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Agathe-Lasch-Preis für lexikographisches Ortswörterbuch

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Senatorin Gundelach würdigt Arbeit des Philologen Dr. Wilfried Zilz

Mit dem diesjährigen Hamburger Förderpreis für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der niederdeutschen Sprachforschung – dem Agathe-Lasch-Preis – ist heute der Philologe Dr. Wilfried Zilz ausgezeichnet worden.

Agathe-Lasch-Preis Hamburg

Im Rahmen einer Feierstunde im Hamburger Rathaus hat Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach den mit 5.000 Euro dotierten Preis übergeben. Wilfried Zilz wird für seine Dissertation mit dem Titel „Das Ortswörterbuch von Eltze in der Region Hannover. Praktische und theoretische Studien zur syntopischen Lexikographie" geehrt.

Die Vorsitzende des Preisrichterkollegiums, Frau Prof. Dr. Ingrid Schröder, begründete die Entscheidung der Jury damit, dass es Dr. Zilz mit seiner Dissertation gelungen sei, „einer doppelten Aufgabe gerecht zu werden, einmal der Herausgabe eines syntopischen Wörterbuchs, das exemplarisch den Dialektwortschatz eines Ortes verzeichnet und somit in einer genauen Momentaufnahme die Sprache eines lokalen Dialekts festhält, zum anderen der metalexikographischen Erschließung dieses Wörterbuchs durch eine typologische Einordnung“. Dabei wende sich Dr. Zils nicht nur an ein lexikographisches Fachpublikum, sondern entwerfe darüber hinaus einen Leitfaden zur Sammlung und Aufbereitung des dialektalen Wortschatzes, der auch Laien Anhaltspunkte für eigene Sammlungen biete. Auf diese Weise sei eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Lexikographie und individuellen Wortschatzsammlungen geschlagen worden.

Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach sagte bei der Preisverleihung: „Mit dem Agathe-Lasch-Preis erinnern wir an eine herausragende Wissenschaftlerin, die mit Ihrem Werk in vielfacher Weise bis heute in Hamburg und in der Sprachwissenschaft ihre Spuren hinterlassen hat. Gleichzeitig wollen wir mit dem nach ihr benannten Preis junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ehren, die mit ihrer Arbeit ebenfalls die norddeutsche Sprachforschung bereichert haben. Wilfried Zilz hat mit seiner Dissertation einen bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung des Niederdeutschen und der Sprachentwicklung geleistet. Er führt mit seiner Arbeit auch das Werk von Agathe Lasch fort, die auf diesem Gebiet wissenschaftliches Neuland beschritten hatte. Ich gratuliere Wilfried Zilz sehr herzlich zu seiner Leistung und freue mich, ihm dafür den Agathe-Lasch-Preis 2010 zu überreichen.“

Vor rund 100 Jahren hatte der damalige Schüler Otto Thielemann (1893-1990) damit begonnen, möglichst viele landschaftstypische Dialektwörter seines Heimatortes Eltze (Gemeinde Uetze, heute Region Hannover) zu notieren. Als Ergebnis entstand ein einzigartiges Zeitdokument der Eltzer Sprache und Kultur um 1900. In der Veröffentlichung von Dr. Zils, die auch im Verlag für Regionalgeschichte (Bielefeld) erschienen ist, wird diese bemerkenswerte Mundartwörtersammlung erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Dialektmaterial wurde von Dr. Zils zunächst gesichtet, ausführlich analysiert und schließlich bearbeitet. Entstanden ist ein ostfälisches Ortswörterbuch mit rund 4.500 Einträgen, das die einzelnen Stichwörter anhand von grammatischen Angaben und Satzbeispielen sowie Redensarten und Sprichwörtern veranschaulicht. Zudem findet sich in der Veröffentlichung eine ausführliche Biographie Otto Thielemanns, die detaillierte Geschichte seiner Wörtersammlung sowie eine Beschreibung des Ortes Eltze in Vergangenheit und Gegenwart.

Über den Preisträger:

Dr. Wilfried Zilz wurde 1975 in Emden/Ostfriesland geboren. Er studierte Deutsche Philologie (mit Schwerpunkt Niederdeutsche Philologie), Theologie und Geschichtswissenschaften in Marburg/Lahn und Göttingen. Heute ist er Studienrat am Gymnasium Walsrode mit den Fächern Deutsch, Evangelische Religion und Geschichte.

Über den Preis:

Seit 1992 wird vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg alle drei Jahre der mit
5.000 Euro dotierte Agathe-Lasch-Preis an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler verliehen, die herausragende Leistungen auf dem Gebiet der niederdeutschen Sprachforschung erbracht haben. In diesem Jahr wurde der Preis zum siebten Mal in Folge vergeben. Im Vorfeld der Verleihung waren insgesamt sieben Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern nach den Kriterien der Satzung identifiziert und vom Preisrichterkollegium erörtert worden.

Über Agathe Lasch:

Die Philologin Agathe Lasch, geboren am 4. Juli 1879 in Berlin, war die erste Professorin an der Universität Hamburg und erste Germanistikprofessorin in Deutschland überhaupt. 1909 an der Universität Heidelberg promoviert, lehrte und forschte sie zunächst mehrere Jahre an einem amerikanischen Frauencollege, bevor sie 1917 ihre Arbeit am Deutschen Seminar des Hamburgischen Kolonialinstituts aufnahm. Hier übernahm sie sogleich die Leitung der "Sammelstelle für das Hamburgische Wörterbuch" und begann mit den Vorarbeiten für ein vollständiges wissenschaftliches Wörterbuch der Hamburger niederdeutschen Sprache. 1919 habilitierte sie sich an der im selben Jahr neu gegründeten Hamburgischen Universität und wurde dort 1923 zur Professorin ernannt. Im selben Jahr fasste sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Conrad Borchling den Plan, ein weiteres Wörterbuchprojekt in Angriff zu nehmen, die vollständige Neubearbeitung des "Mittelniederdeutschen Handwörterbuchs" von Lübben/Walther. 1926 wurde sie schließlich auf das Extraordinariat für niederdeutsche Philologie berufen. Agathe Laschs Tätigkeit an der Hamburgischen Universität endete mit der Herausgabe der siebten Lieferung des Mittelniederdeutschen Handwörterbuchs im Jahre 1934.

Als Frau konnte sich Agathe Lasch auf ihrem wissenschaftlichen Weg in Deutschland gegen alle Widrigkeiten behaupten und durchsetzen, als Jüdin in Deutschland wurde sie dagegen Opfer der nationalsozialistischen Barbarei: 1934 vorzeitig aus dem Hochschuldienst entlassen, mit Publikationsverbot belegt, ihrer Bibliothek beraubt, wird sie am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort am 18. August, dem Tag ihrer Ankunft, ermordet.

Der Philologin Agathe Lasch wird heute in vielfältiger Weise gedacht. In Hamburg-Othmarschen gibt es seit 1970/71 einen Agathe-Lasch-Weg und die Hamburger Universität hält seit 1999 mit dem Agathe-Lasch-Hörsaal die Erinnerung an ihre erste Professorin wach. Zwei Stolpersteine, einer vor dem Haus Nr. 9 der Gustav-Leo-Straße (früher Rehhagen) und einer auf dem Bürgersteig vor dem Universitätshauptgebäude, erinnern an Agathe Lasch.

Kontakt:

Prof. Dr. Ingrid Schröder
Universität Hamburg – Institut für Germanistik I
Niederdeutsche Sprache und Literatur
Tel.: 040 42863-2723
E-Mail: ingrid.schroeder@uni-hamburg.de

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Julia Offen

Pressesprecherin

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