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21. Juni 2022

Senatsempfang zu 200 Jahre Sozietät „Esche Schümann Commichau“

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

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Sehr geehrter Herr Dr. Meinhold-Heerlein,
sehr geehrten Damen und Herren,

herzlich willkommen im Hamburger Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Sozietät „Esche Schümann Commichau“.

Eine Firmengeschichte, die so weit zurückreicht, ist selbst für unsere traditionsreiche Hansestadt eine Besonderheit.

Sie beginnt am 21. Juni 1822, als Johann Carl Knauth, der ein Jahr zuvor im Alter von 22 Jahren seine Zulassung als Rechtsanwalt erhalten hatte, eine Kanzlei eröffnete.

Zu diesem Zeitpunkt gab es dieses Rathaus noch gar nicht.  Der Rat, also der Vorläufer des heutigen Senats, und die Erbgesessene Bürgerschaft tagten im alten Rathaus an der Trostbrücke, das später durch den Großen Brand zerstört wurde. Und nicht weit davon entfernt, in der Hermannstraße, bezog Johann Carl Knauth seine ersten Geschäftsräume.

In Hamburg herrschte damals Aufbruchsstimmung. Im Zuge der Industrialisierung und der Entwicklung des Welthandels entstanden zahlreiche neue Wirtschaftszweige. Damit stieg auch der Bedarf an Beratung in Rechts- und Vertragsfragen.

Knauth spezialisierte sich auf das Handels- und Seerecht und war für Hamburger Kaufmannsfamilien und deren internationale Unternehmungen tätig. Als 1847 die HAPAG gegründet wurde, deren 175-jähriges Jubiläum wir vor wenigen Wochen ebenfalls hier im Großen Festsaal gefeiert haben, erkannte er die Zeichen der Zeit und spezialisierte seine Kanzlei auf das Seerecht.

Dazu gewann er Mitte der 1850er Jahre einen gewissen Ernst Sieveking, der sich als Experte auf diesem Gebiet bereits einen Namen gemacht hatte. Bis zu seiner Berufung zum Senator im Jahr 1877 führte Sieveking die Kanzlei und nahm in dieser Zeit wiederum den auf das englische Handelsrecht spezialisierten Rechtsanwalt Johann Heinrich Burchard auf, der 1903 zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde.

Mit anderen Worten: Die Entstehung der Sozietät ESC ist eng mit der Geschichte Hamburgs verbunden.

Der Gründervater Johann Carl Knauth selbst gehörte 15 Jahre lang der Bürgerschaft an. Er hat an der Einführung des „Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs“ und an der Hamburgischen Verfassung von 1860 mitgewirkt. Für seine Verdienste um die Stadt hat ihn der Senat mit einem Portrait an einer der Säulen in der Rathausdiele geehrt, das bis heute an ihn erinnert.

In ihrer 200-jährigen Geschichte hat die Kanzlei viele Umbrüche und schwere Zeiten der Stadt mitgemacht und sich stetig weiterentwickelt. In den letzten Jahrzehnten wurde sie durch die Aufnahme weiterer Partner und in Folge der Fusionen in den Jahren 1974 und 1991 zu einer fächerübergreifenden Sozietät für Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung.

Heute zählt „Esche Schümann Commichau“ mit rund 250 Beschäftigten und über 40 Partnern zu den führenden multidisziplinären Sozietäten Deutschlands.

Sie vertritt große Konzerne, aber auch kleine und mittlere Unternehmen sowie Privatpersonen. Einen Schwerpunkt legt sie nach wie vor auf internationale Geschäftstätigkeiten, sowohl bei der Beratung deutscher Mandanten im Ausland wie auch von ausländischen Investoren in Deutschland.

Sie spiegelt also bis heute den Charakter unserer Stadt als internationalen Wirtschaftsstandort mit guten Handelsbeziehungen in alle Welt.


Meine Damen und Herren,

die große juristische Erfahrung und Expertise in unserer Stadt ist damals wie heute ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Hamburgs und seiner weltweit tätigen Unternehmen.

In Hamburg gibt es rund 11.000 niedergelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte und zahlreiche weitere Juristinnen und Juristen in den Rechtsabteilungen der Unternehmen.

Hamburg hat 18 Gerichte mit über 800 Richterinnen und Richtern.

Die Fakultät der Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg sowie die private Bucerius Law School sichern die akademische Forschung und Lehre und genießen einen sehr guten Ruf.

Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht untersucht die Rechtsordnungen in Europa und weltweit – die nationalen Rechtsordnungen, das supranationale Recht und zwischenstaatliche Übereinkommen.

Hamburg ist ein Zentrum der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit und seit 1996 Sitz des Internationalen Seegerichtshofs der Vereinten Nationen.


Meine Damen und Herren,

das Engagement der Kanzlei „Esche Schümann Commichau“ für den Rechts- und Handelsstandort Hamburg, das im 19. Jahrhundert begann, wird bis heute fortgeführt.

Die Mitglieder der Sozietät sind aktiv in zahlreichen deutschen und internationalen Juristenvereinigungen. Mit ihrer 1997 gegründeten Stiftung fördern sie den juristischen und wissenschaftlichen Nachwuchs mit der Vergabe von Förderpreisen für Dissertationen, Habilitationen und Diplomarbeiten.

Mit ihren vielfältigen Aktivitäten ist die Kanzlei ein verlässlicher und starker Partner für Hamburgs Unternehmen. Sie trägt seit zwei Jahrhunderten zum guten Ruf der Hansestadt als Rechtsstandort und Wirtschaftsmetropole bei.

Ich gratuliere den Partnerinnen und Partnern sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von „Esche Schümann Commichau“ sehr herzlich zum 200. Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und auch Freude bei der Arbeit.

Vielen Dank.