Das Hamburger Bildungssystem zeigt derzeit, wie leistungsfähig es geworden ist. Es hat mit den Maßnahmen zur Eingrenzung des Coronavirus’ einen blitzartigen Digitalisierungsschub erfahren. Das Aussetzen des Präsenzunterrichtes gelingt im Regelfall gut, weil Hamburg gut ausgebildete und engagierte Lehrkräfte hat. Außerdem wurde in den letzten Jahren die Digitalisierung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen erfolgreich vorangebracht. Ausgehend von diesen jüngsten Entwicklungen wollen wir das Lernen weiterhin digitalisieren.
Moderner und guter Unterricht für das Lernen in der digitalen Welt
Lernen in einer digitalen Welt bleibt weiterhin einer der großen Schwerpunkte in der Bildungspolitik. Alle Schüler*innen sollen bestmöglich auf das Leben und Lernen in der digitalen Welt vorbereitet werden. Deshalb werden – aufbauend auf die bereits flächendeckend vorhandene Glasfaserversorgung – die Schulen so ausgestattet, dass in allen Schulfächern und Klassenstufen Laptops, Smartphones und digitale Technik eingesetzt werden können. Dazu werden in den nächsten fünf Jahren in allen 13.000 Unterrichtsräumen der allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen geschütztes WLAN und digitale Tafeln installiert. Für Schüler*innen und Lehrkräfte werden darüber hinaus rund 50.000 Laptops, Tablets und Mikrocomputer beschafft.
Die Digitalisierung führt zu einer Veränderung des Lernens und wird daher notwendigerweise auch Schule und Unterricht verändern. Dabei geht es den Koalitionspartnern nicht um ein Ersetzen bewährter Lernformen, sondern um eine Integration von guten analogen Lernwegen und den neuen Möglichkeiten digitaler Ressourcen, also um zeitgemäße Bildung. Dafür werden wir bei der anstehenden Überarbeitung der Bildungspläne systematisch digitale Kompetenzen inklusive des Programmierens berücksichtigt, so dass Hamburgs Schüler*innen fit für die Zukunft gemacht werden.
Den bereits in der Planung befindlichen Fonds zur Medienkompetenzförderung der Schüler*innen wollen wir als zentrale Plattform für Medienkompetenz von Eltern und Schüler*innen nutzen.
Der Unterricht mit digitalen Medien wird bereits in der Ausbildung von Lehrkräften verpflichtend verankert; als Service für die Lehrkräfte wird eine digitale Lernplattform zum Austausch von digitalen Unterrichtsbeispielen entwickelt.
Ein geschütztes und sicheres digitales Kommunikationssystem für Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern wird eingerichtet. Eltern soll ermöglicht werden, die üblichen schulischen Buchungs- sowie An- und Abmeldeverfahren über das Smartphone zu erledigen.
Um die Digitalisierung nachhaltig umzusetzen, werden wir die Schulen im Rahmen der regelmäßigen Fortbildung durch regelmäßige Netzwerktreffen in diesem Prozess zu unterstützen. Die Schulen entscheiden in eigener Verantwortung, wer an den entsprechenden vorgeschriebenen Fortbildungen teilnimmt. Digitalisierung soll nicht ausschließlich über Fachleiter*innen vorangetrieben werden, sondern stärker diejenigen mit einbinden, die über besondere digitale Kompetenzen verfügen und diese in das jeweilige Kollegium tragen.
Schulbauprogramm
Wir entwickeln Hamburgs Schulen zu den besten und modernsten Schulen in Deutschland und bereiten uns gut auf die steigenden Schülerzahlen vor. Bis 2030 werden über vier Milliarden Euro in den Schulbau investiert und damit mehr als die Hälfte aller staatlichen Schulen saniert, erneuert und ausgebaut. Zusätzlich werden über 44 neue Schulen gebaut und 123 Standorte erweitert. Dies wird auch die Solidarität der Schulen untereinander erfordern. Damit investieren die Koalitionspartner nicht nur in Generationengerechtigkeit, sondern auch in eine mündige, freie und offene Gesellschaft, die die Zukunft selbstbewusst, aktiv und nachhaltig gestalten will. Dazu wird der bereits erstellte Schulentwicklungsplan umgesetzt.
