Senator Rabe weiter: „Gewalt darf nicht toleriert werden. Deshalb gehen die Schulbehörde sowie Hamburgs rund 20.000 Pädagogen an den Schulen konsequent gegen Gewalt vor. Lehrkräfte und Beratungsteams der Behörde führen dann sehr ernste Gespräche mit Schülern, sie informieren Eltern und schalten die Polizei ein. Es gibt Strafen, aber auch Beratungsgespräche und Vereinbarungen zur Wiedergutmachung. Grundsätzlich gibt es keinen Ort, der so sicher ist wie Hamburgs Schulen. Dort lernen und arbeiten jeden Tag von morgens bis abends eine Viertel Million Schüler. Im letzten Schuljahr gab es 202 meldepflichtige Gewaltvorfälle – jede Großstadt mit 250.000 Einwohnern wäre froh, wenn sie so sicher und gewaltarm wäre.“
Insgesamt gehen wissenschaftliche Studien von einem Rückgang der Jugendgewalt in Deutschland aus, auch an den Schulen. Die empirischen Studien des renommierten Kriminologen Professor Dr. Christian Pfeiffer zeigen, dass bundesweit die Gewalt an Schulen nicht mehr die Dimension hat, wie es noch vor wenigen Jahren zu beobachten war.
Im Schuljahr 2015/16 wurden von Hamburgs Schulen 202 schwere Gewaltvorfälle gemeldet, die sich wie folgt auf die Bezirke verteilen:
- Mitte (50.082 Schüler/innen): Meldungen über 38 schwere Gewaltvorfälle
- Altona (33.024Schüler/innen): Meldungen über 37 schwere Gewaltvorfälle
- Eimsbüttel (31.433 Schüler/innen): Meldungen über 7 schwere Gewaltvorfälle
- Nord (37.841 Schüler/innen): Meldungen über 36 schwere Gewaltvorfälle
- Wandsbek (51.847 Schüler/innen): Meldungen über 53 schwere Gewaltvorfälle
- Bergedorf (20.051 Schüler/innen): Meldungen über 17 schwere Gewaltvorfälle
- Harburg (19.878 Schüler/innen): Meldungen über 14 schwere Gewaltvorfälle
Pro 10.000 Schülerinnen und Schüler wurden daher im vergangenen Schuljahr je nach Bezirk zwischen 0,2 und 1,1 Meldungen zu schweren Gewaltvorfällen gemacht.
Bei den Fällen von schwerer Körperverletzung meldeten die Lehrkräfte aus Wandsbek am häufigsten und ihre Kollegen aus Eimsbüttel am wenigsten Vorfälle. Betrachtet man die Schulformen, so melden Lehrkräfte der Stadtteilschulen 42 Prozent aller Gewaltvorfälle, 38 Prozent der Meldungen kommen aus Grundschulen, rund 3 Prozent aus Gymnasien, 7 Prozent aus den Beruflichen Schulen und 10% aus den Sonderschulen/ReBBZ. Gewalt ist ein Problem vor allem der Jungen: In 89 Prozent der Fälle waren Jungen und nur in 11 Prozent Mädchen in Gewaltvorfälle involviert.
Aktualisierte Melderichtlinie aufgrund von Experten-Empfehlung
Die Richtlinie „Meldung und Bearbeitung von Gewaltvorfällen in Schulen“ wurde im Sommer 2015 aktualisiert. Die für Schulbehörde berücksichtigte dabei die Empfehlungen einer überbehördlichen Expertenkommission und beteiligte die Gremienstrukturen des Handlungskonzepts „Handeln gegen Jugendgewalt“ (Referenten-, Amtsleiter- und Staatsräterunde). Diese früheren Einteilungen hatten sich nicht bewährt, weil sich die Erstbeurteilungen durch pädagogische Kräfte vor Ort von den Ergebnissen der polizeilichen Ermittlungen oft erheblich unterschieden und in vielen Fällen als übertrieben eingestuft werden mussten. Während einige Schulen bereits einen Schnellballwurf oder Schubsen als Körperverletzung einstuften, meldeten andere Schulen solche Vorfälle gar nicht erst. Auch wenn es um gefährliche Körperverletzung geht, wenn also Stift, Stock oder gar Messer zum Einsatz kommen, war die Einteilung für Lehrkräfte schwierig. In der Regel wurde die Zahl der Gewaltvorfälle von den Schulen zu hoch angeben. So konnten beispielsweise im Schuljahr 2014/15 von 89 gemeldeten Fällen gefährlicher Körperverletzung nach Überprüfung der Polizei nur acht Fälle bestätigt werden.
Rabe: Schulen bei schwierigem Thema Gewalt nicht allein lassen
Senator Rabe: „Es ist wichtig, die Schulen bei dem schwierigen Thema Gewalt nicht allein zu lassen. Umfangreiche Beratungen und Fortbildungen sorgen dafür, dass Gewaltvorfälle welcher Art auch immer präventiv verhindert werden und Lehrkräfte gut vorbereitet sind. Berücksichtigt man, dass es zwischen unseren rund 250.000 Schülern an den 470 Schulen an jedem einzelnen Schultag zu mehreren Millionen Begegnungen kommt, dann bedeutet weniger als eine schwere Gewaltmeldung pro Schultag, dass Hamburgs Schulen im Vergleich zu den anderen Orten der Stadt nach wie vor friedliche und sichere Orte sind.“
Unterstützung durch Beratungsstellen und Polizei, vielfältige Präventionsprogramme
Im Umgang mit Konflikten, Gewaltvorfällen, Straftaten, aber auch seelischen Krisen von Schülerinnen und Schülern werden Hamburgs Schulen von der Beratungsstelle Gewaltprävention der Schulbehörde unterstützt. Das 25-köpfige Team unter der Leitung von Dr. Christian Böhm berät Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Krisen und Konflikten sowie bei der Einleitung pädagogischer sowie juristischer und polizeilicher Maßnahmen. Zusätzlich sind 238 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei als „Cop4U“ an den Schulen im Einsatz. Zur Gewaltprävention bieten Schule und Polizei zahlreiche Unterrichts- und Bildungsangebote an, zum Beispiel polizeilichen Präventionsunterricht, soziales Kompetenztraining, Qualifizierungsangebote wie „Cool in School“,„Koole Kerle – lässige Ladies“, „Gegen den Strich“ oder Mobbing-Prävention (siehe Übersicht in der Anlage).