Sehr geehrter Herr Dr. Passarge,
sehr geehrter Herr Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Stiftungen,
sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen im Rathaus zur Verleihung des Hamburger Stiftungspreises 2021.
Zum achten Mal zeichnen der Senat und die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ Hamburger Stiftungen aus, die sich in besonderer Weise für unsere Stadt und das Gemeinwesen engagieren.
Der Stiftungspreis soll ihre Arbeit würdigen und unterstützen. Er kann außergewöhnliche Projekte bekannter machen und dadurch andere motivieren, selbst aktiv zu werden.
37 Bewerbungen sind in diesem Jahr eingegangen, sechs davon haben es in die engere Auswahl geschafft.
Drei davon können heute nur ausgezeichnet werden, aber alle sechs sind bemerkenswert.
Die Albertinen-Stiftung bewarb sich mit dem Projekt „Familienlotsin“, das es seit 2018 am Albertinen-Krankenhaus gibt.
Die Familienlotsinnen unterstützen junge Frauen und Familien, die mit der Geburt eines Kindes in eine schwierige Lage geraten.
Mit viel Wissen und Erfahrung bieten sie Beratung, vermitteln spezielle Betreuungsangebote, helfen bei Formalitäten und auch mal bei der Wohnungssuche.
Besonders wenn Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung zur Welt kommen, ist dies für die Eltern oft schwer. Die Freude über die Geburt des Kindes verbindet sich mit der Unsicherheit, ob man der besonderen Verantwortung gewachsen ist.
Die Stiftung Kinderlotse hilft dann nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und begleitet die Familien beim Start in den neuen Alltag. Dazu gehören
- die sozialmedizinische Nachsorge,
- ein Pflegetraining
- und der Erfahrungsaustausch mit anderen Familien.
In Hamburg-Hamm betreibt die Stiftung sogar eine eigene Kita für schwer und chronisch kranke Kinder.
Die Stiftung „Children for tomorrow“ hat sich mit dem Projekt „HonigHelden!“ um den Stiftungspreis beworben. Es richtet sich an Grundschulkinder mit Flucht-Erfahrungen und hilft ihnen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und psychische Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Neben der individuellen Betreuung integriert „HonigHelden!“ therapeutische Kunst-, Musik- und Bewegungskurse in den Schulalltag und erreicht auf diese Weise Kinder, die sonst durch das Versorgungssystem fallen könnten.
An sieben Hamburger Schulen und Einrichtungen sind die „HonigHelden!“ bereits im Einsatz.
Die Angebote der Stiftung „Generationen-Zusammenhalt“ haben ältere Menschen im Blick. Mit den „KulturistenHoch2-Digital“ und „DigitalHoch2smart“ setzt sich die Stiftung dafür ein, die digitale Teilhabe älterer Menschen zu stärken.
In vielen Familien zeigen die Kinder und Enkelkinder der älteren Generation, was heute alles digital möglich ist. Wer ein solches Umfeld nicht hat, findet bei der Stiftung Unterstützung.
Aus der Kultur haben es in diesem Jahr zwei Projekte in die Finalrunde geschafft.
Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden bewirbt sich mit dem „Geschichtomat“, einem Schülerprojekt zur Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Hamburg.
Junge Leute entdecken dabei das jüdische Leben in ihrem Stadtteil und produzieren Filme, Fotos und Texte. Daraus entsteht nach und nach eine digitale Stadtkarte, die die vielen Facetten jüdischen Lebens in Hamburg zeigt.
Bislang finden sich darin schon über 200 Einträge. Damit leistet der „Geschichtomat“ einen wichtigen Beitrag für die Vielfalt und Verständigung in unserer Stadt.
Die „Stiftung Johann Sebastian“ setzt sich seit über 15 Jahren für den Wiederaufbau der Orgel in der Hauptkirche St. Katharinen ein. Im 18. Jahrhundert zählte die Orgel zu den berühmtesten ihrer Art in Europa.
Mit Hilfe vieler kleiner und großer Spenden konnte die Orgel nach alten Plänen und mit originalen Pfeifen wiederhergestellt werden. Derzeit fehlt noch ein Teil der Schnitz-Dekorationen am Gehäuse, für die es weitere Mittel braucht.
Dieses Projekt und die Orgel St. Katharinen passen gut zu Hamburg, das als „Welthauptstadt der Kirchenmusik“ gilt und international große Anerkennung in der Orgelmusik findet.
Meine Damen und Herren,
jedes dieser Projekte hätte den Hamburger Stifterpreis verdient.
Das Kuratorium stand aber vor der schwierigen Aufgabe, aus den sechs Finalisten drei Projekte auszuwählen. Wir sind sehr gespannt, wie die Entscheidung ausgefallen ist.
Sehr geehrte Frau Wahdat,
Sie haben das Kuratorium in diesem Jahr bei der Auswahl unterstützt. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich, denn Sie unterstützen damit die wichtige Arbeit der zahlreichen Stiftungen in unserer Stadt.
Das Engagement in Kunst und Kultur, in Erziehung und Bildung, in Wissenschaft und Forschung, der Einsatz für unser Gemeinwesen, für alle, die es schwerer haben im Leben, das alles hat in Hamburg eine lange Tradition, auf die wir sehr stolz sind.
In einer Stadt, die immer frei und unabhängig war, die sich deshalb aber auch nie auf die Unterstützung eines Kaisers, Königs oder Herzogs verlassen konnte, gab es immer dieses Bewusstsein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger selbst um ihre Angelegenheiten kümmern und dass sie sich selbst-verständlich auch für das Gemeinwohl einsetzen.
Mit mehr als 1.400 Stiftungen ist Hamburg die Stiftungshauptstadt in Deutschland. Die Gesamtsumme des in Hamburg verwalteten Stiftungskapitals beträgt rund 10 Milliarden Euro.
Mit ihren Ideen und Initiativen bereichern die Stiftungen unsere Stadtgesellschaft. Sie bieten Hilfe und Unterstützung, die über die staatlichen Möglichkeiten, Zuständigkeiten und Strukturen hinausgehen.
Für unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt ist das eine so wichtig wie das andere.
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen des Senats bedanke ich mich – stellvertretend für alle – sehr herzlich bei den hier anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der Hamburger Stiftungen für ihr Engagement und ihre Arbeit.
Vielen Dank auch an die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ und alle Mitglieder des Kuratoriums – insbesondere an Frau Dr. Back, die kurzfristig für Herrn Dr. Dittmer eingesprungen ist.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Hamburger Stiftungspreis 2021!