Die Koalitionspartner werden (auch im Rahmen des Schulneubaus) die Gründung von Langformschulen, Bildungshäusern und anderer Formen integrierten Lernens prüfen und unterstützen
Die Umsetzung der aufgrund des derzeitigen Infektionsschutzes bestehenden Hygienevorschriften werden wir bezüglich der Reinigung und Beschaffung an Schulen sicherstellen. Unabhängig davon wird eine Offensive für mehr Sauberkeit an den Schulen gestartet und an Grundschulen die zweite Reinigung am Tag schrittweise ausgebaut.
Mit dem Schulbauprogramm soll zugleich ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Hamburger Klimaziele erreicht werden. Um den Klimaschutz weiter zu verbessern, wird das Schulbauprogramm zusätzlich mit einem Ausbau von ökologisch sinnvollen Gründächern und der Installation von bis zu 100.000 Quadratmetern Photovoltaikanlagen zur besseren CO2 -Einsparung flankiert.
Die Koalitionspartner prüfen intensiv, wie die Transformation der Lernumgebung bei der Gestaltung von Neubauten möglich sein kann. Bei Neubauten und Sanierungen der Außenanlagen wird darüber hinaus rund ein Drittel der Außenanlage naturnah gestaltet und die Schulgemeinschaft von Beginn an beteiligt.
Angesichts des wachsenden Schulsystems wollen wir zukünftig die vielfältigen Anstrengungen der wachsenden Schulen in den Feldern Pädagogik/Schulprogramm, Personal und Schulbau besser zentral koordinieren und – unter Berücksichtigung der schulischen Selbstverantwortung – unterstützen.
Gut ausgebildete, engagierte Lehrkräfte
Gut ausgebildete und engagierte Lehrkräfte sind das Fundament für einen qualitativ hochwertigen Unterricht an Hamburgs Schulen. Im Rahmen der vielen Qualitätsverbesserungen und der wachsenden Schülerzahlen wird die Anzahl der Lehrkräfte weiterhin entsprechend der Schüler*innenzahlentwicklung gesteigert. Für alle Schulen wird eine stetige und gute Versorgung mit Lehrkräften sichergestellt
Hamburg ist vom Lehrer*innenmangel bisher weniger betroffen als andere Bundesländer. Um den hohen Bedarf an neuen Lehrkräften zu decken, wird die Zahl der Ausbildungsplätze für die Lehrerbildung um über 40 Prozent erhöht. Diesen Weg wollen wir weitergehen und auch für mehr Seiteneinsteiger*innen in den so genannten Mangelfächern einen Weg zum Vorbereitungsdienst ermöglichen oder sie berufsbegleitend analog zu den Rahmenbedingungen des Vorbereitungsdienstes qualifizieren
Teamarbeit ist die Basis für guten Unterricht und erfolgreiches Lernen. Alle behördlichen Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts zielen daher auch auf die Stärkung der Teamarbeit ab.
Darüber hinaus wird die Zahl der Studienplätze für das Lehramt mit dem Ziel erhöht, die Lehrer*innenbildung zu reformieren, mehr Gymnasiallehrkräfte an den Stadtteilschulen einzusetzen und die Grundschullehrkräfte besser auszubilden, so dass sie insbesondere in den Schulfächern Deutsch und Mathematik besser auf die besonderen Anforderungen von Grundschüler*innen vorbereitet sind. Hamburg bietet den in Hamburg studierbaren Religionsunterricht für alle (RUFA 2.0) an und stärkt die Ausbildung für das Fach Theater. Durch diese umfassende Reform der Lehrer*innenbildung wird sich die Qualität des Unterrichts in Hamburg nachhaltig verbessern.
Zusätzlich werden die Arbeitsbedingungen für Grundschullehrkräfte verbessert. So soll die Besoldung aller derzeit mit A12 besoldeten Lehrkräfte in drei Stufen beginnend mit dem 01.08.2021 bis zum 01.08.2023 auf A13 angehoben und damit den anderen Lehrkräften gleichgestellt werden. Parallel sollen Funktions- und Beförderungsstellen um eine halbe Besoldungsstufe angehoben werden Partizipation und Diversity-Training sollen schon Gegenstand der zweiten Phase der Lehrer*innenausbildung sein.
Am Lehrer*innenarbeitszeitmodell halten wir fest.
