Die Geschichte des Alstermotorschiffes Tarpenbek
Zur Modernisierung der damals aus alten Dampfschiffen bestehenden Alsterflotte wurde das Schiff 1935 als Prototyp einer größeren Serie damals zeitgemäßer Diesel-Motorschiffe von der Werft August Pahl in Hamburg-Finkenwerder gebaut. Tarpenbek war das erste Alsterschiff, dessen Aufbauten ganz aus Stahl gefertigt waren.
Im Sommer 1946 wurde die Tarpenbek als erstes Schiff der Alsterflotte für Fahrten zwischen Jungfernstieg und Winterhude eingesetzt. Die Mitfahrt war zunächst nur den Angehörigen der britischen Besatzungsmacht gestattet. 1959 entfiel durch Einbau einer neuen Antriebsmaschine der Maschinenschacht im Fahrgastraum.
Für den Einsatz auf der Alsterlinie 53 vom Jungfernstieg zur Mundsburger Brücke wurde das Schiff 1962 zum Ein-Mann-Schiff mit elektrisch angetriebenen Türen und Anlegemagneten umgebaut. Ein Unfall beendete 1988 den Einsatz auf der Alster. Das Schiff sollte für einen Werftaufenthalt auf die Elbe verholt werden. Durch einen Fehler beim Ballastnehmen legte sich die Tarpenbek auf die Seite und sank am Anleger Jungfernstieg. Nach der Bergung wurden Motor und Ruderanlage entfernt und das Schiff zum Lieger umgebaut und als Hein Gas an die Hamburger Gaswerke verkauft.
Nach der Fusion der Hamburger Gaswerke mit der Firma E.ON Hanse im Jahr 2003 wechselte das Schiff seinen Liegeplatz vom Hochwasserbassin in Hamburg-Hammerbook nach Rendsburg, wo es an einem Werksgelände der E.ON Hanse an der Eidermündung lag. Da dort kein Interesse an einer Nutzung des Liegers bestand, bemühte sich der Verein Alsterdampfschifffahrt e.V. um die Erhaltung des Schiffes. Doch ein Erwerb scheiterte aus rechtlichen Gründen und schließlich wurde die Hein Gas 2014 an einen Gastwirt verkauft. In Rade am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals wurde das Schiff an Land gesetzt und bis zur Wasserlinie in den Marschboden eingegraben.
Die Tarpenbek heute
2015 gelang es dem Verein Alsterdampfschiffahrt e.V., das Schiff zu retten. Nach dem Erwerb wurde der Schiffsrumpf im Jahr 2018 umfassend in historischer Nietbauweise saniert und zum Museumshafen Harburg verholt. Dort wartet das Schiff, das mittlerweile wieder den Namen Tarpenbek trägt, auf seine weitere Restaurierung.
Der Verein Alsterdampfschiffahrt e.V. plant, das Schiff mit einer modernen elektrischen Antriebsanlage auszustatten und wieder auf der Alster auf seiner Museumslinie vom Jungfernstieg zum Museum der Arbeit in Barmbek einzusetzen. So könnte das Schiff - wie schon mehrfach in seinem Lebenslauf - zum Prototyp für einen zeitgemäßen Antrieb der in Hamburg so vertrauten klassischen Alsterschiffe werden. Allerdings stehen die dafür erforderlichen behördlichen Genehmigungen noch aus.
Technische Daten der Tarpenbek
- Baujahr: 1935
- Länge: 20,56 Meter
- Breite: 4,7 Meter
- Tiefgang: 1,05 Meter
Liegeplatz: Museumshafen Harburg, Lotsekai, Hamburg-Harburg
Weitere Infos: Alsterdampfer