt ist.
- Entlang der Reeperbahn wurden die Seile für die Segelschiffe im Hafen, die sogenannten Reepe, hergestellt und repariert.
- An den Großen Bleichen wurden Textilien gebleicht.
- In der Pelzerstraße saßen die Kürschner, die aus Fellen Kleidung produzierten,
- und am Brodschrangen gab es schon im 13. Jahrhundert einen Markt für Backwaren.
Bereits im Mittelalter waren die verschiedenen Gewerke in mächtigen Zünften organisiert, die in Hamburg damals Ämter genannt wurden. Sie kontrollierten die Ausführung der Arbeit, organisierten die Ausbildung, legten Preise und Löhne fest und regulierten den Markt über Zulassungen.
Ähnlich wie bei den Kaufleuten der Hanse galt ein Verhaltenskodex, der die Handwerker auf Ehrlichkeit, Qualität und einen kooperativen Umgang miteinander verpflichtete.
Als mit der Industrialisierung eine neue Zeit anbrach, wollten viele Betriebe größere Spielräume und man verlangte auch einen einfacheren Zugang in die Handwerksberufe.
1865 wurde in Hamburg so die Berufs- und Gewerbefreiheit eingeführt: Jeder Erwachsene konnte nun ohne spezielle Qualifikation oder Zulassung handwerkliche Dienstleistungen anbieten.
Dies führte dazu, dass viele neue Betriebe gegründet wurden und die Wirtschaft eine große Dynamik entwickelte, aber eben auch dazu, dass sich schließlich die Klagen häuften über zunehmende Unzuverlässigkeit und mangelnde Qualität, denn „Pfusch am Bau“ wollte man schon damals nicht.
Um die Qualität und den guten Ruf des Handwerks zu erhalten, gründeten die Betriebe schließlich eine gemeinsame Interessensvertretung, die am 28. April 1873 – also heute genau vor 150 Jahren – erstmals als Hamburger Gewerbekammer zusammentrat.
Die neue Kammer stellte Standards für handwerkliche Leistungen auf, reformierte die Ausbildung, führte ein einheitliches Prüfungswesen ein und knüpfte die Ausbildungsberechtigung an den Meisterbrief. Damit war das Fundament geschaffen für die weitere Entwicklung eines starken und erfolgreichen Handwerks.
Heute gibt es in Hamburg rund 15.000 Handwerksbetriebe mit über 100.000 Beschäftigen, die eine Vielzahl an Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger, für die Wirtschaft und das Gemeinwesen zur Verfügung stellen. Auszubildende können zwischen 130 verschiedenen Handwerksberufen wählen, und jedes Jahr legen mehr als 2.000 Gesellinnen und Gesellen ihre Prüfung ab. Etwa 500 Meisterbriefe werden jährlich im Hamburger Michel überreicht, im Rahmen einer Feier, die die Wertschätzung und Anerkennung gegenüber dem Handwerk und den jungen Meisterinnen und Meistern zum Ausdruck bringt. Denn für das moderne Leben der Menschen und die Zukunft unserer Stadt spielt das Handwerk eine entscheidende Rolle.
Die großen Strategien zur Energiewende und dem Klimaschutz, zum Beispiel, müssen letztlich durch Handwerkerinnen und Handwerker umgesetzt werden. Ohne sie wird kein einziges Gebäude energetisch saniert, kein Windrad aufgestellt, keine Wärmepumpe eingebaut und keine Solardach installiert.
Gerade solche neuen Entwicklungen erfordern aber auch eine stetige Qualifzierung und Weiterbildung im Handwerk. Mit dem Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik und dem Elbcampus in Hamburg-Harburg hat die Handwerkskammer zwei große Einrichtungen geschaffen, die für die nötige Expertise in diesen Technologien und für eine moderne Ausbildung sorgen.
Senat und Handwerkskammer arbeiten in Hamburg „Hand in Hand“, um Handwerksbetriebe zu stärken und Ihnen eine gute Zukunftsperspektive zu geben. Mit dem Masterplan Handwerk 2030 werden die Rahemenbedingungen für eine gute Entwicklung des Handwerks geschaffen, mit Maßnahmen zur Unterstützung bei der Digitalisierung, beim Umstieg auf klimafreundliche Technologien, bei der Nachwuchsgewinnung und bei der Suche nach Flächen.
Die Handwerkskammer Hamburg ist zugleich ein wichtiger Partner des neuen „European Digital Innovation Hub“, der die Digitalisierung und Innvationskraft in Unternehmen fördern soll.
Auch im neuen Innovationsstadtteil Grasbrook wird das Handwerk von Anfang an eingebunden.
Dort wird der Gewerbehof „Zukunftswerkstatt Kleiner Grasbrook“ gebaut als Zentrum und Netzwerk für innovative Betriebe in direkter Nachbarschaft zu anderen Innovationszentren wie dem Quartier für „Digital Mobility and Logistics“.
Mit anderen Worten, das Hamburger Handwerk verbindet Jahrhunderte alte Erfahrung und Tradition mit Innovationskraft und einem entschlossenen, optimistischen Blick in die Zukunft.
Das passt gut zur Botschaft „Horizonte öffnen“, die wir mit der Hamburger Bundesratspräsidentschaft für ganz Deutschland formulieren.
Sehr geehrter Herr Präsident Stemmann,
sehr geehrte Mitglieder der Handwerkskammer Hamburg,
Ihre Kammer hat in den vergangenen 150 Jahren viel zur Entwicklung der Hansestadt beigetragen, die nicht selten als „schönste Stadt der Welt“ bezeichnet wird. Auch der Bau des Hamburger Rathauses fällt in diese Zeit. In der Kuppel des Eingangsportals finden sich Skulpturen zu den Gewerken, die dieses Hamburger Wahrzeichen gebaut haben – als Anerkennung für herausragende Arbeit.
Genau das braucht Hamburg auch in den nächsten 150 Jahren,
… und deshalb sage ich herzlichen Dank für Ihre Arbeit, für die Zusammenarbeit mit dem Senat und alles Gute für die Zukunft.
Herzlichen Glückwunsch zum 150. Jubiläum!
Vielen Dank.