Hamburgs erfolgreiches Schulsystem wird bewahrt – der Schulstrukturfrieden besteht weiter
Der Schulstrukturfrieden gilt auch für diese Legislaturperiode. Hamburgs erfolgreiches Schulsystem mit der vierjährigen Grundschule, dem achtjährigen Gymnasium und der Stadtteilschule, die alle Abschlüsse anbietet und in neun Jahren zum Abitur führt, wird beibehalten. Zur Unterstützung und Verbesserung des Schulsystems wird eine Reihe von Reformen ungesetzt.
Dazu zählen unter anderem:
- An den Gymnasien sollen die Schüler*innen der Klassenstufen 5 – 10 besser gefördert und unterstützt werden. Deshalb wird die Personalversorgung in den Klassenstufen 5 – 10 durch Absenkung der Basisfrequenzen um eine*n Schüler*in verbessert. Auf der Basis der bestehenden Schüler*innenzahlen werden dafür rund 90 – 100 zusätzliche Lehrer*innenstellen bereitgestellt.
- Alle weiterführenden Schulen und große Grundschulen mit mehr als 500 Schüler*innen sowie alle Schulen, die im Rahmen des Schulentwicklungsplans um mindestens einen Zug wachsen, sollen durch zusätzliches Verwaltungspersonal für schulische Verwaltungsleitungen gestärkt werden. Die Personalmittel aller Schulen werden entsprechend um rund 5,5 Millionen Euro erhöht. Insgesamt stehen den Schulen durch diese Maßnahme zusätzliche 110 Stellen zur Verfügung.
- Zur Reduzierung des Unterrichtsausfalls soll an jeder Schule ein Vertretungsmanagement etabliert werden. Die Zahl der Vertretungsstunden durch Arbeitsauftrag soll schrittweise reduziert und mittelfristig halbiert werden.
- Äußere und innere Differenzierung sind in den Kernfächern der Klassenstufen 8 – 10 an den Stadtteilschulen gleichwertige Organisationsformen des Unterrichts. Über die Organisationsform des Unterrichts entscheidet künftig die Schulkonferenz auf der Grundlage zuvor getroffener Entscheidungen von Lehrer*innenkonferenz, Elternrat und Schüler*innenrat.
- Die Bildungspläne in den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik, Englisch, Spanisch, Französisch, Biologie, Chemie, Physik, Natur und Technik, Sachunterricht, Geschichte und Politik/Gesellschaft/Wirtschaft sollen Schritt für Schritt so überarbeitet werden, dass die Kompetenzorientierung in diesen zentralen Unterrichtsfächern durch Kerncurricula konkretisiert und ergänzt wird, um ein gemeinsames Grundwissen zu erreichen.
- Die Qualität des Hamburger Abiturs soll weiter verbessert werden. Deshalb soll die Zahl der einzubringenden Oberstufenkurse nach dem Vorbild vieler anderer Bundesländer auf 40 erhöht werden. Die Belegauflagen sollen an die neue Rahmenbedingung entsprechend angepasst werden.
- Um leistungsgerechtere Prüfungsnoten zu erreichen, soll das Prüfungsgespräch in der Präsentationsprüfung zeitlich und in Bezug auf die Bewertungsanteile gegenüber der reinen Präsentation gestärkt werden.
- Das Angebot Fördern statt Wiederholen wird mit dem Ziel ausgebaut, Klassenwiederholungen und Schulformwechsel zu vermeiden. Darüber hinaus sollen in den Klassenstufen 7 – 10 Klassenwiederholungen künftig auf Antrag der Sorgeberechtigten möglich sein, wenn ein*e Schüler*in trotz intensiver, mindestens einjähriger Teilnahme an der Lernförderung so mangelhafte Leistungen im Zeugnis hat, dass nach den früheren Richtlinien keine Versetzung erfolgt wäre.
- Der Schulstrukturfrieden stellt sicher, dass alle Hamburger Schulen – insbesondere die Stadtteilschulen – in den kommenden Jahren Ruhe zur Entwicklung haben. Wir erwarten, dass die Schulen diese Zeit für die innere Schulentwicklung nutzen.
