Kohlebeschickung in Handarbeit
Der Dampf-Eisbrecher Stettin gilt als eines der größten von Hand mit Kohle befeuerten Dampfschiffe der Welt. Um das original erhaltene Schiff in Fahrt zu bringen, müssen im Kesselraum rund 1000 Kilogramm Kohle pro Stunde geschaufelt werden: Zu zweit und – wenn im Sommer der Wind ungünstig steht – mitunter bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius!
Ein ganz schöner Knochenjob, für den bei Ausfahrten der Stettin ein Team von sechs bis acht ehrenamtlichen Heizerinnen und Heizern gebraucht wird, die sich in Schichten abwechseln. Einer von ihnen ist Bert. Der 61-Jährige kommt eigentlich aus dem kaufmännischen Bereich und hat vor gut zehn Jahren den Weg zur Stettin gefunden. Seitdem engagiert er sich im Kesselraum und ist inzwischen als Oberheizer für das Team der Heizerinnen und Heizer verantwortlich.
Wir haben Bert gefragt, was die Stettin so besonders macht und wieso die ehrenamtliche Arbeit für den Erhalt der Traditionsschiffe so wichtig ist:
„Ohne ehrenamtliche Tätigkeit stünde die Traditionsschifffahrt vor dem Aus“
hamburg.de: Welche Rolle übernimmst du an Bord?
Bert: Ich bin Heizer. Zum einen bin ich also fürs Kohle schaufeln zuständig. Darüber hinaus versuche ich, einmal in der Woche in der Geschäftsstelle des Vereins, die auch ehrenamtlich geführt wird, mitzuwirken. Das klappt mal mehr mal weniger: Im Winter eher mehr, im Sommer, wenn wir auf Fahrt sind, naturgemäß eher weniger.
Warum ist das Ehrenamt so wichtig für den Erhalt der Traditionsschiffe?
Weil es anders nicht geht. Ein Schiff dieser Größenordnung, oder überhaupt Traditionsschiffe, für die Zukunft zu erhalten, ist nicht finanzierbar, wenn es mit bezahlter Arbeit geleistet werden soll. Ohne ehrenamtliche Tätigkeit stünde die Traditionsschifffahrt vor dem Aus.
Was ist für dich das Schönste am Ehrenamt?
Du kommst an Bord und die Außenwelt ist vergessen. Viele der Kameraden und Kameradinnen verbringen den Großteil ihres Jahresurlaubs auf der Stettin. Auch die berichten, dass der Erholungswert hier an Bord, trotz teilweise doch anstrengender, körperlicher Arbeit, grandios ist. Das Zeitgefühl verändert sich total. Du bist hier drei Tage an Bord und hast das Gefühl, du bist eine Woche raus. Die Außenwelt interessiert dann eigentlich gar nicht mehr so richtig.
Warum hast du dich für ein Ehrenamt auf der Stettin entschieden?
Das war purer Zufall. Vor ungefähr zehn Jahren bin ich aus dem Beruf ausgeschieden und wollte mir ein Hobby suchen. Gerade zu diesem Zeitpunkt haben meine Frau und ich eine Reise mit der Stettin unternommen. Eigentlich gar nicht mit dem Ziel, hier zu arbeiten: Wir sind von Kiel aus nach Hamburg gefahren. Ich war mehr oder weniger den ganzen Tag im Maschinenraum und im Kesselraum – und hab unmittelbar danach meinen Mitgliedsantrag unterschrieben. Das Schöne: Meine Frau, die noch berufstätig ist, hat das Gleiche gemacht und arbeitet hier an Bord jetzt auch im Service.
Was ist das Besondere an der Stettin?
Das Besondere an der Stettin ist die Einzigartigkeit der gesamten Maschinen- und Technikanlage. Sowas gibt es, soweit ich weiß, in der Konfiguration auf der Welt nicht nochmal. Mit dieser urtümlichen Technik arbeiten zu können – als jemand, der sonst eigentlich am PC arbeitet – ist unglaublich bereichernd. Dazu kommt die Interaktion mit Menschen, die man im „normalen Leben“ gar nicht treffen würde. Das gibt einem ganz viel zurück. Es begeistert mich einfach, sich den ganzen Tag in netter Gesellschaft zu verausgaben und den Abend dann auch entsprechend ausklingen zu lassen.
Wie viel Zeit verbringst du mit dem Ehrenamt auf der Stettin?
Ich versuche um die 30 Tage im Jahr zu fahren. Dazu kommen die Stunden, die im Winter geleistet werden. Wir treffen uns im Winter in der Regel alle 14 Tage zum Arbeitseinsatz. Plus die Anzahl der Stunden in der Geschäftsstelle. Unterm Strich kommt bei mir so ein knapper Halbtagsjob zusammen. „Job“ in Anführungszeichen, denn wir arbeiten ja ehrenamtlich.
Du möchtest dich ehrenamtlich auf dem Dampf-Eisbrecher Stettin engagieren? Hier bekommst du weitere Infos: Dampf-Eisbrecher Stettin