Das Mahnmal St. Nikolai in der Altstadt
Am Hopfenmarkt, zwischen Rathaus und Speicherstadt, liegt das Mahnmal St. Nikolai. Die Ursprünge der Kirche reichen zurück bis ins Mittelalter. Nach dem verheerenden Großen Brand 1842, bei dem die alte St. Nikolaikirche abbrannte, wurde in kürzester Zeit (von 1846 bis 1882) eine neue Kirche im neugotischen Stil errichtet.
Im Sommer 1943 wurde diese Kirche während der Bombenangriffe der „Operation Gomorrha“ zu großen Teilen zerstört. Der Kirchturm blieb unzerstört erhalten. Teile der Mauern des Kirchenschiffs wurden 1951 abgerissen. 1960 wurde die Kirchenruine unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1977 ist sie Mahnmal und Erinnerungsstätte. Seit 1987 setzt sich ein Verein für den Erhalt der Ruine und eine aktive Erinnerungs- und Kulturarbeit am Ort ein.
Von 2014 bis 2017 wurde das Mahnmal St. Nikolai restauriert, mehr als 14 Millionen Euro wurden in den Erhalt der ehemaligen Hauptkirche investiert. Es galt, den Turm zu sichern, defekte Steine auszutauschen und Fugen zu erneuern. Schließlich wurde das Turmkreuz frisch vergoldet.
Aussichtsplattform im Kirchturm auf 76 Metern Höhe
Der 147 Meter hohe Kirchturm wurde nach dem Krieg vor dem Abriss bewahrt. Ob an der Binnenalster oder am Elbverlauf – der Turm des Mahnmals ragt im Stadtbild heraus. Ein gläserner Panoramalift ermöglicht die barrierefreie Auffahrt zur Aussichtsplattform in 76 Meter Höhe. Dort eröffnet sich dem Besucher ein Panoramablick über die Hansestadt, bei dem unter anderem das Rathaus, die Speicherstadt, die Elbphilharmonie, die Handelskammer und die Alster zu sehen sind.
Eines der größten Glockenspiele Deutschlands wurde 1993 in den Turm eingebaut. Dieses Carillon umfasst 51 Glocken. Vom Platz des früheren Kirchenschiffs ist es zu sehen und zu hören. Es erklingt bei kostenlosen Live-Konzerten jeden Donnerstag um 12 Uhr und zu besonderen Terminen. Eine Automatik spielt zum Quartals- und Stundenschlag.
Dauerausstellung im historischen Kellergewölbe der Kirche
In einem Teil des historischen Kellergewölbes der ehemaligen Kirche St. Nikolai befindet sich das Museum. Es ist barrierefrei mit dem Lift erreichbar. Auf 350 Quadratmetern wird die wechselvolle Geschichte des Ortes präsentiert: von den Anfängen als Seefahrerkapelle über den Bau der Kirche St. Nikolai bis zur heutigen Bedeutung der Ruine. Der Schwerpunkt liegt auf dem Sommer 1943, als Hamburg im Zweiten Weltkrieg von der britischen Royal Airforce und den US-amerikanischen Streitkräften bombardiert wurde.
Bei dem Angriff, der unter dem militärischen Namen „Operation Gomorrha“ in die Geschichte einging, wurde auch die Kirche zerstört. Daher ist St. Nikolai ein Mahnmal gegen den Krieg. Was das bedeutet, kann man an diesem Ort sehen und im Museum vertiefen. Die Ausstellung zeigt daher auch, wie es zum Zweiten Weltkrieg kam und wie mit Erlebtem umgegangen wurde. Sie endet mit der unausgesprochenen Frage: Wie wollen wir heute Erinnerung leben – damit aus ihr generations- und länderübergreifend Solidarität mit Menschen in ähnlichen Situationen erwächst
Im Museum finden regelmäßig Veranstaltungen statt - Vorträge, Konzerte, Gedenkveranstaltungen und Sonderausstellungen.
