Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrter Herr Lindenberg,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,
der Senat bittet die Bürgerschaft heute um Zustimmung, dass Herrn Udo Lindenberg die Ehrenbürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen wird.
Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. Sie wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert erst 36 Mal verliehen, und mit Johannes Brahms erst einmal an eine Persönlichkeit aus der Welt der Musik.
Hamburg ist eine traditionsreiche Kaufmannsstadt und eines der stärksten Wirtschaftszentren Europas. Wir sind aber auch eine weltoffene und liberale Metropole der Wissenschaft, der Bildung und des Sports, der Kultur und Musik.
Bereits 1678 eröffnete am Gänsemarkt die erste öffentliche Oper Deutschlands. Heute gibt es in der Hansestadt zahlreiche Konzerthäuser und Orchester von Weltrang. Die freie Club-Szene ist ein Anziehungspunkt für junge Talente aus aller Welt und Heimat vieler erfolgreicher Musikerinnen und Musiker.
Dazu gehört Udo Lindenberg, der über Jahrzehnte die Musik in unserer Stadt und weit darüber hinaus geprägt hat.
Er wurde am 17. Mai 1946 in Gronau/Westfalen geboren, brachte sich selbst das Schlagzeugspielen bei und trat schon mit 15 Jahren mit verschiedenen Bands auf.
Nach Stationen in Düsseldorf, Frankreich, Libyen, Münster und Wesel kam er 1968 nach Hamburg, wo er seitdem lebt und seine Heimat gefunden hat.
Durch Auftritte in legendären Clubs wie „Onkel Pös Carnegie Hall“ und dem „Jazzhouse“ machte er sich einen Namen in der „Hamburger Szene“.
Seine erste Platte erschien 1971 noch auf Englisch, der Durchbruch gelang ihm dann zwei Jahre später auf Deutsch, mit seiner dritten Langspielplatte „Alles klar auf der Andrea Doria“. Schon bei seinem ersten großen Konzert 1973 in der altehrwürdigen Laieszhalle war zu erkennen, wofür Udo Lindenberg bis heute bekannt ist: Rockmusik in deutscher Sprache, mit Melodien und Texten, die zu Bilden werden, die Geschichten erzählen und Botschaften senden. Harte und laute Werke wechseln sich ab mit Balladen und Songs, deren Wurzeln im Jazz oder Blues liegen.
Udo Lindenberg hat den „Deutschrock“ als neues Genre geprägt und damit Generationen von Musikerinnen und Musikern inspiriert.
Heute ist der „Panik-Rocker“ – wie er sich selbst nennt – einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler in Deutschland, mit mehr als fünf Millionen verkauften Tonträgern. Viele seiner Alben haben Gold- und Platin-Status erreicht. Er hat zahlreiche Musikpreise gewonnen und wurde unter anderem mit dem Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache ausgezeichnet.
Doch die Musik steht nicht allein im Lebenswerk von Udo Lindenberg. Seine Songs zeigen Haltung in konkreten Situationen des Lebens und zu den großen Themen der Zeit.
Sein Bemühen um die innerdeutsche Verständigung gehört zur Geschichte der Wiedervereinigung. Bereits in den 70er und 80er Jahren thematisierte er mit „Mädchen aus Ostberlin“ und „Sonderzug nach Pankow“ die deutsche Teilung. Er bemühte sich mit großer Beharrlichkeit um eine Auftrittsgenehmigung in der DDR und nutzte sie, um mit starker Symbolik für die Maueröffnung zu werben. Sein Einsatz für die Annäherung von Ost und West wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Im Laufe seines kreativen Lebens hat sich Udo Lindenberg viele Male neu erfunden: als Musiker und Stifter, und inzwischen auch als Maler von ironischen und oft tiefgründigen Aquarellen.
Er engagiert sich bis heute entschlossen gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Diskriminierung. Er ist Botschafter für Toleranz, Frieden und Freiheit. Mit anderen Worten: Udo Lindenberg ist Hanseat, nicht von Geburt, aber aus Überzeugung.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,
die Ehrenbürgerschaft wurde ursprünglich an Personen verliehen, die keine Hamburger waren, sich aber in besonderer Weise um unsere Stadt verdient gemacht hatten. Seit 1948 können auch Hamburgerinnen und Hamburger die Ehrenbürgerschaft erhalten, wenn ihre Leistung über die Stadt hinausweist.
Auf Udo Lindenberg trifft dieses zu. Er hat wesentlich zur Entwicklung der Musikstadt Hamburg, der hiesigen Club-Szene und zur Nachwuchsförderung beigetragen. Er hat Pionierarbeit geleistet für die deutschsprachige Rockmusik und wird als Person mit seinem künstlerischen Schaffen in der nationalen und internationalen Wahrnehmung mit Hamburg verbunden.
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
Udo Lindenberg ist eine herausragende Persönlichkeit unserer Stadt.
Im Namen des Senats bitte ich die Bürgerschaft, unserem Vorschlag zuzustimmen und Herrn Udo Lindenberg die Würde eines Ehrenbürgers der Freien und Hansestadt Hamburg zu verleihen.
Vielen Dank.