Schutz vor Piraten
Das Wahrzeichen der Insel Neuwerk ist ein echtes Stück Geschichte. Ursprünglich wurde der Neuwerker Leuchtturm vor hunderten von Jahren als Wehrturm erbaut, um die Elbmündung vor Piraten und Plünderern zu schützen und den für Hamburg so wichtigen Handel über die Wasserstraße abzusichern. Zudem sollte der Turm die Funktion eines sichtbaren Orientierungszeichens für Schiffe erfüllen und war nicht selten der Zufluchtsort für Einheimische, wenn schwere Sturmfluten die kleine Insel in der Nordsee heimsuchten.
Auch gegen Überfälle war man damals schon gewappnet und ließ sich etwas Cleveres einfallen: Im Bau gibt es keinen ebenerdigen Eingang. Der Zugang zu den Innenräumen des Turms befindet sich bis heute im ersten Stock und ist nur über eine Holztreppe zu erreichen. Ganze zehn Jahre dauerte der Bau, bis der Neuwerker Leuchtturm dann im Jahre 1310 fertiggestellt wurde. Als ein schwerer Brand um 1372 den Turm fast vollends ausbrennen ließ, musste Hamburg das Bauwerk umfassend erneuern.
Vom Wehrturm zum Leuchtturm
Erst seit 1814 wurde der Wachturm zu einem Leuchtturm ausgebaut. Bevor er ab 1942 mit elektrischem Strom und ab 2014 mit LED betrieben werden konnte, musste man sich bei den Leuchtmitteln anders helfen. Von glühenden Kohlen Mitte des 17. Jahrhunderts, über Argand-Lampen, verbesserte Öllampen, und Parabolspiegel bis hin zu einem Petroleum-Glühlichtfeuer, waren die Lichtquellen immer auch von den technischen Möglichkeiten der Zeit abhängig.
Das elektrische Licht hatte vor allem im Krieg eine nützliche Funktion, immerhin war man so in der Lage, das Leuchtfeuer schnell an- und auszuschalten. Stolze 30 Kilometer reichte der Lichtkegel des Turms Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit Glück konnte man es sogar von Helgoland aus sehen.
Knapp 40 Bewohner und etwa 100.00 Besucher
Als Wahrzeichen der Insel besuchen tausende Inselbesucher jährlich den Turm und kämpfen sich über die Stufen und die Wendeltreppe nach oben. Zusammen mit den Inseln Nigehörn und Scharhörn hat Hamburgs Stadtteil Neuwerk, der zum Bezirk Hamburg-Mitte gehört, gerade einmal 40 Einwohner. Dabei kommen im Jahr knapp 100.000 Besucher auf die Insel, um den historischen Leuchtturm und die vielfältige Vogelwelt zu bewundern. Über 138 Treppenstufen gelangen Besucher gegen eine kleine Gebühr auf die Aussichtsplattform in knapp 40 Metern Höhe. Dort werden sie dann aber mit einem atemberaubenden Blick über das endlose Wattenmeer belohnt.
2010 war ein ganz besonderes Jahr für Hamburgs ältestes Bauwerk: Der seit 1924 unter Denkmalschutz stehende Leuchtturm feierte quasi seinen 700. Geburtstag. Zu diesem Anlass gab es sogar eine Briefmarke und einen Sonderstempel.
Skurrile Herberge
Wer kann schon von sich behaupten, einmal in einem echten Leuchtturm genächtigt zu haben? Inzwischen ist das in dem Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert für Gäste möglich. Für diejenigen, die einige Tage Ruhe suchen und die besondere Atmosphäre der roten Backsteinmauern genießen wollen, verfügt der ehemalige Wehrturm über sieben Zimmer.
Neuwerk ist von Cuxhaven-Sahlenburg in 1,5 Stunden mit dem Wattwagen der Insel oder auch dem Fahrgastschiff MS Flipper zu erreichen. Zu Fuß gelangt man in knapp zehn Minuten zur Pension Leuchtturm.