1957: Zu Beginn eine Brieffreundschaft?
Dr. Kurt Sieveking, der damalige Bürgermeister Hamburgs, erhielt im März 1957 einen Brief. Das Exekutivkomitee des Stadtsowjets von Leningrad lud - unter Berufung auf die Völkerverständigung und die Gemeinsamkeiten Hamburgs und Leningrads - den Hamburger Senat zu einem Besuch ein. Die Reaktionen im Hamburger Rathaus waren verhalten und das Auswärtige Amt in Bonn lehnte den Besuch ab. Die Einladung wurde jedoch - ohne Billigung des Auswärtigen Amtes in Bonn - angenommen und bereits im Juni 1957 reiste eine Senatsdelegation in die sowjetische Hafenstadt. Die Atmosphäre entpuppte sich als überaus freundlich, weshalb beide Seiten die Gespräche intensivieren wollten. Daraufhin besiegelten beide Städte, erstmalig in der deutschen Geschichte, einen mündlichen Freundschaftsvertrag, der bis heute Bestand hat.
1960: Höhen und Tiefen
Bereits 1957 besuchte eine Delegation aus Leningrad die Hansestadt Hamburg. In der Folge wurden zahlreiche Vorschläge gemacht, die Verbindung zwischen den Städten zu vertiefen. Allerdings blieben dies häufig Absichtserklärungen, die wegen der angespannten politischen Lage nicht umgesetzt wurden. Es kam in den Folgejahren immer wieder zu Verstimmungen über politische Themen, waren beide Städte doch zum Beispiel hinsichtlich der deutschen Teilung sehr unterschiedlicher Meinung. Allerdings erkannten verschiedene Hamburger Institutionen und Unternehmen die wirtschaftliche Bedeutung des Handels mit der Sowjetunion, woraufhin zahlreiche Kontakte entstanden, die bis heute Bestand haben.
1970: Friedliche Koexistenz
Mit der neuen Ostpolitik der Bundesregierung der 1970er Jahre entspannte sich auch das Verhältnis der beiden Partnerstädte etwas. Gerade die Leningrader Seite gab nach der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages 1972 einen Teil ihrer Zurückhaltung auf und zeigte nunmehr ein feststellbar ernstes Interesse an engeren Kontakten mit Hamburg. 1975 wurde erstmals beschlossen, die gemeinsamen Aktivitäten mittels eines Zweijahresprogramms zu regeln. 1977 wurde eine Vereinbarung über den Schüleraustausch beschlossen, die von vielen Hamburger Schulen genutzt wurde und den Grundstein für einen - zumindest von Hamburger Seite - regen Austausch legte. 1979 fanden in Hamburg die ersten "Leningrad-Tage" statt, die erste gemeinsame Großveranstaltung der beiden Partnerstädte. 1981 gestaltete Hamburg im Gegenzug die ersten "Hamburg-Tage" in Leningrad.
180: Spürbare Entspannung
Mitte der 1980er-Jahre entspannte sich das Verhältnis zwischen beiden Städten deutlich: Während der Gorbatschow-Ära gestaltete sich die Beziehung offener. Die Neuauflage der Partnerschafts-Tage zum 30. Jubiläum und der erste Besuch einer russischen Schülergruppe 1987 läuteten eine neue Ära der Partnerschaft ein. Auch der Besuch einer Wirtschaftsdelegation 1988 trug zur positiven Entwicklung bei.
1990: Partnerschaftliche Hilfe
Als sich im Winter 90/91 und 91/92 die wirtschaftliche Situation in der russischen Partnerstadt massiv verschlechterte, reagierte die gesamte Hansestadt partnerschaftlich und bat ihre Hilfe an. Personen des öffentlichen Lebens riefen zu Spenden auf, eine Vielzahl von Partnerschaftsinitiativen gründete sich und der Senat stellte jeweils 2 Mio. Euro (1990) und 2,5 Mio. Euro (1991) zur Verfügung.
Beständige Zusammenarbeit
Inzwischen besteht die Städtepartnerschaft seit über 60 Jahren. Die regionale Zusammenarbeit zwischen beiden Städten umfasst mittlerweile ganz unterschiedliche zivilgesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und kulturelle Bereiche. Auch zukünftig wollen beide Städte an dieser Zusammenarbeit festhalten.
2022: Aktuelle Lage
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg verurteilt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine scharf. In einem Presse-Statement am 24. Februar 2022 gab der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher bekannt, dass die Vorbereitungen für die Deutsche Woche in Sankt Petersburg seitens der Stadt Hamburg nicht fortgeführt werden. Zudem hat der Erste Bürgermeister seine aus diesem Anlass geplante Reise nach Sankt Petersburg abgesagt.