Der Anfang St. Nikolais als Kapelle
Die Kapelle aus dem 12. Jahrhundert konnte bereits 300 Gläubige aufnehmen und wurde dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und Reisenden, gewidmet. Eine erste Erweiterung des Baus fand in den Jahren von 1240 bis 1250 statt und beinhaltete eine Einfassung der Kapelle als Chor und einen Anbau einer dreischiffigen, fast quadratischen Halle von zirka 22 Metern Höhe aus Backstein. Der Kirchenbau wies schlanke Pfeiler, Spitzbögen und großflächige Fenster im Stil der Gotik auf.
Am Ende des 14. Jahrhunderts erfolgte eine zweite Erweiterung, die fortan Platz für 1.500 Menschen vorsah. Im Jahr 1518 erreichte der Turm der Kirche bereits eine Höhe von knapp 135 Metern. Im Juli 1589 wurde dieser durch einen Blitzeinschlag gänzlich zerstört. Nach einem Unwetter in 1644 stürzte auch der Nachfolgeturm ein. Der dritte Turm aus dem Jahr 1657 besaß eine Gesamthöhe von 122 Metern. Drei übereinander gebaute Hauben, eine geschlossene und eine offene Laterne prägten daraufhin für zirka 200 Jahre das Stadtbild.
Großer Brand und der Bau des höchsten Bauwerks der Welt
St. Nikolai fiel am 5. Mai 1842 als erste der Hamburger Kirchen den Flammen des Großen Brandes zum Opfer. Am Morgen des Tages wurde zwar der Hauptgottesdienst noch abgehalten, doch in den Nachmittagsstunden erreichte das Feuer den Kirchturm. Dieser stürzte ein und übertrug die Flammen auf das Kirchenschiff, das vollständig niederbrannte. Nur wenige Kunstwerke konnten zuvor aus dem Gebäude gerettet werden.
Nach dem Großen Brand fasste der Stadtrat den Entschluss, die Ruinen abzutragen und einen neugotischen Neubau zu errichten. Dieser wurde 50 Meter in südöstlicher Richtung vom ursprünglichen Standort versetzt am 24. September 1846 begonnen. Die Kanzel, der Hochaltar und die Orgelempore waren aus weißem Carrara-Marmor und setzten sich somit massiv von dem ansonsten verwendeten gelben Backstein ab. Die Orgel verfügte über 5.808 Pfeifen.
Bei Fertigstellung nach 36 Jahren war die Kirche mit ihrem 147,3 Meter hohen Turm das höchste Bauwerk der Welt. Drei Jahre später überragte die Kathedrale von Rouen den hamburgischen Bau. Gegenwärtig ist der Turm von St. Nikolai – nach dem Fernsehturm – das zweithöchste Gebäude der Hansestadt und der fünfthöchste Kirchenbau der Welt. Die Kirche besaß einen Bestand von 28 Glocken, die am 23. September 1888 erstmalig geläutet wurden. Die Kaiserglocke war die größte und mit 6.372,5 Kilogramm auch die schwerste Glocke. Ihren Namen erhielt sie aufgrund einer Geldspende durch Kaiser Wilhelm I.
Die Luftangriffe der „Operation Gomorrha“, Zerstörung und Neubau in Harvestehude
St. Nikolai wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört. Insbesondere im Sommer 1943, während der „Operation Gomorrha“, wurde das Gebiet rund um St. Nikolai massiv bombardiert, da sich die Alliierten in Bezug auf das Stadtzentrum unter anderem am höchsten Kirchturm Hamburgs orientierten. Die Einschläge der Bombensplitter sind noch heute an den Wänden St. Nikolais zu erkennen. Nach Kriegsende war St. Nikolai nur noch eine Ruine. Lediglich der Kirchturm und einige Außenmauern waren noch erhalten geblieben.
Der Hamburger Senat entschloss sich, die Kirche nicht erneut aufzubauen. Weitere Teile der Ruine wurden im Jahr 1951 abgerissen. Die neue Hauptkirche St. Nikolai wurde 1962 als Neubau in Harvestehude errichtet. Heute steht die ehemalige Hauptkirche St. Nikolai als eindrucksvolle Ruine im Herzen der Stadt und erinnert als Mahnmal an die Ursachen und Folgen von Kriegszerstörungen – damals und heute.