Wie reagieren die Beschäftigten im Hafen, wenn sie das fertige Ergebnis „Blue Port Hamburg" zum ersten Mal sehen?
„Sie nehmen ihren Arbeitsplatz auf einmal wieder mit Stolz wahr, fotografieren und überraschen mich mit Wänden voller Fotos in ihren Bauwagen, Büros und Werkhallen. Das Stammwerk einer Firma sitzt zum Beispiel in Johannesburg und in dessen Empfangshalle hängen nun Bilder vom Blue Port Hamburg, die die Arbeiter hier in Hamburg geschossen haben. Das macht sie natürlich sehr stolz und mich obendrein. Die Menschen, die hier jeden Tag zum Arbeiten herkommen, sehen den Hafen – ihren Arbeitsplatz – plötzlich wieder mit anderen Augen."
Wie beteiligen sich die Menschen im Hafen sonst an Ihrem Projekt „Blue Port Hamburg"?
„Unikai, ein Terminal der HHLA, bekommt von den ansässigen Mitarbeitern ein zwölf Meter großes Doppel-H. Es wird an der Kaispitze des Geländes, an der die großen Grimaldi-Schiffe anlegen, blau leuchten. Weiterhin beteiligt sich das Stahlwerk ArcelorMittal, indem es alte Seezeichen, wie sie früher in Häfen zum Einsatz kamen, anfertigt und blau schimmernd an exponierte Stellen im Hafen bringt. Die werden heutzutage eigentlich gar nicht mehr hergestellt, haben aber trotz ihrer Größe und ein paar Tonnen Gewicht so etwas figürliches. Man braucht sie heute dank GPS ja eigentlich nicht mehr, beim Blue Port bekommen diese antiken Riesen wieder eine Bühne."
Was passieren beim Aufbau von „Blue Port Hamburg" für spannende Geschichten hinter den Kulissen?
„So spannend wie anstrengend ist, dass wir meist nur kleine Zeitfenster haben, um in laufenden Betrieb einzugreifen. Wenn wir beispielsweise die gesamte Länge der Köhlbrandbrücke beleuchten, wird eine komplette Spur für uns gesperrt, aber nur für vier Stunden. Das heißt, dass wir mit einem LKW voller Lampen und dahinter einem Sprinter voller Helfer im Akkord Lampen abladen und festzurren müssen. Die meisten Arbeiten müssen ohnehin nachts erledigt werden, da tagsüber noch mehr Betrieb herrscht."
Warum gerade Blau?
„Es ist die Farbe, die in der Natur am wenigsten vorkommt, zumindest im mineralischen Bereich. Maler mussten früher schon sehr viel hinblättern, um an Blau zu kommen und es ist nach wie vor eine sehr wertvolle Farbe. Es hat etwas maritimes, Himmel und Meer sind beide blau. Es ist die Farbe des 20. Jahrhunderts und deren Protagonisten. Von Yves Klein über Picasso bis zum Blauen Reiter. Dazu kommen noch ganz praktische Gründe: Es ist die einzige Chance, sich gegen das Betriebslicht in Gelb und Weiß durchzusetzen, Rot und Grün sind natürlich tabu. Je nach Frequenz ist Blau auch eine sehr angenehme Farbe, die laut Goethes Farbenlehre anregt, aber nicht aggressiv durchdringt, sondern nachwirkt. Blau besitzt eine kurze Wellenlänge und die höchste Energie, die höchste Steigerung, aber in der Wahrnehmung strahlt es Ruhe und Gelassenheit aus."
Nehmen die Hamburger ihren Hafen dank des „Blue Port Hamburg" anders wahr?
„Die eigene Stadt ist die fremde Stadt, man erkennt sie erst wieder, wenn man sie anderen vorführt. Ein wenig Verfremdung kann dazu führen, dass man auf einmal wieder empfänglich wird für das, was vor den eigenen Augen geschieht. Man muss nur aufpassen, dass man nicht zu stark verfremdet. Im übertragenen Sinne mit der Axt durchlaufen kann ich nur einmal, danach habe ich nur Trümmer. Feine Veränderungen kann ich öfter durchführen und damit den Hamburgern ihren Hafen zurückgeben, weil sie ihn wieder bewusst wahrnehmen und seine Schönheit schätzen lernen."