Die Marco-Polo-Terrassen bei der Sturmflut vom 29.10.2017 bei + 5,48 m über NHN unter Wasser
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Naturkatastrophen Sturmflut: Fragen und Antworten

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Der Hamburger Katastrophenschutz – Naturkatastrophen – Sturmflut – Fragen und Antworten

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Begriffe einfach erklärt

  • Ebbe (= ablaufendes Wasser, also die Zeit zwischen Hochwasser und Niedrigwasser) und Flut (= auflaufendes Wasser, also die Zeit zwischen Niedrigwasser und Hochwasser) stehen umgangssprachlich für das tägliche Spiel der Gezeiten (auch Tiden genannt), ausgelöst durch die Anziehungskräfte von Mond und Sonne. Der Rhythmus beträgt ca. 12,5 Stunden zwischen zwei Fluten.
  • Sturmflut = deutlichen Einfluss auf den Wasserstand haben Windstärke und Windrichtung. Drückt der Wind aus nordwestlichen Richtungen Wasser in die Deutsche Bucht, sprechen wir ab einem Wasserstand von +1,50 m über dem mittleren Hochwasser (MHW) von einer Sturmflut. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (kurz BSH) warnt vor einer Sturmflut ab einem Wasserstand von +1,50 m über dem Mittleren Hochwasser (MHW), das sind +3,65 m über NormalHöhenNull (NHN) am Pegel St. Pauli, der für Hamburg als Bezugsgröße maßgeblich ist. Eine solche Sturmflut wird in Hamburg oft nur als deutlich erhöhter Wasserstand wahrgenommen.
  • Pegel dienen der Messung von Wasserständen. Was einfach klingt, ist doch sehr kompliziert: Schon zwischen den Pegeln St. Pauli und dem nur ca. 1 km flussaufwärts gelegenen Pegel an der Schaartorschleuse gibt es einen Unterschied von einigen Zentimetern. Erst im Jahr 2000 hat man sich europaweit auf eine einheitliche Bezugsebene, dem Normalhöhennull (NHN), geeinigt (siehe Antwort zu "Unterschied zwischen MHW und NHN"). 
  • MHW (auch MThw) = Mittleres Hochwasser (Mittleres Tidenhochwasser) = durchschnittliche Fluthöhe der letzten 5 Jahre (steigt durch den Klimawandel und damit der Erhöhung des Meeresspiegels stetig an)
  • Wasserstandsstufen: Das BSH nutzt für seine Vorhersagen die Begriffe "Sturmflut" (ab 1,50 m über MHW), "schwere Sturmflut" (ab 2,50 m über MHW) und "sehr schwere Sturmflut" (ab 3,50 m über MHW). Da Wasserstände bis 5,00 m über NHN (entspricht 2,85 m über MHW) in Hamburg lediglich als deutlich erhöhtes Hochwasser wahrgenommen werden, benutzt Hamburg eigene Wasserstandsstufen:
    Wasserstandsstufe 0: ab 3,65 m bis 5,00 m ü. NHN
    Wasserstandsstufe 1: ab 5,00 m bis 5,50 m ü. NHN
    Wasserstandsstufe 2: ab 5,50 m bis 6,50 m ü. NHN
    Wasserstandsstufe 3: ab 6,50 m bis 7,30 m ü. NHN
    Wasserstandsstufe 4: ab 7,30 m über NHN
    Anhand der durch den Zentralen Katastrophendienststab (ZKD) ausgerufenen Wasserstandsstufe, werden durch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen abgestufte Maßnahmen zur Gefahrenabwehr getroffen.

Grafik: Vergleich der in Hamburg gebräuchlichen Pegelhöhen

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Wer ist gefährdet?

Bei sehr schweren Sturmfluten kann das gesamte Niederungsgebiet der Elbe betroffen sein. Grundsätzlich ist aber ein Großteil dieses Gebietes durch die Hauptdeichlinie mit unseren vielfältigen Hochwasserschutzanlagen bis zu einem Wasserstand von +7,30 m über NHN sicher. Dieser Wasserstand wurde im Übrigen in der Vergangenheit (höchste Sturmflut 1976 mit +6,45 m über NHN) noch nie erreicht. Betroffen von einer Sturmflut sind in jedem Fall die Gebiete, die vor der Hauptdeichlinie liegen. Aber auch hier haben wir vielfältige Sicherungseinrichtungen, wie z.B. die privaten Polder im Hafen oder den objektbezogenen Hochwasserschutz in der HafenCity. So ist eine konkrete Gefährdung der Personen, die im Niederungsgebiet der Elbe leben, immer auch abhängig von:

  • der Nähe zum Deich,
  • der Art der Bebauung,
  • der Geländehöhe,
  • dem möglichen Wasserstand nach evtl. Deichbrüchen und
  • dem Standort im überflutungsgefährdeten Gebiet.