Es geht ums Lernen: Förderung für alle Schüler*innen
Ziel der Schulbildung ist es, Schüler*innen zu mündigen, freien Menschen zu erziehen. Bildung ist für die Koalitionspartner ein persönliches Recht auf gleichzeitig individuelle und gesellschaftliche Entfaltung! Gleichwohl sind die Bildungsherausforderungen in der modernen Wissensgesellschaft für alle hoch, die Bildungssysteme jedoch noch nicht hinreichend flexibel, um allen Kindern gerecht zu werden. Lernende sollen Bildungsangebote bekommen, die ihnen gerecht werden. Deshalb verständigen sich die Koalitionspartner darauf, die Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik als Schlüssel zur besseren Bildung in allen anderen Schulfächern und Bildungsbereichen zu fördern und gehen damit einen weiteren Schritt in Richtung Bildungsgerechtigkeit.
Die Bildungspläne in Deutsch und Mathematik werden überarbeitet, um genauer und konkreter zu beschreiben, was Kinder und Jugendliche lernen und welche Methoden dabei angewendet werden. Es sollen in jedem Bildungsgang und in jeder Klassenstufe klar definierte Bildungsstandards erreicht werden. Die Rechtschreibkompetenzen werden weiter energisch verbessert.
Auch die Bildungspläne der Vorschule werden überarbeitet und konkretisiert. Ziel ist es, dass Kinder bereits in der Vorschule gezielt beim Spracherwerb, beim Zuhören und beim Verstehen von Texten sowie im mathematischen Vorstellungsvermögen geschult werden. Darüber hinaus werden für alle Lehrkräfte Schulungen, Unterrichtsbeispiele und neue, epochale Unterrichtsmodelle angeboten und so der Unterricht insbesondere in den Bereichen Lesen, Rechtschreibung, Mathematik und Naturwissenschaften weiterentwickelt.
Nachdem die Zahl der Unterrichtsstunden in Deutsch und Mathematik in der Unter- und Mittelstufe der Stadtteilschulen bereits deutlich erhöht wurde, wird auch die Zahl der Unterrichtsstunden in Mathematik in der Oberstufe der Stadtteilschule erhöht, um die Schüler*innen auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Die Anstrengungen der letzten Jahre, die Qualität des Mathematikunterrichtes auszubauen, werden weiter fortgeführt.
Gemeinschaft und soziales Miteinander lernen
Die Einigung mit der Initiative Guter Ganztag, für die ein Sonderfonds mit einem Volumen von zusätzlich 25 Millionen Euro eingerichtet wurde, wird umgesetzt. Hieraus kann z. B. die räumliche Situation im Ganztag verbessert werden. Der Sonderfonds Guter Ganztag wird in Höhe von 1,5 Millionen €/Jahr fortgeführt.
Die Nachmittagsangebote werden mit dem Ziel weiterentwickelt, die schulische Bildung der Kinder und Jugendlichen auch im Rahmen des Nachmittags zu verbessern.
Darüber hinaus werden die Bildungspläne für Sachkunde an Grundschulen sowie für die Gesellschafts- und Geisteswissenschaften an den weiterführenden Schulen überarbeitet. Dabei wird darauf geachtet, dass es im Unterricht nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen und fachlichen Kompetenzen geht. Toleranz und Respekt vor anderen Kulturen, Weltanschauungen und Glaubensrichtungen ist auch elementarer Bestandteil des Religionsunterrichts für alle, der gemeinsam mit den Kirchen und anderen Glaubensgemeinschaften weiterentwickelt und umfassend eingeführt wird.
Demokratische Mitbestimmung stärken
Schule soll dazu beitragen, junge Menschen zu mündigen Bürger*innen zu erziehen. Hierzu braucht es Demokratiebildung. Um diese früh zu erfahren, ist Mitbestimmung der Schüler*innen an wesentlichen Aspekten des Schulalltags erforderlich: Sie sollen über Veränderungen an der Schule nicht nur durch Abstimmungen teilhaben, sondern mitgestalten, was ihren Alltag ausmachen wird – vom Schulprogramm bis zur Bewertung der eigenen Schule. Um diese Partizipation zu evaluieren, werden die Schüler*innenräte jeder Schule zukünftig einen Bericht über ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten an ihrer Schule und ihre Jahrestätigkeiten als Schüler*innenrat erstellen und der Schulleitung, dem Projekt SSM (Schüler*innen, Schule, Mitbestimmung) und der Schulgemeinschaft vorlegen. Die jeweils zuständige Lehrkraft unterstützt sie dabei.
Die Koalitionspartner verständigen sich darauf, eine Verankerung von einem eigenständigen, intern rechenschaftspflichtigen, von der Schule direkt bereitgestellten Budget der Schüler*innenräte im Schulgesetz zu prüfen.
Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit eine starke Vernetzung zwischen den Schüler*innenräten der einzelnen Schulen gestärkt und verbessert werden kann.
Im Rahmen der Überarbeitung der Bildungspläne sollen die gendersensible Bildung in Hamburgs Schulen sowie sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Querschnittsthemen verankert werden. Zudem wollen wir das erfolgreiche Bildungs- und Aufklärungsprojekt Soorum weiter unterstützen und, falls wegen erfreulich hoher Nachfrage seitens der Schulen nötig, ausbauen.
Rückenwind geben und Leistung fördern
Die Schulen werden so verbessert, dass sie allen Schüler*innen Freude am Lernen und Freude an der Leistung vermitteln. Dazu gehört, dass die zusätzliche Zeit im Ganztag künftig stärker für zusätzliche Lernangebote und Hilfe bei den Schulaufgaben genutzt werden soll. Hausaufgaben sollen künftig zu Schulaufgaben werden und im Rahmen der Ganztagsangebote nachmittags in der Schule unter pädagogisch qualifizierter Anleitung erarbeitet werden.
Es wird sichergestellt, dass alle Hamburger Schulabschlüsse auf dem gleichen Niveau liegen wie die Schulabschlüsse in den anderen Ländern. Hamburg wird sich deshalb auf Bundesebene für bundesweite Standards und vergleichbare sowie gleiche Aufgaben in allen Abschlussprüfungen einsetzen und in den Hamburger Prüfungen solche Bundesaufgaben fest verankern.
An jeder weiterführenden Schule ist die Begabungsförderung als Konzept verankert und ein entsprechendes Angebot im Unterricht und außerhalb des Unterrichts organisiert. Dieses Konzept an den weiterführenden Schulen wird ausgebaut und erstmals auch an allen Grundschulen eingeführt.
Profilbildung von Schulen
Die Koalitionspartner begrüßen die Profilbildung der Schulen. Zu diesem Zweck können die Schulen die Möglichkeit nutzen, die Stundentafeln und das Schulprogramm anzupassen – sofern sie darlegen können, wie Kompetenzen und Inhalte der Bildungspläne erreicht werden sollen.
Die Koalitionspartner vereinbaren, im Bildungsplan den Hinweis zu geben, dass Fächer innerhalb eines Schuljahres auch im Epochenunterricht und/oder projektorientiert erteilt werden können. Der Schulversuch „Alleskönner“ wird verstetigt.
Die vier bestehenden Grundschulen, die bis zur 6. Klasse führen, bleiben erhalten, wenn es die Schulgemeinschaft will.
Inklusion
Um Schüler*innen mit Förderbedarf besser zu unterstützen, wird allen Grundschulen mindestens eine volle Stelle für eine schulische Assistenz zugewiesen. Die Zahl der zusätzlichen Lehrkräfte für die Förderung förderbedürftiger Kinder wird Schritt für Schritt um wenigstens 200 Stellen erhöht. Um mehr Steuerungswissen über die Inklusion zu erlangen, werden wir die Studien und Untersuchungen fortsetzen und auf dieser Basis versuchen, die Steuerung, die Entbürokratisierung und die Mittelzuweisung voranzubringen sowie ggf. das Verfahren der Schulbegleitungen neu zu justieren.
Um Schüler*innen mit isolierten Lernschwierigkeiten hinsichtlich Schreiben oder Rechnen (Legasthenie/Dyskalkulie), die nicht aufgrund sonderpädagogischen Förderbedarfs oder aufgrund ihrer nicht deutschen Erstsprache bestehen, einen möglichen Schulerfolg nicht zu verweigern, wird geprüft, ihnen nach dem Vorbild anderer Bundesländer und unter Einhaltung der Bestimmungen der Kultusministerkonferenz auch über die Grundschule hinaus einen Nachteilsausgleich und soweit wie möglich einen Notenschutz zu gewähren. Die Koalitionspartner verständigen sich auf eine entsprechende Änderung im Schulgesetz.
Starke Schulen in schwierigen Lagen
Ein zentrales Ziel beider Regierungsparteien hinsichtlich Bildungspolitik ist und bleibt die Abkopplung des Bildungs- und Schulerfolgs von der sozialen Herkunft und somit die Steigerung der Leistungsfähigkeit unseres Schulsystems insgesamt. Schulen mit besonderen Problemlagen werden wir in der kommenden Legislaturperiode in den Fokus nehmen.
