Zum morgigen Start der Pride Week (27. Juli bis 4. August 2019) mit der Christopher Street Day Parade am 3. August hat Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank heute rund 400 Gäste im Hamburger Rathaus empfangen. Im Mittelpunkt des diesjährigen Senatsempfangs standen die Lebenswirklichkeiten und gesellschaftspolitischen Forderungen von Trans*Menschen. Als Festrednerin des Empfangs beschrieb Prof. Dr. Johanna Schmidt-Räntsch, Richterin am Bundesgerichtshof, die rechtlichen Schwierigkeiten, mit denen sich Trans*Menschen konfrontiert sehen.
Trans*Menschen können sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen biologischen Geschlecht nicht (vollständig) identifizieren. In ihrem Alltag sind sie mit teils massiven Belastungen konfrontiert, da sie oftmals Vorurteile und Diskriminierungen erfahren – beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt oder im Gesundheitswesen.
Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank: „Es ist und bleibt eine Aufgabe von uns allen, für die Vielfalt einzustehen und sensibilisiert zu sein, wenn unsere Freiheiten und Grundwerte angegriffen werden. Hamburg setzt mit der Pride Week und dem CSD seit Jahren ein starkes und buntes Zeichen für die Selbstbestimmung und Sichtbarkeit von LSBTI*, das weit über die Stadtgrenzen hinaus wahrnehmbar ist. Trans*- wie auch Inter*Menschen, Lesben, Schwule und Bisexuelle haben jedes Recht auf Entfaltung ihrer Geschlechtsidentität und Sexualität. Die Rechte und Bedürfnisse von LSBTI* müssen als das gesehen werden, was sie sind – eine Selbstverständlichkeit. Dafür wird sich Hamburg auch künftig entschieden einsetzen.“
Mit dem „Aktionsplan für Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ hat der Senat die Weichen dafür gestellt, die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Trans*- und Inter*Menschen, Lesben, Schwulen und Bisexuellen zu verbessern. Zudem unterstützt der Hamburger Senat vielfältige Angebote von verschiedenen Institutionen – von Jugend- und Akzeptanzarbeit über Selbsthilfegruppen bis hin zu juristischer und medizinischer Beratung.
Auch hat sich Hamburg in der Vergangenheit auf Bundesratsebene wiederholt für die Ergänzung des Gleichstellungsartikels im Grundgesetz um die Merkmale sexuelle und geschlechtliche Identität eingesetzt.
Senatsempfang bündelt unterschiedliche Perspektiven
Als Festrednerin des Empfangs spricht Prof. Dr. Johanna Schmidt-Räntsch, Richterin am Bundesgerichtshof, zu den rechtlichen Schwierigkeiten, mit denen sich Trans*Menschen konfrontiert sehen. Mit Blick auf das diesjährige CSD-Motto „Grundsätzlich gleich“ plädiert sie ebenfalls für die Anpassung des Gleichstellungsartikels wie auch dafür, das Anerkennungsverfahren für eine Änderung des Geschlechtseintrages für Trans*Menschen zu vereinfachen. Die Hamburger Fotografin Kathrin Stahl präsentiert zudem Auszüge aus ihrem Foto- und Textprojekt „Max ist Marie – mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind“, das Trans*Menschen aus ganz Deutschland und dem Ausland porträtiert. Ausgangspunkt für das Projekt sind die Erfahrungen von Stahls Tochter Marie. Die bundesweit gezeigte Ausstellung ist noch bis zum 15. August in der Rathausdiele zu sehen.
Darüber hinaus zeigt das 2016 gegründete und weltweit einzigartige Trans*Theater-, Tanz- und Gesangsensemble „Transparence Theatre“ (#TPT) Ausschnitte aus seinem Programm. Für das Ensemble, das sich ausschließlich aus Trans*Menschen mit professioneller Bühnenausbildung zusammensetzt, hat Gleichstellungssenatorin Fegebank im Januar dieses Jahres die Schirmherrschaft übernommen.
CSD und Pride Week – "Grundsätzlich gleich – für eine bessere Verfassung"
Am 3. August findet mit der Christopher Street Day Parade der Höhepunkt der Pride Week statt. Das Motto für 2019 lautet "Grundsätzlich gleich – für eine bessere Verfassung". Seinen Ursprung nahm der Christopher Street Day in den so genannten Stonewall-Unruhen vom 27. auf den 28. Juni 1969 – als Antwort auf eine der zahlreichen Polizeirazzien im "Stonewall Inn", einer New Yorker Bar für Homosexuelle und Trans*Menschen in der Christopher Street. Seit 1970 wird in New York an die Unruhen mit dem Christopher Street Liberation Day erinnert, der sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer internationalen Demonstration der Sichtbarkeit und gleichen Rechte von LSBTI* mit zahlreichen Ablegern weltweit entwickeln sollte.
In Hamburg hat die erste "Homosexuellen Aktionswoche" einschließlich einer "Stonewall-Demonstration" 1980 mit 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden. Anfang der 1990er-Jahre wurde die Parade als Christopher Street Day im Rahmen der Hamburger Pride Week neu aufgelegt. In den vergangenen Jahren waren bei der großen Demonstration neben etwa 15.000 Beteiligten rund 150.000 feiernde Zuschauerinnen und Zuschauern an der Zugstrecke mit dabei. Die Organisation liegt bei dem gemeinnützigen Verein Hamburg Pride.
Anlässlich des 50. Jahrestags der Stonewall-Unruhen hat das Rainbow Cities Network (RCN) eine Online-Ausstellung kuratiert, die die internationale Entwicklung der queeren Bewegung ausgehend von Stonewall darstellt. Auch Hamburg, seit 2016 Mitglied des RCN, ist in der Ausstellung vertreten.
Alle Infos: https://bit.ly/2JS9uM6