Friedhof und Erholungspark
Der Friedhof Ohlsdorf ist eine idyllische Parkanlage mit 450 Laub- und Nadelgehölzarten, geschwungenen Wegen, Hügeln, Teichen und Bächen. Als der Architekt und spätere Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes den Friedhof 1877 anlegen ließ (siehe unten "Geschichte des Friedhofs"), verfolgte er von Anfang an die Idee eines Landschaftsgartens nach englischem Vorbild. Zugleich sollte der Friedhof der Erholung der Hamburger dienen, denn Parkanlagen gab es in der Hansestadt zu dieser Zeit noch nicht.
Heute ist der Park sogar ein Zufluchtsort für selten gewordene Tierarten wie Igel, Uhu oder Fledermaus geworden. Auch Graureiher und Rehe fühlen sich auf dem Gelände wohl. Am Prökelmoorteich brüten Gänse, mit ein bisschen Glück bekommt man hier sogar Wasserschildkröten zu sehen, die sich in der Sonne wärmen.
Zwischen all dem Grün befinden sich neben schlichten Gräbern eine Mischung aus historischen Bauten, Mausoleen, Gartendenkmälern, Grabplastiken, Skulpturen und modernen Themengrabstätten.
Der Friedhof zieht Jahr für Jahr viele Touristen an, besonders zur Rhododendrenblüte Ende April bis Anfang Juni. Aber auch viele HamburgerInnen suchen auf dem 400 Hektar großen Parkgelände gerne Ruhe und Entspannung oder genießen den grünen Reichtum, für den der Friedhof zu Recht berühmt ist. Zahlreiche Holzbänke sorgen dafür, dass jeder ein ebenso gemütliches, wie abgeschiedenes, idyllisches Plätzchen für sich findet.
Zwar verlaufen einige Straßen für Autos, Radfahrer und zwei Buslinien (Linie 170 und 270) durch den Park, aufgrund seiner Größe wird das grüne Idyll dadurch jedoch nicht beeinträchtigt.
Imposante Familiengrabanlagen
Der Plan von Cordes sah große abgeschirmte Flächen vor, die von den reichen Hamburger Familien als Ort der Erinnerung über mehrere Generationen belegt werden konnten. Die Gestaltung der Familiengräber war weitgehend freigestellt. Die erste Anlage nahm 1881 die Familie Laeisz mit ihren Verwandten Canel, Hanssen und Meerwein in Besitz.
Bald entwickelte sich ein regelrechter Kult um die Familiengräber. Bekannte Architekten und Künstler wurden mit der Erstellung imposanter Gräber, Mausoleen, Säulenhallen und Plastiken beauftragt, darunter Ernst Barlach, Gerhard Marcks und Fritz Schumacher.
Sonderanlagen
"Auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es viele kleine Friedhöfe auf einem großen Friedhof“, so könnte man es durchaus ausdrücken. Neben den Grabstätten für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, gibt es auch Anlagen für Vereine (Garten der Frauen e.V.), für Opfer der Hamburger Sturmflutnacht 1962, für Dichter (Dichterhügel), für sowjetische Kriegsgefangene und mehr. Alle Sonderanlagen
Wo Hamburgs bekannte Namen ruhen
Viele bekannte Personen aus den Bereichen Theater, Musik, Literatur und Politik haben auf dem Friedhof Ohlsdorf ihre letzte Ruhestätte gefunden. Dazu gehören neben vielen anderen: Helmut Schmidt (1918–2015, zusammen mit seiner Frau Loki), Heinz Erhardt (1909–1979), Wolfgang Borchert (1920-1947), Monica Bleibtreu (1944–2009), Jan Fedder (1955-2019), Inge Meysel (1910–2004), Fritz Schuhmacher (1869-1947), Hans Albers (1891-1960), Carl Hagenbeck (1844-1913), Gustav Gründgens (1899-1963), Domenica Niehoff (1945-2009) , Richard Ohnsorg (1876-1947),, Philipp Otto Runge (1777-1810), James Last (1929-2015)
Friedhofs-App, ausgeschilderte Motto-Wege, Führungen
Mit der App "Friedhof Ohlsdorf" können sich BesucherInnen auf dem Ohlsdorfer Friedhof orientieren. Die App enthält über 700 Orte, darunter sind 580 Prominentengräber, Kapellen, Friedhofsgärtnereien und Grabanlagen. Auch alle Bushaltestellen, Toiletten, Notrufsäulen, Parkplätze und Eingänge werden angezeigt, sowie die Öffnungszeiten. Die App zeigt per GPS den eigenen Standort an und hat eine Filterfunktion beispielsweise für die Prominentengräber. Die Originalkarten des Friedhofs sind in die App eingebunden, so dass sie offline genutzt werden kann. Erhältlich ist die App für iOS und Android auf Deutsch und Englisch im App Store sowie im Google Play Store.