Zu diesem Zweck wollen wir das Programm „D 23+“ evaluieren und eine weiterentwickelte Form des Programms über das Schuljahr 2021 hinaus fortführen. Darüber hinaus kommen die Koalitionspartner überein, das Bundesprogramm „Schule macht stark“ zur Stärkung von Schulen in schwieriger Lage bestmöglich für Hamburg nutzen.
Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen bekommen jetzt deutlich mehr Lehrkräfte, um mehr Förderstunden, kleinere Klassen und eine nachhaltige Schulqualitätsentwicklung zu organisieren. Dieses Unterstützungsprogramm wird in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung weiter ausgebaut, indem die Arbeit an den Schulen wissenschaftlich untersucht wird und zusammen mit der Schulgemeinschaft Verbesserungsvorschläge entwickeln werden.
Dies gilt insbesondere für Schulen mit Sozialindex 1 und 2 (KESS Faktor) sowie für Schulen, die im Rahmen ihrer KERMIT-Ergebnisse und anderer Leistungserhebungen Verbesserungsbedarf aufweisen.
Wir werden zehn weitere Schulen in das „D23+“-Programm aufnehmen und dazu die Mittel entsprechend erhöhen. Die zusätzlichen Mittel sollen diese Schulen gezielt und passgenau bei der Unterrichts- und Schulentwicklung unterstützen.
Die Koalitionspartner kommen überein, in diesem Rahmen u. a. folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- Verbesserung v. a. der interkulturellen Familien- bzw. Elternarbeit. Ein Ausbau von Eltern-Kind-Zentren nach Vorbild „Tor zur Welt“ und Campus Steilshoop wird an weiteren Standorten geprüft;
- wo möglich und gewünscht, werden wir Kooperationen zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen fördern;
- ein Aus-, Fort- und Weiterbildungsprogramm speziell für Pädagog*innen an Schulen in schwieriger Lage wird aufgesetzt;
- die Klassengröße an Stadtteilschulen, die am „D23+“-Programm teilnehmen, soll in den Klassen 7 – 10 im Regelfall 25 Schüler*innen nicht überschreiten;
- im Rahmen eines Bildungsmonitorings werden Regionaldaten und Bevölkerungsstruktur in Zusammenhang mit Maßnahmen erforscht.
Mit Beschluss der Schulkonferenz und Zustimmung der für Bildung zuständigen Behörde kann im Ausnahmefall eine Schule die Aktualisierung ihres KESS-Faktors beantragen.
Die Vereinbarung mit den Caterern zum Schulessen wird umgesetzt. Das Schulessen in Grundschulen in sozialen Brennpunkten soll zunächst für 10 Schulen kostenlos angeboten werden.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
In Anlehnung an den Masterplan BNE vereinbaren die Koalitionspartner, die Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Lernorten zu verstärken und zu unterstützen. Die Koalitionspartner werden den „Masterplan Hamburg Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030“ mit hoher Priorität umsetzen und die darin vereinbarten Ziele in allen Bildungsinstitutionen (Kita, Schule, Volkshochschule und Hochschule) sowie im außerschulischen Bereich und in den Bezirken verankern. Dabei ist uns die Evaluation und Weiterentwicklung des Masterplans im Zusammenhang mit der geplanten Koordinierungsstelle in der für Umwelt, Klimaschutz und Energie zuständigen Behörde ein besonders wichtiges Anliegen. Die vier Freiluftschulen werden weiterhin unterstützt; das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung wird saniert und die UNESCO-Projektschulen werden weiterhin ermöglicht.
Gemeinsamer Religionsunterricht für alle
Der gemeinsame Religionsunterricht für alle, an dem alle Kinder, gleich welcher Konfession sie angehören, teilnehmen können, wird in Zukunft in gleichberechtigter Verantwortung aller beteiligten Religionsgemeinschaften erteilt. Kinder und Jugendliche sollen im Religionsunterricht nicht nach Glaubensrichtungen getrennt werden. Der Religionsunterricht wird so gestaltet, dass Kinder und Jugendliche aller Glaubensrichtungen und auch solche, die dezidiert keiner Religion angehören, ansprechende und alle berücksichtigende identitätsstiftende Bildungsangebote bekommen und miteinander ins Gespräch kommen.