Ein Bild von Ihrer konkreten Gefährdungssituation können Sie sich machen, wenn Sie das für ihr Gebiet betreffende Sturmflutmerkblatt der Behörde für Inneres und Sport bzw. für das Hafengebiet die Broschüre Sturmflutschutz im Hamburger Hafen von Hamburg Port Authority einsehen.

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Wie ermittle ich die Höhenlage meines Hauses?

Über die Benutzung des Hamburger Geoportals im Internet ("GeoOnline" oder "FHH-Atlas") können Sie abschätzen, welche Höhen in Ihrer Umgebung vorliegen und welchen Gefährdungen Sie dadurch ausgesetzt sind. Eine Erklärung dazu finden Sie hier.

Die Nutzung des Geoportals geschieht in eigener Verantwortung.

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Was bedeutet der Begriff Bemessungswasserstand?

Das ist der höchste anzunehmende Wasserstand für ein konkretes Bezugsgebiet, welcher bei einer extremen, bisher noch nie erreichten Sturmflut, eintreten könnte.

Der neue Bemessungswasserstand für Hamburg liegt bei +8,10 m über NHN und ist im Herbst 2012 vom Hamburger Senat auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Abstimmung mit den Nachbarländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen neu festgesetzt worden. Er ist perspektivisch auf die Zukunft gerichtet und bezieht eventuelle Auswirkungen des Klimawandels in diesem Jahrhundert mit ein. Damit Hamburg in der Zukunft mit seinen Hochwasserschutzanlagen gut aufgestellt ist, haben wir schon heute diesen hohen Bemessungswasserstand.

Die Maßnahmen des Katastrophenschutzes bleiben aber zunächst auf den bis 2012 gültigen Bemessungswasserstand von +7,30 m über NHN ausgerichtet und müssen erst angepasst werden, wenn das Hamburger Bauprogramm zur Erhöhung der Deiche und Hochwasserschutzanlagen etwa im Jahr 2050 abgeschlossen ist.

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Wo erhalte ich Informationen zu aktuellen Wasserständen bei Sturmfluten?

Hamburg Port Authority (HPA) / Hamburger Sturmflutwarndienst (WADI)
Öffentlicher Sturmflut-Informationsdienst: Tel. 040 - 428 99 1111
Internet: HydroOnline - als Referenzhorizont "NHN" einstellen und als Messstelle "St. Pauli".

Im Bereich "Sturmflut (WADI)" werden aktuelle Meldungen des Hamburger Sturmflutwarndienstes (WADI) veröffentlicht, die in der Kurvenansicht auch eingeblendet werden. Solange der WADI noch keine eigenen Berechnungen veröffentlicht, werden hier die Vorausberechnungen des BSH angezeigt.

Achtung! Maßgeblich für Hamburg sind ausschließlich die Angaben des WADI !!!

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Sturmflutwarndienst: Tel. 040 - 31 90 31 90
Internet: Pegelkurve Hamburg, St. Pauli, Elbe
Die Pegelkurve ist auf Pegelnullpunkt (PNP) voreingestellt und sollte in den Einstellungen (unterhalb "Zeitraum") auf Normalhöhennull (NHN) umgestellt werden. Die Angaben sind in Zentimeter "cm" dargestellt.

Pegel St. Pauli
Automatische Wasserstandsansage (NHN): Tel. 040 - 428 47 32 85
(keine Vorhersage)

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Wie kann ich mich im Vorwege über Sturmfluten informieren?

Es gibt diverse Publikationen der Katastrophenschutzbehörden:

Informationen erhalten Sie, neben den auf diesen Seiten dargestellten Informationen, auch über die Internetauftritte der entsprechenden Fachbehörden:

 

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Wann wird gewarnt?

Ab +3,65 m über NHN haben wir in Hamburg bereits eine Sturmflut. Die Auswirkungen werden kaum wahrgenommen. In niedrig gelegenen Gebieten im Hafen z.B. wird dann unter Umständen bereits die ein oder andere Straße überflutet. Auch der Fischmarkt wird ab +3,50 m über NHN überflutet.
Daher wird partiell in einigen wenigen Gebieten (z.B. im Hafen) bereits ab einer Vorhersage von +3,65 m über NHN vor einer Sturmflut gewarnt.

Zur Beachtung:
Bei einer Sturmflut-Vorhersage von mehr als 4,50 m über Normalhöhennull (NHN) sind für Hamburg ausschließlich die Vorhersagen des Hamburger Sturmflutwarndienstes (WADI) maßgeblich!!!
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Wie wird gewarnt?