Drei ausgeschilderte Wege laden unter den Mottos „Prominente, Plastiken und Parklandschaft“ (Rot), „Vom Krematorium zur Dichterecke“ (Blau) und „Nordteich und Stiller Weg“ (Grün) zum eigenen Erkunden ein.
Zudem bietet der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof regelmäßige Führungen an. In den Führungen wird der Reichtum der Ohlsdorfer Grabmalkultur bekannt gemacht.
Café Fritz
Nach einem Spaziergang durch den Parkfriedhof kann man im Café Fritz Kaffee und Kuchen genießen, oder auch eine Currywurst mit frisch gezapften Bier. Das Café Fritz befindet sich am Forum Ohlsdorf auf dem Parkgelände.
Die Geschichte des Friedhofs Ohlsdorf
Wegen des großen Bevölkerungswachstums, stellte der Hamburger Senat ab 1854 Überlegungen zur Erschaffung eines neuen Zentralfriedhofs an, bei dem die Gräber inmitten großzügiger Grünanlagen angelegt werden konnten. Auch humanistische Gründe spielten eine Rolle, beispielsweise sollte jedem Bürger ein eigenes Grab mit Registrierung, Grabmal und Pflanzbeet zustehen.
1874 erwarb die Stadt in der Umgebung etwa 130 Hektar Wiesen- und Feldflächen zwischen der Fuhlsbüttler Straße und der preußischen Grenze bei Bramfeld. Der Oberingenieurs Franz Andreas Meyer entwarf 1875 einen vorläufigen Generalplan in dem festgelegt wurde, dass die „Gesamtanlage der Umgebung parkartig und landschaftlich gehalten werden müsse"
Mit der Ausarbeitung des Generalplans beauftragte die Stadt 1876 den Architekten Wilhelm Cordes, der auch zum Friedhofsdirektor ernannt wurde. Von Anfang an verfolgte Cordes die Idee, den Friedhof Ohlsdorf als öffentlichen Erholungspark zu gestalten, denn Parkanlagen zur Erholung gab es damals in Hamburg noch nicht. Am 1. Juli 1877 wurde der Friedhof feierlich eröffnet, dabei fanden die ersten drei Beisetzungen statt. Es handelte sich dabei um Verstorbene, die sich bis dato keine eigenes Grab hätten leisten können.
Während seiner beinahe 40 Jahre dauernden Amtszeit gestaltete Wilhelm Cordes den Friedhofs nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten mit natürlich anmutenden Landschaftsformen, Gewässern, Wegen und Pflanzungen. Von Cordes stammen auch acht zwischen 1880 und 1912 erbaute Kapellen, von denen heute noch sechs erhalten sind, sowie das Verwaltungsgebäude.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 wurden Friedhofsdirektor Cordes und dem Hamburger Senat ein Grand Prix verliehen, mit dem die weltweite Vorbildfunktion der Friedhofsanlage gewürdigt wurde.