Brücken bauen von der Schule in Beruf und Studium
Alle Schüler*innen werden sorgfältig auf den Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf vorbereitet. Dafür ist das neue Schulfach Berufs- und Studienorientierung in der Mittelstufe und in der Oberstufe fest in den Stundenplan aller Stadtteilschulen und Gymnasien eingefügt. Mit neuen Bildungsplänen wird sichergestellt, dass alle Jugendlichen bereits während der Schulzeit ausführlich ihre persönlichen Interessen und Stärken kennenlernen, einen Überblick über ihre beruflichen Möglichkeiten gewinnen, Berufspraktika absolvieren, Bewerbungen einüben und eine gute Entscheidung über ihren weiteren Weg treffen.
In zahlreichen Stadtteilschulen werden im letzten Schuljahr Praxisklassen für die Schüler*innen angeboten, die sich gezielt auf eine Berufsausbildung vorbereiten wollen. Mit zusätzlichen Fachkräften und besonderen Bildungsangeboten werden diese Jugendlichen aktiv bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Ziel ist, ihre Übergangsquote in eine Berufsausbildung zu verdoppeln.
Die Berufsschulen werden zu den modernsten Berufsschulen in Deutschland umgebaut. Dazu werden rund 700 Millionen Euro in die Sanierung, den Umbau und den Neubau der staatlichen Berufsschulen investiert. Rund 15 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren für modernes, sicheres WLAN und digitale Tafeln und Fernseher in allen Unterrichtsräumen sowie Laptops und Tablets für den Unterricht investiert.
Die Koalitionspartner wollen sich noch stärker dafür einsetzen, dass bestehende Ungleichheiten zwischen Berufsausbildung und Studium ausgeglichen werden. Bis heute ist die berufliche Aus- und Weiterbildung gegenüber dem Studium schlechter gestellt. Dies ist auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nicht nachvollziehbar. Deshalb soll frühzeitig damit begonnen werden, Schüler*innen an Berufsausbildungen heranzuführen und eine engere Verzahnung zwischen den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen erreicht werden. Hamburg hat sich daher bereit erklärt, einen Teil der Kosten zu übernehmen, und auch die Bundesregierung hat angekündigt, die Meisterprüfung öffentlich zu finanzieren. Die Koalitionspartner werden mit Nachdruck darauf hinarbeiten, dass die Bundesregierung diese Maßnahme zeitnah umsetzt.
Die Ausbildung von Pflegekräften in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wird künftig so gestaltet, dass alle Auszubildenden eine Ausbildungsvergütung bekommen, keine Schulgelder mehr bezahlen müssen und gemeinsam Kernelemente der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege lernen. Auch sollen diese Ausbildungen durch die Einführung von überbetrieblichem Unterricht neuen Aufschwung erhalten.
Die Aus- und Weiterbildung für die Berufe sozialpädagogische Assistenz sowie Erzieher*in wird so modernisiert, dass alle Erzieher*innen während ihrer Ausbildung entweder Meister-BAföG oder so hohe Praktikumsvergütungen bekommen, dass sie auf einem vergleichbaren Niveau wie Studierende auskömmlich leben können. Mit zusätzlichen Fördermaßnahmen werden Schulabgänger*innen mit einem erweiterten Hauptschulabschluss bei der Berufsausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz unterstützt.
Zum 1. Januar 2020 ist die neue „Berufliche Hochschule Hamburg“ gegründet worden. Sie wird zum Wintersemester 2021/22 den Lehrbetrieb aufnehmen. Langfristig werden bis zu 1.000 junge Menschen in einem integrierten Bildungsgang gleichzeitig und in nur vier Jahren eine hervorragende Berufsausbildung und ein komplettes Bachelorstudium abschließen können.
Der Bildungsgang „Ausbildungsvorbereitung dual (AVdual)“ mit einer Mischung aus Unterricht in den klassischen Schulfächern, Berufsvorbereitungskursen und Praktika in Hamburger Betrieben wird mit zusätzlichen Angeboten zur Sprachförderung und zur beruflichen Integration noch einmal verbessert, um die Übergangsquote weiter zu steigern. Es soll auch daraufhin überprüft werden, ob für schwer beschulbare Schüler*innen eine Verlängerung der Projektteilnahme ermöglicht werden kann. Die Notwendigkeit von Sprachförderung im berufsbildenden Bereich ist durch die Berufsschule festzustellen und danach obligatorisch und integrativ im Rahmen der Schulzeit durchzuführen.
