Für die vier Sektoren Industrie, Gewerbe-Dienstleistung-Handel (GHD), Private Haushalte (PHH) und Verkehr hat der Senat zusammen mit den Gutachter:innen rund 40 Maßnahmenbereiche identifiziert und deren CO2-Einsparungspotential ermitteln lassen. Danach soll der Sektor Private Haushalte (inklusive Gebäude) den Ausstoß bis 2030 um weitere knapp 1,7 Mio. Tonnen CO2 senken, der Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen um 1,7 Mio. Tonnen, die Industrie um 2,2 Mio. Tonnen und der Verkehr um rund 820.000 Tonnen (jeweils ausgehend von 2020). Rund 600.000 Tonnen CO2-Einsparung sind keinem Sektor direkt zugeordnet, sondern sollen als Gemeinschaftsleistung bis 2030 erbracht werden.
Neben schon laufenden und neu zu entwickelnden Maßnahmen in den Sektoren wird der fortgeschriebene Klimaplan auch sektorübergreifende Wirkungsfelder enthalten. So werden unter dem Motto „Klimafreundliche Stadt“ die Themen Klimakommunikation und Beteiligung sowie Bildung zusammengefasst. Die Stadt versteht sich zudem als Vorbild. Dazu soll das Ziel einer bis 2030 CO2-neutralen Verwaltung weiterverfolgt und der Klimaschutz in den öffentlichen Unternehmen gestärkt werden. Zusammen mit den Bezirken setzt der Senat auf eine klimagerechte Stadtwicklung schon bei den Quartiers- und Fachplanungen.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Das Eckpunktepapier zur Zweiten Fortschreibung des Klimaplans steht auf einem festen wissenschaftlichen Fundament. Die Ziele, die Hebelmaßnahmen sowie deren grundsätzliche Machbarkeit haben wir von renommierten Instituten untersuchen lassen und zusätzlich die Expertise aus verschiedenen Fachbehörden eingebunden. Da die Klimakrise deutlich schneller voranschreitet und härter ausfällt als zunächst prognostiziert, wollen wir den CO2-Ausstoß bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 reduzieren und sind damit noch etwas ehrgeiziger als der Bund. 2045 und damit fünf Jahre schneller als bislang vorgesehen, soll ganz Hamburg CO2-neutral leben und wirtschaften. Grundlegend ist dabei, dass wir alle – Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bürger:innen – gemeinsam mit aller Kraft am gleichen Strang ziehen. Denn Hamburg kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen, wir sind darauf angewiesen, dass gerade auch der Bund seine Ziele umsetzt. Mit der neuen Bundesregierung und den gründlichen und umfassenden Vorarbeiten in Hamburg stehen die Zeichen gut, dass wir jetzt schneller vorankommen können. Wir werden alles dafür tun, unseren Beitrag zu leisten: Gebäude müssen modernisiert und die Verkehrswende weiter vorangebracht werden. Viele Hamburger Industrieunternehmen haben sich bereits verpflichtet, die Prozesse effizienter zu gestalten und weiter zu dekarbonisieren – genau wie bei der Fernwärme. Hier sind wir auf einem guten Weg, der neue Energiepark Hafen nimmt Gestalt an und der Brennstoffwechsel im Kraftwerk Tiefstack ist beschlossen und wird durch technologische Weiterentwicklungen wie der größten Flusswärmepumpe ergänzt. Mit unseren öffentlichen Unternehmen treiben wir die Energie- und Wärmewende voran und nehmen dabei bundesweit eine Vorreiterrolle mit vielen nationalen Leuchtturmprojekten ein. Nun gilt es, in den nächsten Monaten das Eckpunktepapier in einen detaillierten Klimaplan mit konkreten Maßnahmen zu übersetzen, damit wir im Klimaschutz weiter nachlegen können.“
Der CO2-Ausstoß Hamburgs betrug im Jahr 1990 rund 21 Mio. Tonnen und soll bis 2030 auf 6,1 Mio. Tonnen reduziert werden. Da die CO2-Emissionen bis 2020 bereits um rund 36 Prozent auf 13,5 Mio. Tonnen gesunken sind, verlangt das neue Reduktionsziel demnach eine weitere Minderung um rd. 7 Mio. Tonnen bis 2030.
Mit den vorgestellten Eckpunkten sind die Weichen für die Zweite Fortschreibung des Klimaplans gestellt. Die Drucksache zum Eckpunktepapier finden Sie hier.
Anfang des nächsten Jahres startet die Beteiligung der Öffentlichkeit, auch hier geht der Senat neue Wege und setzt erstmals auch auf eine breite Online-Beteiligung. Insbesondere von den Stakeholdern in Wirtschaft und Verbänden, aber auch von der interessierten Öffentlichkeit erhofft sich der Senat weitere Anregungen zu Maßnahmenvorschlägen für den Klimaplan.
Die Bedeutung des Themas Klimaschutz wird auch mit Blick auf den neuen Doppelhaushalt 2023/2024 deutlich. Derzeit sind rund zwei Milliarden Euro für Klimaschutz und klimagerechte Mobilität vorgesehen. Der weitere Mittelbedarf bis 2030 wird auch Thema bei der Erstellung des fortgeschriebenen Klimaplans und der erforderlichen Maßnahmen sein.
Der Klimaplan soll bis Mitte des nächsten Jahres vorliegen. Parallel erfolgt auch die Novellierung des Hamburgischen Klimaschutzgesetzes, das die neuen Klimaziele nach Befassung der Bürgerschaft gesetzlich festlegt.
Beispiele Hebelmaßnahmen des Eckpunktepapiers
Sektorübergreifend u. a.: Dekarbonisierung und Ausbau der Fernwärme sowie die Dekarbonisierung des Bundesstrommix, Bereitstellung von grünem Wasserstoff.
Private Haushalte u. a.: Energetische Sanierung der Gebäudehüllen, Optimierung der Gebäudeanlagentechnik, Umstellung der Wärmeversorgung auf Wärmepumpen /Fernwärme, Klimaneutraler und ressourcenschonender Neubau.
Industrie u. a.: Energetische Prozessoptimierung, betriebliche Abwärmenutzung, Umstellung von Prozesswärme auf Strom, H2/E-Fuels, Erneuerbare Energien
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen u. a.: Effizienzmaßnahmen bei Prozessenergie, Dekarbonisierung der Prozessenergie, Energetische Sanierung der Gebäudehüllen, Optimierung der Gebäudeanlagentechnik, Umstellung der Wärmeversorgung auf Wärmepumpen/Fernwärme.
Verkehr u. a.: Modal Shift zum Umweltverbund, Elektrifizierung der Fahrzeugflotten, Einsatz von H2 und E-Fuels.
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