St. Pauli Bunker
Der „Medienbunker"
Wer in St. Pauli und am Heiligengeistfeld unterwegs ist, dem fällt der graue Betonriese schnell ins Auge. Mit seinen über 40 Metern Höhe ist der ehemalige Flakbunker IV aus dem Zweiten Weltkrieg ein prägnanter Teil des Stadtbilds. Der denkmalgeschützte Bau ist heute jedoch nicht nur eines der wichtigsten Mahnmäler Hamburgs, sondern auch ein Anlaufpunkt für Kreative, Nachtschwärmer und Medien.
Schon früh wurden hier bekannte Formate wie die „Tagessschau" entwickelt und spätestens in den 1990er-Jahren wurde aus dem Bunker der sogenannte Medienbunker. Hinter den dicken Mauern befinden sich unter anderem Werbe- und Promotionagenturen, die „Bunkerhillgalerie" und Studios einer Medienhochschule. Außerdem beherbergt der Bunker ein Theater sowie Räume für soziale Projekte und altes Handwerk, wie zum Beispiel das des Bildeinrahmers.
Bekannt sind jedoch vor allem die Clubs Uebel & Gefährlich und das Terrace Hill, die sich in den oberen Stockwerken befinden. Seit 2014 bebt der Feldstraßenbunker außerdem nicht nur wegen der international bekannten DJ's und Musiker, die im Uebel & Gefährlich zu hören sind, sondern auch durch das klassische Ensemble Resonanz. Im „resonanzraum" wird die besondere Akustik der vier Meter dicken Wände genutzt und Urbanität und Klassik miteinander verbunden.
Grüne Natur statt grauem Beton
In den kommenden Jahren sollen auch die Außenflächen des Medienbunkers innovativ genutzt werden: Bereits im Sommer 2019 hat die Aufstockung des Bunkers um fünf weitere Geschosse begonnen. Neben neuen Raum für ein Hotel – im Bunker soll das nhow eröffnen –, einer Halle für Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Ausstellungsflächen, soll das Dach des Bunkers begrünt werden und eine neue Naturlandschaft hergestellt werden. Das Ziel ist es, das Stadtklima nachhaltig zu verbessern und generationsübergreifende sozialökologische Projekte zu schaffen.
Um die Historie des Gebäudes aufzuarbeiten und das Geschichtsbewusstsein zu fördern, soll durch das Projekt außerdem eine Gedenkstätte entstehen. Damit wäre der Bunker nicht nur ein Beispiel für die Umnutzung historischer Gebäude, sondern auch für den Umgang mit der Hamburger Stadtgeschichte.

Bild: © Planungsbüro Bunker
Geschichte des Feldstraßenbunkers
Der Bunker auf St. Pauli ist einer von zwei sogenannten Flaktürmen, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg von 1942 bis 1944 von Zwangsarbeitern errichtet wurden. Die riesigen Betonbauten sollten dem Schutz der Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg, aber auch der propagandierten Wehrhaftigkeit des NS-Regimes dienen. Zeitweise suchten bis zu 25.000 Menschen in dem Hochbunker auf St. Pauli Schutz vor Luftangriffen.
Viele Bunker in Hamburg sollten nach dem Kriegsende ursprünglich von den Alliierten gesprengt werden, so auch der „Flakturm IV" in der Feldstraße und der zweite Hochbunker in Wilhelmsburg. Aufgrund der dafür benötigen Sprengkraft, die sich wohl auch auf das umliegende Viertel ausgebreitet hätte, sind diese Pläne jedoch nicht umgesetzt worden. Zusätzlich verhinderte der Mangel an Wohnraum nach dem Krieg eine Sprengung. Deshalb wurde der Hochbunker früh umfunktioniert und als Wohnraum genutzt.
Die Kreativszene und der Betonriese
Bereits in den Nachkriegsjahren siedelten sich erste kreative Köpfe in dem Bunker auf dem Heiligengeistfeld an. Der Axel-Springer-Verlag blickt auf die erste Redaktion in einem der oberen Stockwerke zurück und entwickelte dort ab 1946 erste Auflagen der Programmzeitschrift „Hörzu". Im Dezember 1952 sendete der NDR, damals noch NWDR, die erste Tagesschau aus dem Bunker, bevor die Rundfunkanstalt nach Lokstedt umzog. In den 1990er-Jahren wurde das Erbpachtrecht des Bunkers schließlich für 50 Jahre an den Investor Thomas J. C. Matzen verkauft und an die Matzen Immobilien GmbH übertragen. Seitdem siedelten sich Medienunternehmen und schließlich auch das Uebel & Gefährlich im Bunker an. Mit dem Projekt Hilldegarden wurde der Erbpachtvertrag zusätzlich bis 2067 verlängert.
Der Energiebunker ist bereits "grün"
Der zweite Hochbunker dieser Art im Stadtteil Wilhelmsburg ist bereits ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung. Als Energiebunker werden im Innern des ehemaligen Flakturms ökologisch erzeugter Strom und Energie für über 1.500 Menschen des umliegenden Reiherstiegviertels produziert. Insgesamt existieren heute noch rund 650 Bunker in Hamburg, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen und zum Beispiel als Museum oder auch als Kletterwand genutzt werden.