Neben AV Dual, das Jugendliche ohne Anschluss auf eine Ausbildung vorbereitet, bieten die Produktionsschulen schon ab der 9. Klasse denjenigen mit schulverweigerndem Verhalten die Möglichkeit, über einen gewissen Zeitraum hinweg ausschließlich praktische Tätigkeiten auszuüben und so den Zugang zu eigenen Interessen und Möglichkeiten zu erhalten. Die Koalitionspartner sind sich einig, dieses Angebot zu unterstützen und bürokratische Hürden, die im Zusammenhang mit der Platzvergabe bestehen, auszuräumen.
Die EU verdoppelt die Mittel für Auslandsaufenthalte während der Berufsausbildung und strebt eine Verdreifachung der Teilnehmer*innenzahlen an. Die Mittel für die Förderung und Organisation der Auslandsaufenthalte nach Ablauf der aktuellen ESF-Förderung ab 2021 sollen daher entsprechend aufgestockt werden.
Wir betrachten die Anerkennung ausländischer Abschlüsse auch weiterhin als wichtigen Baustein zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Das Landesanerkennungsgesetz und sein Rechtsanspruch auf Beratung bleiben bestehen. Die zuständigen Stellen werden bedarfsgerecht ausgestattet, um Anträge zügig bearbeiten zu können. Die Anerkennungsberatung bleibt unabhängig von staatlichen Stellen ein Teil des Hamburg Welcome Centers. Notwendige Qualifizierungsmaßnahmen werden wir dem Bedarf entsprechend gemeinsam mit Bildungsträgern und den zuständigen Kammern weiterentwickeln. Dabei tragen wir dafür Sorge, dass Kurs- und Prüfungstermine in ausreichender Zahl verankert werden. Wenn nötig, legen wir die Zuständigkeit für die Organisation und Durchführung dieser Angebote rechtlich fest.
Lebensbegleitendes Lernen
In Anlehnung an die nationale Weiterbildungsstrategie wird eine Hamburger Weiterbildungsstrategie erstellt. Die Weiterqualifizierungsanforderungen der Digitalisierung werden im Fachkräftenetzwerk in einem eigenen Arbeitsschwerpunkt bearbeitet, u. a. zur Entwicklung modularer Angebote. Für kleine und mittlere Unternehmen wird ein „Innovations- und Transfercenter Arbeit 4.0“ als Beratungsstelle eingerichtet.
Die Angebote der Erwachsenenbildung werden an einem Ort gebündelt; damit wird eine zentrale Anlaufstelle geschaffen.
Über den Bundesrat soll erreicht werden, dass die Förderung und finanzielle Unterstützung der Menschen, die Qualifizierungen nachholen möchten, künftig auch länger als bis zum 25. Lebensjahr möglich ist. In diesem Zusammenhang wird dann die jetzige Zuständigkeitsgrenze der Jugendberufsagentur bis zum 25. Lebensjahr ebenfalls angehoben. Auch für Geflüchtete ab dem Alter von 25 würde damit die Möglichkeit geschaffen, schulische Maßnahmen im Bereich Ausbildungsvorbereitung annehmen zu können. Ferner setzt sich Hamburg auf Bundesebene dafür ein, Umschulungen mit einer drei- bzw. dreieinhalbjährigen Lernzeit zu ermöglichen, zu finanzieren und das Arbeitslosengeld während einer Umschulung zu erhöhen.
Mit einem Entwicklungsprojekt Volkshochschule 2025 werden die Weichen für die Zukunft der Volkshochschule gestellt, insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Die Volkshochschule wird im Haus der digitalen Welt die digitale Grundbildung sicherstellen und den Zugang zu Digitalisierung mit Bildungsangeboten begleiten. Genau wie die Zentralbibliothek wird die Volkshochschule dadurch sichtbarer und moderner.
Die Koalitionspartner sind sich darüber einig, dass der Grundbildung elementare Bedeutung zukommt. Lesen, Schreiben, Rechnen, finanzielle und digitale Kompetenzen sind die Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben.
Plattdeutsch
Am 26. September 2020 richtet Hamburg den Europäischen Sprachentag aus. In diesem Rahmen wird die Freie und Hansestadt Hamburg bekannt geben, wie sie das Erlernen der plattdeutschen Sprache in Zukunft intensiver fördern wird.