Lautsprecherwagen der Polizei im Einsatz zur Warnung der Bevölkerung Lautsprecherwagen der Polizei im Einsatz zur Warnung der Bevölkerung

Im Hafen wird bereits bei einem erwarteten Wasserstand ab +3,65 m über NHN durch zwei Böllerschüsse gewarnt. Gleichzeitig dazu wird eine Warnmeldung auf die Warn-App NINA gesendet und die lokalen Rundfunkanstalten informiert.

Je nach Lage des betroffenen Gebietes wird bereits bei einer Vorhersage ab +4,50 m NHN mit Lautsprechwagen gewarnt.

Die Sturmflutsirenen werden erst bei Vorhersage einer sehr schweren Sturmflut von mehr als +7,30 m über NHN aktiviert.

INFO:
Über ein von Bund und Ländern gemeinsam betriebenes satellitengestütztes Modulares Warnsystem (MoWaS) besteht für jeden Bürger die Möglichkeit, Warnungen per App auf dem Smartphone zu erhalten. Laden Sie sich dazu die Warn-App NINA aus dem jeweiligen Store für Apple oder Android herunter. Auch an Warn-Apps kommerzieller Anbieter (z.B. BIWAPP oder KatWarn) werden diese Warnungen weitergeleitet.


Der Hamburger Sturmflutwarndienst WADI warnt besonders gefährdete Betriebe und Dienststellen sowie private Haushalte im Hafen mittels Funkempfänger oder auch telefonisch über hinterlegte Rufnummern.

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Wann und wie wird evakuiert?

Im Regelfall wird bei einer vorhergesagten Wasserstandsstufe 4 - das sind Höhen ab 7,30 m über NHN bzw. +5,15 m über dem mittleren Hochwasser die Evakuierung bestimmter Gebiete (Evakuierungsgebiete) angeordnet. Hier besteht die reale Gefahr, dass die Flut die Hochwasserschutzanlagen überströmt und sich das Wasser in den geschützten Bereichen der Stadt ausbreitet. Einige wenige Gebiete, die sich ungeschützt vor der Hauptdeichlinie befinden und die nicht durch die Warftbauweise (wie in der HafenCity) geschützt sind, werden noch vorher evakuiert.

In besonderen Situationen, wie z.B. bei der Gefahr von Deichbrüchen und Deichüberströmungen ist eine Evakuierung der betroffenen Bevölkerung vorgesehen. Die Entscheidung über eine Evakuierung erfolgt rechtzeitig vor dem Eintritt des Hochwassers und wird über die Medien und über örtliche Lautsprecherdurchsagen bekannt gegeben.

Im Falle einer Evakuierung sollten Sie auf diese Durchsagen achten und auch Ihre Nachbarn, insbesondere diejenigen, die aufgrund von Behinderungen, Sprachbarrieren oder eingeschränkter Mobilität möglicherweise Unterstützung brauchen, informieren. Verlassen Sie schnellstmöglich das Gebiet und nutzen Sie hierzu auch bereitgestellte Busse und S-Bahnen. Die bereitgestellten Busse finden Sie an festgelegten Sammelplätzen. Hierbei handelt es sich überwiegend um Bushaltestellen, die als Sammelplätze gekennzeichnet wurden. Die Sammelplätze für Ihren Bereich können Sie auch den Sturmflutmerkblättern der Behörde für Inneres und Sport entnehmen. Für evakuierte Personen werden im Bedarfsfall Notunterkünfte bereit gestellt. Sollte eine Evakuierung nicht mehr möglich sein, werden in Wilhelmsburg zusätzlich sogenannte Fluchtburgen eingerichtet. Es handelt sich hierbei um flutsichere Gebäude, die wie die Notunterkünfte durch Hilfsorganisationen betreut werden.

Sollten Sie oder Ihre Nachbarn Hilfe benötigen, wenden Sie sich an die für diesen Zweck geschaltete Hotline. Informationen können Sie über das Internet, das Radio und das Bürgertelefon 040-115 erhalten.

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Was kann ich selber tun?

Ermitteln Sie die Höhenlage Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung, damit Sie wissen, ob Ihnen Gefahr droht. Besonders groß ist die Gefahr im Hafen und vor den Deichen. Vergleichen Sie den vorausgesagten Wasserstand mit der Höhenlage Ihres Gebäudes. In Ihrem Bezirksamt können Sie Auskünfte über Schutzmaßnahmen erhalten. Dort stehen auch Lage- und Höhenkarten sowie weiteres Informationsmaterial zur Verfügung. Sichern Sie elektrische Einrichtungen, Öltanks und wassergefährdende Chemikalien wie Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger und schützen Sie Ihr Vieh und sonstige Tiere.

Beachten Sie unbedingt die Warnhinweise! Prägen Sie sich die Warnungen ein! Schalten Sie vor allem Ihr Radio ein und kommen Sie den Aufforderungen nach!

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