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Literarischer Kammermusikabend „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“

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Fünf Musiker auf der Bühne von hinten fotografiert Bläserquintett OPUS 45

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“

Termin:

Montag, 20. März 2023, 19:00 Uhr, Dauer: ca. 110 Minuten (mit Pause)

Ort:

Tschaikowsky-Saal, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg

Eintritt frei.

Vor ca. 1700 Jahren begann die jüdische Gemeinschaft nachweislich damit, auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ihre Heimat zu suchen. Das Jahr 321, aus dem die älteste überlieferte Urkunde einer jüdischen Ansiedlung in Köln stammt, ist der historisch belegte Beginn einer komplexen und wechselvollen jüdisch-deutschen Beziehung, geprägt von Zeiten der Blute, aber auch von Hass und Gewalt gegen die jüdischen Gemeinschaften.

Von Beginn an prägten Juden die deutsche Geschichte. Im 18. Jahrhundert wurde ein besonders bedeutsames Kapitel jüdisch-deutscher Historie aufgeschlagen: Der vierzehnjährige Moshe ben Mendel wanderte im Herbst 1743 von seiner Heimatstadt Dessau nach Berlin. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem streng orthodox lebenden Juden einer der bedeutendsten Philosophen der Aufklarung, dem sein Freund Gotthold Ephraim Lessing im Versdrama „Nathan der Weise“ ein Denkmal setzte. Lange Zeit galt die Ankunft Moses Mendelssohns in Berlin als Beginn einer glanzvollen „deutsch-jüdischen Epoche“. Auch wenn dieser Begriff verklarend und womöglich sogar grundlegend falsch ist, so ist doch unbestreitbar, dass jüdische Frauen und Manner in den kommenden 200 Jahren nahezu alle Bereiche deutscher Kultur prägten, bis das nationalsozialistische Regime dem auf furchtbare Weise ein Ende setzte.

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ – mit diesem Zitat Heinrich Heines beginnt das Gedicht „Im Exil“ von Mascha Kaleko, das im Jahr 1943 veröffentlicht wurde. Die jüdische Dichterin, die 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA floh, thematisierte in diesem wie in vielen anderen Werken ihr Heimweh nach Deutschland. Sie ist gemeinsam mit ihrem Geistesverwandten Heinrich Heine die Namensgeberin eines literarischen Kammermusikabends, der das im Jahr 2021 deutschlandweit begangene Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben“ zum Anlass nimmt, einen Ausschnitt der überaus reichen und vielfaltigen jüdisch-deutschen Kulturgeschichte darzustellen.

Lächelnder Mann sitzt am Tisch Roman Knižka

Film- und Theaterschauspieler Roman Knižka liest aus Texten jüdischer Autorinnen und Autoren deutscher Sprache, darunter u. a. Moses Mendelssohn, Rahel Levin Varnhagen, Heinrich Heine, Ludwig Borne, Else Dormitzer, Anita Lasker-Wallfisch und Mascha Kaleko. Neben den literarischen Werken stehen zudem autobiographische Texte von in der Öffentlichkeit unbekannten deutschen Jüdinnen und Juden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Diese Berichte aus dem Alltagsleben zeigen Glanz und Elend der jüdischen Emanzipation, die nicht selten mit einem als schmerzlich empfundenen Identitätsverlust einherging. Sie veranschaulichen die faszinierende Vielfalt jüdischen Lebens auf deutschem Boden und berichten von der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung deutscher Juden unter dem NS-Regime.

Am Ende des Programms gibt es einen Sprung in die Gegenwart: Wie gestaltet sich heute, knapp 80 Jahre nach dem Holocaust, jüdisches Leben in Deutschland …?

Den musikalischen Teil des Abends bilden Werke jüdischer Komponisten. Das Bläserquintett OPUS 45 spielt bedeutende Werke der Bläserquintettliteratur von Felix Mendelssohn Bartholdy, Alexander Zemlinsky, Denes Agay, Jacques Ibert, Pavel Haas, Gyorgy Ligeti u.v.m.

Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann und Abut Can

Die Künstlerinnen und Künstler:

Roman Knižka wurde 1970 in Bautzen geboren, erlernte an der Dresdener Semperoper zunächst den Beruf des Theatertischlers und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall. Nach seinem Studium an der Bochumer Schauspielschule spielte er zunächst am dortigen Schauspielhaus und begann dann, sich einen Namen in TV-Dramen, „Tatorten“ und diversen Kinoproduktionen zu machen.

Das Bläserquintett OPUS 45 gründete sich bei einem Berliner Orchesterprojekt: Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ (opus 45) stand auf dem Programm und ist seither namensgebend. Das Bläserquintett, bestehend aus Musikerinnen und Musikern der Hamburgischen Staatsoper, des Beethovenorchesters Bonn und der NDR Radiophilharmonie Hannover, beschreitet seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Schauspieler Roman Knižka neue, disziplinübergreifende Wege. So entstanden literarische Kammermusikabende, die in der deutschsprachigen Konzertlandschaft einmalig sind, etwa das Programm zum NS-Widerstand („Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“, das im Herbst 2022 durch die Landeszentrale in Hamburg ermöglicht wurde) oder die szenische Lesung zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, die das Ensemble mit dem Primo-Levi-Zitat „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen …“ betitelte (siehe 22. März 2023) und das Programm „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ über 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zurück.

Bereits im Juni 2022 erschien die erste DVD des Ensembles, das o.g. Programm zum NS-Widerstand „Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“ in Kooperation mit diversen Landeszentralen, darunter auch in Hamburg, und der Bundeszentrale für politische Bildung. Film und pädagogisches Begleitmaterial wurden aufwändig digital aufbereitet und können als Referenz hier eingesehen werden: www.opus45-derfilm.de und im Infoladen der Landeszentrale politische Bildung abgeholt werden.

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