Sehr geehrter Herr Polizeipräsident,
sehr geehrte Frau Meyer, Familie Meyer,
sehr geehrte Damen und Herren,
es wurde noch nie ein Hamburger Polizeipräsident in den Ruhestand verabschiedet, der so lange wie Ralf Meyer, nämlich 44 Jahre, sein gesamtes Berufsleben im Dienst der Polizei Hamburg war.
Sie sind in Gießen geboren und begannen nach einer Ausbildung an der Landespolizeischule Hamburg Ihre Karriere Anfang der 80er Jahre als Streifenpolizist in Hamburg-Billstedt.
1984 folgte der Wechsel an Hamburgs berühmteste Polizei-station, die Davidwache auf St. Pauli, wo Sie Kriminalfälle im Milieu ermittelten.
Aus Gießen zur Großen Freiheit – das war vermutlich eine ganz besondere Erfahrung und prägende Zeit für Sie.
Von 1986 bis 1989 wurden Sie zum ersten Mal im Mobilen Einsatzkommando eingesetzt.
Die taktischen Kenntnisse, die Sie dort erworben haben, konnten Sie Anfang der 90er Jahre im Kampf gegen die Hehlerei nutzen, unter anderem als Mitglied der ersten SOKO – Sonder-kommission – in der Geschichte der Polizei Hamburg.
Nach einer weiteren Station beim MEK wurden Sie in St. Georg eingesetzt, wo Sie von 1997 bis 1999 gegen Drogenkriminalität vorgegangen sind und zahlreiche Präventionsmaßnahmen eingeführt haben.
Danach wechselten Sie erneut zum Mobilen Einsatzkommando und wurden schließlich im Jahr 2002 dessen Leiter.
Eine der längsten Stationen Ihres Berufslebens verbrachten Sie in einem Einsatzbereich, in dem die körperliche Verletzungs-gefahr zwar gering ist, der jedoch ebenso starke Nerven erfordert wie ein Zugriff im Morgengrauen.
Als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Presse-sprecher waren Sie sechs Jahre lang das Gesicht und die Stimme der Polizei Hamburg in der Öffentlichkeit.
Auch mir, der damals noch gar nicht in der Politik war, sind Sie damals schon aufgefallen.
Smart und redegewandt wie ein Chef-Moderator der Tages-themen, mit Sachlichkeit und Professionalität ist es Ihnen gelungen, die Arbeit Ihrer Kolleginnen und Kollegen bestens darzustellen und zu erklären und damit das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Arbeit unserer Polizei zu stärken.
Von 2010 bis 2012 waren Sie stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes.
Aufgrund Ihrer großen Führungserfahrung und Ihrer umfassenden Kenntnis der Polizei Hamburg hat man Sie mit der Aufgabe betraut, die Polizeiakademie aufzubauen, in der erstmals Ausbildung, Studium und Fortbildung zusammen-geführt wurden.
Nach dieser Gründungsarbeit wurden Sie 2013 der Leiter der Polizeiakademie, bevor Sie vor neun Jahren, am 1. Mai 2014 schließlich zum 13. Polizeipräsidenten der Freien und Hansestadt Hamburg ernannt.
Das war eine sehr gute Personalentscheidung.
Es würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen, alle Leistungen von Ralf Martin Meyer in der gebührenden Art und Weise zu würdigen, deshalb möchte ich mich auf zwei Schwerpunkte beschränken, die er während seiner Amtszeit als Polizeipräsident gesetzt hat.
Zum Ersten ist dies der große Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf Sicherheit in den eigenen vier Wänden – „my home is my castle“ sagt man ja neudeutsch, um dieses auf den Punkt zu bringen.
2015 wurde die SOKO „Castle“ gegen Einbruchskriminalität gegründet, in der Ermittler, Observations-Kräfte und operative Fallauswerter unter dem Dach einer Dienststelle zusammen-geführt wurden.
Im Vergleich zu damals ist die Zahl der Wohnungseinbrüche heute über 70% niedriger. Das ist ein großer Erfolg, der sehr im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger liegt.
Ein zweiter Punkt ist der Schutz der Polizeikräfte selbst und die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.
Denn, wer schon seine gesamte Kraft in den Dienst des Gemein-wohls stellt, der nicht selten auch mit einer Gefahr für die eigene Person verbunden ist, der sollte sich von seinem Arbeitgeber bestmöglich ausgerüstet, unterstützt und behandelt fühlen.
Dazu zählen unter anderem eine bessere Ausstattung und ein neues Dienstzeitmodell, das eine feste Schichtfolge und planbare Wochenenden ermöglicht. Beide Vorhaben wurden unter Beteiligung der Mitarbeitervertretung umgesetzt.
Neben diesen beiden Schwerpunkten hat sich Ralf Martin Meyer in Abstimmung mit dem Senat für eine personelle Verstärkung der Polizei eingesetzt.
In seiner Amtszeit hat er die Einstellungsoffensive 300+ gestartet, als Antwort auf den Generationenwechsel und zur Verbesserung der personellen Ausstattung insgesamt.
Seitdem hat sich die Zahl der Auszubildenden, der Studierenden und der Beschäftigten der Polizei insgesamt stark erhöht.
Ein wichtiges Projekt für die Zukunft ist die neue Einsatzzentrale „Perle“, die auf dem Gelände des Polizeipräsidiums entsteht.
Die neue Leitstelle bedeutet einen großen Schritt der Notruf- und Einsatzsteuerung in die digitale Welt:
Notrufe können dann nicht mehr nur telefonisch, sondern auch über Smartphone-Apps oder Messenger-Dienste abgesetzt werden.
Digitale Geoinformationen werden genutzt, Bild- und Videodateien in Echtzeit übermittelt.
Lieber Herr Meyer,
Helmut Schmidt hat einmal gesagt: „Der liebe Gott hat mich als Arbeitstier geboren.“
Er könnte damit auch Sie gemeint haben.
Sie haben in Ihrer Arbeit für die Polizei vieles erlebt und geleistet.
Sie haben die Herausforderungen in den unterschiedlichen Phasen Ihrer beruflichen Laufbahn angenommen.
In Ihren Leitungsfunktionen haben Sie Führung und Verantwortung übernommen und sich für ihre Kolleginnen und Kollegen eingesetzt – auf Augenhöhe mit jedem Dienstgrad.
Die Arbeit der Beschäftigten der Polizei Hamburg verdient großen Respekt und Anerkennung.
Der Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger und der Kampf gegen Kriminalität zählen zu den wichtigsten Diensten für unser Gemeinwesen.
Als Polizist haben Sie Menschen in Not beigestanden und Verbrechen aufgeklärt.
Als Polizeipräsident haben Sie erfolgreich für die Sicherheit aller Menschen in Hamburg gesorgt.
In Hamburg ist das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Mit insgesamt 11.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon fast 10.000 Polizeivollzugskräfte, ist die Stärke unserer Polizei so groß wie nie zuvor.
In mehr als 40 Jahren bei der Polizei Hamburg haben Sie unserer Stadt einen großen Dienst erwiesen.
Im Namen des Senats und auch persönlich danke ich Ihnen sehr herzlich für Ihre Arbeit.
Sie übernehmen mit dem Ruhestand noch einmal eine ganz neue Verantwortung, nämlich für einen selbstbestimmten geregelten Tagesablauf, für die Organisation von Freizeit, Familie und vielleicht sogar ein neues Hobby.
Ich wünsche Ihnen dabei viele Freude und alles Gute den neuen Lebensabschnitt.
Vielen Dank.