Sehr geehrte Frau Bischöfin Fehrs,
Herr Landespastor Ahrens,
sehr geehrte Abgeordnete,
Erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft (Engels),
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zum Senatsempfang anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Diakonie in Deutschland. In den letzten Wochen wurde vielfach daran erinnert, wie die Diakonie vor 175 Jahren entstanden ist. Sie war eine Antwort auf die politischen und sozialen Umbrüche des 19. Jahrhunderts.
Der technologische Fortschritt und die Industrialisierung hatten dazu geführt, dass große Teile der Bevölkerung vom Land in die Städte zogen, aber dort keine guten Lebensbedingungen fanden. Auch in Hamburg herrschten damals für viele Menschen äußerst schlechte soziale und hygienische Zustände. In dieser Zeit entstanden in Hamburg aus der Zivilgesellschaft heraus zahlreiche Hilfsangebote. Darunter zwei, die in der Geschichte der Diakonie eine besondere Rolle spielten:
Amalie Sieveking, eine gebildete junge Frau aus einer wohlhabenden Familie, gründete 1832 mit dem „Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege“ ein Projekt, das sie als Hilfe zur Selbsthilfe verstand.
Fast zeitgleich gründete der Hamburger Theologe und Sozialreformer Johann Hinrich Wichern 1833 eine Einrichtung für verwaiste und verwahrloste Kinder, in der diese versorgt wurden, eine Schule besuchen und sich auf eine Berufsausbildung vorbereiten konnten.
Die Erfahrungen, die Johann Hinrich Wichern dort machte, führten zu weiteren neuen Ideen. 1848 hielt er auf dem Kirchentag in Wittenberge eine berühmte Rede, in der er die Evangelische Kirche zum Handeln gegen Elend und Armut aufrief.
Dieses Ereignis gilt als Geburtsstunde der Diakonie.
Die Einrichtung Wicherns, das Rauhe Haus in Hamburg-Horn, wurde die erste diakonische Stiftung Deutschlands.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Entstehung der Diakonie vor 175 Jahren hat die Evangelische Kirche und ganz Deutschland verändert. Die Arbeit der Diakonie war ein erster großer Schritt zur öffentlichen Sozialarbeit, wie wir sie heute kennen.
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik war die Diakonie maßgeblich am Aufbau des Sozialstaats beteiligt, der in weiten Teilen von einem Zusammenwirken öffentlicher und kirchlicher Einrichtungen geprägt ist.
Bis heute ist die Diakonie eine Institution, die entscheidend zur Verbesserung des Lebens der Menschen in Deutschland beiträgt.
Mehr als zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger pro Jahr nehmen ihre Angebote in Anspruch, ... in Krankenhäusern, Einrichtungen der Pflege und Jugendhilfe, in Sozialstationen, Beratungsstellen, Wohngruppen und Werkstätten.
Auch in Hamburg übernimmt die Diakonie viele Aufgaben im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen.
- Sie betreibt Kindertagesstätten, Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen.
- Sie stellt Unterkünfte und Betreuungsangebote für Wohnungslose bereit,
- beteiligt sich an der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe,
- unterstützt die Integrationsarbeit
- und betreibt besondere Einrichtungen wie die Seemannsmission oder die „Zentrale Anlaufstelle Anerkennung“ im „Hamburg Welcome Center“.
Insgesamt sind im Diakonischen Werk Hamburg rund 300 Unternehmen mit 1.500 Einrichtungen organisiert. Das diakonische Werk arbeitet eng mit der Sozialbehörde zusammen. 20.000 hauptamtlich Beschäftigte und noch einmal so viele Ehrenamtliche sind in allen Stadtteilen präsent und helfen, wo Hilfe gebraucht wird.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in 175 Jahren hat sich vieles verändert auf der Welt und in Hamburg. Die 175 Jahre alte Diakonie ist dabei jung geblieben. Sie ist mit der Zeit gegangen, sie hat ihre Organisation und ihre Angebote an die aktuellen Lebenslagen und die modernen Anforderungen der sozialen Arbeit angepasst.
Eines jedoch ist seit 175 Jahren unverändert geblieben: Im Mittelpunkt der Diakonie steht der Mensch. Nächstenliebe, Solidarität und Anteilnahme an der Not der Mitmenschen sind die Grundsätze der diakonischen Arbeit bis heute. Mit anderen Worten: die Diakonie folgt grundlegenden christlichen Werten. Sie stärkt die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft, indem sie ihren Zusammenhalt festigt und den Menschen gute Lebensperspektiven eröffnet.
Im Namen des Senats danke ich allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die für die Diakonie tätig sind, und allen, die sie auf die eine oder andere Weise unterstützen und begleiten.
Herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihre Arbeit.
Herzlichen Glückwunsch zum 175. Jubiläum und alles Gute für die Zukunft.
Vielen Dank.