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Kaufmann-Bunker Bunker vom "ersten Nazi" in Hamburg

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Hamburgs Bunker sind von außen nicht immer offensichtlich und offenbaren im Inneren eine unterirdische, verborgene Welt. Der Verein unter Hamburg e.V. hat den Kaufmann-Bunker in seine Rundgänge integriert und ermöglicht Interessierten so einen Blick in den Bunker, der bis 1940 in der Nähe der Villa des NS-Gauleiters Karl Kaufmann gebaut wurde.

 Kaufmann-Bunker in Hamburg

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Kaufmann-Bunker

Harvestehuder Weg 12
Eingang über die Milchstraße
20148 Hamburg
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Termin/e

Führungen: Samstag, 03.10.2020 um 12 Uhr | Donnerstag, 31.12.2020 um 12 Uhr

Eintritt

6 Euro p.P. / Ermäßigt: 4 Euro p.P.

Budge-Palais, Reichsstatthalterei und Kaufmann-Bunker

Der Kaufmann-Bunker liegt im Hamburger Stadtteil Pöseldorf und war jahrzehntelang verschlossen – viele Hamburger wissen nicht einmal von seiner Existenz. Bei der Anlage handelt es sich um den letzten nahezu vollständig erhaltenen Schutzbunker der hamburgischen NS-Führung. Errichtet wurde er auf dem Areal des ehemaligen Budge-Palais. Dieses wurde im Jahr 1884 erbaut und war eine Prunkvilla der jüdischen Familie Budge mit Spiegelsaal, Kegelbahn und Theatersaal.

Im Jahr 1937 wurde die Villa von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und ein Jahr später als Reichsstatthalterei und Wohnsitz des NS-Gauleiters Karl Kaufmanns genutzt. Das Areal entwickelte sich in den folgenden Jahren zum Machtzentrum der Hamburger Nazis. Im Jahr 1939 wurde die Errichtung eines Bunkers mit dem offiziellen Namen "Befehlsstelle des Reichsverteidigungskommissars im Wehrkreis X" in unmittelbarer Nähe zur Villa beschlossen, der ab dem 15. Juli 1940 genutzt werden konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Bunker den britischen Besatzern. Davon zeugen noch heute englische Begriffe an den Wänden. In den 1970er Jahren wurde die Anlage von einem Malereibetrieb und in späterer Zeit als Lagerraum genutzt. Seit dem 12. April 2010 steht der Kaufmann-Bunker unter Denkmalschutz. In der ehemaligen Reichstatthalterei befindet sich heute die Hochschule für Musik und Theater.

Eine Führung durch den Bunker

Bei dem Bau des Bunkers wurden zirka 2.000 Kubikmeter Stampfbeton genutzt. Er misst eine Länge von rund 22 Metern, eine Breite von zirka 14 Metern und eine Höhe von rund 5,20 Metern. In 1942 wurde die Decke des Bunkers zudem verstärkt, nachdem andere Bunker bei Luftangriffen zerstört worden waren.

Im Inneren verfügt die Anlage über acht Räume und zwei Gasschleusen, die mittels sechzehn Stufen vom Bodenniveau erreicht werden können und den Eingang in den Bunker bedeuten. Stabsraum – also die Befehlszentrale des Bunkers –, Maschinenraum, Telefonzentrale, zwei Aufenthaltsräume und zwei Toiletten sind Beispiele der Raumnutzung. Die Anlage fasste zwischen 15 bis 20 Personen und da der Platz schnell zu klein wurde, durften nur führende Stellen mit wichtigen Kräften dort Schutz suchen.   

Im Maschinenraum des Bunkers sind heute noch der Notstromdieselmotor, die komplette Beschilderung, die Anlasskurbel, der Kraftstofftank des Motors und eine Schalttafel vorhanden. Außerdem ist noch eine Schutzraumbelüftungsanlage erhalten, die vier Meter unter der Erde für frische Luft sorgte.

Zur Person Karl Kaufmann

Karl Kaufmann wurde 1900 als Sohn mittelständischer Arbeiter in Krefeld geboren. Im Jahr 1922 wurde er Mitglied der NSDAP und gab seinem Leben eine berufliche Richtung. Schon 1929 wurde er zum Gauleiter ernannt und vier Jahre später folgte durch die Gleichschaltung der Länder die Position des Reichsstatthalters. Damit wurde er zu Hitlers Vertreter in Hamburg. Im Laufe der NS-Zeit wurde er zudem zum Leiter der Hamburger Staats- und Gemeindeverwaltung, zum Reichsverteidigungskommissar im Wehrkreis X und zum Reichskommissar für Deutsche Seeschifffahrt ernannt. Somit vereinigte Kaufmann die fünf wichtigsten politischen Ämter Hamburgs auf sich. Dies berechtigte sein Dasein als ein Weggefährte Hitlers.

Kaufmann errichtete 1933 das Konzentrationslager Kola-Fu in Hamburg-Fuhlsbüttel, weil ihm die Behandlung von Regimegegnern im KZ Wittmoor nicht hart genug erschien. Ferner schenkte er Günstlingen und "verdienten Parteigenossen" Bargeld, lukrative Scheinämter, Grundstücke, Häuser und Betriebe jüdischer Voreigentümer. Es war auch Kaufmann, der im Jahr 1941 die Deportation der Hamburger Juden initiierte. Nach den massiven Luftangriffen der "Operation Gomorrha" auf Hamburg im Juli und August 1943 schien Kaufmann zudem auf eine "persönliche Schadensbegrenzung“ für die Zeit nach dem Krieg bedacht zu sein.

Kaufmann wurde für seine Verbrechen im Zweiten Weltkrieg nie bestraft. Er wurde zwar am 4. Mai 1945 verhaftet und interniert, jedoch aufgrund von Gesundheitsproblemen bald entlassen. Danach schloss er sich einer hamburgischen Bruderschaft an, deren Ziel es war, demokratische Parteien zu unterlaufen und einen Umsturz der Regierung zu ermöglichen. Er starb im Jahr 1969 als gutsituierter Bürger in Hamburg.

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