Erneuerbares Wilhelmsburg
Historisch und doch innovativ: Der Bunker im Stadtteil Wilhelmsburg versorgt große Teile der Nachbarschaft im Reiherstiegviertel mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg wurde der baufällige Hochbunker aus den 1940er-Jahren zum sogenannten Energiebunker umgebaut. Im Innenraum werden Strom und Wärme mithilfe von Solarenergie, Biomethan und einer Holzfeuerungsanlange produziert.
Auf der Aussichtsplattform in rund 30 Metern Höhe bietet sich außerdem ein 360-Grad-Blick auf die Elbinsel und den Hamburger Hafen. Bei guter Sicht kann man sogar bis zu den Harburger Bergen und zum Energieberg Georgswerder blicken. Gemeinsam mit dem Energieberg, der aus einer umgenutzten Mülldeponie entstanden ist, sind mit dem Energiebunker im Hamburger Süden zwei wichtige Projekte realisiert worden, die für eine nachhaltige Stadtentwicklung stehen.
Die Geschichte des ehemaligen Flakbunkers
Der Wilhelmsburger Bunker ist einer der zwei großen Luftschutzbunker, die während des Nationalsozialismus in Hamburg von 1942 bis 1944 gebaut wurden. Sie sollten dem Schutz der Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg, aber vor allem der propagandierten Wehrhaftigkeit des NS-Regimes dienen. Neben dem Flakbunker im Reiherstiegviertel steht ein weiterer grauer Gigant im Stadtteil St. Pauli. Dieser Bau wurde bereits in den 1990er-Jahren umgestaltet und beherbergt heute unter anderem den bekannten Hamburger Club Uebel & Gefährlich.
Nach dem Kriegsende wurde das Innere des Hochbunkers in Wilhelmsburg von britischen Alliierten gesprengt, lediglich die oberen Etagen und die drei bis vier Meter dicken Betonwände blieben erhalten. Schließlich war der Bunker rund 60 Jahre lang eine Kriegsruine, bis im Jahr 2006 ein Konzept zur aktiven Nutzung des Gebäudes als Quelle erneuerbarer Energien und zugleich als Mahnmal entwickelt wurde. Von 2011 bis 2015 wurden durch die IBA Hamburg die Anlagen zur Produktion von klimafreundlicher Wärme und Strom gebaut. In einen der ehemaligen Flaktürme ist außerdem das Café vju eingezogen.
Klimafreundliche Energie
Die Energieproduktion des Bunkers deckt insgesamt den Strombedarf von rund 1.500 Haushalten und versorgt 1.700 Wohnungen mit Wärme aus erneuerbaren Energien. Auch Schulen, Kitas und weitere Einrichtungen im Reiherstiegviertel profitieren vom Ökostrom aus der Nachbarschaft. Möglich macht dies ein innovatives Netz aus verschiedenen Anlagen im Innern des Bunkers. Der Kern des lokalen Öko-Kraftwerks ist ein Wärmespeicher, der von einem biomethanbefeuerten Blockheizkraftwerk, einer Holzfeuerungsanlage, der Abwärme eines Industriebetriebes sowie einer solarthermischen Anlage gespeist wird. Teile der Anlagen sind bereits von außen sichtbar: Auf dem Dach und an der Außenseite des Gebäudes ist auf einer Fläche von rund 2.000 Quadratmetern eine Solarhülle angebracht worden.
Insgesamt werden in Wilhelmsburg durch den Einsatz erneuerbarer Energien gegenüber herkömmlicher Energieproduktion rund 6.600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Außerdem könnte dort die Technologie „Power to Heat" erforscht werden, die sich mit der Erzeugung von Wärme aus überschüssigem Windstrom befasst. Das besondere Konzept des Energiebunkers wurde unter anderem mit dem Europäischen Solarpreis 2013 ausgezeichnet und auf der Architektur-Biennale in Venedig ausgestellt.
Führungen durch den Energiebunker
Gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen wurde eine Ausstellung zur Entwicklung des ehemaligen Luftschutzbunkers zum Energiebunker konzipiert. Besucher werden auf auf einen Rundgang durch die Geschichte des Gebäudes und die Stadtentwicklung Wilhelmsburgs geführt. Im Anschluss kann man bei einem Kaffee auf der Aussichtsterrasse oder vom Café vju aus den herrlichen Blick auf die Elbinsel genießen.
Weitere Informationen: Führungen durch den Energiebunker
Das Video informiert über den Umbau und die Entwicklung des Energiebunkers. Quelle: PerspektiveMedia / IBA Hamburg GmbH
Weitere Informationen: Energiebunker